29/8136.

An Antonia Brentano

Da mein Lebenswandel, verehrte Freundin, durch Zufälligkeiten schon so oft bestimmt worden, so hatte ich immer noch eine Art von Hoffnung Sie diesen Sommer zu sehen, die nun verschwindet, da meine Pässe wirklich für Carlsbad ausgefertigt sind.

Auch nicht ohne Veranlassung schreibe ich dießmal; denn vor allem muß ich melden, daß wir nicht so unklug mit dem köstlichen Wein verfahren als mein Dankbrief wohl sollte vermuthen lassen. Der Speisemeister von Cana würde uns höchlich getadelt haben, wenn wir so verschwenderisch damit umgegangen wären. Im Gegentheil ist das Fäßel erst dieser Tage angezapft und ein paar Flaschen mit Kennern auf Ihre Gesundheit ausgetrunken worden.

Ferner muß ich vermelden, daß Sie im ganz eigentlichen Sinne eine entschiedene Eroberung gemacht haben und zwar an unserem Fürsten, welcher mit Lebhaftigkeit Ihrer und Ihrer Kunstbesitzungen wiederholt gedenkt, worin ich denn, wie Sie überzeugt sind, sehr gern einstimme und so manche gute Stunde mit diesem trefflichen Herrn verlebe.

[247] Hieraus entspringt nun wiederum ein Auftrag, zu dem ich noch vor meiner Abreise veranlaßt werde. Sie haben nämlich Ihro Hoheit aufmerksam gemacht auf den Nachlaß eines Handelsmannes, dessen Namen mir gerade nicht einfällt, ob ich den Mann gleich vor einigen Jahren unter seinen Kunstschätzen lebend angetroffen. Nun ist der Fürst nicht abgeneigt, verschiedenes, was er dort gesehen, anzuschaffen, allein weil auch Kupferstiche darunter sind, die man durch einen Mandatarius nicht wohl kaufen kann, indem alles auf Abdruck ankommt, so wollte bey Ihnen anfragen, ob Sie uns nicht irgend einen einsichtigen und zuverlässigen Mann anzeigen könnten, durch den wir das Geschäft einleiten und führen möchten. Denn es entsteht gar mancherley Fragen, welche vorläufig zu beantworten wären.

Ob man einen detaillirten Catalog der Kunstwerke zu erwarten hätte, auf welche Weise sie verkauft werden sollten, ob durch Auction oder sonst aus der Hand?

Ferner um welche Zeit der Verkauf vor sich gehen könnte, und was dergleichen mehr ist. Es ist Ihnen gewiß ein zuverlässiger Mann bekannt dem man einen solchen Auftrag gäbe, und welcher für die Gebühr das Geschäft besorgte. Geben Sie mir einige Nachricht hierüber nach Carlsbad, so trifft mich der Brief daselbst bis Ende August, bringt mir sogleich erwünschte Nachricht von Ihrem Befinden, und beruhigt [248] mich über ein Geschäft das mir einige Sorge macht.

Mit tausend Wünschen und Grüßen!

anhänglichst

Weimar den 20. Juli 1818.

Goethe.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1818. An Antonia Brentano. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6B8D-4