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An Christiane von Goethe

Nichts könnte mir angenehmer zu hören seyn, als daß du dich wohlbefindest und dich nach und nach [230] erholst, aber eben deswegen wünsche ich, daß du dich einrichtest noch einige Zeit drüben zu bleiben. Meinen Katharr muß ich abwarten, dabey kann mir niemand helfen, aber wer gegenwärtig seyn muß, dem wird grade ein solches übel lästig und langweilig. Ich führe mein Leben wie immer durch, es geschieht alle Tage etwas. August macht seine Sachen ganz ordentlich, Meyer und Riemer kommen meistens die Abende.

Da du nun drüben gute Unterhaltung hast, und nach dem stürmischen Wetter der letzten Tage guter Zeit entgegen sieht, so seh ich nicht ein, warum du den Ort verändern willst. Richte dich ein, daß du den Montag nach Palmarum wieder hier bist, da läßt sich mancherley vorarbeiten und verabreden, ehe die Höchsten Herrschaften kommen. Das wird wieder einen gewaltigen Sturm geben, möge er der letzte dieser Art seyn.

Rath Völkel wird heute erwartet, von der Ankunft der Hoheit weiß man noch nichts Gewisses. Durchl. Herzog sind auf den 29. huj. angekündigt.

Nun habe ich auch einen Brief von dem Graf Brühl als Königl. Theater-Intendanten, worin er mir meldet, daß Epimenides zur Feyer des Jahrestags der Einnahme von Paris gegeben werden solle. Ich habe ihm zu diesem Zweck noch einiges hinzureimen müssen, und so kommt denn dieses langbearbeitete und verschobene Werk auch endlich zu Stande.

[231] Beyliegenden Brief gieb Lenzen mit meinem Dank zurück. Dieser Biedermann findet doch noch immer Gelegenheit sich einen Spaß zu machen. Die Proserpina gieb Knebeln: es ist zwar immer noch die alte, die er kennt, und die neue Musik nicht überliefern.

An Voigt schreibe ich ein Blättchen, das du ihm übergeben wirst. Sonst wüßte ich nicht viel zu sagen bey dem einfachen Lebenslauf den wir führen. Der Orient giebt noch immer die meiste Beschäftigung.

Und somit lebe wohl, grüße Madame Kirsch und alle Freunde, vor allen Dingen aber für Erheitrung und Erneurung alter angenehmer Bilder. Danke Herrn Hofrath Stark für seine umständliche und guten Relation. Und so nochmals das beste Lebewohl!

Herzlich theilnehmend und das Beste wünschend

Weimar d. 11. März 1815.

G.

Auch ist das Nothwendigste nicht vergessen.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1815. An Christiane von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6C70-9