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An die Herzogin Amalia

Wie viel Freude mir Ew. Durchl. durch die übersendeten Pasten gemacht haben kann ich nicht ausdrücken, alles was von dorther kommt giebt dem Leben einen neuen Reiz, ich dancke auf das Beste und wünsche dagegen ungestörten Genuß so vieles Guten das Sie jetzt umgiebt.

[141] Der Abdruck des Steins, den Ew. Durchl. besitzen, hat mich in Verwunderung gesetzt, wenn ich meinen Augen trauen darf, so ist es ein wahres kostbares Original. Wir sind hier fleißig indem Sie genießen. Ich erwarte Herrn Lips und wir wollen manches arbeiten um Ew. Durchl. dereinst etwas angenehmes vorlegen zu können. Tasso ist fertig und wird gedruckt, wahrscheinlich erhalten Ew. Durchl. noch das Exemplar in Italien, ich werde gleich eins an Mad. Angelica abschicken.

Herder ist wohl und vergnügt angelangt. Ich hoffe wir werden ihn behalten und der Herzog wird alles thun ihm eine angenehme Situation zu verschaffen. Was eines seiner Kinder betrifft, so habe ich scheint es zu viel zu gebeten, denn eine Kleinigkeit würden mir Ew. Durchl wohl zu Beruhigung eines der verdientesten Männer und Ihnen wahrhaft attachirten Dieners nicht abgeschlagen haben. Verzeihen Sie also daß ich noch einmal bittend erscheine.

Wollten Sie nur jährlich 100 biß 150 rh. für ein Kind, etwa für Adelberten biß zu dessen Majorennität aussetzen, so würde es mit dem aufrichtigsten Danck erkannt werde. Es ist für Ew. Durchl. eine wahre Kleinigkeit und da der Herzog und die Herzoginn ein Gleiches thun, bedeutet es in der großen Familie schon etwas. Lassen mich Ew. Durchl. mit diesem Anliegen nicht unerhört.

Was das Vermächtniß betrifft, so abstrahire ich[142] vorerst davon, biß Ew. Durchl. zurückkommen und sollten Sie es nicht thunlich finden, so will ich selbst dereinst von meinem geringen Nachlasse dem Kinde etwas bestimmen.

Erhalte ein gutes Geschick Ew. Durchl. in einem dauerhaften Genuß. In einigen Tagen gehe ich mit dem Erbprinzen zu dem Herzoge nach Wilhelmsthal. Dort wollen wir in den Thüringischen Wäldern gute Stunden finden, indeß Sie am Rande des unvergleichbaren Meeres freylich eines andern Schauspiels genießen. Leben Sie wohl und vergessen uns nicht ganz.

W. d. 22. Jul. 89.

G.


Ew. Durchl. haben eine Sammlung sächsischer Mineralien befohlen, sie wird mit Sorgfalt gemacht und ich erwarte Befehl wohin sie abgehn soll.

Brächten Ew. Durchl. einige Sizilianische Münzen mit, so würden Sie unser Kunststudium sehr befördern.

G.


Inliegendes wird Einsiedel den ich bestens grüße, oder das Fräulein der ich mich schönstens empfehle einsiegeln an Herrn Georg Hackert kouvertiren und gelegentlich nach dem Pallast Francaville spediren.

G. [143]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1789. An die Herzogin Amalia. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6D94-2