6/2039c.

An Johann Heinrich Merck

[Concept.]

[Anfang 1785.]

Ich habe dir neulich vergeßen die Frage wegen der zweydeutigen Sutur am Elephanten Schädel zu beantworten.

Ich vermuthe, daß du die Zeichnungen noch bey dir hast, deswegen will ich mich darauf beziehen, und erlaube die zum voraus von allem was du daran merkwürdiges finden magst, nach belieben Gebrauch zu machen.

Mit dem zweifelhaften Flecke verhält es sich also:

Nimm das Blatt vor dich, welches den Schädel von vorne vorstellt, und du wirst auf deiner linken Hand an der rechten Seite des Kopfes gleich neben dem Foramine infraorbitali, einen kleinen besondern Knochen sehen, welcher zu der obern Kinnlade gerechnet werden muß. Es zeigte sich derselbe, völlig so wie er im Profil gezeichnet ist, nur mit dem Unterschiede, daß meine Profilzeichnung die linke Seite des Kopfes vorstellt, wo in der Natur diese Theile schon zusammengewachsen waren. Ich ließ also der Bequemlichkeit wegen die Abweichung der rechten Seite hier her überzeichnen. Eben so verhielt es sich mit der Sutur, über die du dich mit Recht verwunderst. Leider habe ich, da der Kopf noch gegenwärtig war, nicht Zeit gehabt eine Beschreibung selbst zu entwerfen und [23] das Gedächtniß ist in solchen Dingen nie ganz zuverläßig. Du wirst also, wenn du in Cassel jemanden hast, durch den du etwas zeichnen lassen kannst, am besten thun, wenn du dir die rechte Profil Seite noch einmal zeichnen läßt; es ist auf alle Fälle der Mühe werth.

Folgendes aus meiner Erinnerung.

Beyliegendes Blättchen zeigt die Stelle von unten und von der Seite.

a) ist das Os intermaxillare
b) das merkwürdige einzelne Knöchelchen
c) eine Sutur die ein Stück der Kinnlade von den übrigen absonderte
d) das abgesonderte Stück
e) der Ausgang des Foraminis infraorbitalis.
f) vermuthlich noch ein aparter Knochen der obern Kinnlade,

welcher durch eine Sutur ohngefähr in der Linie der rothen Puncte von dem Knochen d) getrennt ist. Ich beziehe mich hier wieder auf das was ich von der Theilbarkeit der Knochen in meinem vorigen gesagt habe und würde, wenn ich so glücklich wäre den Schädel eines Elephanten foetus zu besitzen, noch weit mehr darüber sagen können. So viel unterdessen vorläufig; wenn du dein Manuscript über den Elephanten Schädel mir zu schicken willst, so kann ich alsdann meine unvorgreiflichen Meynungen darüber gleichfalls und gerne eröffnen.


[24] Wenn ich erst weiß was du über die Backenzähne denkst, so kann ich dir auch mit einigen Ideen aufwarten, die dir vielleicht brauchbar sind.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1784. An Johann Heinrich Merck. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6EDB-D