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An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius

[Concept.]

Der liebe Sohn Heinrich wird von uns und unseren Zuständen mehr und sicherer vermelden als wir selbst könnten, er scheint mit einigem Behagen bey uns verweilt zu haben, wir vermissen ihn ungern. Was er aber auch referire, so wird er hinzufügen, daß wir uns endlich auch einmal Ihrer Gegenwart zu erfreuen wünschten; Zelters Hierseyn hat diesen Wunsch noch lebhafter angeregt, er hat mir eine Hausgenossin entführt, welcher Sie und die Ihrigen schon gewogen sind und die allen schönstens empfohlen bleiben möge.

Noch eben zur rechten Zeit um seinen Königsberger Freund zu begrüßen, ist Doctor Hagen angekommen, ich habe diesen jungen Mann so innig gegründet und so redlich strebend gefunden, wie sein Gedicht erwarten ließ. Indessen ist es sehr schwer, einem solchen entschiedenen Talente auf irgend eine Weise zu nutzen. Die angeborne Fähigkeit sieht sich im Weiten um, sie sucht sich selbst Aufgaben, deren Lösung man ihr überlassen muß, wenn man auch das Unternehmen nicht billigen könnte. Auf alle Fälle können wir uns beruhigen, da der Aufenthalt in Göttingen sei nen historischen Bestreben gewiß förderlich seyn wird. Was die Reise nach Italien [186] auf ihn wirken kann, ist nicht zu berechnen; ich veranlasse ihn, mir von Zeit zu Zeit von seinen Zuständen Nachricht zu geben, aus eigner Neigung und in herzlichem Betrachten des Antheils, den Sie an ihm nehmen.

Überhaupt finde ich ihn zu einem geselligen Betragen schon hinlänglich gebildet, und wird ihm sein Benehmen, das einem jungen Gelehrten gar wohl geziemt, zuerst in Göttingen sehr zu statten kommen. Es fehlt ihm zwar nicht an Empfehlungsschreiben, ich will aber doch an meinen Freund Sartorius seinethalben ein zutrauliches Wort vermelden.

Weimar den 25. November 1821.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1821. An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-6F51-4