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An Friedrich Schiller

Die erste Abschrift der Xenien ist endlich fertig geworden und ich schicke sie sogleich um so mehr, da ich vor dem 14ten dieses nicht nach Jena kommen kann. Sie sehen zusammen schon ganz lustig aus, nur wird es ganz gut seyn, wenn wieder einmal eine poetische Ader durch die Sammlung durchfließt, meine[18] letzten sind, wie Sie finden werden, ganz prosaisch, welches, da ihnen keine Anschauung zum Grunde liegt, bey meiner Art wohl nicht anders seyn kann.

Vielleicht schicke ich Ihnen das siebente Buch meines Romans in kurzer Zeit, ich arbeite es jetzt nur aus dem Gusse des Dictirens ins Reine. Was weiter daran zu thun ist wird sich finden, wenn das achte Buch eben so weit ist und wir das ganze recht lebhaft und ernsthaft durchgesprochen haben.

Ich habe diese Tage das Werk des Cellini über das mechanische verschiedener Künste von Göttingen erhalten. Es ist trefflich geschrieben und sowohl die Vorrede als das Werk selbst giebt über den wunderbaren Mann schöne Aufschlüsse. Ich habe mich daher gleich wieder an sein Leben gemacht, allein die Schwierigkeiten der Behandlung bleiben immer die selben. Ich will nur anfangen einige interessante Stellen zu übersetzen und erwarten was sich weiter macht. An einem Leben ist ohnedem weiter nichts, nach meiner realistischen Vorstellungsart, als das Detail, besonders nun gar bey einem Particulier, wo keine Resultate zu denken sind, deren Weite und Breite uns allenfalls imponiren könnten, und bey einem Künstler, dessen Werke, die bleibenden Wirkungen seines Daseyns, nicht vor unsern Augen stehen. Vielleicht bringe ich noch, ehe ich zu Ihnen komme, ein hübsches Pensum zusammen, und es wird sich alsdenn näher ergeben was zu thun ist.

[19] Wie kommt es, daß das neue Stück der Horen so lange außen bleibt?

Die erste Repräsentation der neuen Oper ist glücklich vorbey und wir haben den Beyfall der Masse; sie nimmt sich auch wirklich zusammen recht artig aus. Die Musik ist nicht tief, aber angenehm, die Kleider und Decorationen thaten gute Wirkung. Ich werde Ihnen ehestertags das Buch schicken, damit Sie doch sehen was das deutsche Theater für einen wunderlichen und erzdeutschen Sang nimmt. Leben Sie recht wohl, und grüßen Ihre liebe Frau, ich hoffe bald aus meiner, für den stärcksten Realisten zu starcken, Lebensart zu Ihnen in den Hafen zu gelangen.

W. d. 4. Febr. 96.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1796. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-722F-E