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An den Landgerichtsdirector Klee

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

bey Ihrer Durchreise mir zugedachten Besuch nicht angenommen, auch auf Dero vertrauliche Zuschrift nicht geantwortet zu haben bedauerte gar sehr. Entschuldigen möge mit ein, zwar nicht gefährliches, aber heftig unbequemes Übel, das mich in jenen Tagen befallen hatte; nun aber benutze ich die ersten brauchbaren Stunden, Dero Anfragen nach bester Einsicht zu erwidern.

Überlegen Sie beykommendes Blatt mit Ihren werthen Stadtgenossen und geben mir von den weiteren Fortschritten des Geschäftes, zu dessen fernerer theilnehmenden Förderung ich mich zugleich freundlichst erboten haben will, zu Zeiten einige Nachricht.

Weimar [17.] Juni 1826.


[61] [Beilage.]

Vorschläge

zur Einleitung und Führung des Geschäftes, ein Denkmal dem berühmten Winckelmann in seiner Vaterstadt Stendal zu errichten.

1) Die dortigen Geschäftsmänner und Einflußreichsten der Bürgerschaft bilden einen Verein und bereden unter sich, welche Art von Denkmal für ihre Zustände am angemessensten seyn möchte. Ein Medaillon mit allegorischer Umgebung, eine Büste, eine Statue.

2) Sie überlegen sich, ob sie solches Monument in einer Kirche, Bibliothek oder Museum ausftellen möchten, oder vielleicht auf einem Stadtplatze oder einem freyen Lustplatze, wie man ihn nun den Andächtigen, den Geselligen, den frey sich Ergötzenden vor Augen bringen wollte.

3) Ist dieses geschehen, so wenden Sie sich an den Herrn Königlichen Hofbildhauer Rauch in Berlin und ersuchen denselben, mit Einwirkung des Herrn Geh. Ober-Baurath Schinkel Ihre Angelegenheit zu überdenken und Ihnen deshalb Zeichnung, Anschlag und guten Rath mitzutheilen. Herr Professor Rauch ist durch mich in diesen Tagen, bey seiner Durchreise mit der Sache bekannt geworden und erbietet freundlichste Theilnahme.

4) Wäre zu wünschen, daß die Unternehmung erst in Stadt und Provinz Grund faßte, und daß eine [62] Unterzeichnung aus Privat-, vielleicht auch, mit Vergünstigung der Regierung, aus öffentlichen Mitteln den ersten Fond sicherte. Hierauf würde denn nach und nach der an sich schon vielvermögende Preußische Staat, sodann aber das Ausland aufzufordern seyn. Hiezu würde denn eine lithographirte Zeichnung des Vorschlags behufig werden.

In der gegenwärtigen Zeit, wo das große Publicum von manchen Seiten stark in Anspruch genommen wird, wäre nicht [zu] rathen mit der Aufforderung gleich in's Breite zu gehen; kann man in der Folge darthun, daß schon ein Grund gelegt, ein Anfang gemacht ist, so ergibt sich wohl eine zufällige glückliche Einwirkung, und das Interesse nährt sich wie ein Schneeball.

Herr Professor Rauch hegt mit mir gleiche Überzeugung und wir wünschen, daß es auch die Ihrige seyn möge.

Übrigens sind noch verschiedene Mittel in meinen Händen, die Porträtähnlichkeit des höchst verdienten Mannes befördern zu helfen.

Eine fortdauernde Theilnahme mir zur angenehmen Pflicht rechnend.

Weimar [17.] Juni 1826.

[63]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1826. An den Landgerichtsdirector Klee. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-76F0-9