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An Charlotte von Stein

[Mitte September]
Von mehr als einer Seite verwaist,
Klag ich um deinen Abschied hier
Nicht allein meine Liebe verreist
Meine Tugend verreist mit dir.
Denn ach bald wird in dumpfes Unbehagen
Die schönste Stimmung umgewandt,
Die Leidenschafft heist mich an frischen Tagen
Nach dem und ienem Gute iagen,
Und denck ich es recht sicher heim zu tragen,
Spielt mir's der Leichtsinn aus der Hand.
Bald reitzt mich die Gefahr ein Abenteur zu wagen,
Ich stürze mich hinein und halte mutig Stand,
Doch seitwärts fährt die Lust auf ihrem Taubenwagen,
Die Luft wird balsamreich mein Herz geräth in Brand;
Mein Schutzgeist eil es ihr zu sagen
Durchstreiche schnell das ferne Land.
Sie soll nicht schelten soll den Freund beklagen.
Und bitte sie zu Lindrung meiner Plagen
Um das geheimnißvolle Band.

Sie trägts und offt hat mir's ihr Blick versprochen.
G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1782. An Charlotte von Stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-76F4-1