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An Christian Gottlob Voigt

Ew. Excellenz

übersende sogleich den letzten Brief vom Professor Voigt. Nichts ist natürlicher als sein Wunsch seinen dortigen Aufenthalt verlängert zu sehen. Bey seinen schönen und ausgebreiteten Kenntnissen konnten ihm die paar ersten Monate nur einen Vorschmack geben was dort für ihn zu gewinnen sey. Sein Verhältniß in Absicht aufs Oeconomicum steht folgendermaßen.

Ihm sind zu dieser Reise unter gewissen Bedingungen 400 Thaler zugestanden worden. 60 davon wurden ihm in Jena zur Reise ausgezahlt. 340 sind ihm durch Ew. Excellenz in Paris angewiesen. Diese möchten in Livres etwa 930 betragen. 3 bis 400 auf den Monat gerechnet würde also, da er den 1. September in Paris angekommen, mit dem November seine Baarschaft alle seyn.

Ich bin selbst überzeugt, daß von gedachtem Termin an, ein drey- viermonatlicher Aufenthalt in Paris ihm einen entschiedenen Vortheil gewähren würde, der da sich Serenissimus für das botanische Fach selbst thätig interessiren, gewiß in jeder Rücksicht, auch der eigene Vortheil hiesiger Anlagen seyn würde.

Wollten Serenissimus ihm noch 4 bis 500 Thaler[125] anweisen lassen, so konnten wir die Zahlung dieser Summe aus dem Vorrath unserer Museums Casse noch wohl decken, der freylich dadurch völlig aufgezehrt würde. Eigentlich hatten wir ihn zu irgend einer bedeutenden Acquisition zusammengescharrt; die Ausbildung eines vorzüglichen jungen Mannes, dessen man so sicher zu seyn Ursache hat, ist aber doch wohl auch eine Acquisition.

Was die Rückzahlung betrifft, so würde sie ihm freylich nicht angekommen werden können, weil in solchen Fällen Rückreise und Rückkunft noch manche unvorhergesehene Lasten nach sich ziehen; und Durchlaucht der Herzog gedächten ja wohl unser einmal bey irgend einer eingehenden Pension, die Sie an uns überwiesen und welche wir gewiß, wie das bisherige, nützlich anwenden und sorgfältig zusammenhalten wollten.

So wenig ich Ursache habe an der Dankbarkeit des jungen Voigts zu zweifeln, und sich nicht erwarten läßt, daß in gegenwärtigen, den Akademien keineswegs günstigen Zeiten, er sich nach einer andern Lage umsehen werde: so halte ich doch dafür, daß man eines Engagements für eine bedeutende Zeit gegen ihn erwähne und ihm diese Gelder keineswegs als Geschenk, sondern als Vorschuß, worüber man sich künftig zu arrangiren gedenke, zugestehe.

Würde Vorstehendes gebilligt, so wollte ich, in diesem Sinn, einen Brief an Professor Voigt aufsetzen, [126] den Ew. Excellenz mit zu unterschreiben und weiter zu befördern die Güte hätten.

Mich bestens empfehlend

Weimar den 2. November 1809.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1809. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7816-5