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An Carl Friedrich Moritz PaulGraf von Brühl

Ihr werthestes Schreiben, theuerster Herr und Freund, hätte mich beynahe erschreckt; es fand mich zwischen mehreren, durch's Frühjahr aufgeschlossenen Mineralien-Schränken, eben in Betrachtung von Pflanzenresten der Urwelt; von da ist denn freylich, als aus der düstersten Kohlenregion, ein weiter [212] kühner Schritt bis zu dem Berliner Prachtgebäude und allem, was man daselbst leistet und erwartet.

Weil man sich aber in solchen bedenklich überraschenden Fällen, zu Ermuthigung und Stärkung, mit wichtigen Personen der Vorzeit zu vergleichen pflegt, so dachte ich allsobald an Cincinnatus, welcher, aufgerufen, ohne Zaudern vom ländlichen Herde sich wieder in das Welt- und Kriegsgetümmel hinauswagte.

Die Ehre und Freude, die Sie mir erweisen, läßt mich keine verneinende Antwort finden; ich habe die Sache sogleich überdacht, und Sie erhalten nächstens was bey mir entstehen wollte. Da bey Ihrem Theater alles möglich ist, so werden Sie mir einige nicht allzukühne Forderungen verzeihen. Grüßen Sie Madame Stich zum allerschönsten; das Gute, was ich von ihr höre und denke, verlangt, daß ich etwas angebe ihrer Ausführung würdig.

Mehr sag ich dießmal nicht. Jedoch sende nächstens die Übersicht des Ganzen und den Anfang der Ausführung. Das fortdauernde Vertrauen dankbar anerkennend, mich zu fernerer freundlicher Mitwirkung schönstens empfehlend.

treulichst

Weimar den 30. April 1821.

J. W. v. Goethe. [213]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1821. An Carl Friedrich Moritz PaulGraf von Brühl. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7A8C-D