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An Charlotte von Stein

d. 23. Aug. Die erste schrifftliche gute Nacht, nach dem ersten leider ohne dich verlebten Tage. Um 9 und 10 begrüst ich den Mond, mit dem Herzog auf dem Platze herumgehend.

Wie viele Gedancken an dich kehrten wieder zu mir zurück, wie vieles musst ich verschweigen was ich nur dir sagen kann.

Dem fürstlichen Ehpaare laß ich Wilhelms IItes Buch unter dem Zelte vor, und es ward gut aufgenommen, ich eile damit fertig zu werden eh du zurückommst.

Das an Lavatern geschickte Portrait ist Villoisons, ich habe ihm sein Elogium in's französche übersetzt.

Was ich dir auch schreibe, will die Feder immer nur sagen: ich liebe! ich liebe!

Wie verlang ich deine Hand zu sehen!

Gute Nacht. Ich kann heute nicht schwätzen und würde dir wenn ich meinem Herzen folgte dir wie die Herzoginn Mazarin ihrer Freundinn einen ganzen Brief voller Kreutze schicken.

Morgen steh ich Gevatter bey Schnaus, dem ein Sohn gebohren worden.


d. 24ten Aug.

Wie die Mädgen dieses Briefes Boten worden, mögen sie dir selbst erzählen, es hat die Lust von einem ganzen Abend gemacht.

[43] Gerne wäre ich mit gegangen und sie baten mich gar schöne darum. Der Prinz August ist erst gekommen und ich mag da nicht aufbrechen.

Wie du mir fehlst mag ich dir nicht sagen. Heute war viel Welt bey mir. Die Herzoginn war ganz allerliebst, laß dir es die Affen erzählen, die Gräfinn Bernstorff war auch da, blieb nicht zu Tische. Die Oberhofmeisterinn habe ich auch eingeladen, sie lies durch die Wöllwoarth eine Entschuldigung machen.

Mitkommede Pfirschen hab ich für dich erbettelt und erbeutet.

Das neue Kegelspiel that gute Würckung.

Du weist doch l. Lotte wie ich dich liebe.

Dancke für dein Zettelgen.

Gute Nacht! Meine Gedancken verlassen dich nicht. Lebe tausendmal wohl.

Grüse Stein und die Kinder.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1782. An Charlotte von Stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-7FC8-A