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An August Wilhelm Schlegel

Das Lustspiel, welches Sie mir vor einiger Zeit gesendet, hätte ich gerne auf das Theater gebracht, um die Wirkung davon zu erfahren; allein ich konnte die zwei Frauenzimmer, welche in Mannskleidern erscheinen müssen, nicht so austheilen, daß ich gegründete Hoffnung des Gelingens hätte fassen können. Will der Verfasser es auf andern Theatern versuchen, so wüßte ich nichts dagegen zu erinnern.

Denn es steht überhaupt mit den Concurrenzstücken wunderlich. Es sind dreyzehen angekommen, davon keines aufzuführen war, ob man gleich einigen manches Verdienst zusprechen mußte.

Uns haben diese Erscheinungen Vergnügen und Belehrung gegeben, wollte man aber öffentlich darüber sprechen; so wäre mehr Zeitaufwand nöthig, als das Resultat werth seyn könnte. Vielleicht spreche ich einmal, im Vorbeygehen, bey anderer Gelegenheit, davon.

Der gute Tieck, dessen Zustand ich bedaure, setzt mich, durch sein Außenbleiben, in nicht geringe Verlegenheit.

[87] Sagen Sie ihm dieß und wiederholen Sie meinen Wunsch, daß er sich bald auf den Weg machen möge. Es ist ihm erinnerlich daß ich ihn ältern Concurrenten vorgezogen und es ist leicht möglich daß, bey Rückkunft Durchl. des Herzogs, welcher, nach einer ausdrücklichen Äußerung bey seiner Abreise, Herrn Tieck schon in völliger Arbeit zu finden glaubt, jene Verhältnisse, auf eine für mich sehr unangenehme Weise, zur Sprache kommen könnten. Ja es bleibt mir nichts übrig als noch eine kurze Zeit abzuwarten und alsdann Herrn Tieck einen peremtorischen Termin zu setzen, welches ich nicht gern thue, doch aber auch die Verantwortung einer solchen Zögerung nicht auf mich nehmen kann.

Leben Sie recht wohl und thätig und gedenken mein.

Jena am 13. May 1802.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1802. An August Wilhelm Schlegel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-84BE-0