6/1977.

An Samuel Thomas von Sömmering

Ew. Wohlgeb. Brief vom 31. August finde ich erst gegenwärtig bei meiner Rückkunft von einer kleinen Reise und verfehle nicht sogleich darauf zu antworten.

Ich wünsche Ihnen zu der Veränderung Ihres Aufenthaltes Glück, ob ich Sie gleich ungern aus der Nachbarschaft verliere, und also noch weniger hoffen kann Sie manchmal wieder zu sehen. Doch in einer jeden Entfernung bleiben diejenigen verbunden, welche für die Wissenschaften eine wahre Anhänglichkeit haben, und ich kann hoffen, daß Sie auch an den schönen Ufern des Rheins gern meiner gedenken werden.

Der Elephantenschädel ist von vorn und von der Seite gezeichnet; die untere und hintere Seiten sollen nach Ihrem Verlangen sogleich vorgenommen werden, [356] und ich will ihn sodann nicht weiter aufhalten.

Finde ich einen Durchschnitt noch sehr unterrichtend und ich habe Zeit mich damit zu beschäftigen, so bediene ich mich der mir gegebenen Freiheit. Haben Sie nur die Güte mir zu schreiben, um welche Zeit Sie von Cassel abgehn.

Wollten Sie mir von denen verzeichneten Köpfen die Güte haben folgende zu schicken, so würden Sie mir viel Vergnügen machen.

Wilde Katze, Löwe, junger Bär, Incognitum, Ameisenbär, Kameel, Dromedar, Seelöwe.

Von Mercken habe ich nach seiner Wiedergenesung einen langen Brief, wo er mir alle holländische Cabinete recensirt, über alles aber sein Glück preist mit Campern bekannt geworden zu sein. Wenn es mir einigermaßen möglich ist, eine Excursion nach Klein Lanckum zu machen, so werde ich es gewiß thun. Um den Coiter zu haben hatte ich Herrn Hofrat Loder als er in England war schon Commission gegeben, so ich konnte ihn aber nicht erhalten. Ich wünschte das holländische Werkchen von Campern zu sehen, ich wollte mich allenfalls durch die wunderliche Sprache durchfinden. Sobald die Zeichnungen fertig sind und ich einigermaßen Zeit habe, werden Sie mehr von mir hören. Ich wünsche indessen wohl und vergnügt zu leben.

Weimar den 16. Sept. 1784.

Goethe. [357]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1784. An Samuel Thomas von Sömmering. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-877E-8