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An Wilhelm von Humboldt

Zaudern darf ich nicht, verehrten Freund, für die liebwerthe Sendung zu danken; sie hat mir und dem wackern Riemer große Freude gemacht; mußten wir doch Ihr treffliches Heft übereinstimmend finden mit unserer Überzeugung, frisch aufklärend und weiter deutend, alles anregend was dem Sprechenden, das heißt; dem verständig vernünftigen Menschen nur Bedeutendes im Innern angehören mag und was sollte nicht noch alles davon zu rühmen seyn. Lassen Sie mich nur noch Folgendes herausheben; indem Sie die Sprache als Hülfsmittel gar trefflich anpreisen, geben Sie uns ferner zu bedenken, daß die Sprache, wenn sie auf einen gewissen Punct gelangt, unveränderlich sey und von ihren anerkannten Mängeln nicht befreyt werden könne; demohngeachtet aber in und aus sich selbst alles Menschliche, vom Tiefsten bis zum Höchsten, aussprechen, ausdrücken, bestimmen und erweitern könne und müsse.

Hiedurch haben Sie mir, mein Theuerster, einen Spiegel vorgehalten, worin ich am Ende meiner Laufbahn erkennen kann, was ich als Dichter und Schriftsteller geleistet habe und was ich hätte leisten sollen.

Hier sey geschlossen, damit wir uns nicht in die Fluth wagen, die uns zu verschlingen droht. Bleiben Sie meiner aufrichtigsten Anhänglichkeit versichert[213] und erhalten mir zugleich mit Ihrer Frau Gemahlin ein stetiges Andenken.

treulichst

Weimar den 24. December 1821.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1821. An Wilhelm von Humboldt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-878C-6