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An Friedrich Schiller

Den Hofkammerrath, der morgen früh abreist, kann ich nicht ohne ein Wort an Sie gehen lassen. Erzählen mag er Ihnen umständlich wie die Eröffnung abgelaufen. Das Wetter begünstigte uns und das Vorspiel hat Glück gemacht. Der Schluß, ob er gleich besser seyn könnte, ist mir doch verhältnißmäßig zu dem Drang der Umstände, in welchen ich fertig werden mußte, leidlich gelungen. Hätte ich alles voraussehen können so hätte ich Ihnen keine Ruhe gelassen, bis Sie mir das letzte Motiv ausgearbeitet hätten. Nun mags denn so hingehen.

Mit Wolf habe ich heute schon angefangen das Büchlein von den Farben durchzulesen und dadurch schon großen Vortheil und Sicherheit zur Ausarbeitung des Ganzen erlangt und ich erwarte noch manches schöne Resultat von unsern Conferenzen. Nächstens mehr, wenn die Stunden ruhiger werden.

Die ganze jugendliche Welt wünscht und hofft Sie zu sehen. Doch gestehe ich aufrichtig daß ich keinen rechten Muth habe Sie einzuladen. Seitdem ich kein eigentlich Geschäft mehr habe, weiß ich schon nicht recht was ich anfangen soll.

Sie werden einen Schlüssel zu meinem Garten und Gartenhaus erhalten, machen Sie sich den Aufenthalt einigermaßen leidlich und genießen der [95] Ruhe die in dem Thale herrscht. Vermuthlich werde ich mich bald nach Weimar zurückziehen, denn ein sonderlich Heil ist für uns nicht in der äußern Welt zu suchen, wo man überall nur gestückelt antrifft was man schon ganz besitzt. Auf die Anschauung des Hällischen Zustandes will ich auch einige Tage wenden. Leben Sie recht wohl und gedenken mein. Ich wünsche zu hören daß Ihnen gelungen ist etwas zu arbeiten.

Lauchstädt am 28. Juni 1802.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1802. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8880-5