25/7008.

An Jakob Wilhelm Christian Roux

Ew. Wohlgeboren

danke zum schönsten, daß Sie mich so freundlich an das Jena Besprochene erinnern; ich gebe hierüber folgende vorläufige Auskunft: so eben bin ich beschäftigt, die Papiere, welche sich auf meine italiänische Reise beziehen, zu sichten und zu redigiren. Hierbey sey ich nun freylich, daß dieser wörtlichen Darstellung sehr zum Vortheil gereichen müßte, wenn, aus meinen eignen Skizzen sowohl, als denen der Freunde und Kunstgenossen, was bedeutend ist und erläutern könnte, in Kupfer gestochen, dem Werklein beygefügt würde. Es sollte mir angenehm seyn wenn Ew. Wohlgeb. diese Arbeit übernehmen wollten, da alle die dazu erforderlichen Eigenschaften sich bey Ihnen gar glücklich verbinden.

In gedachter Rücksicht aber wird es nöthig seyn, daß man eine strenge Auswahl treffe, damit ein Unternehmen, welches ohnehin weitaussehend ist, innerhalb seiner Gränzen bleibe.

Ich gestehe, daß ich darüber schon seit einiger Zeit mit meinem vieljährigen Freunde und damaligen[181] Kunstgefährten, zu Rathe gegangen, wie die Sache anzustellen sey, damit vergebliche Mühe und Kosten entfernt werden. Vor allen Dingen wäre ein Format festzusetzen, daß alle Platten von einer Größe würden. Klein Folio wäre hierzu das Schicklichste; man könnte alsdann, wenn der Gegenstand Reichthum und Werth genug hat, Ein Bild, es sey nun stehend oder liegend darauf bringen oder den Raum in die Länge und Quere, nach Belieben eintheilen.

Brächte man mehr Bilder auf eine Platte, so müßte man solche Gegenstände wählen, welche der Zeit, der Nachbarschaft oder dem Interesse nach zusammengehören. Sodann würde man nach Maaßgabe des darzustellenden Gegenstandes, bald bloße Umrisse, bald mehr und weniger ausgeführte Blätter, vielleicht auch, wie es sich schicken will, Aquatinta anbringen, und so dem Charakter dieser Sammlung am nächsten kommen und den Zweck auch am schnellsten erreichen. Geht man nun so zu Werke, daß diese Abbildungen sich auf Buch, Buch sich auf sie bezieht, so ist höchst wahrscheinlich, daß der Verleger des Werkes auch den Verlag der Kupferplatten übernähme, die man für einen billigen Preis überlassen könnte, und dabey der Mühe und Gefahr eines Selbstverschleißes überhoben wäre. Da aber die Einleitung sowohl als auch die Ausführung dieser Sache, auf das planmäßigste zu ordnen ist, und meine öftern Abwesenheiten von Weimar Irrungen oder Stockungen [182] er zeugen könnten, so wird Herr Hofrath Meyer so lange ich gegenwärtig bin mitwirken, und wenn ich mich entfernen sollte meine Stelle mit Rath und That versehen. Sobald es mit Vorarbeit und Überlegung weiter gediehen, so hoffe das Vergnügen zu haben, in Weimar oder Jena, mich mündlich mit Ew Wohlgeb. davon zu unterhalten.

Der ich recht wohl zu leben wünsche, mich geneigtem Andenken empfehle

ergebenst

Weimar den 29. Januar 1815.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1815. An Jakob Wilhelm Christian Roux. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8B3C-5