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An Christian Gottlob Voigt

Beiliegendes habe ich ostensibel geschrieben, damit es nebst meinem schematischen Protokolle vorgezeigt werden kann. Führen Sie immer unsere Herrn Deputirten in die Sache hinein; denn sie sieht sehr weitschichtig und zweifelhaft aus. Die Muthmaßung wegen des zweiten Bruchs ist das allerschlimmste.

Das, was nunmehr zu thun sein möchte, will ich auf alle Weise discutiren und einschicken, und nicht eher abgehen, als bis alles nach unserer besten Überzeugung gegangen ist.

Der gute Türk ist unvermuthet gestorben; sein Tod hat Herrn von Fritsch veranlaßt mir Quartier anzubieten, welches ich mit Dank angenommen habe, da ich im Gasthof äußerst unruhig und unbequem war.

Bei dem äußerst üblen Wetter giebt mir die Mineraliensammlung des Bergraths, die er zum größten Theil wieder in gute Ordnung gebracht hat, eine angenehme Unterhaltung.

Wollten Sie die Güte haben die indeß eingeschickten [256] Relationen des Bergraths sowie auch mein Protokoll und Brief, auch Ihre etwaigen Desiderata zu den Acten hinzuzufügen und mir zurückschicken! Ich wünsche recht wohl zu leben.

Ilmenau den 3. Nov. 1796.

G.


[Beilage.]

Erst nach und nach fange ich an mich zu überzeugen, daß meine Gegenwart hier von einigem Nutzen sein wird. Hierbei schicke ich eine kurze Punctation und zugleich das Fascikel Acten. Einige neuere Berichte haben Sie drinne und Sie werden dadurch in den Stand gesetzt sein zu übersehen, was begegnet ist und was man gethan hat. Zwei Hauptpuncte müssen erst ganz ins Reine; denn sie machen das Fundament unserer Hoffnung:

1. Die Zugänglichkeit durch den Treuen Friedrich zum Bruche von unten und 2. die Verminderung der Wasser durch den Johannes von oben.

Dieses beides war bisher unser Augenmerk und in einigen Tagen soll, hoffe ich, alles im völligen Gange sein. Sie haben ja wol die Güte die Acten und mein Blatt theils mit den Herrn Deputirten zu besprechen und mir, was Sie noch bei jedem Puncte erläutert wünschten, zu notiren; denn es wäre in jedem Sinne gut, daß man eine vollständige Geschichte dieser Begebenheit erhielte, weil man die Folgen nicht übersehen kann.

[257] Nach Berichtigung dieser Präliminarien kommt nun aber die Hauptsache selbst zur Sprache: ob man durch einen Umbruch oder durch Abbauung des Bruches den Stollen wieder in Gang setzen wolle? Wenn diese Frage ins gehörige Licht gesetzt ist, schicke ich sie nebst meinem Voto zur Entscheidung ein; denn ich wünschte, daß das, was geschieht, sowol von Ihnen als den Herrn Deputirten gebilligt werde, ja daß Serenissimus darum wisse; denn niemand kann für den Event stehen. Ich enthalte mich über diesen Punct etwas weiter zu sagen und wünsche zu hören, daß Sie sich recht wohl befinden.

Ilmenau den 3. Nov. 96.

Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1796. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8B8F-D