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An Friedrich Schiller

Ich habe heute keinen Brief von Ihnen erhalten und mich deswegen kaum überzeugen können daß es Mittwoch sey. Möge das Hinderniß aus keiner unangenehmen Ursache entsprungen seyn! Was mich betrifft so rege ich mich wenigstens da ich mich nicht bewegen kann.

Ich lasse meine kleinen Gedichte zusammen schreiben, woraus ein wunderlicher Codex entstehen wird.

Ich habe bey dieser Gelegenheit Ihren Taucher wieder gelesen, der mir wieder außerordentlich wohl und, wie mich sogar dünkt, besser als jemals gefallen hat.

Die Phänomene der sogenannten Inflexion waren auch heute wieder bey dem schönen Sonnenschein, an der Tagesordnung.

Es ist bald gesagt man solle genau beobachten! ich verdenke es keinem Menschen wenn er geschwind mit einer hypothetischen Enunciation die Erscheinungen bey Seite schafft. Ich will in gegenwärtigem Falle alles was nur an mir ist zusammennehmen und brauchen, es ist aber auch nöthig. Dagegen sehe ich wohl daß es vielleicht der letzte Knoten ist der mich noch bindet, durch dessen Auflösung wahrscheinlich die schönste Freyheit über das Ganze zu erringen ist.

Leben Sie recht wohl und fleißig.

W. am 26. Juni 1799.

G. [122]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1799. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8EF8-5