16/4588.

An Carl Ludwig von Knebel

Das beykommende Bändchen mag zu einiger Entschuldigung dienen, daß ich so lange nicht geschrieben. Ich wollte warten bis es ganz zusammen wäre, jedoch da der Abdruck der einzelnen Stücke langsam ging, so hat es sich bis jetzt verspätet.

Ich wünsche daß du an diesen Arbeiten einigen Antheil nehmen und bey diesen langen Winterabenden einige Unterhaltung daran finden mögest.

Der Bau des Lauchstädter Schauspielhauses und die Einrichtung der Büttnerischen Bibliothek haben mich dieses Jahr mehrere Monate beschäftigt, übrigens habe ich mich aber nicht weit von Weimar entfernt. Es wäre wohl Zeit daß wir einander wiedersähen.

Das jenaische Mineralienkabinet der Societät hat wieder einen ansehnlichen Zuwachs, durch die dahin geschenkte Sammlung des Fürsten Gallitzin, erhalten, so wie überhaupt in diesem Fach mancher neuer und interessanter Körper zum Vorschein kommt.

Den unvermutheten Tod unseres guten Professor Batsch wirst du mit uns bedauert haben.

[145] In meinem Hause geht, durch unsers guten Meyers Verheirathung, eine große Veränderung vor, indem ich die Nähe eines so lieben Freundes künftig entbehren muß. Die Hausgenossenschaft hat das Eigene daß sie, wie eine Blutsverwandtschaft, zum Umgang nöthigt, da man gute Freunde seltner sieht, wenn man sich erst sie zu besuchen, oder einzuladen entschließen soll.

Was sonst bey uns vorgeht vernimmst du ja wohl durch andere Freunde, so daß mir wohl schwerlich eine Neuigkeit zu melden übrig bliebe.

Das Studium der Kunst ist in diesen letzten Zeiten, auf mehr als Eine Weise, bey uns gefördert worden. Die Ausstellung war nicht brillant, aber artig und unterrichtend genug, auch ist manches Alte und Neue bey mir eingeflossen.

Das Wichtigste ist die Sammlung der Mionnetischen Schwefelpasten alter Münzen. Wir haben zwar nur die erste Lieferung von 1400 Stück, die aber deswegen sehr schätzenswerth ist, weil sie die Münzen des untern Italiens, Siciliens, Griechenlands, Asiens und Ägyptens und der übrigen nördlichen afrikanischen Küste enthält. Zur Geschichte der Kunst sind diese Documente ganz unschätzbar.

Und so nimm mit diesem wenigen für dießmal vorlieb, laß bald etwas von dir hören, damit nicht ein so langer Hiatus wieder in unserer Correspondenz entstehe.

Weimar am 28. Nov. 1802.

G. [146]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1802. An Carl Ludwig von Knebel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-8FA0-1