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An August von Goethe

Wiesb. d. 1. Aug. 1815.

Deine Beyden Briefe vom 18. und 20. vorigen Monats erhielt ich gestern bey meiner Rückkehr. Beyliegendes kommunicable Blättchen bezeichnet meine Reisefreuden. Herrn Geh. R. v. Voigt zeigst du es zuerst, bey Übergabe des Billets. Mündlich habe viel zu erzählen: denn du kannst dencken daß diese Tour so bedeutend als kurz war. Alle Beamten und Angestellte haben die größte Deferenz für Herrn v. Stein, und die Menschen-Masse den besten Willen gegen mich. Sie haben mich enthusiastisch, ja fanatisch aufgenommen, so daß man es kaum erzählen darf. Beynahe alles habe gesehen und bin aufgeregt worden über Erhaltung und Ordnen der Kunstschätze am Rhein mein Gutachten abzugeben. Das will ich denn auch wohl thun, denn es ist der Mühe werth, die besten Dinge stehn am Rande des Verderbens und der gute Wille der neuen Behörden ist groß, dabey herrscht Klarheit und so läßt sich etwas wircken.

Das ich mit Herrn v. Stein gerade in diesem Moment die Reise machte hat viel zu dencken gegeben; sonderbar genug ist es daß sie absichtslos, aus dem Stegreise geschah, gewiß aber nicht ohne Folgen bleiben wird. Die Schilderung dieses auserordentlichen Manns wird auch für dich fruchtbar [51] seyn. So wie mehrere Menschen bedeutend und schätzenswerth gefunden wurden, von denen du gern vernehmen wirst.

Und nun sollst du Danck haben wenn du Tuch und Stickerey zur neuen Uniform von Dresden auch für mich besorgst. Zum Geburtstag des guten Grosherzogs wollen wir uns herausputzen. Die Rose am Fus und was daraus folgt will mir nicht gefallen. Möge Baden recht hülfreich seyn.

Zugleich sendet Micio einige Theater Assignationen zu mäßigem Gebrauch. Es sind deren zehne. Viere für Kreiter bestimmt, an welchen eher hätte dencken sollen. Grüße ihn schönstens. Wenn ich zurückkomme soll Neapel mundirt werden. Carls Kranckheit setzte mich zurück. Von der Mutter habe gute Nachricht. Sie will nun den neunten auch in Weimar seyn.

Meine Absicht ist nächsten Sonntag d. 6ten abzugehen. Bey Willemer auf der Gerbermühle dencke zu logiren. Schreibe allenfalls nach Franckfurth, bey Chr. Schlosser abzugeben.

An Westen, seidne Strümpfe u. d. werde dencken.

Nun lebe wohl. Grüße alles. Lebe ruhig, und gedencke daß unser Zustand einer von den Besten bleibt. Diese herrliche Gegend ist so untergraben, daß der gegenwärtigen Generation wenig Freude übrig bleibt. Ich möchte um alles hier nicht wohnen.

Vale

G.


[52] Die Reiseblättchen, das an Herrn v. Voigt bestimmte kommt nächstens. Empfiel mich und grüße. Gestern erhielt ich durch Herrn von Hügel, nebst sehr ehrenvollem Schreiben des Fürsten Metternich, die Decoration eines Commandeurs des Leopoldsordens. Nächsten Sonntag werde mich damit zieren.

Inliegendes besorge baldigst. Die Verse gieb Riemern mit meinem Gruße. Mehr sage nicht. Damit das Gegenwärtige gleich abgehe. Vale.

Wsb. d. 3. Aug. 1815.

Boisserée ist so eben angekommen.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1815. An August von Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-904B-B