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An Johann Christian Stark

[Concept.]

Ew. Wohlgeboren

wird Nachstehendes, wenn solches, noch nicht bekannt seyn sollte, gewiß Vergnügen machen; mir war es höchst angenehm, indem es mich an unser neuliches Gespräch erinnerte.

Von seiten der französischen Akademie der Wissenschaften thut sich überhaupt manches Wünschenswerthe hervor. Der Bildungsschritt vor dem, schon im Ey vor der Befruchtung enthaltenen polypenartigen Wesen, durch die Froschquappen durch, bis zu vierfüßiger Vollendung ist neuerlich von Herrn Dutrochet gar löblich durchgeführt worden. Er scheint mit den beyden hier genannten Männern ein harmonisches Triumvirat auszumachen, dem unser Carus und andere treffliche Deutsche entschieden ehrenvoll entgegen kommen.

[306] Durchaus wird es der Mühe werth, dorthin seine Aufmerksamkeit zu richten. Alles Stationäre, woran wir hie und da noch sehr leiden, verbannt sich nach und nach in Frankreich von selbst und es steht daher für uns auch eine gute Wirkung zu erwarten.

Weimar den 23. Februar 1826.


[Beilage.]

Herr Geoffroy Saint-Hilaire zeigt einen monstrosen Pferdekopf, dessen Mißbildung in einer unnatürlichen Entwickelung der beiden Gehirnhälften bestand, besonders der linken. Die Base des Gehirns schien vollkommen in dem normalen Zustand, doch nahmen die Sehnerven daher nicht ihren Ursprung; man sah von ihnen keine Spur, wenn schon außerwärts die Augen ihre gewöhnliche Entwickelung erreicht hatten.

Herr Serres, welcher die Section der Mißgeburt vorgenommen hatte, war jedoch so glücklich, die Sehnerven zu entdecken, welche er mit dem optischen Aste des fünften Paares anastomisirt fand. Herr Geoffroy Saint-Hilaire bemerkt, daß diese Organisation sich der des Maulwurfs nähert; und so könnte eine solche Bemerkung die Zweifel genüglich entscheiden, welche die Existenz der Sehnerven dieses Thieres ungewiß machen. Er kündigt zugleich eine Abhandlung des Herrn Serres über diesen Gegenstand an.

[307] Nicht, daß bey dem Werke des Herrn Despretz nichts zu wünschen übrig bliebe: der historische Theil scheint mir nicht vollständig genug; ich hätte den Beweis des Gesetzes beschleunigter Bewegung zu finden gewünscht, nicht aber Galilei's ewigen Triangel, der doch Anfängern unverständlich bleiben möchte. Gleicherweise vermißt man die Beschreibung des Barometers, insofern es zu den Höhenmessungen dient. Wenn man sich aber auch schon über solches Unterlassen beklagt, so gibt man gerne zu, daß dieses Buch doch das vollständigste sey das wir in Frankreich besitzen. Und so dünkt uns, man könne durch die allgemeine Encyclopädie der physischen Kenntnisse keinem bessern Leitfaden folgen. Das Werk des Herrn Despretz faßt die Wissenschaft zu Gunsten des Lehrers und des Schülers zusammen und in diesem doppelten Bezug ist der Physik ein wahrer Dienst geschehen.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1826. An Johann Christian Stark. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-90E1-A