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An den Großherzog Carl August

[Concept.]

Ew. Königliche Hoheit

verfehle nicht anzuzeigen und vorzulegen das schöne Geschenk, welches die Gefälligkeit des Grafen Sternberg mir zugedacht. Das erste Heft der Flora der[70] Vorwelt ist schon sehr bedeutend, gründlich und übersichtig, und man kann wohl bemerken, daß er unter Anleitung der vorzüglichsten Botaniker studirt hat; der Text ist verdienstvoll durch eine wohl überdachte Nomenclatur der aufgefundenen Pflanzenreste und durch Hinweisung in fremde Reiche und Provinzen, wo dergleichen auch vorkommen, entdeckt und beschrieben worden. Die Kupfer sind gleichfalls lobenswerth, wobey vorläufig zu bemerken nicht unterlasse, daß die Nadeln des Tab. 3. aufgeführten Büschels die Länge von 18 Zoll haben, wie aus dem beygefügten Maaßstabe bemerklich wird; mir fiel der Pinus palustris dabey ein und noch ein anderer, dessen Nadeln sich gleichfalls in's Gränzenlose zu verlieren scheinen. Für die Geognosten sind diese Bemühungen höchst interessant und folgereich.

Einige Muster-Stücke, die der Graf hinzugefügt, lege in dem Blech-Kasten bey, sie bestätige die Ansichten und Fertigkeiten der Künstler. Eine dringende Einladung auf die Herrschaft Radnitz, Schloß Brzezina, wird mich wohl verführen, aus meinem gewöhnlichen böhmischen Gleise zu treten; von Marienbad ist es nur eine kleine Tagereise; dort soll ich für unsere Museen nicht allein bedeutende Exemplare der Pflanzenreste, sondern auch die ganze Folge der abwechselnden Kohlen- und Sandschichten, die ganze Suite der Ablagerungen, wie sie in der Druckschrift bezeichnet ist, aussuchen und aufpacken.

[71] Gebe der Himmel seinen Segen, damit dieser unterirdische Gewinn, mit Behagen, zu dem übrigen wissenschaftlichen Vorrath möge gesammelt werden.

Weimar den 7. Jänner 1821.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1821. An den Großherzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9555-2