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An Christian Gottlob Voigt

Schon hatte ich mir vorgenommen Sie, verehrter Freund, zu einer Spazierfahrt herüber einzuladen, als mir Ihr lieber Brief dazu einige Hoffnung macht. Entschließen Sie sich doch ja! Wir haben Mondschein, wenn Sie Abends wieder zurück kehren wollen. Möchten Sie eine Nacht hier bleiben, so soll sich auch eine leidliche Schlafstelle finden.

Ich bedarf Ihres freundschaftlichen Rathes in loco gar sehr, in einigen Stunden läßt sich gar viel durchreden und an Ort und Stelle jeder Umstand leichter überlegen und ein Entschluß fassen.

Die neuen Repositorien, in dem untern Saal, habe ich Lust durch den Zimmermann zusammen schlagen zu lassen, wodurch man wolfeiler und schneller zum Zweck kommt. Götze hat darüber einen artigen Riß verfertiget und der Anschlag belauft sich nicht viel[32] über 100 rthlr. Nun möchte ich vor meiner Abreise gedachtes Sälchen geräumt sehen, und den Zimmermann darin anstellen, daß er einstweilen die Breter und Pfosten zurichtete. Indeß wird die Witterung besser, man läßt weißen, der Zimmermann schlägt seine Contignation auf, die man zuletzt, entweder mit Leimfarbe, oder vielleicht noch besser mit einer röthlichen Beize anstreichen läßt. Das zusammen könnte recht gut Ende März fertig seyn und die eigentliche Arbeit ginge dann im April an. Da man theils die Hauptbibliothek revidirte, einige Fächer translocirte und die neuhinzugekommenen einschaltete.

Die Instrumente, welche, in einer Kammer, neben dem Loderisch-Lenzischen Auditorium, über dem Stall, rosteten, lasse ich nach und nach herüber ins Schloß bringen. Die bessern verwahre ich in einem Schranke, in meinem Vorzimmer, die geringern lasse ich in ein Zimmer unter dem Dach schaffen. Ein junger Mensch, der Oteny heißt und bey dem Bertuch-Voigtischen neuen mechanisch mathematischen Institut arbeiten wird, hilft mit dabey, da er ohnehin gegenwärtig nichts zu thun hat. Vielleicht macht man einen Accord mit ihm, daß er die besseren Sachen putzt.

Noch habe ich einen jungen Menschen, Conrad Franke, dessen nähere Bezeichnung hier beyliegt, zu empfehlen. Es ist ein gar hübscher Mensch, und wünscht gar sehnlich, bey der gegenwärtigen vielen Tischerarbeit in Weimar, auch etwas zu lernen. Er[33] giebt sich freylich nicht für einen perfecten Gesellen, allein behauptet doch daß er brauchbar sey. Kronrad könnte ihn ja einmal prüfen und ihn, mit einem Lohn, der dem was er leistet angemessen wäre, anstellen. Der Major wünscht es auch und würde ihm durch Urlaub, oder Austausch, gerne nach Weimar verhelfen.

Morgen erwarte ich ein Consilium architectonicum, über den leidigen Lauchstädter Theaterbau, der mir auch noch dieses Frühjahr manche Sorge machen wird. Leben Sie recht wohl und lassen mich hoffen Sie bald zu sehen.

Jena am 14. Febr. 1802.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1802. An Christian Gottlob Voigt. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-95F8-1