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An Georg Sartorius

[Concept.]

[Mitte Januar 1815.]

Gleich in der Stunde erhielt ich Nachricht, daß Sie, theurer Freund, durch Weimar gegangen seyen, ja daß Sie zum Kegelthor wieder herauspassirt, und hegte kurze Zeit die Hoffnung, Sie bey mir zu sehen, worauf ich leider aber auch bald verzichten mußte. Ihr Aufsatz hatte mich freylich schon mit dem Recipe des großen Hexenkessels bekannt gemacht, allein ich hätte denn doch die nähern Ingredienzien und die Würze zu erfahren gewünscht. Mit jenen Papieren soll verfahren werden nach Ihrer Äußerung. Das Unangenehme, was Sie erduldet, wird in kurzer Zeit [151] verschwinden, gegen die Vortheile, die Ihnen für's ganze Leben zurückbleiben, ja, schon in Ihrem gegenwärtigen Geschäft muß das Erfahrene vorzüglich zu statten kommen.

Das übersendete Heft scheint mir, soviel ich es beurtheilen kann, großen Beyfall zu verdienen. Schon ist das Zusammenschmelzen der einzelnen Landschaften die trefflichste Einleitung, die verbreitete Wahlfreyheit der Corporationen bringt nach und nach alle kluge Leute in die Versammlung und giebt den Committenten selbst freyere Gesinnung. Den Syndicus in gewissen Fällen auf den Präsidentensessel zu setzen, den Präsidenten unter die Votanten, scheint mir sehr glücklich ausgedacht. Man sieht durchaus eine gegründete, breite, sichere Existenz, die eine noch größere, ja die größte im Hintergrunde hat. Die Schriften, Reden und Antworten, die Gebote, so wie die Anordnungen, sind alle aus einem Sinn, aus einem Mund, einer Feder, und es läßt sich von diesem Vorbild für Deutschland das Beste hoffen. Soviel scheint mir nach der ersten Ansicht von diesen Dingen, über die ich freylich niemals nachgedacht. Ich mag mich sehr gern regieren und besteuern lassen, wenn man mir nur an der Öffnung meines Fasses die Sonne läßt.

Sie sehen hieraus, mein theuerster Freund, daß dieses Geschäft, wenigstens nach außen, eine gute Miene macht, und daß wir andern, im Parterre, [152] mit der Exposition des Stücks sehr zufrieden sind. Ich wünsche daß alle diejenigen, die mitspielen, hinter der Coulisse die gleiche Empfindung haben mögen.

Wenn ich mit der Übersendung des Manuscripts noch etwas zaudere, werden Sie verzeihen; es ist zwar abgeschrieben, doch wünscht ich mich von der größtmöglichen Sicherheit unterwegs erst überzeugen zu können.

Mehr sag ich dießmal nicht. Durchl. Herzogin haben mir die besten Grüße an Sie aufgetragen. Von Neuigkeiten aus Osten sind Sie besser unterrichtet wie wir; Desport ist zurück mit einer Ladung Christpuppen für die Kinder, die Alten sind dießmal noch leer ausgegangen.

Theilen Sie mir von Ihrem Landtag das Mittheilbare mit, und lassen Sie mich wissen, wann Sie wieder in Göttingen seyn können.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1815. An Georg Sartorius. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9799-7