1767

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An Cornelie Goethe

Leipzig d. 11. May. 1767.

Liebste Schwester,

Beschämt, von allen Seiten beschämt schreibe ich dir, Eine Stunde nach Fleischers Ankunft, und bin[82] willens, nicht eher aufzuhören, biß ich Dir alles, alles, was ich schon längst hätte schreiben sollen geschrieben habe. Du glaubst ich habe keine Entschuldigungen. Immer genug Schwester, um, wenn du deine Güte noch dazu in die Wagschaale legst, alte Vorwürfe zu überwiegen die du mir machen könntest. Aber keine Vorwürfe Schwester, ein zärtliches Mädgen muß nicht zancken, und daß du ein zärtliches Herz hast das beweißt jede Zeile die du schreibst. Nun so höre denn was ich zu meiner Entschuldigung sagen kann. Denke dir einen Menschen, der von einer verdrüßlichen Kranckheit, und von seinen Arbeiten, zu eben der Zeit befreyt wird, da die Sonne den späten Frühling zu uns brachte. Du kannst die Freude nur halb fühlen, die ich empfand, da ich die Natur mit mir vom Kranckenbette aufstehn sah, ich vergaß alles um mich herum, biß mich eine rauhe Luft und ein dicker Backen zu Hause zu bleiben nöhtigten. Kaum war ich wieder davon erlößt, als mir das unwichtige Amt eines Opponenten aufgetragen ward, das mir aber doch wichtig genug war, um bei meinen ersten öffentlichen eintritt in die Ackademische Welt nicht zu stolpern, mich mit ziemlicher Behutsamkeit darauf vorzubereiten. Diß ist vorbey und die kleine Faulheit, die manchesmal in meinen Händen liegt ist durch deinen letzten Brief gänzlich gehoben, ich binn bereit, dir auf alle Fragen zu antworten wie du es begehrst. Und ich hoffe daß du nach geendigter [83] Lesung dieses Briefs, völlig mit mir ausgesöhnt seyn wirst.

Je suis exedé de ta lettre, de tes ecrits, de ta maniere de penser. ie n'y vois plus la petite fille, la Corneille, ma soeur, mon ecoliere, j'y vois un esprit mur, une Ricooboni, une etrangere, un Auteur du quel je puis apprendre a mon tour. Oh ma soeur, point de ces lettres a la venir, ou je me tais. Ne crois pas que je parle en flateur; le ton d' entousiaste, qu'il me falut prendre, apres avoir lu cet entretien en forme de lettre, part des vrais sentiments de mon coeur, qui n'a de longtemps senti tant de vraie joie qu'en voiant sa soeur si proche de la perfection.

Si j'avois connu tes talens entiers, je n'aurois jamais comparé Mlle Lussan a toi, elle etoit bonne Historienne, charmante parleuse, mais il lui manquent ces sentiments, que j'admire en toi. Poursuis, poursuis ma soeur, ton coeur simple ta droiture extraordinaire ta naivete vaincra l'etude du monde, le savoir et la critique de ton frere. Je t'avoue, je ne saurois pas de tout mon art prodouire une scene, comme la nature t'en a dictée une. J'adore dieu, ma soeur, Leipsig ne me fournira une seule, qui puisse etre mise en comparasion avec toi. Entens, le caractere de celles que je connois, ou de pres ou de loin, et juge toi meme.

Mdlle Breitkopf, elevée parmi les livres, a lu [84] beaucoup, et s'en vante peu. Son genie vif, guidé par cette lecture prodouit des tres jolies choses, mais on y remarque trop l'air etudié, faute de ce stile simple que j'admire en toi. Je l'aime bien, a cause de la franchise de ses façons. Elle a bien de bonté envers moi, je la vois rarement, mais c'est dans sa compagnie que je trouve un plaisir infini. Mlle Taenert, sa compagne, fille tres belle, elle a l'esprit percant, et moqueur, d'ailleurs des belle qualites. Elle parle en fille tres sage, son entretien est charmant, mais quoiqu'elle fasse tout pour plaire, on la craint, on ne l'aime pas.

Quoique morte, j'aime, j'estime la conseillere Böhme, plus que touttes les belles vivantes. Je t'en veux tracer le charactere, quoique foiblement. Elle avoit le coeur grand et droit, une tendresse extraordinaire, et un genie pliable, meme envers ceux, dont le devoir auroit eté de se plier devant elle, tres peu de caprices, qui meme ne partoint que de l'indisposition ou elle se trouva depuis longtemps. Elle travailla, avec un zele demere, pour me corriger de temps en temps, des fautes quelle me remarquoit. Au commencement elle le fit avec beaucoup de circonspection, mais voyant que je l'acceptois comme je dus, elle me parla des lors tres franchement. Elle eut du plaisir en me voyant corrigé sitot de ce quelle avoit trouvé mauvais, et eut la bonté de me nommer son fils obeissant. En verité [85] j'ai toujours suivi ses avis, ses conseils, et ce n'est qu'en haissaut le jeux que je l'ai offensé.

Madame de Ploto son amie, vielle dame, qui me parloit en gouvernante, et non pas en amie, Je l'aimois a cause de son ingenuite, elle n'avoit jamais appris a dissimuler; elle avoit la coutume de dire: laisses cela, cela ne vous sied pas, ne faites plus cela pp. La mort de Mad. Böhme m'a ravi dememe cette connoissance.

La petite Schoenkopf merite ne pas etre oubliée entre mes connoissances vivantes. C'est une tres bonne fille, qui a sa droiture de coeur joint une naivete agreable, quoique son education ait eté plus sevére, que bonne. Elle est mon oeconome, quand il s'agit, de mon linge, de mes hardes, car elle entend tres bien cela, et elle sent du plaisir a m'aider de son savoir, et je l'aime bien pour cela. N'est ce pas ma soeur, je suis asses drole, j'aime toutes ces filles la. Qui pourroit s'en defendre, si elles sont bonnes; car pour la beauté, elle ne me touche pas; et vraiment touttes mes connoissances sont plus bonnes que belles. Je pourrois parler pour le present quelques mots, de Mesdem. Kustner, mais ce sont des gooses, a dont je n'aime pas a m'entretenir. Et voila deja mes connoissances finies, elles sont un peu bornees, mais c'est assez pour moi. Je trouve entre tout entretien, l'entretien d'une fille le plus agreable, si seulement je lui trouve du bon sens, ie les aime [86] touttes, sans m'attacher a aucune, touttes me veulent bien, aucune m'aime, voila tout ce qui me faut, et me voila content.

Eine von deinen Handlungen, meine lang gelobte Schwester, die ich schelten muß, ist deine Indiscretion in der Sache von Hornen. Ich schreibe dir, daß er eben so gar betrübt über den Verlust der Sarafin nicht sey, und im Scherz füge ich dazu, daß er hier schon Gelegenheit hätte sich seines Schadens zu erholen.

Dieses nimmst du im ganzen Ernste auf, doch das hätte ich dir verziehen; allein alsdenn gehst du hin, und erzählst es, nicht etwa einer verschwiegenen Freundin, sondern einem närrischen eingebildeten, plauderhafften Mädgen, die sich eine Pflicht daraus machen wird, es in der Stadt herumzutragen; und noch dazu erzälst du es ihr so ernstlich daß Sie sogar den Nahmen wissen will. Nein gute Schwester, du must mir verzeihen, wenn ich dich versichre daß das sehr unvernünftig war, und daß ich in dem Augenblicke meine kluge Schwester nicht kenne. Ich halte nichts höher als die Freundschafft, und wenn nun andre Leute die Sache so ernsthaft aufnähme wie du, und man ihm deßwegen Vorwürfe machte, wer wäre wohl an dem Unheil Schuld als ich. Ihr guten Mädgen, wir sind klüger als ihr denckt, wir leben hier in der angenehmsten Freiheit, und müsten Tohren seyn wenn wir uns euch unterwürfen, denn es ist keine Sclaverey beschwerlicher als euch zu dienen.

[87] Werde nicht böse daß ich gekiffen habe, du bist selbst schuld daran. Nun zu was, muntererm, zu meinen Gedichten.

Ich bin vergnügt daß sie euch gefallen haben, ich hatte aber erwartet, daß du mir mehrere Nachricht schreiben würdest was dir vorzüglich gefallen, und dann was dir mißfallen, denn deine Spötterey über meine Weißheit kam sehr ungelegen. Ich muß dir bekennen daß ich lieber von einem Mädgen als von einem Kriticker gerichtet werden will. Es ist hier der Ort dir meine Gründe alle hinzusetzen die mich hindern Gellerten etwas zu zeigen, es sey dieses die Antwort auf den 6 ten Artickel des Fleischerischen Pro Memoria.

Da ich ganz ohne Stolz bin, kann ich meiner innerlichen Uberzeugung glauben, die mir sagt daß ich einige Eigenschaften besitze die zu einem Poeten erfordert werden, und daß ich durch Fleiß einmal einer werden könnte. Ich habe von meinem zehenten Jahre, angefangen Verse zu schreiben, und habe geglaubt sie seyen gut, jetzo in meinem 17ten sehe ich daß sie schlecht sind, aber ich bin doch 7 Jahre älter, und mache sie um 7 Jahre besser. Hätte mir einer anno 62. Von meinem Joseph gesagt, was ich jetzt selbst davon sage ich würde so niedergeschlagen worden seyn, daß ich nie eine Feder angerührt hätte.

Vorm Jahre als ich die scharfe Critick von Clodiusen über mein Hochzeitgedichte laß, entfiel mir aller Muht und ich brauchte ein halbes Jahr Zeit [88] biß ich mich wieder erholen und auf Befehl meiner Mädgen einige Lieder verfertigen konnte. Seit dem November habe ich höchstens 15 Gedichte gemacht, die alle nicht sonderlich groß und wichtig sind, und von denen ich nicht eins Gellerten zeigen darf, denn ich kenne seine jetzige Sentiments über die Poesie. Man lasse doch mich gehen, habe ich Genie; so werde ich Poete werden, und wenn mich kein Mensch verbessert, habe ich keins; so helfen alle Criticken nichts. Mein Freund, der Gellerten sehr genau kennt, sagt oft wenn ich ihm ein Stück bringe: das sollte er Gellerten zeigen, wie würde der ihm ein saubres Loblied singen. Ich weiß nicht ob das nicht Gründe genug sind, daß man mich dispensiren könnte ihm etwas zu zeigen, ist's aber nicht anders, so will ich ihm etwas durch eine dritte Hand schicken, er soll es öffentlich striegeln, ich will zuhören, und euch alles schreiben.


Shakespears Romeo and Juliet.

Love is a smoke raised with the fume of sighs,
Beeing purg'd, a fire sparkling in lovers eyes,
Beeing vex'd, a sea nourish'd with lovers tears;
What is it else a madness most discreet,
A choaking gall, and a preserving sweet.

I' m astonish'd on the history of Miss Aunt. I kannot say what I think there of, for I kan scarce think any thing. Would God that, that Marriage, form'd by Love alone may be happier then the other formd only by interest. I can not hope the [89] new marryed shall be happy, and that by reasons I am now unable to explain, by reasons who seldom did betray me. I pity the good old grandfather, it must be the greatest misery to a wise man, to be forced, to consent in the follies of youth. I fear our family has been tourbed, by that adventure by dividing herself in parties as it must happen, in like an occasion. O how I hate that manner of division.

Du bist begierig etwas von meinen Trauerspielen zu wissen, und darauf muß ich dir sagen, daß ich bißher auf nichts als auf die Plane gedacht weil ich die Ausführung für meine noch zu schwache Schultern unmöglich fühle. Meine Belsazer ist zu Ende, aber ich muß von ihm sagen was ich von allen meinen Riesen Arbeiten sagen muß, die ich als ein ohnmächtiger Zwerg unternommen habe. Der Plan vom Tronfolger Pharaos hat viel tragisches, und die Erschlagung der Erstgeburt in Egypten durch den Engel ist das Süjet. Ich würde dir ihn schicken wenn er so leserlich geschrieben wäre daß du ihn dechiffrieren oder Horn ihn abschreiben könnte. Ich schicke dir dafür etliche andere Producktionen, die ich aber nicht gern wollte publick werden lassen, du kannst sie guten Freuden zeigen; nur niemanden eine Abschrift davon gegeben. Die Elegie ist auf den Tod von Behrischens Bruder, der bey Hessen Phillipstahl regierungsraht war. Mykon hat eine gute Anlage, könnte aber besser ausgeführt seyn. Mais ma soeur, ne croiroit on pas [90] en lisant mes vers qu'il me falut etre bien amoureux, du moins il y regne beaucoup de tendresse. Vraiment j'aime les filles touttes ensemble, quoique je puisse souvent chanter:


Von kalten Weisen rings umgeben
Sing ich was heisse Liebe sey;
Ich sing vom süßen Saft der Reben
Und Wasser trinck ich oft dabey.

Pour l'amour veritable, il ne faut pas, q'un Poète o en sente, il doit peindre en ses poesies, ou des filles ideales, parfaites, ou manvaises, comme elles sont, au lieu des quelles il peindra s'il est amoureux, sa maitresse, comme Seekatz sa femme, quand il falut des princesses.


En fait d'amour un favori des Muses,
Est un astre, vers qui le sentiment humain
Dresseroit d'ici basson thelescope envain.
Sa Sphere est audessus de toute intelligence,
L'illusion nous frappe autant que l'existence,
Et par le sentiment suffissament heureux,
De l'amour seulement nous sommes amoureux.
Ainsi le fantastique a droit sur notre homage,
Et nos feux, pour objet, ne veulent q'une image.
Oui nous l'aimons avec autant de volupté,
Que le vulgaire en trouve a la realité.
La realité meme, est moins satisfaisante,
Sous une meme forme elle se represente.
Mais une Iris en l'air, en prend mille en un jour;
Et la mienne est bergere, et Nymphe tour a tour,
Brune ou blonde, Coquette ou prude, fille ou veuve,
Et comme tu crois bien fidele a toutte epreuve.

[91] J'aurai soin de t'envoyer par Mr. Fleischer des livres pour l'eté; tu auras des Romans pour t'amuser, des pieces morales pour t'instrouire et des oraisons pour te corriger. Voila ma soeur que je merite peu tes phrases piquantes: »plus que tu es absent, plus tu sembles nous vouloir oublier«. Dont tu commences ta derniere lettre et dont tu la finis.

Fais lire les vers suivants a ma mere.


An meine Mutter

Obgleich kein Gruß, obgleich kein Brief von mir,
So lang dir kömmt, laß keinen Zweifel doch
Ins Herz, als wär die Zärtlichkeit des Sohns,
Die ich dir schuldig bin, aus meiner Brust
Entwichen. Nein, so wenig als der Fels
Der tief im Fluß, vor ewgem Ancker liegt,
Aus seiner Stätte weicht, obgleich die Fluht,
Mit stürmschen Wellen bald, mit sanften bald
Darüber fließt, und ihn dem Aug entreißt.
So wenig weicht die Zärtlichkeit für dich
Aus meiner Brust, obgleich des Lebens Strom,
Vom Schmerz gepeitscht bald stürmend drüber fließt,
Und, von der Freude bald gestreichelt, still
Sie deckt, und sie verhindert daß sie nicht
Ihr Haupt der Sonne zeigt, und ringsumher
Zurückgeworfne Strahlen trägt, und dir
Bey jedem Blicke zeigt, wie dich dein Sohn verehrt.

Je t' envoy ma soeur une copie de ces chansons, que mon ami Behrish a bien voulu faire si joliment. Tu y trouveras un poeme intitulé, les amans, au lieu[92] de l'ode Sur la patrie qui a eté bannie de ce receuil, pour des raisons critiques.

Je te communique encore, l'ode au someil, changee. Elle avoit un metrum trop incommode, pour la composition, je lui en ai donné un autre, sans pourtant changer le moindre de l'essentiel; ecris moi la quelle des deux facons est le plus de ton gout.

L'Ode pour Mlle Charitas est deja composée, tu l'aurois dans ce paquet, si elle etoit copiee. La musique est de Mons. Hunger Etudiant en droit, et musicien habile, Mons. Breitkopf n'aiant pas beaucoup de talens pour le tendre. J'ai changé les paroles de cette Ode, il y avoit des jolies idees, je les ai laissees, au tout je n'ai rien changé. Entre nous, ie voudrois savoir de qui ces paroles tirent leur origine, si je ne me trompe pas, j'y vois des marques des pensees feminines.

Il me restent encore quatre feuilles a ecrire et je suis presque epuisé. Cependant nous chercherons a les remplir.

Quelques mots du Tasse et du Boileau. Je suis ravi, de te voir entreprendre la defense du premier avec tant de courage. Fort bien ma soeur c'est un grand homme, autrefois je t'ecrivis quelques vers de Boileau, contre lui, voila en recompense des vers contre Boileau, pour le Tasse.


Il nous a peint la piete sincere,
La Grandeur simple, et la sagesse austere,
[93] Et la valeur qui connoit le danger,
Et la fureur qui s'aveugle elle-meme,
Et la jeunesse ardente a se plonger
Dans les plaisirs, quelle craint et qu'elle aime,
Et la Vertu qui la vient degager.
Mais ce Boileau, juge passionné,
N'en est pas moins legislateur habile.
Aux lents efforts d'un travail obstiné
Il fait céder la Nature indocile;
Dans un terrein sauvage, abandonné,
A pas tardifs trace un sillon fertile;
Et son vers froid, mais poli, bien tourné,
A force d'art rendu simple et facile,
Ressemble au trait d'un or pur et ductile,
Par la filiere, en glissant faconné.
Que ne peut point une etude constante?
Sans feu, sans verve, et sans fecondité,
Boileau copie; on diroit qu'il invente,
Comme un miroir il a tout répété.
Mais l'Art jamais n'a su peindre la flamme:
Le sentiment, est le seul don de l'ame
Que le travail n'a jamais imité.
J'entends Boileau monter sa voix flexible
A tous les tons, ingénieux flatteur,
Peintre correct, bon plaisant, fin moqueur,
Meme léger dans sa gâité pénible;
Mais je ne vois jamais Boileau sensible:
Jamais un vers n'est parti de son coeur.

Voila ma soeur ce que le judicieux Marmontel dit de ces grands gens, dans son epitre aux poetes.

[94] Je trouve son jugement vrai et juste, et je crois que cette declaration de mes sentimens me reconciliera avec le Tasse et avec toi.


An den Schlaf.

Der du mit deinem Mohne,
Der Götter Augen zwingst,
Und Bettler oft zum Trohne,
Zum Mädchen Schäfer bringst.
Hör mich, kein Traumgespinste
Verlang ich heut von dir,
Den größten deiner Dienste
Geliebter, leiste mir.
An meines Mädgens Seite
Sitz ich, ihr Aug spricht Lust,
Und unter neid'scher Seide
Steigt fühlbaar ihre Brust;
Oft wären sie zu küssen
Die giergen Lippen nah,
Doch ach, diß muß ich missen
Es sitzt die Mutter da
Heut Abend binn ich wieder
Bey ihr, o tritt herein.
Sprüh Mohn von dem Gefieder,
Da schlaf' die Mutter ein;
Blaß werd' der Lichter Scheinen,
Von Lieb' mein Mädgen warm,
Sinck wie Mama in deinen,
Ganz still in meinen Arm.

Nun Schwester, welches gefällt dir besser, das, oder das Erste. Die Melodie hierzu sollst du balde kriegen, [95] Ich muß jetzo mein langes Schreiben schließen weil Bach bald kommen wird, das Paquet abzuholen. Ich hoffe du wirst nun mit mir versöhnt seyn, mein Brief ist doch ziemlich ansehnlich, wie du ihn verlangen kannst. Wenn du mir auch gleich so bald nicht wieder schreiben solltest, so schicke mir doch wenigstens etwas von deinen neusten Arbeiten, ich gefalle mir gar sehr sie zu lesen. Grüse die kleine Runckel, und sage ihr, sie sollte ja meine Amine nicht lesen, wie ich nicht wollte, daß Brevillier sie hätte, und spielte, weil gar nichts dran ist. Apropos, ich will dir hier ein unvollendetes Schäferspiel schicken, das leßt, aber ich muß es wieder haben, lebt wohl.

d. 15. May 1767.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1767. An Cornelie Goethe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9A6F-D