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An Friedrich Schiller

Die zwey Acte Wallensteins sind fürtrefflich und thaten beym ersten lesen auf mich ich eine so lebhafte Wirkung, daß sie gar keinen Zweifel zuließen.

[33] Wenn sich der Zuschauer bey den Piccolominis aus einem gewissen künstlichen, und hie und da willkürlich scheinenden Gewebe nicht gleich herausfinden mit sich und andern nicht völlig eins werden kann, gehen diese neuen Acte nun schon gleichsam als naturnothwendig vor sich hin. Die Welt ist gegeben in der das alles geschieht, die Gesetze sind aufgestellt nach denen man urtheilt, der Strom des Interesses der Leidenschaft, findet sein Bette schon gegraben in dem er hinabrollen kann. Ich bin nun auf das übrige sehr verlangend, das mir nach Ihrer neuen Anlage ganz neu seyn wird.

Nachdem ich heute früh Ihre beyden Acte mit wahrem Antheil und inniger Rührung gelesen, kommt mir das dritte Stück vom Athenäum zu, in das ich mich einlasse und worüber mir die Zeit verstreicht. Die Botenstunde schlägt und hier nur noch gute Nachricht: daß ich, durch Ihren Zuruf ermuntert, diese Tage meine Gedanken auf dem Trojanischen Felde festgehalten habe. Ein großer Theil des Gedichts, dem es noch an innerer Gestalt fehlte, hat sich bis in seine kleinsten Zweige organisirt, und weil nur das unendlich endliche mich interessieren kann, stelle ich mir vor daß ich mit dem Ganzen, wenn ich alle meine Kräfte drauf wende bis Ende Septembers fertig seyn kann. Ich will diesen Wahn so lange als möglich bey mir zu erhalten suchen.

Wallenstein schicke ich morgen wieder zurück.

[34] Grüßen Sie Ihre liebe Frau der ich eine bessere Gesundheit wünsche und rücken Sie dem Schlusse des Trauerspiels glücklich immer näher.

Weimar am 9. März 1799.

G.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1799. An Friedrich Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9BA5-9