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An Carl von Gersdorf

[Concept.]
Hochwohlgeborner Freyherr,
Höchstgeehrtester Herr.

Ew. Excellenz haben durch die freundlich-bedeutende Sendung mir eine ganz unerwartete große Freude gemacht. Wenn ich Dieselben zu feyerlicher Stunde bey mir begrüßen konnte, so vermehrte dieß die festlichen Empfindungen, die uns damals über uns selbst erhoben; deshalb hatte denn die Erneuerung eines so schätzbaren Andenkens für mich den größten Werth.

Es muß ganz eigne, große Gesinnungen in uns erregen und fördern, wenn wir im Einzelnen bethätigt finden, was wir im Ganzen aus einer gewissen Ferne innerhalb unsrer Lebzeit betrachteten, daß während unser Bemühen und Streben nach würdigster Überzeugung sich mit möglichster Thätigkeit richtete, auch andere in ihrem Kreise zu hoher Zwecken sichere und folgerechte Schritte thaten.

Das mir übersendete Heft gibt uns das sicherste Zeugniß, wie binnen einer langen Reihe von, Jahren[258] ein trefflicher Mann dem andern folgend unter erhabenem leitendem Schutze ein Geschäft fortführte, so daß es nicht allein bis auf den heutigen Tag besteht, sondern auch immer fortschreitend sich der Zeit und ihrem Gewinne gemäß in Thätigkeit erhält, wodurch denn ganz unschätzbare Einwirkungen auf den einzelnen Staat, auf die Verbündeten, ja auf die Welt geleistet und ausgebreitet werden.

Dieß alles zu beherzigen gibt das mir zu dankbarster Anerkennung mitgetheilte Werk die beste Gelegenheit; und wenn man im Laufe des Lesens durchaus zu ernsten Betrachtungen und Gefühlen gestimmt wird, so erheitert die angefügte Zeichnung den Blick, indem sie uns auf einmal durch Vergleichung darlegt, wie viel Unnützes und Hinderliches nach und nach von einem Stande weggenommen worden, dessen Bestimmung es ist, so beweglich und freythätig zu seyn, als Augenblicks so kräftige wie rasche Unternehmungen verlangen.

Möge das alles nach dem Willen und unter dem Schutze eines so lange höchstbedeutend wirkenden Fürsten, unter der einsichtigen und glücklichen Leitung Ew. Excellenz in möglichster Dauer fortwirken und auch mir vergönnt seyn, die mir beschiedene Zeit über ein theilnehmender Zeuge zu bleiben und zugleich alles des Wohlwollens zu genießen, welch es zu verdienen ich bestrebt war, wenn es mir auch über Verdienst geworden ist.

Weimar den 21. Januar 1826.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1826. An Carl von Gersdorf. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9CDA-9