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An Johann Risler und Compagnie

[Concept.]

Ihr gefälliges Blatt, datirt vom April dieses Jahrs, und begleitet von den ersten Stücken der französischen Kunstannalen, ist mir erst gestern zugekommen, nachdem, kurz vorher, die letzten Stücke, in einem besondern Paquet, an mich gelangt waren. Ich zeige dieses sogleich hiermit an, damit ich gegen dieses angenehme Geschenk nicht undankbar erscheine. Das Werk, wovon ich früher Gelegenheit hatte ein Exemplar zu sehen, hat mich, von seinem Anfang an, lebhaft interessirt. Durch die beygefügten Umrisse werden wir theils an die Erfindung und Composition älterer Werke erinnert, theils mit neuern bekannt und indem uns die verschiedenen Denk- und Arbeitsweisen vor Augen stehen, werden wir zu manchen Betrachtungen aufgefordert. Künstler, Liebhaber und[130] Kenner werden durch die reiche Ansicht so mannigfaltiger Gegenstände aus einer gewissen Beschränktheit herausgerissen, in welcher sie gar oft, besonders in Deutschland, zu verweilen pflegen, und ich sollte denken, daß auch dem der sich gar nicht für Kunst interessirt durch dieses Unternehmen der große Dienst geschehe, daß er Gegenstände, die ihm andere Zeitungen und Journale nur nennen und anführen, hier würcklich vor Augen sieht. Möchte man dem Text mehr Grund und Kraft wünschen, so erhalten wir dennoch durch ihn manche historische Notiz, an der uns gelegen seyn muß.

Ich werde das Werk, da nunmehr der erste Band beysammen ist, nochmals mit Sorgfalt durchgehen und Ihnen, vielleicht bald, einige Vorschläge thun, wie Sie, auf dem genommenen Wege, mit geringer Anstrengung, dem Ganzen vielleicht ein mehreres Interesse geben können.

Ich schicke diesen Brief direct, weil ich auf dem mir angezeigten Wege eine abermalige Verspätung befürchte.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar d. 3. Nov. 1802.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1802. An Johann Risler und Compagnie. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9ECF-4