Martin Luther
Wider das Bapstum zu Rom vom Teuffel gestifft

[206] Der aller Hellischt Vater Sanct Paulus Tertius, als were er ein Bischoff der Römischen kirchen, hat zwey breve an Carolum Quintum unsern Herrn Keiser geschrieben, darinnen er sich fast zornig stellet, murret und rhümet seiner Vorfarn Exempel nach, Es gebüre nicht einem Keiser noch jmand ein Concilium anzusetzen, auch nicht ein National, sondern allein dem Bapst, der allein dem Bapst, der allein macht habe zusetzen, ordiniren, schaffen, alles was in der Kirchen zu gleuben und zuleben ist. Hat auch eine Bulla (mit urlaub zu reden) auslassen gehen, nu fast zum fünfften mal, Und sol nu abermal zu Trennt das Concilium werden, doch so fern, das niemand dahin kome, on allein seine grundsuppe, Epicurer, und was jm leidlich ist. Hierauff ist mich lust ankomen zu antworten, mit Gottes gnad und hülffe, Amen.


Erstlich, Bit ich dich umb Gottes willen, wer du bist, ein Christ, ja auch wer du noch natürliche vernunfft hast, Sag mir doch, ob du es verstehen oder begreiffen mügest, Was das für ein Concilium sey, oder obs ein Concilium sein könne, wo der grewliche Grewel zu Rom, der sich Bapst nennet, solchen vorbehalt, macht und recht hat, alles was im Concilio beschlossen wird, zu reissen, zu endern und zu nichtigen, wie seiner Decret viel und fast alle brüllen. Dünckt dich nicht, Mein lieber Bruder in Christo, oder mein lieber, nach natürlicher vernunfft, freund, das solch Concilium müsse nichts denn ein gauckelspiel sein, dem Bapst in der Fastnacht zur kurtzweil zubereit?

[206] Denn was ists not, solch gros unkost und mühe auffs Concilium zu wenden, wenn zu vorhin der Bapst beschlossen hat, was im Concilio gemacht oder gethan wird, das solle jm unterworffen und nichts sein, Es gefalle jm denn recht wol, und wil gewalt haben alles zu verdammen? Solche unkost zu vermeiden, were es ja besser also zusagen: Aller Hellischter vater, Weil es gleich viel ist, was vor, oder im, oder nach dem Concilio beschlossen ist, oder wird, So wöllen wir eben so mehr (on alle Concilia) Ewer Hellischeit gleuben und anbeten, Sagt uns nur zuvor, was wir thun sollen, Domine [Rand: Mark. 10, 17] quid uis me facere? So wöllen wir von ewer Hellischeit singen den frölichen gesang: Virgo ante partum, in partu, post partum, auff das jr seid die reine jungfraw Maria, die nichts gesündigt hat, noch hinfurt sündigen kan. Wo nicht, so sagt uns doch umb Gottes willen, wo zu die Concilia not oder nütze sind, da ewer hellischeit so grosse macht uber hat, das sie nichts sollen sein, wo es ewer Hellischeit nicht gefelt, Oder beweiset doch uns armen unterthenigen bon Christian, Woher ewer hellischeit solche gewalt hat. Wo sind siegel und brieve, die euch solchs geben von ewerm Oberherrn? Wo ist schrifft, die uns solchs zwinge zu gleuben? wil ewer hellischeit dieselbigen uns nicht zeigen? Wolan, so wöllen wir sie selbs vleissiglich suchen, und mit Gottes hülf gewislich finden gar in kurtzē hernach.

In des sehen und hören wir, wie der Bapst so ein meisterlicher Geuckeler ist. Denn gleich wie ein Geuckler den albern leuten ins maul gülden gauckelt, Aber wenn sie es auf thun, so haben sie pferds dreck drinnen, So thut auch dieser schendlicher Lecker Paulus Tertius, schreibt nu schier zum fünfften mal aus ein Concilium, das, wer die wort höret, mus dencken, Es sey sein ernst, Aber ehe wir uns umbsehen, so hat er uns pferds dreck ins maul gegeuckelt, Denn er will ein solch Concilium geben, dar uber er möge seine macht uben, und mit füssen tretten alles was drinnen gesetzt wird. Für solch Concilium danck jm der leidige Teuffel, und kom auch nicht hinein denn der leidige Teuffel, dazu seine mutter, seine schwester und seine hurnkinder, Bapst, Cardinel und was mehr der Hellischen grundsuppen zu Rom ist.

Es gehet nu in das vier und zwentzigst Jar, das zu Worms der erst Reichstag unter diesem Keiser Carolo gehalten ward, Daselbs ich auch persönlich für dem Keiser und gantzen Reich stund. In demselben Reichstage ward [207] von allen Stenden des Reichs begert, das etliche grosse, unleidliche beschwerung (welche dazumal genennet, vnd hernach zu Nürnberg auf dem Reichstage dem Bapst Hadriano angezeigt, und in den Druck bracht wurden, der auch noch fur handen) vom Bapst und Geistlichen abgethan würden, oder sie wolten sie selbs abthun. Daneben ward begert, Keis. Mai. wolte bey dem Bapst erbeiten, umb ein gemein, frey, Christlich Concilium in Deudschen landen anzusetzen, und zu halten, oder ein National Concilium machen, welches der liebe Keiser bis her mit vleis gethan, aber bei den Bepsten nichts mügen erhalten, Daher diese 24 Jar im geschrey blieben sind diese drey wort: Frey, Christlich Concilium, in Deudschen landen.

Diese drey wort: Frey, Christlich, Deudsch, sind dem Bapst und Römischem hofe nichts denn eitel gifft, tod, teuffel, und die helle, Er kan sie nicht leiden, weder sehen noch hören, Da wird kein anders aus, das ist gewis, Er liesse sich ehe zu reissen, und würde ehe Türckisch oder Teufflisch oder wer jm sunst helffen kündte. Des ist dis die ursach: Anno 1415. Jar ist in Deudschen Landen ein Concilium zu Costnitz gehalten, darinnen Johannes Hus und Hieronimus gemartert sind, und wurden drey Bepste abgesetzt, und der vierd Martinus V. erwelet. Aber das ergeste und grewlichst, dafur dem Bapst so scheuslich grawet, war dis stück, da beschlossen und gesetzt, das ein Concilium uber den Bapst sey, und nicht der Bapst uber das Concilium, Und Concilium hette macht, den Bapst zu richten, urteilen, straffen, setzen und absetzen, Nicht widerumb der Bapst, das Concilium zu richten, urteiln oder endern. Ah, an, usch, das stücklin schmertzt sie, der stefft stickt tieff in jrē hertzen, der stein wil jnen das hertz abdrücken, Da haben sie sich ein mal gebrand, Sie komen nicht wider, sie liessen ehe die gantze welt im blut baden und ersauffen, Wie denn der Bapst Eugenius that, und richtet ein grossen mord und blutvergiessen an bey Strasburg durch den Delphin aus Franckreich, auff das er das Concilium zu Basel zu risse, welchs nach des Concilij zu Costnitz exempel und ordnung angefangen und schon einen Bapst erwelet hatte Amedeum den Herzogen zu Soffoy, Felix V. genant, Aber solte friede werden, muste derselbe Bapst abtreten, und das Concilium [208] fallen, denn sie können und wöllen des spiels, so sie zu Costnitz erlidden, nicht mehr gewarten.

Nu hatte das Concilium zu Costnitz, welchs unheilig gnug gewest ist, doch zu seinem fürnemen grosse und unmeidliche not und dringende ursachen, solchs zu setzen und zu schliessen, das ein Concilium müste uber den Bapst sein, und nicht der Bapst uber das Concilium, Denn es waren drey Bepste, der keiner dem andern weichen wolte, und geschach gros unordnung, und ward ein wüst wesen in der gantzen Römischen kirchen, da ein Bapst den andern verbannet, Einer dem andern die stifft und pfründen nam, Denn ein jglicher wolte der einige Bapst uber alles alleine sein, daraus kundte nichts guts folgen. Solcher wust weret bis in 39 jaren, das alle welt schrey und bat umb ein Concilion, dardurch widerumb ein einiger Bapst würde. Denn man hielts dafür zu der zeit, die Christenheit köndte on einen Bapst nicht sein. Da theten zusamen die fünff Nation, Deudschland, Welschland, Franckreich, Engelland, Spanien, und holffen, das zu Costnitz ein Concilium ward, welchs Keis. Siegmund mit groser mühe zusamen bracht.

Solte nu das Concilium die Bepste absetzen, musten sie zuvor eins werden, und schliessen, das ein Concilium uber den Bapst were und jn abzusetzen macht und recht hette, Weil sich im Bepstlichen recht nicht leidet, das ein Unterman den Oberman solt absetzen. Darumb zwang sie die grosse not, weil man muste zum wenigsten zween Bepste absetzen, wo der dritte ja bleiben solte, das sie zuvor musten schliessen, Sie hetten gewalt und recht, die Bepste abzusetzen. Also ists dazumal beschlossen, das der Bapst sey unter dem Concilium, und nicht uber das Concilium, unangesehen, das der Bapst so viel hundert jar zuvor sich heiser, und schier zu tod gebrullet und geschrien hat durch alle Decreten und Decretalen, Er sey uber alle Concilia, uber alle welt, auch vber die Engel im Himel, Item sey Gottes Stathalter auff Erden und ein jrdischer Gott, Und der grewel unzelich mehr, die schrecklich sind einem Christlichen hertzen und ohren zu hören.

Hierauff geschachs, das der eine Bapst, Gregorius genant, williglich abtrat und sein Bapstum dem Concilio ubergab, Doch der hoffnung, das Concilium würde seine willige demut ansehen und wider zum Bapst erwelen, da das nicht geschach, starb er fur rewe und leide. Der ander Bapst, Johannes genant, lies sich auch bereden uberaus schwerlich, das er gen Costnitz kam ins Concilium, eben der selbigen und viel grösser hoffnung, Er würde [209] allein Bapst bleiben, weil er zu Rom im Stuel gesessen war. Der dritte, Benedictus, bleib halstarrig in seinem sinn, und ward rechtlich und mit gewalt nach des Concilij Gesetz und Statut abgesetzt. Das ist das grewliche stücke, welches die Bepste bis her so hefftiglich verdreusst, und nicht mehr wollen noch können in Deudschland bey den bestien ein Concilium leiden. Sie sorgen, es möchte das Exempel des Costnitzer Concilij wider sie gebraucht werden, vnd möchte villeicht Paulus Tertius zu Trident als ein Bapst einreiten, Aber widerumb als ein armer tropff aus reiten, Darumb ist jm hieran gelegen, und haben sich bedacht, Sie wollen zu Rom bleiben, on Concilia und uber Concilia, und solte die welt untergehen.

Denn die Historien sagen von dem einen Bapst Johanne, da er sich in Deudschland begeben hatte, Da fur man zu und examniert sein leben und regiment, Vorhin thurste niemand wider jn, als einen Bapst, mucken, Und fand sich, das bey 40 Artickel uber jn beweiset worden alle des todes wirdig. Da entran er heimlich und wolt wider gen Rom, Aber Keiser Siegmund ergreiff jn unterwegen, und ward dem Pfaltzgraven befolhen. Als man jm nu die Artickel für hielt, antwortet er auff einen jglichen also: »Ah, ich hab viel ein ergers gethan.« Es verwunderte solche antwort die Gesandten, Weil unter andern Artickeln stund, Er hette seinen Vater erwürget, Er hette Zeuberey, Simoney, und viel schendlicher laster getrieben. Wie kündte er doch ergers gethan haben? Gab er diese antwort: Das ergeste were, das er gethan hette, Er hette sich lassen bereden, von Rom uber das welsche Gebirge in Deudschland zu komen. Hie mit meinet er, wo er zu Rom blieben were und das Bapstum behalten, wolte er wol solcher anklage frey und der aller heiligest Vater Bapst blieben sein, wenn er noch tausent mal mehr ubels gethan hette.

Hieraus sind die Bepste klug worden und hütten sich auffs höhest, das sie ja nicht solche grosse thorheit und Sünde begehen und uber das gebirge sich in Deudschland begeben, wie der selbige bapst Johannes gethan hat. Und wer wil sie des verdencken? sie thuns für grosser liebe und sorge für die arme Christenheit, das sie das Bapstum so lieb haben und ungerne verlassen, denn das bapstum ist das Heubt der gantze Christenheit und Herr der gantzen welt, dazu ein jrdische Gottheit, die Christus Stathalter auff Erden macht, das er alle Seelen lere und selig mache. Das ander verstehestu wol, Wenn du nur denckest: ja, Teufel und hellisch fewr!

Dem nach sihe mir nu an die Schrifft dieses Leckerlins, Pauli Tertij, da er zum Keiser schreibt: »Wiltu ein Concilium haben? Wir wollens geben.[210] Wiltu es in Germania haben? Sihe, wir wollens wagen und auch thun. Doch also, das es sey ein frey und Christlich Concilium, Und in welchem den Ketzern kein stat gegeben werde, als die kein teil mit der Kirchen haben können. Auch das du Arma iubeas deponi, das ist, gute sicherung und frieden schaffest. Solt auch wissen, das dir nicht zustehet, zu urteiln, welche zum Concilio zu ordnen sind. Sondern es gebürt unser Oberkeit.« Da hastu nu, was der Bapst und die heilige Bubenschule zu Rom für eine sprache hat, und wie er die drey wort »Frey, Christlich, Deudsch« uns leret zuverstehen, Nemlich, das er wolle ein Concilium geben, welchs er gewis sey, das es nimermehr könne gehalten werden, Denn er weis und fület wol, das jm und seiner verzweivelten Bubenschule viel erger gehen wurde im Concilio, weder es zu Costnitz dem Bapst Johanni gangen ist.

Die Fürsten und Stende des Reichs haben durch den Keiser diese 24 jar lassen erbeiten umb ein Frey, Christlich, Deudsch Concilium einfeltiger meinung, nach gemeinem verstand solcher wort, on alle Sophistrey, Nemlich »frey« heisst in deudscher sprache, und ›liberum‹ in der Latinischer sprache, das im Concilio die Zungen und Ohren frey sein sollen, das ein jederman, sonderlich die verordent werden zu reden, hören und handeln aller seits, frey mügen sagen, klagen, und antworten, was zur sachen dienet, die Kirchen zu bessern, ergernis und misbreuch auszureuten. – So habens gemeint und meinens noch die Deudschen und Stende des Reichs, in sonderheit aber und für allen dingen, das Gottes wort oder die heilige schrifft frey und unverbunden (wie es doch sein mus) jren gang und recht habe, Nach welcher man alles richten und urteiln solle. Derhalben auch gute Theologen da sein müssen, die der Schrifft verstand und erfarung haben. Das heisst frey, da das Concilium frey, und die Schrifft, das ist, der heilige Geist frey sind.

Aber die Römische Bubenschule und der Schulen Meister verkeret und felschet das Wort also, Das »Frey« sol so viel heissen, das er und seine Bubenschule frey seien, Nichts wider sie geredt, geendert noch fürgenomen werde, Sondern alles und alles, wie sie jtzt leben und wesen, bestetigt werde. Das also nicht das Concilium wider den Bapst, Sonder der Bapst wider das [211] Concilium frey sey. Das ist die alte geyge des Bapsts, in allen seinen drecketen und drecketaln, Nemlich: Er sol Herr und richter sein uber das Concilium, und nicht das Concilium uber den Bapst, Damit der Bapst macht habe zu verdammen, zu reissen, und zu nichtigen, ob etwas vom Concilio wider jn beschlossen würde, Ja, ehe sie etwas fürnemen zu schliessen, zuvor seine gnade fragen müsten, obs jm so gefallen wolle, auff das ein Concilium nichts anders sey, denn ein Jaherr, der im Rat oben an, zu nehest bey dem Handfas an der Thür, sitze, und zuhöre, was die gnadejuncker' uber dem hohen tische gebieten. Das heisst der Bapst ein frey Concilium.

Das ist die sprache des Stuels zu Rom, wenn er ein frey Concilium gibt, das du jn furt auch Römisch verstehen könnest: wenn sie »frey« sagen, das es gefangen heisse bey uns Deudschen, Wenn sie »weis« sagen, das du schwartz verstehen müssest, Wenn sie »Christliche Kirche« sagen, das du die grundsuppe aller Buben zu Rom verstehest, Wenn sie den Keiser einen Son der Kirchen nennen, das es also viel sey, als der verfluchtest Man auff Erden, welchen sie wolten, das er in der Helle were, und sie hetten das Reich, Wenn sie Deudschland die löbliche Nation nennen, das es heisse: die bestien und Barbari, die nicht werd sind des Bapsts myst zu fressen, wie der Wal Campanus (als man sagt) thet, da er in Deudschland gewesen, (nicht mit seinem schaden) und an die grentze des Welschen landes wider heim kam, den rücken gegen Deudschland keret, bückt sich und decket den hindern auff, und sprach: ›Aspice nudatas, Barbara terra, nates!‹ Sihe da, du Bestia, kücke mir in den Sra.

Also das wörtlin »Christlich« meinen die Fürsten und Stende des Reichs einfeltiges, auffrichtiges gemüts ein Concilium, da man von Christlichen sachen und durch Christliche Leute nach der Schrifft handeln solt, Denn sie gar wol gewust, was der Bapst im geistlichen Recht von gürteln, Röcken, Schuhen, Kaseln, Platten, Kirchweihen, Fladen weihen, von Pfründen, Prelaturn, Pallien, Digniteten und des Narrenwercks unzelich, gehandelt hatte. Sondern, weil jtzt auff der Ban weren erregt grosse wichtige sachen vnd disputation, [212] vom Ablas, Fegfewr, Messen, Abgötterey, Glauben und guten wercken und dergleichen, das man solche sachen Christlich nach der heiligen Schrifft, nicht Bepstlich möcht verrichten, und dem armen einfeltigen Man helffen, das er auch wuste, wo er were und endlich mit seiner Seelen bleiben solt. Ja, das heisst auff Deudsch, Latinisch, Griechisch, und in allen sprachen »Christlich Concilium«. Solchs roch der Bapst mit seiner hellischen grundsuppe seer wol und hatte den schnuppen nicht. Aber er nam Niese wurtzel und macht jm den Schnuppen, verkeret dis Wort »Christlich« also:

Christlich heisse nichts mehr denn Bepstlich und was seine hellischeit sampt seiner Bubenschule (ah vergebe mirs Gott, ich hette schier gesagt: sampt seiner heiligen Kirchen) zu Rom urteilet und schleusst, Was aber da wider fürgenomen würde, solle unchristlich und Ketzerisch sein, Nemlich, wo das Concilium wolte schliessen, man solte beider gestalt des Sacraments frey lassen gehen, wie es die Ketzer wollen haben, das sol durchs Concilium aus befelh seines ober herrn des Bapsts verdampt sein, Und die, so solchs für hetten im Concilio zu erregen, sollen als Ketzer nicht zu gelassen werden, wie der Hellische Vater dem Keiser schreibt: Die Ketzer sollen nicht raum im Concilio noch teil mit der heiligen Kirchen haben. Und ob die Ketzer dem Keiser wolten fürhalten: Solchen Artickel hette Gott der Vater durch seinen lieben Son selbs eingesetzt, und aller welt befolhen, man solle den Son hören, Luce iij: ›Hunc audite‹, Und der heilige Geist hette es hernach also erhalten in[Rand: Luk. 3, 22] der gantzen Christenheit, bis in 1400 jaren, da der Bapst solchs verbot, und noch der mehrer teil der Christenheit, so unter dem Bapst nicht ist, solchen Artickel hellt, und halten wird bis an der welt ende, Solchs alles unangesehen und ungeacht, sol der Keiser alle Ketzer, so solchs mit Gott dem Vater, Son, heiligem Geist und der Christenheit in aller welt halten, verbrennen, tödten oder veriagen, auch die in Indien, Persien, vnd in gantzem Orient. Aus der ursachen: Gott der Vater, Son, heiliger Geist sampt seiner heiligen Kirchen sind Ketzer und unchristen, Allein der Bapst und seine Römische Bubenschule sind Christen. Nu ists ja viel besser, das Gott der Vater, Son und heiliger Geist sampt seiner heiligen Kirchen im Concilio als die schendlichsten Ketzer verdampt werden, denn das der Hellische Vater Bapst und seine Hermaphroditen sollen Unchristen heissen.

Solcher unchristlichen, ketzerischen Artickel sind noch viel mehr, die Gott der Vater, Son und heiliger Geist in seiner heiligen Kirchen leret und helt, [213] als: das kein Fegfeur sey, da der Hellische Vater zu Rom ein Jarmarckt aus ertichtet hat, und unzelich gelt und gut damit geraubt. Item, das Ablas ein lauter bescheisserey sey, damit der Hellische Vater alle welt generret und umbs gelt betrogen hat. Item, das die Messe ein Opffer sey, für die Lebendigen und Todten. Item, das der Ehestand frey sey, und des dinges viel mehr, da jtzt Bepstliche heiligkeit auff stehet. Ich wil schweigen Simoney und Geitz, pfründen marck, Pedasterey, und was mehr der heilige Stuel zu Rom in seinem aller heiligsten leben treibt und grosse lust drinnen hat. Welchs alles der heilige Geist, der unchristliche Ketzer, mit seiner Kirchen auffs höhest verdampt und nicht hören nennen mag.

Hieraus folget, das Gott, sonderlich der heilige Geist, der doch gerhümet wird, das durch jn die Concilia versamlet werden, und alles durch jn drinnen gehandelt und beschlossen wird, ins Concilium zu Trent nicht komen kan, noch in kein Bepstlich Concilium, und mus wol heraussen bleiben, Ursach: die heilige Jungfraw, Sanct Paula Tertius, schreibt dem Keiser Karolo: Es sollen die Ketzer nicht raum noch stat in seinem Heiligen, Freien, Christlichen Concilio haben. Nu ist jtzt angezeigt, das Gott der heilige Geist ein grewlicher Ertzketzer sey, mit Gott dem Vater und Son, darumb das er zu wider der Bepstlichen und Römischen heiligkeit hat in seiner Kirchen gestifftet und eingesetzt, auch noch heutiges tages in aller welt hellt und leret sein gantz heiliges Sacrament beider gestalt, und verdampt die jenigen, so solches nach der weise nicht halten noch brauchen. Welchs alles zu gegen und wider ist dem hellischen Stuel zu Rom, der solchs manichfeltiglich durch seine Bullen als ketzerey verdampt hat, denn, wie seine Schutzschreiber sagen, ist er auch uber die heilige Schrifft und uber Gottes wort ein gewaltiger Herr und richter worden, der da endern mag, was Gott ordent und gebeut.

Nu were noch wol rat und hülff furhanden, das der heilige Geist, der arme ertzketzer, möchte zu gnaden komen und in das heilig, frey, christlich Concilium gelassen werden, wenn er nicht zu halstarrig were, sich demütigen und für der heiligen jungfrawen S. Paula tertius fraw Bepstin auff die knie fallen und die füsse küssen wolte, seine ketzerey alda bekennen, berewen und wideruffen, Er kriegete gewislich wol ein ablas Bullen, on gelt und umb sonst, beide für sich und seine heilige Kirchen. Aber der heilige Paulus, auch[Rand: Apg. 17, 6] ein grosser Ketzer (der alle welt jrre macht Act. 17, wie die Jüden zu Thessalonich[Rand: Röm. 11, 29] uber jn schrien) Ro. xj. spricht: Gottes Gaben und beruffung mügen jn [214] nicht gerewen, das ist, er endert sie umb niemands willen. Der selbe Ketzer Paulus macht den heiligen Geist auch jrre, das er unbusfertig bleiben mus, und kan seiner Sünde und Ketzerei keine gnade noch ablas finden. Darumb mus er schlecht ausser dem heiligen, Freien, Christlichen Concilio der heiligen Frau Bepstin Paula Tertius bleiben. Und mag sich dieweil tücken und bergen in seiner eigen ketzerischen Kirchen, das jn Paula Tertius nicht ergreiffe, Er muste sonst gewislich als ein Ertzketzer mit fewr zu asschen verbrand werden. Sanct Paula, die heilige Jungfraw Bapst, wird wol einen bessern und schönern und viel Christlichern, Freiern, heiligern Geist finden in seinem Heiligen, Freien, Christlichen Concilio.

Mocht jemand hie dencken, Ich büssete hiemit die lust, mit so spöttischen, verdrieslichen, stachlichen worten an dem Bapst: O HErr Gott, Den Bapst zu spotten, bin ich ummeslich zu geringe. Er hat nu wol uber sechshundert jare die welt gespottet, und jrem verderben an Leib und Seel, gut und ehre, in die faust gelacht, Höret auch nicht auff, kan auch nicht auffhören, wie S. Petrus ij. Pet. ij jn nennet Akatapauston amartias, Incessabilem, [Rand: 2. Petr. 2, 14] inquietum incorrigibiliter, peccatorem. Kein Mensch kans gleuben, welch ein grewel das Bapstum ist. Ein Christ, der mus auch nicht geringes geistes sein, der es sol erkennen. Gott selbs mus jn spotten in dem Hellischen fewr, und unser HErr Christus, wie S. Paulus ij. Thessalo. ij sagt, mus jn tödten[Rand: 2. Thess. 2, 8] mit dem odem seines Mundes und durch seine herrliche Zukunfft zerstören. Ich spotte allein darumb mit meinem schwachen spotten, das die, so jtzt leben und nach uns komen, wissen sollen, was ich vom Bapst, dem verfluchten Antichrist gehalten habe, Und wer ein Christ sein wil, sich für solchem grewel lasse vermanen.

Das dritte Wort »Deudsch« oder »in Deudschen landen« drehet und martert er also: Keiser Carolus solle schaffen, das kein woffen zu fürchten sey, das ist, Es solle friede, und kein krieg zu fürchten sein,Iubeas arma deponi. Nu weis der Römische schalck seer wol, das Keiser Karol sampt seinem Bruder König Ferdinando und allen deudschen Fürsten so mechtig wol ist, das er nicht allein zu Trent in einer stad, Sondern auch in gantz Germania frieden halten kan, Und aus Deudschland keine fahr da sein kan. Wol weis (sage ich) der schalck Paula solchs, und er tichtet jm fehrligkeit, die nirgent ist, auff das ja das Concilium nicht könne gehalten werden. Zugleich gibt er damit Keiser Karolo und Deudschen Fürsten die schuld, das kein Concilium könne gehalten werden, Und feile an jm nicht, Sondern am Keiser und Stenden des Reichs, die nicht frieden noch sicherung schaffen, weil sie nicht das Schwert oder Rüstung ablegen, welchs doch keines fur handen ist, noch sein kan.

[215] Mit diesen worten bekennet er sein, das er kein Concilium wolle in ewigkeit halten in Deudschenlanden. Denn wenn wil die zeit komen, da ein Bapst nicht könne tichten und fürgeben, es were fehrlich, die Rustung nicht abgethan? Denn ob der Keiser gleich jn auff der Landstraffen zu beiden seiten mit hundert tausent Man liesse geleiten, So spreche er doch: Ja, wer wil den selben vertrawen? Thuts aber der Keiser nicht, so ist aber da die klage, es sey fehrlich und nicht sicher, das, wie es der Keiser macht, so kan er doch den Bapst nicht sichern, und bleibt die Rüstung oder Arma ein ewige hinderung des Concilij, welche der Keiser, und wenn hundert Keiser weren, nicht kündten weg nemen. Denn es stehet alles in des Hellischen Vaters willen und macht, Was da solle heissen Rüstung abthun oder Rustung halten, was frey und unfrey, Christlich und unchristlich sey.

Auch bringt solch wort viel andere mehr ausflucht, die nicht zu zelen sind, Aber der Hellische Vater teglich durch seinen Geist wol zu ertichten weis. Etliche wil ich rüren: er kan wol zur zeit etlich Man und Ros fertigen, die ein geschrey machen, Es sey ein volck furhanden und gantz unsicher worden. Item, der Türck ist nu zweymal sein schanddeckel gewest. Item, er kan wol kranck werden. Ah wer wil doch sorgen für den Teufel, wie er ursach und ausflucht finde? Diese aber ist jm die aller feineste, das er Franckreich alle zeit wider den Keiser hetze, wie er diese zwentzig jar mit höhestem vleis gethan, sonderlich, wenn das Concilium hat sollen angehen. Da kan er denn rhümen: Ah HErr Gott, wie gern wolten wir ein Concilium halten, Aber weil unser liebe zween Söne, Keiser und Franckreich, uneins sind, können wir nicht dazu komen! Wie er jtzt auch thut, da er in seiner Bulla von grossen freuden singet, Das die zwey Heubter vertragen sind. Und setzt das Concilium an zu Trent. Aber ah HErr Gott, wie leid ists dem Hellischen Vater, das Franckreich nicht hellt den vertrag, und wird die uneinigkeit grösser, denn vorhin.

Hieraus verstehet man nu die Wort des Hellischen Vaters zu Rom, das ›Arma iubeas deponi‹ so viel sey gesagt: Du, Keiser Karole, solt schaffen, das friede sey, Nicht allein, das du dein schwert ablegest, Sondern auch schaffest, das Franckreich ablege, welchs er nicht thun kan noch sol. Denn wir wöllen, das Franckreich dir für und für unruge mache. Darumb soll es also zu gehen, ehe wir ein Concilium halten wollen, das du, Karole, solt jmer Fewr lesschen, und Franckreich sol jmer anstecken. Und wo Franckreich faul hierin sein wolt, So wollen wir selber zu blasen und auffblasen, das du jmer zu lesschen habest, [216] und zu letzt des lesschens müde werdest. Also wollen wir dich lernen, wie du solt mit deinen Deudschen sewen ein Concilium begeren von dem Römischen stuel, und wollen doch jmer fort rhümen: ›Iube arma deponi, Iube arma deponi.‹ Wenn du friede schaffest, so wollen wir ein Concilium halten, das wird und sol geschehen, wenn wir auffhören arma zu movieren, welchs sol nimermehr geschehen.

Hie sihestu, welch ein spitzbübisch antwort dem Keiser und Stenden des Reichs gegeben wird auff jre bitte, die sie nu 24 jar lang gethan haben umb ein Frey Christlich Concilium in deudschen landen. Denn weil sich die Römischen spitzbuben dahin begeben und, wie sie allezeit sich bevliessen haben die sprachen zu verwirren, das der Spitzbube zu Rom rotwelsch antwortet, wo der Keiser und des reichs stende schlecht deudsch oder Latinisch reden, So werden sie der sprachen nimer mehr eines, schweige das ein Concilium werden könne. Heisst das nicht fein dem Keiser und Stenden des reichs auff dem maul getrumpelt und gespottet wie der Narren, des die Spitzbuben in die faust lachen, Schenden dazu und lestern, eben mit den selben worten, den Keiser, als habe er ein unfrey, unchristlich, unsicher Concilium gesucht, Sondern sie sind die heiligsten Leute, die ein frey, Christlich, sicher Concilium begeren. Also mus nu der frome Keiser und die Stende des Reichs den namen bey den Spitzbuben zu Rom haben, das sie ein genötigt, gefangen, gezwungen, unchristlich, ketzerisch, fehrlich, sorglich Concilium gesucht haben und noch suchen. So sol man einem Keiser und dem Reich die Zungen und hörner schaben! Bittet nu mehr umb ein Concilium bey dem heiligsten Vater!

Es meinen etlich, diese Spitzbüberey habe der Cardinal zu Meintz zu gericht. Aber ich halts nicht, Es were seiner kunst viel zu geringe Exempel, Er solts wol besser machen, als mich dünckt, Item, er ist der rechte meister, auch uber die zu Rom. So sind die zu Rome solcher Spitzbüberey und schalckheit nu uber 400 jar wol geübt und durchtrieben, wie man sehen kan in des Bapsts Decretalen, und in allen Historien der Keiser. Denn sihe doch, wie die armen Juristen geplagt sind, das sie die Römische spitzbüberey mit glosen zusamen flicken, reimen, schlichten, ehe sie jr eine geringe gestalt machen können, Gleich, als wenn ein Kürsner solt einen bosen Peltz flicken, da weder haut noch har gut ist, dazu bespeichelt und beeitert und grewlich beschmeisset.

Wolan, Es gehe hin, so lang es kan, der Keiser und das Reich müssen solchs spitzbubenstück verbeissen, es ist nicht der erste Keiser, mit dem [217] der verzweivelt Spitzbube zu Rom so spielet. Sie habens keinem versehen sint der zeit sie zur macht komen sind. Maximilianus klagt nicht mehr, denn das jm kein Bapst je hette glauben gehalten. Dieser Keiser Karolus acht ich, solts ja am Clement 7., Leone x. vnd jtzt am Paulo iij. zimlich erfaren haben. Summa, sie sind Keisers Phocas Creatur und Erben, der hat zu erst das Bapstum zu Rom gestifftet, dem folgen sie trewlich nach. Der selb Phocas, als ein Keisermörder zu Constantinopel, schlug seinen Herrn Keiser Moritz mit Weib und Kind tod.

Also thun die Bepste auch. Haben sie nicht selber können die Deudschen Keiser todschlahen, wie Clemens iiij. das edle Blut Conradinum, den letzten Hertzogen zu Schwaben und erblichen König zu Neapel, lies mit dem Schwert öffentlich richten, Haben sie nicht mit verretherey und aller Teuflischer bosheit die Keiser umbbringen können, So ists doch ja jr volliger wille, und jnen alle zeit leid gewest, das jr blutdürstiger, mördischer, boshafftiger wille gefeilet und verhindert ist worden. Es sind, wie gesagt, des Keisers Phocas, jres stiffters und Keisermörders, nachkomen, verzweivelte, durchtrieben Ertzspitzbuben, Mörder, Verrheter, Lügener, und die rechte grundsuppe aller bösesten Menschen auff Erden, wie sie selber zu Rom sagen, Schmücken sich darnach mit dem Namen Christi, S. Petri, und der Kirchen, so sie doch vol sind aller ergesten Teufel in der Helle, vol, vol, und so vol, das sie nichts denn eitel Teufel ausspeien, schmeissen und schneutzen können. Solchs wirstu sagen, das es die warheit sey, wenn du die Historien liesest, wie sie mit den Keisern sind umbgangen.

Wolan, wie ich gesagt, Keiser Karol und das Reich müssen des Spitzbuben zu Rom Paula Tertij rotwelsch verbeissen, Schadet auch uns noch nicht seer, Aber dem Stuel zu Rom dienet es dennoch dazu, das sie sich selbs hinden und fornen auffdecken, und lassen uns in jren hindern sehen, das wir sie kennen mügen. Denn bis her haben wir müssen gleuben, der Bapst were das Heubt der Kirchen, der aller heiligst, der heiland aller Christenheit, Nu sehen wir, das er mit seinen Römischen Cardineln nichts anders ist, denn ein verzweivelter Spitzbube, Gottes und Menschen feind, der Christenheit verstörer, und des Satans leibhafftige wonung, der durch jn nur schaden thun, beide der Kirchen und Policey, wie ein Beerwolff, und spottet und lachet in die faust, wo er höret, das Gott oder Menschen solchs wehe thut, davon hernach.

[218] Ich mus hie eine Historien mit unter bringen, daraus man mercken mag, was von den heiligen Spitzbuben und Mördern des Römischen Stuels zu halten. Anno Domini (ist mir recht) 1510 war ich zu Rom, da höret ich diese geschicht sagen: Es ligt ein Flecken, mit Namen Roncilion, etwa sieben Deudscher meilen herwerts von Rom, Daselbs ist gewesen zur zeit Pauli ij. (welcher für 70 jaren regiert hat) ein Amptman des Bapsts, der sahe das lesterlich Teufelisch wesen des Bapsts und seiner grundsuppen zu Rom, Und gab dem Bapst nicht sein jerlich gebür vom Ampt. Der Bapst lies jn laden, er kam nicht, Und was der Bapst gebot, das verachtet er. Endlich thet jn der Bapst in den Ban, da fraget er nichts nach. Darnach lies jn der Bapst mit glocken beleuten, und mit Liechten, von der Kantzeln ausgelesscht, werffen und verdamnen, wie die gewonheit ist, Daran keret er sich nichts. Zu letzt, weil nu solch verstockter ungehorsam gegen dem Bapst in seinem geistlichen recht Ketzrey heissen mus, lies er den Amptman auff ein Papir malen, mit vielen Teufeln uber dem kopff und zu beiden seiten, und für gericht bringen, verklagen und als einen ketzer zum fewr verurteilen, Und flugs drauff mit dem Papir zum fewr zu und verbrand. Der Amptman lies auch auff ein Papir malen den Bapst mitten unter den Cardinelen, und oben drüber und umb sie her alles voller teufel, lies gericht sitzen und den Bapst mit den Cardinelen verklagen, als die ergesten buben, so auff erden leben, und theten unmesslichen schaden armen leuten, Und wenn jr oberster stürbe, so setzten sie mit vleis an des selben stat den aller ergesten, so sie unter sich finden können, weren wol des hellischen fewrs werd, und wurden des viel zeugen dargestellet. Da fur Richter, Amptman mit klegern zu und sprachen, Man sol sie verbrennen, und flux in tausent teufel namen mit dem Bapst und Cardinelen zum fewr zu und verbrand, Bis jn der Bapst mit gewalt vertreib.

Diese geschicht ist villeicht lecherlich, Aber gleich wol zeigt sie ein schrecklich unglück an, das der Bapst mit seinem grewlichen, teufelischen wesen zu Rom trefflich schedlich ergernis gibt, und die Leute, so solchs sehen, sich dran stossen und gantz Epicurisch werden, gleich wie sie auch selbs sind. Denn auch fast alle, die von Rom wider komen, bringen mit sich ein Bepstlich gewissen, das ist, einen Epicurischen glauben. Denn das ist gewis, das der Bapst und Cardinal, sampt seiner Bubenschulen gar nichts gleuben, lachens dazu, wenn sie vom glauben hören sagen. Und ich selbs zu Rom [219] höret auff den gassen frey reden: Ist eine Helle, so stehet Rom drauff. Das ist: nach den Teufeln selbs ist kein erger Volck denn der Bapst mit den seinen. Darumb ists nicht wunder, das sie sich fürchten für dem freien Concilio und das Liecht schewen. Aber sie haben einen grund, darauff sie fussen, der ist: Sie meinen, jr Stand, Ampt und lere sey recht, Darumb, ob gleich die Personen böse sind, könne man doch den Stand und die Lere nicht urteilen noch verdamnen. Also faren sie fort und thun nach allem mutwillen, als gewis, das mit jrem stande kein not haben kan, davon wir hernach weiter sagen wöllen.

Und wens gleich were, das sie in einem Concilio reformirt würden, als nicht sein kan, Und der Bapst sampt seinen Cardinalen solchs mit blut verschrieben zu halten, so were es doch verlorne kost und erbeit, Sie würden doch hernach erger denn zuvor, wie nach dem Costnitzer Concilio geschehen ist. Denn weil sie des glaubens sind, das kein Gott, keine Helle, kein Leben nach diesem Leben sey, sondern leben und sterben wie eine Kue, Saw und ander[Rand: 2. Petri 2, 12] vieh, ij. Petri ij, So ists jnen gar lecherlich, das sie solten Siegel und Brieve oder eine reformation halten. Darumb were das beste, Keiser und Stende des Reichs liessen die lesterlichen, schendlichsten Spitzbuben und die verfluchte grundsuppe des Teufels zu Rom jmer faren zum Teufel zu, Da ist doch keine hoffnung, einiges gutes zu erlangen, Man mus anders hie zu thun, mit Concilien ist nichts ausgericht, wie wir sehen. Denn die unsinnigen narren wollen wehnen, uns sey so bange und jach nach jrem Concilio, und als kündten wir oder die Christenheit on jr Concilio oder Stand nichts thun, Meinen also, man müsse jnen jmer nach lauffen, das sie uns wol ewiglich zu nerren und effen hetten. Aber das ist unser meinung nicht, Und ich wil jnen dafür ein ander Liedlin singen mit Gottes gnaden, Wollen sie nicht Concilium halten, mügen sie es unsert halben wol lassen, Wir bedürffen für uns keines. Und wenn sie zornig sind, mügen in die bruch thun und an den hals hencken, das were ein thesem apffel und pacem für solche zarte heiligen. Gott helt sie nicht werd, das sie sich selbs solten bessern oder was guts thun,[Rand: Röm. 1, 28] sie sind dahin gegeben in verkereten sinn, Roma. ij. Da findestu den Calender,[Rand: 2. Petri 2, 12] Bepstlicher, Römischer tugent, auch ij. Petri ij. Da las es bey bleiben.

Weiter stehet ins Bapsts Paulichen Brieve an Keiser Karol: »Und du solt wissen, das dirs nicht gebürt, zu welen, welche im Concilio sein sollen, Sondern es gebürt unser Jurisdiction.« Far schon, liebs Paulichen, lieber [220] Esel, lecke nicht, Ah liebs Bapst Eselchen, lecke nicht, Aller liebstes Eselin, thus nicht! Denn das Eiss ist dis jar seer glat gefroren, weil der wind still ist gewest, du möchtest fallen und ein bein brechen. Wo dir denn im fallen ein fortz entfüre, so würde doch alle welt dein lachen und sagen: Ey pfu Teufel, wie hat sich der Bapstesel beschiessen, das were als denn ein gros limen Crese maiestatis wider den heiligen Stuel zu Rom, welche kein Ablas Brieve noch Plenitudo potestatis vergeben kündte. O das were ein fehrlich ding! Darumb bedenckt zuvor ewer selbs grosse fehrlickeit, Hellischer Vater!

Lieber, warumb solt der Keiser nicht macht haben, zu nennen, doch zum wenigsten etliche, die im Concilio sein solten, so doch zu den vier höhesten Concilien, Nicenum, Constantinopolitanum, Ephesinum, Chalcedoneum, nicht die Bepste (wie wol noch kein Bapst zu der zeit gewest) noch Bischove, Sondern allein die Keiser, als Constantinus, Theodosius, Junger Theodosius, Martianus haben die Bischove versamlet, beruffen und genennet zum Concilio, sind auch selbs mit drinnen gewest. ›Ja wir habens hernach also gesetzt in unsern Decretalen, das allein der Bapst solle Concilia beruffen und personen nennen.‹ Lieber, ists aber war? Wer hats euch befolhen, also zu setzen? ›Schweig, du Ketzer, was zu unserm mund aus gehet, das sol man halten!‹ Ich höres. Welchen mund meinstu? da die förtze aus faren? (das magstu selbs halten!) oder da der gute Korso einfleust? (da scheis ein hund ein!). ›Ey du schendlicher Luther, soltu mit dem Bapst so reden?‹ Ey pfui wider, jr lesterliche verzweivelten buben und groben Esel, solt jr denn auch mit einem Keiser und Reich also reden? Ja solt jr solche hohe vier Concilia mit den vier Christlichen, grössesten Keisern so lestern und schenden umb ewer fortze und drecketal willen? Wes lasst jr euch denn düncken, das jr besser seid, denn grosse, grobe, ungelerte Esel und Narren, die nicht wissen noch wissen wöllen, was Concilia, Bisschoff, Kirchen, Keiser, ja was Gott und sein Wort sey? Du bist doch ein grober Esel, du Bapst Esel, und bleibst ein Esel!

Jtem, uber die vier hohe Concilia sind viel andere gewest, hin und wider, in Griechen land, Asia, Syria, Egypto, Affrica, welche den Bisschoff zu Rom nicht zuvor haben drumb gegrüsset, sind gleich wol rechte Christliche Concilia gewest, Sonderlich da S. Cyprianus und Augustinus inne gewest sind, [221] Auch Karolus Magnus zu Rom, zu Franckfort und in Franckreich, und sein son Ludwig zu Ah, und ander mehr Keiser Concilia gehalten haben. Lieber, solten solche seine Bisschove und Keiser darumb haben unrecht gethan und verdampt sein, das der fartz Esel zu Rom (was kan er sonst mehr?) aus seinem eigen tollen kopff setzt und aus seinem garstigen bauch fartzet, Es gebür dem Keiser nicht, an zu setzen ein Concilium, noch personen dazu zu ordenen, oder nennen. O wie ist dem groben esel so wol! Er ringet nach einem, der jm einen stecken auff den sack leget, das jm die lenden sich beugen müsten!

Das ists auch, da er in dem andern Brieve an Keiser Carol ein Theologus[Rand: 1. Sam. 2, 29 ff.] (mit urlaub) wil sein, und füret das Exempel Eli j. Reg. ij daher, wie der gestraffet sey, das er seine Söne nicht vermanet habe umb jre Sünde, Also sey er auch gezwungen, den Keiser, als seinen erstgebornen Son, zuermanen, damit er auch nicht gestrafft werde, Denn es zubesorgen, es möcht grosse unruge und uneinigkeit entstehen in der Kirchen aus dem grossen ubel, das Keiser Carol zu Speier gethan hat etc. Da redet abermal der verzweivelte Spitzbube und bösewicht Paulus mit seinen Hermaphroditen sein rotwelsch, gerade, als wüste kein Mensch, was jr hellisch, teuflisch wesen zu Rom sey, und wie er selbs, der unsettige, grundlose geitzwanst Paulus, sampt seinem Son, mit der Kirchen güter umbgehet. Nein, sein Son thut nichts, sündigt nichts, das der Vater Paulus zu straffen hette, da sind des Römischen stuels Cardinel und gesind, Hermaphroditen, a parte ante viri, a parte post mulieres, gantz rein, dürffen keiner vermanung, Und wie der Poet Mantuanus vom Römischen Hofe schreibt:


Petriq domus polluta fluente
Marcescit luxu. Nulla hic arcana revelo,
Non ignota loquor, liceat vulgata referre,
[222]
Sic urbes populiq ferunt, ea fama per omnem
Iam vetus Europam mores extirpat honestos,
Sanctus ager Scurris, venerabilis ara Cynedis
Servit, honorandæ divum Ganymedibus ædes.
Quid miramur opes recidivaq surgere tecta?
Thuris odorati globulos & cynnama vendit
Mollis arabs, Tyrij vestes, venalia nobis
Templa, sacerdotes, altaria, sacra, coronæ,
Ignes, thura, preces, cœlum est uenale Deusq.

Sed hæc vetera, nũc honesti mores sunt.


Uns in Deudschenlanden schilt man Ketzer, das wir die Kirchen, Klöster, Messen, und die Römischen und lesterlichen abgötterey verwüsten. Aber sihe mir da zu, wie sie selbs, die solch abgötterey für rechten Gottesdienst leren, zu Rom damit umbgehen. Sihe die Kirchen an S. Hagnetis, da zuvor 150 Nonnen inne gewest, S. Pancratij, S. Sebastiani, S. Pauli, und alle reiche Klöster und Kirchen, wie sie stehen, inwendig und auswendig Rom, Das haben alles der Bapst und Cardinel verschlungen, Komen nu zu uns heraus, greiffen unser Stifft und Klöster auch an, mit Pallijs, Annaten, und viel ander reuberey und schinderey. In diesen allen und vielen grewelen, umb welcher willen Gott Sodom und Gomorren, auch sonst in allen Landen viel Stedte mit fewr versenckt, mit wasser erseufft, mit Erdbeben umbkeret, Hie, sage ich, hat die heilige Jungfraw S. Paula Bepstin kein gewissen, kein sorge, kein furcht Gottes, das sie möchten wie Korah von der Erden verschlunden[Rand: 4. Mose 16, 32] werden, Auch das sie selbs so viel Messen, Vigilien, Horas Canonicas und teglichen Gottesdienst, den sie so hefftig von uns foddern, und drüber zu ketzern, zu nicht machen, und sie fast alle viel erger denn Sodoma sind, und leben, das schendlicher nicht sein kan, Da hat S. Paulus tertius nichts zuvermanen.

Aber das Keiser Karol zu Speier gethan hat, da wil Himel und Erden einfallen, da sorget Bapst Paulus für seinen Son Carolum, das nicht gros unglück uber jn gehe. Was hat er denn gethan zu Speier, der liebe Son Karolus? Ey er wolt nicht ein blutvergiessen in Deudschen landen anrichten, da der Teufel der Bapst und Cardinal mit lust inne baden möchten, und damit jre hellische grundsuppe geschützt würde, Sondern hat das Wormisch Edict suspendirt, daher aller unfriede in Deudschland komen war, Und hat dasselb darumb gethan, das man eintrechtiglich dem Türcken widerstand [223] thun künd, wie ein fromer Christlicher Keiser thun sol, sein Vaterland zu versehen mit gutem friede und schutz. Solchs heisst der Spitzbube zu Rom ubel gethan. O grosse sünde! Ja was heissen die Buben wol gethan, on was sie zu Rom thun? darüber die Sonnen hinfurt zu scheinen müde ist, und das[Rand: 1. Mose 13, 6] land (wie sie selbs sagen) nicht mehr tragen kan. Denn so hab ichs zu Rom selbs gehört sagen: Es ist ummüglich, das so solt lenger stehen, Es mus brechen.

Das ander stück, das Keiser Karolus gethan hat zu Speir, O thar ichs auch sagen? horresco referens, mir grawet dafür. Lieber, betet ein Vater unser für mich, das ich nicht wie Eli gestrafft werde, O liebe Sonne, erschrick nicht, und werde nicht schwartz für meiner rede, das ich von solcher grossen sünde sage! Das ist die sünde: Keiser Karl hette gern friede und einigkeit in der Religion, gleich wie er im Reich gern frieden sehe, weil er aber nu xxiiij jar lang umb sonst bey dem Bapst umb ein gemein Christlich Concilium geerbeitet, und nichts erlangen mügen, denn das jm der Bapst auff dem maul getrumpelt und als seinen narren geeffet hat, ist er zu gefaren, dem löblichen exempel nach Constantini, Theodosij, Junger Theodosij, Martiani, Caroli magni, Ludovici primi, und viel anderer Keiser mehr, und wollen ein National Concilium ansetzen, ob er wol recht und macht hat ein gemeines anzusetzen, der Spitzbube zu Rom speie was er wölle in seinen Drecketalen. O vergebe mirs Gott, ists anders zu vergeben, das ich von solcher grausamen Sünde habe reden thüren. O das Keiser Carolus nicht heraus an die Sonne gienge, Die Sonne möcht für solchem grossen Sünder vom Himel fallen, und müsten wir sein entgelten, und alle ewiglich im finstern sitzen. O das die heilige Veter, Bapst und Cardinel mit jrem hauffen, jre gute werck und verdienst wolten für vns setzen, als da sind jr Epicurischer glaube, Sodomey, Simoney, Spötterey, lesterung Gottes und seiner Christen und allen jrer[Rand: 2. Kor. 4, 4] Gottesdienst. Villeicht möcht sich jr Gott, davon S. Paulus sagt: Deus huius seculi, uber uns erbarmen.

Wiltu schier gleuben, das der Römische stuel, Bapst und Cardinal, mit allen Teufeln besessen sind, und jr spitzbübisch Rotwelsch kein grund, ende, noch mas haben kan? Wiltu schier gleuben, das solche Bösewichter eitel Epicurer, Gottes und aller Menschen feinde sein müssen? Hie sihestu ja, das der Bapst lieber wolt gantzt Deudschland in seinem eigen Blut ersoffen sehen, denn das friede drinnen were, Und lieber wolt, das alle welt mit jm ins ewige hellische feur füre, denn das eine Seele solt zum rechten glauben bracht werden. Das nu solch grewlicher, erschrecklicher wille des Bapsts durch Keiser Karol nicht volbracht, sondern gehindert ist, das kan jm der Bapst[224] nicht vergeben, Sondern drewet jm mit Eli Exempel. Hie hastu nu eine glose uber das c. Si Papa dis. 40: »Wenn ein Bapst sein selbs und brüderlicher seligkeit vergessen erfunden wird, untuchtig und las in seinen wercken, und das beste zu leren schweigend, welchs jm und allen deste schedlicher ist (quasi talia sieri possint in fide!), und gleichwol unzeliche Seelen mit grossen hauffen mit sich zum Teufel in die helle fürete, die sampt jm grosse pein ewiglich leiden müsten, Solche Sünde unterstehet sich kein lebendig Mensch zu straffen, Denn er ist aller richter, und von niemand zu richten, er werde denn im Glauben jrrig erfunden (Post annum Platonis!), Sondern die gantze Christenheit bittet beste hefftiger für seinen Stand, So viel mehr sie merckt, das jr seligkeit nehest Gott an seiner wolfart gelegen ist.«

Solch Decret, sihet jderman, das es mus von allen Teufeln, so allenthalben sind, mit einhelligem odem in den Bapst und Römischen Stuel geblasen sein, Und ich, da ich vor xxvj jaren solches las, dacht ich bey dem lieben Gott, Es weren vergebliche Wort, wie die Donatio Constantini, und ummüglich, das ein Bapst solte so verböset sein, das er sich solchs Decrets annemen oder drauff bawen wolte, Aber da Sylvester und andere mehr wider mich schrieben und wider mich solchs füreten, must ichs wol gleuben, Wie du hie auch sihest im Brieve Pauli iij., Das er auch der meinung ist, und alle welt gern wolt mit sich zur Hellen füren. Wer nu nicht gleuben wil, das das Bapstum des Teufels eigenthum, und sein eigen regiment sey, der mag mit jm hin faren. Wir hören unsers HErrn Wort, Matthei vij:[Rand: Matth. 7, 15] Hütet euch für falschen Propheten, j. Corinth. j: Spiritualis omnia iudicat. [Rand: 1. Kor. 2, 15] Davon hernach weiter. Wir wollen und sollen des Bapsts richter sein, und sol uns niemand weren.

Aber lasst uns auch sehen, wie sich der Esel in der Schrifft verdrehet, da er Eli und seine Söne ein füret. Der Text j. Reg. ij sagt also: Die[Rand: Sam. 2, 12. 17. 22] Söne Eli waren böse Buben und hatten drey stück auff sich. Das erste, Sie kandten oder achten des HERRN nicht. Das ander, Sie kandten [225] auch nicht das Priesterlich recht an das Volck. Das dritte, Sie trieben unkeuscheit mit den geistlichen Weibern, die Gotte dieneten am Tabernackel, das waren Widwen, die nach jrer Menner tod sich begaben zum dienst des Stiffts,[Rand: Luk. 2, 37] wie Luce iij von der heiligen Hanna stehet, das sie nimer vom Tempel kam, fastet und betet etc.

Das erste stück, den HERRN nicht kennen noch achten, heisst, nicht gleuben an Gott, da seine Verheissung oder Wort verachtet, und im unglauben roh und ruchlos gelebt wird, on alle Gottes furcht. Das ander, Das sie jr Priesterlich Ampt nicht achten, das ist, wie sie opffern und das Volck leren solten, Sondern, wie im Text stehet, machten sie es mit dem Opffer wie sie wolten, und müste recht sein, was sie wider das Gesetz sündigten, das auch das Volck sich hoch dran ergerte. Das dritte, Das sie unverschampt Ehebruch trieben, mit begebenen Widwen, Denn sie hatten selbs Weiber, und thetten das an heiliger Stet, bey dem Stifft für Gottes angesicht, der sich daselbs gegenwertiglich zu wonen verheissen hatte. Solcher Sünden machte sich Eli teilhafftig, damit das er sie nicht straffet, Er redet wol drumb umb der Leute willen, aber doch nicht mit ernst, denn er setzet sie nicht ab vom Ampt, wolt sie nicht zu schanden machen, lies sie so bleiben in jrem wesen. Das ists,[Rand: 1. Sam. 2, 29] da Gott saget: Eli habe seine Söne mehr geehret denn Gott, Denn er hatte seiner Söne ehre, das sie ja im Ampt blieben, lieber denn Gottes Wort und gehorsam.

Dis Exempel hat eine feine gestalt, und reimet sich gewaltiglich, wo es Keiser Karl umbkerete, und hielt es dem Bapst für die Nasen, so würde er mit seinem eigen Schwert auff seine Platten geschmissen, Nemlich also: Horestus Bapst Paule, du hast erstlich keinen glauben, und achtest Gott nicht sampt deinen Sönen, Cardinelen und Römischen hofe gesinde, Denn jr seid Epicurische Sew, des gleichen alle Bepste deine Vorfaren, Denn so man die Bepstlichen Decretalen von forn an bis hinden aus lieset, so findet man nicht einen buchstaben, der da lere, was glaube sey, oder wie man Christlich gleuben sol, Kan auch kein glaube in ein Bepstlich oder Cardinalisch hertz fallen, das ist gewis. Zum andern, so weissestu mit alle deinem Römischen Hofe und vorfaren nicht, was ein Priesterlich Ampt sey, wie man das Volck mit Gottes Wort und Gebot unterweisen oder Gott loben sol, Denn davon findet man nichts in allen Decretalen, das man eine Predigt thun künde, Sondern es ist alles Menschen lere und eigen dünckel, welchs ist eitel abgötterey. Zum dritten, So treibstu und deine Kinder schendliche unzucht, Denn die Cardinel und deines Hofes puseron und Hermaphroditen [226] füren ein solch grewlich wesen, das Himel und erden dafür beben und zittern. Solchs sihestu und hörests und weissests wol, noch schweigestu still dazu, straffest und besserst nichts, sondern lachest dazu und hast lust drinnen, Roma. j. Darumb wird dirs nicht so gut werden, als dem Eli, Sondern[Rand: Röm. 1, 32] must zu deinen vorfaren in abgrund der Hellen. Ja solcher weise keme dis Exempel zu rechter gestalt dem Bapst auff den kopff, Und funde sich da bey, das der Bapst und seine Cardinale grobe ungelerte Esel sind in der Schrifft.

All kompt er, der Hermaphroditen Bischoff und Puseronen Bapst, das ist, des Teufels Apostel, und zeucht dis Exempel wider Keiser Karolen, und gleich wie er und seine vorfaren Spitzbübisch sind in jrem Rotwelsch, Also wil er auch Gott zum Spitzbuben machen in der heiligen Schrifft, Er gibt für, Keiser Karol sey ein grosser Sünder, das er das Wormisch Edict suspendirt umb friedens willen, und wolle ein National Concilium ansetzen, Macht Sünde und verdamnis aus solchen löblichen, hohen, fürstlichen, Keiserlichen tügenden. Denn das ist unter andern abgöttischen greweln des Bapsts dieser auch einer, das er Sünde und verdamnis macht, da Gott keine haben wil, wie man sihet, durchs gantz Decretal hin durch. Ursach ist die, Denn er ist, wie die Juristen sagen, Ein jrdischer Gott, Darumb mus er zur sünden und verdamnis machen, das der Himelische Gott für tugend und unschuld hellt, wie S. Paulus sagt ij. Thess. ij: Mensch der Sünden und Kind des verdamnis.[Rand: 2. Thess. 2] Mensch der Sünden heisst hie Ebreisch, der nicht allein in seinem leben ein Sünde ist, sondern stifftet durch falsche lere Sünde, das an dere müssen mit jm Sündigen, Wie Jerobam der König Israel sündigt, oder, wie die Schrifft sagt, Israel sündigen macht, durch seine abgötterey.[Rand: 1. Röm. 14, 16]

Also wil hie auch der Sodomiten Bapst, aller Sünden Stiffter und Meister, Sünde und verdamnis auff Keiser Karol treiben, So er doch wol weis, das sein Spitzbübische Zunge hierin schendlich leuget, Und solche verdampte Bösewichter wollen alle Welt bereden, das sie der Kirchen Heupt, Mutter aller Kirchen, und Meister des Glaubens seien, So man sie doch an jren wercken in aller Welt erkennet, wenn wir gleich stein und klötz weren, das sie verlorne, verzweivelte teufels Kinder, dazu tolle, grobe Esel in der Schrifft sind. Es möcht jemand wol gern fluchen, das sie der Blitz und Donner erschlüge, Hellisch fewr verbrente, Pestilentz, Frantzosen, S. Nelten, S. Antoni, Aussatz, Carbunckel und alle Plage hetten, Aber das sind eitel fuchsschwentze, und Gott ist lengest zuvor komen und hat sie mit viel grösser plage gestrafft, wie denn Gottes verechter und lesterer sollen gestrafft werden,[227] [Rand: Röm. 1, 26 f.] Roma .j, Nemlich, das sie bey gesunder vernunfft so öffentlich rasend und tolle sind worden, das sie nicht wissen, ob sie Man oder Weib sind, oder bleiben wollen, sich nicht schemen doch für dem weiblichen Geschlecht, da jre Mutter, Schwester, Mumen, unter sind, die solchs von jnen hören und sehen müssen, mit grossem schmertzen. Ey pfui euch, Bepste, Cardinel, und was jr seid im Römischen Hofe, das jr euch nicht fürchtet für dem pflaster, darauff jr reitet, das euch verschlingen möchte.

Die Keiserlichen rechten sagen viel de Furiosis, von unsinnigen, tollen Leuten, wie man sie halten sol. Wie viel grosser not were hie, das man Bapst und Cardinal, und den gantzen Römischen Stuel in stöcke, keten, kerker legte, die nicht gemeiner weise rasend worden sind, sondern so tieff grewlich toben, das sie jtzt Menner, jtzt Weiber sein wollen, und des keine gewisse zeit wissen, wenn sie die laun ankomen wird. Gleichwol sollen wir Christen gleuben, das solche rasende und wütende Römische Hermaphroditen den heiligen Geist haben und der Christenheit öberste Heubter, Meister und Lerer sein mögen. Aber ich mus hie auff hören oder sparen, was ich mehr wider die Brieve und Bulla zu schreiben habe, denn mein kopff ist schwach, und füle mich also, das ichs villeicht nicht möchte hinaus füren, und doch noch nicht bin komen dahin, das ich mir für genomen habe in diesem Büchlin zu schreiben, Welchs ich wil zuvor ausrichten, ehe mir die kreffte gar entgehen. Denn drey stück hab ich mir fürgenomen. Eins, obs war sey, das der Bapst zu Rom sey das Heubt der Christenheit, uber Concilia, Keiser, Engel und alles etc. wie er sich rhümet. Das ander, obs war sey, das jn niemand könne urteilen, richten, absetzen, wie er brüllet. Das dritte, obs war sey, das er habe das Römische Reich von den Griechen auff uns Deudschen bracht, wie er uber alle mas davon stoltziert und pocht. Bleibt mir etwas uber von krefften, will ich wider an seine Bullen und Brieve mich machen und versuchen, ob ich dem grossen, groben Esel seine lange, ungekemmete ohren kemmen müge.

Das Erste

Das Erste.

Seer leicht ists zu beweisen, das der Bapst nicht sey der Oberst und das Heubt der Christenheit, oder Herr der welt, uber Keiser, Concilia und alles, wie er leuget, lestert, flucht und tobet in seinen Drecketalen, nach dem jn der Hellische Satan treibt. Denn er selbs wol weis, und ist so klar als die liebe Sonne aus allen Decreten der alten Concilien, aus allen Historien [228] und Schrifften der heiligen Veter, Hieronymi, Augustini, Cypriani, und aller Christenheit, die gewest ist für dem ersten Bapst, genennet Bonifacius iij., Das der Römische Bischoff nicht mehr ist denn ein Bischoff gewest, und noch so sein solte. Und S. Hieronymus thar frey heraus sagen: Alle Bisschove sind gleich, allesampt der Apostel Stuel erben, und setzt Exempel, da einer kleinen Stad Bisschoff gleich sey einer grossen Stad Bisschove, als Engubij und Rom, Regij und Constantinopel, Thebes und Alexandria. Das aber einer höher oder geringer ist denn der ander, macht, das ein Bistum reicher oder ermer ist denn das ander, Sonst sind sie alle gleich der Apostel nachkomen.Hæc ille. Solchs (sag ich) weis der Bapst zu Rom seer wol, auch das S. Hieronymus solchs schreibt, Und ist zu warzeichen in das Decret gezogen: 93. c. legimus. Noch thar der Bapst da wider so lesterlich und mutwilliglich liegen, und alle welt betriegen.

Dazu S. Gregorius, da es jm angeboten ward von etlichen grossen Bischoven, wegert er sichs hart, Und schreibt, das seiner vorfaren keiner so vermessen sey gewest, das er solchen Titel hab annemen oder füren wollen, wiewol das sechste Concilium zu Chalcedon hette solchs jnen angeboten, Schleust und spricht kurtz umb, Es solle sich keiner den öbersten Bischoff oder der gantzen Christenheit nennen, wie auch etlich Decret mehr sagen, das auch der römische Bischoff, ob er wol der grösser einer sey, dennoch nicht universalis, der öberst uber die gantzen Christenheit zu nennen sey. Solchs ist die öffentliche, gewisse warheit, unangesehen, wie er selbs und seine Heuchler diese Wort martern und creutzigen, denn sie sind zu klar und zu gewaltig. So ist das werck auch am hellen tage, Denn er noch nie ist uber die Bisschove in Affrica, Grecia, Asia, Egypten, Syria, Persia etc. gewest, wirds auch nimermehr werden, Ja er hat auch des Welschenlands Bisschove zu der Zeit nicht unter sich gehabt, sonderlich Meilan und Ravenna.

Dieser S. Gregorius ist der letzte Bisschoff zu Rom gewest, Und hat nach jm die Römische Kirche keinen Bisschoff mehr gehabt, bis auff diesen tag, wird auch keinen mehr kriegen, es würde denn eine wünderliche enderung, Sondern eitel Bepste, das sind des Teufels larven (wie du hören wirst), die haben daselbst regiert und alle Kirchen geistlich und leiblich verstöret. Denn das ist gewis, wie gesagt, das zu S. Gregorius zeiten kein Bapst ist gewest, und er selbs auch sampt seinen vorfaren kein Bapst hat wollen sein, Dazu mit vielen Schrifften das Bapstum verdampt, wie wol man jn malet in der [229] Bapst Kronen, und viel lügen von jm ertichtet sind, Aber er ist kein Bapst und wil auch kein Bapst sein, wie denn seine Bücher solchs zeugen, zu schanden allen Bepsten, so sich selbs nach jm und wider jn erhebt haben.

Aber nach seinem Tod ward Sabinianus Bischoff anderthalb jar, den rechen ich unter die Bepste, Denn er wol so ein grosser unflat war, als ein Bapst ist, und wolte S. Gregorij, seines nehesten vorfaren, Bücher verbrennen, villeicht das S. Gregorius das Bapstumb nicht hat wollen leiden in seinen Schrifften. Nach dem selben ward Bonifacius der iij. erwelet. Da gieng der zorn Gottes an. Dieser Bonifacius erlanget bey dem Keisermörder Phocas, das er solte sein Bapst oder der öberst uber alle Bischove in der gantzen welt. Da ward die glocke gegossen, Und der Römische grewel nam solchs mit freuden an, als der nu ein Herr were uber alle Bischove in der Welt. Denn solchs hatten etliche vorfarn lange zuvor gesucht vnd geseuchelt, Aber nicht können erhalten, weil S. Gregorius und etliche frome Bischove, seine vorfaren, nicht wolten solchs leiden. Da haben wir nu den ursprunck und anfang des Bapstumbs, zu welcher zeit und wer den selben gestifftet hat. Nemlich, Keiser Phocas, der Keisermörder, der Seinen Herrn Keiser Moritz mit Weib und Kind köpffen lies. Solches alles wissen sie selbs wol, das die warheit ist.

Nu war bis daher die gewonheit, das die Keiser alle Bisschove bestetigen musten, als die Schutzherrn, denn auch S. Gregorius, da er zu Rom vom Volck und Priestern erwelet ward, bat durch Schrifft den Keiser Mauritium, das er solche Walh nicht wolt bestetigen, Denn er ward ungern Bischoff, als ein demütiger fromer Man, Aber es ward sein Schrifft unternomen, Und der Keiser Moritz bestetigt seine walh wider seinen willen. Hernach dachten die Bepste, weil sie vom Keiser Phoca das Bapstum hetten, möchts villeicht ein ander Keiser wider von jnen nemen. Denn so mus es sein im weltlichen regiment, das, wenn ein Keiser aus gnaden gibt, so mag ers wider nemen, wo die bosheit des Besitzers solchs verdienet. Also haben unser Deudsche Keiser, Fridricus, Lotharius, Ottones, offt den Fürsten genomen, was sie gegeben hatten, und nach der Bus auch wider gegeben. Darumb furen die folgenden Bepste zu, und wolten nu das Bapstum nicht, als vom Keiser noch von Concilien, Sondern von Gott selbs on mittel haben, machten Decret, einer nach dem andern, rhümen, schreien und brüllen, Die Römische Kirche und der Bapst sey nicht durch Men schen noch durch Concilien, sondern von Christo selbs gestifftet uber die gantzen welt. Sonderlich schmücken[Rand: Matth. 16, 18 f.] sie sich mit dem Spruch Matth. xvj: Du bist Petrus, und auff diesen fels [230] wil ich meine Kirche bawen, und der Hellen pforten sollen sie nicht uber weldigen, und dir wil ich die schlüssel des Himelreichs geben, was du bindest auff Erden, sol gebunden sein im Himel etc. Füreten auch diesen, Joh. ult.:[Rand: Joh. 21, 15 f.]. Aber mit dem spruch Matth. xvj haben sie am meisten gethan, die Welt erschrecket, alle Bistumb unterdruckt, auch die Keiser und das weltliche regiment mit füssen getretten.

All wusten sie seer wol, die schendlichen lügener und lesterer göttlichs Worts, und wissens auch noch seer wol, das dieser spruch nichts zu jrer sachen dienet noch sich daher reimet, der in allen buchstaben wider sie ist, und das Bapstum zu grund störtzet, und zu nicht machet, wie ich das fur xxv jaren in den Resolutionibus und wider D. Saw Eken zu Leiptzig gestritten habe in öffentlicher Disputation, und hernach thun wil, Aber es hat den verzweivelten Spitzbuben zu Rom, den Bepsten, im hertzen sanfft gethan, das sich die welt, beide, Bischove und Keiser, mit diesem spruch haben lassen schrecken und eintreiben, als die nicht gern wider Gott und sein Wort, wie rechten Christen gebürt, handeln wolten. Denn dis ist die erste spitzbüberey des Bapsts und Gottes lesterung in seinen heiligen worten.

Da sie nu sahen, das jnen solche spitzbüberey geraten war und gelungen hatte, durch schrecklichen Gottes zorn uber die welt umb der sünde willen, und sich jederman furchte für solchen worten, waren sie warlich nicht faul noch schlefferig, drucketen getrost nach mit aller schalckeit und hülff des Teuffels, und fiengen an jr Bapstum oder primat, welchen sie durch jre selb ertichte lügenhafftige Decret und durch Gottes lesterliche, falsche und spitzbübische auslegung des spruchs Matt. xvj gründen wolten, also zu deuten, zu scherffen und zu stercken, das der Bapst der Oberst were, nicht allein der ehren und fürgangs halben (welchs jm wol gegönnet were), auch nicht allein der Superattendentz halben, das er ein Auffseher were, auff die Lere und Ketzerey in den Kirchen (welches doch eim einigen Bisschoff viel zu viel und unmüglich ist in aller welt zu thun), Sondern der gewalt halben, das er die Bischove mochte, als jr Herr, gewaltiglich und weltlicher, ja tyrannischer weise unter sich zwingen, sie mit eiden und pflichten gefangen nemen, zu Knechten machen, die bistum jm zu eigenen, die selben zu setzen und versetzen, endern, rauben, nemen, geben, schetzen, verkeuffen, dazu mit Pallien, Annaten und unzelichen spitzbübischen stücken beschweren auffs aller mutwilligst, Und wer das nicht thette oder nicht leiden wolte, muste der Römischen Kirchen ungehorsamer und Ketzer ewiglich verdampt sein, als der wider Matth. xvj. gesündiget hette.

[231] Es hat ein Meintzischer Cantzler mit namen Martinus Meyer an den Eneam Silvium, der darnach Bapst Pius ij. heisst, geschrieben (Denn er sein guter Gesell gewest, die weil er haussen etliche jar bey Keiser Fridrich iij. in Deudschen landen war) und klagt, das der Bapst die Stiffte also beschweret und plündert mit Annaten und Pallien, Darauff antwort jm der hohmütige Hypocrita unter viel andern bösen verdrieslichen worten also, Es were Deudschland schüldig, solche last zu tragen, weil der Bapst hette das Römische Reich den Deudschen zu gewand, Und der Bapst müste viel geld haben, damit er kündte weren, wo der Keiser wolte Franckreich, oder Franckreich Engelland uberweldigen. Da sihe mir die verzweivelten Buben und bösewichter an, was sie im sinn und jrem heimlichen Rat haben, Nemlich, das sie wollen die zwey Heubter uneins behalten, und eine zwickmülen haben, damit sie sich jtzt zu diesem, jtzt zu Jenem, darnach der wind gehet, halten mügen, das sie die weil sicher für den Bestien sein mügen, und für der Reformation oder Concilium sich nicht fürchten dürffen. Solches weiset auch aus das werck und Historien durch und durch, Also das auch zu unser zeit Clemens vij. Anno 1525 für Pavia Franckreich hülffe schicket wider unsern Keiser Karolo, und da es jnen misriet, wisschete er das maul, wie die Hure[Rand: Spr. 30, 20] Prover. xxx und sprach, Er hette es dem Keiser zu gut gethan. Also muste jm Keiser Karl zum spot und schaden, lassen auff dem maul dazu trumpeln, wiewol er darnach, anno xxvij, zu Rom uberfallen und gefangen ward, Aber sein verdient lohn nicht empfieng, für grosser güte des Keisers.

Ah wie kan auch ein Bapst anders thun? Rechen du selbs, wenn ein verzweivelter böser, listiger schalck, die larven und namen Christi oder S. Petri auffsetzt, und gewinnet solch vorteil, das die Christen sich für jm fürchten und fliehen, umb des namens Christi und Petri willen, So hat er gewonnen, vnd thut was er wil, treibt ein büberey nach der andern, Sonderlich wenn Gottes zorn dem Teufel verhenckt, das er hebt und zu scheubt,[Rand: Matth. 24, 23 f.] Denn Christus hat uns gnug gewarnet, Matth. xxiiij, das viel würden komen[Rand: Matth. 7, 15] in seinem Namen und sagen: Ich bin Christus. Und Matth. vij: Hütet euch für den falschen Propheten, die in schaffs kleidern zu euch komen. Also hat auch der Bapst unter der larven und namen Christi und S. Petri die gantze welt eingetrieben und generret, wie er gewolt hat, Und durch den Teufel [232] grosse andacht und geistlicheit fürgegeben, bis ers dahin gebracht hat, das er mit gewalt in allen lastern unverschampt jtzt öffentlich tobet und wütet, das nu fort kein wehren da ist. Aber der Bube Eneas Silvius hette wol verdienet, das jm die Gelerten aus leuchteten, Rümet gar herrlich daher, das der Bapst solle sich in krieg zwisschen die König mengen, darumb er billich die Stiffte plündert. Warumb sucht er nicht ander mittel, als durchs Gebet und Predigen, die Könige zu vertragen? Aber was gehet den Bapst Beten und Gottes Wort an? Er mus seinem Gott dem Teufel dienen.

Aber das alles ist noch das geringst, wie wol es untreglich und unleidlich ist. Dis ist aller erst die aller ergeste grund suppe aller Teufel in der Helle, das er solche gewalt da hin strecket, das er macht haben wil, Gesetze und Artickel des Glaubens zu stellen, die Schrifft (welche er nie gelernt, nicht kan, auch nicht wissen wil) nach seinem tollen sinn zu deuten, wil alle welt zwingen zu gleuben seiner lere, und leret doch nichts denn eitel abgötterey, wie wir hernach hören werden, und zerstöret alles, was der Gottes Son unser HErr uns mit seinem Blut erworben hat, Nimpt weg den glauben, Christliche freyheit und rechte gute Werck, Und das heisst er in seinen teuflischen, spitzbübischen drecketen wol gethan und gehorsam der Kirchen, und brüllet daher, als besessen und voller Teufel, das, wer jm und seiner Römischen Kirchen nicht gehorsam ist, der könne nicht selig werden. Wer gehorsam ist, wird selig, und ist alles darumb zuthun, das jm alle welt gehorsam und unterthan sei. Nach Gottes und Christi gehorsam fragt er nichts, fellet jm kein gedancken davon ein.

Dv must aber durch das Wort »Römische Kirche« bey leibe nicht verstehen die rechte Römische Kirche, Sonderlich die vor dem Bapstum gewest ist, welche das Bapstum nicht hat wollen annemen noch leiden, wie wir gehort haben in dem heiligen Gregorio, auch Christus on zweivel noch etlich Loth und seine Töchter in der Römischen Sodoma hat, welchen das grewliche wesen des Bapstumbs ubel gefelt, Sondern Bepstisch, spitzbübisch und Teuflisch mustu es verstehen, das der Bapst der heiligen Römischen Kirchen namen braucht auffs schendlichst und lesterlichst und meinet damit seine Bubenschule, Huren- und Hermaphroditen Kirche, des Teufels grundsuppe, gleich wie er droben die Wort »Frey, Christlich, Deudsch Concilium« Spitzbübisch meinet. Und wo du nicht nach dieser weise die Decretal des Bapsts verstehest, so ists ummüglich, das du des Bapsts meinung erlangen könnest, Denn das ist seiner Römischen Kirchen sprache, Und wer mit dem Bapst vnd römischen Stuel zu thun hat, der mus solchs wissen, oder ist gewislich beschissen. Denn der [233] Teuffel, so das Bapstum gestifftet, der redet und wircket alles durch den Bapst und Römischen Stuel. Was man aber dem Teufel gleuben sol, als dem Mörder[Rand: Joh. 8, 44] und Vater aller lügen, sol ja ein Christ wol wissen, Johan. viij.

Nach dem nu der Bapst die Bisschove also hatte eingetrieben, gefangen und unter sich bracht, denn sie haben sich trawen redlich und lang gnug gewehret, wie die Historien zeugen, nam er für sich die weltliche oberkeit, und hat nicht rugen können, bis er sie auch unter seine gewalt gezwungen hat,[Rand: Matth. 16, 18 f.] eben mit dem selben spruch Matth. xvj. Auch so fern, das sie für jm gekniet, seine füsse haben küssen müssen, ja hat sie mit füssen getretten auff jren hals, hat sie verfolget mit Schwert und Ban, Land und Stedte geraubet, etliche geköpffet, Son wider Vater gehetzt, ein König wider den andern verbittert, eitel zwitracht, Mord und blutvergiessen unter den Königen angericht, als were er der Teufel selbs leibhafftig, der hoffnung, wenn sich die Bestien (so nennet er sie) hetten vnternander auff gefressen, So wolte er als denn auch Keiser, König und der welt Herr an jre ledig stat sein. Daher rhümet er sich, Er sey Keiser, und habe macht, Keiser und König abzusetzen, seines gefallens. Wie wol jm solcher teuflischer anschlag bis daher, durch Gottes gnaden, noch nicht gantz geraten, und nimer mehr geraten wird, So hat er doch dadurch gros unglück und hertzeleid offt und vielmals gestifft, wie er noch jtzt thut und bisher gethan hat, zwischen Keiser und Franckreich, welche zwey Heubter, wenn er nicht ein Bapst, sonder ein Bischoff der rechten Römischen Kirchen were, wie S. Gregorius, würde er mit gantzem ernst versünen, und nicht rugen können, sie weren denn recht hertzlich eines, Sonderlich weil zu unsern zeiten der gantzen Christenheit dran gelegen ist, das die grossen Heubter hertzlich eines weren. Aber das ist dem Römischen Bapst nicht gelegen, oder vertregt er sie, als er etlich mal gethan, So ists doch alles spitzbübisch, Bepstisch und Teuflisch widerspiel gewest vnter gutem schein.

Und wenn man den Keiser Phocas zu der zeit hette gefragt, obs seine meinung were, das ein solcher wust solt zu Rom durch sein befelh gestifft werden, der alle Bischove, stifft, Klöster, Kirchen unter sich würffe, risse und fresse alles, was da were, stifftet newe lere und glauben, verstöret Christum und Christlichen glauben, richtet unzelich abgötterey an, betröge alle welt umb leib und seele, und schindet jnen unzelich geld und gut abe, mit grosser triegerey, darnach trete die Keiser mit füssen, verbannet, erschlüge, verfolget sie, raubet jr Land und Stedte, spottet jr dazu als seiner Narren und lachet in die faust, Verzerets darnach und verprangets mit seinen Huren und Hermaphroditen, Meinstu, das Phocas, wie böse er were, hie zu ja sagen würde? Ja er solt villeicht so mit jnen handeln, das sie des Bapstums wol schweigen und vergessen würden!

[234] Ja so gehets zu, und so mus es zugehen, wenn man den Teufel uber die Thür malet und zu gefattern bittet. Es hat noch mühe gnug, das es selig hinaus gehe (Wie Petrus sagt, Vix Iustus salvabitur), wenn man sich[Rand: 1. Petri 4, 18] für dem Teufel segenet, in Gottes namen, und mit gebet ein ding anfehet. Was solts denn sein und werden, wo man ein ding in des Teufels namen, und wider Gottes willen anfehet? Da wird fenster und thür auffgethan, das der Teufel mit aller macht hinein feret. Also hat der Bapst auch sein Bapstum in des Teufels namen mit allerley lügen und Gottslesterung angefangen und bis auff die Hellische grundsuppe aller laster und schande bracht, die wir jtzt zu Rom sehen öffentlich am tage, das auch an den früchten wol[Rand: Luk. 6, 44 / Sir. 27, 7] zur kennen ist, was für ein baum sey, und wer den selben gepflantzt hat. Denn das der bepstliche grewel nicht aus Gott komen noch in Gottes namen habe angefangen, Sondern durch Gottes zorn zur straffe der Sünden von dem Teufel gestifftet und in seinem namen in die Kirchen komen ist, zeugen diese erzelte früchte, So wil ichs auch weiter beweisen.

Erstlich, a sufficiente divisione Und unten anzufahen, ists nicht von der weltlichen Oberkeit gestifftet, Und wenn sie es gleich gethan hette, so were es doch vom Teufel. Ursach ist diese: Denn weltliche Oberkeit hat solchs nicht macht, in dem Reich Gottes zu thun. So haben wir gehört droben, das Keiser Phocas meinung freilich nicht gewest sey, ein solche gewalt in die Kirchen zusetzen, kans auch nicht thun. Er hat villeicht gemeinet, der Bisschoff zu Rom solt allein ein Superattendent sein, der auff die Lere und Leben der Kirchen acht hette umb Gottes willen, wie das Nicenisch Concilium geordent hatte. Denn auff aller Kirchen und Bischove Lere und leben in der gantzen welt acht haben, ist ein ummüglich ding. Summa, der Bapst wils auch selbs nicht leiden, das ers solt vom Keiser haben, Sondern die Keiser vnd Könige sollen von jm die Kronen und Königreiche haben. Das ist eins, und mercks wol: Bapstum ist nicht vom Keiser und kan auch nicht vom Keiser komen, Der Bapst wils auch nicht von jm haben.

Zum andern, so ist das Bapstum auch nicht von geistlicher Oberkeit komen, das ist, von der Christenheit und Bischoven in der gantzen welt, oder von den Concilien, sie könnens auch nicht thun, und habens nicht macht. Ja wenn man die Historien recht ansihet, So findet man schier keinen Bischoff noch Kirchen in der gantzen welt, die den Bapst mit willen angenomen, Sondern haben fast alle Bischove und Kirchen sich da wider gesetzt und gewehret. Wie auch bis auff den heutigen tag die Bischove und Kirchen gegen gantz Orient den Bapst nicht angesehen haben, und noch nicht ansehen. Darumb er zu mal ungeschwungen lestert und leuget, das er von Gott sey [235] gesetzt uber alle Kirchen in der gantzen Welt, welchs doch Gott nicht geredt noch gethan hat, auch nicht thun wil, macht also aus Gott einen Lügener, und aus allen Kirchen Ketzerthum durch seinen bösen geist, der in jm tobet, wider Gott und seinen heiligen Geist und Kirchen. Auch da noch zu Rom Bischove waren, ehe der Bapst und Endechrist vom Teufel dahin geschmissen ward, Befalh das Concilium Nicenum dem Bischove zu Rom das auff sehen der Kirchen umb Rom her, Machet aber keinen Bapst draus, gab jm auch keine herrschende gewalt uber einige Kirchen. So haben wir droben gehört, das fur Keiser Phocas und Bonifacius iij. das Bapstum nichts gewest, und die Kirchen in aller welt nichts drumb gewust. S. Gregorius, als ein fromer Christlicher Bischoff der Römischen Kirchen, hat solchs verdampt und nicht leiden wollen.

Was darffs viel wort? der Bapst selbs wils nicht haben, das er von den Concilien oder geistlicher Oberkeit der Christenheit sey gesetzt, und zürnet drumb. Ey wie brüllet, tobet, wütet und sprüet er, recht als einer, der mit viel tausent Teufeln besessen sey in seinen Decreten dis. 16. 19. 21 etc. Und de Elect. c. Significasti, Da der Bapst Paschalis dem Ertzbischoff zu Palermo in Sicilia das pallium sandte, mit solchem anhang, das er solt dem Bapst sich mit einem Eide fürgeschriebener form verpflichten, Und der Bischoff, seer demütiglich, nicht mehr, denn mit diesen Worten widerschreib: Es verwunderte die Könige (zu Sicilien) sampt jren Reten, das solcher Eid von jm würde[Rand: Matth. 5, 34] gefoddert, so doch Christus Matth. v zu schweren verbotten hette, und man fünde auch in keinem gesetz der Concilien, das so sein solte. Da ergrimmet das heilige edle Kleinot Paschalis, denn der Bischoff hatte jn mit dem Wort Christi so hart getroffen, das jm das hirn schwindelt, und nicht wuste, was und wie er reden solt, und martert die wort Christi Mat. v als ein Bapst, wie ich denn vor xxv jaren latinisch da wider hab geschrieben, und hernach, wo ichs für der menge, so mir zu fellet, nicht vergesse, auch Deudsch thun wil. Aber auff das angezogene Concilio sperret er seinen Rachen auff, als wolt er gern Himel und Erden verschlingen, und schreiet: Meinstu, das die Concilia macht haben, der Römischen Kirchen (vernim seine Huren und Hermaphroditen Kirchen) ein zil zu setzen? Weistu nicht, das alle Concilia sind durch die Römische Kirche geschehen, und haben jre macht von der Römischen Kirchen?

So, so, so sol man liegen und lestern, wer ein rechter Bapst sein wil. [236] Lieber Gott, wie gar ein uberaus unverschampt, lesterlich lügenmaul ist der Bapst. Er redet gerade, als were kein Mensch auff Erden, der da wüste, das die vier Heubt Concilia, und viel andere mehr on die Römische Kirche gehalten sind, Sondern denckt also: wie ich ein grober Esel bin, und die Bücher nicht lese, so ist auch in der welt niemand, der sie lieset, Sondern wenn ich mein Eselgeschrey Chika, Chika lasse erschallen, oder gleich einen Esels fortz lasse, So müssen sie es alles für Artickel des glaubens halten, Wo nicht, so wird S. Peter und Paul, auch Gott selbs mit jnen zürnen. Denn Gott ist nirgent mehr Gott, on allein der Esel Gott zu Rom, da die grossen groben Esel (Bapst und Cardinal) reiten auff bessern Eseln, denn sie sind.

Aus diesem allen hörestu nu, das Bepstlicher heiligkeit stand nicht ist gestifft von Geistlicher oberkeit, oder von der heiligen Christlichen kirchen in der gantzen Welt, Das ist, Er ist nicht von Gott, denn Gott wonet in der Christenheit und wircket durch sie, Auch nicht von weltlicher öberkeit, Und Bepstliche heiligkeit wil auch nicht von der einen oder beiden gestifftet sein, wie wir gehöret haben, Das ist, er bekennet hie mit, das er nicht von Gott, das ist, von der Kirchen her kome. Und dasselb ist auch gewislich die warheit, und wir nemens also an, sind gantz eins mit seiner Heiligkeit in diesen zweien stücken, wiewol er solche warheit unwissend redet, als ein besessener, Er meinet doch damit seine lügen und lesterung zu stercken. Nu wills zur rechten Heubtsachen komen, weil Gott auff Erden keinen Stand mehr geordent hat (ich rede jtzt vom Ehestand nicht, und was dran hanget) zu regieren, denn die zween, nemlich geistlich und weltlich, dadurch er wil helffen dem menschlichen geschlecht, Durch den geistlichen zum ewigen leben im Himel, Durch den weltlichen zum zeitlichen leben auff erden, Fragt sichs nu billich: wo her denn der bepstlich Stand kome, Weil er nicht sein wil weder Himelisch (das ist, aus der Christlichen Kirchen da Christus ist) noch jrdisch (das ist aus der weltlichen Oberkeit). Aus schlauraffen kan er nicht komen, Denn wer wolt so unvernünfftig sein, und sich so hoch versündigen an dem heiligsten Vater Bapst?

Doctor Luther ist ein grober gesell, wenn der selb solchs hören solt, würde er wie ein Pauer mit Stiffeln und Sporen hinein springen und sagen: Der Bapst were von allen Teufeln aus der Hellen in die Kirchen geschmissen, wie droben gesagt, Denn der selbe schendliche, verfluchte Ketzer ist in dem tieffen jrthum erseufft, das er gleubt: was Gott thun wil, das thut er gewislich durch die zwey Regiment, und wolle niemand ein sonderlichs machen. Wolan schertz lege dich. Wo kompt das Bapstum her? Ich sage noch wie vor: Es kompt [237] vom Teufel, weil es nicht von der Kirchen, die Christus durch seinen heiligen Geist regiert, noch weltlicher öberkeit kompt. Solchs wil ich also mechtiglich[Rand: Matth. 16, 18] beweisen, das auch die Hellen pforten nichts dawider sollen vermügen.

[Rand: 1. Petri 4, 11] S. Petrus j. Petri. iiij: »So jemand redet, das ers rede als Gottes Wort, So jemand ein Ampt füret, das ers thu als aus dem vermögen, das Gott darreicht, auff das Gott in allen dingen gepreiset werde durch Ihesum Christ« etc. Also auch S. Paulus an viel örten verbeut Menschen lere seer[Rand: Tit. 1, 13 f.] hart, sonderlich Tit. j: »Straffe sie scharff, auff das sie gesund seien im Glauben, und nicht achten auff Menschen gebot, welche abwenden von der[Rand: Matth. 15, 9] warheit.« Und der HERR selbs Matthei xv: »Vergeblich dienen sie mir mit Menschen geboten.« Hie ists verboten gewaltiglich, das man in der Kirchen nicht solle Menschenlere predigen noch hören, als die nicht Gottes ehre und preis wircket, Sondern vom glauben abfüret und Menschen ehre sucht. Denn Gott wil alleine in seiner Kirchen reden, wircken und regirn, auff das er allein gepreiset werde, wie wirs, Gott lob, dahin gebracht haben in unsern Kirchen, und mit Gottes hülffe in den schwang und gang komen ist, das fast jederman weis, wie man sich als für dem Teufel selbs hüten solle für Menschen lere, Und allein unsern HERRN und Heiland hören, wie der[Rand: Luk. 3, 22] Vater von jm zu uns sagt am Jordan: »Dis ist mein Lieber Son, an dem[Rand: Joh. 10, 27. 5] ich wolgefallen habe, Den solt jr hören.« Und er selbs Johannis x: »Meine Schafe hören meine Stimme, Aber der frembden Stimme hören sie nicht, Sondern fliehen davon, denn sie kennen der Frembden Stimme nicht.« Dis liebliche, lustige Bilde, das der HERR hie setzet von den Schafen, magstu selbs sehen, wenn du wilt, unter den Schafen. Wenn ein Frembder jnen rüfft, pfeifft oder locket: Hermen, Hermen, so leuffts und fleuhet, Und je mehr du lockest, je mehr esleuffet, als were ein Wolff da, denn es kennet die frembde Stimme nicht, Wo aber der Hirte ein wenig sich hören lesst, da leuffts alles zu, denn sie kennen seine Stimme. Also sollen ja thun alle rechte Christen, die hören keine Stimme denn jres Hirten Christi, wie er daselbs auch sagt,[Rand: Joh. 10, 8] Johan. x: »Alle, die für mir komen sind, sind Diebe und Mörder gewesen. Aber die Schafe haben jnen nicht gehorchet.«

Hieraus und der gleichen viel Sprüchen ists klerlich und gewaltiglich gnug beweiset, das Menschen lere und werck in der Christlichen Kirchen von Gott strenge und hart verboten sind, als die wider den Glauben sind und von der warheit füren, das ist, Sie sind eitel lügen und betrug für Gott, Und wo der Teufel zuschlegt, das man sie mit Gottes Namen oder der Apostel namen schmückt, und unter jrem namen verkeufft, so sinds nicht mehr schlechte lügen [238] und betrug, sondern auch Gottes grewliche lesterung, und abgötterey oder grewel. Denn da macht der Teufel Gott zum lügener und betrieger, als habe Gott solche lügen geredt, und solch werck gethan, Und die Leute fallen drauff, und gleubens und vertrawen drauff, als hettes Gott geredt und gethan, geben also jr vertrawen und ehre, welche allein Gott gebürt, der lügen und dem Teufel, das heisst denn die rechte abgötterey und Gottes lesterung in allen Propheten durch und durch, Als Isaie ij: »Das land ist vol Götzen, sie beten[Rand: Ics. 2, 8] an das werck jrer Hende, welchs jre finger machen«, Jere. xxix: »Darumb[Rand: Jer. 29, 31], das euch Semeias hat geweissagt, und ich jn nicht gesand habe, und hat gemacht, das jr auff lügen vertrawet habt« etc. Da hörestu: wer nicht gesand ist, der hat nicht Gottes Wort, und durch sein Menschen lere macht er, das die Leute auff lügen trawen, das heisst abgötterey treiben.

Hie komen wir zu den rechten Bünden. Das ist nu gewis, das der Bapst und sein Stand ein lauter Menschen geticht und fündlin ist. Denn, wie gehört, Er ist nicht und wil nicht sein aus Weltlicher öberkeit ordnung. Er ist nicht, wil auch nicht sein aus der Concilien oder Kirchen ordnung, So weis man auch gewis, das kein Buchstabe Göttlichs Worts in der Schrifft von jm funden wird, Sondern hat sich aus eigener hoffart, thurst und frevel in solche höhe gesetzt, Darnach sich geschmückt mit Gottes wort, dadurch schendlich Gott gelestert, sich zum abgott gemacht, und die Christenheit, mit seiner grewlichen abgötterey erfüllet, belogen, betrogen, und zu abgöttischen verdampten Leuten gemacht, die solchs gegleubet und drauff vertrawet haben, als hette es Gott durch sein Wort also geboten, und haben also den Teuffel mussen fürchten und ehren, anbeten und dienen unter Gottes Namen. Da hastu den Bapst, was er sey, und wo er her kome, Nemlich ein grewel (wie Christus Matth. 24 sagt) aller abgötterey, von allen Teufeln aus grund der[Rand: Matth. 24, 15] Hellen erfürbracht.

Ja, sprichstu, Er wil warlich aus Gottes wort und aus Gott her komen, Denn er füret in vielen Decreten den spruch Matth. 16: »Du bist Petrus,[Rand: Matth. 16, 18] Und auff diesen fels wil ich meine Kirchen bawen, Und wil dir die schlüssel zum Himelreich geben« etc. Das sol so viel gesagt sein: der Bapst zu Rom ist Herr uber die gantze Christenheit. Trawen, das möchts thun! Wer hette sich des hohen verstands versehen zum heiligsten Vater! Man möcht doch einen armen gesellen zuvor verwarnet haben, ehe er sich so tieff und hoch versündiget, und den Bapst einen Esel, narren, abgott, Teufel hiesse. Wol mir, das ich heute mich hart hab eingenestelt, Es kam mich schon der schaffshust [239] an fur grossem schrecken von solchem hohen verstand des Bapsts, und möcht leicht geschehen sein, wo ich nicht hosen angehabt, ich hette es gemacht, das die Leute nicht gerne riechen, So bange und angst ward mir für solcher Bepstlicher, hoher weisheit.

Doch wundert mich, warumb sein Heiligkeit so einen tunckeln Spruch für sich genomen hat, so doch viel heller Sprüche in der Schrifft zur sachen,[Rand: 1. Mose 1, 1 f.] gedienet hetten, Als erstlich der, Gen. j. »Im anfang (das ist zu Rom) schuff Gott (das ist stifftet) Himel (das ist den Bapst) und Erden (das ist die Christlichen Kirche), die Erde war wüst und leer (das ist, die Christenliche Kirche ist dem Bapst unterworffen etc.)« Dieser Spruch hette viel mehr gethan. Item, Isaie j. »Der Ochse kennet seinen Herrn (das ist, der Bapst zu Rom ist Herr uber alles), Und der Esel die Krippen seines Herrn (das ist, die Christenheit ist des Bapst leibeigen).« Und der Sprüche die gantze Schrifft vol, die alle viel heller vom Bapstum reden, denn Matth. xvj. Hie zu hülffe auch die Logica und parva Logicalia, als: Nullus & nemo mordent se in sacco, id est, Papa est Caput & Dominus Ecclesiæ. Item, Propositio hypothetica (id est Papa) induta Cappa Cathegorica, (id est, in urbe Roma) Sedet in Arbore Purphyriana (id est, Caput Ecclesiæ universalis) & devorat genera & species (id est, habet potestatem condendi leges). Und so fort an, ists in allen Creaturn geschrieben, gemalet, gegeben und gebildet, das der Bapst zu Rom sey das Heubt, Herr, Richter, uber alles, was in Himel und Erden ist.

Denn auch Ex c. solite, de maioritate, der heiligste Vater Bapst, solcher weise nach die Schrifft zu deuten und das Bapstum zu verteidigen, also schreibt an den Keiser zu Constantinopel: »Hastu nicht gelesen, das Gott hat zwey grosse Liechter geschaffen, die Sonne (das ist den Bapst) und Mond (das ist den Keiser)? Wie weit nu die Sonne grösser ist denn der Mond, so weit ubertrifft der Bapst den Keiser, das ist, Der Bapst ist, (wie die Glose scharff ausrechent) xlvij mal grösser, denn der Keiser. Das wil ein bepstlin werden, [240] wens nu ausgewechst! Hörestu es, Leser, du must hie nicht lachen, oder möchtest auch, wie ich, den schaffshusten kriegen, und wo dir die hosen nicht hart anligen, soltestu auch wol eine unlust anrichten, die man mit Trotzischen und Wacholdern müste veriagen, Und der heiligst Vater dir solche stinckende Sünde nimermehr vergeben möcht, auch nicht in todtes nöten. Darumb hüte dich für lachen, in solchen ernsten sachen, Und dencke, das der Bapst nicht schertzet noch feilet in der Schrifft deutung, wie du hie sihest.«

Ehe denn ich den Christlichen verstand dieses Spruchs anzeige, mus ich zuvor diesen schwanck erzelen. Die glosa 50 c. Considerandum, und Abbas c. Significasti sagen, das dieser Spruch Matth. xvj nichts thue, das Bapstum zu bestettigen, Sondern der Spruch Johan. ultimo: Pasce oves meas, Weide[Rand: Joh. 21, 15 f.] meine Schafe. Also sind sie uneins, der Bapst und seine Juristen, worauff das Bapstum gegründet sey. Der Bapst sagt, Es sey gegründet Matt. xvj, Und schreiet solchs aus durch viel Decreten. Seine Juristen sagen: Nein, und lügen strafft hie untern ander der Knecht den Herrn, und der Herr den knecht. Hie menge sich der Teufel zwischen diesen hadder. Indes wollen wir sie lassen haddern, und die weil den Bapst nicht für Bapst halten, bis sie der sachen eines werden. Zwar, Juristisch zu reden (wenn ich ein Jurist sein wolt), dünckt mich, die Juristen haben eine bessere sachen weder der Bapst, weil sie sich darauff gründen, Christus habe Matth. xvj die Schlüssel S. Petro nicht gegeben, sondern allein verheissen, darumb müsse der Bapst beweisen, wo sie jm gegeben seien. Solche Argument können wir Theologen den Juristen zu gut (wo sie der Bapst verdamnen wolte) seer wol helffen, nemlich also:

Es ist den Christen nicht gnug, das man sich beruffe auff die Propheten, so Christum verheissen haben, Sondern mus auch die Aposteln darstellen, die da zeugen, die verheissung sey erfüllet und der verheissen Christus komen und gegeben. Also sey der Bapst auch schuldig, nicht die verheissung Matth. xvj zu füren, Sondern hellen Text für zu legen, das solche verheissung erfüllet sey und S. Petrus in die possession geweiset sey. Hie werden dem Bapst die hofen stincken, Denn wo wil er jmermehr den Text finden, der da klerlich sagt, Die Schlüssel seien S. Petro gegeben von Christo? wie er doch nach seiner Juristen urteil schuldig ist zu beweisen, Und kein Buchstaben in der Schrifft von den Schlüsseln rede, on Matth. xvj.

Hieraus wil folgen, weil der Bapst die Schlüssel S. Petri zu sich gerissen, ehe denn das recht beweiset ist, dazu nimermehr beweisen kan, das er [241] als ein bösewicht geraubt hat, das nicht sein ist, oder müssen falsche gemalete schlüssel sein, die nichts sind, denn ein gemelde, und wir frey sind, jm nichts zu gleuben, als einem verzweivelten lügener und Spitzbuben, ja als einem Teufels gespenst. Dazu mügen wir sein Wapen, da er die Schlüssel füret, und seine Kron drauff, mit gutem gewissen auffs heimlich gemach füren und zur unternotdurfft brauchen, darnach ins fewr werffen (besser wer es, den Bapst selbst). Denn in solchen grossen sachen, die gantze Christenheit betreffend, mit Gottes Wort felschlich, lesterlich handeln, das ist, abgötterey anrichten, das kan keine zeitliche straffe gnugsam rechen, Gott mus in der tieffesten Helle selbst straffen. In des sol ein Christen, wo er des Bapsts Wapen sihet, dran speien und dreck werffen, nicht anders, denn so man einen Abgott anspeien und mit dreck werffen sol, Gott zu ehren. Denn solch Wapen des Bapsts ist ein öffentliche lügen und teufels gespenst, dafür sich die Leute vergeblich gefurcht haben, und darauff vertrawet, als were es Gottes befelh, so es doch eitel lügen und Gottes lesterung, ein rechte ertzabgötterey ist. Solchs sage ich, folget aus seiner Juristen der besten eigen bekentnis, Da sie sagen, der Text Matt. xvj thu nichts dazu, das ein Bapst sey, das ist so viel gesagt, der Bapst leuget, und lestert Gott damit, das er den Text Matth. xvj auff sein nichtiges, lesterlichs Bapstum zeucht, und daraus sein verfluchts Wapen und kronen macht, die welt damit zu schrecken und unter sich zu werffen, die gewissen, so durch Christi Blut erlöset und frey gemacht sind, zu fangen und zu verderben.

Denn der Bapst diesen Text Matth. xvj so hoch rhümet für sich, das er xx c. omnes, und c. Sacro sancta, thar brüllen, wie die Römische Kirche allein (sonst keine) sey von Gott selbest gestifftet. Die andern Kirchen habe die Römische Kirche gestifftet, und Gott habe der Römischen Kirchen solch Privelegium für andern gegeben, das sie macht habe uber Himelisch und jrdisch Reich, Und wer den andern Kirchen abbruch thut, der thue gros unrecht, Aber wer es der Römischen Kirchen thut, der ist ein Ketzer, und der gleichen viel. Weil nu hie zu seine Juristen Nein sagen, und solchs für lügen halten, Was sollen wir Theologen thun? die solche grosse lügen, mit Gottes Wort geschmückt, sehen und hören müssen? Wir sagen, das es ein grewliche Gotteslesterung ja abgötterey sey, denn, wie wir droben gehört haben, Es ist gar viel ein ander lügen der blosen that, und lügen der lere, Und noch viel ein ander lügen der blossen lere on Gottes Wort, und lügen der lere mit Gottes Wort geschmückt. Denn wer also leuget in der Lere, das er Gottes Wort dazu füret, der macht den Teufel zum Gott, und Gott zum Teufel, als rede Gott des Teufels lügen, und verfüret mich damit, das ich den Teufel unter Gottes [242] Namen ehre und anbete, und die lügen für warheit halte. Mit solchen lesterlichen abgöttereien unzelich hat der Bapst die Welt erfüllet.

O nu greiffe zu, Keiser, König, Fürsten und Herrn, und wer zugreiffen kan, Gott gebe hie faulen Henden kein glück, und erstlich neme man dem Bapst Rom, Romandiol, Urbin, Bononia, und alles was er hat, als ein Bapst, denn er ist Possessor pessime fidei, Er hats mit liegen und triegen. Ah was sage ich liegen und triegen? Er hats mit Gotteslesterung und abgötterey, dem Reich schendlich, gestolen, geraubt, und jm unterworffen, und dafür zu lohn in das ewige hellische fewr, unzeliche seelen durch seine Abgötterey verfürt, wie er selbs rhümet xl. Si Papa, und Christus Reich verstöret, da her er heisst ein grewel der verstörung Matthei xxiiij. Darnach solte man jm selbs, dem Bapst, Cardinal,[Rand: Matth. 40, 15] und was seiner Abgötterey und Bepstlicher heiligkeit gesindlin ist, nemen, und jnen (als Gottes lesterern) die zungen hinden zum hals heraus reissen, und an den galgen an nageln an der riege her, wie sie jr Siegel an den Bullen in der riege her hangen, Wie wol solchs alles geringe ist gegen jre Gotteslesterung und abgötterey. Darnach liesse man sie ein Concilium, oder wie viel sie wolten, halten am Galgen, oder in der Helle unter allen Teufeln. Denn sie haben nicht unwissentlich noch aus gebrechlickeit das leidige Bapstum angefangen. Sie wusten seer wol, das jre vorfaren S. Gregorius, Pelagius, Cornelius, Fabianus, und viel mehr heilige Bischove der Römischen Kirchen, solchen grewel nicht hatten geübt, wie droben gemeldet. Sie wusten wol, das S. Cyprianus, Augustinus, Hilarius, Martinus, Ambrosius, Hieronymus, Dionysius, und viel mehr in aller welt heilige Bischove, nichts vom Bapstum gewust hatten, auch nicht unter der Römischen Kirchen gewest. Sie wusten wol, das die vier hohe Concilia, Nicenum, Constantinopolitanum, Ephesinum, Calcedonense, und viel ander Concilia, solchen Bepstlichen grewel nie erkennet hatten.

Ah was sol ich mehr sagen? Sie wustens wol und wissens noch jtzt wol, das die gantze Christenheit in der welt kein Heubt uber sich hat, on allein den heiland Ihesum Christum Gottes Son, welchen S. Paulus das Heubt nennet seines Corpers, welchs ist die gantze Christenheit Ephe. 4[Rand: Eph. 4] und mehr örten. Sie wissen noch heutiges tages wol, das in gantz Orient, wo Christen sind, nicht unter dem Bapst sind. Sie wissen wol, das sie kein Gottes wort für sich, sondern alles wider sich haben. Noch sind sie so frevelthürstige, unverschampte, verstockte köpffe, das sie wider solch starcke zeugnis und vermanung jrs gewissens, aller welt, gantzer Schrifft, das leidige, lesterliche [243] abgöttische Bapstum, mutwilliglich, wissentlich haben angericht, und halten noch jmer fort drüber, Und verdamnen zu gleich, als Ketzer, alle jre vorfaren fur Bonifacio, auch die gantzen Christenheit, so uber 600 iaren fur dem Bapst gewest, sampt allen heiligen Betern und Concilien, auch alle Christen, so diese 1500 jaren sind gewest, und noch sind in den morgen Lendern. Denn wo das Bapstum ein Artickel des Glaubens ist, und so ein hoher, nötiger Artickel, wie der Bapst in allen Decretalen brüllet und aus Matt. xvj gründen wil, So ists gewis, das S. Augustinus und Cyprianus, ja alle Apostel mit der gantzen Christenheit in aller welt uber 1500 jar müssen Ketzer und ewig verdampt sein, auch Christus selbs, sampt jnen, der sie durch seinen heiligen Geist solche ketzerey geleret hat, Und niemand selig noch heilig worden ist, on die Bepstliche Christen allein. Solch urteil stehet einem Bapst wol an, Und solt nicht Bapst sein, wo er nicht solch urteil sprechen thürste.


Nu dieses Juristischen verstands wider den Bapst, sey jtzt gnug, wollen sehen, wie die Wort Christi Matt. xvj recht Christlich zuverstehen sind, und wie meisterlich sie der Bapst zum grund seines Bapstumbs zu füren weis.[Rand: Joh. 6, 63] Joha. vj spricht der HErr: »Mein Wort sind geist und leben.« Dem nach müssen diese Wort Matth. xvj auch geist und leben sein, Nemlich, wenn er spricht: Ich will meine Kirchen auff diesen fels bawen. Hie mus Bawen ein geistlich, lebendig gebew sein. Fels mus ein lebendiger, geistlicher Fels sein. Kirche mus ein geistliche, lebendige versamlung sein, ja also lebendig, das es[Rand: Joh. 6, 63] alles ewiglich lebet. Denn fleisch ist kein nutz etc., es stirbt und lebet nicht ewiglich. So ist nu dieser Fels allein der Son Gottes Jhesus Christus, und niemand anders, wie des die Schrifft vol ist, und wir Christen wol wissen. Bawen oder gebawet werden auff diesen Fels, kan nicht mit Gesetzen oder Wercken zugehen, Denn Christus wird nicht mit Henden oder wercken ergrieffen, Sondern mus durch den Glauben und Wort zu gehen. Also kan auch die Kirche nicht durch sich selbs oder eigen werck sich geistlich oder lebendig machen, sondern durch den Glauben wird sie gebawet auff diesen Fels, und also geistlich und lebendig, so lange sie auff dem Fels gebawet bleibt, das ist, bis in ewigkeit. Hieraus sihestu, das die meinung Christi in diesem Spruch[Rand: Joh. 11, 25 f.] eben die ist, da er sagt Joha. xj: »Ich bin das leben und aufferstehen, Wer[Rand: Joh. 8, 51] an mich gleubt, wird nimermehr sterben.« Item Johan. viij: »Wer mein Wort hellt, wird den Tod nicht sehen.« Und Summa, dieser Text Matthei xvj redet vom Glauben, Das, wer da geleubet, der ist gebawet auff diesen fels, wie man spricht: Wer Gott trawet, hat wol gebawet. Das mercke wol (sage ich), das Christus Matthei xvj vom Glauben, und nicht von unsern wercken redet. Denn hieraus wird sichs finden, was der Bapst für ein frömchen ist.

[244] Also deutet es S. Petrus selbs (welchen die Buben gern wolten zum Bapst zu Rom machen, auch Christum selbs, Wie Platyna thut) j. Petri. ij: »So jr geschmackt habt, das der HErr freundlich ist, zu welchen jr komen[Rand: 1. Petri 2, 3 ff.] seid, als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworffen, Aber bey Gott ist auserwelet und köstlich. Und auch jr, als die lebendige Steine, lasset euch bawen zum geistlichen Hause, und zum heiligen Priesterthum, zu opffern geistliche Opffer, die Gotte angeneme sind, durch Ihesum Christum.« Das aber solch bawen auff diesen Stein oder Fels Christum glaube sey, beweiset bald darnach S. Petrus durch den Propheten Isaiam 28 und spricht: »Drumb stehet in der Schrifft: Sihe, ich lege einen ausserweleten köstlichen[Rand: Jes. 28, 16 / 1. Petri 2, 6 ff.] Eckstein in Zion, Wer an jn gleubet, der sol nicht zu schanden werden. Euch nu, die jr gleubet, ist er köstlich, Den ungleubigen aber ist er ein Stein des anstossens, und ein Fels des ergernis, die sich stossen an dem Wort, und gleuben nicht an den, darauff sie gesetzt sind.« So offt zeucht S. Petrus das wort »Glauben« an, das kein zweivel sein kan, das »bawen auff diesen Stein« sey nichts anders, denn gleuben an Ihesum Christum.

Auch S. Paulus Ephe. ij stimmet mit S. Petro: »So seid jr nu nicht[Rand: Eph. 2, 19 ff.] mehr Geste und frembdlinge, sondern Bürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen, erbawet auff den grund der Apostel und Propheten, da Jhesus Christus der Eckstein ist, Auff welchen der gantze Baw ineinander gefügt wechst zu einem heiligen Tempel in dem HErrn, Auff welchen auch jr erbawet werdet zur behausung Gottes im geist« etc. Solchs alles ist mit vleis wol zu mercken, damit wir verachten können das unfletige narren Gewessche, das die Bepste füren in jren Decreten von jrer Römischen Kirchen, das ist, von jrer teufels Synagoga, die sich selbs sondert von der gemeinen Christenheit, und von dem geistlichen gebew, so auff diesen Stein gebawet ist, und ertichtet jr selbs ein fleischliche, weltliche, nichtige, verlogene, lesterliche, abgöttische öberkeit, uber die gantzen Christenheit. Denn der zweier eins mus war sein: ist die Römische Kirche nicht zu gleich auff diesen Stein mit allen andern Kirchen gebawet, so ist sie des Teufels kirche, Ist sie aber zu gleich mit allen andern Kirchen auff diesen Stein gebawet, so kan sie nicht uber die andern Kirchen Herr oder heubt sein. Denn Christus der Eckstein weis nicht von zweierley, ungleichen Kirchen, sonder allein von einer Kirchen, wie auch der Kinder glaube, das ist, der gantzen Christenheit glaube, spricht: »Ich gleube eine heilige Christliche Kirche,« Und spricht nicht: »Ich gleube eine heilige Römische Kirche.« Denn die Römische Kirche ist und sol sein ein stück oder gelied der heiligen Christlichen Kirchen, nicht das heubt, welchs allein Christo gebürt dem Eckstein. Wo nicht, so ist sie nicht ein Christliche, sondern [245] eine unchristliche und wider Christliche Kirche, das ist, Eine Bepstliche bubenschule.


Hierauff lasst uns nu selbs den Text Matthei xvj fürnemen und sehen, wie starck er bey dem Bapst, der so stoltz und fest, auch wider seine Juristen, darauff pocht, stehen wil. So spricht Matth. xvj:


[Rand: Matth. 16, 13 f.] »JHesus fragt seine Jünger: Wer sagen die Leute, das des Menschen Son sey? Sie sprachen: Etliche sagen, du seiest Johannes der Teuffer, Die andern, Du seiest Elias, Etliche, Du seiest Jeremias, oder der Propheten einer.«


Dis gehe jtzt seinen weg, und magst drüber lesen S. Hieronymus, der solchs fein auslegt, wie fleisch und blut nichts gewisses von Christo reden könne, ob es gleich die grosse wunderthat Christi sihet und hoch von jm helt. Weiter fragt er nicht, was die Leute, sondern was sie selbs, seine Jünger, von jm halten, und spricht: Wer sagt jr denn, das ich sey? (Merck hie, das er sie alle sampt in hauffen fragt: Wer sagt jr denn, das ich sey?) Da sprach Simon Petrus:Du bist Christus, des lebendigen Gottes Son. Solch antwort thut Petrus von aller Apostel wegen, Denn wo ein hauffe wird gefragt, können sie nicht zu gleich alle antworten, Sondern einer mus das wort von aller wegen füren, wie man spricht: Zween mügen mit einander singen, aber mit einander können sie nicht reden. Daher sagen die Veter recht, Augustinus, Cyprianus und Chrisostomus, das S. Peter sey gewest der Apostel mund, und hab in jrer aller Namen geantwortet, Denn sie alle gefragt und zu antworten schüldig gewest sind.

Derhalben legt der Bapst hie einen blossen und bawet auff einen faulen grund: die weil S. Peter allein antwortet, sey er ein Herr uber die andern Apostel, und der Bapst uber alle welt. Denn da stehets klar im Text, das Christus nicht S. Peter fragt: Wer sagstu, das ich sey? Sondern alle Jünger, und spricht: Wer sagt jr, das ich sey? Und hat S. Peter müssen für sie alle antworten, und sein antwort zu gleich aller antwort sein, Gleich wie auch im weltlichen und heuslichen Regiment geschicht, da ein Knecht, Stadschreiber oder Syndicus das Wort des Rats und Gemeine oder gesinds füret, Dadurch aber nicht der Stad Herr ist, Und ein Jurist oder Cantzler des Keisers, Königes, Fürsten wort redet, darumb aber noch lange nicht selbs Keiser, König, Fürst ist, wie der Bapst aus diesem antwort S. Petri wil Herr sein uber die Apostel, und aller Apostel Kirchen. Faul ist das, sage ich, Und der Bapst bestehet ubel, wo er nicht ein bessers auff bringet, wie er nu thun wird, wie folget:


[246] »Und Jhesus sprach zu jm: Selig bistu, Simon Bariona, Fleisch [Rand: Matth. 16, 17 ff.] und Blut hat dir das nicht offenbart, Sondern mein Vater im Himel. Und ich sage dir: Du bist Petrus, und auff diesen Fels, wil ich meine Kirchen bawen, und die Pforten der Hellen sollen sie nicht uberweldigen, Und dir wil ich die Schlüssel des Himelreichs geben, Alles, was du auff Erden bindest, sol auch im Himel gebunden sein, Und alles, was du lösest auff Erden, sol auch im Himel los sein


Wer nu hie augen hat, der stecke sie nicht in beutel, und wer ohren hat, der schicke sie nicht uber feld, das er sehen und hören müge, wie der Bapst hie zum Herrn uber Himel und Erden, uber Kirchen und Keiser gesetzt wird, welchen hohen Artickel des Glaubens doch die Christenheit von anfang bis auff den Bapst nicht gewust, Auch die zween Juristen (wie droben gesagt) Johannes Teutonicus und Panormitanus, als verzweivelte Ketzer verneinen, und dem Bapst in diesem Text nichts gestehen. Aber was ist Gott, Christus, Kirche, Welt, Juristen, gegen dem Bapst?


»Simon Bar Johanna (spricht der HERR), Du bist selig


Wol dir, O Simon, das du solches weissest, das ich der Messias und des lebendigen Gottes Son bin, das hat dich dein Vater Johannes nicht gelernt. Denn so nennet er jn Johannis am letzten: »Simon Johannis, hastu[Rand: Joh. 21, 17] mich lieb?« welchs hie Matth. xvj Ebreisch Simon Bar Johanna sagt, oder noch kürtzer, Bar Jona, das heist, son Jona oder son Johanna. Ja solchen hohen verstand hastu von deinem Vater nicht, noch die andern Jüngern, sampt dir, von Fleisch und Blut, oder von jren Vetern, noch einigem Menschen, Sondern mein Vater im Himel hat dirs offenbaret. Denn in diesen wenigen Worten Petri, die er sampt den andern Jüngern bekennet, (denn sie stehen alle für einen Man in dieser Antwort Petri) ist begriffen das gantz Euangelium, ja die gantze heilige Schrifft. Denn was wil die Schrifft von anfang zum ende aus anders, denn das Messias Gottes Son komen solt, und durch sein opffer, als eins unschüldigen Lemblin Gottes, der welt Sünd tragen und[Rand: 1. Petri 1, 19] weg nemen, und also vom ewigen Tod erlösen zur ewigen seligkeit? Umb des Messia und Gottes Sons willen, ist die heilige Schrifft geschrieben, und umb seinen willen alles geschehen, was geschehen ist.

Also lesen wir fast im anfang der Schrifft Gen. iij: »Des Weibs Samen[Rand: 1. Mose 3, 15] sol dir den kopff zu tretten.« Und Heva Gen. iiij, da sie von Cain sagt: »Ich hab den Man, den Jehova«. Diese Wort lauten schier der meinung[Rand: 1. Mose 4, 1] [247] nach, wie hie S. Peters Wort, denn sie wil sagen: da hab ich den Samen, den rechten Man, den Messia, den Jehova, das ist, Gott und Gottes Son ist, ders thun sol, was uns verheissen ist. Aber sie feilet an der Person, Sonst sind jr Wort seer ehnlich den Worten S. Petri an diesem ort. Sihe, solch gros ding ist in den Worten S. Petri, Das ist, eine rechte Apostolische rede. Also haben hernach alle Apostel, nicht allein S. Peter, in der gantzen welt gepredigt, und predigen bis an der Welt ende. Denn, wie gehört, Nicht S. Peter allein, sondern die andern durch seinen mund solch antwort geben dem HErrn auff seine frage an sie gethan. Weiter spricht der HErr:


»Und Ich sage dir, Du bist Petrus, und auff diesen Fels wil ich meine Kirchen bawen


Johan. j Nennet er jn Kepha: »Du solt Kepha heissen«. Keph Ebreisch, Kepha Caldeisch, und Petros oder Petra Griechisch, Rupes Latinisch, heist auff Deudsch Fels, als da sind die hohen Fels, da die Schlösser auff gebawet stehen. Nu wil der HErr sagen: Du bist Petrus, das ist, ein Felser. Denn du hast den rechten Man erkennet und genennet, welcher der rechte Fels ist, wie jn die Schrifft nennet, Christus. Auff diesen Fels, das ist, auff mich, Christum, wil ich meine Gantze Christenheit bawen, gleich wie du sampt den andern Jüngern drauff gebawet bist, durch meinen Vater im Himel, ders euch offenbart hat. Auff Deudsche weise redet sichs sein also: Du sagest (von aller wegen), Ich sey Messia oder Christus, des lebendigen Gottes Son, Wolan, so sage ich dir widerumb: Du bist ein Christ, und auff den Christ wil ich meine Kirche bawen. Denn in Deudscher sprache begreifft das Wort Christ beides, Den HErrn selbst, wie man singt: Christ ist erstanden, Christ fur gen Himel, Und auch den, so an den HErrn Christ gleubet, wie man spricht: Du[Rand: Apg. 11, 26] bist ein Christ. So sagt Lucas Act. xj, Das die Jünger Antiochia am ersten sind Christen genennet wurden, daher solcher Name blieben ist: Christen, Christenheit, Christlicher Glaube etc. Also gibt hie der HErr Simoni Jona den namen felser oder Christ, darumb das er den Fels oder Christ vom Vater erkennet, und rhümet mit seinem Munde, von aller Apostel wegen.

Hieraus ists klar gnug, das Christus hie mit dem Bawen seiner Kirchen auff den Fels oder auff sich selbs nichts anders nennet, denn den gemeinen Christlichen Glauben (wie droben gesagt ist, aus den Aposteln Petro und Paulo), das, wer da gleubet an Christo, der ist auff diesen Fels gebawet, und wird selig, auch wider alle Pforten der Hellen, Wer nicht an Christo gleubt, der ist nicht auff diesen Fels gebawet, und mus verdampt sein mit den Pforten der Hellen. Das ist der einfeltige, einige, gewisser verstand dieser Wort, und kan kein ander sein, wie die Wort klerlich und gewaltiglich geben,[Rand: Mark. 16, 16] und reimen sich mit dem Wort Marci ultimo: »Wer gleubt und getaufft [248] wird, wird selig werden«, Und Johannis xj: »Wer an mich gleubt, wird[Rand: Joh. 11, 26] nimermehr sterben.« Ja, sage ich, Mercks wol, und zeichens vleissig an, das der HErr hie Matthei xvj nicht redet von Gesetzen, zehen Geboten, oder unsern Wercken, die wir thun sollen oder können, Sondern von dem Christlichen Glauben, oder von dem Werck des Vaters, das er mit dem Son und heiligen Geist in uns wircket, nemlich, das er uns geistlich bawet auff den Fels, seinen Son, und gleuben lernt an Christum, Damit wir sein Haus und wonung werden, wie j. Petri. ij und Ephe. ij droben beweiset ist. Weiter:[Rand: 1. Petri 2, 5 / Eph. 2, 19 f.]


»Und dir wil ich die Schlüssel des Himelreichs geben. Alles, was du binden wirst auff Erden, sol auch gebunden sein im Himel, Und alles, was du lösest auff Erden, sol auch im Himel los sein


Der HErr wil seine Kirchen, so auff jn gebawet ist, und an jn gleubet, wol versorgen. Denn weil sie das Euangelium für der Welt Predigen und bekennen und damit regirn sollen, das Christus Jhesus sey Gottes Son, wil er jr Wort geehret und unverachtet haben, Sondern man sols gleuben, und in solchen ehren halten, als redet ers durch sich selbs personlich vom Himel. Wer nu das Euangelium von den Aposteln oder Kirchen höret und nicht gleuben wil, dem sollen sie ein solch urteil sprechen, das er verdampt sein sol. Item, nach dem er gleubig worden ist, fellet, und nicht sich wider zum Glauben bekeren wil, Dem sollen sie auch ein solch urteil fellen, das seine Sünde behalten, und er verdampt sein sol. Widerumb, wer das Euangelium höret und gleubet, oder von seinen Sünden sich keret wider zum Glauben, dem sollen sie solch urteil sprechen, Das jm seine Sünde vergeben sind, und er solle selig werden. Und uber solchem urteil wil er im Himel halten, als hab ers selbs gesprochen. Sihe, das sind die Schlüssel des Himelreichs, und das ist jr Ampt, Auff das man in der Kirchen ein ewige behaltung und vergebung der Sünden habe, Nicht allein zur zeit der Tauffe, oder ein mal im leben, sondern on unterlas, bis ans ende, behaltung für die unbusfertigen und ungleubigen, Vergebung für die Busfertigen und Gleubigen.

Und hie merck abermal, und zeichens mit vleis in dein Hertz, das der HErr hie auch nicht redet von Gesetzen, oder unsern wercken, die wir thun sollen, sondern von seinen Wercken, nemlich, von behaltung und vergebung der Sünden. Denn Sünde behalten und vergeben, ist allein der Göttlichen maiestet werck. Aber er wil solch sein werck durch seine Kirchen uben und volbringen, Drumb spricht er: was sie binden oder lösen wird auff Erden, das sol bey jm im Himel gebunden oder los sein. Darumb folgen im Kinder Glauben auch die zwey stück auff ein ander: Ich gleube eine heilige Christliche Kirche, gemeinschafft der Heiligen, Vergebung der Sünden, das, wo die [249] Kirche ist, nemlich der Baw auff dem Felssen, da sind auch die Schlüssel zur vergebung der Sünden.

Zum andern mercke, das die Schlüssel und solche macht Sünde, zu binden und zu lösen, nicht ist gegeben den Aposteln und Heiligen zur Herrschafft uber die Kirchen, sondern allein den Sündern zu gut und nutz. Denn wo nicht Sünde sind, da darff man der Schlüssel und jres Ampts nicht. Denn man sol S. Paul und seines gleichens heiligen nicht lösen noch absolvieren von Sünden, denn sie haben keine, on die teglichen und ubrigen im fleisch,[Rand: 1. Kor. 4, 4] die bis ins grab bleiben, wie er sagt j. Corinth. iij: »Ich bin mir nicht bewust,[Rand: Röm. 7, 25] aber damit bin ich nicht gerecht«, und Rom. vij: »Ich diene dem Gesetz der Sünden nach dem fleisch«, Sondern sol sie dem Fels lassen befolhen sein, auff den sie gebawet sind. Aber den Sündern sind sie not, die entweder nicht auff den Fels gebawet, oder vom Fels gefallen sind, das man sie widerumb hinauff bawe. Darumb ists nicht eine weltliche gewalt, dadurch die Bisschove uber die Kirchen sich brüsten und herrschen (Beneficium, non dominium) möchten, Sondern eine geistliche gewalt, Den Sündern zu gut und heil gegeben, das sie die selbigen bey den Bischoven und Kirchen suchen und finden mügen, so offt es jnen not thut, dadurch die Sünder selig, und nicht die Bisschove Herrn und Jungker werden sollen. Gleich als wenn ein Fürst tausent gülden seinem Diener thette, das er die solt unter etliche arme Leute teilen, Durch diese tausent gülden sol der Diener nicht reich noch Herr uber die armen Leuten werden, sondern, wie sie der HErr befolhen hat, frey umb sonst von den armen Leuten lassen suchen und finden, Er aber allein einen willigen Diener sich hierin erzeigen, den armen Leuten zu trost und nutz. Das mercke wol, Es gilt dem Bapst.

Zum dritten mercke wol und behalts fest, das die Schlüssel nicht allein S. Petro, viel weniger allein dem Bapst nach S. Petro gegeben sind. Denn wie wol der HErr allein mit Petro redet, So stehet doch Petrus da nicht für seine person allein, sondern an stat und person aller Jünger, mit denen Christus anfieng zu reden und zu fragen, Wie es alle lerer, ehe der Bapst vom Keiser Phoca gestifftet, verstanden, geleret und gehalten haben in der gantzen Christenheit, Und noch heutigs tags halten in Orient. Ah was[Rand: Matth. 18, 18] darffs viel wort? Liecht kan nicht finsternis sein. Matt. 18. redet Christus nicht mit S. Peter allein, Sondern mit allen Jüngern: »Warlich ich sage euch, was jr auff Erden binden werdet, das sol gebunden sein im Himel, Und was jr auff Erden lösen werdet, sol los sein im Himel.« Das sind eben die Wort von binden und lösen, die er droben mit S. Peter redet, und [250] ob hie keine meldung der Schlüssel geschicht, So ist doch das Ampt der Schlüssel, wie droben Matthei xvj gewaltiglich ausgedrückt. Und dazu redet er hie[Rand: Matth. 16, 19] klerlich von Sünden, die man binden und lösen sol. Denn hart davor sagt er von den Sündern, die nicht hören wollen, und spricht: Solchen soltu halten,[Rand: Matth. 18, 17] als einen Heiden und Zölner. Flugs drauff: Warlich ich sage euch, was jr binden werdet etc.

Und das noch wol mehr ist, am selben ort sagt er: »Wo zween unter[Rand: Matth. 18, 19 f.] euch eines werden, worumb es ist, das sie bitten wollen, das sol jnen widerfaren von meinem Vater im Himel. Denn wo zween oder drey in meinem Namen versamlet sind, da bin ich mitten unter jnen.« Hie hören wir, das auch zween oder drey, in Christus Namen versamlet, eben alles macht haben, was S. Petrus und alle Apostel. Denn der HErr ist selbst da, wie er auch sagt Johan. xiiij: »Wer mich liebet, der wird meine Wort halten, Und mein[Rand: Joh. 14, 23] Vater wird jn lieben, und wir wollen zu jm komen und wonung bey jm machen.« Daher ists komen, das offt ein Mensch, der an Christum gegleubt, einem gantzen hauffen widerstanden hat, Als Paphnutius im Concilio Niceno, und wie die Propheten den Königen Israel, Priestern und allem Volck widerstunden. Kürtzumb, Gott wil unverbunden sein, an der Menge, Grösse, Höhe, Macht, und was personlich ist bey den Menschen, Sondern wil allein bey denen sein, die sein Wort lieben und halten, und soltens eitel Stalbuben sein. Was fragt er nach Hohen, Grossen, Mechtigen Herrn? Er ist der Grössest, Höhest und Mechtigst allein.

Wenn nu der Bapst gleich steiff und stoltz stehen künde, als er nicht kan, auff dem Spruch Matth. xvj, so stehen wir da gegen noch viel stöltzer und steiffer auff Matthei xviij. Denn es ist nicht ein ander Christus, der Matth. xvj mit S. Peter redet, und Matth. xviij mit den andern Jüngern eben die selben Wort redet und macht gibt, Sünde zu binden und zu lösen. So fare der Bapst hin mit seinem Peter, Binde und löse, was er kan. Wir wollen der ander Apostel macht zu binden und zu lösen gleich S. Peter halten, und wenn hundert tausent S. Peter, ein Peter, und alle Welt eitel Bapst were, dazu ein Engel vom Himel bey jm stünde. Denn wir haben hie den[Rand: Gal. 1, 8] HErrn selbs uber alle Engel und Creaturn, der sagt: Sie sollen alle gleiche gewalt, Schlüssel und Ampt haben, auch zween schlechte Christen allein in seinem Namen versamlet. Diesen HErrn sol uns Bapst und alle Teufel nicht zum Narren, Lügener, noch Trunckenbold machen, Sondern wir wollen den Bapst mit füssen tretten und sagen, Er sey ein verzweivelter Lügener, Gotteslester, und abgöttischer Teufel, der die Schlüssel zu sich allein gerissen [251] hat, unter S. Petrus Namen, So Christus die selben allen gleich in gemein gegeben hat, Und wil den HErrn Matth. xvj zum Lügener machen, Ja das müste man loben.

[Rand: Joh. 20, 21] Item Joh. xx Spricht der HErr, nicht zu S. Peter allein, sondern zu allen Aposteln oder Jüngern: »Gleich wie mich mein Vater gesand hat, so sende ich euch.« Und da er das gesagt, blies er sie an (nicht S. Peter allein) und sprach zu jnen: »Nemet hin den heiligen Geist, Welchen jr die Sünde vergebt, dem sind sie vergeben, Welchen jr sie behaltet, den sind sie behalten.« Gern möcht ich hören, was der Bapstesel hie wider sagen künd, und wenn er tausent Spitzbübische zungen hette, so müssen sie doch allzu mal hie zu schanden werden. Denn klar sind die Wort des HErrn: »Wie mich mein Vater gesand hat, so sende ich Euch«, Euch, Euch, nicht dich, Peter, allein, das ist, was ich aus des Vaters befelh gepredigt, und auff mich felsen gebawet habe, eben dasselbe, und kein anders solt jr predigen und bawen, Und jr solt alle gleichen gewalt, und die Schlüssel haben, Sünde zuvergeben und zu behalten.[Rand: Matth. 16, 19] Denn das sind eben die selben Wort, vom binden und lösen, die er Matthei xvj von Schlüsseln zu Petro redet. Dis ist der HERR selbs, der solchs redet, darumb fragen wir nichts darnach, was der Bapstesel in seinen drecketen hie wider tobet.

Und hie ist (das wir den armen Juristen Johanni Teutonico und Panormitano auch helffen) der Text, da die verheissen Schlüssel Matthei xvj (wie sie meinen) mit der that S. Peter gegeben, und er in die Possession geweiset wird, Auff das es klar sey, die verheissen Schlüssel Matthei xvj sind nicht S. Petro allein verheissen, denn die erfüllung solcher verheissung wird nicht S. Petro allein, Sondern allen Jüngern gegeben. Solchs sage ich den armen Juristen zu dienst. Denn wir Theologen haben sterckern grund und disputirn nicht de verbo futuro und præsenti in solchen hohen sachen. Darumb ist dis Wort, das der HERR zu jnen allen sagt: »Wem jr die Sünden vergebet, dem sind sie vergeben« Eben so viel, als wenn er einen jglichen in sonderheit nach einander anspreche: Sehe da, Peter, Nim den heiligen Geist, Wem du die Sünde vergibst etc. Sehe da, Andres, Nim hin den heiligen Geist, Wem du die Sünde vergibst. Sehe da, Jacob, Sehe da, Johannes, Thoma, Bartholomee, Philippe, Simon, Juda etc. Eben so viel ists (sage ich), wenn er sie alle anspricht in gemein, als wenn er einen jglichen besonders anspreche. Denn ein jglicher hat sichs müssen dem andern zu gleich annemen, weil es zu allen gleich gesagt ist. Darumb kan S. Peter mit den gemeinen schlüsseln und gemeinen ampt der Schlüssel, welchs ist vergebung und behaltung der sünden, nichts eigens noch sonderlichs verstehen noch haben, uber die ander Apostel, [252] Und ist hie kein Exclusiva, wie die Römischen Esel flicken und tichten. Es heisst nicht:tibi Petro soli, Und wens schon so were, so were doch die Exclusiva, nicht wider die Apostel, sondern villeicht wider Caiphas, und das Mosisch Priesterthum. Sonst bleibt Petrus an stat aller Apostel, wie diese zween Sprüche Matth. xviij und Johan. xx mit aller gewalt beweisen und erzwingen. Das ist gewis.

Zu letzt ist auch da das Werck und die That. Denn S. Matthias ist zum Apostel nicht von S. Petro, Sondern durchs los durch Christum vom Himel bestetigt, und zu den andern eilffen Aposteln geordent Act. j. Ists nu[Rand: Apg. 1, 26] ein Artickel des Glaubens, wie uns die Römischen Esel gern uber drewen und uberliegen wolten, das S. Petrus allein die Schlüssel habe, als ein Privilegium (so nennens die Narren zu Rom), So ist hie S. Peter sampt allen Aposteln und Matthias auch eitel Ketzer, das sie wider solchen Artickel handeln, Und lassen nicht S. Matthias von S. Peter allein, der die Schlüssel allein uber die gantzen welt haben sol, geordent und bestetigt werden, Und Christus selbs wird in des Bapsts Bann sein müssen, das er solche Ketzerey, mit S. Matthias begangen, bestetigt hat. O der arme Sünder Christus, wie wil er jmermehr vergebung seiner Ketzerey und Sünden erlangen bey dem Römischen Stuel? Ich hette schier gesagt bey den Mauleseln?

Und ob gleich Bepstliche heiligkeit dem HERRN Christo die macht lassen wolte, als einem Printzen, der keinem Gesetz unterworffen, wol möcht nach seiner Himelfahrt mehr Apostel beruffen, denn er auff Erden beruffen hette, So kan doch der selben Apostel keiner auff Erden predigen oder Bisschoff ordenen, Sondern muste aus der Welt ins Schlauraffen Land, daselbst predigen, Kirchen stifften und Bisschoff ordenen. Ursach ist die: der Heiligst Vater ist mit seinem Sanct Peter, wie seine Decret sagen, aller Welt Bisschoff, und predigt, und ordent Bisschove niemand drinnen, denn der Bapst allein, Darumb mus S. Matthias und die andern x Aposteln, kein raum noch stat haben, zu predigen oder Kirchen zu stifften, noch Bisschoff zu ordenen in der gantzen welt, Sondern allein die Bepstliche heiligkeit, verstehest wol, was ich meine.

Oder solts also sein, das ein jglicher Apostel hette gleiche macht mit S. Petro, und hette ein jglicher an seinem ort in der Welt gepredigt, Kirchen gestifftet und Bisschove geordent, on S. Peters wissen und befelh, Sondern aus Christus befelh, wie droben gehört ist Joha. xx, So wolt das draus[Rand: Joh. 20, 23] folgen, das die Bepstliche heiligkeit drey ding thun müste: Erstlich seine Decret, [253] als verzweivelte, erstunckene lügen, verdamnen, und sich selbs auff sein verlogen lesterlich maul schlahen, da er sich rhümet der hohe Priester und Heubt aller Kirchen auff Erden, und Christum Matth. xvj, Joha. xx und hie Act. j zum lügener und Ketzer macht. Das ander, Er müste zuvor suchen und gewis machen, Welche Kirchen S. Petrus in der Welt bepredigt, und welche Bisschove er geordent hette, damit er nicht griffe in der andern Apostel Kirchen und Bisschove, die alle zumal so gut und hoch sind, als der Römische Bisschoff. Denn sie alle zumal geordent sind von solchen Aposteln, die S. Peter in allen dingen gleich von Christo gesetzt sind. O hie würde der heiligst Vater also zu thun kriegen, das er auch nach dem Jüngsten tage nicht zum ende keme! Wo bliebe dieweil der Römische Stuel, und der Maulesel Regiment zu Rom?

Zum dritten, müste er auch das gewis machen, das S. Peter keine Kirche auff Erden gestifftet noch Bisschove geordent, auch in keiner Kirchen gepredigt hette, on allein zu Rom. Wo nicht, so solte der Bapst auch wol S. Peter mit Schlüssel und allem verlieren. Denn hat S. Peter etwa in der Welt mehr gepredigt, Kirchen und Bisschove geordent, So kan der zu Rom nicht sich rhümen, das er allein sey S. Peters Stuel Erbe, Sondern die andern alle können eben so wol als der Römische sich rhümen: S. Peter ist unser Apostel, hat unser Kirchen und Bisschove geordent, drumb sind seine Schlüssel unser, und nicht des Bisschoves zu Rom. Nu ists gewis, das S. Peter zu Jerusalem, zu Antiochia, ist Apostel gewest, dazu, wie seine Epistel zeuget, In Asia, Ponto, Cappadocie, Bythinia, Galatia. Diese alle mügen wider den Bisschoff zu Rom (viel mehr wider den Bapst, der nach den Bisschoven komen ist, weder Bisschoff noch Christen) rhümen: Lieber Bisschoff, S. Peter ist unser Apostel, wir haben von jm die Schlüssel, und sind über die Römischen Kirchen. Denn uns hat er seine schöne, lange Epistel zu geschrieben. Aber der Römischen Kirchen hat er nicht ein stiplin vom geringsten Buchstaben geschrieben. Wie gefellt dir der schnitzer, Bapstesel?

»Ja, S. Peter ist zu Rom gemartert mit S. Paulo, wie die Decret rhümen.« Das thut nichts zur sachen. Es liggen viel tausent Marterer zu Rom, die daselbs gemartert sind, und dennoch keiner Bisschoff zu Rom gewest ist. S. Stephanus ist zu Jerusalem gemartert, Aber damit nicht Bisschoff zu Jerusalem wurden. Man fragt nach S. Peters Ampt, Predigt, und wie er Bisschoff geordent habe zu Rom, darauff sie Mathei. xvj füren und sich gründen. Wie wol hie sind etlich Gelerten, die wollen, das S. Peter nie gen Rom sey komen, Und solt dem Bapst sawr werden sich zu wehren, wider [254] solche Schrifft. Ich wil hierin nicht Richter sein, S. Peter sey da gewest oder nicht. Denn wol allein S. Paul, der gewislich da gewest ist (wie Lucas in Act. und er selbs in seinen Episteln schreibt), die Kirchen und Bisschoff zu Rom kan geordent haben. Aber das kan ich frölich sagen, wie ich gesehen und gehört hab zu Rom, das man zu Rom nicht weis, wo die Cörper S. Petri und Pauli liggen, oder ob sie da liggen? Solchs weis Bapst und Cardinal seer wol, das sie es nicht wissen.

Doch stellen sie zwey Heubter auff an S. Petri und Pauli tag, geben für, und lassen den gemeinen Man gleuben, es seien der Aposteln natürliche heubter, da leufft der andechtige pöbel zu mit Hansen von Ihene. Aber Bapst, Cardinal und jr gesindlin wissen seer wol, das es zwey hültzen, geschnitzt und gemalet Heubter sind, gleich wie sie mit der Veroniken auch thun, geben für, es sei unsers HErrn Angesicht in ein schweistüchlin gedruckt, Und ist nichts, denn ein schwartz bretlin viereckt, da henget ein klaretlin für, darüber ein anders klaretlin, welches sie auffzihen, wenn sie die Veronica weisen, Da kan der arm Hans von Jene nicht mehr sehen, denn ein klaretlin für eim schwartzen bretlin, Das heisst denn die Veronica geweiset und gesehen, und hie ist grosse andacht und viel Ablas bey solchen ungeschwungen Lügen.

So gar grosse, ummesliche lust hat der verdampt Bapstesel und seine verfluchte Bubenschule zu Rom, den armen Christen Man zu effen, nerren, spotten, Ja Gott im Himel zu lestern und solche abgötterey zu stifften in seiner heiligen Kirchen, lachet in die faust, das er solche seine lesterliche, abgöttische lügen angebetet sehen mag, raubet und stilet dafür aller welt gut und gehorsam, Das man greiffen mus, das Bapstum sey (wie droben gesagt) ein lügen gespenst, vom Teufel darumb in die Kirchen gesetzt, das es nichts anders thun solle, denn lügen, lesterung, abgötterey stifften, damit den Glauben und das Wort Gottes zustören, und dafür alles rauben, was die welt, so unter jm ist, hat und vermag, und alle Seelen zum Teufel füren.

Nu wie gesagt, die Apostel S. Peter und S. Paul mügen da zu Rom liggen oder nicht, so thuts nicht zur sachen, Sondern, wer daselbs die Kirchen und Bistumb habe gestifft. Denn S. Paulus ligt nicht zu Corinthen, Philippen, Thessalonich, Colossen und andern Kirchen, da er doch Bisschove gesetzt und Kirchen geordent hat, das, so viel es S. Peter betrifft, fast keine [255] Kirche ist, die ungewissern anfang hat, als eben die Römische. Sie schreiben wol, S. Peter sey xxv jar zu Rom gesessen, Aber solche lügen frisset sich selbs. Denn er ist ja noch zu Jerusalem gewest, da S. Paulus uber 18 jar[Rand: Gal.1, 18; 2, 11] nach des HErrn Himelfart zu jm kam, Gal. j und ij, und sol vij jar zu Antiochia gesessen sein, davon noch das fest S. Peter Stuelfeire den namen hat. Solche zal zusamen macht xlv jar. Also wird S. Peter acht jar nach Nerone gelebt haben, von dem er doch sol gemartert sein. Denn Nero hat sich erstochen 37 jar nach der Himelfart Christi. Sie liegen und tichten unternander von S. Peter, das hundert ins tausent, das ich den wahn habe kriegt, das weder S. Peter noch S. Paul habe den ersten Stein an der Kirchen zu Rom gelegt, Sondern sey etwa ein Jünger der Aposteln von Jerusalem oder Antiochia gen Rom komen und den Glauben Christi in etlichen wenig heusern gepredigt, oder, wie zu der zeit gewonheit, sind etliche Jüden, zu Rom wonhafftig, als Aquila und Priscilla etc., auff Ostern und Pfingsten gen Jerusalem gereiset, da selbs den Glauben gelernt und mit heim bracht gen Rom unter jr freundlin, Jüden und Heiden. Hie zu beweget mich das xvj. c. Rom., da Sanct Paulus viel heiligen zu Rom mit Namen grüsset, und doch er selbs noch nicht dahin komen war, S. Peter auch nicht. Denn Aquila und alle[Rand: Apg. 18, 2] Jüden waren vertrieben aus Rom von Claudio, Act. xviij, und wird doch zu erst gegrüsset.

Nu das ist der Römischen Kirchen keine schande, Denn hernach, da S. Paulus da hin komen ist, hat ers gewislich alles recht angericht und[Rand: Röm. 1, 10 ff.] gebessert. Wie er Roma. j verheisst, und jren Glauben seer rhümet, den doch weder er selbst noch S. Peter gepflantzt hatte. Des gleichen hat S. Peter auch gethan, so er anders gen Rom komen ist. Denn auch in Creta der Jünger[Rand: Tit. 1, 5] S. Pauli Titus Kirchen und Bisschove geordent hat, wie jm S. Paulus Titi j befelh thut.

[Rand: Apg. 9, 3. 6] Ja, was geschicht mit S. Paulo, dem grossen Apostel, Act. ix? Da er von Himel bey Damasco nidergeschlagen ward, sagt jm der HErr, Er solt in die Stad gehen, da würde man jm sagen, was er thun solte. Ist das nicht ein wunder? Ein solcher Apostel wird nicht gen Jerusalem zu S. Petro und andern Aposteln geweiset, sondern zu einem schlechten Jünger Anania, der die Hand auff jn legt, das er den heiligen Geist empfienge. Was wil hie zu der lügen Esel zu Rom sagen, der mit seinem Petro wil aller welt Kirchen Herr und Meister sein? Dieser Apostel Paulus thut jm ein grössern stos denn S. Matthias und die andern zehen Apostel, die der Bapst [256] aus der Welt ins Schlauraffen land jagt, sampt jrem Apostel ampt, weil er aller welt Lerer sein wil. Paulus deckt den Schalck recht auff, hinden und fornen, das man unter seine lügen sihet, wie in des Hellischen Satans Reich.

Denn da sind seine Episteln wol 14, die zeugen gewaltiglich, was er für Kirchen und Bisschove geordent habe in der Welt on S. Peter, freilich auch on den Bapst, Welche alle sagen können, S. Paulus sey jr Apostel, und nicht S. Peter, Derhalben der Bapst mit seinem Petro, ja mit seinem Teufel, nicht recht noch macht uber sie habe, und sein lügen maul verflucht sein müsse, da er sich rhümet aller Kirchen Heubt und Meister des Christlichen Glaubens, Ja, Römisch zu reden, Meister aller lügen, lesterung und abgötterey.

Ah, was will man viel sagen? Es heisst, wie S. Paulus sagt: ›Non [Rand: Röm. 2, 11] est apud Deum personarum respectus.‹ Die Kirche zu Antiochia ist von keinem Apostel gegründet, sondern von Barnaba, oder wie Act. xiij stehet, von den[Rand: Apg. 13, 1] Propheten und Lerern Barnaba, Lucio, Simon, Manahen und Saulo, Das es gewis ist, Saulus sey noch nicht zu der zeit unter die Heiden ein Apostel geordent (wie bald hernach im selben Capittel geschicht). Nu ist die Kirche Antiochia eine treffliche Kirche gewest, weit uber die Römische, hat auch (wie man schreibt) so viel Marterer gehabt, als Steine in der ring maur sind, wie wol Rom auch uber die masse viel Marterer gehabt, Aber solche Schule und solche gelerte Leute hat sie nie gehabt, das ist war, und kriegt sie nimermehr. Darumb ists nichts geredt: »diese Kirche ist von einem Apostel geordent, darumb ist sie mehr denn andere Kirchen, so nicht von einem Apostel gegründet ist.« Das sind fleischliche gdancken, die Gott nicht achtet, dazu auch erlogen. Denn da wider stehet Antiochia, die ist von keinem Apostel gegründet, und ubertrifft viel andere, auch von den Aposteln gegründet.

Also die Kirche Alexandria ist von keinem Apostel gegründet, Sondern von S. Marco, welchen etliche den Euangelisten, etliche anders nennen, Gewis ists aber, das kein Apostel dahin komen ist, Noch ist die selbe Kirche weit, weit uber die Römische Kirche. Denn da ist eine treffliche Schule gewest, da vielen landen aus geholffen ist, Da her ist Athanasius und viel ander grosse Lerer komen. Zu Rom ist nie keine Schule gewest, und nicht sonderlich gelerte Leute daher komen. Diese zwo Kirchen, Antiochia und Alexandria, sind die besten und nützlichsten, so man aus allen Historien weis, doch niemals unter der Römischen Kirchen gewest, viel weniger unter dem Meister (ich wolt sagen Lügener) aller Welt, dem Bapst.

Hippon ist eine Stad, villeicht so gros als Wittemberg, die hat einen Bisschoff gehabt, nemlich S. Augustinum, der mehr gethan hat bey der Kirchen, [257] denn alle Bepste und Bisschove zu Rom auff einen hauffen geschmeltzt, und aus seiner Schulen sind viel seiner Bisschove in die Lender hin und wider geordent, Und S. Gregorius bekennet, das seine Schrifft gegen S. Augustini Schrifft seien, wie Sprew gegen Weitzen. Und das ist war. Dazu ist dieser Bisschoff S. Augustin nicht gewest unter dem Bisschoff zu Rom, viel weniger unter dem Seelmörder und weltfresser dem Bapst. Darumb ists nichts, das man wil der personen oder larven nach in dieser sachen richten und fürgeben: diese Kirche ist grösser, diese hat einen Apostel, diese ist reicher, diese ist edler, diese ist einer Keiserlichen stad Kirche. Weltliche und zeitliche ding mügen und müssen sich hie nach richten, Gott fragt nichts darnach, Er wil ungefangen, sein mit seinem Geist und Gaben, Sondern frey macht haben, wie billich, einer geringen Kirchen zu geben solche Leute oder Lerer, die er allen grossen Kirchen nicht gibt, wie Hippon ein Exempel ist, und unser Wittemberg auch. Denn der heilig Geist und seine Gaben sind nicht erbliche güter, unter das weltliche Recht geordent, oder an einen ort gebunden. Sein Reim heisst:[Rand: Joh. 3, 8]Spirat, ubi vult‹, und nicht: ›Spirat, ubi nos volumus‹.

Der Bapst meinet wol, der heilige Geist sey an Rom gebunden. Aber wenn er des kündte gute Siegel und Brieve auff legen, so hette er gewonnen. Denn so er wil das Heubt aller Kirchen sein (welchs ummüglich), mus er uns zuvor gewis machen, das er und seine Nachfolger den heiligen Geist gewis und erblich haben müssen, und nicht jrren können. Ja, die[Rand: Matth. 16, 18] Brieve und Siegel möcht ich gerne sehen! Denn das er Matth. xvj. fürgibt, Die Römische Kirche sey auff den Fels gegründet, das der Hellen Pforten nicht sollen sie uberweldigen, Ist droben klar gnug beweiset, das solchs sey von der gantzen Christenheit geredt, und nicht von dem Römischen Bepstlichen Stuel. Und ist Summa, wie gesagt, Gott fragt in seinem Reich nicht nach Grossen,[Rand: Luk. 1, 48] Hohen, Mechtigen, Vielen, Weisen, Edlen etc., sondern wie Maria singet: »Er sihet die Nidrigen an.« Und wie er seinen Aposteln Matth. xviij und sonst[Rand: Matth. 20, 26-28] offt sagt: »Wer gros wil sein unter euch, der sey der geringest, Und wer wil der fürnemest sein, sey ewer Diener, wie ich komen bin, nicht das man mir dienen solle, sondern ich unter euch bin, als ein Diener.«

Aber im Bapstumb und allen Decretalen ists darumb zuthun, das er allein ja der grössest, öberst, mechtigest sey, dem niemand gleich, niemand urteilen noch richten solle, Sondern jederman solle unterthan sein und sich richten lassen, Und sich doch die weil rhüme, Er sey ein Knecht aller Knechte Gottes, das ist, auff Römisch und Bepstisch, Herr aller Herrn, König aller Könige, [258] auch uber alle Christen, das ist, uber Gott, Christum und den heiligen Geist, So in den Christen wonet und lebet, Johannis xv, welchen heisset S. Paulus[Rand: Joh. 14, 17. 23] ij. Thessalo. ij, Den Menschen der Sünden, und Kind des verderbens, den[Rand: 2.Thess. 2. 3] Endechrist, der sich wider und uber Gott setzt und erhebt. Denn die Christenheit hat kein Heubt, kan auch keins mehr haben, denn den einigen Son Gottes Ihesum Christ, der hat Siegel und Brieve, das er nicht jrren könne, und ist an Rom, noch einigen ort nicht gebunden.

Nu das wir wider zum Spruch Matthei xvj komen, Sage mir, wie kündte der Bapst einen feinern, gewaltigern Spruch aus der gantzen Schrifft wider sich selbs uns weisen und in die Hende geben, damit wir sein lesterlich Bapstum zu grund verdammen und zerstören möchten? Den Fels, da Christus seine Kirchen auff bawen wil, deutet er in seinen Decreten also: Fels heisse nicht Christus, sondern die Gewalt und Oberkeit S. Peters, das ist, seine eigen, ertichte, erlogene Oberkeit, uber alle Welt, welche sol Christus mit dem Wort Fels' S. Peter und dem Bapst gegeben haben. Alle Kirchen, auff solchen Fels gebawen, heisse, das sie alle müssen dem Bapst gehorsam sein, oder seien ewiglich verdampt, das auch Christus Blut dafür nicht helffen könne. Ist das nicht sein ausgelegt? Der HERR spricht: Der Fels bin Ich, der Baw drauff ist der Glaube an Mich. Da wider der Papst: Der Fels ist mein Gewalt und Oberkeit, der Bauw drauff ist aller Christen gehorsam gegen mir, füret also die Christen vom Glauben Christi auff sich selbs, und leret sie an stat des Glaubens gehorsam gegen jm, welchs ist ein Werck von Menschen, Ja vom Teufel gestifftet, darauff sich die Christen verlassen sollen, das ist: den Teufel zum Abgot haben und anbeten. Denn wir Christen wissen, das auch die Werck der Gebot Gottes, welchs der heilige, rechte gehorsam ist, nicht gnug ist, wo das gebew auff diesen Fels, das ist: der Glaube an Christum, uns nicht erhielte. was solte denn der gehorsam dem Bapst gethan, das ist: ertichte Menschen, ja viel mehr Teufels-werck und abgötterey, uns helffen?

Denn der Bapst, oder viel mehr der böse Geist in jm, wuste das wol: Wo dieser verstand bleiben solte, das der Fels Christus were, und der Baw drauff der Glaube were, und die Wort so solten verstanden werden: Auf diesen Fels wil ich meine Kirchen bawen, das ist: Meine Christen sollen und werden an mich Christum gleuben, So hette er nichts kund ausrichten noch einen Bapst machen. Denn was kanstu aus diesen Worten machen: Meine Kirche wird auff mich Felsen gebawet werden, oder sie wird an mich gleuben, sich auff mich verlassen und vertrawen? Was kanstu aus diesen Worten (sage ich) machen, denn das alle Christen, oder die gantze Christenheit, und wer ein Christ sein wil, werde an Ihesum Christum gleuben und sein vertrawen als auff einen Fels setzen, das jm auch der Hellen pforten, das ist, alle Teufel[259] nichts thun sollen? Diese meinung kan keinen Bapst geben noch leiden, weiset uns auch weder zum Bapst, Bisschoff noch einigem Menschen, er sey Keiser oder König, Sondern versamlet uns alle unter den einigen Son Gottes, den rechten Fels unser seligkeit, Versamlet uns so gar allein auff Christum, das wir auch uns selbs und unser guten wercken müssen verlassen, und allein durch den Glauben an jn gerecht und selig werden.

Darumb muste der böse Geist einen andern falschen verstand diesem Spruch machen und sagen: Fels heisse S. Peter und Bapst oder jr gewalt (ist gleich viel), Drauff bawen heisse dem Bapst gehorsam sein. Da künd ein Bapst aus werden, das es nu nicht mehr heisse: wer an Christum gleubet, wird selig, Sondern: wer dem Bapst gehorsam ist, der wird selig, Er aber, der Bapst selbs, als der Fels, niemand solle gehorsam noch unterworffen sein. Da hastu des geistlichen rechts und aller Decretalen Summarien und gantzen verstand, Daraus du greiffen kanst, das der Bapst und sein Bapstum sey ein Teufels gespenst aus verkeretem, verfelschten verstand Matth. xvj, das ist, aus lügen, Gottes lesterungen, als dem Teufel aus dem hindern geborn. Darumb ist auch aus dem Bapstum nichts gutes komen, sondern verstörung des Glaubens, Lügenden, lesterliche Abgötterey unser eigen werck, auch zurüttung weltliches Stands, Mord und aller jamer, dazu unzucht so schendlich, wie jtzt zu Rom öffentlich für augen, Dafür geraubt Bistum und alle güter der Christenheit, schier auch der Könige dazu. Was hette nu der Bapst wol verdienet, der aus diesem seligen und tröstlichem Spruch vom Glauben Christi ein solchen grewel und wust aller lügen und abgötterey gemacht hat? Er gehört in Jenes gericht, alle pein auff Erden weren viel zu geringe.

Weiter, das da folget: »Ich wil dir die Schlüssel des Himelreichs geben, Was du binden wirst auff Erden, sol gebunden sein im Himel, Und was du lösest auff Erden, sol los sein im Himel«, hat den verstand, kan auch keinen andern haben, wie wir gehört haben, das uns der liebe HERR und trewer Bisschoff unser Seelen hindersich gelassen hat die macht, Sünden zu binden und zu lösen. Denn es mus ja eine zucht und straffe sein in der Kirchen, umb der rohen, frechen Leute willen. Widerumb auch ein trost und hoffnung umb der gefallen willen, das sie nicht dechten, jre Tauffe were nu verloren, wie die Novatianer, viel mehr aber der Bapst geleret haben. Nu dieses binden und lösen ist dem Bapst nicht gnug, und kan damit nicht uber die andern herrschen, weil solch binden und lösen auch wol schlechte Pfarherr und Caplan haben müssen. Summa, es gehört auch zum Glauben und nicht zum Bepstlichen gehorsam, wie droben gesagt. Darumb hat ers anderst und [260] besser gedeutet, also: Was du bindest, was du gebeutest, was du setzest, was du wilt haben auff Erden, das sol geboten, gesetzt, und gewollet sein im Himel, und wer dir nicht gehorchet und solchs helt, sol nicht selig werden etc. Wie dünckt dich umb den Gesellen? Da sihe, ob nicht die Römische Kirche, das ist, die Bepstliche, Hellische grund suppe billich sich rhüme Eine mutter aller Kirchen und Meisterin des Glaubens, da wir thun sollen, was ein aller mutwilligster bube auff Erden gebeut und haben wil, unangesehen, obs Gott verbiete oder nicht haben wölle.

Hie zu zwinget er nu das Wort Christi unsers lieben HErrn Matth. xvj in (Quodcunq; alles) und machts jm seer nütze in seinen Decretalen. Alles was du bindest etc. Alles sol heissen nicht die Sünde, davon Christus allein redet, sondern alles, was auff Erden ist, Kirchen, Bisschove, Keiser, Könige, villeicht auch alle förtze aller Esel, und sein eigen förtze auch. Ah mein lieber Bruder in Christo, halt mirs ja zu gut, wo ich hie oder anderswo so grob rede von dem leidigen, verfluchten, ungeheurem Monstro zu Rom. Wer mein gedancken weis, der mus sagen, das ich jm viel, viel, viel zu wenig thu, und mit keinen worten noch gedancken erlangen kan die schendliche, verzweivelte lesterung, die er treibt mit dem Wort und Namen Christi, unsers lieben HERRN und Heilands, Lacht darnach in die faust, als habe er des Narren Christi, und seiner Christen, die jm solche glosen gleuben, fein gespottet, Und doch grosse Pompa fürgibt, als sey er Christi Vicarius, und wolle alle Welt selig machen mit seiner heiligkeit.

Also das Wort ›auff Erden‹ martert er also: so weit die Erden ist, so weit habe ich zu binden, das ist, zu gebieten, zu setzen und zu thun, und ist mir alle Welt schüldig gehorsam zu sein. Der liebe HErr und Bischof unser Seelen Jhesus Christus, wie j. Pet. iij sagt, hats also gemeinet: Was jr hie[Rand: 1. Petr. 2, 25] niden unter euch bindet oder löset, das sol droben gebunden und los sein, Denn ich bin bey euch hie niden, bis an der Welt ende; hat nicht gemeinet,[Rand: Matth. 28, 20] das der gantz Erdboden, leiblich solt dem Bapst gehorsam sein, Sondern, wie wir Deudschen sagen ›hie niden‹, das heisst er auff Erden, Was wir sagen ›droben‹, das heisst er im Himel. Damit ist keine herrschafft gegeben, weder den Bischoven noch Kirchen auff Erden. Denn Christus Reich ist ein Geistlich vnd Himlisch Reich, und obs wol auff Erden ist und im fleisch leben mus, So regirts doch nicht fleischlich, wie S. Paulus sagt j. Cor. x. Aber hie mus man[Rand: 2. Kor. 10, 4] den heiligsten Vater aus nemen, der hat einen höhern geist, weder Christus selbs ist, Darumb mus man seinen Decreten allein, und nicht dem heiligen Geist, oder Christo, auch nicht Gott seinem Vater gleuben. Denn er ist wider und uber Gott, wie S. Paulus sagt ij. Thessalo. ij.[Rand: 2. Thess. 2, 3 f.]

[261] Und hie kan man greiffen, das der Bapst mus besessen und voller Teufel sein, Das er so gar alle sinn und vernunfft verloren hat. Denn die Wort Christi von den Schlüsseln sind gewislich Göttliche, starcke verheissung: Was du bindest, sol gebunden sein, die müssen erfüllet werden, Gott mus und kan[Rand: Ps. 33, 4]nicht liegen, Denn er ist nicht ein Bapst noch Cardinal, Was er zusagt, das hellt er fest und gewis. Nu frage die Historien, ob S. Peter sey Herr gewest uber die gantzen Welt, wie der Bapst die Wort deutet. Hie mus entweder Christus ein Lügener sein, der sein Wort nicht gehalten habe, oder der Bapst mus ein verzweivelter, Gottslesterlicher Bösewicht sein, der unserm HErrn solche lügen aufflegt, das er S. Peter und jm habe die gantzen Welt zeitlicher weise ubergeben, So doch noch jtzt der Türcke starck gnug Nein hie zu sagt, on was sonst alle Welt thut. Solt nu ich als ein Christ, und alle Liebhaber unsers HErrn Christi, nicht hie billich ungedültig, zornig und unleidlich sein, dazu dem verfluchten Bapstum nicht fluchen, und auffs schendlichst nennen, der sich nicht schemet unsern HErrn auffs aller schendlichst zu lestern, und seine verheissung zur lügen machen? Denn hie ists nicht alleine erlogen, das Christus mit dem wort: »Alles, was du binden wirst auff Erden«, solt gewalt uber alle Welt Peter verheissen haben, Sondern ist auch erlogen, das S. Peter oder die Bepste solche gewalt bekomen, ins werck bracht, oder in die possession genomen haben.

Und das nicht jemand dencke, ich redet solches vom Bapst aus zornigen bewegten gemüte, so lasst uns sein wort selbs hören! 22. dis. Omnes, spricht der Bapst Nicolaus (welchs droben auch kurtz gemeldet ist): »die Römische Kirche hat gegründet und gestifftet alle Kirchen, sie seien Patriarchen, Ertzbistum, Primaten und welcherley wirden oder ordens sie sind. Aber sie, die Römische, hat der allein gestifftet und auff den Fels jtzt gebornen Glaubens auffgericht, der Petro, dem Schlüsseltreger des ewigen lebens, die macht und recht beide uber jrdisch und Himelisch Reich befolhen hat. Darumb hat kein jrdisch urteil, sondern das Wort, durch welchs gemacht ist Himel und erden, und alle element geschaffen sind, die Römische Kirche gestifftet. Denn sie hat von dem das Privilegium, der sie gesetzt hat. Darumb ists kein zweivel: Wer der andern Kirchen einer jr recht nimpt, der thut unrecht, Wer aber der Römischen Kirchen Privilegium, welchs jr das öberst Heubt aller Kirchen gegeben hat, nemen wil, der fellt in Ketzerey, Und wie jener ein ungerechter, so ist dieser ein Ketzer zu schelten« etc.

[262] Hie hörestu, das Christus Wort: »Auff diesen Fels wil ich meine Kirchen bawen« sol nicht heiffen, das die gantze Christenheit an Ihesum Christum gleuben sol, sondern sol so viel heissen: Allein die Römische Kirche hat Christus gestifftet. Die andern alle, das ist, die gantzen Christenheit, hat nicht Christus, sondern die Römische Kirche gestifftet. Der liebe HErr Christus weis nicht mehr denn von einer Kirchen in der gantzen welt, die er auff sich, den Fels, durch den Glauben bawet, Aber der Bapst macht zweierley Kirchen: Die Römische, die sol alleine von Christo auff den Fels gestifftet sein, Die andern Kirchen hat (villeicht der Teufel, oder das wirs nicht viel besser machen) nicht Christus, sondern sie, die Römische Kirche, gestifftet. Item, die Schlüssel sollen nicht die Sünden binden und lösen, wie der HERR sagt, Sondern macht und recht geben dem Bapst uber alle jrdische Königreich und Himelreich. Ich mus auff hören, ich mag nicht mehr in den lesterlichen, Hellischen Teufels dreck und stanck suddeln, Ein ander lese auch. Wer Gott wil hören reden, der lese die heilige Schrifft. Wer den Teufel wil hören reden, der lese des Bapsts Drecket und Bullen. O weh, weh, weh dem, der dahin kompt, das er Bapst oder Cardinal wird, Dem were besser, das er nie geborn were! Judas hat den HErrn verraten und umbbracht, Aber der Bapst verret und verderbt die Christliche Kirchen, welche der HErr lieber und thewrer, weder sich selbs oder sein Blut, geachtet. Denn er sich selbs für sie geopffert hat. Weh dir, Bapst!

Daher kompt das engstliche wüten und toben nach dem Römischen Reich, Da nennen sie sich Keiser und HErrn uber Könige und Keiser, Setzen sie ab und ein, lassen jnen die füsse küssen, verbannen, morden und verfluchen sie. Wie haben sie mit unsern Deudschen Keisern gethan, Fridrico dem ersten, und dem andern, bis sie den einigen Erben Conradinum mit dem schwert öffentlich richten, mit Philippo, mit Heinrico dem vierden und fünfften, mit Ludvico Bavaro. Hetten jmer gern das Reich on Heubt gemacht, das der Bapst möchte Keiser sein. Aber König Philippus in Franckreich erzeiget ein fein Exempel an dem Bapst Bonifacio dem achten, dem grossen heubtschalck unter den bepsten. Derselb wütrich setzet den König Philippus ab, verbot Franckreich die huldung und gehorsam dem Könige zu leisten, und gab für, das Königreich were dem Stul zu Rom heimgefallen, weil er nicht thet, was [263] der Bapst wolte. Aber König Philipps trachtet jm nach durch einen Columneser, der erwisscht jn zu Anagnina eben in der Kamer, darin er geborn war, füret jn gen Rom, warff jn in den Kercker, da starb er wie ein Hund, für grossem leid und ungedult. Aber solche straffe ist noch viel zu geringe, on das es gut were, das man also den andern Bepsten und Cardineln auch thet. Denn es ist ein lesterlicher, verdampter Stand, das, wenn gleich einer from sein wolt, doch Gottes Lesterer, und ein Feind Christi sein mus, seins Stands halben.

Sie haben aber grosse, viel unfletiger Heuchler, die sie zu solchem toben reitzen, und schreiben, das der Bapst mit allem recht König uber alle Könige, Herr uber alle Herrn sey. Unter den selben ist einer, der schreibt, das der Keiser Nero hette sollen das Römisch Reich S. Petro auffgeben, Und Constantinus Magnus sey schüldig gewest, auch wider des Rats zu Rom bewilligung, das Reich Sylvestro dem Bisschoff zu Rom zu ubergeben, daher ist ertichtet die grosse lügen de Donatione Constantini, dis. 96 und Ludovici primi und Ottonis primi, dis. 64: Ego Ludvicus, Und tibi Domino Iohanni. Solche lügen und kutzlen haben die Bepste gern, wechst jnen der bauch davon, Und macht also ein Narr den andern unsinnig. Nicht, das sie es für warheit halten, sie wissens seer wol anderst, Sondern gern wolten, das unter die Leute keme, und alle Welt für warheit hielte, damit die Keiser und Könige böse gewissen kriegten, das sie jre Königreiche wider Gott und recht besessen, als dem Bapst mit frevel genomen und geraubt, dem sie die selben einzureumen und abzutretten schüldig weren, obs einmal geraten wolt, das die Könige sich für dem gemaleten Teufel, oder jrem eigen Star, oder für des Bapsts fortz, fürchten wolten, und dem Bapst bitten, das er wolt jr Reich annemen. Denn das er die Schlüssel in seinem Wapen füret, mit den dreien Kronen, thut er nicht darumb, das jm viel an binden und lösen der Sünden gelegen sey, Sondern er malet damit dis Drecket Omnes den Königen für die Augen, predigt und drawet jnen, das sie bedencken sollen, wie mit grossem frevel sie dem Bapst jre Königreiche vorhalten. Denn alle jrdische Kronen sind sein, welche jm Christus durch die Schlüssel gegeben hat, Wie Nicolaus Bapst Omnes hie raset und fartzet.

Daher die Bepstliche Krone zu Rom nicht heisst ein Bisschoffs Hut, Sondern [264] Regnum Mundi, Der Welt Reich, davon S. Gregorius und frome Bisschove der Römischen Kirchen nichts gewust, ehe der Bapst kam. Denn die Welt ist in drey teil geteilet, die nennet man Europa, Affrica, Asia, Das sind die drey Kronen des Bapsts. Denn alle Reiche in diesen dreyen Lendern sind des Bapsts, wie das Cap. Omnes, und seine Heuchler (ich hette schier gesagt: wie des Teufels förtze) rhümen, das er der gantzen Welt Herr sey. Diese Krone hielt der Teuffel unserm HERRN Christo für, Matthei iiij, da er jn[Rand: Matth. 4, 8 ff.] auff den hohen Berg füret, und zeiget jm alle Reich der Welt und jre Herrligkeit, und sprach: Das alles wil ich dir geben, so du nider fellest und mich anbetest. Aber der HERR sprach zu jhm: Hebe dich weg von mir, Satan. Wie spricht aber der Bapst? Kom her, Satan, und hettestu noch mehr Welt denn diese, Ich wolt sie alle annemen, und dich nicht allein anbeten, Sondern auch im hindern lecken. Das sind die Wort seiner Decreten und Decretalen, darin nichts vom Glauben Christi, sondern alles und alles von seiner Hoheit, Maiestet, Gewalt und Herrschafft uber Kirchen, uber Concilia, uber Keiser, uber Könige, und uber alle Welt, auch uber den Himel geleret wird. Ist aber alles mit Teufels dreck versiegelt, und mit Bapstesels förtzen geschrieben.

Wolan, das sey jtzt in der kürtz von dem ersten schaden geredt, den der Bapst mit seinem Binden gestifftet hat. Denn wer kans alles erzelen, was der Teuffel durch den Bapst mit Königen und Keisern zu morden und zu verraten geübt hat? Sie sind weltliche Herrn, von Gott geordent. Warumb leiden sie solchs von einem faulen wanst, groben Bapstesel und fartzesel zu Rom? Warumb fragen sie nicht Gottes Wort und rechte Prediger? Aber Gottes zorn hat die Welt also gestrafft.

Der ander Schade, den der Teufel durchs Bapsts, ja durchs Teufels Schlüssel gethan hat, ist viel erger und grösser, denn weltlich gut aller Könireiche ist nichts gegen das geistliche ewige gut. Hie hat er sein Binden oder gebieten dahin gestreckt, ins geistlich Regiment, in aller Teufel namen, das es solle heissen, Gesetze stellen, uber die gewissen der gantzen Christenheit, wie Er Nickel Juncker Bapstesel im c. Omnes rhümet, Er habe auch Iura cœlestis Imperij, macht im Himelreich zu schaffen. Und etlicher masse ists war, Er hat im Himel Reich, das ist, in Christus Reich, in der Kirchen, viel zu schaffen und viel geschafft (Gleich wie sein Gott, der Teufel, auch), Denn er hat viel zuthun, das er zubreche und zerstöre alles, was Christus gebawet hat und noch bawet. Also hatte sein Gott auch zu schaffen, im Hause Hiob, da er jm alle seine Kinder, gesinde und vieh erschlug, und jn selbs auch plagte. Eben das selbe werck hat sein heiliges Kind, der Bapst, auch zu thun, in dem Reich Christi, der wollen wir zum Exempel etliche stücke erzelen.

[265] Erstlich, wie droben gehört, wil der HErr seine Kirchen auff sich den Fels gebawet haben, das ist, an jn sol man gleuben, wer ein Christ sein wil. Nein, spricht der Bapstesel, Es heisst, man sol mir gehorsam sein, und mich für einen Herrn halten, solch werck macht selig, und ungehorsam, oder mich nicht fur einen Herrn halten, das verdampt.

Item, der HErr gibt sein Sacrament gantz seinen Christen. Nein, spricht Fartzesel Bapst, Den Leien ist gnug eine gestalt, den Priestern gehörts gantz.

Item, das Sacrament wil der HErr hie gegeben haben, zu stercken die armen gewissen durch den Glauben. Nein, sagt Bapst Fartzesel, Man sols opffern für die Todten und Lebendigen, Verkeuffen, eine hantierung und jarmarckt draus machen, das wir den bauch damit weiden und aller Welt güter fressen.

Item, der HErr wil, das, wer im rechten Glauben stirbt, sol gewis selig sein. Nein spricht Eselbapst, Man mus zuvor ins Fegfewr, und gnugthun für die Sünde, Denn on werck, die gnugthun für die Sünde, so ich binde oder gebiete, mus man ins Fegfewr, da kan niemand, denn ich, mit Schlüsseln und Messen helffen, Christus und Glaube kan hie nichts.

Item, der HErr wil, das seiner Tauffe krafft sol bleiben, so offt wir widerkeren, so lang wir hie leben. Nein, spricht Eselfartz-Bapst, Die Tauffe ist bald verloren, Darumb hab ich die heiligen Münch orden der Tauffe gleich und besser zu halten lassen predigen, wie wol ich selbs solcher Tauffe nicht beger noch darff.

Item, der HErr wil, Wer da beicht oder seine Sünde bekennet, und gleubt der Absolution, dem sollen sie vergeben sein. Nein, sagt EselBapstfartz, Glaube thuts nicht, Sondern dein eigen rew und gnugthun, auch erzelung aller heimlichen, vergessener und unerkandten Sünde.

Item, der HErr wil, das nach dem Glauben, und der Brüderlichen liebe sol aller Creaturn brauch frey sein, das daselbs keine Sünde noch gerechtigkeit zu suchen sey. O nein, spricht hie der aller hellischt Vater, Christus ist truncken, toll und töricht, hat vergessen, was er mir mit den Schlüsseln für grosse macht zu binden gegeben hat, Nemlich, Ich habe macht zu binden und zu verbieten, Das:

Wer Milch isst am Freitage, Sonnabent, an der Apostel Abend, oder meiner Heiligen, die ich gemacht habe, das ist eine Tod sünde und ewig verdamnis, doch das ich solchs zu halten nicht schüldig sey. Wer Butter, Kese, oder Eher isst an den selbigen tagen, das ist eine Todsünde, und die Helle.

Wer aber fleisch esse an solchen tagen, der ist weit unter der Hellen verdampt, ausgenomen mich und meine Cardinalen, die sind solchem Binden [266] nicht unterworffen, Ursach: wer zu binden macht hat, wird on zweivel nicht sich selbs, sondern andere binden.

Wer nicht fastet und feiret den Heiligen, so ich habe erschaffen, das ist eine Todsünd und verdamlicher ungehorsam, Ursach: Ich hab macht zu binden und zu lösen, ja villeicht auch.

Wer nicht meinen fortz anbetet, das ist eine Todsünde, und die Helle, Denn er hellt nicht, das ich macht habe, alles zu binden und zu gebieten.

Wer nicht meine füsse küsset, und wo ichs so binden würde, mich im hindern lecken wolte, das were eine Todsünde, und tieffe Helle, denn Christus hat mir die Schlüssel und macht alles und alles zubinden gegeben.

Welcher König, Keiser oder Fürst mir nicht ubergibt sein Königreich und Herrschafft, das ist eine Todsünde und ewig verdamnis. Denn ich hab solchs macht zu binden und zu gebieten.

Welcher Bisschoff mir nicht das Pallium abkeufft, der sündigt tödlich, und ist verdampt, Ursach: ich habe macht zu binden, und solchs zu gebieten.

Wer solchen kauff (das ist ja kein raub) heisset Simoney, der sündigt tödlich und verdamlich. Denn ich bins, der da binden und lösen sol.

Wer da klagt uber beschwerung der Annaten, Bapst monden, und der gleichen viel, sündigt tödlich. Denn ich habe macht solchs zu binden. das meinet er Dis. xix: In memoriam, das man alles tragen und leiden müsse, was der Römissche Stuel auffleget, wens gleich untreglich ist.

Und, das ich zu den rechten stücken wider kome, Christus hat die Ehe frey wollen haben. Nein, spricht der Fartzer zu Rom, Priester, Münche, Nonnen, sollen nicht ehelich sein, Und ist weit besser, das einer keusch lebe (nach der Römischen Bepstlichen, Cardinalischen keuscheit, dagegen Sodoma und Gomorra Jungfrawen sein möchten) denn ehelich werden.

Item Leien sollen auch nicht ehelich werden oder hochzeit haben in den verbunden zeiten. Denn der Hellische Vater hats verbunden und verboten, bey einer Todsünde und ewigem verdamnis.

Darnach raffet er alle Münche und Nonnen secten auff mit alle jren statuten von kleidern, speisen, geberden etc. und was ein jglicher Narr ertichtet, bestetiget solch unzeliche und untregliche Gesetze, krönet sie mit Ablas und gnaden, das die Christliche freiheit und Glauben nicht mehr ist bekand gewest, Sondern alle welt, alle winckele, alle kleider, alle personen, alle speise mit stricken und banden uberschuttet und erfüllet ist worden, das, wo es hette sollen lenger weren, villeicht auch Sünde und helle hette müssen sein, wo jemand hette gehustet, geschneutzt, genieset, oder sonst seine notdurfft gethan. Ich schweig [267] jtzt, was er mit seinem verlogen Ablas, gülden Jar, Weichwasser, Agnus Dei, Chresem, feur, Wachs, Kreuter, ah wer kans alles erzelen? Item Walfarten, Brüderschafften, gestifftet hat. Es ist fast kein Creatur blieben, daran er nicht seine strick und gifft gehencket habe, das, wo einer gangen, gestanden, oder was gethan hat, da ist er in ferligkeit der Sünden und Tods komen.

Solchs alles aber hat er nicht darumb gethan, das er eine zucht oder gut Regiment damit in der Kirchen anrichtet, Wie das Predigampt, Haus Vater und weltlich schwert thut. Denn solche seine band und stricke sind zur zucht kein nütze noch not, Sondern es mus alles den hohen Titel füren, das es Gott anliege, lestere und schende, nemlich, Gottes dienst mus es heissen, und heilige gute werck, dadurch vergebunge der Sünden und ewiges leben erlanget werde. Das ist so viel gesagt, das die Christen hiemit gefangen werden zu gleuben, das der Bapst macht und gewalt habe, als ein Gott uber die Kirchen, zu binden und zu thun, alles was er wil. Ja seine gewalt hat er damit gesterckt, und uns seinem gehorsam unterworffen, dafür aller Welt gut und geld geraubt, Darnach gar sanfft und frölich in die Faust gelacht, das die Christen solche grosse, grobe Narren sind, und lassen sich so leichtlich nerren und effen umb jren Glauben, freiheit, Leib und Seele, gut und ehre, zeitlich und ewiglich. Ja das wolte fürnemlich der Teufel. Denn das ist (wie gesagt) nicht der grössest schade, das er vnser leib, gut und ehre unter sich geworffen hat, mit seinem verfluchten binden, Aber das er die gewissen oder Seelen damit verstrickt und verknüpfft hat, als seien es göttlich Gebot, Gottesdienst und werck zur seligkeit, Und Sünde macht, da kein ist, da sind die gewissen erschreckt und blöde worden, der glaube geschwecht, und endlich erwürget und erstickt, Christliche freyheit verlorn.

[Rand: Kol. 2, 20 f.] Da ist erfüllet, das S. Paulus Col. ij. sagt: »Was lasset jr euch fangen mit satzungen, als lebetet jr noch in der Welt? (die da sagen:) du solt das nicht angreiffen, du solt das nicht kosten, essen noch trincken, du solt das nicht[Rand: Thess. 2, 11] anrüren oder anzihen«. Das sind die krefftigen jrthum, die Gott sendet uber die, so die Warheit nicht lieben, sondern gleuben den lügen. Und wenn der Teuffel selbs zu Rom regirn solte, kündte ers doch nicht erger machen. Ja wenn er selbs regirete, kündten wir uns für jm segenen und fliehen, das er nichts schaffen kündte. Aber nu sich der Bapst jm ubergeben hat, zur larven mit Gottes Wort geschmückt, darunter man jnen nicht hat können kennen, das ist Gottes zorn, da ists geschehen, alles, was sein bitter, teufelischer, hellischer groll wider Christum und seine Kirchen hat erdencken mügen, [268] da ist er unser Abgott worden, den wir unter dem namen S. Petri und Christi haben angebetet, sampt allen seinen lügen, Gottes lesterungen und abgöttereyen. Das mag ja gebunden heissen, und die Schlüssel brauchen zur gewalt, nicht zum Glauben.

Hie magstu selbs lesen ij Thess ij und sehen, was S. Paulus meinet,[Rand: 2. Thess. 2, 4] da er sagt: Der Endechrist sitze im Tempel Gottes, das ist, in der Kirchen Christi, als sey er Christus und Gott selbs, wie seine Heuchler lestern, und sagen, Der Bapst sey nicht ein pur mensch, sondern aus Gott und Mensch ein vermischte person, gleich wie unser Christus allein ist. Und was ein Mensch der Sünden sey, hastu aus vorigen stücken leicht zu vernemen, da er nicht allein für sich ein Sünder ist, sondern mit Sünden, falschem Gottes dienst, Gotteslesterung, unglauben und lügen, die welt, sonderlich den Tempel Gottes, die Kirchen, vol, vol gemacht, Damit auch ein Kind ist des verderbens, das ist, sich selbs mit unzelichen Seelen zur Hellen und ewigem verdamnis gefürt hat.

Der Türcke verfüret auch die Welt, Aber er sitzt nicht im Tempel Gottes, füret nicht den namen Christi und S. Petri, auch die heilige Schrifft nicht, Sondern stürmet auswendig die Christenheit, und rhümet sich der selben feind. Aber dieser inwendige Verstörer wil freund sein, wil Vater heissen, und ist zweifeltig erger, denn der Türck. Das heisst ein grewel der verwüstung[Rand: Matth. 24, 15] oder verstörung. Ein Abgott, der wider Christum alles verstöret, was Christus gebawet und uns gegeben hat. O wie schrecklich ist solcher grewel anzusehen und zu hören! Das sey kürtzlich gesagt vom andern schaden, durch des Bapsts binderey, Seelmörderey, Abgötterey, Lügen und des Glaubens zerstörung, Christlicher freyheit gefengnis, und der gewissen verderbung erfüllet.

Als der Teufel nu in solche ummesliche gewalt sich gesetzt hatte, Und nichts denn Binden, fangen, liegen, rauben, morden und lestern (wie seine werck sind Joh. 8) treib, fieng er nu auch das ander stück an, Nemlich, lösen,[Rand: Joh. 8, 44] Nicht, die Sünde vergeben, Sondern, solche seine gesetze feil haben und verkeuffen. Denn er hat auch macht zu lösen, das ist, umb gelt zuverkeuffen, da hat er einen marckt und kram angericht in aller Welt, welchen (acht ich) gebe er nicht umb den marckt zu Venedig oder Antorff, Da hat er feil Botterbrieve, Eyerbrieve, Milchbrieve, Kesebrieve, Fleischbrieve, Ablasbrieve, Messebrieve, Ehebrieve, Und alles, was er schendlich gebunden hat, noch viel schendlicher umbs gelt los gibt. Da ist das geschwürm und unzifer seines Krames, Indulta, Privilegia, Immunitates, on alle masse und zal. Also sind seine gesetze nicht allein Seelstricke und bande der armen gewissen [269] (wie gesagt), dafür er alles gelt und gut geraubt und gestolen hat, Sondern auch Geltstricke und Netze, damit er, was noch ubrig ist, auch rauben und stelen müge. Hie haben wir unser Christliche freiheit, durch Christus Blut uns erworben, und gnediglich geschenckt, müssen umb unser Gelt keuffen, wie Jere.[Rand: Kl. Jer. 5, 4] Treno. 5 des gleichen klagt.

Dennoch nicht gewis sein mügen, ob wir wol und recht dran thetten. Denn da war kein Glaube, der uns versichern kundte. Da fragt der Bapst nicht nach, das er nur das Gelt kriegt, und seine macht bestetigt. Was solt der Bapst und sein Gott der Teufel nach der Seelen heil fragen? Denn ich der viel gesehen, Bin selbs auch einer gewest, Halt wol, Ir sollen noch viel im Bapsttum sein, die auff solchen kauff und losgeben des Bapsts nicht hetten gebawet, wenn sie auch die Welt solten verdienet haben. Und war viel ein grösser Sünde und tieffer Helle, wo einer hette fleisch am freitag gessen, Denn so er hette einen Mord und Ehebruch begangen. Wo aber ein Münch (wie offt geschach) seine Platten, Kappen und Müncherey dem Bapst abgekaufft hatte, Den hielt man für einen Apostaten, abtrünnigen Christen, des seelen nimermehr kein rat were.

Also ein verzweivelte, tieffe, Teufelische gifft ist Menschen lere, wo sie das gewissen recht ergreifft, sonderlich, wo lange gewonheit und der name Gottes felschlich dazu kompt, das Gottes Gebot nicht ein faden geachtet wird gegen diese eisern keten Menschlicher, Teuflischer lere. Wolan, das heisst ja meisterlich die Wort Christi ausgelegt: »Was du binden und lösen wirst auff Erden, sol gebunden und los sein im Himel«. Lieber, male mir hie den Bapstesel mit einer sackpfeiffen. Aber last uns auch Gott danckbar sein, der uns von solchen Teufels banden erlöset hat, das uns nicht etwas erger widerfare.

Der dritte schade, den der Bapst mit den Schlüsseln gethan hat in der Kirchen, Ist erstlich der: da solt er binden, bannen, und straffen die rechten Sünde wider Gottes Gebot, umb welcher allein willen der HErr die Schlüssel seiner Kirchen gegeben hat, Matth. xvj und xviij. Hie hat der Bapst keinen binde Schlüssel, Sondern eitel löse Schlüssel. Da lesst er zu Rom und in allen Stifften gehen ein solch frey leben, in aller Büberey und Hurerey, das auch Sodoma gegen sie heilig sein möchte. Und er ist auch selbs der Abt in solchem heiligen Orden, der ergest Bube aller Buben auff Erden. Daher kompt die grauseme furcht fur einem rechten, freien Concilio. Denn er wil [270] ungereformiert sein, wirds auch wol bleiben ewiglich. Er wil nicht die Schlüssel uber sich leiden, Sondern unter sich haben, wie er in vielen Decreten tobet, das jn niemand binden noch richten solle noch müge. Das also ummüglich ist, ein nützlich, fruchtbarlich Concilium zu halten. Denn er thut doch hernach wie vor, und macht sich los vom Concilio, wie er allzeit gethan hat, und solchs hinfurt zu thun sich frey daher rhümet, macht zu haben.

Ah, was plagen wir uns selbs mit dem verfluchten Bapst! Wie solt er die Sünde binden? Weis er doch nicht, verstehet er doch nicht, der grobe, grosse Esel und Narr, was Sünde sey, kans auch nicht, wils auch nicht wissen. Ich weis, das unser Kinder oder Catechumeni, das ist, die den Catechismum können, gelerter sind, denn Bapst, Cardinal und gantzer Römischer Hoff, sampt all jrem anhang. Denn dafür darffestu nicht sorgen, das der Bapstesel mit seiner römischen Bubenschule ein einig Gebot unter den zehen verstehet, Auch nicht eine Bitte im Vater unser, noch einen Artickel im Glauben, oder wie Tauffe und Sacrament zu verstehen und zu brauchen sey, wie ein Christ leben sol, was gute werck sind, Gott gebe, das er die zehen Gebot (wil des verstands gerne schweigen) könne nach einander zelen, wie unser Kinder von vier, fünff jaren können. Denn sie lesens nicht, gehen nicht damit umb, So gebens auch jre grosse Bücher, Decret, Decretal, Sexti, Clementin, Extravagant, Bullen nicht. Nicht ein wort kanstu aus allen diesen Büchern, sampt jren Scribenten finden, das dich leren möchte, das erste Gebot zuverstehen, oder eine bitte im Vater unser zu beten. Ist auch nicht wunder, sie haltens für geucherey und lauter Narrwerck, was wir Christen gleuben, Heissen uns Bon Christian, das ist, grosse Narren, die solch ding gleuben mügen.

Denn rechen du, wenn er solte verstehen das erste gebot: Du solt nicht andere Götter haben, und, was da wider, Sünde heissen, So müst er alle seine Drecket, Drecketal und Bullen verbrennen, und sich selbs mit, sampt alle Cardinalen. Denn, wie droben gehört, so sind seine Decret eitel grosse heubtlügen, schreckliche Gottes lesterungen, und grewliche abgöttereien. Wie solt der nicht ander Götter haben, der in aller Welt Abgötterey lesterung, lügen stifftet, wie ein Mensch der Sünden und Kind des verderbens thun mus? Darumb ists hie nichts mit den Schlüsseln, Sünde zu binden, bannen, und straffen. Denn hie ist niemand daheim, der da wisse oder erkenne, was Sünde sey. Man mus jn lassen faren, wie er besessen ist, jmer zum Teufel zu, Gottes zorn ist uber sie komen, und sündigen unbusfertiglich in den heiligen Geist.

[271] Zum andern, da er nu kompt auff das lösen der rechten Sünde, das ist, zur vergebung der Sünden, wider Gottes Gebot geschehen, da macht er den tröstlichen löse Schlüssel zu nicht und krafftlos in aller welt. Denn so leret er mit seinen Schulen, das der Schlüssel nicht löset, noch die Sünde vergeben sind, wo nicht die rew, beicht und gnug thun da ist, Weiset uns also vom Glauben auff unser Werck, das mir nimermehr können gewis werden, ob die Sünde vergeben sind, wir seien denn zuvor gewis, das wir durch unser thun der vergebung wirdig sind und verdienet haben, Welchs ist ein vergeblich, ummüglich ding. O das ist ein schreckliche Plage in der Christenheit, das man die Leute ungewis macht, und bleiben lesst auff jren eigen ungewissen wercken.

Unser lieber HErr und Heiland gibt uns mit diesen Worten: »Was jr löset, sol los sein«, eine treffliche tröstliche verheissung, wie droben gesagt, Das[Rand: Joh. 20, 23] es sol los bey jm sein, was wir lösen, wie Joha. xx. klerlicher stehet: »Wem jr die Sünde vergebt, dem sind sie vergeben«. das sind Wort (sage ich) der verheissung, darin er vergebung der Sünden verheisst. Solche verheissung foddert nicht unser werck, wie das Gesetz thut, Sondern unsern Glauben. Denn Gott wil uns umb unser verdienst willen nicht den Himel geben, Sondern aus lauter gnaden und barmhertzigkeit durch Christum, Und sol nicht heissen (wie sie leren): Die rew möcht so gros sein, es für einer von munde auff gen Himel. Ja wie Judas mit dem strick an den Baum, und Saul in sein eigen schwert! Aber der Bapstesel weis nichts, weder vom Glauben noch verheissung, noch von Gottes Geboten, Hellt die Kirchen für einen Eselstal oder Sewstal, da er mit seinem dreck innen regiren müge.

Das sey gnug gesagt von diesem Spruch Matthei xvj, habs zu viel und zu lang gemacht, Aber der Bepstliche grewel hat kein masse noch ende. Und hie sihestu (meine ich), wie fein der Bapst weis die Wort Christi aus zu legen, Und wie wol er sein Bapstum drauff gegründet hat, das heisst, wie[Rand: Matth. 12, 37] Christus sagt: »Aus deinem eigen munde wirstu verdampt«, Und j. Cor. iij:[Rand: 1. Kor. 3, 19] »die weisen erhaschet er durch jr eigen klugheit.« Das ist die Meisterschafft des heiligen Geists, das er eben die selben wort nimpt, die von den tollen geistern für sich gefürt werden, und füret sie wider sie selbs, und störtzt sie mit jren eigen Woffen. Ich wüste plötzlich nicht wol einen gewaltigern Spruch aus der Schrifft zu füren, wider den Bapst (wie droben gemeldet), Denn eben diesen, damit er sich gründen, bawen, setzen und wehren wil, Und ist kürtzlich ergriffen und erhascht, durch seine eigen klugheit. das heisst auff Deudsch: in seiner klugheit sich beschmeissen. Da ligt der Bapst in seinem eigen dreck, und wird erfunden, das sein Regiment und stand sey nicht von Gott noch von Menschen, Sondern von allen Teufeln aus der Helle, eitel abgötterey, Gotteslesterung, [272] lügen, seelmörderey, Mord, Reuberey, Auffrur, Feindschafft wider Gott, Keiser, Könige, und alle Menschen, sonderlich wider die Christenheit, Viel erger denn der Türcke.

»Ja, sprichstu, Er fragt nichts nach deinem schreien und schreiben, er bleibt wol für dir, er ist zu mechtig!« Des bin ich wol zu frieden, Mir ist gnug, das ich sicher für mich bin, und wisse jn zu urteilen nach dem Wort Gottes, das wider jn ist, und ich mit gutem gewissen jnen für einen Fartzesel und Gottes feind halten mag. Mich kan er nicht für einen Esel halten, denn er weis, das ich von Gottes sonder gnaden gelerter bin in der Schrifft, weder er und alle seine Esel sind, Nicht allein ich, Sondern seer viel seiner leute mehr fast in allen landen. Er hat den Teufel für sich, So haben wir Gottes Wort für uns. Las frisch hergehen, sterben wir drüber, so leben wir deste herlicher mit Christo, lebet er drüber, so stirbet er deste grewlicher mit allen Teufeln, Quia Emmanuel, hie ist Gott mit uns, dort der Teufel[Rand: Jes. 8, 10] mit jm, Es gelte frölich, wer zu letzt den Sieg behalte.

Der Ander spruch, der da sol beweisen, das der Bapst aus Gott kome, ist dieser Johan. ulti.: »Weide meine Schafe.« Hie ist des Bapsts Cle. iij.[Rand: Joh. 21, 15 f.] extra. de elect. c. Significasti, diese glose: »Uns sind die Schafe Christi in S. Petro befolhen, da der HErr spricht: weide meine schafe, und macht kein unterscheid zwisschen diesen oder jenen Schafen, Auff das ein jeder wissen sol, das er nicht in seinen Schafstal gehöre, so er Petrum und seine stul erben nicht erkennet für seine Hirten und Meister« etc. Ich bin erschrocken, und meinete trawen, es donnerte so seer, so gar einen grossen scheuslichen fortz der Bapstesel hie lies fahren. Er hat gewislich mit grosser macht gedrückt, das er solchen donnerfortz heraus pausst hat, wunder ists, das jm das loch und bauch nicht zurissen sind.

Wenn ich nu hie fraget: Was haben denn die andern Apostel alle, sonderlich S. Paul geweidet? Da wird der grosse fortz des bapstesels villeicht sagen, das sie villeicht ratten, meuse und leuse, oder wens gut wird, sew geweidet haben, auff das allein der Bapstesel der schefer, und alle Apostel sewhirten bleiben.

Ja was ists aber, da Christus nicht zu S. Peter, sondern zu allen Jüngern sprach, Marci ultimo: Gehet hin in alle Welt, und Predigt das[Rand: Mark. 16, 1] Euangelium aller Creatur? Da sind ja die Schafe Christi nicht allein S. Peter, ja nicht den Aposteln allein, Sondern auch den 72 Jüngern befolhen. Hie mustu den Meister und Hirten aller Schafe hören und den Text recht verstehen. Denn es ligt an einem guten Ausleger, spricht man, wie du droben [273] gehört hast, das Fels heisse der bapst, drauff bawen heisse jm gehorsam sein, Binden heisse Keiser, Könige, und alle welt fangen. du must in des heiligsten Vaters Decreten nicht Lateinisch, Griechisch, Ebreisch, Sondern die newe Römische sprache lernen und verstehen, wie auch droben Jungfraw Paula Tertius dem Keiser und dem Reich die Wort »Frey, Christlich, Deudsch« auff sein Römisch auslegt. Also ist nu Römisch hie die meinung: Gehet hin (das ist, du Peter gehe allein hin) in alle Welt (das ist, gen Rom) und prediget (das ist, setze einen Bapst, der Gott und Herr sey) aller Creatur (das ist, der macht habe uber Bisschoff, Keiser und Könige, uber Himelreich und Erdreich, c. Omnes), Wer da gleubt (das ist, wer dem Bapst gehorsam ist) und getaufft wird (dem Bapst die füsse küsset), der wird selig (bleibt unverdampt), Wer nicht gleubt (nicht gehorsam ist), wird verdampt (ist ein Ketzer).

Denn aus dem Spruch Matth. xvj. hastu gnug gehört, Wo Christus unser HErr vom Wort und Glauben redet, das solchs müsse von der gewalt, geitz, abgötterey und grewel des Bapsts zuverstehen sein. Dis ist die Regel und griff die Schrifft aus zulegen, Daher der Römische Stuel sich nicht unbillich Magistram Fidei rhümet, das ist, ders besser wisse und mache weder Christus selbs und der heilig Geist, die seine arme Fibulisten sind. Darumb, wo die Schrifft vom Glauben oder Wort Gottes redet, das ist alles zuverstehen von des Bapsts gewalt und unserm gefengnis, Als Rom. j:[Rand: Röm. 1, 17] »Der gerechte lebet seines glaubens«, das ist, der Bapst ist Herr uber alles,[Rand: Joh. 1, 14] Joha. j: »Das Wort ist Fleisch worden« (das ist, der Bapst ist Herr uber alles) »und hat unter uns gewonet« (das ist, wir sind seine gefangen, mit leib, Seele, gut und ehre, dazu die gantze Welt). Denn so dieser Spruch[Rand: Matth. 16, 19] Matth. xvj: »Auff diesen Fels wil ich meine Kirchen bawen« nichts anders thut, denn das er den Bapst zum Gott und Herrn macht, uber Himel und Erden, So kan sich kein Buchstabe in der Schrifft erweren, er mus auch dasselbe thun, Ja auch Virgilius nicht, da er sagt: ›Tityre, tu Patulæ recubans sub tegmine fagi‹, das ist: Du Bapst sitzest zu Rom, ›Sylvestrem tenui meditaris arundine musam‹, das ist: bist Herr uber die gantzen Christenheit. Und Ovidius: ›Hanc tua Penelope lento tibi mittit, Ulysses‹, das ist: Bapst ist Herr und Gott uber Himel und Erden, ›Nil mihi rescribas, attamen ipse veni‹, das ist: Wer dem Bapst nicht ist unterthan, mit leib und Seel, gut und ehre, der ist verloren. Dünckt dich solchs lecherlich sein? Warumb lachestu nicht viel mehr des groben, grossen Esels Cle. iij. c Significasti, der diesen spruch Christi: »Weide meine Schafe«, auff seine gewalt zeucht, der sich eben so fein dahin reimet, als alle Vers in Virgilio und Ovidio? Also möchte das Liedlin auch hieher dienen: Der Kuckuck ist zu tod gefallen (Der Bapst ist aller Kirchen Meister) von einer holen Weiden (das ist, zu Rom), Wer [274] wil uns den Somerlang (das ist, die Christen sind schüldig) zeit und weil vertreiben (das ist, jm die füsse zu küssen)?

Droben haben wir gehört, wenn gleich S. Peter allein befolhen were, alle Schafe Christi zu weiden, wie es nicht ist, auch ummüglich ist, denn wir müssen die andern Aposteln, sonderlich S. Paul, nicht Meuse-oder Leuse-Hirten sein lassen, umb des Bapsts fortz und drecket willen, So folget doch daraus nicht, das auch dem Bapst gleich S. Petro alle Schafe zu weiden befolhen sind, Haben sichs auch die fromen Bisschove der Römischen Kirchen, ehe der Teufel den Bapst auffgeworffen hat, nie unterstanden noch fürgenomen (welche müsten alle Ketzer und ewig verdampt sein, weil sie des unverschampten Bapstesels Artickel nicht haben gegleubt), Sondern würde das widerspiel draus folgen, Nemlich, weil S. Peter nicht die Römischen Kirchen allein, sondern viele andere, in Bithynia, Asia, Ponto, Cappadocia, geordent hat, könten die selben, und ein jgliche sonderlich, eben so wol sich rhümen aller Schafe Hirten, als die Römische Kirche, Weil sie eben von dem selben Apostel her komen, und eben so wol rhümen können: S. Peter der Apostel, und nicht die Kirche zu Rom, hat uns gestifftet, Dazu seine Epistel uns, und nicht der Römischen Kirchen zugeschrieben, wie gesagt. Sind nu die selben Kirchen nicht Hirten aller Schafe Christi, Wo her wils denn der Bapstesel zu Rom sein? der nicht solch starck zeugnis von S. Peter hat, als jene, Ja gar keine zeugnis beweisen kan.

Wir haben ja droben gehört, das sie S. Peters seer ungewis sind, und die Kirche zu Rom erstlich weder von S. Peter noch S. Paul gepflantzt ist, Sondern von den geringsten Jüngern, Aquila und andern, so zu Rom gewonet, auch wol da geborn sind, wie sie in allen Landen woneten, Act. ij.[Rand: Apg. 2, 5] Sie sagen alle sampt, S. Paulus sey bekeret dasselbe jar, darinnen Christus gelidden und aufferstanden ist, eodem anno Astronomico, non legali, nemlich Christus habe gelidden den xxv. tag Martij, und Paulus sey hernach bekeret xxv. Januarij, wie es im Calender stehet, da ist das jar noch nicht herumb.

Das sey so oder nicht, so kans doch nicht weit davon sein, villeicht kaum ein jar. Hieraus folget, das die Römische Kirche hab das Euangelium und Glauben gehabt xxvij jar, ehe S. Paul oder S. Peter gen Rom komen sind, und meine meinung wil gewis werden, das Aquila und andere mehr, Rom. xvj genennet, zu Jerusalem auff die grossen Fest gezogen, die Apostel daselbs gehöret, und mit sich gen Rom das Wort heimgebracht haben.

Denn S. Paulus spricht Rom. xvj, das Andronicus und Junias, seine[Rand: Röm. 16, 7] Blutfreunde, sind berümbte Apostel, und ehe Christen gewest, denn er, Und preiset daselbs eine Fraw Maria, die sünderlichen vleis bey den Römischen[Rand: Röm. 16, 6] [275] Christen gethan habe. Ist nu Andronicus und Junias ehe Christen gewest, denn S. Paulus, so müssen sie dasselb jar des leidens Christi, bald nach Pfingsten zu Jerusalem, gleubig worden sein, und das Wort unterwegen erstlich den Jüden hin und wider gepredigt, und also berümbte Apostel worden sein. solten wol von den 3000 sein, die durch S. Peters erste[Rand: Apg. 2, 14] Predigt bekeret sind, Act. ij. Nu ist von dem jar des leidens Christi, bis auffs[Rand: Apg. 28, 14] ander jar Neronis xxvij jar, da Paulus gen Rom komen ist, Act. xxviij.[Rand: Röm. 1, 8] Daher rhümet er den Glauben der Römer, Rom. j, den er doch nicht gepflantzt hatte. Hie mit wils werden, das der Römischen Kirchen erste Stiffter und Bischove oder Prediger sind S. Paulus Vettern Andronicus und Junias. Wo wil der Bapst solch zeugnis von S. Peter bringen? Und ist gleublich, das die xxvij jar uber auch etliche Christen, jung und alt, getaufft und gestorben, die ersten Heiligen zu Rom zum Herrn Christo gen Himel gefaren sind, die weder S. Peter noch S. Paul gesehen haben.

Es stiffte aber ein Jünger oder Apostel eine Kirche, so ists eine rechte[Rand: Gal. 2, 6] Kirche, und ligt an der Person nicht, Gala. ij. Denn Gott gibt kein ander oder besser Tauffe, Euangelium und Glauben, durch Peter oder Paul, Denn durch Andronicum, Junian, Aquilam, oder wie geringer Jünger er sey. Droben haben wir auch gesagt, das die Kirche zu Alexandria und Antiochia treffliche Kirchen gewest sind, mehr denn die zu Rom, mit sonderlichen Gaben und Leuten begabt, wie wol sie nicht von Aposteln gepflantzt sind, sonderlich die zu[Rand: Apg. 11, 20 ff.] Antiochia, welche ist, wie Act. xj saget, von den zerstreweten Jüngern, unter dem trübsal, der sich uber S. Stephano erhub, gepflantzt, und hat doch so zugenomen, Das die gleubigen daselbs am ersten sind Christen genennet worden. O wenn solch vorteil der Bapst hette, das die Jünger zu Rom am ersten weren Christen genennet worden, so würden alle zehen Himel, wie die Astronomi zelen, dem hohmütigen wanst zu Rom viel zu enge sein, seinen Rhum zu begreiffen. Und ist doch nichts, Denn in Christo sind alle Kirchen gleich. Hie ist kein Grieche noch ungrieche, kein Man, kein Weib, kein Römer noch Antiocher,[Rand: Gal. 3, 28] kein Leibeigen noch Freyer, Wir sind allzumal Einer in Christo, Gala. iij.

On das der Bapst mus Rotten anrichten und schreien: Ich bin Petrisch,[Rand: 1. Kor. 3, 4] und wer nicht Petrisch ist, der ist verdampt, welchs doch Paulus j. Corinth. iij. hart verbeut, und nennet sie fleischlich, die da sagen: Ich bin Petrisch, Ich bin Paulisch, Ich bin Apollisch. Ah was rede ich so freundlich und gelinde, in solcher sachen? Der Bapst Clemens iij. spricht, das alle Schafe Christi in der Welt sollen unter jm sein, und sich weiden lassen. Das dich [276] Gott straffe (Schenden thar ich nicht sagen, Denn du bist schon allzu hoch geschendet, weil du on auffhören Gott schendest, und seine Apostel, Kirche und Schrifft), Das dich Gott straffe, sage ich, du unverschampts lügen maul, lester maul, Teufels maul, Der du für Gott, für allen Engeln, für der lieben Sonnen, für aller Welt tharst heraus speien, du seiest allein der Hirt aller Schafe Christi, unangesehen die Euangelia, und Episteln der Aposteln, Petri und Pauli, da wider du so wissentlich speiest, und wirffest deinen Teufels dreck aus. Denn es ist kein Kind nicht, das nicht wisse von zwelff Aposteln und S. Paul zusagen.

Was ists, mein lieber Bruder, gesagt: Ich bin allein Hirte aller Schafe Christi und aller Kirchen Meister, denn so viel: S. Paul und alle Apostel sind nicht Apostel, oder sind sie etwas, so müssen sie Ketzer, verdampt, und falsche Lerer sein, weil sie wider diesen Artickel, da allein S. Peter alle Schafe weiden sol, und sein Stuel erbe der Bapst, sich unterstanden haben, mehr Schafe zu weiden, weder S. Peter, und jnen nichts befolhen ist. Ich wolt wol gern hie ein Deudsch wort reden: das dich, Bapst, dis und jenes bestehe, kanstu nichts mehr, denn liegen, triegen, Gott lestern, die Apostel schenden, fluchen, Kirchen fressen, leiblich und geistlich verstören, Könige vermaledeien, mit füssen tretten, abgötterey stifften, aller welt güter verschlingen, und solchs alles unter S. Peters namen, das dich, Bapst, dis und jenes bestehe! Aber solch schön Deudsch thar ich nicht reden, der Bapstesel möchte zürnen. So stehets auch einem Prediger nicht an, zu fluchen, der zu segenen ist beruffen. Ich rede aber meine grosse anfechtung mit ungeschickten Worten, Das wird mir mein Herr Christus verzeihen, umb welchs willen ich alles thu und rede.

Ja, spricht Clem. iij.: Christus redet indistincte, Weide meine Schafe, macht kein unterscheid zwisschen diesen und jenen, drumb mus »meine Schafe« heissen: alle Schafe. Ey, dat ist ein skarper Jurist und Sophist, doch nicht mit den skerpsten, Du heilige Jungfer S. Clemens. Wer dich, Esel, Schützen, und Bachanten, mit ruten striche, das dir das Blut vom arse flösse, Und, den Donat, das pronomen Meum declinirn lerete! Ich mus grob Exempel geben, dem groben Esel: Wenn Keiser Karol spreche zu seiner Heubtman einem, als in Brabant oder Flandern: Ich befelh dir meine Leute, sihe wol zu, das sie geschützt werden, und jederman recht geschehe, und dencke, das es meine Land und Leute sind, Nicht deine Leute, mit denen du thun woltest, was dich gelüstet, wie sie offt pflegen, Da gienge der Heubtman hin, und [277] rhümet sich, Keiser Karol hette jm indistincte, alle seine Leute befolhen und wolte dadurch Heubtman sein, so weit als Keiser Karol Herr were, in Hispanien, Italien, Germanien etc. und doch wol wüste, das Keiser Karol viel andere Heubtleute hette, Were das nicht ein lieblicher, gewündschter Heubtman? Also ein jglicher Fürst und Herr, wenn er zu seiner Ampleute einem spreche: Ich befelhe dir meine Leute oder unterthanen, Sihe zu, und halt wol haus, und dencke, das nicht deine, sondern meine land und leute sind, So wolt der selb Amptman uber alle Leute des selben Fürsten sein?

Item, ein jglicher Pfarherr, Wil mich auch setzen: Ich bin Prediger der Kirchen zu Wittemberg, Nu mus ich mich dieses befelhs annemen, da Christus spricht: Weide meine Schafe. Denn es trifft alle Pfarherr und prediger in der gantzen welt, semptlich und sonderlich. Weil aber mein HERR Christus nicht hette unterschiedlich zu mir gesagt: Weide meine schafe zu Wittenberg, Sondern frey dahin: Weide meine schafe, So wolt ich zu faren, und in aller welt die schafe Christi mir dienstbar machen und Herr uber sie sein, unangesehen, das er viel andere prediger hin und wider hette. Was solt man mir hie thun? Mit ketten und stricken müste man zu lauffen und sagen, Ich were rasend, tol, und töricht worden. Also ob wol der Bapstesel weis, oder ja wissen sol, das Christus nicht S. Peter allein, sondern zwelff Apostel und S. Paul, als seine Amptleute in die Welt gesand hat, seine Schafe zu weiden, doch feret er zu, und deutet die Wort Christi auff S. Peter alleine, weil Christus nicht unterschiedlich sagt: Weide meine Schafe zu Rom. Denn Christus kündte auch nicht so unterschiedlich reden, Sonst hette es gelautet, als weren allein zu Rom Christen, und nirgend mehr, Und S. Peter nicht allein der Kirchen zu Rom Apostel ist, Sondern auch Cappadocie, Asie, Ponti, Bythinie etc. Noch wil der unsinnige Narr und Bapstesel den Apostel S. Peter allein haben, und sein Stuelerbe allein sein, dazu alle Schafe in der Welt allein haben, die S. Peter nicht gehabt, und wenn er sie gleich gehabt hette, das ummüglich ist, und die andern Apostel mit Christo Nein dazu sagen, dennoch nicht der einige Bisschoff zu Rom S. Peters erbe sein mag. Bringe her ketten, stricke, fessel und stock, Wir haben hie einen rasenden, unsinnigen Narren, den tollen Bapstesel.

Aber es ist Gottes gnade in solchem grossen zorn nicht gar ausgewest, Und hat den Teufel nicht lassen reden mit gantzer freier Zungen, Sondern hat sie gebunden, Das er durch den Bapst mit halber und schwerer zungen hat müssen stolpern, stammeln und lallen, damit seine auserweleten ein zeichen und warnung hetten, daran sie mercken kündten, das der Teufel im Bapst [278] wonete, und durch jnen redet, die Schrifft mit seinem lallen so schendlich ausleget, die Welt zu verfüren. Denn der Teufel mus es ja also machen, das er einen stanck hinder sich lasse, dadurch man wisse, er sey da gewest.

Ah der liebe Herr Christus hat anders zuthun mit dem Spruch (Weide meine Schafe) denn das er einen Bapst oder Teufel wider sich und seine Kirchen damit stifften wolte, wie es auch der Römischen Kirchen frome heiligen Bisschove, ehe der Bapst in aller Teufel namen zu Rom auff stund, gehalten und geleret haben. Denn er redet mit S. Petro, und spricht: Simon Johannis, Hastu mich lieb (welchs Wort der Bapst Clemens als seine Gifft gar weislich schweigt), so weide meine Schafe. Hie ists klar, das, wer die Schafe Christi weiden sol, der müsse Christum lieb haben, oder ob er weiden köndte, und thets nicht aus liebe, so gehet jn doch dieser Spruch nicht an, der die liebe und lust zu Christo foddert. Hie helfft und nu helffet alle Teufel aus der Helle ewrem Bapst, dieser Spruch wil jm das hertz abstossen, darauff er so hoch pochet, und sich gründet. Denn wo er Christum nicht liebet, so ist er nicht Bapst, wie sie selbs müssen sagen, weil sie diesen Spruch für sich füren, So lange er nu nicht beweiset, das er Christum lieb habe, kan er nicht weiden noch Bapst sein, und ist alle welt frey, nichts vom Bapstum zu halten noch zu wissen. Denn er hat sich hie in diesem Spruch selbs durch sein eigen maul und urteil gefangen, verurteilt, verdampt, vom Bapstum gestörtzt, das er gar nichts ist.

Da sihe abermal, wie Gott die Weisen in jrer eigen klugheit erhasschet, Das sie sich in jrer weisheit bethun müssen. Der spruch Matt. xvj, wie wir droben gehört, darauff sich der Bapst gründet, stürtzet jn in abgrund. Also thut dieser spruch auch, das ich aber mal nicht wüste, wie ich einen spruch finden solte, der den Bapst mechtiger stürtzete. Darumb heissts mit der schrifft: Noli me tangere, Las die Schrifft mit frieden, wenn du[Rand: Joh. 20, 17] nicht wilt den rechten sinn suchen, und las sie ungedrehet, oder sie wird dich in ab grund des Hellischen fewrs, und hie auff Erden in alle schande drehen, wie hie dem Bapst geschicht. Sie ist ein verzehrend fewr, Wenn du meinest,[Rand: Hebr. 4, 12] du habst sie gefangen für deinen verstand, so bistu zu asschen verzeret, ehe du dich umbsihest. Was hat der Bapst nu gewonnen an diesen zweien Sprüchen? Erstlich das ewige Hellische fewr. Zum andern, ewige schande hie und dort, als der erfunden ist öffentlich ein Felscher der Schrifft, ein Lügener, ein Gottes Lesterer, ein Schender aller Apostel und gantzer Christenheit, ein verlogener Bösewicht, und Tyrann uber Keiser und Könige, und alle welt, ein Dieb, Schalck und Reuber, beide der Kirchen güter und der weltlichen güter. Ja wer wils alles erzelen? Solchs alles hat er durch diese zween Sprüche getrieben und ausgericht, wie es ist am tage.

[279] »Weiden« heisst hie nicht, wie der Bapst Teufel deutet, Bapst sein, Oberherr sein, gewalt haben, und Christen unter sich zwingen, Keiser mit füssen tretten, Könige und Bisschove mit Eidspflichten fangen und unter sich werffen (Dem Türcken und dem Teufel stehen solche werck zu), Sondern es heisst den grossen dienst, das man das Euangelium und glauben predige, oder mit ernst[Rand: Matth. 16, 18] schaffe zu predigen, und also die Kirchen auff den Fels baue, Math. xvj, den Seelen mit der Tauffe und Sacrament helffe, Schelte und straffe die unrügigen,[Rand: 1. Thess. 5, 14] wie Paulus sagt, die ungezogenen, tröste die kleinmütigen, trage die schwachen, habe mit jederman gedult. Item, lobe und dancke Gott on unterlas. Item,[Rand: Eph. 5, 20/1. Thess. 5,17] bete vleissig für alle welt, und füre ein züchtig leben zum guten Exempel,[Rand: 1. Petri 5, 2] j. Pet. v, das also durch seinen dienst oder weide viel selig werden. Ja solche Hirten wil der Herr haben. Aber das wird niemand thun, er habe denn Christum lieb. Darumb ists gar ein gros Wort: Petre, hastu mich lieb, so weide meine Schafe. Denn sie sind theur, solche Hirten, und nicht so gemein, als die zweyfüssige Puffel und Bapstesel zu Rom.

Sonderlich, weil man solchen grossen dienst sol umb sonst thun,[Rand: Matth. 10, 8] wie er Matthei x sagt: »Umb sonst habt jrs, umb sonst gebets«, das ist, man sol durchs Predigampt nicht geitz, ehre, wollust, gewalt suchen auff Erden, wir haben droben im Himel reichen lohn, on das die Christen widerumb auch umb sonst sollen jre Hirten neeren und ehren umb Christus willen, wie[Rand: Matth. 10, 10] er daselbst sagt: »Esset und trincket, was bey jnen für handen ist, Denn ein[Rand: 1. Kor. 9, 14] Erbeiter ist seines lohns werd.« j. Corinth. ix: »Der HERR hat verordent, das die, so am Euangelio dienen, sich vom Euangelio sollen neeren«, Nicht als verkeufften sie, und die Christen keufften von jnen das Euangelium, Sondern, alle beide sollens umb sonst und umb Christus willen thun. Diese Predigen, und jene neeren. der Schatz ist zu gros, kan keinen kauff noch hantierung leiden, wie es im Weltlichen Stand sein mus.

Und das noch mehr ist: Nicht allein umb sonst sollen die Hirten weiden, sondern auch der Propheten lohn dafür gewarten, wie hie der Herr zu Petro,[Rand: Joh. 21, 17 f.] zum Exempel aller ander, sagt: »Petre, hastu mich lieb, so weide meine Schaff! Der lohn, so du hie auff erden dafür gewarten solt, wird dieser sein: da du Jung warest, gürtestu dich selbs und giengest, wo du hin woltest, Wenn du aber alt wirst, wird dich ein ander gürten, und dich füren, da du nicht hin wilt.« Da sihe, lieber gesell, was es sey. Die Schafe Christi weiden. Umb sonst dienen und predigen das Euangelium, Und dafür gewarten, das wir gegürtet und gefürt werden, das ist, Leib, Weib, Kind, gut und alles in die fahr setzen, und wogen. Wer wil das thun, er habe denn Christum lieb, und thu es umb seinen willen? Ein geitzhals, Ehrsuchtiger und Bauchknecht wirds wol lassen. Also haben die Apostel und Propheten geweidet, Item, der [280] Römischen Kirchen heilige Bisschove, Fabianus, Cornelius, Sixtus, und jres gleichen, haben jr Blut drüber vergossen, und sind Marterer worden. Also weiden wir jtzt auch. Denn der Bapst und seine Rotten haben unser viel in diesen xx jaren gegürtet und gefürt zum fewr, zum wasser, zum schwert, zum kercker, zum land aus, von Haus und Hof, Weib und Kind, allein umb des weidens und Euangeliums willen, und hören noch nicht auff. Denn sie haben uns schon lengest alle zum tod verdampt, allein umb solchs weidens willen, hoffen engstlich des stündlins, obs ein mal Gott verhengen wolt, das sie (wie sie offt hefftig versucht) uns alle mit einander, sampt unsern Fürsten, mit Landen und Leuten, Schulen und Kirchen, also möchten gürten und füren, das man mit einem Fedderwüsch hinach keren kündte. In solcher fahr müssen wir gleich wol sitzen, und solchen bittern, gifftigen, teuflischen zorn, zeen blecken, und messer zucken, an jnen sehen, wissen und gewarten. Thun wir das umb gelt und guts willen, umb ehre und fleischlicher lust willen, So sind wir die unsinnigsten leute, so die Sonne uber fünff tausent und fünff hundert jaren beschienen hat, das ist, von anfang der Welt her.

Ah, wenn Keiser und Könige auch ein mal wolten Christen sein, und dem Herrn Christo einen dienst thun, wie sie wol schüldig weren, und mit dem Bapst verschaffen, das er müste ein Bischoff der Römischen Kirchen sein, wie die gewest sind, so vor dem Bapstum, nicht Bepste, sondern rechte Bisschove gewest sind, wie droben genennet, und jn dahin halten, das er dem Spruch: Weide meine Schafe, Item: bawe meine Kirche auff den Fels, müste gnugthun, nemlich, Weiden und Bawen, weil er so fast solchs begert und rhümet, darauff auch gewarten der Hellen Pforten stürmen, oder des gürtels und fürens, da er nicht hin wolte. Und damit er zum anfang nicht zu hoch beschweret würde, were es gnug, das er seine öberste Pfarkirche zu Rom, S. Johann Lateran, für sich neme, daselbs zu weiden anfienge, oder doch für sich einen hirten da hielte, und versuchte, was da were, Christi schafe weiden, und des gürtels gewarten. Was gilts? Er würde nicht eine stunde, auch nicht eine seele weiden wollen, der jtzt alle Welt weiden wil, und verflucht alle, die sich nicht wollen lassen weiden, so doch die welt schreiet und rüfft nach solchen Hirten, die da weiden können, Und der Herr Christus selbs klagt, es mangele jm an solchen Hirten: »Gros ist die erndte (spricht er), Aber wenig sind der[Rand: Matth. 9, 38] Erbeiter, Bittet den Herrn der erndte, das er Erbeiter sende in seine Erndte.«

Ja freilich, die gantze Welt stehet offen, wer nur weiden wolte, wie S. Paulus sagt: »Wer ein Bisschoffsampt begerd, der begerd ein köstlich werck.«[Rand: 1. Tim. 3, 1] [281] Man darff sie nicht zwingen, Sie ruffen, lauffen und suchen (die Christen meine ich, die gern selig weren) solche hirten, und können jr nicht gnugsam finden. Denn auch die Bürger und Bawrn jtzt sagen: Was sol ich meinen Son lassen studirn? Er wird ein Bettler, mus ein Pfarherr wer den. Eben so mehr las ich jn ein handwerck lernen, oder kauffmann werden. Wolan, wird auch die Kirche und Schule wüste von Gottes wort, so mügens die hie und am jungsten tage verantworten, so zu solcher verwüstung ursach gegeben haben, Es sey mit raub der Kirchen güter, oder mit abhaltung der Kinder von den Schulen, oder wo mit du es hinderst, oder hindern hilffest: Gott der Vater, Son, Heiliger Geist zeugen, das die Schafe weiden, sey jm das liebste werck, darumb der Son sey Mensch worden, und sein Blut vergossen, das die Leute sollen selig werden. Wer das Werck thut oder da zu hilfft (welchs on Schulen und Kirchen nicht kan geschehen), der sol ein grosser Heilige im Himel sein, mit den Patriarchen, Propheten, Aposteln, Martern, und allen Heiligen. Gilt das nichts bey dir, und hast des kein hoffnung noch glauben? So verhenge dir Gott, das du ein Bapst, Cardinal, oder Römisches Stuels gelied werdest, so hastu was du haben solt.

»Ja, spricht der Bapst, So verstehe ich das weiden nicht.« Liebes Jungferlin Bepstlin, wie verstehestu es denn? »Also: ich meinet, das ich unter S. Peters namen wolt alle Könige, und alle Welt schrecken, das sie sich unter mich zu weiden, und mir zu dienen ergeben, und ich dadurch ein Herr der Welt würde, und also das alte Römische Reich zu Rom wider auffrichte, mechtiger und grösser, weder es gewest ist zur zeit Augusti: oder Tyberij, Und ich der rechte[Rand: Off. 19, 16] Römische Keiser hiesse, Herr aller Herrn, König aller Könige, Apoc. xix, wie mir meine Propheten sagten.« Ja, ja, Jungfer Bepstlin, bistu da zurissen, so flicke dich der Teufel und seine mutter. Fürchtestu dich aber nicht für Gott, das er dich umb solcher schendlicher verfelschung und lesterung willen seiner wort möchte mit blitz und donner von Himel durch die erden in abgrund der Hellen sencken? »Ha, ha, ha bon profacit, miser porko, Meinet jr Todeske Embrigek, das wir solche Narren sein, als jr seid, und solche geucherey und narrenteiding von Gott und ewrem todten Christo gleuben wollen?« Ey warumb fürestu denn seine Wort, vom Fels, Schlüssel und Weiden? »Ey, lieber, es ist besser Bestien regirn, denn von Bestien regirt werden. Weistu nicht, wer Meisen fahen wil, mus ein Meisen bein pfeiffen, und wer einen Christen fahen wil, mus reden lernen wie ein Christ. Darumb müssen wir euch, bon Christian, bey ewrem glauben ergreiffen, dabey kan [282] man euch Deudsche Bestien halten und füren, wo und wie wir wollen, wie man die Beeren füret bey dem Rinck in der Nasen, das jr uns nicht abermal uber den kopff wachset, und mit uns spielet, wie ewer vorfarn, die Gotten, Longobarden, und etliche Keiser gethan haben.« Gremmerze, Miser Asine, porlabon informatione, sattanissime Papa.

Wolan, wenn ich Keiser were, wüst ich wol, was ich thun wolt: Die lesterlichen Buben alle sampt, Bapst, Cardinal, und alles Bepstlich Gesind, zu samen koppeln und gürten, nicht weiter, denn drey meile wegs von Rom, gen Ostia füren (Denn ungegürtet und ungefürt würden sie nicht gehen, dahin sie nicht wolten), daselbst ist ein Wesserlin, das heisst Latinisch Mare tyrrhenum, ein köstlich Heilbad wider alle seuche, schaden, gebrechen Bepstlicher heiligkeit, aller Cardinel und seines gantzen Stuels, daselbs wolt ich sie seuberlich einsetzen und baden. Und ob sie sich wolten fürchten für dem wasser, wie gemeiniglich die besessene und wansinnige Leute das Wasser schewen, wolt ich jnen zur sicherheit mit geben den Fels, darauff sie und jre Kirche gebawet ist, Auch die Schlüssel, damit sie alles binden und lösen können, was im Himel und Erden ist, auff das sie dem Wasser zu gebieten hetten, was sie wolten. Dazu solten sie auch den Hirten stab und keule haben, damit sie das wasser möchten ins angesicht schlahen, das jm maul und nasen bluttet. Zu letzt solten sie auch die weide mit sich haben zum labetrunck und lusttrunck im bade, alle Decret, Decretal, Sexti, Clementin, Extravagant, Bullen, Ablas, Butter-, Kese-, Milchsbrieve an den hals gehenckt, damit sie allenthalben sicher weren. Was gilts? wenn sie eine halbe stunde in dem selben Heilbade hetten gebadt, Es solte alle jre seuche, schaden und gebrechen ablassen und auffhören, da wolte ich bürge für sein und meinen Herrn Christum zu pfande setzen.

Es ist mir dis Büchlin zu gros unterhanden worden, und wie man sagt: Das alter ist vergessen und wesschicht, ist mir villeicht auch also geschehen. Wie wol des Bapstumbs teuflischer grewel an sich selbs ein unendlich aussprechlicher wust ist, So hab ich doch, hoffe ich, wer jm wil sagen lassen, für mich selbs bin ichs gewis, das erste stücke, so ich droben fürgenomen, obs war sey, das der Bapst uber die Christenheit das Heubt, uber Keiser, Könige, alle welt Herr sey, so klerlich und gewaltiglich ausgefürt, das, Gott lob, kein gut Christlich gewissen anders gleuben kan, denn das der Bapst nicht sey noch sein kan das heubt der Christlichen Kirchen noch Stathalter Gottes oder Christi, sondern sey das heubt der verfluchten kirchen aller ergesten Buben auff erden, Ein stathalter des Teufels, ein feind Gottes, ein widersacher Christi und verstörer der Kirchen Christi, Ein lerer aller lügen, [283] Gottslesterung und abgöttereien, Ein Ertzkirchendieb und Kirchenreuber der schlüssel, aller güter, beide der kirchen und der weltlichen Herrn, ein mörder der Könige, und hetzer zu allerley blutvergiessen, Ein hurnwirt uber alle[Rand: 2. Thess. 2, 3] hurnwirte und aller unzucht, auch die nicht zu nennen ist, ein Widerchrist, ein Mensch der sünden und kind des verderbens, ein rechter Beerwolff. Wer das nicht wil gleuben, der fare jmer hin mit seinem gott, dem Bapst, Ich als ein beruffener lerer und Prediger in der Kirchen Christi, und die warheit zu sagen schüldig bin, hab hie mit das meine gethan. Wer stincken wil, der stincke, Wer verlorn sein wil, der sey verlorn, Sein blut sey auff seinem kopff!

Wir wissen, das in der Christenheit also gethan ist, das alle kirchen gleich sind, und nicht mehr denn ein einige kirche Christi in der welt ist, wie wir beten: Ich gleube eine heilige Christliche kirche. Ursache ist diese: Denn es sey eine kirche, wo sie kan in der gantzen welt, so hat sie kein ander Euangelium oder heilige Schrifft, kein ander Tauffe und Sacrament, kein andern Glauben und Geist, kein andern Christum und Gott, kein ander Vater unser und Gebet, kein ander hoffnung und ewiges leben, denn wir hie in unser Kirchen zu Wittemberg haben. Und sind jre Bisschove unsern Bisschoven oder Pfarherrn und Predigern gleich, keiner des andern Herr noch Knecht, Haben einerley sinn und hertz, und alles was zur Kirchen gehört, ist alles gleich. On das, wie[Rand: 1. Kor. 12, 8 ff. / Röm. 12, 3] j. Cor. xij und Ro. j2 sagt, Ein Prediger, oder auch wol ein Christ sterckers Glaubens sein kan, andere und mehr Gaben hat denn der ander, Als: einer kan besser die Schrifft auslegen, dieser besser regirn, dieser besser predigen, dieser besser die Geister richten, dieser besser trösten, dieser mehr sprachen haben, und so fort an. Aber solche Gaben machen keine ungleichen noch herrschafft in der[Rand: Matth. 7, 22 f.] Kirchen, Ja, sie machen wol keinen Christen, Matth. vij, Sondern mus zuvor Christen sein. Aber der Bapstesel wil in der Kirchen Herr sein, ob er wol kein Christ ist, nichts gleubt, nichts mehr kan, denn fartzen wie ein Esel.

Hore S. Peter selbs, der doch ein Apostel ist, nicht des Bapsts Peter (welcher ist der Hellische Teuffel, unter S. Peters Namen, Wie des Bapsts Christus ist des Teufels mutter, unter Christus namen), Sondern den rechten heiligen S. Peter, der schreibt in seiner Episteln zu seinen Bisschoven[Rand: 1. Petri 5, 1 f.] in Ponto, Galatia, Cappadocia, Asia, Bithynia, also, j. Pet. v: »Die Eltesten, so unter euch sind, vermane ich, der mitelteste und zeuge der leiden, die in Christo sind, und teilhafftig der Herrligkeit, die offenbart sol werden, weidet die Herde Christi, so bey euch ist« etc. Sihe da, S. Peter nennet sich einen mit Eltesten, das ist, einen mit Pfarherr, oder mit Prediger, wil nicht uber sie schweben, Sondern jnen gleich sein, ob er wol weis, das er ein Apostel ist. Denn das Predigampt, oder Bisschoffs ampt ist das höheste, welchs der [284] Son Gottes selbs gefürt hat, und alle Apostel, Propheten und Patriarchen. Denn Gottes Wort und Glauben gehet uber alles, uber alle Gaben, und Personat. Das Wort Elteste, Griechisch Presbyter, ist ein mal ein Name des Alters, wie man sagt: Ein alt Man, Aber hie ists ein Name des Ampts, weil man zum Ampt genomen hat Alte und erfarne leute, Itzt heissen wirs Pfarherr und Prediger oder Seelsorger.

Das ander stück

Das ander stück.

Obs war sey, das den Bapstesel niemand urteilen noch richten könne, wie er raset in seinen Drecketen, kan ich dis mal nicht in die lenge handeln, Wils aber, so ich lebe, hernach thun, ob Gott wil. Kürtzlich zu sagen, hastu droben im ersten stück gehört, was der Bapst für ein Teufels gespenst, Gottes lesterer, und stiffter allerley abgötterey, und mensch der sünden, und kind des[Rand: 2. Thess. 2, 3] verderbens sey, Darumb ist hie auff dis stück zu antworten kürtzlich, das den Bapst freilich niemand macht hat zu richten noch zu verdamnen auff Erden, on allein alles was getaufft ist, oder noch eine menschliche vernunfft hat, und alle Creatur Gottes. Denn ein mensch, so getaufft wird, mus zuvor oder seine Paten an seiner stat geloben, das es entsagt dem Teufel und allen seinen wercken und alle seinem wesen, Nu ist des Bapsts wesen und sein werck nichts denn des Teufels werck und wesen, wie gnugsam beweiset ist, Darumb ist ein jglich kind in der Tauffe nicht allein ein richter uber den Bapst, sondern auch uber seinen Gott, den Teufel, gesetzt, Dazu jm geboten, das es solle und müsse den Bapst, Teufel und alle sein wesen richten, verdammen, meiden, fliehen und mit füssen tretten, Wie Psal. ix sagt: »Auff dem Lewen[Rand: Ps. 91, 13] und Ottern wirstu gehen und tretten auff den jungen Lewen und Trachen«, Und j. Corinth. vj: »Wisset jr nicht, das die Heiligen die Welt richten werden?[Rand: 1. Kor. 6, 2 f.] So nu die Welt soll von euch gerichtet werden, seid jr denn nicht gnug, geringer sachen zu richten? Wisset jr nicht, das wir uber die Engel richten werden?« etc. Ephe. ij: »Gott hat uns sampt Christo aufferweckt, und sampt jm ins Himlische wesen gesetzt.« Ich hoffe, in dem Himelischen wesen könne man richten Teufel, Bapst, Welt, Sünde, Tod und Helle.

Zum andern, Sagt alle Menschliche vernunfft, das, wer ein ding nicht verstehet noch kan, der könne nicht dasselbe richten, noch etwas nach dem selben urteilen, loben oder schelten, verdamnen oder preisen. Denn es mus erkand und verstanden sein, was man urteilen sol. Nu ist droben beweiset und ist die öffentliche warheit, das der Bapst, Cardinal und gantzer Römischer hoff und Rotten nichts anders sind, denn ein stall vol grosser, grober, tölpischer, [285] schendlicher Esel, die nichts können in der heiligen Schrifft, Nichts wissen, was Gott, was Christus, was Kirche, Was Bischoff, Was Gottes Wort, was Geist, Was Tauffe, was Sacrament, was Schlüssel, was gute werck sind: des sind da fürhanden starcke zeugen gnug jre Bücher, Decret, Decretal, Sext, Clementin, Extravaganten, Bullen, und unzeliche Bücher. So lebe ich Doctor Martinus noch neben andern mehr, der ich in des Bapsts schule und Esel stall erzogen und Doctor Theologie worden, Ja ein gelerter guter Doctor gerhümet, auch also gewest bin, das ich trawen gar seer wol weis und warhafftiglich seer wol zeugen kan, wie tieff, hoch, breit, und lang jre kunst sey in der heiligen Schrifft, Nemlich, das sie seer feindselige Esel sind.

So zeugen die Juristen selbs, mit öffentlichen Worten, das das geistlich Recht stincke nach eitel geitz, ehre und gewalt, Und ein Canonist sey ein Esel. Und ist beides war. Lieber, wo her haben sie solch urteil anders, denn aus der Menschlichen natürlichen vernunfft? Und richten damit den Bapst, das er sey ein ehrsuchtiger, stoltzer, unsetiger geitz hals, ein Bauchknecht und[Rand: Eph. 5, 5] Diener des Mammon, welchs S. Paulus nennet Götzen dienst und abgötterey. Wenn die Juristen den Bapst also urteilen, loben und preisen, Wo wollen wir Theologen wort nemen, das wir jn verdamnen und schelten? Heisst das nicht den Bapst recht gemalet? das er sey mit der that und lere vom Teuffel besessen und getrieben? Und findet sich, das er Magister fidei, Regula Ecclesiarum sey, das ist ein Lerer des Mammon, Geitz und eitel Abgötterey, ein Doctor in der Buben schule. So, lieben Juristen, Lobet den Bapst nur wol und getrost, und machets so verdrieslich, das wir Theologen nicht raum haben können, jnen erger zu urteiln! Nu, das thut die vernunfft, die so urteilet.

Zum dritten, So kan auch ein natürlicher Esel, der secke in die Müle tregt und Disteln frisset, den heiligen Römischen hoff richten, Ja alle Creatur mit jm. Denn ein Esel weis, das er ein Esel und keine kue ist. Item, er weis, das ein Menlin kein Frewlin ist. Ein Stein weis, das er Stein ist, Wasser ist wasser, und so fort durch alle Creatur. Aber die rasende Bapstesel zu Rom wissen nicht, das sie Esel sind, Ja wissen auch nicht, ob sie Weiber oder Menner sind. Summa, sie können nichts, denn Stifft, Klöster und der Welt güter fressen, Königen die Kronen rauben und stelen, und eitel unnatürlich, verkeret, Teuflisch werck und wesen füren, darüber alle Creatur erschrickt, zittert, bebet und schreiet uber den Eselstall zu dem, der sie solchem [286] verderblichen dienst unterworffen hat, Rom. viij. das er sie wolle erlösen, als[Rand: Röm. 8, 23] er thun wird in kurtzem.

»Ja, was fragt der Bapst nach solchem urteil, weil jn niemand thar straffen noch absetzen?« Wolan, ich wolt nicht, das er darnach fragt. Er ist nicht werd, das er darnach fragen solt. Balaam fragt auch nicht darnach,[Rand: 4. Mose 22, 28 ff.] das er von seinem Esel, und darnach vom Engel gestrafft ward. Die Sodomiten fragten auch nicht darnach, das sie von Loth gestrafft wurden. »Wie[Rand: 1. Mose 19, 7 ff.] (sprachen sie) bistu hie Richter?« Uns ist gnug, das wir wissen, der Bapstesel sey von Gott selbs, von allen Engeln, von allen Christen, von aller vernunfft, von allen Creaturn, Von jren eigen gewissen, Auch von allen Teufeln verdampt, das wir von jm und seiner abgötterey und Gottslesterung frey mit frölichem gewissen wider jnen leren und beten, jn anspeien thüren, jn meiden und fliehen, wie den Teufel selbs, und aus unserm hertzen absetzen, und in grund der Hellen sencken, Auch seine verfluchte lere, da er schreiet: »Wer dem Römischen Stuel nicht gehorsam ist, kan nicht selig werden« können umbkeren und das widerspiel setzen und sagen: Wer dem Bapst gehorsam ist, der kan nicht selig werden, Wer aber wil selig sein, das der meide, fliehe und verdamme den Bapst, wie den Teufel selbs, sampt seinen wercken und wesen, wie uns unser heilige Tauffe leret und ermanet. Las dis urteil nur fur hergehen, Der nach richter wird sich mit seinem urteil nicht seumen, wie S. Paulus sagt ij. Thessa. ij: »Der Herr Jhesus wird jn tödten mit[Rand: 2. Thess. 2, 8] dem odem seines Mundes und zerstören mit seiner hellen Zukunfft.«

»Ja, du aber und dein hauffe seid verdampte Ketzer, Ewr urteil ist nichts gegen des Römischen Stuels urteil, wie Sanct Paul tertia an den Keiser Karol schreibt, das jr nicht sollet im Concilio zu gelassen werden.« Erstlich antworte ich Latinisch: ›Provoco & appello omnium nostrum nomine ad sanctam sedem Romanam, illam scilicet, in qua explorantur Papæ, an sint viri vel mulieres. Si sunt viri, ostendant testes contra nos Hereticos. Si sunt mulieres, dicam illud Pauli: ›Mulier in Ecclesia taceat.‹ Hoc facere [Rand: 1. Kor. 14, 34] cogit vulgata fama per omnem Iam vetus Europam, quæ mores extirpat honestos. Reges enim & Reginæ in Curia Romana dicuntur, ut plurimum, esse palam Hermaphroditæ, Androgyni, Cynedi, Pedicones & similia Monstra in natura. At illis non competit iudicium de Hereticis facere.

Zum andern, Hab ich droben beweiset, das die Bapstesel des Römischen stuels grosse, grobe Esel sind, uber die masse ungelert in der heiligen Schrifft, also das sie auch nicht das Vater unser, noch zehen Gebot, oder den Kinder Glauben verstehen, wie jre Bücher zeugen. Darumb kans jres thuns nicht [287] sein, zu urteiln, was ketzerey oder Christlich sey. Denn zu solchem urteil gehöret der heiligen Schrifft verstand, weil Ketzerey nichts anders ist, nach aller alten und newen Lerer zeugnis, denn ein halstarriger jrthum wider die heilige Schrifft.

Zum dritten, da unser Confessio anno xxx zu Augspurg für dem Keiser und gantzem Reich verhöret ward, fragten jenes teils Fürsten jre Theologen, ob man solchs mit der Schrifft verlegen kündte. Antworten sie: Nein, mit der Schrifft köndte mans nicht verlegen, Sondern mit den Betern und Concilien. Darauff etliche grossen lechelend sprachen: Unser Theologen verteidigen uns fein, Sagen, das jenes teil habe die Schrifft für sich, Wir aber für uns die Schrifft nicht haben.

Aus solchem bekentnis und zeugnis unsers widderparts haben wir, das wir nicht Ketzer sein können, weil wir die Schrifft haben, gleuben und bekennen. Denn so die sollen Ketzer und nicht Christen sein, die da gleuben und bekennen die heilige Schrifft, Wer sind sie denn, die da Christen sein mügen? Sinds die, so Marcolfum oder Diedrich von Bern oder Ulenspiegel lesen? oder, das gleich viel und noch erger ist, die des Bapsts dreck und stanck lesen? Wolan, wir sind keine ketzer, das zeugen unser widerpart selbs, Da her sie auch uns hinfurt nicht ketzer haben thüren nennen, Sondern etliche haben uns Schismaticos, etliche die unbequemen, Etliche, die Newerung machen, Bis sie uns nu die Protestirenden Stende nennen. Denn sie müssen sich für dem Wort »Ketzer« schemen, als die seer wol wissen, das es ein öffentliche lügen und lesterung sey, welche sie nicht mit einem Buchstaben beweisen können, und trotz sey jnen geboten.

Und hie wird der Bapst auch von seinen Theologen geurteilet und gestrafft als ein Lügener, das er uns Ketzer schilt, da sie nein zu sagen, gleich wie er droben von seinen Juristen verurteilt und gestrafft wird als ein Lügener, das er die Schlüssel nicht habe aus Matth. xvj, weil sie daselbs allein verheissen, und nicht gegeben sind. Also gar gewis ists, das jn niemand richten noch straffen kan. Ich richte und straffe jn trawen auch nicht, on das ich sage, Er sey vom Teufel hinden aus geborn, voller Teufel, lügen, Gotteslesterung, abgötterey, Stiffter der selben, Gottes feind, Widerchrist, Verstörer der Christenheit, Kirchenreuber, Schlüssel dieb, Huren wirt und Sodoma vogt, und, was droben mehr gesagt ist. Das heisst aber nicht geurteilt, gerichtet noch verdampt, Sondern sind eitel lobe sprüche und ehren wort, damit niemand zu loben und zu ehren ist on der Satanissimus, der Bapst. Und were [288] fein, das er sie müste an seiner Kron und stirn gegraben und gebrand tragen, das solt seiner Satanitati viel ehrlicher anstehen (weil es die lauter reine warheit ist), denn das er jm die füsse küssen lesst.

Und wenn der Bapst sonst nichts hette gethan, denn das er sich selb gesetzt hat uber alle Kirchen und Bisschove, aller Richter zu sein, sich von niemand richten noch straffen zu lassen, Und also dem Teufel und Fleisch den zaum gelassen und frey gemacht, allen mutwillen zu uben, wie am tage ist, und Juda in seiner Epistel: »Die sind gottlose, und zihen die gnade unsers[Rand: Jud. v. 4] Gottes auff mutwillens, und verleugnen Gott, und unsern Herrn Ihesum Christum, den einigen Herrscher«, So were doch das einige stücke Malzeichens gnug, dabey man den Bapst erkennen kündte, das er gewislich der rechte, endliche grewel, der Endechrist sein müste. Denn rechene du selbs: Die Heilige Christliche Kirche hat den heiligen Geist und das Euangelium oder Gottes Wort, wie dasselb niemand leugnen kan, damit sie soll das gute leren, das böse straffen, wie sie denn thut und jmer gethan hat, nach dem Spruch Christi: »Der heilige Geist wird die Welt straffen umb die Sünde« etc., Johannis[Rand: Joh. 16, 8] xvj. Uber dis Wort wil der Bapst sitzen und vom heiligen Geist ungestrafft sein. Das heisst uber Gott sitzen, des das Wort ist, wie S. Paulus[Rand: 2. Thess. 2, 4] sagt: »Der sich setzt wider und uber alles, das Gott heisst, oder Gottesdienst.«

Nu kan man Gott nicht höher dienen, denn mit seinem Wort, darüber der Bapst sitzet, und dawider tobet, wie alle seine Decret brüllen und rasen.

Was sagt weiter der Herr selbs hie zu? Matt. xviij spricht er: »Sündigt[Rand: Matth. 18, 15 ff.] dein Bruder, so straffe jn alleine, Höret er dich nicht, So nim einen oder zween zu dir, Höret er die nicht, so sages der Gemeine, Höret er die Gemeine nicht, So halt jn als einen Heiden und Zölner. Warlich, sage ich euch, was jr auff erden binden werdet« etc. Was wil hie werden? Hie wirfft der Herr alle die, so sundigen, unter die straffe, erstlich seines nehesten Christen, und wil kürtzumb, das er sich solle straffen lassen; wo er sich nicht wil straffen lassen, sol jn die Gemeine straffen; Wil er die auch nicht hören (Da merck, was der Herr sagt!), So halt jn für einen Heiden und Zölner. Hie wird nicht allein der Kirchen und einer jglichen Kirchen, sondern auch dir und mir gebotten, das wir den Bapst sollen richten, verurteilen und verdamnen mit einem urteil, als eines öffentlichen der Kirchen Richtstuels verdampt, einen Heiden und Zölner. Denn er wil nicht hören noch sich straffen lassen, weder von einem noch von zween, Auch nicht von der Gemeine, Ja nicht von der gantzen Christenheit, wie er tobet durch viel Decret und Decretal, Wil dazu solchs noch gerhümet sein, und wolgethan heissen, und die Christen zwingen, [289] solchem grewel gehorsam zu leisten, zu loben und an zu beten als eine Göttliche warheit.

Hie darffs keines Juristischen Process, noch des langen rechten, exception, appellation, alle sachen sind Notoria de facto et iure, offenberlich ist die that des Bapsts, offenberlich ist das Mandat unsers Herrn Ihesu Christi. Ah hie schweige still, Jurist, Theologen, Keiser, Könige, Ja auch die Engel im Himel und alle Creatur, Es redet hie und richtet, der nicht frawen milch, sondern Jungfrawen milch gesogen hat, und am Creutz so arm gewest,[Rand: Matth. 8, 20] das er nicht hatte raum, sein Heubt zu legen, und doch daselbs das Paradis[Rand: Luk. 23, 43] und Himelreich schenckt dem Schecher, und in der Krippen von allen Engeln[Rand: Matth. 2, 11] im Himel angebetet ward, Ja, der selb Herr ists, der hie urteilt und spricht: Der Bapst sol ein Heide sein, weil er nicht hören wil, sondern rhümet dazu als eine grosse Heiligkeit solchen seinen verstockten ungehorsam. Denn eben also befalh er den Aposteln, sie solten alle Welt straffen umb der Abgötterey willen, die offenberlich da war, und nicht zuvor sich ins recht begeben mit den Abgöttisschen Heiden, Sonst weren sie nimermehr zum Predigampt komen.

Dem nach Neme ich der heiligen Christlichen Kirchen, Ja des Herrn Ihesu Christi urteil an und verkündige es mit dieser Schrifft, wie ich auch offt gethan, allen, die es nicht wissen oder verstanden, das der Bapst, ja das Bapstum selbs, welchs nicht hören wil noch kan für seinen Decreten, Eitel Heiden und Heidnisch sündlich ding, von Gott verdampt und aus seiner Kirchen verworffen, das ist, des Teufels und unchristlich regiment sey, Dafür sich jderman segenen und zu fliehen, dawider zu beten und zu thun schüldig sey.

Wenn wir nu solch urteil wissen, So thun wir warlich nicht fein, sonderlich Keiser und Könige, Fürsten und Herrn (denn die Prediger und Bisschove der Kirchen werden sich wol recht hierin halten, das sie den Bapst für einen Teufel schmücken, loben und zieren werden), das sie doch so gar schendlich jnen lassen im maul mehren, trumpeln und effen, So sie doch (wo sie Christen sein wolten) sich billich solten schüldig erkennen, den verfluchten Heiden zu Rom wie er verdienet hette zu handeln. Sie machen sich teilhafftig alle der Sünden, so der Heidnische Teufel zu Rom in der Kirchen geübt hat so viel hundert jar, und aller Bücher, Decretal, Sext, Clementin, Extravagant, Bullen, das ist, alles Teufels drecks und stancks, damit die Christenheit erstickt und erwürgt ist. Mir ists gewis, das, wo der Bapst nicht were, Der Türcke (welchs Teufel des Bapsts Teufel, Vetter, Schwager und Schwester ist) hette solchen grossen gewalt nicht bekomen.

[290] Weil nu der Bapst kein Christ ist noch heisst, sondern aus der Kirchen verworffen durchs urteil und Gebot Christi, ein verdampter Heide nicht sol richter noch Herr sein in der Kirchen Christi, viel weniger ein solcher verteufelter mensch der Sünden und kind des verderbens, So sind alle Keiser,[Rand: 2. Thess. 2, 3] Könige, Bisschove schüldig, jren gethanen Eid und pflicht zulassen und dawider mit aller macht zuthun, welchen auch der Bapst, wenn er gleich ein Bisschoff zu Rom were, nicht recht noch macht hette zu foddern. Denn ein Bisschoff der Kirchen kan nicht Eid noch pflicht nemen von frembden, freyen, weltlichen Herrn, noch von einem andern Bischove, weil alle Bisschove und Kirchen gleich sind (er hette denn auch weltliche eigene unterthanen daneben), Und weniger hat solchs der Bapst macht und recht, der kein bischoff noch Christ sein kan noch je gewest, Sondern des Teufels frucht ist, ein verflucht, verdampt frembd Regiment, das nichts denn der Christenheit verderb und verwüstung ist. Es kan niemand ein Eid wider Gott thun, und ob ers thette, ists eben so viel, als dem Teufel selbs gethan, Welchs man sol, wo es erkand wird, flugs zu reissen, wie die Jura selbs auch sagen, und da wider thun aus krafft des ersten und andern Gebots: Du solt kein andern Gott haben, und seinen Namen nicht misbrauchen. Also sind Keiser und Könige und Bisschove jrs Eids los, so dem Bapst gethan ist, und schüldig, dafür dem Bapst wider zustehen in allen seinen wercken, denn solcher Eid ist dem Teufel gethan, als wenn die Schafe dem wolffe geschworen hetten, unter dem Namen jres fromen Hirten.

Und hie solten die Juristen (denn der Bapst wil ein Jurist sein und Lerer aller Juristen) repetundarum mit jm spielen. Denn weil er nicht ein Bisschoff noch Christ, sondern ein Heide, Ja ein ungezemeter Beerwolff ist, der alles zu reisst und verwüstet, und die Schlüssel der Kirchen zu sich gerissen hat, welche jm doch nie befolhen, Sondern S. Peter allein verheissen sind, wie die Wort Matth. xvj klerlich lauten, und die Juristen de futuro verstehen, Wir Theologen aber weiter hiezu sagen: Wenn sie gleich S. Peter verheissen, dazu auch gegeben weren, das dennoch damit nicht beweiset were, das allein die Römische Kirche solche Schlüssel haben kündte, weil S. Peter mehr Kirchen hette gestifftet, denn die Römische Kirche (hat er sie anderst gestifft, welchs ungewis und unbeweiset bleibt ewiglich), welchen eben so wol die schlüssel von S. Peter, jrem Apostel, als der Römische Kirchen musten gegeben sein. Der Bapst aber, nach dem kein Bischoff mehr zu Rom gewest, solche schlüssel, ehe sie S. Peter gegeben, gestolen und geraubt, sich der selben unterwunden, damit gebaret, als weren sie sein allein und eigen, so er doch ein frembd Thier und Beerwolff in die Kirchen sich gedrungen hat, und von Christo, wie gehört, verdampt ist.

So solten nu die Juristen jre Herrn, Keiser, Könige, Bisschove, Fürsten [291] und HErrn, vermanen, wie sie schüldig sind (wo sie Christen und selig werden wollen) und nicht auffhören, bis sie den verdampten Bapst zwungen, ad restitutionem, alles wider zu geben und zu erstatten, was er von anfang des Bapstumbs mit den Schlüsseln gestolen, geraubt, und in der Kirchen gethan hette. Denn gewislich ists war, das des Bapsts Schlüssel sind sacrilegium & ineffabile spolium, Ein Kirchen raub, des gleichen von anfang der welt nicht geschehen ist, wenn alle Kirchen raub auff einen hauffen komen solten. Hie solte nu der Keiser nemen Rom, Urbin, Bononia und alles, was der Bapst hat vom Reich gestolen, denn es ist alles durch die erlogene Schlüssel gestolen und geraubt, Darnach auch zwingen, das er alle die seelen wider erstattet, die er durch die schlüssel verfüret hat in die helle, wie wol jm solchs ummüglich ist, und in dem ewigen hellischen fewr mus erstattet werden.

Doch das zeitliche gut kündte man ja wider umb von jm nemen, und drauff rechenen, wie viel er so viel jar ein Schlüsseldieb und kirchenreuber, als vom frembden gestolen gut, vernützt, verthan, verprasset, verbranget, verhuret und verbubet hette, und wo er solchs nicht zu bezalen noch zu erstatten hette, das man mit jm und allen Cardineln und gantzem Hofe des fuchs recht spielete, die haut uber die köpffe streiffete, und also mit der haut bezalen lerete, darnach die strümpffe in das Heilbad zu Ostia oder ins fewr wörffe. Sihe, Sihe, wie wallet mein blut und fleisch, wie gern wolt es das Bapstum gestrafft sehen, So doch mein geist wol weis, das keine zeitliche straffe hie zu gnug sey, auch nicht fur eine Bulla oder Decret, Aber gleich wol ist das die Summa davon: Der armen Römischen Kirchen und allen Kirchen unter dem Bapstum kan weder geraten noch geholffen werden, das Bapstum und sein regiment sampt seinen Drecketen werden denn weg gethan, und ein Rechter Bischoff widerumb zu Rom eingesetzt, der das Euangelion rein und lauter predige oder verschaffe zu predigen, und lasse die Kronen und Königreiche mit frieden, welche jm nicht befolhen sind zu regirn, noch mit Eiden unter sich zu werffen, Und sey ein Bisschoff andern Bisschoven gleich, nicht jr Herr, noch jre Kirchen zu reisse, und jre güter raube, noch sie mit Eiden fange, oder mit Pallien und Annaten und Bapstmonden beschwere.

Man kan wol Bisschoff sein zu Rom und in aller Welt, ob man nicht das Pallium verkeuffe oder Annaten stele und andere schinderey treibe, Könige mit füssen trette und füsse küssen lasse. S. Peter war ein Apostel, meins achtens so gut als ein Bisschoff, on zweivel auch besser denn ein Bapst, Noch wolt ers nicht leiden, das der heubtman Cornelius fur jm nider fiel, sondern [292] richtet jn auff, und sprach: »Stehe auff, Ich bin auch ein Mensch«, Act. x.[Rand: Apg. 10, 25 f.] Und lies sich gern richten und straffen von S. Paul, Gala. ij, Und von den[Rand: Gal. 2, 14] Aposteln und allen Jüngern, Act. 11. Und weil ichs Pallium gedencke, mus[Rand: Apg. 11, 3] ich die Historien sagen, was es hat gewirckt. Dieser hadder, der sich zwisschen mir und dem Bapst hat erhaben, hub sich uber dem Pallio an. Pallium ist ein henffen oder flechsen faden, gestrickt und gewirckt als ein Creutz, das man hinden und fornen uber die Casel werffen kan, wie die Creutze an den Caseln gemeiniglich sind, ist etwa dreier finger breit, Soll alles und alles bey vj oder vij Lawen pfennig oder eins schwert grosschens werd sein, so köstlich ding ists. Solchs segenet der Bapst auff dem Altar zu Rom, und leuget dazu, das es uber den Corpern S. Petri und Pauli geweihet sey, denn sie haben weder S. Petri noch S. Pauli Cörper. Darnach verkeuffet ers den Bisschoven, einem höher denn dem andern, darnach die Bistum gros und reich sind. Vor zeiten gabens die Bepste umbsonst, und gebotens umb sonst zu geben, wie die Decretal noch sagen, liessen jnen gnügen, das sie damit die herrschafft und gewalt uber andere Bisschove kriegten. Hernach haben sie Eids pflicht und geld darauffgelegt als die verzweivelten Buben.

Nu sagt man, das Pallium zu Mentz koste 26000 tausent gülden, So theur ist der hanfffaden zu Rom. Etlich meinen, man bringes nicht unter 30000 gülden von Rom. Solch Pallium kondte der Bisschoff nicht bezalen. Da lies er mit dem ablas etliche Beuteldresscher ausgehen, der leute geld zu erheben, das nicht sein war, Die machtens so grob, das ich dawider muste predigen und schreiben. Also hat sich das spiel gehaben uber einem henffen faden. Und weis noch niemand des spiels ende. Möchte komen, der Bapst solt wol an dem selben faden erwurgen und ersticken. Dazu helffe mein lieber HErr Jhesus Christ unser aller Heiland, gelobet in ewigkeit, Amen. Ja, sage ich, Man kan wol Bisschoff sein on das Pallium, und ist nicht not, das man den Ertzkirchendieb, Stifftreuber, Klösterfresser, Seelmörder zu Rom so gros geld lasse zusehens rauben, und dafür uns seinen Teufelsdreck und stanck, eitel lügen, Gotteslesterung, abgötterey und ewiges verdamnis zu lohn geben. Wir Deudschen wollen solch geld wol sonst anlegen, das uns der Bapst nicht dürffe so schendlich stelen.

Dis sey kurtz von dem andern stücke gesagt, ob den Bapst niemand oder jemand richten, urteiln und absetzen kündte. Und ist gewis erfunden, das nicht allein die Kirchen, sondern ein jglicher getauffter Christen jn richten, verdamnen, [293] und zum wenigsten aus seinem hertzen absetzen mag, als einen Widerchrist und Beerwolff, als einen Gottes-, als Christi, als aller Christen und aller welt feind, und das also urteilen und leren, singen und sagen müsse (wer ein rechter Christen sein und selig werden wil), das, wer dem Bapst gehorsam sein wil, wissen sol, das er dem Teufel wider Gott gehorsam ist, hilfft den[Rand: 2. Joh. v. 11] Bapst stercken in seinen greweln, wie S. Joh. ij. sagt: »Wer jn grüsset, macht[Rand: Matth. 18, 17] sich teilhafftig seiner bösen werck.« Zu dem hat jn der HErr selbs Matth. xviij öffentlich gerichtet und aus der Kirchen und Christen zal geworffen, Das er nicht sol ein Christen heissen, wie gehört ist, weil er wil ungerichtet und ungestrafft, das ist ein freier Teufel und Beerwolff sein, so mus er von Gott und aller Creatur verdampt sein öffentlich.

Ja warlich, Gottes Son müste darumb gestorben sein und sein theures Blut vergossen haben, das ein mutwilliger bube zu Rom, in aller teufel namen, sich rhümen müge, Er sey durch Christus blut und tod frey gemacht, und gewalt empfangen habe, zu sündigen, zu toben, zu wüten und zuthun, was er wölle, dawider kein Christ, auch der heilige Geist in seiner Kirchen selbs nicht zu reden noch zu richten habe, wie dis. 40 ›Si Papa‹ uns leret, So doch[Rand: Gal. 1, 8] S. Paulus Gal. j den Christen die macht zu schreibt, das sie auch einen Engel vom Himel zu richten und verdamnen haben, wo der selb wolte ein ander Euangelium predigen. Was ist aber gegen einen Engel von Himel der Bapst, Cardinal und alle Teufel auff einen hauffen? On das hiemit der Bapst nicht allein sein Gotteslesterung und verfluchte lügen und abgötterey mus offenbaren, Sondern auch seinen grossen, groben Esels kopff mus aller welt zeigen, als der gar nichts verstehet, Was ein Christ, Kirche, Gottes Wort, Geist und Gott sey. Denn wo ers verstünde, würde er wol wissen, das Gottes Wort der höhest Richter ist, uber alle Creatur, Und wer das im rechten Glauben[Rand: 1. Kor. 2, 15] hat, der heisst j. Corinth. ij. Geistlich, der alles richten und jn niemand richten kan, Nicht seiner Person halben, Sondern des Worts und Geists halben, der[Rand: 1. Kor. 2, 16] in jm wonet und durch jn redet und richtet, wie S. Paulus daselbs sagt: »Wir haben Christus Sinn.« Darumb ists nichts, denn eitel grobe Römische Eseley, mit Bapst und Cardinalen.

Also rennet sich der Bapst selbs ab, richtet, urteilet, und setzt sich selbs aus der Christlichen Kirchen, eben mit dem, das er nicht wil gerichtet sein, und[Rand: Luk. 19, 22] macht sich selbs zum Heiden, und gehet, wie der HERR sagt: »Aus deinem eigen munde wirstu verdampt.« Denn weil du nicht will gestrafft sein, wie[Rand: Matth. 18, 17] alle andere Christen, Matthei xviij, so bistu gewislich kein Christ, Bistu kein Christ, So mustu gewislich in aller Teufel namen Endechrist, oder Bapst unter [294] den Christen sein. Ja so wolts der Bapst haben, darnach hat er gerungen, Das, wer ein Christ sein wil, sol und mus den Bapst fur des Teufels gespenst, stifft und eigenthum halten, dafür man fliehen, da wider man beten, und mit allem ernst da wider thun und leben sol, wie wider den Teufel selbs.

So gar fein hat er sich verposteiet mit seinen drecketen, das jm niemand solchen schaden thun kündte, als er selbs, da er sich wil auffs beste setzen und schützen, gleich wie er droben mit den zween Sprüchen, Vom bawen auff den Fels Matthei xvj und vom Weiden der Schafe Joh. ulti., darauff er sich gründet, also hat gestürtzt selbs, das kein schreiben wider jn so gewaltiglich jn stürtzen kündte. Das sey vom andern stück dis mal kürtzlich gesagt.

Das dritte stück

Das dritte stück.

Ob der Bapst das Römische Reich von den Griechen hab auff uns Deudschen gewand. Das ist doch ja zu mal eine grobe, öffentliche lügen, die jederman sehen und greiffen mag. Erstlich, wo wolt der Bapst solch Reich nemen? und wie wolt er geben, das er selbst nicht hatte? War er doch selbs zu Rom nicht sicher für den Longobarden, die dazumal 200 jar in Italien regiert hatten! Wie eine feine Gabe solt mir das sein, wenn ich, Prediger zu Wittemberg, wolte das Königreich Behemen oder Polen dem Churfürsten zu Sachsen geben! Und, das ich ein Exempel unser zeit füre: War es nicht eine feine gabe, da Bapst Leo x. diesem könige Francisco zu Franckreich das Keiserthum zu Constantinopel gab? Wo der König nicht klüger were gewest denn der Bapst und desselben narrheit nicht hette veracht, wie solt er mit dem Keiserthum zu Constantinopel einen schimpff und lecherey angericht haben! Sie sind warlich recht tol und thöricht, die Römischen Esel, bey gesunder vernunfft, das ist ein monstrum.

Der Teufel hat uns durch Gottes zorn uber unser sünde mit grossen, bösen narren und grossen, groben Eseln zu Rom betünget, die nicht anders dencken, denn also: Wir lesen keine Bücher, darumb wird sie auch niemand lesen, sondern was wir Esel fartzen und tüngen, das müssen die Bestien wol für Artickel halten, ursach, sie gleuben, das wir S. Peters Erben sind und können nicht jrren.

[295] Die historien sagen also, da wider des Bapstes fartzen nichts gilt: Da Constantinus der grosse den Keiserlichen sitz von Rom gen Constantinopel wand (welchs ein zeichen war, das Rom solte an sein ende komen), ist darnach Rom von tag zu tag geringer worden, bis die Gotten kamen und unter dem Keiser Honorio Rom gewonnen mit dem Welschenlande. Darnach kamen die Wenden, darnach die Longobarden, Das Rom inwendig 100 jaren wol viermal gewonnen und verstöret ist, allein von den Gotten und Wenden, davon mustu die Historien lesen. Die Gotten und Longobarden sind Deudschen gewest. Da es nu mit Rom und Welschemlande auff die hefen und todte neigen komen war, und die Keiser zu Constantinopel nicht mehr retten noch helfen kundten, weil sie selbs zuthun gnug hatten mit Gotten, Persen, Sarracenen, und nu die Lender Deudsch, Franckreich, Hispanien vom Römischen Reich weg waren. Auch Italia den Longobarden unterthan, das Rom nichts mehr war hiengen sie sich an den Bapst, Und da sie höreten, das Carolus Magnus ein mechtiger König war, als der Deudschland und Franckreich unter einer kron hatte, lockten sie jn zu sich wider der Longobarder König, welche nu wol 200 jar in Welschenlanden hatten seuberlich und messig regirt, und Vettern, Mumen, Söne und Töchter, Schweger unternander worden waren, davon das land Lombardey noch den namen hat.

Da kam Carolus dem Bapst zu hülffe wider der Longobarder König (hörestu es, liese die Historien), Und Carolus war nu ein fromer andechtiger Christ. da er zu Rom am Christag in der Kirchen ist, rufft der Bapst, Carolus sey Römischer Keiser, on sein wissen und willen. Denn Carolus hernach gesagt, wo er sich des versehen hette, wolte er nicht in die Kirchen komen sein, Wolte auch den Namen »Römischer Keiser« aus des Bapsts geschrey nicht annemen noch füren, bis die zu Constantinopel drumb gefragt, und drein bewilligten. Also ward Carolo der Name gegeben, das er Römischer Keiser solt heissen, gegen abend, wie die zu Constantinopel gegen morgen, Weil doch die zu Constantinopel nu mehr das Reich gegen abend verloren, und nicht erhalten kundten. Und solche teilung des Römischen Reichs ist dazumal nicht new noch die erste gewest, Denn zuvor Theodosius seine zween Söne, Arcadius und Honorius, Item der grosse Constantinus seine sone Constantius, Constans, Constantinus, auch also in das Reich geteilet hatten, Ja auch Augustus und Antonius, Item Julius und Pompeius, Diocletianus und Maximianus. Und so fort an ist die mehrer zeit das Römisch Reich in zwey oder drey Heubter geteilet gewest, und selten unter ein Heubt komen.

Aber des Bapsts Wort lauten, als hette er das Reich von den Griechen [296] genomen und den Deudschen zu gewand. das ist erlogen und gantz ein Bepstisch gewesch. Erstlich daher, das er nichts hat vom Griechischen Reich nemen und weg geben können, Sondern das Römisch Reich gegen morgen ist zu Constantinopel blieben, Und hat sich der selbe Keiser zu Constantinopel jmer für und für Römischer Keiser genennet und geschrieben, gleich wie unser Keiser sich Römischer Keiser geschrieben hat, On das man jenen hat Constantinopelisch, Unsern den Deudschen Keiser geheissen, Darumb das jr keiner zu Rom den sitz hatte, Sondern jener zu Constantinopel, dieser in Deudschen landen gesessen ist, Aber es ist beides einerley Römisch Reich gewesen, geteilet (wie gesagt), ein teil gegen morgen, das ander gegen Abend. Und haben sich beider seits des alles vertragen. Denn Carolus hatte seine Bottschafft bey dem zu Constantinopel, und widerumb jener seine Bottschafft bey Carolo zu Ache. Und solchen Vertrag hat erstlich mit Carolo auffgericht die Keiserin Irene, nach jr Nicephorus und Michael. Und zu warzeichen ward im vertrag Venedig ausgenomen, das es für sich selbs solte eine Herrschafft, weder diesem noch jenem Keiser unterthan, sein. Solchs schreiben auch des Bapsts Historici selber, als Platyna etc.

Weiter sagen sie, das Otto der ander, unser Deudscher Römischer Keiser, des grossen Ottonis son, habe des Römischen Keisers Johannis zu Constantinopel Schwester gehabt, mit namen Theophania, von welcher komen ist Otto der dritte, Und hat dazu Otto der ander seinen Schwager, Keiser Johannen, zu Constantinopel wider eingesetzt, da er abgestossen war, das also Otto der dritte, von der mutter her, auch hette das Römisch Keiserthum zu Constantinopel erben mügen, Darumb der Bapst nicht ein har breit hat von den Griechen auff die Deudschen gewand, wie seine unnützen wort narren.

Zum andern hat der Bapst viel weniger vom Römischen Reich des teils gegen abend auff die Deudschen gewand oder gegeben. Was solt er geben, der selbs nichts hatte? Carolus hatte zu der zeit Deudschland und Franckreich Erblich von seinem Vater Pipino, und krieget mit den Sachsen 30 jar. Denn diese lender, Deudschland, Franckreich, Hispanien (wie gesagt), waren lengest vom Römischen reich gefallen, und Carolus muste Welschland mit dem schwert gewinnen von den Longobarden und den Bapst retten. Darnach gewan er Hungern auch, Das es die warheit ist, Carolus habe vom bapst nichts, on den blossen ledigen namen »Römischer Keiser«, welchen er doch auch nicht hat wöllen annemen hinder dem Keiserthum zu Constantinopel wie wir gehort haben. Aber solcher lediger name hat die Deudschen viel gestanden, Denn die Bepste hernach unser Keiser zu knechten gemacht haben. Wenn jnen [297] etwas gemangelt, haben unser Keiser auff jr eigen kost den Bepsten und Welschemland müssen zu hülffe komen, Dafür sie jnen hernach gelonet und gedancket mit aller schalckheit und büberey, etliche Keiser vergifft, etliche geköpfft, oder sonst verraten und umbbracht, wie denn Bepstliche heiligkeit und Teufels gespenst hat sollen und müssen thun.

Aber mit dem ledigen namen und titelen haben sie gleich wol die klawen je lenger und mehr eingeschlagen, darnach mit der krönung und salbung solchs gesterckt, jmer weiter und weiter nach dem Reich getrachtet, auff das sie nemen möchten als die Stifftreuber und Keisermörder, was die Deudschen ererbet oder mit dem Schwert gewonnen haben, nach dem Sprichwort unsers[Rand: Joh. 4, 37] HErrn Joh. iiij: »Ein ander erbeitet, ein ander nimpts.« Ja, sage ich, Sie weren gern Keiser durch unser Deudschen gut und blut, die faulen schendlichen wenste! Also hetten sie auch gern die Election an sich bracht, Ex. de electio. c. Venerabilem. Item Caietanus versuchts auch mit diesem Keiser Carolo. Haben gros unglück damit gestifft, Abgesetzt die Keiser durch den Ban, und geboten andere zu wehlen, auffs aller mutwilligst. Zuletzt haben sie auch die Keiser mit Eids pflichten unter sich bracht, welchs sie der Teufel hat geheissen. Aber alles darumb, das sie wollen selbs Keiser sein in frembden gut. Haben auch offt versucht, den ledigen Titel wider von den Deudschen auff Franckreich zu wenden, auff das sie mit dem selben Könige auch spielen möchten, wie sie mit den Deudschen Keisern gethan haben.

Aber wol sein were es gewest, das die Keiser hetten dem Bapst seine schmir und Krönung gelassen. Denn sie wol Keiser können sein on des Bapstes Schmir und Krönung, welche machen keinen Keiser, Sondern die Churfürsten machen einen Keiser, ob er gleich nimermehr vom Bapst geschmirt würde, wie Luduicus iij., Conradus j., Heinricus j., Conradus Sueuus, Rodolphus, Maximilianus und etliche mehr vom Bapst ungeschmirt sind blieben. Denn der Bapst macht mit seiner schmir zu viel unlufts und unglücks im Reich. Sind doch wol auch etliche Bisschove on Pallien blieben, allein die Walh der Stiffte macht Bisschove, wie es auch recht ist, und gnug were, das im die Nehesten Bisschove die hende aufflegten, Und liefe das lesterliche, fressende, Beerwölffisch monstrum zu Rom seine schmir und henffene faden brauchen, wo zu er kündte.

Hie her nu, Bapftesel, mit deinen langen Esels ohren und verdampten lügen maul! Die Deudschen haben das Römische reich nicht von deinen gnaden, Sondern von Carolo Magno und von den Keisern zu Constantinopel, [298] du hast ein harbreit davon gegeben, aber ummesslich viel hastu davon gestolen, mit liegen, triegen, Gottlesterung und abgöttereien, wie du mit den Bischoven auch zu erst durch lügen, darnach mit Pallien, Eiden, schetzungen, hast als ein Teufel gehandelt. Aber hie mus ichs lassen. wils Gott, im andern büchlin wil ichs bessern. Sterbe ich in des, So gebe Gott, das ein ander tausent mal erger mache, Denn die teufelische Bepsterey ist das letzt unglück auff Erden, und das neheste, so alle teufel thun können mit alle irer macht. Gott helffe uns, Amen.

[299]

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TextGrid Repository (2012). Luther, Martin. Traktate. Wider das Papsttum zu Rom, vom Teufel gestiftet. Wider das Papsttum zu Rom, vom Teufel gestiftet. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-24C4-2