An Rosenfeld

Trauter! dessen Bruderhand
Durch der Jugend Feenland,
Manches leichtbeschwingte Jahr,
Trost und Schuz und Stab mir war;
Dessen Auge sich ergoß,
Wenn mir Nacht die Seel' umfloß,
Dessen Brust, wenn Freude quoll,
Sympathetisch überschwoll;
Schau! der Trennung Stunde blikt
Fürchterlich hernieder, zükt
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Schon den Seelendolch nach mir,
Fernt, du Lieber, mich von dir!
Allgewaltig gräbt der Schmerz
Wund' auf Wunde mir ins Herz,
Sie zu heilen, ach! vermag
Nur des Wiedersehens Tag!
Wenn in öder Ferne nun,
In des Freundes Arm zu ruhn,
Den kein Erdenlied besingt,
Meine ganze Seele ringt:
Webe dann sein Angesicht,
Phantasie! aus Mondenlicht,
Seinen Blik aus Aetherblau,
Mir zur süßen Wonneschau!
Daß in düstrer Trennungsnacht,
Wo kein Stern der Freude lacht,
Noch sein Lächeln himmelan
Meine Seele flügeln kann!
Horch! Geliebter, da umscholl
Dich mein leztes Lebewohl!
Dank für jede Wonne, Dank –
Hier versieg', o mein Gesang!

Notes
Entstanden 1778-1780. Erstdruck: Dessau 1783.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Matthisson, Friedrich von. An Rosenfeld. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2CD6-D