Johannes Praetorius
DaMonoLogIa RVBINZALII sILesII
Das ist / Ein ausführlicher Bericht / Von den wunderbarlichen / sehr Alten / und weit-beschrienen Gespenste
Dem Rübezahl
Welches sich / auf den Gebirgen in Schlesien und Böhmen / den Wanders-Leuten zum öfftern / in possirlicher und mannigfaltiger Gestalt / und mit seltzamen Verrichtungen / erzeiget: Nebenst vielen andern nachdencklichen Erzehlungen von Betröcknissen / und den fürnehmsten Schlesischen Raritäten: wie auch sonsten mehren kürtzweiligen Schosen: gäntzlich aus vielen Scribenten erstlich zusammen gezogen durch
M. Johannem Prætorium, Zerlingensern, Poetam Coronatum Cœs


Dedicatio

Dedicatio.

Dem Ehrennesten / Vorachtbarn und Wohlbenahmten


Herrn Wenceslao Buhlen /


Von Breßlaw aus Schlesien: Leipzigschen Bürgern und Kürschnern: Wie auch der freyen Künsten sonderbaren Liebhabern: Meinem insonderheit großgünstigen werthen Freunde / etc.

Wündschet hiemit ein glückseliges / Fried- und freudenreiches neues Jahr / nebenst einige und ewige Zuschreibung dieses Büchleins /


Der Autor.

Die Vorspücknisse

Die Vorspücknisse.

Wen werffen unnd drauff entwerffen lassen. Damit jo kein geschwatzetes unbeschrieben bliebe; sondern alles der Nachwelt verzeichnet hinterlassen werde. Item damit / vermöge der kunterbunten praxis acquirendi, denn coriosen Leuten / welchen die Ohren nach neuen Zeitungen rucken / der Beutel möchte gerüttelt / und auch von den Verleger etliche wenige Spennige heraus geschüttelt würden / zur geringen Beysteuer dem bedürfftigen Autori: Als welchem kein Mensche gut ist / und / da er wol durch sein Gott Lob erworbenes Gut gesonnenes Talentū, höhere Sachen bedienen / und vielleicht bessern Wercken Gnügen leisten könte / sich ietzt nothwendig zur kümmerlichen Vnterhaltung mit diesen und dergleichen Qvackeleyen placken und hudeln muß; biß der barmherzige Gott unmittelbar weise (weil die vielmahl rechtmässig / doch vergeblich ersuchete Mitteler alle eiserne und unbewegliche Hertzen haben: Nescio profectò, qvo fato seu œstro abalienati,) wolle was bessers an die Hand geben: und die treuhertzige wie auch arbeitsame Schreibfeder bemitteln; damit sie was wichtigers könne beginnen / und forthin nicht mehr in Catalogū der schnackischen Scribenten dürffe gezehlet werden. Es helffe doch der grundgütige Vater / auf welchen mein unbewegliches Vertrauen stehet / daß solches wahr gemachet werde / noch in diesem Jahre / nach dem


Ezechiel am 16 / 62

per anagramma:

Ich zeele An. 1662.


Ich wil meinen Bund mit dir auffrichten / daß DV er Vahren soLt / Daß ICH Der HErr seI. Hilff also / dulieber GOtt / allein; Damit ich dir auch alleine die schuldige Ehre dafür geben könne: Weil es ja keiner wil / daß ich ihme was soll zu dancken haben; und mir dannenhero auch nunmehr mein unnützliches Betteln gereuet / und verdreust: Weil ich dardurch nicht einen halben Heller reicher / sondern ärmer / geworden bin; Indeme ich über die häuffigen Bemühungen und Flehungen leichte etliche Groschen mehr als ich leider übrig habe / unfruchtbarlich dran gewendet. Doch / wer hat es mir geheissen? Bin ich doch leider zum Verluste selber schuld: Indeme ich gantz unbesonnen. O Höchster / Einiger gnädigster GOtt (denn dir muß ich es ietzt klagen / und mein Kindliches Hertze für dir hie schrifftlich heraus schütten: Weil jo / so wahr ich lebe / ich rede aus Grund meines Hertzens / bey keinen Menschen mein insinuiren statt findet:) Deinen Willen widerlebet habe; Da du beymMatthæo 6. v. 33. die zeitlichen Güter einen freywilligen und ungesuchten Zufall genennet hast; als nach welchen billich kein Christe trachten soll / wo er nicht wolle ein Heyde heissen und seyn v. 32. Weil du /Himmlischer Vater es ohne das alles wissest / was wir und ich bedürffen. Vnd also hette ich ja auch für den andern morgen / bey den fleischlichen / nicht sorgen sollen; sondern dir alleine vertrauen. Aber weil ich darrwieder gesündiget; Ergo bin ich auch billig drüber in deine Züchtigung gefallen. Noch weiter hast du auch (welches ich leider nachdeme erstlich reche bedencke: Aber vorgethan und nach bedacht / hat manchen in groß Leid gebracht.) Ja sonstē in der Schrifft mir zuverstehen geben / daß ich uff menschen nichts gebē solle! weil sie weniger helffen denn nichts: Allein auff Gott setz dein vertrauen auff Menschen Hülff soltu nicht bauē: Gott ist allein der Glauben hält / sonst ist kein Glaub mehr in der Welt. Ja noch ferner hastu mir mein gegewertiges Leiden (nach der Schrifft) unnd repuls-Schmertzen gezeiget im Schlaffe / und die verhandene oder bevorstehende Abgunst gleichsam abgemahlet: Welcher Erinnerunge ich leider aus unbedachtsam nicht nachgekommen bin. Ergo ist meine Verwerffungs-Roth billicher massen über mich gekommen. Was im Schlaffe / möchte hie ein Spötter sagen? Bistu denn ein Traumdeuter? Ja freylich; Nachdem es der Ausgang zeuget / und die Heilige Schrifft nicht unbilliget. Denn also redet erstlich die Bibel von der Sachen: Hiob am 33. v. 15, 16, 17. 18, 19. Im Traum des Gesichtes in der Nacht /wenn der Schlaff auff die Leute fället / wenn sie schlaffen auff den Bette: Da öffnet er das Ohr der Leute und schrecket sie und züchtiget sie: daß er den Menschen von seinen Fürnehmen wende / und beschirme ihn für Hoffart: und verschoner seiner Seelen für den Verderben / und seines Lebens / daß es nicht ins Schwerd falle: Er straffet ihn mit Schmertzen auff seinem Bette / und alle seine Gebein hefftig.

Weiter aber sind dieses meine Göttliche Warnungen; so ich im Gesichte gesehen habe; Nemlich mir traumete vor etwan 8. Wochen (scribo hæc anno 1661. die 29. Decembris: O homo, ne vana putes hæc fingere somnum! Virg. Fr. n. 8. v. 42.) Daß ich einen hüpschen weiten Trog sahe: drinnen kriegte ich Beliebung mich zu weltzen: und hierüber machte ich mich denn also auch zum Troge / und wolte mich niederlegen. Aber siehe / was geschicht? Da kamen zweene andere unverhoffet und zwar so geschwinde /unter mir im Troge liegen; daß ich nicht vermochte mich drinnen niederzubringen; sondern ward flugs von den beyden anwesenden heraus gedrungen / und auff die Erde an einen klaren Wasser-Qvell gestossen: Drüber ich flugs erwachete und erschrack. Solches ungewöhnliche Gesichte gieng mit domaln etliche Tage im Kopffe herumb; aber ich konte mich leider nicht drinnen schicken / noch vor den drauff erfolgenden Real-Fall hüten oder dieses Hieroglyphicum appliciren. Weiter träumete meiner Conjugi nicht lange hernach drauff / wie ich in meiner Bibliotheck in die Höhe gestiegen were (Aspiraveram) und Bücher hätte langen wollen; drüber mir die Leiter unter den Füssen weggefallen / und ich mich nirgends hätte weiter halten können; Wie wol ich allenthalben herumb gegriffen und Handhaben gesuchet: Drüber sie hefftig (insolitum /) im schlaffe aufffuhr; Welches ich mich noch zuenisinnen weiß / und mir die vision erzehlete / etc. etc. etc. Worauff zielnestu nun aber damals. O lieber GOtt / hiemit? Ach du / ich und meine Mißgönner wissen es nunmehr alle. Dach volutent se illi in volutabro. 2. Pet. 2. v. 22. Comperit ista recubatio Virg. Ecl. 1. v. 1. &. mortuis. Forsano Melibœe, DEUS nobis alia otia faciet.

(Namq; erit ille mihi semper Deus: Nec unquam Caducum posthàc promotionis gratiâ compellabo. Virg. Ecl. 1. v. 6. 7.) Quæ optanti hominum promittere nemo Auderet; Volvenda dies, en! afferet ultrò: Virg. lib. 9. v. 6. 7. Ach hilff du also / lieber GOTT /damit ich nit ferner / so kümmerlich leben dörffe; Sondern vor meine grosse Embsigkeit (so ich willig ohne Ruhm / den benöthigten vor ein schlechtes ann enden wil: Ja was mehr ist / gerne allen hand Collegia Philosophica und Philologica privata den armen Studenten umbsonst halten:) ein wenig gewisses möge / zur Einnahm habe / mein Weib und Kind zuerhalten / die Miete abzustatten und meine Studia ferner zu deiner Ehre fortzusetzē. Kein überliches / über solches auskommen / suche und bete ich nicht groß; Wo du mildreicher GOtt / es meinen nachkommen zum besten und frommen / nicht gleichwol dennoch zum Vberfluß auch zuwerffen wollest. Erwecke doch also gute Hertzen / die sich meiner annehmen / verschaffe doch etwan / daß mein allergnädigster Herr / der Durchlauchstigste Chur-Printz / etc. zu Sachsen zu deme ich annoch eintzig meinē gröste Zuversicht habe / sich meiner erbarme / ein Einsehen thue / Nachfrage halte / und nachdeme ihm dieses vor die Augen und Ohren gebracht werden / meiner allbereit auch bey Ihme eingelegte Supplicatiō gnädigst statt finden lasse. Solches wollestu ihm umb deines allerheiligsten Namens willen! Amen: Doch damit ich auff meine vorgenommene Fünte wiedergerathe / und völliger alles Vorgespücke entrichte; so bringe ich numehr ietzund alle zugehörigen Stücke auff einmal aus der Gauckeltasche hervor: und schütte sie auch auff einmal wie der Depositor seinen Bachanten-Sack auff den Schauplatz heraus; welche diese seyn:

1. Ratio Scripti
2. Vestigia Scripti
3. Benivolentia Scripti
4. Elaboratio Scripti
5. Natalis Scripti
6. Zoilus Scripti
7. Addenda Scripti
8. Lector Scripti

Was 1. zuförderst den Antrieb dieses Tractätleins betrifft; so ist solcher schon allbereit angeführet: Nemlich; daß (als ich vermercket / wie unterschiedliche Menschen umb die Sage vom Rübezahl bekümmert gewesen und gerne davon geredet / und noch viel lieber gehöret haben) Ich mich nicht lange gesäumet; sondern es für ein gefunden Fressen für meinem latranti stcmacho gehalten habe: So ferne ich etwan der erste seyn möchte der von begehrten Rübezahl eine Schnacke zu lesen heraus gebe / und ein Genießgen daraus erhiele. (Nam non famæ sed fami jam scribo: Das ist / ich muß meinen Hunger ietzund gleichsam vom Henger zu stillen / leider! erwarten: Denn


Flectere si nequeo homines, Acheronta movebo.]


2. In solchen Bemühen habe ich nun wenige Vorgänger gehabt; die mir die Bahne gebrochen hetten: ungeachtet daß man von vielen redet: Aber groß Geschrey unn wenig Wolle; sagt jener / da er eine qvieckende Sau schur / nach dem Ursinum in Acerra Philologica §. 197. p. mihi 185. Eben dieses mögte ich auch wohl sprechen beym allgemeinen Geschreye / und doch gegenwertigen Mangel: da Apparent rari nantes in gurgite vasto, Nach dem Virgilium lib. 1.Æ.n. Vnd derentwegen habe ich per avia und inculta loca, oder ungebehnte Wege zum Rübezahl hinkriechen müssen: weil mir nemlich kein sonderbahres Buch bewust gewesen / daraus ich mich hette erholen können. Wiewohl der Autor Catalogi Autumnalis librorum de anno 1658. dieses referiret; als da ist:Adamià Med ovillâ Narratio Theologico-Historica de spectro Ruhebezal vulgò der Riebezahl / quod in Montanis Bohemiæ, Silesiæ & Moraviæ iter facientibus sæpiusculè apparet. Coloniæ apud Autorem.

Aber / wie ich Nachfrage gehalten; so bin ich verständiget worden / daß dieses scriptum, oder venditirete (sed tamen non venditus, quia non prodiit) Autor, unter die Non-Entia oder ungelegte Eyer /drümb sich niemand bekümmern sol / gehorig sey. Vnd habe also mich theils an das Gerüchte / theils auch an andere Autores welche hin und wieder ein Bißgen in ihren Schrifften eingesprenget unn vomRübezahl berühret haben / halten / mit ihren wenigen vor lieb und willen nehmen / und ein grössers draus erbauen müssen. Zwar hätte ich dennoch aber hierzu eine grössere Historische Bibliothek wünschen mögen; welche mir mit mehren an die Hand gegangen were / und völligere Instruction suppediret hätte: Als / leider / aus meinen wenigen Vorrath und Locis communibus hat geschehen können; Da ich etwan denHenelium, Schikfusium, Schvvenckfeldium, Vechnerum, Fechnerum, Opitium, Ælurum, Schererzium, Zeilerum. etc. Zur Sache gebrauchet habe. Wiewol ich mir noch weiter etwas in des Montani Bergschatze / und Tilesii Fest-Postille / am dritten Ostertage /vermuthlich gewesen bin; aber sie nur nicht zur Hand gehabt habe. Drinnen mag nun der begierige Leser ferner nachschlagen; so nur etwas mehres und sonderliches drinnen anzutreffen ist. Daß ich eigentlich nicht weiß: Weil mir gedachte Autores von einem andern belesenen Manne allegiret, überschickt geworden seyn. Förder könte auch noch wol in andern Chronicken als den Böhmischen / etc. Was davon nachgeblättert werden; so man sie in possess hätte. Doch wil ich dennoch gleichwol dafür halten / daß ich allbereit das meiste von dem appetirlichen Dinge / zur sattsamkeit und Vergnügligkeit / aufgezeichnet habe; und die lüsterne Gemüther zimlich stillen werde: So fern sie nur sich nit gar zu geitzig unn vielfrassiger / erzeigen sollen. Nam sapienti hìc, licèt non Heluoni, sat dictum: und wer sich gnügen lässet, den hat Gott lieb. Mus ich mich doch wol lassen contentiren / ob ich gleich für meinen Schweiß kaum das liebe Brod habe / welches mir ferner andere unwürdige / doch den Befoderern angenehmere / für den Maule wegnehmen / und die undanckbarn entfähren. Begnüge du auch also /gewogener Leser dein Verlangen mit verhandenen Wercklein: Vnnd 3. Bleib oder werde mir dadurch gewogen; sintemal ich hierinnen nicht es anders als Benivolentz od' freundliche Begegnung spirire unn vō mir verlauten lasse: Welches mir verhoffentlich keiner umbstossen und das widerspiel daraus vor die Nase legen oder aufrücken wird. Denn / habe ich mich schon schertzhafftig offtermalen heraus gelassen / und Poetischer Weise mich genarret / Tamen


Vita verecunda est, Musa jocosa mihi.


So habe ich doch damit keinen redlichen Biederman beleidigen wollen oder einigen Haß und Anfeindung über meinen Hals ziehen wollen: Denn ich finde / ach leider! ohne das ungesuchēt der Haserey (oder Hasses wolte ich sagen: Tute lepus es & pulpamentū quæris) Vberflüssigkeit, daß ich keiner mehr begehre und darnach ringe.

Hierauff nim nun zum 4. den Methodum in acht /nach welchen ich mein opusculum eingetheilet und abgehandelt habe. Solcher ist nun halb Poetisch / halb Philologisch: indeme ich Acrologicè die partes entweder mit dem Worte Geographia, und hernach mit dem Namen Rübezahl abgefasset und nach meiner beliebten Art Mnemonicè enumeriret habe. Wil sich nun einer an die Neoterität ärgern; der mag es immer hin thun; ich vermeine dennoch / daß ich besser gethan habe / weil ich die Sachen also in gewisse Terminis und Schrancken eingeschlossen habe / als wenn ich sie wie ein Chaos indigestum, confusè, oder über Hals über Kopff herausgeworffen hätte.

Nach diesen beobachte auch nunmehr 5. die Zeit /da ich diesen Rübezahl / auff geschehene Art / übergezehlet und nach dem Augenschein erzehlet habe. Solche stecket aber im Lateinischen Titul verborgen /also: Dæ MonoLogIa RVbInzaLII sILesII: Daraus 1662. entspringe / als das erste Jahr in welchen derRübezahl lesehafftig gemachet wordē / mercke hiebey obiter: daß ein ander Klügeler den Rübezahl zum Antichristischen Thiere / daß in seinem Ramen 666. hat / Cabalistisch habe machen wollen auf folgende Art: RIEBENDZAL.


80. 9. 5. 2. 5. 40. 4. 5000. 1. 20.

Summa 666.


6. Doch überlasse ich dieses meinem Zoilus der per Anagramma, i so loß ist; und dennoch vielleicht an mir eine Tadel zuerklauben gedencket / oder eine ursache zur Bancke zu hauen auch vom Zaume zubrechen sich bemühet. Aber du loser Vocativus; gehe zum Rübezahl uff das Gebirge selbstē hin / versuche an ihm dein unheil / und versich mit ihm / was du an mir nit dulden kanst. Vielleicht wird er dir den ungereimtē Kopf wol zu rechte setzen. Oder kanstu ihme was abgehaben; magstu ihn doch / meinetwegē / wol gar fressen / unn mit Haut und Haar verschlingen: Was gehet es mir an? Aber ich gedencke / es sol Rübezahl noch wol über Zoilum seyn / und einē Hofemeister agirē: nach Hiob am 41. v. 20. etc. Kanstu den Leviatan ziehen mit dem Hamen und seine Zunge mit einen Stricke fassen? Kanstu ihm einen Angel in die Nasen legē / und mit einem Stachel ihm die Backen durchbohrē? Meinestu / er werde dir viel Flehens machen / oder dir heucheln? Meinestu / daß er einen Bund mit dir machen werde / daß du ihn immer zum Knechte habest? etc. Aber gnug von der Gegen wehre: Drauff folget 7. Meine Vermehrung und weniger Zusatz / nemlich / es ist im folgenden Wercke gedacht worden; wie daß Rübezahl solle von Zabulus kommen: Solches Wort wird nun auch gefunden und erkläret beym Barthio Tom. 1. Advers. lib. 29. c. 1. p. 1347. Item so ist auch noch an einen andern Orte /von unterschiedligkeit der Mönche in vielen Geschöpffen etc. darzu gehöret auch Ursinus in Acerra Philologica paragr. 243, p. mihi 211. Monachus Marinus. Pisces aut monstra sunt in Mari NorWegico facie humanâ, tecti cucullô. eorum si qvis capiatur, obstupe fiunt Nautæ, Manuumque; orbati usu ita obtorpent, ut nec remos ducere, nec vela expandere possint: Congeneres, qvia Catervatim vagantur, fremunt circa naviculam aut lembum piscatorum, ac nisi qvam primum dimittatur captivus præsens omnibus periculum imminet. Olaus Magnus lib. 21. c. 1.

Non audet Stygius Dæmon tentare, qvon audet

Effrenus Monaehus, plenaq; fraudis anus.

Nun damit wir einmal fertig werden / und auß dem vorgespücke zum spücknüße selber schreiten, so bringe ich allhier zum Beschluse 8. und zu guterletzte dem Leser bitt freundlich bey / daß so er noch eines unn das ander von dieser Materia möge leser / gelesen haben / hören oder gehöret haben, Er mir solches gönstigt wolle zustellen / überschickē / unn einhändigen lassen: damit / wenn es zur andern edition gereth / ein desto völliger und ausführlicher Vnterricht / aus gegenwertigē Bericht erwachse. Aber / bringe mir keine unverschämte Lügen ein, denn: Qvicqvid agis,prindenter ages & respioe EINEM Valo datum Lipsiæ in Paullino. din. Jan. LIberatorIs, DoMInI JesV ChrIstI.

Was Schlesien mehr für wunderliche Sachen habe - als den Rübezahl

[1] Was Schlesien mehr für wunderliche Sachen habe / als den Rübezahl.

Unter andern Raritäten / so das fürtreffliche Schlesien besitzet / und sich derselben billich berühmē mag: seyn absonderlich folgende Sachen: So ich dem Gedächtnüs zum besten / unter die Buchstaben des Wortes Geographia ausgetheilet / und sie dran geknüpffet habe: Nemlich


  • I. Gemmæ, oder Edelgesteine.
  • II. Eruditi, oder gelahrte Leüte.
  • III. Ollæ nascentes, oder zwerg Töpffe.
  • IV. Gigantæus Mons, oder Riesen-Gebirge.
  • V. Rüben Zahl.
  • [1] VI. Axungia Solis, oder gesiegelte Erde.
  • VII. Pannus lineus oder Schlesisch Schier.
  • VIII. Herbæ, oder köstliche Kräuter.
  • IX. Ignitæ aquæ, seu Thermæ, oder warme Bäder.
  • X. Aurum fluviatile, oder gediegen / und gewaschen Gold.

Zum ersten / seyn Gemmæ, oder köstliche Edelgesteine: an welchen es ihr gar nicht mangelt: Sintemahl sie auch an Uffern / unter dem Sande des Wassers / so aus dem Gebürge herfür fleüst / hin und wieder gefunden werden: Und zwar die schönsten / auff der Iser Wiese / sonderlich bey Böhmen: Dannenhero ein vornehmer Schlesischer Poet:


– – Fluit Isara iaspide multô:
Isara, qui nostris quanquam sit montibus ortus.
[2]
Gemmiferam tamen amne vebens prædator arenam
Bojenum limphis ditat furacibus Albim.
Die Iser ist sehr reich an vielen Jaspis Steinen;
Doch / ob sie schon allhier aus unsrer Berge schreinen
Die Edle Schätze stillt; so führt sie dennoch die
Der Böhmschen Elbe zu / daß sie mit solcher Blüh.

Entschüldigung:

Ey Lands-Mann! wehr es nicht / daß ich mit diesen Schätzen
Und Morgengab' als Braut / den Elb Strom mag ergetzen.
Es bleybt dir gar genung: ich will in diesem Stück
Wohl keine Diebin werd'n: beym Rübezahl steht dein Glück.

Weiter / und in specie noch mehr / lesser sich in ihrē Eigenthume auch befinden der Demant / und zwar nicht der schlechteste; sondern solcher / welcher [3] auch dem Indianischen kaum / als nur an der Härte / weichet. Eben falls ist bey ihr auch anzutreffen der Achates, Aethites, Ametistus, Carbunculus, Carniolus, Crystallus, Gemma Huja, Hyacinthus, Magnes, Onychites, Rubinus, Sapphirus, Sardonyx, Topazius, Turchesia, Ja auch Perlen: wie sie nach der Reige also kürtzlich gesetzet werdē vom Nicolao Henelio, in Silesiographia p.m. 17, 18. und vom Caspar Schwenckfeldio in einem besonderen Buche / de fossilibus Silesia weitleüfftiger erkleret und beschrieben wird. Die meisten möcht man wohl auff folgende Art /abermal in dem Worte Geographia einschliessen /und also abfassen:


Gemmea Huja.
Ætites.
Onychites.
Crystallus.
Rubinus.
Adamai.
[4] Polodixis seu Magnis.
Hyacinthus.
Iaspis.
Achates.

II. Uber solche Edelgesteine / hat es auch in Schlesien noch Edlere und fürtrefflichre hochgelahrte Leute / theils gehabt / und stoltzieret auch noch theils anietzo mit solchen. Wie etliche / zu seiner Zeit,Schwenckfeldius nach d' Länge benennet hat / in contracta Geographia Silesiæ, ante Stirpes. Aus welchen folgende nicht die Un-Edelsten seyn / als:


Grunæus.
Experientiss, Sennerius.
Opitius.
Gerstmannus.
Reusneri.
Abrab. Bucholzerus.
Pitiscus.
Hessus.
I etut Treüelerus.
Aurifaber, etc. etc. etc.

[5] Doch wer wolte alle Geistreiche / und erfahrne Gemüther erzehlen mögen? Sintemal sie in keiner geringen; sondern unsäglichen Anzahl seyn. Und warümb solches nicht? fehlet doch fast keinem Schlesier es an stadtlichen Zuneigung. Philippus Melanchthon soll offtmals / in täglichen Gespräche / die Schlesier gelobet und gerühmet haben: Daß sie beredtsahme Leüte und gute Redner weren: Sie weren auch fürtreffliche Poeten / und liebliche Musici. Ja was mehr ist; die Astrologi halten es dafür / das Schlesien unter den himmlischen Zeichen der Jungfrauen / und untermMercario gelegen sey. Und zwar so seyn die Gemüther / sampt der geschickligkeit der Einwohner (welche gemeinlich das Mittel haben / zwischen denSanguinischen / und Melancholischen Temperament,) der Art des Himmels und der Lufft nicht sehr ungleich. vide Schickfusium, l. 4. Chron. Siles. p.m. 50 [6] item Schwenckfeldium in Silesiograph. ante Stirpes mit wenigen / nach den Curaum, in Annal. Siles. part. I.


Est Gens astuta, sagax, prudens, industria, solers;
Provida consiliô, Legum Jurisque perita;
Corpore, mente valens, animô vigil, ore venusta,
Membrorum levitate vigens, patiensque laboris,
Prompta manu, sermone fluens, avidissima laudis.
vide Christ. Gveinzium in brevi lasalas graphia, th. 1. in fin. das ist:
Die Schlesier in gemein / seyn Kluge / Weise Leüte /
Ein arbeitsammes Volck / so nicht auff einer Seite
Vom Rechte abeweicht: Recht ist ihr Leib und Muth /
Sie seyn leicht / stark / beredt / schön / lobbegierig gut.

[7] III. Drittens gibt es irgends wo singularitäten; so sind wohl solche auch in Schlesien an den Ollis oderVrnis Fossilibus Erdtöpffen / gewachsenen Töpffen /oder zwergtöpffen (wie sie so von Schwenckfelden p. 406. in foss. Silesiæ l. 3. benahmet werden,) zu ersehen wie wir denn alhier nur ein wenig darvon hören wollen. Erstlich waß Henelius d.l.p.m. 17. darvon schwatzet: An vielen ordten bey Guben Sommerfeld /auch bey Maßel in Trebnitz / (Schwenckfeld setzet auch hinzu Seravium) werden auff den Berglein oder Hügeln / welche mann Töppel-Berge heist / unterschiedliche Töpffe auß gegraben: Vnd sonsten auch von allerhand arten / Irrden Geschirr / das gantz feucht / naß und weich ist / wenn mans flugs angreiffet; alsobald es aber an die Lufft getragen wird erhärtet solches Geschirr und Töpffe. Es muthmaßen etliche unter den Gelehrten / dz vorzeiten die Heyden ihr Begräbnüß [8] daselbsten sollen gehabt haben: Und weil sie keine Vrnis oder Todtenkrügs zur hand gehabt; daß sie sich solcher Töpffe und Gefässe gebrauchet auch in diese die Asche / das Feüer / und andere Stücklein / so vom Scheiterhauffen übrig geblieben /zum Zeichen der hertzlichen Liebe / nach Gewohnheit geschüldet / und gleichsam begraben / oder mitten im Sande also verscharret hetten. Dannenhero es nach der Länge so vieler Zeiten und Jahre geschehen / daß solche Töpffe / durch die unter Irrdische Feüchtigkeiten /sich entlassen / und weich geworden weren: Also /daß / so man sie nicht vorsichtiglich und bedachtsam heraus nimbt / nicht es als ein Stücklein Thon in den Händen verkleben bleybet: So ferne man sie aber mit Wohlbesonnenheit / und Fleiß hervorzeücht; so werden sie an die trockene Lufft wiederümb hart / und bekommen ihre vorige alte Natur / wie [9] sie vom Töpffer sind gebildet worden. Bißhero Henelis Meynung: Drauff folget zum andern Schwenckfeld; Der p.m. 406, 407, d.l. dieses zum Uberflusse hat / was die Gestalt anlanget; daß solcher Töpffe Halß oben in gemein solle enge seyn; der Bauch aber dicke und pautigt. It. daß etliche nur sollen einen Hengel haben / etliche zwey / etliche drey Handgrieffe: Weiter / daß etliche sollen Deckel über sich haben / etliche nicht: Noch ferner / daß etliche sollen Ascher Farbe seyn /etliche gelbligt / etliche röthlicht. Also / daß sie gar miteinander nicht sollen überein kommen; sondern in vielen Sachen voneinander unterschieden seyn. Endlich saget auch Schwenckfeld / daß der gemeine Mann fürgebe / als wenn solche Töpffe in der Erden gewachsen weren. Andere / und zwar die meisten sollen sagen; daß die Zwerge vormahlen sich solcher gebraucht hetten.

[10] IV. Zum Vierdten ist sehr mercklich das grosse und wunderbahre Riesen Gebirge in Schlesien. Von welchen Henelius d.l.p. 5, 6. folgendes vermeldet: daß das Mittagische Gebirge Sudetes (qs. Süd-öden /à solitudine meridionali sic dicti) genant sich weit und breit erstrecken solle / und zwar unterschiedliche Nahmen / von den angrentzenden Orten bekommen: Doch daß es sonderlich in der Gegend / da es Böhmen vom Schlesien wie eine natürliche Mauer /scheidet und absondert; genant werde / das Böhmische (Bojemici montes,) von den Böhmen aber selbsten Cercanesii, von andern Riphei, Gigantari etc. und / weil solche Berge / fast durch das gantze Jahr /vom alten Schnee sollen weißlicht scheinen; daß sieNiviferi montes, das Böhmische Riesen- oderSchnee-Gebirge / tituliret werden. Unter diesen aber soll der Höchste vor allen heissen Giganteus [11] mons eigentlich der Riesen Berg, welcher vom Golde / Silber / Ertz / und Edelgesteinen / so zu reden / schwanger und angefüllet ist. Aber zu welchen der Geitz / welcher sonsten die Menschē wohl zur Höllen hinunter bringet / Dennoch biß ietzo nicht gelanget und gerathen ist: weiß aber nicht ob es unterlassen sey / wegen der Schwerheit solches heraus zubringen / oder ob solcher Geitz möge durch irgend eine andere Ursache abgeschrecket seyn worden / etc.

Vollstendigere Beschreibung kan der begierige Leser aus folgenden über aus schönen Versen haben:

[12] Giganteus, montium sudetorum in silesia caput, Charactere Poéticô descriptus à M. Johanne Fechnero

Freistad. Sil. P.L.C. Wratislaviæ silesorum. Typis Baumannianis, exprimebar Gottfrid Grunder.

Præludium.

Hereynii Saltus, Sudetorumq, Vireta;
Sit mihi fas vestrô ponere Monte pedem.
Non adsum vos Sacrilegâ violare bipenni:
Pectoretàm ditum non ego volvo scelus.
Candidus aggredior Vates è Rupe Gigantum,
[13]
Patria per lucos Orgia ferre sacros.
Pandite Sylvani penitral tacitosque recessus;
Pandite, delicii quicquid Oreas haber.
Ah valeat, Musas quicunque lacessit in arma,
Ut lituo grandi Martia bella crepet!
Tutius est calamo Panos trivisse labellum,
Et strepero Nymphas elicuisse sono,
Tutius est Sylvas inter reptasse salubres,
Pineaq; è viridi serra tulisse jugo.
Non opus est fictos Græcorum que rere montes.
Tolle oculos, Multos hic Heliconas habes.
Hic secura quies, exclusa plebe prophana
Regnat, & ingenium concitat alta Dryas.
[14]
Hic ego betullæ gelido sub regmine fusus,
Incipiam Fauno suave docente melos.
At vos, Sudeti, blando adspirate susurro,
Dum repetire sonos gatrula sylva sonos.
Sic fronde æternâ Pindum superetis & omnis
Hercyniæ veteris vos penes extea honor.
Est Mons, Elysii limes clarissimus agri,
Hercyniæ qua sylva vetus se tollit in Austrum,
Bojæmumque latus stipat Sudetibus altis.
Hic caput erectum stellatis ædibus in ert,
Immixtus superis, ut possit Olympus habeti,
Vel Massylus Atlas, qui bajulat æthera dorso,
[15]
Fama est hinc Divis olim pugnasse Gigantes,
Atrox cum Cæus rupes projecit in astra,
Inque Deos grandes contorsit Monychus ornos.
Nam quid Thessalicis hanc, mendax Græcia, pugnam
Adsignas clivis? Imponas Pelion Ossæ,
Imponas ambobus Athon Rhodopenque nivosam;
Altior hac mole stabit Sudeticus Hæmus.
Inde Giganteum dixit vetus accola montem,
Silesias inter tantum qui præminet Alpes;
Qvantum nana solent inter saliceta Cypressi.
Adspicis, ut Regem circumstent agmine denso
Sudeti Fratres! Credas consurgere junctim
[16]
Hic Apennini conserta cacumina Patris,
Aut Alpem summam sparsim præcingere Grajos
Montes, aut Bandicotes, quas rupit aceto
Hannibal Italici penitrans munimina clostri
Caucasios apices, & Imavi scrupea terga
Tollite Circassi Pyrenem Celta celebret,
Carpathicisque jugis jactet se Dacia pugnax:
Nostra Gigantæum cantat Germania montem,
Austrinæ caput Hercyniæ saltusque coronam
Sudeti, Phrygiæ cui gloria cesserit Idæ,
Et Tauri, quamvis in sidera cornua mittat.
Ostentae longè, geminam qua prospicit Arctor,
[17]
Hirsutum latus & turgentes pectoris orbes.
Perplexum per iter scandentes alta crepido
Amtracti callis ducit. Vestigia nusquam
Figere tuta licet, salebris obstantibus hirtis.
Sed tamen adscensu poteris pervadere summa
In juga montis & excelsâ tandem arce potiri.
Proximus hic superis mortales despicis omnes,
Ac crepidis subjecta tuis, jam pluria cernis
Oppida cum pagis, cum vallibusæ quoraturis,
Cum sylvis agros, tibi quos vel Silesia prona
Lustrandos sparsim, vel plana Bohæmica præstant.
Quicquid terrarum per millia multa patescit,
[18]
Ex hoc intento, si circumduxerit omnes
In partes visus, speculari monte licebit.
Si vero attollas oculos terrasque jacentes.
Dimittas, stellas propter prostabis Oympi
Fulgentis consors, & felix accola cæli:
Quin jam nimbrorum patriam trangressus opacam,
Nubes sub pedibus quandoque volare videbis.
Sæpe serenus apex, gaudens cœlo undique puro,
Infra se cernit jaculari dira Tonantem
Fulmina, & ignicrepo sylvas quassare tumultu.
Hic sas est penitus templum cœleste tueri,
Astrorumque domos oculo acclinare propinquo.
[19]
Hic catus Endymion Lunæ sublustre cubile
Scrutari posset, posset subducere flammas
Lucigeno soli furto felice Prometheus.
Sed cur spectamus, quæ sunt infraque supraque
Rupem? Cur oculis metimur dissita fixis?
Quod mage miremur varium mons ipse Theatrum
Spectandum dabit. En Capitis pars calva supernè,
Pars est sylvarum tottis hirsuta capillis.
Occiput à Phœbi vultu radiante remotum
Nunquam deponit fenium venerabile, semper
Cœnis conspersum niveis rigidâque pruinâ.
At frons coniferâ late præcincta coronâ.
[20]
Ver nive discussa recipit juvenale quotannis,
Exuit & frondens hibernas barba pruinas,
Solibus icta novis, cum Sirius incubat ardor.
Omnemicat luco, tergumque latusque virenti:
Gibbosas abies humeros attollit acuta.
Enodes ornant ornithoraca patentem.
Sed lumbos pinus succingit opaca verendis
Sylvarum velis, alvum betulla tumentem
Integit inferius frondosi syrmatis umbrâ.
Hic Fauni ramosa domus, Dryadumq; penitral
Panditur; hic agitat Satyrorum turma choreas,
Hic Pan Arcadiæ desertis collibus errat,
[21]
Et nemus argutâ Syringis voce salutans,
Prolicit obscuris recinentem vallibus Echo.
Ipsa per hos saltus venatur dia Diana;
Seu vestiget apros, arcum seu tendat in Ursos
Torvos, seu lyncas cursu pernice fatiget.
Est suus & monti Genius dæmonque celebris,
Quem Rübenzahl indigitat populare cavillum.
Adsolet in varias hic se convertere formas,
In quod nec Proteus mutatus scribitur olim.
Quin se deprendi gaudet gestitque videri,
Nec quenquam lædit, fuerit nisi læsus ab illo:
Tunc etenim sumit sævi cacodæmonisiras,
[22]
Et modo nube nigra tupes involvit opacas,
Insanumque tonat, nimbisque crepantibus altas
Infestat Sylvas, modo diros excutit ignes
Exterretque minis subitis, quicuoque lacessunt
Ludibrio Satyrum montis nemorumq; potentem.
Verum quid refert larvarum dicere monstra?
Visamus potius naturæ dona benignæ.
Ecce quot exesis saliunt de cotibus amnes?
Hâc properat liquidam crystallum trudere Zacus,
Convena Boberidis vitreæ, quæ debet & ipsa
Hercynii montís fætis radicibus ortum;
Illâc úndecumo de fente clabitur Albis
[23]
Albis Teutonidum rector venerandus aquarum.
Quod verò mirêre magis, diffunditur alto
En! lacus in dorso montis stagnante profundo.
Ecquis naturæ miracula talia vidit?
Scilicet in celsis spectatur dia potestas
Clarius: hinc mentes donorum luce coronat
Prælustri, ut mentes sursum tollamus inertes,
Quas defigit humi vanorum vana cupido.
Nunc mihi radicum species herbasq; salubres,
Si potes, enumera, quarum hic est copia major,
Quam vel in Hæmonio saltu, vel Colchide terrâ.
Sospes Hyge legit hic felicis germina partus.
Unde sacram Panacem medicâ parat arte Machaon.
[24]
Cum Nepa lethifero te fixit acumine, non est
Cur à Dictæo Dictamnum monte requiras;
Hic hic invenies herbas, præstare salutem
Certam quæ valeant, pariles virtute potenti
Antidoto, Ponti cui fecit nomina Princeps.
Tantaque totq; gerit bona prodiga montis Oneàs!
Si jam fas esset scrutari viscera cotis,
Vah! quantas tibi Plurus opes ostendere posset,
Si vellet! Latet hic ditissima crena metalli
Ventre cavo. Ferri quæ vis generetur ibidem,
Ardens Schimdberga loquitur Ferraria, postquam
Deferit exustos Æthnæ Liparaq caminos
[25]
Vulcanus, gaudens sudetum incude recenti
Exercere operas & monticolas Cyclopes,
Fusile prætereo stannum atque ignobile plumbum,
Cum limi potioris opes natura recondat
Cæcis sub cryptis. Aurum latitare profundis
In scrobibus, prodit non unus rivulus alto
Descondens luco montis, qui volvit arenas
Inter lucentes auri ramēta micātis.
Isara, te laudo testem; tu pauper aquarum,
Non auri, Medo poteris contendere Hydaspi,
Mendacisq; Tagi veterem confundere famam:
Tu nempè Elysia verus Pactolus es oræ.
[26]
Sed nos fastidimus opes, quas Patria fundit,
Mirari tantum soliti peregrina bonorum.
Sæpe petit pastor montana armenta lapillis,
Auro quos cnpiat potiori Java redemtos,
Qui certent gemmis, quas mittit porta Syenes.
Ergò suas sibi divitias asservat Oreas
Accola quas alacri studio quæsisse gravatur.
Verum defessus lustrando singula tandem
Descendo de Monte sacrô, quem dicere nemo
Sat dignè poterit, quamvis superaverit ille
Tantum facundo reliquos modulamine vates,
Quantum transgreditur Sudetos vertice cunctos
[27]
Ipse Gyganteus, major qui laude supremâ.
Quin aures dudum mihi vellit cantor Apollo
Et monet: Haut humili fas est extollere Musâ
Montem tam celsum, qui laudes æquat Olympo,
Et decus Hercynii saltus sibi vendicat omne.
Vox tua non tangat cœlos, quam stridula lotus
Difflat, & in tenues vagus Eurus dissipat auras.
Ex alto gravis est lapsus. Periére Gigantes,
Connisi Superū sacras invadere sedes.
Si sapis argutæ vallis sectaberis umbram,
Et streperi caput ad rivi prostratus in ulvâ
Do ductum tenui canna modula beris asma,
[28]
Quod doceat recitare nemus resonabilis Echo
Pareo, & ex humili veneratus Oneada celsam
Clepite, quà pronum rigni pes lubricus amnis
Sulcat iter, tutus per plana vagabor agrorum.

Das ist:

Du heiliger Hartz-Waldshayn / und ihr Sudeten Wälder /
Gebt hochgeneiget zu / daß ich auff eure Fälder /
Und Berge / meinen Fuß in Demuth niedersetz'
Und / wie der Orfeus auff dem Hamo, mich ergetz'.
Ich bin kein Raubers-Mann / daß ich mit Axt / und Beilen
Hieher betrieglich käm Euch etwas ab zu keilen:
Nein: ich bin ein Poet ein guter Gottes Mann;
[29]
Und kom ietz gleich von Hauß / vom Riesenberge an
In willens / Euch hieselbst / als Landsman / zuerwischen /
Und Faßnachts Opffer thun / in den geweyhten Büschen.
Last mich also hinein / Ihr Förster / in das Holtz;
Und du Berg-Jungfer sey auch gegen mihr nicht stoltz.
In übrgen trollet Euch / ihr Dichter / die ihr sonsten
Die Kunst ins harnisch bringt: und mit den Sinngespensten
Euch nur bekümmern wollt; die ihr zur Rüstung zieht /
Damit ihr grosse Krieg' aus euren Federn sprüht.
Viel sicherer ist es traun umb die Hirten-Geister /
Daß ihnen zugefall ein Dicht und Versen Meister
Die Pfeiffe wacker rühr / und mit den hellem Rohr /
[30]
Nicht gar zu sparsam sey / bey Felder-Nymfen Chor.
Viel sicherer ist es / die frischē Büsch' empfinden /
Vnd aus dem grünen Laub' der Fichten Gräntze winden.
Vnd zwar bedarff man hier der Berg' in Griechenland
Auch nicht so sehr / weil sie von uns weit abgewandt.
Sieh' nur ein wenig auff! so wirstu hie imsitzen /
Fast viel Parnassus seh'n; und Heliconen Spitzen;
Worauff in stiller Ruh' die Eich-Göttinne wacht'
Vom Pöbels-Volck entfern't / und' scharffe Sinnen macht.
Da will ich mich bey sie, ein wenig niedersetzen /
Vnd an den Bircken-Baum im Schatten was ergetzen:
Ja / so d' Wald-Patron mir wird was gutes lehr'n:
[31]
So soll man auch von mir ein wacker Liedgen höhr'n.
Nun / ihr Sudeten Berg' / last Euch ga leise finden /
Wen Eür Gehöltze sich ietz und wird unterwinden /
Auff die Abwechsels Art / den abgeschickten Schall
Klugs / wiederumb zu dreh'n / durch einen gegen Hall.
So sollen Eure Zweig mit unverwelckten Laube /
Viel hocherhabner seyn / als Pindus seine haube:
Ja / unterm Hartzgebirg' / solt ihr den grösten Ruhm /
Vor andre alle han / durchaus zum Eigenthumb.
Es ist ein Berg / der hie die Schlessche Gräntze scheidet /
Vnd auff der einen Seit' / das Böhmer-Land bekleidet;
Daselbsten / wo d' Hartz gen Süden die Sudet
[32]
Hin lencket / oder selbst nach Mittag werts hingeh't.
Der selbige ist so groß / daß er mit seinen Spitzen /
Das hohe Sternen-Dach von ferne schein't zustützen;
Daher Er auch wohl kan der ander Atlas seyn /
Vnd ein Olympus Berg / nach unsern Augen-Schein
Auff diesen / wie man hört / hat sich vor alten Zeiten /
Der Riesen-Hauff erkühn't dē Himmel zubestreiten;
Wie Cæus seine Stern mit Felsen stürmen wolt'
Vnd auff die Götter zu der Mon'chus Büchen roll't.
Vnd wie solt' dieser Kampff auff den Thessalschen Hügeln /
Vorweilen seyn gescheh'n / als wie die Griechen klügeln?
Für war sie seyn sehr klein / und niedrig zu der Sach'
[33]
Daß ich der Albern Tand auch manchesmahl verlacht'.
Denn leg nur Pelion auff Ossa, gantz herüber;
Thu' auch den Arhos, und den Rhodope, noch drüber
Vnd sich' bedachtsamm zu / ob nicht des Schneekips-Schein /
Vnd die Sudetsche-Spitz / viel höher werde seyn?
Vnd eben ümb den Streit / den man dem Berge gönnet /
Ist Er von Alters her / auch Riesen-Berg benennet:
Der alle Alpen weit in Schlesien über steig't /
Als der Cypressen Baum bey weyden sich erzeig't.
Denn / siehstu nicht vō fern' wie gleichsam die Gebrüder
Von den Sudeten Stam ümb Ihme / all' und jeder /
Als einen König steh'n? traun / es bedüncket mir
[34]
Als hebe sich empor d' Apenin alhier
Vnd wie die Alpen da / wodurch er sich vormahlen
Mit Essig Hannibal / und seine Völcker / stahlen /
In Welschland hie und dort den höchsten Alpim geh'n
Vnd als die kleinen Zwerg ümb einen Riesen stehn.
Pack' dich nun immer fort du Asien Gepränge /
Mit deinen Caucasus, und des Imavi Länge:
Es mag auch Carpathus in Daziā rühmlich seyn /
Vnd die Pyrenen bey der Spanischen Gemein.
Den Teutschen aber steh't des Südschen Hartzes Giebel /
Und die Sudeten Spitz' zu loben gantz nicht übel;
Weil Ihr der Ida weich't / wo Phrygien mir prang't:
[35]
Vnd Taurus, dessen Haupt biß in die Sterne lang't.
Dieselbe Landes-Wart / von der wir nun so reden /
Er strecket weit und breit gen Norden / da die beeden
Bekandte Bähren steh'n / die ranche vor der Seit' /
Vnd auff geschwollne Brust / so schwerlich reisen Leid.
Denn wer die Steile Klipp gedencket zuersteigen;
Der muß gar kunterbund sich hie und darhin beugen /
Vnd krumme Schliche geh'n / auff ungebahnte Bahn /
Da er auff Stein und Gruß gar offt nicht fussen kan.
Doch / obs schon ungemach / und saure Tritte kostet /
Vnd man sich gleichsam fast im heisen Schweise rostet;
So kans gleichwohl geschehen / daß man das höchste Ziel
[36]
Ein mal erklimmern kan / nach langen Schweiffen-Spiel /
Wenn man den Göttern nun auffs nechste ist gekommen /
So kan was irdisch ist / gar schön in acht genommen
(Das tieffe / oben) wer du: hie schaut man unter sich
Viel Städte / Dörffer / Thal / bekandt und wilde Schlich' /
Viel Wälder / Felder / Auen / die dir der Böhm gareigen
Und Schlesien auch sonst / auffs ebne köndte zeigen.
Ja alles / was umbher ist auff viel tausend Schritt
Gelegen / kommet hier ins Aug' auf einen Tritt
Erhelstu aber in die Höhe dein Gesichte
Von dannen / Erden-auff; so sichstu / wie das lichte /
Und Strahlen reiches Heer umb deinen Kopffe schein't;
[37]
In dem das Sternen-Dach sich umb dich nimmer zeunt.
Ja / wie ein Himmels Mann / hastu die Regens-Länder
Jetz unter deinen Fuß / und kanst da den Calender
Auff das Gewölcke stell'n / wenn du die Wasser-Faust
Viel Stuffen niedriger die Lufft durch Segeln schaust.
Denn offt ists oben klar / und feines heiter Wetter /
Doch merckt mann unten her den Zorn der Donner-Götter:
Es blitzt und kracht der Wald / es saust das Ungestüm /
Es schmeist der Jupiter umb sich mit Keilen-Grimm
Auff diesen Zinnen kan ein Sinn auch nach Belieben
Sich in der Wissenschafft Astrææ wacker üben:
Hie könt' Endymion ins Bett' zum Monden gahn;
[38]
Prometheus könt' auch hier vom Phœb Feur empfahn.
Doch was bekümmern wir uns lang' umb das / was oben /
Und unten dieses Bergs von weiten ist zu loben?
Weil solcher Fels an sich allein ein Schauplatz heist /
Und sehr viel wunder Ding uns in der Nähe weist'.
Denn sieh' ein Theil des Häupts ist zimlich kahl von Haaren /
Dem andern aber ist viel Rauchheit wiederfahren /
Von Stauden und Gebüsch / von Hecken und Gestrauch /
Die Hirnschal ist also ümbs ander rauch und gleich.
Der Hintertheil des Kopffs / dē Phaetontis Strahlen /
Und Titans Fackel / nicht vermögen zubestrahlen;
Ist allzeit weiß und gräiß / von Froste / Reiff und Schnee /
[39]
Daß durch das gantze Jahr zuschauen auff der Höh'
Das fördere aber / so sich gleichsam einer Stirne
Vergleichet / und zugleich die Crone umbs Gehirne
Herümb gesetzet hat; das legt zur Frühlings-Zeit
Sein Alter jährlich ab / und wird davon befreyt.
Es wird verjüngert / und in neuer Form gestaltet
Der Bart herunter werts / so auch vorher erkaltet /
Wird umb die Sommers-Zeit / wenn Sirius herbey
Sich findet / von der Wust des grauen Winders frey
Da blüht der Rücken / und die Seit von grünen Mäyen
Die Schultern pflegen auch mit Tannen sich zufreuen;
Die Brust zeügt Büchen Laub / die Lenden Fichtenbeut /
[40]
Den Bauch und förder Fuß bedeckt das Bircken-Kleid.
Hie ist der Fannen-Lust / und Dryaden behausen;
Hie tantzen auch als denn die Satyri im Sausen:
Hie schweifft d' Pan herumm / und lest Arcadien steh'n /
Auch macht er mit der Pfeiff ein Wiederschalls-Gethön.
Es hetz't Diana hier mit Lust in diesen Büschen /
Und fänget manches Schwein; auch kan sie hier erwischen
Nach Lust viel Zottel-Bähr / viel Luchs' / und was sonst mehr
Zum Jäger-Vieh gehör't / und zu den Wilden Heer.
Es hat der werthe Berg auch seinen Schatz-Verwalter /
Vnd eigenen Schutz-Eng'l Beherscher und Erhalter;
Den das gemeine Volck / aus Schimpff / den Rübezahl
[41]
Zu nennen ist gewohnt / theils hie theils überall.
Derselbe pfleget sich in sehr viel mehr Gestalten
Als vormahlen Proteus kondt' / erscheinend zu verhalten;
Ja er hat Lust daran / daß er sich jemand Zeig'
Und in der Wanderschafft sich zum Geferten neig'.
Doch ängstet er niemand / und giebet keinen Schaden;
Es sey denn / daß er erst mit vielen Spott beladen /
Und angegriffen wehr; da hat er Teuffels-Art /
Und bring't ein Regen auff / da ist kein Plitz verspaart.
Er donnert daß es knall't / und geust mit grossen Güssen
Auff die Verächter zu; die es da lernen müssen /
Das Hohn verdrießlich sey: ja er schenckts keinem nicht /
[42]
Der ihn geäffet hat / und Schmäung zugericht'.
Doch wozu nützet es / von dem Gespenst zu thalen?
Es kan ja die Natur viel mehr noch fürder pralen /
Und ihre Gaben uns auff dieser Felsen-Zunfft
Schön zuerkennen geb'n / zu schärffen die Vernunfft
Und zwar so sieht mann schon viel Bäche aus den Steinen
Herfür geqvollen hier: Es nimpt aus diesen Schreinen
Der Zacke sein Krystall / und hellen Wasserguß;
Auch hat der Bober-Strom von hier den Uberfluß.
Ja es hat ihrē Brunn / und Ursprung auch die Elbe /
Die Elb' als Königin der Ström' / aus dem Gewölbe
Des hohen Riesen-Bergs: da springt die Elb' heraus /
[43]
Mit Eilff Brunn-quellelein / die Sibenahnen drauß
Noch ferner ist es auch ein Wunder-Werck zunennen /
Daß auff des Berges Rück'n ein Teich ist zuerkennen:
Denn wer hat solches Ding sein Lebe je gehört?
Doch hat Gott auff der Höh' die beste Krafft beschert.
Und daher kömpt es auch / daß Gott die Zinnen zieret /
Und dadurch unsern Sinn zu sich hienauffwerts führet /
Die sonsten an die Erd der Geitz zubinden pfleget;
Wenn er der Menschen Hertz aufs Geld darnieder legt'.
Nun wende dein Gemüth / auff Wurtzeln und die Kräuter /
So hie verhanden seyn / und sey ihr anzahls Deuter /
So du was rechen kanst: in dem ein grösser Schatz
[44]
Allhier zugegen ist / als auff des Hæmons Platz.
Ja vielmehr hat es auch / als Colchis je mag haben /
An Blumē; welche theils die Schwāgern können laben /
Theils dienē sie auch dem Machaō zur Artzney /
Und wie der Natter-Gifft / und Schlangen-Büberey.
Du darffst nun also nicht Diptam von Dicta nehmen;
Hie / hie erlangstu Kraut die Kranckheit zubezähmen /
Das zur Gesundheit hilfft: je Kraut / das so viel thut
Als sonst der Mithridat: Es ist alls köstlich gut.
Wenn es sich leiden wollt / sich tieff hienein zustecken /
Und auch das Eingeweid' einwenig zu bedencken:
Hilff Gott! was würde uns für Reichthumb Plutus zeig'n /
[45]
Was würden sich für Schätz' im Schoß' der Erd' ereig'n.
Es ist traun viel Metall und Berg-Werck drinn verborgen:
Und zwar das innerlich auch Eysen zu besorgen /
Behauptet Schmiede-Berg; dieweil Vulcanus da
Die Schmiede auffgericht't / wie er in Lipara,
Und Æthna seine Aß' und Feuer Herd verlassen;
Und nun Beliebung hat die Zange hier zufassen /
Und mit dem Hammer auff den Amboß ietz allhier
Umb unsern Riesen-Berg / zuschlagen trägt begier
Es ist auch Zinn und Bley im finstern Bauch verschlossen;
Weil öffters die Natur das schönste werck gegossen
In tieffe Grüffte hat: ja was noch mehr kan seyn /
[46]
So lieget zweiffels ohn auch Gold in diesen Schrein;
Weil nicht nur eins allein von Wassern solches zeuget /
Daß aus den Walde rinnt / und von den Berge steiget;
Besondern weil es viel bekräfftigē in dem
Sie gülden Sand mit führ'n; das sie macht angenehm.
Dich Iser ruff ich an allhier mir bey zuspringen /
Der du zwar Wasser-arm / doch reich am Gold-mit bringen:
Du kanst Hydaspi leicht benehmē seinen Ruhm /
Und Tagum schimpffen / du Elyser Eigenthumb
Doch ob hier schon genug; so ist uns dennoch leider!
Das eigne Gut nicht gut / und seyn des Fremden Neider
Zum öfftern mags geschehn / daß der Hirt einen Stein
[47]
Nach seinem Viehe wirfft / der Javisch Geld kan seyn:
Ja solche gute Stein' / die noch wohl edler weren /
Als / die uns weit heraus das China thut bescheren.
Und dieß gering Schätzung ist Ursach / wie man meld't
Daß die Oreas Ihr den Schatz allein behelt.
Doch sey dem wie ihm woll' / ich bin schier abgemattet /
In dem ich gar viel Werck des Berges abgestattet:
Der halben steige ich nun endlich wiederumb
Herunter von den Thron / und stille meine Stimm.
Weil keiner würdig gnug denselben kan beschallen /
Wenn man ihn gleich so hoch könt über alles stallen /
Als wie der Riesen-Berg sich über die Sudet
[48]
Zustemmen richtig weiß: der über alles geht.
Zu dem so zwacket mich auch Phbœby bey den Ohren /
Daß ich den grossen Berg soll lassen ungeschoren;
Als welcher Himmel-hoch sein Lob erstrecken kan /
Und den zur Sattsamkeit nicht lobet jederman.
Ja welcher auch die Kron des gantzē Hartzes heisset;
Wie kan den / sagt' Apoll' / ob sie sich schon befleisset /
Die Stimme deines Rohrs / recht hoch erheben? Geck /
Der Wind der geht zu starck / und treibt den Schall hinweg.
Er wird sein Leben lang nicht in den Himmel steigen;
Er fällt: ein schwerer Fall ists aber sich so neigen.
Die Riesen / traue mir / wie sie zum Götter-Schloß
[49]
Hinauff werts drungen / fiel auff sie ein harter Schoß.
Bistu recht witzig / so begib dich in den Thalen /
Zum kühlen Wasser-Quell / mit dein Gethön zupralen;
Und fing' ein niedrig Lied von was geringer Sach':
Da pfeiffe daß der Wald mit sammt den Bäumen krach.
Gar gern / sprach ich / ich folgt / und neigt mich zur Erden /
Nahm auch die Demuth an gebückt mit den Geberden /
Und schlich dem Flusse nach / der gleich vor sich hin fleust
Gieng hin ins ebne Feld / wo kein Gefahr sich weist.
Biß hieher unsere schlechte teutsche
Entwerffung oder Ubersetzung des fürtrefflichenCarminis.

In übrigen ist zuwissen von den Riphais, oder Riesen-Gebirge: daß / [50] wenn es eigentlich soll vor Augen gestellet / und ein wenig genauer oder mercklicher vorgebracht werden; nicht wenig Stücke bey solchem in acht zu nehmen vorlauffen. Das meiste aber könte vielleicht so verfasset / und theils aus den Vorigen recapituliret und epitomiret, theils auch auffs neue vorgestellet werde:


Singularia Riphæorum:


1. Greiff.
2. Edelgesteine.
3. Offentliche Teiche.
4. Gold.
5. Rübe-Zahl.
6. Amnes oder Flüsse.
7. Prognosticon.
8. Historie vom Riesen Kriege.
9. Immer wehrender Schnee.
10. Artzney Kräuter.

1.

Was die Greiffen belanget / so sind [51] etliche in d' Meynung gewese / als wenn auff dē Riphæis (doch haben die alten Autores die Hyperboreos montes, oder Norden Berge gemeinet etc.) sich solche auffhielten. Aber Autor der Abendtheuer der natürlichen und künstlichen Sachen von Sina und Europa cap. 45,p. m. 810. dieses Gedichte verworffen; Nemlich daß keine Greiffen seyn sollen auff den Riphais, so unter den eussersten Nord sind gedichtet worden. Was sonsten die Schlesischen Riphaos betrifft / haben solche endlich auch nicht dergleichen gedichtete Monstrosische Thiere / nemlich die Greiffen: So ist doch bekant aus den Schwenckfeld in Hirschbergischen Warmē Bade / daß einsmals ein Luchs drauff ergriffen worden.

2. Was die Edelgesteine anlanget / so redetSchwenckfeldius in Silesia Geograph. so viel davon:Gigantæus [52] mons etiam propter metalla & lapillos clarus, etiam ab Italis scripto celebratos; Hactenus Auri, argenti, Æris, Germmarum, indicia ostendit, magnum utilitatis fructū nondum præbuit. Memini ex remotis terris Metallicos, venas ejus metalli feraces corio nudasse, actisque cuniculis magnis impensis aperuisse; sed frustrata spetandem desertis cuniculis abiisle. Mineræ ejus, licet æris argenti sint feraces; attamen cum sint durissimæ, & Cadmia metallica sive Cobalto refertæ, in excoctione metalla utilia igni depereunt. In ejus convalle. Im Riesen-Grund / Teuffels Grund / Geldgrund / Auri ramenta lavantur. Das ist: der Riesen-Berg ist unter andern wegen das Metallwerg und Edelgesteine berühmet /und auch von dem Welschen in Schrifften heraus gestrichen: Er hat uns zwar bißhero [53] Anzeigung gethan /das Gold / Silber / Ertz und Edelgesteine drinnen mögen verborgen liegen; Aber sehr grossen Nutzen hat man noch nicht drauß bekommen. Ich kan mich erinnern / daß aus frembden Ländern Berg-Leute gekommen seyn / und allerhand reiche Metall-Adern mit den Leder entdecket haben / und mit grossen unkosten darnach gegraben: Aber nach dem sie sich betrogen gefunden / haben sie die Schachte verlassen / und seynd wieder darvon gewandert. Ob zwar die Mineræ, viel Ertz / Silber und Gold in sich haben; Doch weil sie trefflich hart seyn / und mit Gallmey vermischet /so verschwindet das beste Metall in Feuer etc.

3. Von den Teichen / deren sonderlich zwey seyn /redet Caspar Schwēckfeld in Hirschb. warm. b.p.m. 164. also zweene See sind auch umbs Riesen Gebirge nach der [54] Seiten zusehen: Unter welchen der grössere und höhere der grosse Teich genennet wird; Ist gar an einen wilden / wüsten / und Einöden Orte gelegen. Das Wasser ist schwartz und finster anzusehen / giebet keine Fisch. Der kleinere Teich aber /etwas niedriger / hat herrliche / und an der Farbe gar schwertzliche Fohren / leuffet aus und vermischet sich mit dē Arendorffer Wasser / und Commitzer Bach / welche bey Schildaw in die Bober fället. vide eadern latinè ap. Aut. in Geog. Sil.

4. Vom Golde und anderen Metallen ist schon zur Gnüge vorher gered worden und kan weiter davon nach geschlagen werden Schwenckfeldius l. 3. de fossilibus Silesia p.m. 366. etc.

5. Vom Rübezahl wollen wir drunten absonderlich handeln.

6. Was die Flüsse belanget / so auff dem Gebirgen dieser Gegend [55] entspringen; so sind die fürnembsten diese / nach Schwēckfeldē im hirschb. warm. b.p.n. 164. die Aupe / Elbe / der Zacken / die Mumel / die Iser der Bober / und Queiß / von den Quades, deren etliche in Böhmen sich lencken: Ander Schlesien befeuchten / und sehr gute Fische von Föhren / Aschen /Gründlen oder Schmerlin / Barben / Ockelein / Häselinge / Kressen / Krebse / und dergleichen mehr geben.

Eben diese Flüsse erzehlet auch auff folgende Art /der Rübezahl:


Rivus Queis.

Iser.

Bober.

Elbe.

Mumel.

Zacken.

Aupe.

Lacus Catti, oder Katz-Bach / welchen Schwenckfeld in Siles. Geog. hinzu thut / und hingegen die Mumel aus lesset.


[56] Unter diesen Flüssen allen / ist uns der bekandste /und beruffneste / die Elbē. Von welcher der teutsche Schwan Opitius im vierdten Buchs der Poetischen Wälder p.m. 285. den Buchner also singen lest:


Hat diß Gebirge dann den Nahmen von den Riesen?
Entspringt mein Landesstrom umb diese schöne Wiesen?
Du suchst dir ja den Weg zur Mulde gar zu weit /
Und hast aus ihr geschöpfft, o Elbe / Noth und Streit.

Von solcher Elbe sollen uns etliche berichten / daß sie ihrem Nahmen habe gleichsam durch Letterkehr aus den Slavischen Worte Labe, vide Carolum Stephanum in Dict. Geogr. p. 798 welcher saget daß die Böhmen ihn also heissen. Adde Philippum Clüverium in Germ. aut. p. 715. Matthiam à [57] Sudetis de origine Slavorum. Etliche sagen / als Scaliger l. 6. poet p 845. das Albis sey qs. halbis / weil sie mitten durch Teutschland gleichsam gehe / und solches halbire. Andere führen es her von den Alpibus Mejerus in Carmin. s.p.m. 46. gleichsam von Elviná Cerere, Juven. sat. 3. v. antep. Besser aber geschiehet die derivation des Rivi von der Zahl eilffe / wie dafür heltFabricius in Misn. Faber in Lex. p.m. 33. undSchickfusius in der Schlesis. Chronike ub. 4. p.m. 17. 18.

(Item die Elbe) Eben dergleichen Hauptfluß ist die Elbe / welche auch in Schlesien auff der Mehdel des Nevorischen Gebirges / zwischen zweyen hohen trefflichen Bergen / derer einer die Schneekippe inBöhmen / der ander in Schlesien ist / ihren Haubtbrunnen hat. Dabey zumercken / das Navor vorzeiten ein altes Schloß gewesen welches in einē [58] grossen ebenen Platz / da man noch etliche Pflugbette siher / gelegen hat. Oben ermelte Gegend wird auch genennet auff der Mehdel / weil vor vielen Jahren daselbst einMägdlein / so sich verirret / bey einem Stein oder Felsen todt gefunden worden / welcher Fluß hernach hiervon der Mehdelstein / und der Elb Brunnen von etlichen der Mehdelbrun genennet wird / weil beyde der Mehdelstein und Elbbrunnen nicht weit voneinander liegen.

(Eilff Brunn bey dem Ursprung der Elben.) Mehr ist allhier zu mercken / daß bey dem Ursprung derElben noch eilff Brunnen herfür treten und zusammen kommen / welche alle heutiges Tages nach fleissiger Erforschung des Herrn Michaelis Bavari zu Arnour allerhöchst an der Elbe Wohlverdienten Pfarrherrs ihre eigene besondere Nahmen haben Als:


  • [59] I. Der Ellbrunn / Weißbrunn und Mehdelbrunn
  • II. Der grosse Seiffen / bey der Rahsen Wiese.
  • III. Der Goldseiffen in dem Gold-Grunde.
  • IV. Die grüne Seiffen in dem Leitgraß / beym breiten hohē Stein.
  • V. Der krumme Seiffen auff der Kräuter Wiese im Satenbaum gestrauch.
  • VI. Der Jehrseiffen beym Mittags Stein im Rabenzagels Nest.
  • VII. Der Wechselseiffen in Eichelgrunde beym Rupertsstein.
  • IIX. Der Hirschbrunnen im Thiergarten / beym rothen Buchberge.
  • IX. Der rothe Fluß im rothen Grunde.
  • X. Der Sperberseiffen hinter dem Bretgraben in der Schromer-Gruben.
  • XI. Der Quaritz Seiffen.

[60] Diese eilff Seiffen oder Flüßlein kommen all zusammen aberhalb der grossen Clausen / da' man das Wasser zu holtzflösse samlet / nicht weit von der berühmten Silberzeche St. Peter genandt / da ist gegen dem Morgen der Teuffels-Grund / darin die Elba nicht kommet / sintemal den Elbbrunnen oder Weißbrunnen seinen eigenen Thal / gegen dem Abend einnimbt / welcher der Elbgrund genennet wird.


(der Elben Gange auff Städte)


Diese beyde Teuffels- und Erbgründe stossen zusammen / ohne gefehr vier Büchsenschüsse von abgenanter S. Peter Zechen / nicht weit von der alten Clausen. Aus denselben Clausen Graben gehet der rechteElben-Strom von dem hohen Elben Eisenbergwerck (Altenberg genant) unten fürüber / nimbt etliche Gebierg Wasser an sich / biß auff das Städtlein [61] hohenElbe / von dannen fleist sie auff Pelßdorff / Münchsdörfflein / und das alte Kloster S. Procopii, und also fort an auff Jaromihr / Prag / und weiter aus dem Bohmerland mich dem Niedergang in Meissen auf Dreßden / in Sachsen auff Torgau / Wittenberg / imAnhaltischen auff Dessau / item auff Magdeburg /in der Marck' auff Tangermünden und Havelberg /dan förders auff Hamburg / und endlichen in dasdeutsche Meer.

7. Weiter / so ist auch dieser Berg (nach Henelium d.l.) ein Vorbote des Gewitters / und gleichsam ein natürlicher Calender: Daher er auch in gemein / der Schlesier Wetter Zeiger heist / nach den Schwenckfeld in Georg. Siles. Wenn er also saget: Vulgus ex hoc signa tempestatum & serenitatis petit: ea propter ventorum tempestatumque quast [62] index ac monstrator, der Schlesier Wetter-Zeiger vocatur.

Welchen Nahmen etliche auch dem Zoten Berge (daß er den Reisenden od' Wandersleuten gleichsamnachzottet und sich in diesen Lande weit und breit sehen lesset / zu Latein Asceburgium bey dem Ptolomæo infrà hôc librô quarto c. 11. in princ. sonst Zabothus, mons Zotensis, Silensis, oder Silentius, welchen letzten Nahmen der Eremita Pancratius Vulturnius Hispergensis in seninem carmine de Silesiâ, so schon 100. Jahren nemlich Anno 1506. zu Padua publiciret, ganz lieblich eingeführet. Bißhieher Schickfusius l. 4. in der Schlesischen Chronicke p. 12. 13. Adde Schwenckfeldium in Silesiogr. de monte Zabothô) zuschreiben. Faber saget dieses:


Vicini hinc Gentes ovacula certa futura
Tempestatis habent; solitô si tristior ardens
[63]
Obnubit fumis caput & nigrantibus atras
Pinubus induxit nebulas: ruere omne videbis
In pulvias cœlum, & subitis furere omnia nimbis;
Diffugere agricoles, pecudesq abducere pratis
Pastorem, aut patulæ stabulare sub arboris umbrâ,
Nec temerè ambiguo subductas reddere cœlo,
Raresceus nisi deponat vitamque nigrasque
Placatus nubes, fumosque irasque remittat.

Hactenùs Henehus d.l. sequitur jam nostra Versio versum:

Von diesen Berge nimpt das
Landvolck wahre Zeichen
Des Ungewitters ab: denn so ihn rund umbschleichen /
Unnseinē obertheil die schwartzē dämpft unnhilln
So pflegt der Regē bald dz gantz Feld erfüllen.
[64] Da fleugt der Ackersman: der Hirt treibt seinen Hauffen
Von Wiesen unterm Baum; denn er nicht wieder lauffen
Von dannen eher lest / es hab denn dieser Berg
Das tunckel weg gethan / und alles Nebelwerck.

Bißhero vom Schlesischen Wetter Zeiger: Doch mercke daß hin unn wieder anderswo auch der gleichen seyn: nemlich solche Berge / von welchen man das Gewitter / gleichsam als aus einen Calender / abnehmen kan. Die berühmtesten und uns bekantesten /sind vielleicht folgende / Als:


1. Riesen Berg.
2. Ulympus.
3. Blocks Berg.
4. Zottel Berg.
5. Aitero.
6. Lustige Peters Berg.

[65] (1.) Von Riesen-Berge ist der Bericht schon vorgelauffen / welcher uns Anlas gegeben hat / von folgenden andern ein wenig zu reden / als da seyn.

(2.) Ulympus oder Olympus, ein hoher Berg in Thessalien / welcher gleichsfalls / nach etlicher Scriptorū vorgeben Zeugnüsse des Gewitters zuverstehen giebet.

(3.) Von Blocks -Berge vermeldet das seinigeWendelinus Helbachius Poëta, beym Kormanno in monte Veneris c. 77, p.m. 379. 380.


Numen, inest erenim cœlestis & Hexis in ipso
Qui preffit claros, imbriferosque dies.
Esque Cheruscorum sic practica certa, magisque buic,
Quam qui sunt celebres, creditur, arte Poli.
Nam si manè caput nebulâ degit atque tenebru,
[66]
Aut pluvias aut fert nubila sive vives
At si depositis videt ardua lumina Solis
Nubibus, est certò clara futura dies.

Das ist:


So ist auch überall allda /
Der selbig Berg in Practica /
Der Landleut / welche offt ohn irren /
Gut Wetter daher practiciren;
Dann Wann ein starcker Nebel trifft
Recht solchen Berg wie ich bericht /
So fällt gewiß denselben Tag
Ein Regen / ist wahr wie ich sag.
Wenn aber solcher Berg gantz frey /
Ohn Nebel ist ohn alle Scheu /
So folgt ein schöner heller Tag /
Als dann darum ein jeder mag /
Mit Freuden an sein Arbeit gahn /
Auch wanderen / reitten / und als dann /
Noch weiter / daß für solche Zeit /
Gott werd gedanckt in Ewigkeit.

(4) Von Zottel Berge ist das seinige allbereit dargethan

[67] (5.) Vom Aiteron redet Wolffgangus Heiderus orat. 26. vol. 2. p.m. 1214. also: In mediteraneis Thuringia eminentissimum esse videmus Aiteronem montem propè Vinariam, qui accolis signa minimè fallentia date solet omnium ferè tempestatum. Ejus enim piniferum caput, si purum & illustre sit, aetis quietem, & cœli serenitatem certò sibi pollicentur: sin nubilum, triste obscurum, ventos augurantur, & pluvias sperant vel metuunt & rarum est, ut hæc prognostica vulgatia δημιόδη populum fallant.


Das ist:


Fast mitten in Thüringen sehen wir einen sehr hohen Berg / den Aiteronem, bey Weimern / welcher den Beywohnern unfehlbahre Zeichen geben soll fast aller Gewitter. Denn so desselben Spitze / daruff lauter Fichten seyn / hell und klar ist; so vorgewissern[68] ihnen die Leute gutes stille Wetter: Wenn sie aber dunckel / unlustig und neblich aussiehet; so befürchteten sie sich der Winde oder des Regens. Ja es geschiehet selten / daß diese Bauer Practica nicht eintreffen soll.

(6.) Vom Peters Berge weiß der gemeine Mann nicht weit von Halle das seinige zur Gnüge zu reden.Confer Heiderum vol. 2. orat. 28. p.m. 1209.

Wir haben nunmehr gnug vorgebracht von den Riesen Gebirge / so ferne es mit den andern von Wetter Propheceyung thut. Hierauff folget nun fürter

8. Die Historie vom Riesen-Kriege oder Giganto-machiâ, davon vielleichte das Gebirge eigentlich seinen Nahmen mag haben / wie wir aus dem Fechnera sehen vorher gehöret haben / und noch ferner solche[69] Meinung (unter andern Sachen / da von dieses Gebirge mag gerühmet werden /) auch bekräfftiget der fürtrefliche teutsche Poet / und Uhrheber unserer Muttersprach Opicius p.m. 278 Viertes Buchs der Poetischen Wälder / in der Schäfferey von der Nympfen Hercinie: die andern Musen hatten sich unter dem lesen alle hienaus verlohren / Hercinie aber / Ihr hirten / sagte sie / so viel ist Menschlichen Augen allhier zubesichtigen erlaubet / und ihr werdet mit meiner und meiner schwersten anietzo erzeigten Gunst vergnüget seyn. Also führte sie uns durch ein anders Thor in eine Höle / die zuweilen enge war / daß wir fast nach der Seyten durch gehen musten zuweilen aber viel Thäler und Berge in sich zuhalten schiene. Nach dem wir eine gute Weile also gegangen waren /kamen wir an einen fast heissen Ort / voll schweffelichten [70] Dampffes / zu dessen beyden Seyten ein knallen und brausen gleichsam eines auffkochenden Wassers / und ich wuste nicht was für ein Gethöne gehöret ward. Uns war nicht allermassen wohl bey der Sache /ich habe / fieng aber die Nimfe an / euch nicht ohne Ursach an diesen Ort geführet. Wisset daß Sicilien nicht allein Cyclopen / und Thessalien Titanen getragen hat; es liegen allhier zween mächtige Giganten / welche sich eben wie jene an den Himmel zu vergreiffen unterstanden / und von den Göttern unter diese Klüfften sind verstossen worden. Sie haben den Geschmack des Schweffels noch anietzo nicht verlohren / und rieche nach dem Blitze und Donner / darmit sie Jupiter hat herab gestürtz / aus ihren Rachen lauffen starcke und hitzige Ströme / die dennoch aus gnädiger Verordnung der Unsterblichen zum besten [71] der Menschen gereichen / und nicht weit von hier mit zweyen heilsamen Quellen in dem Gebiete ietz gemeldeten Heldens entspringen müssen. Es solte mihr auch unschwer seyn / euch zu ihrer ungeheuren Cörpern zuführen / wann eure blöde Augen und Ohren das scheußliche Anschauen und brüden vertragen könten. Lernet aber gleichwol / daß die jenigen die sich den Himmel anzutasten vermessen / von dem Himmel verstossen / und von der Erden verschlungen werden. Als wir nun unter wehrenden Gespräche gleichsam berg an gegangen waren kamen wir an den Ausgang einer Höle / darein der Tag sein Strahlen /mit vollem Scheine fallen ließ; Hercinie aber verschwand ehe wir es gewar worden / und kam uns weiter nicht zu Gesichte. Wir wendeten uns gegen der Gretten / und ehrten die Nimpfe und den Ort / darinnen wir so merckliche [72] und wunderbahre Sachen gesehen und erfahren. Ob uns auch zwar die Gelegenheit des Gefildes da wir heraus gegangen etwas seltzam für kam / so kunten wir doch aller Beschaffenheit nach fast erkennen / daß wir eben an der andern Seiten des Berges / wo wir zuvor hienein gelassen worden / seyn musten / stiegen also gemach und gemach gegen der Spitzen zu. Wir waren noch ziemlich ferren von der Höhe / als sich bey so lieblichen Wetter dennoch ein dünner schnee sehen ließ / der aber auff der Erden / alsobald zu Taue und Wasser ward. Weiter hienauff war es gantz heiter und stille; da wir dann nachfolgendes Gelübde in einen Lindenbaum eingeschnitten funden:


Du Geist der du allhier bewohnst den öden Plan /
Du seyst auch wer du wilt / wann ich voll bringen kan
[73] Was mein Gemütlle sucht durch deine Kunst und Rath
So will ich dier allhier an dieser grünen Stadt
Erhöhen ein Altar / dar auff zur Danckbarkeit
Ein Opffer das du liebst soll brennen jederzeit
Du Riesen Herr / du Artz / du Berg-Gott / komm herfür;
Der jene so dich ehrt erwartet deiner hier.

Dieser / sieng Nüßler an / hat sich auch bereden lassen / es sey ein Rübe-Zahl allhier / wie ihn die jenigen nennen / die ihn nie gesehen haben. Wir sind eben auff den rechten Ordte / gab ich zur Antwort / da er seyn soll / und nicht ist. Ich habe gleichwohl vernommen / ihr Schlesier / sagte Venator, es solle nicht gar richtig bey euch seyn. Freylich [74] nicht fing ich an; denn es liegt einer hier oben begraben der nicht mer lebet. Ich weiß wohl / redete Buchner / dar zwischen / daß ihr alle drey dem Hauffen zugethan seyd der nichts übrigs glaubet: Was aber durch lange Erfahrung bestetigt ist / und die Augen selbst sehen / das kan das Hertze ja glauben. Mit einem stinckenden Aase / sagt Nüßler / ist sonst wohl wenig an zufangen. Darwieder bin ich auch nicht / spricht Buchner; wiewol manches ehe verdirbet als ein anders. Ich habe vielmahl gehöret / wann einen der Donner erschlagen hat / daß sein Cörper nicht verfaulen; und wann einem mit Gifft vergeben ist / daß das Hertz soll unverdorben bleiben. Ein Mensch der messig gelebet / wird nicht so bald verwesen / als einer so durch schwelgen v. Vollbretigkeit seinen Leib zu einer Pflitzen gemacht hat / da alle Feüchtigkeit [75] und Flüsse hienein geronnen. Habt ihr nie gesehen / das den Todten / die Haare und Nägel gewachsen / sonderlich den jenigen die Jupiter abwäscht / Apollo salbet und trucknet /welchen / fragt Venator? den gehangenen / meine ich / spricht Buchner / denen die Geister plötzlich umbzwenget und zugeknüpffet werden. Hier von nun kan man mehrentheils natürliche Ursachen geben: Das aber der Menschen Seelen sich in Gestalt der Verblichenen Leiber sehen lassen / ist dermassen clar / das es keiner läugnen kan / der gleich noch weniger als ihr glaubet. Doch wollen wir den Birgman Rübezahl in diese Zahl nicht setzen: Dann angesehen daß er durch Zauberey gernffen wird so muß er weder eine fromme noch eine verdampte Seele seyn / weil sie beyde biß zu seiner Zeit unter der Hand des Gottes aller Götter sind / der sich mit Beschwerungen [76] nicht zwingen lest. So muß es dann der Teuffel seyn / fang ich an; recht also; sagt Buchner: Er ists leibhafftig; wie wol nicht alles bald der Teuffel ist / worfür man sonderlich sich bey Nachte / zu entsetzen pfleget. Natürlich sind die Flammen oder Irrwische umb die Gesümpffe; natürlich die Dünste / so offtmals in der Höhe wie Menschen / wie Thiere und andere Sachen herumm wandern: Natürlich in den Leibern / sonderlich gewissen Frauenzimmers / das seltzame Kurren / Zischen / Krechen / Bellen / daß nach gestalt der Sachen und Gänge von d' durchdringenden Lufft also geartet wird / und unerfahrnen Artzten eine Nasen drehen pflegt; und was dergleichen mehr ist. Wo bleiben dann die Säuffer / sagt Venator, die so ungewisser Augen / unstetigen Ganges / und seltzamer Einbildung sind? Wann sie den Kopff fallen lassen / [77] so kömpt es ihnen bißweilen für sie versincken; und wann die Stube ein Radt mit ihnen macht / so legen sie sich nieder / und erwischen mit beyden Händen den Boden: bald erhebt sich ein Sturm in ihren Ohren / daß sie meinen sie sind zur See und schauen wieweit es noch zu Lande ist; springen wohl über ihren eigenen Schattē / und sehen ihn für einen Graben / eine Katze für einen Löwen an; in Summa / schlaffen wachende / und fechten schlaffende; schreyen nach Pflastern / und wollen sich verbinden lassen. Auff diese Weise wird mancher bezaubert / sagt Buchner: aber ohne Schertz / ihr Brüder / von andern Gespensten / redet die gantze Welt /und von diesem viel Leute die hierumm wohnen; die ihn zuweilen in Form eines schönen Rosses / einer Kröten / eines Rabens / einer Nachteule / eines Bergmänlins / eines Münches und dergleichen [78] gesehen haben. Eines Münches? sagt Venator. Warumb nicht / gibt Buchner zur Antwort? Pflegt sich nicht der Teuffel in einen Engel des Liechts zu verkehren / und hastu nicht gehört / daß er dem Heyligen Martin in Gestalt des Heylands der Welt erschienen sey; Muß er dann eben / spricht Nüßler / umb diese Felsen und dunckele Hölen seinen Wohnplatz haben? Er ist / antwortet Buchner / ein Vatter der Traurigkeit / und bezeuget solches mit dē Einödē traurigē Ortē / da er zunistē pfleget. Vielleicht will er ihm hier durch ein grössers Ansehen wachē fāge ich an / weil ihm nicht unwissent / daß der so über uns ist / an den stillen und einfältigen Orten mit einfältigen Hertzen und ruhigen Gewissen von allen Zeiten her hat wollen geehrt seyn. Solches begehrten die ungöttlichen Götter / Rübezahls gleichē / [79] daß man ihnen nicht weniger zeigen solte; Wie dann die Alten nicht so sehr Helffenbeinerne und güldene Bilder / als dicke Büsche und das Geheime still schweigen darinnen angebetet / ja Wälder /Wiesen und See geheiliget / und sie mit Nahmen der Götter genennet haben. Die Dacier auch Berge hebt Buchner an. Freylich / sagte ich / Berge / und die jenigen so einen Schein der Göttligkeit zuerlangen sich darein verbergen / als Zamolves und andere. Ich meinte / sagt Venator, du würdest uns dergleichen in deinen weitleufftigen Berichten vō den Daciern ausfürlich machen. Zwar ich weiß nicht / ob es mir wie jenen Bergen gehen möchte etc.

Idem pag. m. 288. d.l. Hiernach stunden wir auff /und wanderten allgemach durch die Gefilde und Wiesen disseits und nach Mitternacht zu / wowir erstlich hiesiger Ort einander angetroffen. [80] Im herunter steigen sahen wir zwischen den Felsen und Hügeln drey tieffe Thäler / darinnen der Schnee / welcher niemals abzugehen pflegt / uns dermassen in die Augen gläntze /daß wir gleichsamb darvon geblendet wurden. Wir gerithen auch an einem heckigten und wüsten Ort zu einem See / dessen schwartzes und finsteres Wasser /darinnen weder Fisch noch geflügel gespüret ward /uns fast ein Grausē verursachte / kurtz darauff giengen wir durch ein kurtzes lustiges Büschlein / dessen Gelegenheit / wegen der Nähe noch eines andern kleinern Sees / der grünen Bäume / Berg-abrauschenden Bäche / und sonderlichen Anmutigkeiten einer Herbrige der Waldnimfen / eine Ruhe der Hirten / ein gelehrte Ertweichung der Poeten / ein Spatzier-Blatz der liebhabenden Gemüther zu zu seyn schiene: Wie wir denn an den [81] Stämmen der hohen Bäume unterschiedene Gedancken und Tichtungen Sinreicher Geister eingeschnitten funden / etc.

Bißhieher des fürtrefflichen Opitis Lobrede / so er von unsern Riesen-Gebirge gemacht / und unter andern auch drinne gedacht hat / wie gleichsam vom obgemelteden Poetischen Riesen Kriege der Riesen Berg benahmet sey.

9. Uber dieses ist auch der Riesen Berg dessentwegē sonderlich zubeobachten / so ferne stetigerSchnee drauff gefunden wird; wie wir aus des HerrnFechneri Versen gesehen.

10. Es gibt auch zuletzte allerhand auserleseneKräuter auff diesem Gebirge / welche sonsten weitleufftig beschrieben seyn von Schwenckfeldio imHirschbergischen roarmen Bade. Doch gnug von gantzen Risen Gebirge / so ferne es unter die Schlesischen [82] rariteten gehörigt ist: Jetzunder folget ein ander Stückgen.

V. Zum fünfften / so ist auch das Edle Schlesien nicht minder in Beruff / und weit und breit bekand /wegen des sehr viel berüchtigten Rübenzahls; Doch wollen wir diesen Kautz noch anietzo etwas hindan setzen / und nach dem das übrige ein wenig zur gnüge wird auff den Schauplatz gebracht seyn; wollen wir ihn schon mit weit mehren hervor ziehen.

VI. Folget also zum sechsten Axungia Solis Chemicorum sonstē Terra sigillata Stregomiensis, oderSlesiaca, Germanica oder Sigillum Stregomiense, gele gesiegelte Schlesische Erde / wie sie so benahmet wird von Schwenckfeld, in fossilibus Silesiæ l. 3. p. 395. lt. 397. da axungia Lunæ, seu terra sigillata, candida benant wird. it. p. 398. da axungia Veneris, oder terra sigillata prassina verfällt etc. [83] Es soll aber solche heylsame und Medicinalische Erde gefunden werden bey Stregonium eine Stadt in Ducatu Swidnicensi, in den fodinis des spitzigen / oder D. Georgii Berge: und erstlich entdecket worden / durch Johann, Montanum, Medicum zu Strigaw. Sie wird aber mit grossen Fleiß in runde Küchlein formiret, und wenn sie probiret ist / mit einen Siegel bezeugnet / und soll die Krafft und Tugend haben / so sonsten der Lemniæ zugeeignet wird / etc. Da von Johannes Posthius also beym Hemelio d.l.p.m. 16.


Quando hominum generi vitâ nil dulcius usquam est,
Hanc quod custodit, languidulam aut reparat,
Quanti erit? hæc medicina tuo, Montane, reperta est
Ingeniô, in terræ visceribus penitis.
[84]
Aurea nimirum terra illa, Axungia Solis
Dicta tibi, ipsô aurô carior & melior.
Namque fugare venena, atrasque evincere pestes,
Innumerisque potest esse medela malis.
Quod nequeat fulvum præstare dolentibus aurum,
Quod nequeant rubri lucida dona maris.
Exclamare licet: Nostri, o nova gloria, secli,
Montane, O Medicæ nobilis artis honos.
Per te naturæ thesauri, arcanaque tanta,
Hactenus in tenebris quæ latuere, patent.
Per te nostra avidis jam non Germania Turcis
Invidet, ac vastæ gentibus Armenia.
[85]
Terram habeat jactetque suam Vulcania Lemnos:
Montano melior terra reperta meo est.

Besihe ferner hie von Schickfusium l. 4. Chron. p.m. 13. etc. Da er nicht alleine solcher Erden-Krafft und Nutzen specificiret; sondern auch das Epitaphium des Montani, mortus 1604. Mense Jun. d. 3. Anno atatis 72. setzet. Confer d.l. Schwenckfeldium

VII. Ferner wird auch keinen der Weisse unn klare Schlesische Schleyer; oder köstlich klein Leinwand / unbekant seyn; welcher in grosser Menge / sonderlich zu Hirschberg gemacht wird / und von dannen in sehr weit entfernete Orter gebracht soll werden / wieSchwenckfeld berichtet in Silesia Geogr. ante stirpes. Schikfusem l. 4. der Schlesischen Cronick p. 37. gedencket / daß drinnen ein grosser Garn und sein Leinwandhandel sey; [86] dessen sich beydes Edel und Unedel Gebrauch dardurch viel Geld in diß Land gebracht werde.

Sonsten ist dieses wohl verwunderns darbey werth /daß in solcher Hanthierung nicht allein die Weiber; sondern auch die Männer sich finden lassen: Fürnemlich auch was das Spinnen betrifft.

VIII. Es hat noch ferner auch Schlesien grossen Ruhm wegen der herrlichen Botanica, so drinnen ist /und weitleufftig von Schwenckfeldia beschrieben wird in 2. Büchern / gedruckt zu Leipzig Anno 1601.in Quartô, lateinisch. Und gehöret wohl sonderlich dahin die Rubia Silesia sativa, welche vor allen rühmet Lausius in orat. pro Germ. p.m. 67. und dessen Meldung auch thut der Schwenckfeld d.l.p.m. 334, 335 wie auch Henelius d.l.p. 11. auch Schickfusius l. 4. der Schl. Chronicke p.m. 37.

[87] IX. Eben falls ist auch Schlesien trefflich in gewünschten Geschrey kommen / durch ihre gesundewarme Bäder / oder per Thermas Hirsuhbergenses, welche sonderlich ihre Krafft an Johannis Tage sollen verspüren lassen: wie davon mit mehren Bericht thutSchickfusius l. 4. d.l. pag. m. 19. ante & post. t. Schwenckfeld.l. 3. foß. Silesiæ p.m. 398. etc.

X. Zum letztē ist es sonderlich rar, daß / über anderswo gegenwertiges Gold / in den Schlesischen Klüssen güldener Sand gefunden wirb: Als in Catro, Bohero, Zaco, Isara, Goldbach bey Gryphi Berg /S. Georgen Bach bey Hirschberg und andern Bächen in der Lignitz / Jaur / Schwidnitz / und Neiß / da noch heutiges Tages gut klares Gold gefunden wird zu dessen Zeugniß der Hochgebohrne Fürst und Herr / Herr Georg Hertzog Ligensis, zum öfftern [88] in Gewohnheit hat eine güldne Kette zutragen / welche aus dergleichen Schlesischen Flußgolde gesamlet und gemachet worden. Davon besiehe Henelium d.l.p. 13. Schwenckfeldium in foss. Sil. p. 368. doch was verwundern wir uns lange / über diesen Bach-Golde? haben doch die Schlesier gleichsam in ihren Backen Gold: Denn auffs wenigste hat ja bey ihnen ein Bauers-Junge einen güldnen Zahn in Maule gehabt /davon mit wenigen berichtet Schwenckfeld d.l. Anno 1593. in pagô Weigelsdorff. Ducatus Svidnicensis puero rustico Christophoro Mullero cùm septimo ætatis dentes ossei cecidissent, ac tales renati essent, unus eorum nimirum ultimus molaris in sinistra parte inferius productus fuit aureus, splendens perpulchrè, alter penultimus, ne secundo quidem anno rediit. In truttis, quæ ab id auratæ [89] dicuntur, aliquando reperiri aurú fertur: at in alio quocunque Animali multo minus homine innatum aurum fuisse à condito mundo nullum extat exemplum.


Das ist:


Im Jahr Christi 1593. ist in Dorffe Weigelsdorffe / in Fürstenthumb Swidnitz gelegen / geschehen daß einen Bauers Knaben Christoph Müller im 7. Jahre seines Alters die Beinerne Zähne zwar aus gefallen seyn /doch hat er in gegen andere wieder bekommen / und zwar unter solchen einen gantz göldnen / nemlich den letzten untersten Backenzahn auff der lincken Seit /welcher gar herrlich gegläntzet: der ander Zahn nach dem selben ist auch nicht in andern Jahre wieder gekommen. Nun schwatzet man wohl / daß in den Trutten / welche dannenhero Aurata heissen / bißweilenGold gefunden werde: Aber [90] in irgend einen andern Thiere sonderlich in Menschen hat man von Anfang der Welt nicht gehöret / dz Gold solle gewachsen seyn.

(Kormannus de miracul. Mortuor. part. 4. c. 17. dicit ex populô Iliac aurum destillare.


Sihe günstiger Leser diese sind schier die vornembsten / oder doch etliche unter den stattligstē Miraclen und Kleinodien der herrlichen Landschafft Schlesien.

Doch wisse / daß noch das wichtigste / merckligste und possirligste Abentheuer zu erklären vorhanden sey; dadurch ebenfalls Schlesien sonderlich im grossen Beruff ist. Solches ist aber / wie schon oben berühret / und ietzund von Nöthen ist weiter aus zuführen / der Kauterwelsche Rüben-Zal. Von diesen nun damit wir ihn ja sein Recht thun / und kein denckwürdiges [91] Bißlein vorbey gehen; werden wir zubeschreiben / und zuerzehlen haben / abermahl nach Anlaß des Wortes Geographia,


  • I. Grammaticam Synonymiam, oder die vielfeltigen Nahmen.
  • II. Etymologiam, oder wo solche Nahmē her derivirt werden.
  • III. Officium, oder was eigentlich sein Thun / Handel und Wadel sey.
  • IV. Gentile, oder wo er seine eigentliche Residentz habe.
  • V. Recesius, oder aber nicht auch zu Zeitē Abtrit darvon nehme.
  • VI. Antiquitas, oder ob man schon längste von ihme gewust habe.
  • VII. Promanatio, oder woher das Gespenste gekommen.
  • IIX. Habitus, oder wie es gestalt sey.
  • IX. Imago, oder des Rübenzals Bildnüß.
  • [92] X. Annales oder die meisten bekandsten Gesichte.

(Die Nahmen)

1. [Was die Benennung des Rübenzals belanget]

I.

Was die Benennung des Rübenzals belanget / so kan folgendes davō eingenommen werden / nemlich was erstlich saget Henelius in Silesiogragh. p. 6. Nostratibus der Ribenzal / Montanus Dæmon. Also wird er auch von Schwenckfelden in Silesiograph. ante sterpes genant / bey welchen er auch noch zum Uberflusse heisset Virunculus montanus, plurimis notus. Item spectrum, item passim Riesen Zal. M. Georgius Ælurus in Glaciographia l. 3. c. 129. nennet ihn Rieben Zahl ein Gespenst auffn Risen Gebirge bey Hirschfeld in Schlesien / so wird er auch fast genant von Schickfusio l. 4. Chror. Sil. p.m. 11. dieserSchickfusius d.l. hat vollens ein solches. Montanus, der vortreffliche Chymicus etc. [93] hat berichtet / daß ein gebohrner Frantzoß Adelichen Geschlechtes / derer von Ronsefall / wegen seines unersättigen Geitzes soll dahin relegiret seyn. Andere seynd in den Gedancken / daß dieses Gespenste von den Alten Frantzosen / Roji de Valle als der König von Thal des Teuffels Grundes daselbsten genennet worden sey / welchen Nahmen die Innwohner gemeinen Brauche nach corrumpiret und Rüben Zahl daraus gemacht: welcher Nahme dem Gespenste sehr verdrießlich / aber mit deme sehr wohl zufrieden seyn solte; wenn man ihn einen Hüter des Schatzes nennet: darumb daß er an dem Orte die Verborgenen grosse Schätze besitze /und von sich nicht lassen wolle.

Herr Zeiler in Germania part. 1. l. 4. pag. 1115. nennet ihn Teufflisch Gespenst Ungeheuer. Opitius p.m. 280. l. 4. der Poetischen Lustwälder [94] Rübezal /wie er denn auch so genant wird von Anonymo der wunderbarlichen Historien von Gespensten part. 1. p.m. 45. B. vom gedachten Opitz wird er auch genant d.l. Birgmann Rübezal. Aber p. 279. heisset er ihn Riesen Herr / Artz / Berg-Gott Schererizius in lib. consol. despectris part. 3. adm. 2. subfinem nennet ihn Rüben-Zal Schwenckfeld in Hirschbergischen warmen Bade p.m. 158. heisset ihne Rieben-Zahl.

Weiter ist auch zumercken / daß die Wurtzel-Männer ihn nicht dürffen Rübezahl nennen / wie er denn solchen Nahmen von keinen Leiden und anhören will sondern Dominum Johannem oder den grossen Beherscher des Riesen Gebirges / und was für andereGrandetzische Titul mehr seyn / die der hochmütige Geist nicht allein gerne hören sondern auch mit Fleiß haben will; in dem er sie [95] schlechter Dinges fordert; nach Aussage solchen Wurtzelgräber / Kräuter Leser / Kuhe-Doctern / Zahnbrechers / und allerhand anderer Gassen-Schreyer / so ihre Medicamenta von des Rübezahls Residentz holen müssen. Wobey denn zu mercken / das der Rübezahl die gemeine Art aller unreinē Geister imitire, die immer gerne hohe Nahmenaffectiren; wie solches zuersehen ist / aus den jenigen was hievon redet Jodocus Hockerius Osnaburgensis im Teuffel selbst / p.m. V. b. Theatri Diaboli da er die Nahmen des bösen Feindes erzehlet / welche er in der Heil. Schrifft bekommet:

§. 30. Deus hujus secli, ein Gott dieser Welt: 2. Corinth. 4. darum dz er der ungläubigen Hertzen in seiner Macht hat / und sie treibet wozu er will / sagtLutherus über das 6. Cap. zum Ephes. Tom. 1.Wittb. fol. 421. b. Joan Wigandus in Syntag. Nov. Test. [96] part. 2. pag. 158. saget. Darum wird der Satan ein Gott genant: weil er sich Göttliche Ehre anmasset; und welche er auch von der Welt bekompt / in dem sie ihn in Götzenbildern anbetet. 1. Cor. 10.

§. 31. Princeps Mundi, ein Fürste der Welt / Joan. 12. 14. 16. weil er wegen der Sünde über das Menschliche Geschlecht Tyranney übet vide Chrysostom. in 2. cap. ad Ephes. in Exod. Raban. l. 3. in Ecclesiast. c. 1. welcher ihn nennet einen König der Erden / als welcher sich umb alle neue Sachen d' Welt bekümmert etc.

§. 32. Princeps Aëris, ein Fürste der in der Lufft herschet: Ephes. 2. weil wie Chrysostomus saget / die gantze Lufft voller Teuffel ist. (Biese hie van Gonsalum in fliegenhen Wandersmanne p.m. 52. etc. 59. welcher sie daselbsten will angetroffen / und mit sie gesprachet haben.)

[97] §. 33. Principatus & Potestates, Fürsten und Gewaltigen: wegen der Macht / Krafft und Gewalt,Colos. 2. Ephes. 61. Cor. 15. Ephes. 1. & 3. item Coloss. 1. 1. Petr. 3. wiewol was diese zu letzte Oerter anlanget / noch unzweiffelhafftig ist / ob böse oder gute Engel allda so genennet werden.

§. 34. Domini Mundi, Herrn der Welt / Ephes. 6. nicht / daß sie etwan Herrn Himmels und Erden wehren (sintemal ein Herr / und Schöpffer aller Dinge ist:) sondern weil er die Welt / daß ist / die bösen Leute und Gottlose in seiner Gewalt und Gottmässigkeit hat. Solche Herrn / die der Welt mächtig sind /und die gantze Welt unter sich haben.

(*Wierius. lib. 2. cap. 2. de præstigiis.)

Hieher gehöret auch / das Agrippa seinen Teuffels-Hund hat Dominum geheissen / wie zu lesen beymAutore oder Bedino de Magorum Demonoman: [98] p.m. 260. a. im folgenden: demnach ist wohl zu mercken /das wir bekant / er (*D. Wierus) seye des Agrippa Schüler gewesen: So doch derselbig der aller gröste Zauberer war / der zu seiner Zeit gelebt: Ja nicht allein sein Schüler: Sondern auch sein Knecht und Diener: Der mit ihm täglich gessen / getruncken / und geschlaffen / nach dem er sein Weib / wie er selbst bekant / lib. 2. 6. 5. de præstigiis, von sich gestossen gehabt. Das aber Bischoff Paulus Jovius in Elogiis, und viel andere schreiben / wie des Agrippæ schwartzer Hund / welchen er Dominum nante / gleich so bald als Agrippa im Spital zu Grenobel gestorbē gewest / sich in Beywesen vieles Volcks in das für fliessend Wasser gestürtzet habe / und von derselben Zeit an niemals mehr gesehen sey worden. Da sagt D. Wier darüber / derselbe sey nicht der Satan in Hundsgestalt gewesen / [99] denn er habe ihn dem Agrippæ, an einen Strick nach geführet / und der Hund sey allezeit zwischen ihm unn dem Agrippa gelegen. So offt er auch seines Meisters des Zauberers gedencket / komt er stäts mit diesen Worten: Felicis memoriæ Agrippa l. 3, c. 35. oder Venerandi Præceptoris mei Agrippæ. ungeacht daß nicht ein einiger verständiger Mensch ist / nach dem er Agrippe Bücher gelesen / nicht bekente / daß er der aller gröste Zauberer in der gantzen Welt gewesen sey. etc.

Hieher gehöret auch Bodinus noch an einen andern Ore / als p. 99. Dæmon: der Satan hat allzeit umb mehres Betruges willen schöne holdselige Zunahmen gesuchet; die ihm seinen rechten Vornahmen beschöneten. Als / da hat er der geheim oder familiar Geist wollen heissen / oder weise Geist / oder der Morgenstern / oder dz [100] Meisterlein: dieweil er gewust daß die Nahmen Satan und Teuffel verhasset weren. Auch nennen ihn der grössere Theil der Zauberer das klein Meisterlein oder Magisterlein: wie solches zusehen im Buche des Italienischē Pauli Grillandi, d' viel Zauberer und Hexen hat hinrichten lassen. (Daher auch bey uns Teutschen der Nahm Meister Hämmerlein geblieben: wiewol er itzund von den Gauckelern für ein Spott angezogē wird.) Bißhieher der Bodinus: Und unser erstes Capitel / von allerhand Zunahmen des Rübezahls.

2. Woher der Nahme Rübezal entsprungen sey

II.
Woher der Nahme Rübezal entsprungen sey:

Biß hieher haben wir etwa die vielfachen Nahmen und Titel angehöret: welche von unterschiedlichen Leuten und Scriptoribus dem Rübezahl gegeben werden. Jetzund wollen wir uns sonderlich bekümmern umb den [101] Ursprung / oder terivation des Wortes Rübezahls. Hievon sind nun unterschiedliche / und wiedrige Meynungen: In dem es etliche hernehmen von


1. Riesen.
2. U alle und Roy.
3. Bergen Riphæis, oder Rupe, und Zabulô.
4. Enceladô.
5. Nahmen eines Italienischen Münchens Ron Ce vale.
6. Zahlung der Rüben.
7. Adel Geschlechte Ronsevall.
8. Hussiten Rokezan.
9. Lang Ohrigten Thiers Frasse.

1.

Nemlich es finden sich Leute / welche darfür halten /daß Rübezahl so viel sey / als Riesenzahl. In dem dieser Geist erstlich nicht nur ein individuum solle seyn / sondern vielmehr; wie wir aus dem Schererzio vernommen / [102] haben / und es auch ferner die Letter kehr des Wortes RUBENZAHL / behauptet; Unzehlbar seyn soll: zum andern / daß durch diesen Geist die Himmelsstürmerische Riesen noch heutiges Tages gleichsam præsentiret würden: und also de Rübezahl eine eigentliche Copey (seinen Nahmen nach) der alten Riesenzahl seyn solle; wovon er auch were benant worden. Daß aber diesen also sey: solches haben wir oben in des Rübezahls residentzs Beschreibung /aus Herrn Fechnero erlernet: Noch deutlicher aber ist es vorgelauffen unn verständiget worden / vom Opitio d.l. pag. 279. Ja er entdecket es noch ferner p. 267. wenn er also dichtet vom gedachten Riesen-Gebirge: Nechst diesen Versen / die in eine schwartze steinerne Platten gehauen waren; folgeten auff der einen Seiten viel Historien und Bilder von [103] Erschaffung der Welt: von der güldenen / silbernen / irrdenen und letzlichen eisernen Zeit: Von den Himmelstürmischen Giganten: der Uberschwemmung des Erdbodens: Alles in der Ordnung / wie es Hesiodus, Apollodorus, Hyginus, und andere / sonderlich der Sinnreicheste unter allen Poeten in seinen verwandelungs Büchern verzeichnet haben / etc. hier zu kömpt zum andern die Benennung des Gebirges da Rübezahl sich auffhelt /und stets sehen lest: Als welches nicht umbsonst /mons Gigantæus, oder Riesen Gebürge genant wird. Nicht etwan / wie jener vorher erkleret hat; weil der eine Berg viel grösser sey / als die andern neben Gesellen oder mit angefügete; und gleichsam wie ein hoher Cypress über den Weiden herfür rage: nach dem Sprichworte / oder Vergleichniß des Virgilii: oder wie ein Riese / [104] über die andern kleinen Berge /als Zwerche sich erstrecket: Sondern daß darunter etwann sonderlich die Riesen begraben liegen; oder auffs wenigste / von solchen Berge / den Himmel zustürmen vorgenommen haben und zwar / daß dz letztere erdichtet; (nemlich daß unter solchern Gebirge nur ein eintziger Berg eigentlich Riesenberg heisse /) solches ist ferner ab zunehmen aus Herrn Buchners wechsel Reymen / beym höchstgedachten Opitzenp.m. 285.


Hat diß Gebirge denn den Nahmen von den Riesen?
Entspringt mein Landes-Strom umb diese schöne Wiesen?
Du suchst dir ja den Weg zur Mulde gar zuweit;
Und hast aus ihr geschöpfft / O Elbe / Noth und Streit

Daß aber auff diesem Gebirge nicht alleine / sondern auch andern mit [105] kreutzenden Bergen / als nemlich auff den Blocksberge / vorzeiten Riesen gewohnet haben: oder in solchen Bergen ihre Behausungen gehabt haben; wird d' gönstige Leser / in meinen Tractatu von Blocksberge abnehmen können.

2. Zum andern finden sich Autores, welche den Nahmen Rübezahl herleiten wollen von Valle undRoy. Also daß es so viel soll seyn / als Thalkönig: wie wir vor wenig Blättern allbereit vernommen habe. Doch ist zugedencken / daß dieses vielmehr eine allusion, als rechte derivation seyn mag. Erstlich umb die Ursache; weil auff solche Art der Nahme dem Gespenste von den Ausländern müste gegeben seyn; welches mir nicht glaublich vorkömpt: und viel lieber glauben will / daß solcher Geist von den Einwohnern / aus ihrer eigen Muttersprache genant worden. Zum[106] andern refutieret solche gedachte Etimologi der Rübezahl selber: In dem er mit den Nahmen nicht zufrieden seyn will; sondern sich höchst offendiret befindet / und geschimpfft zu seyn vermeinet / wenn er Rübezahl titulieret wird: ungeachtet / daß er (nach desSchickfusii Meinung / so wir vorher verstanden) sehr wohl damit zufrieden seyn solle; wenn man ihn einen Hüter des Schatzes nennet. Doch wie dem allen: Rübezahl achtet keine philologische quackeley / oderCritische Ausflüchte / da man einen garstigen Nahmen eine gute Etymologiam auffbürden will / und solchen eusserlich etwas betüncken / bemänteln / oder einen eusserlichen guten Schein geben. Es bleibet also wie aus diesen fundamenten ungezwungen folget /daß gedachte und vorgebrachte andere origination vergeblich sey; und vielmehr etwan ein [107] andere müsse gesucht werden. 3. Zum dritten sagen etliche / das Wort Rübezahl sey so viel als Riphæorum Zabulus: da er also von den Bergen Riphæis, und dem WorteZabulus oder Diabolus herkomme wie unter andern in solcher Meinung begriffen ist / M. Johannes Heinzelmannus Uratislaviensis in diss. de Angelo, th. 2.in fine, da er diese Wörter hat: Διάβολος à Διαβάλλω calumnior. Apud Aristophanem Διαβολώτατος. Ionicè ζάβολος, inde spectrum in Riphæis montibus, Riphenzabel / dictum non obscurè qvibusdam videtur. Diesem sey nun wie ihm wolle: Ich / vor meine Person / bin fast in Wahn / wie 4. Zum vierden Rubenzalus etwan so viel sey / als Rieß-Enceladus. Nemlich es ist dieser Kerl auch im Riesen Kriege mit begriffen gewesen / und soll sich sehr ritterlich gehalten haben; dannenhero [108] er auch vom Horatio genant wird: Enceladus jaculator audax. Sonsten solle er deß Titanis, und der Erden Sohn gewesen seyn / und unter allen Riesen / welche sich wieder Jovem auffgelehnet / der allergröste; ja welchen der Jupiter auch endlich mit Donnerkeilen getödtet / und (wie Virgilius l. 3. Æn. unrecht berichtet unter dem grossen Berge Ætna geleget worden:


Fama est, Enceladi semustum fulmine corpus
Urgenti mole hâc, ingentemque insuper Ætnam
Impositum.

Besiehe / über den Natalem Comitem in Mythologia Carolum Stephanum in diction. Geogr. pag. m. 510. Von diesen Encelado, kan vielleicht das Gebirge nicht uneben benant worden seyn als welcher sich im erwehnten Gigantomachia von diesem [109] Gebirge mänlich hat erzeiget / und hernach wie er gefället unter dem Gebirge mag begraben worden seyn.

5. Zum fünfften finden sich etliche / welche den Nahmen Rubezahl hernehmen wollen von einem Nahmē eines Italienischen Münches / Ron ce vale; wie wir hernach unter den Historien hören wollen.

6. Zum sechsten vernahm ich vor etlichen Jahren /von einen Abenteuer / wie daß Rubezahl so viel were / als Rubenzehler: Als welcher des Uhralten / sehr tapffern / doch sparsahmen / Römischen BürgersCurii famulus oder Pennal gewesen were und seinem Herrn die Rüben zugezehlet hette / die er hernach auff der Banck sitzend / auffn Herte gebraten hat; wie dieSamnitischen Legaten einmal drüber zu Masse gekommen seyn / und vergeblich eine grosse Summa Geldes dar geboten, Besiehe Carolum [110] Stephanum d.l. pag. 446. daß aber der Curius zu der Uberreichung solcher Rüben / oder Darzehlung einen Diener bedurfft habe / bekräfftiget gleichsam die Grösse der Rüben / dran Curius sein Belieben mag gehabt haben. Solche seynd nun etwan nicht so klein gewesen / wie in der Marck die Stendalischen Rüben / oder in Meissen die Merßburgischen Rübgen; sondern viel / vielmahl grösser: wie solches erhellet aus dem Handbuche des Herrn Zeilers part. 1. pag. m. 289. von den Rüben zu Terni in Italien / deren eine dreyssig oder viertzig Pfund wägen; und ein Esel derselben kaum 7 tragen soll: Siehe Pighium in Hercule Prodicio pag. 275. Schrederum l. 3. mon. Ital. fol. 266. B. und Leandrum Albert. in deseript. Ital. p. 93. b. aus den Stecklrüben werden sonderlich die Bäyrischen / und die Preusischen / so [111] umb Thoren wachsen / gerühmet.

7. Zum siebenden vermeinen etliche / als wenn Rübezahl her komme von Ronsevall, eilten Frantzösischen Adelichen Geschlechte; wie wir oben aus denSchickfusio vorgebracht haben.

8. Zum achten habe ich auch einmal irgendswo gelesen; Als wenn Rübezahl von den fürnehmsten Hussiten Lehrer Rokezan (dessen gedacht wird in der General Schlesische Cronicke D. Curæi, so vermehret worden durch Henricum Räzeln von Sagen. part. 1.pag. 111. Ad Annum Christi 1433.) genant.

9. Zum neunten und Letzten stehen etliche in den Gedancken / daß Rübezahl / oder Rübezagel entsprungen sey / von Rippe / und Zagel / das ist / nach dem Schlesischen Worte / ein Schwantz: als welcher unter den alten Eselsfressern / von den grossen ungeheuren [112] Hasen eine Rippe abgeklaubet / und den Schwantz oder Zagel gar gefressen habe. Was sagestu? Möchte einer sprechen: Sind die Schlesier Eselsfresser? R. das sage ich nicht / sondern erstlich dieEtimologi des Rübezahls / und zum andern die derivation des Nahmens Silesia. Was Rübenzahl betrifft; so ist das Ding ja klar: denn der Nahme ist nicht anders / als Rübe und Zagel. Was das letztere betrifft; so sind zwar unterschiedliche originationes vorhanden; doch gefiel zu einer Zeit einem Philologo dieorigination ab asini voratu am allerbesten. Damit man aber in einem Augenschein habe / wannen hero der Nahme Silesia kommen solle; so kan solches aus folgenden abgenommen werden. Ubi ànonnullis Etymologia Silesiæ ducitur vel à

1. Gentibus Slavis, vide Schlederum p. 418. Fontis Corvini.

[113] 2. Elysa Nepote Noę v. Schvvenckfeldium ab init. Geog. Siles.

3. Origine peregrina Polonica à Sledaz id est Convenæ. vide Johannem Matthiam à Sudetis in Orig. Gentis Slavonicæ. Confer Schickfusiū in Chron. Siles. l. 1. c. 2 fol. 12. 13. item Henelium pag. 4.Silesiographiæ, à Slezaci Polonicè id est Convenæ.

4. Grandis. celsissimo monte, qui & Silensis dicitur de quo vide Zeilerum. Confer Schlederum p. 418.

5. Rivo Sleso. vide Schlederum d.l.

6. Archiduce Sleso vide Schlederum d.l. seu Schleso Rege, vide Münsterum in Cosmographia l. 5 c. 463. fol. 1322.

7. Primis habitatoribus Elisiis.

8. Herciscundi ratione: dum habet [114] 1. tres Ducatus. 2. Principatus quatuordecim, & 3. Dynastias quatuor. vide Schlederum pag. 418. Deinde etiā posset dicta videri ab Hebr. שלש tertiavit, tripertitus fuit, tertiò fecit, triplicavit. Buxtorffius in Lex. p.m. 819.

9. Incolis vetustis Lygiis. vide Joachimum Curæum in Chron. Siles.

10. Asini esu. Schlederus p.m. 418. b. Incolas ejus vulgò appellant Asinivoros, Eselfresser / per contemptum: qui quondam asinum pro lepore devorârint. Sed illud, Autore Georgio Tileno, ab Aurifodina Goldbergensi, quam aureū asinum nuncupaverunt, originem traxit: qui quidem Scommate illo delectantibus hoc distichon reposuit:


[115]
Dicis, Grille, asinos Silesia devorat omnes:
Si verum est; ne te devoret illa, cave.

Von dieser gedachten Kurtzweile / kan über denSchlederun mit mehren angehöret werden / Jacobus Schickfusius. IV. D. in der Schlesischen Chronicke l. 4. p.m. 3. Neu muß aber dieser Nahme seyn / welchē man dieses Landes Innwohnern / wie fast allen andern Ländern / aus Kurtzweil zugeschehen pfleget; in teutscher Sprache gegeben: In deme man sie Eselsfresser genennet; welcher Nahme erst zu der Zeit auffkommen / als die teutsche Sprache schon im richtigen Verstande allhiero ist geredet worden. Wannenhero aber dieser Nahme ist geflossen; Weiß man ins gemein anders hier von nicht zureden: Als daß die Vorfahren solche einfeltige Leute sollen gewesen seyn; welche einen Esel [116] niemals gesehen / viel weniger gekennet / und der wegen denselben für einen grossen Hasen zu Crossen geschossen / zum Zobten gebraten /und zu Bresseln solten auffgefressen haben. Dieses ist gar eine ungeschickte Rede und Meinung; welche der Warheit gantz zuwieder. Denn wer wolte doch aus den Antiquiteten den Schlesischē Vorfahren solche Einfalt beymessen; Aus welchen Kund- und offenbahr / daß sie die Dianam, welche eine Göttin der Jagten seyn soll / auch noch in klein Asia im Ephesinischen Tempel verehret und angebetet. Suprà l. 3. c. 1. da bey sie auch noch geblieben / als sie schon mit den Pohlen in diesen Lande gewohnet / und ehe das Christēthumb ist eingeführet worden. Ibid. So ist ja auch aus den altē Historien bekant daß ehe / das Land Schlesien / mit so vielen Städten und Dörffern gezieret worden dasselbe mit Sümpffen / [117] Wäldern und Heyden gantz besetzet und umbgeben: daraus wohl zuschliessen: daß die Vorfahren des gejagtes sich wohl gebrauchet: und dannenhero ein Thier für den andern unfehlbarlich werden erkennet haben, Ob auch gleich dieselbe Meinung / welche gewiß einfältig /und aus einē Eselskopffe hergeflossen / etwas verfangen solte; so weiß ja männiglich / und ist notorisch /daß die Schlesischen ingenia gar anders geartet / und in Urtheilen viel geschwinder erfunden werden / als wohl der Autor solcher Opinion vermeinen möge. Der wegen jener Poet nicht unschicklichen geschrieben /als er vernommen / daß etliche Königliche Bohemischen Räthe das Land Schlesien von seinen geschwinden und beredsahmen ingeniis gerühmet:


Esto; A sinum quondam deglutivisse Silesos:
[118]
Objicere ut Slèsis ille vel ille solet.
Ast asini cerebrum non glutivisse Silesos;
Inviti proceres Regis, & acta docent.
Hinc & sunt adeò cautique catique Silesi;
Ut vincant alios dexteritate viros.

Als auch einem andern in Kurtzweil fürgeworffen worden; daß er ein Eselsfresser were: hat er darauff höfflich geantwortet:


Dicis, Grille, asinos Silesia devorat omnes:
Si verum est, ne te devores illa, cavo!

Wenn aber von der rechten Ursachen solches Nahmens solle geredet und geschrieben werden; so ist der günstige Leser dahin zu weisen / daß aus den Bergwerg solcher Nahme hergeflossen. [119] Denn weil umb Reihstein von vielen Jahren hero sein statliches reiches Bergwerck / und unter andern Goldgruben / auch an deme Orte sonderlich am Golde sehr reich gewesen; so man den gülden Esel genennet / zu welchen die Innwohner des Landes sich fleissig gehalten / und keinen Ausländer darzu kommen lassen wollen; haben die Ausländer aus Ungedult gesaget; daß die Schlesier so eifferig auff dem gülden Esel beflissen weren; als wolten sie denselben alleine gantz auff fressen. Dieses hat Georgius Tilenus I.V.D. und Fürstl. Münsterbergischer Olßnischer Rath / ein guter Poet / und dessenPoemata in acht unterschiedenen Büchern publiciret worden / in nachfolgenden kurtzen Epigrammate solcher Gestalt hinterlassen;


Esores asini quondam dixere Silesos:
[120]
Causa rei quæ sit, quæstio nata fuit.
Mons propè Reichstenum est, auro divesque fodinis;
Aureus hinc asinus nomine dict9 erat:
Has quia Silesi solùm tenuere fodinas;
Esores asini sint quasi, nomen habent.

Als Hr. D. Valentinus Franck dero Röm; Keys. auch zu Hungarn und Boheimb Königl. Maj. Rath / und des Münsterbergischen Fürstenthums Landschreiber /ein vornehmer Jurist / und dessen Tractatus de Eidei jussoribus am Tage; Anno 1610. den 23. Aug. ein vornehmes Panquet zu Franckstein gehalten / und unter andern discursen auch diesen Materien gedacht worden; hat wohlgedachter Franck gebeten / solchen in ein sonderes Epigramma zu schliessen: [121] welches auch nach folgender Massen ex tempore erfolget:


Quæritis inter vos? cur gens antiqua Silesos
Dicat asellivoros conditione pares?
Reichstenidum in terris aurô meliore fodina
Dives, & hæc asini nomine clara fuit.
Illam nostrates, peregrinis undique pulsis,
Cùm peterent nisu fervidiore patres:
Inde voratores asini sunt undiq; dicti;
Tempora quod Slesis nomina ista manet.

Biß hieher haben wir des Sckichfusii Meinung verstanden / so er von Entspringung des Schlesischen Zunahmens / Eselfresser / vorgebracht. Doch [122] darff man nicht flugs sich derselben verpflichten: Sintemal es vielleicht kan geschehen seyn durch liter kehr des Wortes Schlesier / wo heraus kömpt / nach versetzung der Buchstaben / Esel Esser. Dieses were also die letzte derivation des Nahmens Silesia. Oder will ein ander an stat solcher setzen / daß Silesia entsprungen sey ab accedendo. Davon eben Jacobus Schickfusius l. 4. p.m. 2. d.l. wenn er also redet: Boreck in seiner Böhmischen Cronicke fol. 94. Er achtet / daß dieses Land vor alters als es noch unter das Königreich Pohlen gehörig gewesen / nicht ist Schlesien; sondern Pohlen mit genennet worden. Als aber Schlesien unter die Cron, Boheim kommen / und die Böhmen gesehen / daß außer halb der Pohlen / auch Meisner / Pommern / Märcker / und sonst allerley Völcklein sich allda nieder liessen / [123] und gleich einschlichen; hette man die Leute in diesem Land Slesitas vom Schleichen geheissen: wohin auch Dubravius l. 8. fol. 81. zielet / als er saget: Slesitas dictos à serpendo, quod veluti inserperent, paulatimque irreperent, Daher dem Lande erst umb das 1333. Jahr nach Christi Geburth dieser teutsche Nahme Schlesien hatte müssen gegeben werden. Sed contrarium norunt antiquitatum Scriptores: est potius nomen Polonicum. Bißhieher abermal Schickfusius aus dem Borecken: Ob aber unser Rübezahl hiemit zufrieden: fraget es sich allhier: Sintemal wir auff die Springe / vermöge seines Nahmens / gebracht worden seyn; daß er mit seinem Landes-Leuten etliche Stücke vom berüchtigten / doch nicht recht besichtigten Esel gefressen haben; Nemlich so er ja nicht / nach jenem Poeten /etwas vom [124] Gehirne mit den Schlesiern verschlucket; doch auffs wenigste einen Rieb und Zagel benaschet habe; dannenhero ihme d' Rahme gemacht und vor andern Mitfressern / weil er das meiste genossen / auff das Riesengebirge / zum ewigen Gedächtnüsse sey verbannet worden. Doch gnug von diesen lepore undlepore!

3. Was Rübezahls Thun - Wandel und Handel sey

III.
Was Rübezahls Thun / Wandel und Handel sey?

Ob schon dieses unsers Geistes sein Wercke aus den letzten Theile dieses Tractätleins können völliger abgenommen und verstanden werden: So wollen wir dennoch allhier die meisten Sachen / was des Rübezahls Verrichtung betrifft / in der Kürtze hervor ziehen. Es kan aber flugs anfänglich [125] vor uns das seine reden / und gleichsam unser Wortführer seyn / derHenelius in Silesiographiâ p.m. 6. Miris sæpè gestibus ea loca perlustrantibus illuctie: Vix unquam tamen noxam ant damnum intulisse cuiquam compertus; nisi cachinnô priùs aut maledicto fuerit provocatus. Tunc enim cœlo quamvis sereno, & aura silenti, temporis momento ingentia & horribilia tonitrua ac fulgura cum imbribus largissimis suborta fuisse, non pauci (alius, plerique,) sunt experti. Eadem quoque habet Schvvenckfeld in Silesiog. ante stirpes: Das ist / es pfleget der Rübezahl zum öfftern mit wunderlichen Geberden die vorüber reisenden vexiren: Doch thut er gleichwol keinem Schaden; es sey denn daß er zuvor ausgelachet / oder verspottet were geworden. Wenn solches geschehen; so hat man freylich [126] nicht selten vernommen; daß er / auch bey hellen und stillen Wetter in geschwinder Eyl / ja fast in einem Huy / greulich Gewitter hervor gebracht / erschreckliches Donnern und Plitzen erreget und ungestümme Platzregen erwecket habe; welches ungewitter nicht wenige erfahren habē / welche diesen Geist mit Worten geschimpffet oder verhönet habē. Wobey zumercken ist / daß der gröste und gewöhnligste Hohn /welchen Rübezahl nicht verschmertzen kan / seyn solle / so er nur Rübezahl tituliret wird: Als zum Exempel: Rübezahl kom her! siehe Rübezahl / hie bin ich! wo bistu? Rübezahl thue mir diß und das! und dergleichen lasterhafftige und heraus fordernte Wörter mehr. Solche / sage ich mit der unzehlbahren Erfahrung / kan dieser Geist nicht zu gute halten. Doch fraget es sich gleichwohl / warumb den Rübezahl [127] sich über seinen Nahmen so sehr offendiret befinde? Warumb er diesen Titel gleichsam nicht verschnupffen können? drauff antworte ich; daß der Nahme Rübezahl freylich etwas unhöffliches heissen müsse / oder von garstigen Stamm-Wörtern herrühren dürffe; weil der Geist sich so ungeberdig erzeiget / wenn er solchen zum Vorwurff / oder auffmutzung anhöret. Es ist oben alleweil gedacht worden / daß etliche Philologi zwar judiciren; als wenn der Nahme Rübezahl so viel vermöge / als Thalgott / oder Beschützer und Besitzer des grosen verborgenen Schatzes. Doch ist hie zuerkennen / daß solche critische Urtheilung keinen Grund habe; weil Rübezahl damit übel zufrieden ist. Traun / wenn an der Sache etwas were / so würde gedachter Rübezahl den Titel mit allen Wohlgefallen auffnemen: Sintemal es ein prächtiger [128] Nahme were; welchen die unreinen Geister ins gemeine sehr zu affectiren und begehren pflegen; wiel wir oben allbereit mit angeführet haben. Daß aber auch dieser Rübezahl einen hohen Muth habe / und zugleich mit den andern Geistern schöne nomenclaturam desiderire; solches erhellet daraus wenn die Wurtzelmänner / Bergleute /und andere so das ihrige zusuchen und auff den Riesen-Berge zu verrichten haben / ihn mit fleiß Dominum, Johannem, und einen grosen Beherscher des Riesen-Gebirges benahmen müssen; So sie wollen fort kommen / Glückhaben / und des Rübezahls bestendige Gunst geniesen nach Aussage vieler glaubwürdigen Zeugen. Hiesse Rübezahl nun so viel als Thal-Gott; so keme ja die Deutung mit den letzten Titel überein / und würde sich der Geist darüber nicht zubeschweren haben. Aber weil er sich [129] beleidiget erzeuget; so kan man ja leichtlich folgern; daß der Nahme Rübezahl eine verdrießliche unn nachdenkliche Auslegung müsse hinter sich haben. Und freylich etwan einen Rüben Zehler zu verstehen geben / oder einen Rieb- und Zagel fresser / und Esels Esser anmelden; welches dem Geiste gar unerträglich / wie billich / vorkommen kan:

Wir haben kurtz vorher aus den besageten von Henelio verstanden / daß der Rübezahl zwar possierlich und schertzhafftig seyn solle / in dem er die Leute und vorüber reisende Menschen gleichsam hetzen solle: (da den Riepenzal per anagramma ein Alp-Hetzr ist:) doch fraget es sich allhier; weil er gleichwol über seine Kurtzweil keinen Menschen Schaden thut; was für ein Geist er seyn möge? ob er unter das Geschlechte der guten oder bösen Engel hin zubringen sey? hierauff [130] thut / für uns / ausfürlichen bericht / derCaspar Schwenckfeld in Hirschbergischen warmen Bade p.m. 157. etc. Georgius Agricola Chemnicensis, ein vortrefflicher und gelehrter Bergmann /der viel nützliche Bücher von Metallen und allerley Berg-Arten geschrieben / und der posteritet zu gute in Druck verfertiget hat / gedencket in seinem Büchleinde Animalibus subterraneis zweyerley Berg-Geister.

Die ersten nennet er greuliche / abscheuliche / erschreckliche / böse Geister / Dæmonēs malos, truculentos den Berg-Leuten auffsetzig und schädlich. Dergleichen gewesen ist auff S. Anneberg in der Grube auffm Rosenkrantze genant / welcher in Gestalt eines Rosses mit einem langen Halse und greulichen scheußlichen Augen / aus dem Rachen einen gifftigen Dunst geblasen / dardurch mehr [131] denn zwölff Hauer umbs Leben gebracht / und erstöcket hat. Ein solcher war auch auffn Schneberge vor etlichen Jahren / d' mit einer schwartzen Kappe angethan / in S. Georgen Fund Grube / einem Arbeiter aus dem tieffesten / in ein hohes loch / daraus vor zeiten viel Silber gehauen worden / führete / und hart druckete.

Die andern heisset er Mites, zahme oder gesitsame Geister / oder Cobalos, daß sie den Menschen viel nachthun wollen. Denn sie erschüttern sich manchmal mit Lachen / sind arbeitsam und geschefftig / verrichten aber nichts. Dieser Art sind die kleinen Bergmännlin / welche kaum 3. Spannen lang / in Gestalt eines grauen alten Berg-Männlins / mit einer Berg Kappen verhaubet / und einem Läder begürtet / auff fürnehmen und reichen Bergwercken hin und, wieder in den Schächten und Stellen fahrē / [132] allerley Arbeit mit graben / Ertz hauē / mit ausgiessen der Eymer oder Berg-Zuber / mit Haßpelziehen / und der gleichen vorgeben / und überall nichts schaffen. Thun und verletzen niemands / es sey dann daß man ihrer spotte / und sie mit fluchen reitze. Hieher mag man auch rechen den Riebezahl / welcher sich viel mahl in mancherley Gestald hat sehen lassen / ietzt als ein Bergmänlin / wie erst erreget / bald als ein Mönch / bißweilen als ein schön Roß / zu zeiten als eine grosse Kröte / oder Puhuy / und dergleichen mehr / wie die Beywohner vorgeben / wiewol ich vielmahl daroben gewesen / und die Gebirge hin unn wieder durchgangen / auch des Nachtes daroben gelegen / aber der gleichen nichts spüren noch sehen mögen. Dieser /geben sie für / sey ein Herr und Besitzer der Metallen und Schätze so in diesen Gebirgen verborgen liegen /derowegen [133] biß anhero niemandes derselben theilhafftig werden und geniessen können / weil sie der Riebenzahl besessen / ungern von sich lasse. Er thue niemandes kein Leid / es sey dann daß man seiner lache /spotte / und ihn zusehen begehre / da er sich denn in seiner schönen Gestalt præsentiren, und ihnen die Lust mit plötzlichen / unversehen / erschrecklichen Wetter / Donner und Plitzen / Hagel und Platzregen manchmahl ziemlich büssen solle.

Christen wissen aus GOTTES Wort / was sie von Geistern halten sollen / nemlich / daß gute und böse Geister seyn die guten sind die lieben Engel / welche Gott der Allmächtige den seinigen zu Wächtern verordnet / daß Sie sie auff allen iheren Wegen behüten sollen / damit ihnen kein Leid wiederfahre. Die bösen Geister sind die Teuffel und seine Gesellschafft / welcher sich als ein Tausendkünstler [134] in mancherley Gestalt kan verwandlen / die Abergläubischen offt und viel äffet / und einen blauen Dunst / wie man saget vor die Augen treibet / den gläubigen aber kein Härlein auff ihren Häupte krümmen kan in dem sie Gott alle gezehlt. Wie er denn nicht das geringste vermag noch kan / es sey ihm dann von Gott vergönnet und zugelassen. Gott der Herr hat Klufft und Gänge geschaffen / lesset Ertz und Metall drinnen wachsen /nicht daß sie der Riebenzahl oder andere böse Geister / besitzen sollen / sondern den Menschen zu gute /daß er dieselbige ordentlicher Weise (nicht mit Zauberey und Teuffels-Bannen / oder auff Gespenst und des Berg-Männlins Gerümpel) soll suchen / aushauen / schmeltzen / und mit Dancksagung gebrauchen. Derowegen erfahren wir auch / daß dieselben Abergläubischen Bergleute wenig [135] Glücke haben / und ob sie zwar vermeinet / sie hetten den Schatz gewiß / weil sie die Geister bannen könten / hat es ihnen doch weit gefehlet / haben mit Spott / Schanden / und vieler Leute Schaden offte darvon müssen abziehen / wie auff der ober Abend-Burg / am Flintz-Berge / im Riesen Grunde vor Jahren geschehē / und nicht unlängst etlichen begegnet / welche statlich auff gezogen sind /gewisser Hoffnung und Vertröstung grosse Schätze zuerlangen / etc.

Biß hieher gar nachdencklich / und aus Theologischen Fundamenten / der angeführte D. Schwenckfeld: welcher sich leichte besser erkleret hat als jener Anonymus in den wunderlichen Historien von Gespensten part. 1. p.m. 35. b. 36. a.

Zweyerley Geister und Gespenst werden auch in den Fundgruben auff den Berg-Städen funden.

[136] Es wird auch beyderley Art / auff den Bergstäden in den Fund-Gruben gefunden / wie solches Gregorius Agricola bezeuget lib de Animantibus subterraneis. Und seynd die grausamen und unfreundlichen / welche auch nur erschrecklich anzusehen / gemeiniglich den Bergleuten feind und gehässig. Solcher Art ist gewesen der Geist zu S. Anneberg in der Zeche zum Rosenberge / welcher über die 12. Bergleute an ihrer Arbeit mit seinen Anhauchen getödet und umbracht welcher auch von deßwegen ist liegen blieben / und nicht ferner gebauet worden / ob sie gleich reich von Silber war / es hat aber den Athem außm Halse geblasen oder gehaucht / und ist in Gestald eines Pferdes mit einem langen Halse und greßlichen Augen erschienen / also ist auch der Schnebergische Geist gewesen /welcher in einer schwartzen Münchskutten [137] in der Zeche zu S. Georgen erschienen / welcher einen Bergmann oder Ertzknappen erwischt / vom Boden auffgehaben / und zu öberst in die Höle / so vor Zeiten gar Silberreich / gesetzt / nicht ohne Verletzung seiner Glieder. Bey den Türcken hat ein Jüde / so bey ihnen wohnhafftig / auff eine Zeit / von einer gar reichen Zechē müssen ablassen / von wegen eines solchen Berg-Teuffels / welcher den Bergleuten in Gestald einer Ziegen / oder wie ein Geiß / mit güldenen Hörnern fürkommen und erschienen. Die guten aber und freundlichen nennen etzliche bey uns Teutschen / so wohl auch die Græci, Kobolte / die weil sie viel Dinge den Menschen nach thun / mit lachen / und an dern Dingen mehr / und scheinen / als wan sie viel theten / und doch nichts thun. Etliche nennen sie auch Bergmännerlein / denn sie erscheinen gemeiniglich wie die [138] Zwerge / drey Viertel einer Ellen lang; Sie erscheinen aber in Gestald eines alten Mänleins / und bekleidet wie die Bergleute / mit einer weissen Haupt-Kappen am Hembde / und einem Leder auffn hindern. Diese thun den Bergleuten kein Leid / denn ob sie wohl bißweilen die Bergleute mit Steinlein werffen /so thun sie ihnen doch selten schaden / es sey dann daß sie mit spotten oder fluchen erzürnes und schellig gemacht werden. Fürnemlich aber lassen sie sich sehen in denen Zechen welche Ertz geben / oder so zum wenigsten gute Hoffnung ist. Der wegen lassen sich die Bergleute hier durch nichts erschrecken: Sondern haltens für eine gute Anzeigung / und seyn desto frölicher und fleissiger an der Arbeit / und wüntschen nach ihnen / und haben groß verlangen sie zu sehen biß hieher der Anonymus. Drauff fraget es sich noch ferner. [139] Wie der Rübezahl Plitzen und Donnern könne? wie wir aus Henelio gehört. Drauff antwortet / für uns / Jodocus Gockerius osnaburgensis im Teuffel selbsten / cap. 46. p.m. 129. ab. Theatri Diabolorum.

Es ist oben im vierzehenden Capitel erweiset worden / daß die Teuffel ihres Gefallens nichts handeln können oder mögen / sondern müssen Gott ihren Herrn und Schöpffer auff die Hände sehen / und allein das thun / was ihm gefellet Haggar 2. Ich (spricht der Herr) bewege Himmel und Erden und das Meer / etc.Item im 29. Ps. stehet dem gleich / als Wetter machen / daß solches vom Herrn komme. Mit Johann. I. und der Herr sandte grossen Wind auff das Meer etc. Darum hat das Concilium Bracarense c. 1. recht geschlossen mit diesen Worten / si quis credit quod aliquantas immundas creaturas Diabolus fecerit, & tonittua, & [140] fulgura, & tempestates & siccitates, ipse Diabolus sua authoritate facit, sicut Priscillianus dixit, anathemasit.

Darumb geben alle Menschen zu verstehen / so noch einige Ungewitter Hagel / Blitzen / Donner und der gleichen dem Teuffel oder Zäuberinnen zumessen / daß sie in ihrē Catechismum nicht haben gelernet / auch nicht daran glauben / den darinne sagt man / ich glaub an Gott Vater / Allmächtigen /Schöpffer Himmels und der Erden; und in unserm Vatter unser / begehren wir von Gott Vatter unser täglichs Brod / so kan es warlich von den Teuffel nicht her kommen / so wird auch in den zehen Gebotē uns gelehret / daß wir keine andere Götter haben sollen /wie dieses von dē Hn. Brentio, in Homilia de grādinȩ beweist wird / d' aus dem Exod. c. 1. und Jobs 38.it. Josuâ 10. Haggar 2. Ps. 7. gnugsam probirt / daß das Ungewitter vom Herrn kompt.

[141] Aus diesen Grunde schliessen wir nun hie auch /daß die Teuffel aus eigner Krafft und Macht keinen Donner / Hagel / Schne / Regen / Reiffen / oder solches was wircken könnē. Aber wenn es Gott gefellig ist / und er es leiden und dulden kan und mag / so ist es ihm nicht mehr schwer / sondern viel mehr müglich und leicht zu thun / wie wir des Exempel gnug haben.

Hiob. c. 1. ist geschrieben / daß durch des Teuffels Würckung / Feuer vom Himmel gefallen sey / und hab Schaaff und Knaben verbrand und bald hernach als Hiobs Söhne und Töchter in ihres Bruders Hausse assen und truncken / erregte der teuffel (doch durch Gottes Zulassung und Verhengnüß einen gossen Wind / und von der Wüsten her / welcher das gantze Hauß auff die Knaben und Töchter warff / daß sie alle darunter sturben also ist kein Zweiffel daran / [142] wenn sich noch heutiges Tages ein groß Ungewitter erhebt /da ist der Teuffel mit unter / und hat nicht allein eine Lust daran / daß je vielen Menschen / und sonderlich den gläubigen / dardurch möge grosser Schade geschehen / sondern ist auch das rechte Werckzeug und Mittel / dardurch GOtt der HErr / als durch einen gewaltigen Physicum und Natur verständigen Geist /welcher seiner geistlichen Art und Eigenschafft nach /alles zu wege bringen kan / daß die Natur vermag /solches Ungewitter zusammen treibet / etc.

Aber es mus allezeit vorbedinget seyn / daß ers nicht aus seiner Macht etwan kan / sondern durch Zulassung Gottes / weil Christus den Winden steuren kan / so hat er sie auch in seinen Händen. Es hat Philippus Melanchton, wie Malius anzeigt in seinen Collectaneis, einmal gesagt: [143] wie daß auff eine Zeit ein gewaltiger Mann seinen Gästen ein Schauspiel angerichtet hab / darumb hab er herfür lassen kommen /und ziehen etliche Zauberische Weiber / die haben ein grosses Wetter gemacht da aber das Wetter wieder sey gefullet worden / sind sie auch verschwunden. Was aber diese Weiber gewest seyn / ist leichtlich abzunehmen / aus dem / daß sie verschwunden seyn /nemlich / Teuffel / und keine natürliche Menschen etc.

Er ist bey den Kindern des Unglaubens kräfftig /und dieselbigen regieret er nach seinem Willen; Bey den Kindern Gottes kan er nicht mehr / denn was ihm vergönnet und zugelassen wird / und kan hievon der Christliche Leser / besehen / die Auslegung Doct. Hieronymi Welleri, über das 1. Cap. Jobs' M. 1. fa. 2. Da besehe ein jeder fleissig seine Worte / von dieser Auslegung und Handlung [144] etc. Wie daß auch die Zauberinnen keine Macht haben Wetter zumachen und den Gewächsen nichts zubeschedigen / oder den Früchten / beweiset gar weitleufftig D. Johann Wierus, l. 2. cap. 33. in latino exemplari etc. Confer Lutherum Tom. 2. Jenens. in explicatione symboli. Brentium in 28. caput. l. 1. Samuel. pag. 725.

Biß hieher zur Gnüge von den Rationibus und oracionibus; wie / und ob die bösen Geister allerhand Gewitter verursachen können. Was weiter den Rübezahl betrifft / kan man von ihm schon aller dings die Ursachen nicht ergründen oder erforschen: So ist es doch unzweiffelbahr / daß sein gewöhnligste Verrichtungen seyn / nach belieben zu plitzen / donnern und hageln: wie denn solches übe die unzehlbahr Erfahrung / von ihm bekräfftiget seines eigenen Nahmens Buchstaben-Wechsel: da aus Riebentzal [145] entspringet.Er blitzet an. Doch gnug von diesen Handwercken. Zum andern saget mann auch von solchen Schlesischen Geiste / oder Riebezahl daß er ärtz Liebe /oder wie es Schwenckfeld von warmen Bade d.l. beym Ælurio d.l. vorbringet: Sie (die Einwohner /) sagen auch / der Riebenzahl sey ein Herr und Besitzer der Metallen und Schätze; so in diesen Gebirgen verborgen liegen: derowegen biß anhero niemands derselben theilhafftig werden und geniesen können; weil sie der Riebenzahl besessen und ungerne von sich lasse.

In diesen Stücken ahmet der Rübezahl die andern unreinen Geister nach / welche ingemeinmammonisch und Plutisch seyn: wiewol sie darneben sich meistentheils in Hundes Gestalt verkleiden / die Schätze bedecken / und drauff liegen sollen; wie davon [146] auch unter andern eine Historie erzelet Camerarius Oper. succis. cent 1. c. 63. p. 288. 289. wenn er also redet aus den Wiero c. 4. de præst. Anno 1530. hat der Teuffel einem Priester in Nürnberg etliche Schätze in Crystalle gezeuget. Wie nun dieser Pfarrer am gezeugeten Orte vor der Stad solche Beute anfänget zu suchen / und nebenst einen seiner guten Freunde einem Kasten in einer Höle ansichtig wird /und über solchen einen schwartzen Hund liegen siehet; ist er in solche Höle hinein gegangē und wird gleich drinnen ertödet; in dem das Erdreich über einander fället unn alles zudecket. Es ist aber sehr wunderlich / und billich zu betauren vieler Menschen Blindheit und Narrheit / welche aus geschöpffte Hoffnung der flüchtigen Güter / in ein handgreiffliches Verderben des Leibes und der Seelen sich stürtzen. Denn derselbe böse Geist / [147] welche von den Zäuberern insonderheit den Schätzen vorgestellet wird / Sydonay oder Asmoday, wie wir in des Wieri Pseudomonarchia Dæmonum ( es ist aber nichts dran gelegen / ob dieser oder noch andere Nahmen solchen Teuffel zukommen:) lesen / genant: welchen sie als einen grosen / starcken und mächtigen König ehren / und seiner Gewalt 72 legiones zu eignen. Wenn aber dieser den Zauberern vor ihre Augen einen blauen Dunst machet; so giebt er sich zuerkennen und anzuschauen mit 3. Köpffen: Deren einer einen Ochsen Kopffe gleichet /der ander einen Mēschen / und der dritte einem Widders Häupte ähnlich kömmet: d' Schwantz ist gleichsam von einer Schlangen geborget: aus dem Rachen speyet er Feuersflammen: die Füsse seynd den Gänsen gleichförmigt. Ferner sitzet solcher über einen Höllischen Drachen / [148] und helt in der Hand eine Wage und Fähnlein: Wenn nun der Beschwerer oder Verbanner wieder solchen Teuffel sein Ampt verrichten will; so muß er unerschrocken seyn und fest auff seinen Füssen stehen: wenn er solches nicht thue; wird er in allen betrogen etc. Es wird aber vom gedachten Wiero d.l.l. 5. c. 11. ein sonderlicher Magischer Circkel beschrieben / mit seinen characteren, Bildnüssen / Figuren / Beschwerungen / und andern ungebührlichen Händeln / damit die verborgene Schätze mit grosser Gefahr / und zum öfftern mit vergeblichen Bemühungen erforschet werden. Aus welchē erscheinet / wie groß die Macht d' bösen Geister seyn mag / die begierigen und abergläubischen Menschen zubethören. Aber Christus / der Sohn Gottes / ist in diese Welt erschienen / daß er die Wercke des Teuffels zerstöre. In[149] übrigen ob die Zauberer durch ihre Kunst / oder vielmehr Gauckeleyen / der Leute Gunst / Schönheit /Wollüste / Ehre / Reichthumb / und Wissenschafften erlangen können / unn Fruchtbarkeit mache; davondisputieret Bodinus de Magorum Dæmonon l. 3. c. 5. weitleufftig / da er unter andern also redet: was Güter betrifft; so ist allen sehr wohl bewust / und sonsten gar gewiß daß grosse Schätze in der Erden verborgen liegen welcher Oerter dem Satan bester Massen bekant seyn: Aber niemahlen ist doch gleichwohl ein Zauberer gefunden worden / welcher vermöge seiner Kunst einen Goldgülden zuwege da von gebracht hette / wie sie leicht alle gestehen. Ja welche sich darzu begeben / daß sie durch Zauberische Mittel wollen noch reicher werden / da sie vorher schon ein ziemliches haben; die gerathen schier in die Armuth:[150] welche aber von armen Leuten solches ungebührliches versuchen; bleyben ihr lebenlang Betler. Alldieweil die Güter in heiliger Schrifft GOTtes Segen genennet werden; weil sie vö Gott bescheret werden: Als zum Exempel / da Jacob ein Geschäncke von seiner Heerde (welche ihm Gottrechtmessig bescheret hatte:) seinem Bruder Esau darbote; da spricht er: Nimb hin von den Segen / welchen mir der Herr gegeben hat. Aber warumb theilet der Satan seinen Sclaven und Vasallen die vergrabene Schätze denn gleichwohl nicht mit? Warumb lest er sie verschmachten? Aus was Ursachen lest er sie betlen? Warlich / Gott will es nicht anders haben: Und der Teuffel kans nicht anders machen: welcher sonsten (wie mir bedüncket /) gar viel Leute / durch dieses Mittel / weiter auff seine Seite bringen würde. Dieses habe ich aus [151] den Bodnio wollen hieher setzen / und dem begierigen Leser etliche Exempel daselbst nach zulesen / allhier Anweisung thun wollen. Biß hieher Camerarius: zu welchen auch gehöret Milichius im Zauber-Teuffel p.m. 240. A theatri Diabol. der gleiches Falls behauptet /daß der böse Geist gar offte die verstackten Schätze besessen etc. Und diesen kommet nun auch nach der Rübezahl / der sampt seinen andern consorten / nach Art und Weise der grossen Hansen (wie Rübezahl auch seyn und heissen will: Da von Owenus l. 1. Epigram. 100. p.m. 16


Cuncta trahunt ad se magnater aurea; sicut
Ad se magnetes ferrea cuncta trahunt.

Die meisten Schlesischen Bergschätze mantiniret, und seine sonderliche Artz Liebe dardurch zu verstehen [152] giebet; davon er auch keines Weges zubringen scheinet: Sintemahl wie wir hernach vernehmen werden / es allbereit ein mal vorgenommen worden; daß man den Rübezahl hat vom Berge wollen weg bannen; aber ummsonst. Und zwar was solches verbannen oder religiren belanget; so soll einander fast dergleichen Exempel noch unlengst vorgelauffen seyn: da ein Hexenmeister und alter Zoroasser sich auff das Gebirge hienauff gewaget / seine Circkel gemachet und allerhand Teuffelische Figuren darzu geschrieben / auch den Rübezahl zu seinen vorhabenden Wercke her zu gefordert; welcher sich denn gar willig eingestellet / und auff der Schnekippe sich in einer sonderlichen hier zu gemachten Stelle und Sessel præsentiret, verheissende / so ferne jener Exorcista seine Sache könte ausführen / so wolle er geschwinde von hinnen weichen. [153] Was geschicht? da der Verbanner sein Zauberbuch herfür krieget und etliche Zeilen gelesen / auch nunmehr endlich zum Haupt Puncte hingereth; da reisset der Rübezahl dem Kerl dz Blat vor die Nase außm Buche / und wirfft ihn mit sampt den bettel in etliche hundert Stücke zum Berge herunter: wie noch anietzo etliche Merckmahl und Kennezeichen solcher Geschichte auffm Berge sollen gezeuget werden. Sich! so gehet es endlich den Teuffels-Meistern: Und zwar nicht nur etwan einem alleine sondern den meisten: wie denn schon ein gleiches Exempel an führet / der Bodinus in Magorum Dam. p.m. 391. Frater Neuder erzehlet auch / wie zu Cölln ein kurtzweiliger Münch ein Zauberer war; der ein grosses Ansehen hatte als könte er die bösen Geister zum besten aus treiben. Eins Tags / fragt ihn der böse Geist / wohin [154] aus er müste? fahr / antwortet er ihme /in mein heimlich Gemach! der Teuffel fehlet ihm nicht: sondern macht es als er auffs heimliche Gemach gieng; zerklopfft ihn so jämmerlich / daß es sehr wenig gefehlet / er hette den Geist darüber auffgeben.

Doch gnug von dieser des Rübezahls Charge, und Verwaltung. Drauff kömmet; daß auch Rübenzagel nach seines Nahmens Verkehrung ein Zauber-Engl sey: Der die Leute bethöre / und allerhand blaue Dunst vor die Augen mahle: Wie zuletzte unsersTractats es die Historien geben werden. Ja es will hierauff auch gleichsam gedeutet haben der Opitz d.l. pag. m. 280. da diese Wörter fallen: doch wollen wir den Birgman Rübezahl in diese Zahl nicht setzen: denn angesehen daß er durch Zauberey geruffen wird; so muß er weder eine fromme noch eine [155] verdampte Seele seyn. etc. Item p.m. 282. etc. Wenn er also auff und von dem Riesen Berge dichtet und mit unter singet: Unterwehrenden reden / als wir zwischen der Trennung zweyer Hügel / dahin wir uns durch Hecken und Gestände mehr einen Weg gemacht / als gefunden hatten / gerichts eingingen / erblickten wir hinter den Birckenbäumen und Eichen eine grüne Wiese / auff welcher von einem andern Ort her ein altes Weib / mit grauen Haupte / zitterntem Gange / krummen Rücken und einem Kerbe darauff / fast gekrochen kam. Wir winckten einander / und legten uns unvermerckt in die Sträuche nieder / zu erfahren was die redliche Mutter guts machen würde. Sie war fast in die mittē an einem Scheydweg zweier engen Stege kommen / da ließ sie ihre geflickte Schauben fallen / strich die hageren Armen auff / und [156] fieng mit klingender Stimme also an zuruffen:


Ist dann kein Mittel nicht zu zwingē den Gesellen
Der eine Jungfrau fleucht? soll dann das Heil der Höllen
Erst seyn herfür gesucht? es muß ja sonsten mir
Gehorchen was die Welt in See / in Lufft und hier
In ihren Schloß verbirgt: die Sternen müssen schwitzen;
Der Monde stille stehn / und seinen Wagen stützen;
Der Nordwind legt den Sturm zu meinen Füssen hin;
Der Sommer scheinet mir: es machen wo ich bin
Die Toden sich herzu; auff mein Geheisse gehen
Die starcken Eichen fort; die Flüsse bleyben stehen;
[157]
Die Klippen sencken sich / die Saate reiffet nicht;
Die Thäler steigen auff; der Schlangen Leib zerbricht;
Die Löwen werden zahm: was gilts ich will was finden /
Den wilden Tigersinn genugsam zu entzünden!
Du Dreykopff / Hecate / die älter ist als ich;
Du Geist der diesen Berg beherschet höre mich;
O Pluto komm herauff; ich achte nicht der Sachen
Die meines Alters Volck zu langsam reicher machen:
Ich suche nicht Metall / nicht Jaspis / nicht Demant;
Ein fester Hertz' als er soll werden umbgewant.
Dieweil kein Kröten-Blut; noch Drummel in den Rohren /
[158]
Noch Federn so die Eul hat umb ein Grab verlohren /
Noch heisse Pferde Brunst / kein Wester Hembde nicht /
Kein Nagel von d' Hand / kein Haar / kein Blut / kein Liecht /
Zu rathen deiner Treu / o Jungfraw / derer Schmertzen /
Wie hart' und rau ich bin / mit dringen selbst zu hertzen /
Bey ihm verfangen will / und ich umm sonst gethan
Was Menschen Klugheit weiß / so helffe was da kan.

De Glantz des Himmels / die Sonne / welche / wie wir aus unserm Schatten abnehmen kutnen / den Tag biß über die Helffte gebracht hatte / schiene für Schrecken zu erbleichen / kein Geflügel hörte man singen / es regte sich nichts als das Zittern der Bäume / und wir selbsten zweiffelten [159] welches sicherer were / zulauffen oder zu bleyben. Sie zoge den lincken Schuch aus /nam ein Tuch über den Kopff / kehrte sich zweymal gegen Morgen / und zweymal gegen Niedergang /grub mit einer Sichel ein Loch in die Erden / und machte darauff einen Circkel umb sich her / murmelte auch eine gute Weile eins und anders das wir nicht verstehen kundten. Hier nach brachte sie aus ihrem Korb allerhand Kräuter / welche sie vermuthlich bey vollem Mondenschein und für Auffgang der Sonnen /auch sonsten zugewissen Jahres Zeiten mit der lincken Hand ein gelesen hatte / menget etzliche Steinlein / wie auch Gebeine von den Todten darzu / und rührete mit einer Ruhten alles durch einander. Also legte sie es auff Wacholder Holtz und Eisenkraut /darbey ungebrauchter Schweffel und Weyrauch war /zündete es auff / und wie [160] der Lohe in die Höhe schlug / redete sie folgende Wort:


So müssen gleichfalls auch desselben Sinnen brennen /
Der von sich selbst nicht will den treuen Sinn erkennen.
Ferner knüpffte sie einen Haarlocken umb drey Federn von ungleicher Farben / und sprach:
Dieß sind die Federn hier so ich zu diesen Wesen
Aus dreyn Nestern zwar / umb Mitternacht erlesen
Vom Vogel den ich weiß; diß ist sein eignes Haar
Das bey dem lincken Ohr ein falsches Zeichen war.
Der Liebe die er fleucht: die Feder lest das fliegen;
Sein Haar' wird jetzt ein Band; er soll mir auch erliegen.

Auff dieß sprützete sie dreymal in ihre Schoß / nam ein Bildlein von Jungfrawen [161] Wachs in die Hand / beraucherte dasselbe / band ihm drey wüllene Faden von dreyerley Farben umb den Halß / und sagte:


Ungrad' ist den Göttern Lieb; dreymal ist er auch gebunden;
Dreyer Farben Faden sind umb den harten Halß gewunden.
Unter solcher Rede stach sie mit einer langen Nadel dreymal hinein / und fieng an:
Also geh' es auch dem Hertzen
Das ein Weibes Bild darff schertzen.
Warff es hier über in das Feuer mit diesem Wort:
Als wie das reine Wachs muß rinnen /
Soll ihm auch schmeltzen Muth und Sinnen.

Nach dem nun alles nieder gebrennet war / grieff sie auff die Erden / warff die Asche dreymal übern Kopff / sahe [162] nicht hinter sich / und hub wie erstlich mit zerbrochenen Worten an zu murmeln. Sie hatte erschreckliche Beschwerungen in den Maul herumb zu werffen nicht recht angefangen / als sich ein mächtiges Wetter / Schloß / Hagel / und Krachen erregete.


Das Liecht ward schwartze Nacht;
Der Himmel lieff zusammen.
In dickes Finsternüs; die Wolcken gaben Flammen.
Und eilten hefftig fort; man sahe keinen Tag
Als wann der grimme Plitz duch einen Donnerschlag
Vorher gesendet kam; der Winde starckes Prausen
Bewegte Wald und Berg mit seinen wilden Sausen:
Die Lufft ward lauter See; der Höllen gantzes Reich
Erregte seine Krafft / die Bäume wurden bleich;

[163] Und was mich das Schrecken noch jetzo nicht erzehlen lest. Biß hieher Opitius: Aus welchen wir zur Gnüge des Rübezahls Zauberey innne geworden seyn. Jetzt folget ferner / daß auch Riebzal seines Nahmens letter Wechsel nach / ein Lieb-Artz sey: welches ebenmessig Opitius beglaubet d.l. pag. 279. wenn er ihn also asinget:


Du Riesen-Herr du Artzt / du Berg-Gott / kom herfür;
Der jene / so dich ehrt / erwartet deiner hie.

Ja es läugnen auch dieses Rübezahls Ampt nicht die Quacksalber / Wurtzelgräber / Thiriackskrämer /Zahnbrecher / und andere Gassen-Schreyer: welche ihre Materien fürnemlich von der Schnekippe oder Riesenberge holen / und vom Riebenzahl sollen überhändiget bekommen / nach ihrer eigenen Aussage: Und was noch mehr [164] ist / so betheuren auch viel / daß sie es mit denn Rübezahl von Hertzen meinen müssen / ihn mit sonderlichen Ehren-Titeln anreden / und wohl gar mit ihme Brüderschafft sauffen: wenn sie seiner Gnade und Unterricht geniessen wollen. Darauff es denn unfehlbar geschehen soll: daß er / der Rübezahl ihnen allerley Kräuter und Wurtzeln nicht allein zeige; sondern auch vermelde / wozu sie eigentlich zugebrauchen seyn: ja er soll auch öfftern dergleichen Wurtzeln selber helffen mit aus graben: also daß man dannenhero ihn wohl könte Rübezahl nennen; weil er sich so hurtig in dar Zehlung der Rüben erweiset / und zwar denen solche Begönstigung wiederfahren lest / so es mit ihnen halten: denen aber / welche ihn äffen; soll Rübezal / durch Versetzung der Buchstaben ein übel Artzt seyn: da ihnen eben dieser Rübenzahl per [165] anagramma nicht nützel-bahr ist; sondern schädliche Sachen bey schwatzen soll / oder die Medicastros und Landstreicher selbsten zu verführen / und herab zustürtzen in Gewohnheit haben. Doch gnug von des Rübezahls Artzney; die er ex Erez oder Erden / (daraus sie der liebe GOTT nicht allein /nach der Schrifft / wachsen lässet; sondern auch vielleicht den Nahmen hat geben lassen:) nimmet. Jetzt folget schließlich das letzte Officium des unruhigen Schlesischen Geistes; welches ist Hexen und jagen: Wie nicht minder der Riebentzahl selbsten / wie wohl umb gekahrt / zu verstehen giebet; daß er nemlich sey ein Albin Hetzer. Albin sage ich / das ist /der hohen Berge; wie Opitius d.l.p. 264. auff den Schlag redet: Ich hette aus Begier fast angefangen zu fragen: Sie aber / die es mir am Gesicht ansahe; dieser grosse [166] Strom / sprach sie / der gerichts für euch mit solchen Strudeln und brausen herauff steiget / ist die Elbe / so von ihrer Geburtsstad den hohen Alben; die wir über uns haben / den Nahmen bekommen hat.

Hier ist aber zumercken / das dieses letztere Ampt /vielleicht des Rübezahls eigentlichste sey; in dem etliche in den Gedancken stehen; als wenn Rübezahl vor diesem solle ein Edelman gewesen seyn / und treffliche Beliebung getragen haben / auffs selbige Gebirge zujagen: also / daß er auch gewünschet nach seinem Tode die Glückseligkeit zu geniesen / daß er da selbsten solches Jagen fort setzen und continuiren mögte. Dannenhero es denn ihme nun auch / nach den Midischen verkehrten Wuntsch / wiederfahren ist / daß er /von seinen Absterben an / biß hieher / immer nach Wuntsch hetzen und jagen soll / ohne [167] Auffhören; Aber nicht ohne andere Exempel: Sintemal solche dergleichen auch anführet Hondorff part. 1. Prompt. Exempl. p.m. 290. Wenn er also redet: hieher gehören auch die Teuffelsjagten; da die Teuffel in Gestalt und Person derer / die etwan grausame und unbarmhertzige Jäger gewesen sind / zu Nacht und auch bey hellen Tage / sich sehen lassen hetzen und jagen: wie man da von saget / daß etliche Fürsten und grosse Herrn /noch heutiges Tages / sollen gesehen werden / daß sie jagen an Orten / da sie etwan bey ihren Leben mit grosser Beschwerung armer Leute / ihre beste Lust mit jagen und Wildbahnen gehabt. Also findet man auch auff den grossen berühmten Wäldern mancherley Gespänst des Teuffels: Da er sich ietzt in Gestalt eines verstorbenen Jägers: Denn in eines Holtzförsters: bald in eines andern Bauren [168] Feindes / sehen lesset / saget / deutet / hetzet / davon ohne Noth viel zu schreiben; sintemal es nicht unkantbar / sondern aller Welt im Munde ist vide Cyriacum Spangenberg im Tag-Teuffel.

Und biß hieher weren also des Rübezahls Aempter herfür gezogen / und zur Sattsamkeit beschrieben: welche wir ietzo kürtzlich wieder holen / und in einerTabell also sämptlich für Augen stellen sagende; daß Rübezahls Verrichtungen seyn: die

Reisenden verführen.
Uexiren.
Blitzen und Donnern.
Ertz besitzen.
Zaubern.
Artzneyen.
Lustig jagen und hetzen.

Wo Rübezahl sich eigentlich auffhalte - und seine residentz habe

[169] IV.
Wo Rübezahl sich eigentlich auffhalte / und seine residentz habe.

Es ist nicht unbekant daß ingemein alle böse Geister sich theils auf Kirchhöffen / Wäldern / Gebirgen /wüste Häusser Esa, 34. v. 13. Matth. 4. v. 1. in sümpffigten Oertern Luc. 11. v. 24. in unter irdischen Hölen / und Berg-Gängen / item an solche Gegend /wo vor diesen grosse Schlachten geschehen seyn / etc. sonderlich auffhalten sollen / wie da von weitleufftigere Zeugnüß giebet / aus unterschiedlichen Autoribus, Jodocus Hockerius im Teuffel selbsten c. 21.pag. m. 58. theatri Diabol. confer Hildebrandum in theurgiâ p.m. 309. Fridlibium in medullâ Theologicâ p.m. 512. 513. vor allen Oertern aber ist zu mercken / daß sich das Teuffelische [170] Geschmeusse / insonderheit vermercken lasse auff Bergen; wie hie von mit mehrer Meldung geschiehet / und etliche Exempel davon allegiret werden / in meinem Tractatu von Blocks-Berge. Hier ist nunmehr zugedencken daß auch Rübezahl unter der Zahl begriffen sey / nemlich der jenigen schwartzen Geister / die ihren Auffenthalt und Losirung auff den Gebirgen zuhaben pflege. Doch wem würde es unbekant seyn / was den Schlesischen Satyrum, oder Böhmischen Faunum anlanget /daß er sich fast immer auff den Riesen-Gebirge præsentire, und allda sein stetiges Spücken verrichte? zum Uberflusse kan dennoch hievon an gehöret werden erstlich der Henelius in Silesiographia p.m. 6.Gigantæus mons, propriè der Riesenberg / auro, argento, ære, gemmis gravidus; sed in quem avaritia, quæ mortales etiam [171] ad inferos agit, nescio an difficiliori evectione, analiis causis deterrita, minus penetravit: Ob versantis præterea montani Dæmonis terrore, & mirandis visi decantatus. Nostratibus der Riebenzahl vulgò dicitur. Zum andern der Schwenckfeld d.l. Riesenzahl / qui frequenter ad Gigantæum montem aberrare solet. Zum dritten der Ælurius d.l.p. 129. ein Gespenst auffm Riesengebirge / bey Hirschberg in Schlesien / von welchen D. Casparus Schwenckfeld in 4. Theil seiner Beschreibung des Hirschbergischen warmen Bades in Schlesien / also schreibet: der Riesenberg ist weit und ferne beschrien / auch von den Italis gerühmet / etc. unter andern Ursachen auch wegen des Riebenzahls / der da selbsten /wie etliche vorgeben / seine Wohnung haben soll /etc. Zum 4. Schickfusius l. 4. der Schlesischen [172] Cronicke c. 3. p.m. 11. 12. der ander tract der Sidoden /oder Mittägischen Wildnüß und Gebirge / hebet sich an / am Ende des Glotzischen Gebirges / und endet sich in Zeschnischen Fürstenthumb / bey der Spitzen und Anfang des Carpatischen Gebirges / und scheidet Mähren und Schlesien. Wie nun dieser Strich das Mährische / Neisische Gebirge / auch das Gesäncke genennet wird; also wird jenes das Böhmische Gebirge intituliret; weil es nach Böhmen gehet; oder das Schnegebirge; weil es mehren Theils mit Schnee auch in den heissesten Hundestagen bedecket ist / oder auch das Riesengebirge; entweder von den Riphæis populis so dem Zecho in Böhmen nach gefolget / oder von dem Riesenberge; so lauff diesen tractu der höheste ist. Es wird aber der Riesenberg nicht darumb also genennet; daß etwan Riesen daselbsten [173] gewohnet; sondern weil er wie ein hoher Riese / für den andern allen mit seiner Spitzen (oder Köppe herfür scheinet /und sich sehen lesset. Derowegen er auch der Schlesier compas, oder Wetterzeiger / genennet wird; nach welchem das gemeine Volck sich / des Wetters halben / zurichten pfleget. Denn / ist es auff der Höhe (oder umb die Köppe) hell und klar; so hoffet man herliches und beständiges Wetter: Wo es aber umb dieselbe trübe und neblicht ist und die Spitze (Köppe) sich gar ein haubet / daß man sie nicht sehen kan; so ist gemeinlich ein Regen nicht weit; und progonosticiret mann darauff unbeständiges Wetter. Bißher gedachter Autor: welches auch fast von Wort zu Worte hat Schwenckfeld in Hirschbergischen warmen Bade p.m. 156. dieser Berg ist weit und breit beruffen / umb zweyer Ursachen willen: [174] Einmal darümb; daß er am Golde / Silber / Ertz und Edelgesteinen sehr reich; wie solches die gewisse Erfahrung richtig gegeben. Im Riesengrunde / Teuffelsgrunde und Goldgrunde wird gediegen Gold gefunden; wie hernach weiter soll angezeiget werden. Die ander Ursach beruhet auf dem sonderlichen Geheimnüß mit dem Geiste und Gespenste / so sich auff diesen Berge und umb den selben sehen und hören lest. Georgius Agricola (Chemnicensis) ein statlicher und fleissiger Medicus, (ein vortrefflicher unn gelehrter Bergman. Schvvenckfeld d.l.) setzet zweyerley Gespenste welche sich in den Bergwercken zu zeigen pflegen. Etliche sind hefftig und heßlich; welche den Bergleutē trefflich auffsetzig und sehr schädlich seyn: Als eines zu Anneberg gewesen /welches in der Rosenen Crone über 12. Menschen mit dem anhauchen [175] nieder geleget und getödtet. Andere aber sind linde und mühsam / und erzeigen sich gleichsam / als wenn sie mit arbeiten / lachen / und gehen hin und wieder; und diese nennet mā Bergmänlein: welche niemand beschädigen; wenn man sie nur nicht necket / aus lachet / oder aus zuschelten pfleget. Unter diese letzteren kan das Gespenste auff den Riesenberg auch gezehlet werden / etc. Hæc ferè etiam habet latinè Schvvenckfeldius in Geog. Sil. antestirpes: ex quô fortè mutuatus est Schickfusiu: vixit & scripsit hic enim Anno 1625. Schvvenckfeld vero 160. item pag. 12. Für Jahren sind etliche Abergläubische Bergleute auff der Ober Abendburg am Flintzberge im Riesengrunde auff gezogen / gewisser Hoffnung und Vertröstung / daselbsten grosse Schätze zu erheben: Als sie an den Ort kommen / ihre Circkel machē / [176] und gleich am Wercke sind; erzeuget sich vorgedachter Hüter des Schatzes (der Riebenzahl /) aber mit einen so schrecklichen Ungewitter / welches etliche Tage gewehret / und ein grosser Schne / und erschreckliche Kälte erfolget; daß sie dardurch zerstreuet und schwerlich mit den Leben heraus (herab) kommen: Unter welchen auch etliche die Füsse übel erfröret; welches ihre Ausbeute gewesen. Caspar Schwenckfeld im Hirschbergischen warmen Bade im 4. Theil p. 160/161. Da gegen ist es einem Italiener von Venedig wohl gerathen; welcher Anno 1456. sich / selb dritte gewaget / und durch besondere Schliche und Gänge / auff dem Boheimischen Gebirge bey seinen zwey spitzigen Stein / da er eine / gegen Mitternacht / Höle / auff einer Wiesen ein geschlagen / und daselbsten in einem revirlein Gold / als Erbes / und welsche Nüsse [177] groß gelesen; und damit er desto besser auff diesem gebirge austauren können / hat er sich auch acht Tage mit proviant wohl versehen / bey klaren hellen und warmen Wetter auff dem Riesenberg sich gemacht / und ist in den Aupen-Grund kommen /da er viel Gerippe von todten Menschen die sich verirret / und nicht gnugsam proviantiret, in hungers Noth auff dem Irrwege umb kommen waren / angetroffen; bey denen er kostbahre und herrliche Edelgesteine gefunden. Er hat auch bey einem Steine nicht weit vom Zackenfluß auff einer grünen Auen eingegraben / und unter dem Maaß schön gediegen Gold gesamlet / auch nicht / fern von einem Stein / so am Zacken lieget / amethysten, topazier, Schmaragden, chalcedonier, und andere Edelgesteine mehr gefunden: und hat sich die Gespenster an selbigen Orte nichts irren lassen. Neben dem [178] Riesengrunde / und Aupengrunde / sind auch noch andere tieffe Gründe; als der Teuffelsgrund / die Mittags Grube / und der Mummel- (oder Mumel-) Grund: darinnen mancherley Bergarten gefunden / Gold geseuffet / und allerley Edelgesteine gewaschen werden. Die Schnegruben sind auch überaus tieffe Thal / allenthalben mit hohen Bergen umbgeben: derer drey seyn / in denen der Schnee nimmer / oder gar selten / schmeltzet und zergehet: ja in den heissen Hundestagen liegen bleibet /und von ferne zusehen ist. Confer Schvvenckfelden im Hirschbergischen warmen Bade pag. 161. 162.

Ferner zeuget hie von auch Herr Zeiler in Germania part. 1. l. 4. p. 115. welche Gebirge andere riphæos, Gigantaros, oder niviferos montes, das Böhmische Riesen oder Schnegebirge nennen / etc. So sehr Ungeheuer / [179] und voller Teufflischer Gespenst /so die Innwohner den Ribenzahl nenne / davon Henelius in Silesiographia c. 1. unn Caspar Schwēckfeld im 4. Theile seiner Beschreibung des Hirschbergischen warmen Bades in Schlesien / können gelesen werden. Mercke / daß allhier Vechnerus in breviario Germ. p. 158. irret / wenn er den Riesenberg scheinet Riebenzal zu nennen: Wenn er also redet: Ducatum Silesiæ separat à Bohemiâ, vulgò das Böhmische /Risen- oder Schnee Gebirge dicutur: inter qvos eminet der Riesenberg / Silesiaca dialecto der Riebenzal; à Dæmone montano ibi obversari solitô propemodum famosus.

Weiter mercke / daß solche montes Riphæi von den Riphæis populis genennet worden: davon Zeugnüß giebet D. Lyserus im Noago ad. c. 10. Gen. pag. 392. §. 2. Riphath, id est [180] Gigantes. Hic ultra Magogum versus septentrionem progressus, ad extremam usq; regionem aquilonaribus frigoribus ob noxiam penetravit; Riphæamque genetem de suô nomine fundavit: unde etiam Riphæi montes apud Scriptores sunt celebratissimi & appellatio locorum commonstrat, denotari hâc gente Sarmatas & inter Sarmatas gentem Henetam, sicut & Ptolomæus, Sarmatarum gentem maximam facit Henetos. Vide eadem apud Schickfusium in der Schlesischen Cronicke l. 1. p. 12. Confer Becmannum in originibus lat. ling. pag. m. 204. 205. item Carolum Stephanum in dictionario Geograph. pag. m. 996. Qui putat Απὸ τῆς ῥιπάδης hoc est, à flatuum vi deduci: quod ibi (in montibus septentrionalibus Scythiæ,) vehementissimi esse dicantur Boreæ flatus. Equidem (si [181] meam interponere licet opinionē,) credo Riphæos dictos esse à Riep /das ist Reiff. l. pruina. Sonsten daß solche Gebirge dennoch von den Riphæis populis benahmet seyn zeiget ferner Cutæus in der Schlesischen Cronicke part. 1. pag. 10. 11. von des Gomers Söhnen / heisset auch einer Riphat von den kommen (wie man schreibet /) die Mitternächtische Völcker / die an den Riphæischen Bergen wohnen; und werden sonst Sarmatæ genant. Es ist aber wohl zumercken / daß Josephus schreibet; daß die Riphæi seyn Paphlagones und Heneti: denn hierinnen stimmet er mit den Ptolomæo, der da sagt; daß der grösser Theil der Sarmaten Heneti seyn: der halben seyn sie aus Asia in die Mitternächtische Länder / Reussen und Moscha gerückt.Idem Curæus part. 1. p. 23. Ich halt daß man sie Polonos (daß ist / die in der Ebene [182] wohnen /) gegen jenen; die man Riphæos nennet / (das ist / die am Gebirge wohnen) also geheissen hat. Denn die Riphæi wohneten nach der Höhe hienauff / und auff Gebirgen. Die Pohlen aber wohneten baß herüber / nach dem Euxinischen Meere / gegen Mittag. Viel der alten Riphæorum seyn mit dem Zecho in Böhmen gezogen: davon (wie vermuthlich / das Böhmische Gebirge den Nahmen / montes riphæi, oder Riesen Berge; wie ietzt dasselbe Gebirge nach Schlesien zu genennet wird; bekommen.

Ob Rübezahl allezeit auff seiner Clause verbleybe

V.
Ob Rübezahl allezeit auff seiner Clause verbleybe: oder ob er auch bißweilen aus latsche / weg spatziere / unn sich anderswo auff halte?

Es ist kein unerhörtes und seltzames / daß die Gespenster sich an einem Orte [183] zwar lange auff halten; Dennoch aber zu Zeiten sich eine Weile wiederumb verlieren / und in solcher Abwesenheit / an andern Ecken und Orten wandern: weil solches nicht allein der HErr Christus vermeldet; sondern auch die Historien solches besagete überflüssig confirmiren. Unter andern Geschichten gehöret hie auch sonderlich her /was Jodocus Hockerius Osnaburgensis im Teuffel selbsten pag. m. 198. theatri Diabol. vermeldet: Es soll etwan ein Ritter / mit Nahmen Herr Hanß von Rechenberg in beyseyn vieler redlicher Leute / selbst gesaget haben; wie seinem Vater / und ihme / ein Knecht zu der Zeit / da König Matthias zu Hungarn wieder den Türcken gestritten / viel Jahr treulich und wohl gedienet habe: Also daß sie nie ein bessern Knecht gehabt hetten. Auff eine Zeit aber wird ihm ein Credentz an einen [184] grossen Herrn vertrauet / und da Herr Hanß meinete / er were hinweg / gehet er ohngefehr in den Stall / und findet den Knecht auff der Streü bey den Pferden liegen und schlaffen; er wird zörnig und spricht: wie das komme? der Knecht stehet auff / und zeucht einen Brieff aus den Bussen / und sagt: da ist die Antwort! Nun war der Weg ferne / und unmüglich einen Menschen / daß er in so kurtzer Zeit da solte gewesen seyn. Dabey ward der Knecht erkant / daß es ein Geist gewesen were. Bald nach diesen /ist er / auff eine Zeit / betrenget wurden von dem Feinde; da hebt der Knecht an: Herr erschreckt nicht; ich will zurück reiten / und kundschafft von den Feinden nehmen. Der Knecht kömpt wieder / und klappet feindlich: da sie aber zu sahen; Da hatte er der Feinde Pferden allen die Eisen ah gebrochen; darumb konten[185] sie Herr Hansen nicht folgen. Er sagte auch; er were zu letzte hin weg kommen: Niemand wüste wohin; Nach dem man ihn erkennet hette. Aber hievon magstu dich bey den alten Leuten weiter befragen; welche gemeiniglich viel davon wissen zu sagen. Biß hieherHockerius.

Auff solchen Schlag / wie es hier mit den verstelleten Knechte ergangen / solle es auch auffs wenigste vor Jahren geschehen seyn mit dem Rübezahl; als welcher sich auch eine Zeit lang von seinem Gebirge verlohren / und endlich wiederumb dahin kommen ist. Als aber seine Gespielen / die Wurtzelmänner / aus ihm / nach der Wiederkunfft / er fraget; wo er so lange gewesen? da soll er zur Antwort gegeben haben / daß er sich in Engelland auff gehalten habe /und allda dem Cromwell seine gepflogene Rathschläge suppeditiret. Und also Beriß [186] Engelant / nach litter Kehr / Riebenntsagel:

Hieraus siehet man nun; daß der Teuffel nach eigener Bekäntnüß / das Unwesen / auff Gottes Verhengnüsse in Engelland / als fürnemlich seinem ausserkohrnen Reiche (sintemal der König daselbetsen Rex Diabolorum genant wird; besihe Lansium in Consult. aliosque) richtig angestifflet habe / und allda seine Lust gebüsset. Nach vorige Weise / wollen auch etlich jetzund vorgeben daß er ebenmessig / so zu reden / auffs neue verschwunden sey / und sich auff seine gewönliche Residentz nicht mehr befinden lasse. Hier über haben sich flugs etliche Pflastertreter bekümmert / und solches Abwesens allerhand Ursachen herfür gesuchet / und sie gleichsam mit Haaren herzu gezogen. In dem etliche sprechen / er sey nunmehr von einen Ertz verbanner verwiesen / [187] und aus gedilget. Ein ander Phantaste klügelte / und sagte: Riebentsahgel /per anagramma, gehet in Breßla / und miesset den unmässigen Säuffern / Schwelgern / und Bierhelden /den Schöps aus / von welchen Herr Zeiler in Germaniâ p. 302. c. 32. part. cont. s. post. Man findet zu Breßlau gut Bier / so Schöps genant wird: davon einer diese Verse gemacht hat:


Schöps caput ascendit, nec scalis indiget ullis:
Sessitat in stirnis, mirabilis iratus in hirnis It.
O Schöps, Schöps, te libenter bibit omnis plebs.

Ein ander Albertiste sagete; Rübentsahl / per anagramma selt / Brühan: und helt sich bey Hannober auff: da lebet Bier-Hauß / oder der Riebentsahbel: und spricht zu den Säuffern Bezahl hir / so saget Riebezahl / ein ander [188] Nasutulus saget: Rübentzal / ist ein Leb'r Snautz / oder Schwäbele / und ist gleich ietzt hingezogen zu den Gelfüssigen Schwaben / und will seine Landesleute besuchen. Aber wie dem allen / so sind diese Gedancken gantz vergeblich / und nichtige Fündte / oder alberne Fratzen: Es bleybet wol dar bey / das Riebenzal ein Alben-Zier sey; und sich von seinen vorigen Orte oder Riesengebirge nimmer mehr verlieren wird; ob schon es etliche aus Unwissenheit fürgeben.

Ob der Rübezahl schon längsten sich auff dem Schlesischen

VI.
Ob der Rübezahl schon längsten sich auff dem Schlesischen Gebirge habe auffgehalten und sehen lassen;

Wer sich ein wenig theils in der Welt mit den Leuten besprachet / oder in den Büchern umb gesehen hat; der wird gestehen / daß es kein unerhörtes [189] sey; daß an unterschiedliche Oerter Gewisse Gespenster sich theils immerdar / theils zu bestimten Zeiten / hören und sehen lassen und zwar gemeiniglich in einerley Gestalt und Form. Unter solche seynd nebenst den Rübezahl folgende: Als


1. G ilbertus ein Zauberer in Ostrogothiâ:
2. Ethneischer Vulcanus in Sicilien.
3. Spücknüsse in Böhmen.
4. Pilatus bey seiner See in Schweitzer Lande.
5. Aeltes Parmisches Weib
6. Nymfe zu Glatz.
7. Schlangen Junpffer zu Basel.
8. Treue Eckart in Thüringen.
9. Esel mit 3. Beinen zu Leipzig.
10. Rübezahl bey den Schlesiern.

[190] 1. Vom Zäuberer Gilberto redet folgendes der unbekante Autor part. 1. der wunderbahrlichen Historien von Gespensten pag. m. 108. b. 109.

Eine Klufft oder Gang unter der Erden / darein ein Zauberer Gilbertus soll verbannet seyn.

Es ist wie Olaus Magnus schreibet l. 3. c. 20. inOstrogothia ein trefflicher grosser See / Veter genant / in welches mitten ein sehr lustige / aber etwas länglichte Insel gelegen ist / in der selbigen seynd zwo Pfarkirchen / unter der einen findet mann eine sehr tieffe Höle / oder Schlauffloch unter der Erden / mit einem langen holen Eingange / darein aber sonst niemand / als solche Leute / so es entweder eines vergeblichen Rhums halben oder aus Fürwitz thun / zu gehen / oder sich zu [191] wagen pflegen. Wenn sie sich aber wollen hinunter begeben / so zünden sie ein lang Wachsliecht oder Wachsstöcklein an / und nehmen ein Knaul Bindfaden oder auff gewundene Schnüre /welche sie für der Höle an knüpffen / winden dieselbigen darnach abe / und gehen darane immerfort / biß der Höle ein Ende / und winden darnach im ausgehen die Schnüre wiederumb auff ein Knaul: Sie begeben sich aber der Ursachen halber in die selbige Höle oder Schlauffloch / daß sie darinne einen ansprechen wolten / mit Nahmen Gilbertum, der ein fürtrefflicher Zeuberer und Schwartzkünstler gewesen / und aber von seinem Præceptore Catillo den er sich zu vorachten und zu übergeben unterstanden hatte / überwunden und dahin vorbannet war. Denn es hat sein Præceptor Catillus einen geringen Stecken oder Knüttel genommen / [192] und etzliche gewisse Gothische Ruthenische Characteres drauff gegraben / und darnach an die Erden geworffen / und mit der Hand wiederumb ergriffen / da war Gilbertus als balde unbeweglich dahin verbannet / und also stehend blieben. In vorigen Zeiten seynd ihr viel solche Teuffelswerck unn Gespenste zu sehen / nicht ohne grosse Gefahr hienab gestiegen / hernachmals aber ists durch sonderliche auffgerichte Gesetz und ausgegangene Befehliche bey ernster Leibstraffe verboten worden / daß sich keiner mehr hinunter begeben / oder jemand hinunter zusteigen Anleitung oder Ursache geben darff / welche aber hierinnen brüchig / sollen denen gleich geacht und gestrafft werden / die ihnen selbst den Tod an thun es ist auch der Eingang derselbigen Hölen nunmehr mit Steinen vermauert und zu gemacht. Biß hieher von der ersten Historie solcher [193] Gespenster / welche lange an einem Orte verbleiben / und sich vernehmen lassen.

2. Jetzund folget nunmehr / nach unserer disposition od' Einrichtung / die ander Historie: da Bericht geschehen wird / daß es nicht lauter tand / oder erdichtes Werck sey / wenn die Poeten vor vielen hundert Jahren von dem Feuergotte / oder Schmide Gotte demVulcano, unn seinen Knechten / als erstlich dem Pyracmone, zum andern dem Bronte, und zum dritten /von den Sterope, wie sie also bey dem Virgilio benahmet werden; dichten / daß sie in den Berge Ætna in Sicilien sich befinden sollen / und allda dem Jupiter Donnerkeile schmieden.

Trann etliche Leute / so es mit dem Paracelso etc. halten / vermeinen / es sey der Vulcanus ein rechter Geist / der in gedachten Feuer speyenden Berge Ætna sich auff halte / und [194] in gewöhnliche Gestalt von alters her sich auff diese Stunde / zu Zeiten / erzeuge oderpræsentire, wie ausfürlich aus folgenden Autore ab zunehmen ist:

Kaül in Memorabilibus, cap. 89. p.m. 72. Von den Feuer-Menschē es schreibet der HochgelehrtePhilosophus Theophrastus Paracelsus, daß in einem jeden der vier Elementen Menschen und Creaturen gefunden werden / welche in den selbigen / als in ihrem eignen Chaos / und Wohnung wandeln und leben und zwar von solchen Feuer- Menschen haben wir ein merckliches Exempel bey glaubwürdigen Historien schreiben. Daß nemlich im Jahr Christi 1536. einem Kauffmann in Sicilien / bey der Nacht zehen Personen / welche / als Schmide Knechte bekleydet / auff gestossen / denen andere zehen in gleich messigem Habit / und endlich einer allein / dem [195] Vulcano gleich förmig / gefolget / diese / als sie von dem Kauffman gefragt wurden / wo sie hin gedächten / haben sie geantwortet / in den Berg Ethna / zu ihrer Schmmieden und Werckstad / über diesem hat sich der Kauffman höchlich verwundert / und gefragt / welcher Gestalt sie in dem Berg etwas schmieden könten / hat ihm der Vulcanus zur Antwort gegeben / es ist dir meine Krafft noch unbewust / welche du bald / neben andern / in dem Werck selbst erfahren wirst / mit welchen Wortē er so bald vor ihm verschwunden / der Kauffman aber hat sich mit grossem Schrecken und Verwunderung in die nechste Herberge begeben / darinnen erfolgenden Tags tods verfahren. Gegen Abend aber hat der Berg Ethna sich dermassen mit grossem Getöß und Krachen entschüttet / auch Aschen / und Feuer-Flammen mit solchem Gewalt aus gestossen /unn [196] über sich geworffen / daß die umbliegende anders nichts / als des endlichē Untergangs der gantzē Welt sich versehen / und sich hin und wieder in den Klüfften / und Hölen des Erdreichs ein Zeit lang / auffhalten müssen unter den Thieren aber werden allein 4. gefunden welche ihr Speiß und Nahrung allein aus einem eintzigen Element haben / und in den andern Elementen nicht leben können / als nemlich der Maulworff in der Erden / der Hering in dem Wasser / Camelrohr in der Lufft / und der Salamander in dem Feuer.

Und zwar was dem Salamander anlanget / welcher eigentlich zu ietziger vorhabender Materi gehörig / ist dasselbe Thier einer gantz kalten / und wunderbahren Natur und Eigenschafft / in der Grösse und Gestatl /wie ein Eydex / entstehet allein in den über aus grossen Bergen / und [197] stirbet vom hellen Winter / ist auch der Massen über aus kalt / daß er auch mit seinem Anrühren das Feuer / gleich wie ein Eyß erlöschet.

Von dem Vogel Pyrausta / in Cypern / wird bey Baptista Fulgosio gelesen / daß er mitten in den Schmiedöfen gefunden werde / in den Flammen und Funcken / denselben unverletzt herumb fliege / und über welches sich noch mehr zu verwundern / wann er von den Flammen hin weg genommen wird / kan er nicht mehr bey Leben bleyben / wie auch Solinus, Aristoteles, und Albertus Magnus hievon bezeugen. Beneben diesen sind auch noch andere verborgene wunderbahre Eigenschafften des Feuers in acht zu nehmen / so von den Naturkündigern beschrieben werden / als daß auff dem Berg Chymora ein Feuer zu befinden / welches von dem Wasser angezündet / und von der Erden [198] und heu abgelöschet werde. Deßgleichen wird auch das Feuer immerwehrend brennent /durch den Stein Acbestum erhalten / wie Solinus in seinem 32. Cap. schreibet / und der H. August. de Civi. Dei. im 21. Buch meldet / daß zu seiner Vorfahren Zeit / ein Grab eröffnet worden / in welchem eine brennende Lampen gefunden / so vermöge der Inscription darauff gehauen / vor funffzehen hundert Jahren / daselbst unter die Erden gesetzt worden / alsbald sie aber an die Lufft kommen / und mit den Händen angerühret / ist die Flamme verloschen / und gleich als ein subtiles Pulver aller zertrieben / hinweg gefallen / ebenmessig setzet Solinus in seinem 24. Cap. daß in Britannien / in der Minerva Tempel ein immer wehrendes Feuer gewesen / welches nimmer zu Aschen worden / sondern so bald es abgegangen / in Stein verwandelt worden. [199] Biß hieher vom Ætnischen Vulcano.

8. Jetzt folgt zum dritten vom Spücknüsse oder Gespenste das sich in Böhmen verspüren lässet: da von redet Camerarius cent. 1. Oper. subcisiv. c. 73. pag. m. 337. In Böhmen pfleget ein Gespenste in Weiblichen Trauerkleidern einem vornehmen Geschlechte /auff einem Schlosse / zu erscheinen; ehe und bevor eine von den Ehe-Weibern selbiger HErrn absterben will. Eben von diesen Gespenste zeuget auch Sigismundus Scherertzius in libello consol. admon. 8.

4. Nunmehr folget vom Pilato: davon Andreas Libavius part. 2. pag. 197. I). Bertram in notis ad Matth. c. 27. v. 2. pag. m. 779 etc. ex mulits. wir wollen allhier nur eintzig und allein anhören / wasHeinricus Kornmannus [200] von solchen Pilato saget in monte Veneris c. 82. p.m. 393. etc.

Von dem Frackberg bey Lucern im Schweitzerland.

Nicht fast fern von Lucern / ist ein rauher hoher Berg / den die Lateiner nennen montem fractum, die Landleut aber nennen ihn nach den Latein Fractmont /auff diesen Berg ist ein sehender schwartzer See / allenthalben mit einem finstern Wald umb zogen / welchen die Landleut Pilatus See nennen / bleibt allezeit gleich groß / hat keinen Influß oder Ausfluß / nimt nichts zu nimt / auch nichts ab / und hat in Summa ein greulich Ansehen / und ist die Sage als sich Pilatus selber umbracht / haben haben sie Cörper in die Tyber geworffen / allda sich ein groß Ungestüm erhaben / sey deß wegen in diesem See verbant worden /[201] und soll diß Wasser die Art an ihm haben / wann etwas muthwilliger Weise darinn geworffen / und als das Wasser bewegt / und erzürnt werde / so entstehe allenthalben in der selbigen Gegen / in der Lufft ein greuliches Ungewitter / das ohn Schaden nicht abgehe / und sollen die Inwohner in der selbigen Gegend /keinen Frembden daselbst gern auff diesen Berg steigen lassen / damit dieses Wassers halb die Gegend daselbst nit etwan in Beschwerung komme / das gibt der Sachen etwas Glaubens / dz vor etwas Zeiten / als man noch zu Lucern sagt / etliche so freventlich darin geworffen / die Straff des Schwerds von der Obrigkeit darumb empfangen haben von wegen des Ungewitters und Schadens / so den umbwohnenden Landleuten darvon begegnet ward / es ist allezeit still umb diese Pfützen / sie ist etwas grausam an zusehen / [202] es soll vor kurtzen Jahren vergangen / als ein Priester von Lucern aus Vorwitz etwas darinn geworffen / darauff sich ein solch Regenwetter und Gewässer erreget haben / daß darab männiglich erschrocken / und bemelten Priester alsbald die Sache von ihm offenbart /durch die Obrigkeit in Gefängnüß sey gestrafft worden / etc. Herr Joachim Vadianus Burgemeister zuS. Gallen schreibt / über das erste Buch Pomponii. Melæ viel von dieser See und daß er ihn selbst samptJoanne Xylotecto Oswaldo, Miconio und Conrado Grebelio etc. von Wunders wegen besucht und gesehen habe. Jo. Stumpffius in seiner Schweitzer Cronick im 7. Buch von dem Aergew / c. 5. de Pilato Gregorius Turonensis:


Tam tibi sit mitis, Ponti Pilate, Megæra,
[203]
Tamq; tuæ moveant lachrymæ Plutona ferocem,
Quam merito periit fato, te judice, Christus.

5. Vom alten Parmisanischen Weibe ist gleiches Falls eine Historie bey obgemelten unbekannten Autore und Gespensten auff gezeichnet part. 1. pag. m. 3. 4. und lautet wie folget: (confer etiam Kornmann. de miracul. mortuor. part. IV. c. 57. ex Cardanô:)

Ein Gespenste erscheinet auf einē Schlosse / wann jemand desselbigen Geschlechts mit tode abgehen soll.

Es ist ein fürnehm Edel-Geschlechte zu Parma derTuricllorum, die haben ein Schlos oder Sitz / in dem selbigen hat sich / nun in die drey hundert Jahr ein Gespenst in Form und Gestalt eines alten Weibes unter dem [204] Camino pflegen sehen zulassen / so oft jemand aus dem selbigen Geschlechte mit tode ab gehen soll. Es sagte mir auff eine Zeit / eine fürnehme Matron / desselbigen Geschlechts / über Tische da wir ungefehrlich in einer Herberge Abendmalzeit mit einander hielten. Es were einsmals eine Jungfraw desselbigē Geschlechts kranck gewesen / da hette sich dasselbe Gespenste des alten Weibes auch sehen lassen. Derwegen dann jedermā nicht anders gemeinet /als es würde die Jungfrau sterben. Aber es were das Gegenspiel geschehen. Denn die Jungfrau were wieder auff kommen und gesund worden. Es were aber ein ander des Geschlechts welcher damals noch frisch und gesund gewesen / plötzlich gestorben. Man saget daß desselbige alte Weib / dessen Gespenste gesehen wird / sey fast ein sehr reich Weib gewesen und umbs[205] Geldes willen / von ihren Neffen / oder Kinds-Kindern umb bracht / in Stücken zerhauen / und ins heimliche Gemach geworffen worden. Cardanus ibidem.

6. Hierauff folget zum sechsten eine wunderliche Historie von einer Heydnischen Jungfrau / im Schlos zu Glatz / eine Graffschafft in Schlesien: welche wir üblich allhier haben herbringen und setzen wollen /weil nach dem Ælurium sie in etwas Aehnligkeit hat /und zwar in etlichen Stücken / mit der Geschichte vom Rübezal: was aber die gantze Historie und Urthel von solchen Gespenste belanget / sampt der Vergleichnüß oder comparation mit dem Rübezahl auffm Riesen-Gebirge; solches berichtet mit ein and' /folgender Maassen / M. Georgius Ælurius, in Glaciographiâ. lib. 3. p.m. 124. etc. von der Heydnischen Jungfrauen / im [206] Schlosse zu Glatz. Vor ein warhafftige Historiam helt und giebet mans in der Graffschafft Glatz aus / was durch mich von dieser Heydnischen Jungfrauen / soll gesagt und geschrieben werden: Ich habe aber ihre Geschicht allhier an Stat einer Historischen Blumen / darumb wollē referiren und an ziehen / weil ohn Unterscheid die alten und jungen Leute und ich will wohl sagen / fast alle Kinder in Glatz / viel von ihr zuschwatzē und zusagen wissen: damit also solche relation von ihr auch andern Leuten / die nicht in der Graffschafft wohnen /möge bekannt werden / weil sie sonst nirgends im Drucke ist.

Man helts in gemein darfür / daß diese Jungfrau von der ich allhier gedencke zu reden / ihrer confession nach / sey eine Heydin / und darzu auch in werendem Heydenthumb / eine Regentin der HerrschafftGlatz gewesen: [207] Ihr Leben soll gantz Gottlose gewesen seyn / weil sie in eiteler Wollust / Unzucht / und Uppigkeit gelebet / auch sich der grösten Zauberey beflissen hat. Damit ich aber ad species komme / so erzehlen die alten / daß sie per continuam relationem von ihren Groß-Eltern gehöret hetten. 1. Daß die Heydnische Jungfrau / fertig vō Schlosse zu Glatz mit ihrem Rantzenbogen / biß zu der grossen Linde bey Eysers-Dorff an der Gräntze / habe schiessen können: Und also sie eins mahls / mit ihrem Bruder eine Wette angeschlagen / und etwas grosses denominiret hatte /umb was es gelten solte / wer aus dem Rantzenbogen den Pfeil an weitesten schiessen würde / sey dieses darauff erfolget / daß der Bruder mit seinem Pfeil kaum auff den halben Weg gereichet; sie aber ihre Pfeil aus dem Schlos / fast noch weit / nemlich biß zu dem gedachten [208] Baum / der grossen Linde bey Eysers-Dorff / geschlossen / und die Schātze gewonnen habe. (Von dieser Linde fabuliret man sonst viel / nemlich sie wer so alt als der Heydnische Thurm / und als sie gleich einmal und das andere verdorret / sey sie doch alle mal wieder ausgewachsen / und stehe noch: Item /daß Sybilla einsmals drauff gesessen / und von der Stad Glatz viel zukünfftige Dinge geweissaget habe: Unter andern hette sie auch gesagt / daß der Türcke biß gen Glatz kommen / und allda / wenn er durch die steinerne Brücke / hinein auff dem Rinck seinen Einzug halten werde / eine grosse Niederlage erleidē würde / weil ihm die Christen ausm Schlosse herunter entgegen ziehen / und ihn auffn Marckte daselbst erlegen würden / solches aber solle eher nicht geschehen /es weren denn zuvor ein gantzer Hauffen Kranchen durch [209] die Brodbäncke geflogen.) In einē Manuscripto lese ich / daß die Heydnisch Jungfrau / ihre Bruder mit ihrem bogen solle über schossen haben / und daßman dahin auff der Meile hinter dem Graben zween lange spitzige Steine gesetzet und auffgerichtet habe /zum Zeichen / die man noch für weniger Zeit hette sehen können. 2. daß die Heydnische Jungfrau in grosser Unzucht gelebet hette / ja daß sie nicht allein mit vielen andern / sondern auch mit ihrem eigenen Bruder schendliche Unzucht getrieben habe / umb welcher Missethat willen man ihr denn fleissig nach getrachtet hette / daß man sie überkommen / und gebürlichen darumb straffen möchte. 3. Daß die Heydnische Jungfrau / auch eine schreckliche Zäuberin gewesen sey / die offt in Kurtzweil ein starckes Huffeisen /mit ihren Händen zerrissen habe: Und weil sie denn eine Zäuberinn gewesen / [210] sey es dannenhero kommen / daß ob man ihr gleich zum besten nach getrachtet /man sie dennoch eine Zeitlang nicht habe über kommen mögen / denn durch ihre Zäuberey und Kunst /sey sie immer wiederumb entronnen: Doch als man sie letzlich einmal erhaschet / habe man sie in einen grossen Saal / welcher seyn soll beym Thor / dardurch man aus dem Niederschlos / ins Oberschlos gehen kan / fest vermauret / und darinnen umb kommen lassen: zu ewig werender Gedächtnüß ihres Todtes / und des Ortes / da sie elendiglich umb kommen ist / hat man an der Mauer über den tieffen Graben / (wenn man hienauff gehet) zur lincken Hand desselben Thores / bey welchem sich das ober- und nieder Schlos unterschieden / ihr Bildnüß in einem Stein aus gehauen / ein gemauert: Diesen ans gehauenen und ein gemauerten Stein / zeuget man [211] noch biß auff diesen Tag / allen fremdden Leuten / welche gen Glatz kommen /und das Schlos besuchen.

Von dieser Heydnischen Jungfrau ist auch sonstē noch mehr denckwürdiges an zuzeigen. 1. Daß ihr Bildnüß auff den grünen Saal im Schlosse zu Glatz /zu etlichen mahlen gar sauber und schön gemahlet /gestanden hat. Vielleicht haben solches die alten darumb so offt mahlen lassen / weil sie ex relatione Majorum mehr als wir von ihr gewust / und durch solch Mahlwerck / ihr abenteuerliches Gedächtnüß auff dieposteritet und ihre nachkommen / zu propagiren und fort zupflantzen / vermeinet haben. 2. Daß in den Heydnischen Kirchlein auffn Schlos / den frembden Leuten / welche dahin kommen / dasselbe zu besichtigen / der Heydnischen Jungfrauen / schön gelbes Haar / an einem eisernen Nagel / [212] in der Wand hangende /gezeiget wird / es hanget aber so hoch daß es ein grosser man / auff der Erden stehende mit der Hand erreichen kan. Vor der Belägerung / habe ich ein solch Haar der Heydnischen Jungfrauen / daselbsten etlich mahl auff geflochten / nach der Länge hangen sehen / und war daß selbe Haar lang gelbe und schön: Es bekennen sich etliche / wie doch dieses Haar in das Kirchlein möge kommen seyn? und meinen / sie habe es vielleicht vor Zeiten / erstlich bald / in signum Virginitatis Veneri oder Daniæ, wie bey den Heyden bräuchlich gewesen ist / selber auff geopffert: Es mag auch wohl aber auff eine andere Weise hinein kommen seyn / die uns nur unbekant / und verborgen ist. 3. Daß in ihrer Gestalt und Kleidung / wie sie pfleget abgemahlet zu werden / der Teuffel noch offters im Schlosse zu erscheinen pfleget. Solch [213] Gesonen / in der Stube hören konten. Er hette das Haar der Heydnischen Jungfrauen / aus dem Kirchlein weg genommen / darauff wer in der Nacht das Gespenst / in ihrer Gestalt zu ihm kommen / und hette ihn biß nahe an den Tod gekratzet / gekrengelt / und so übel zugerichtet: Ja sagte er meinete / daß ihn solch Gespenst /auch gantz getödtet hette / wenn er nicht sein Rottgesell das Haar auff sein Begehren und Anhalten / bald wieder an den rechten Ort getragen / und dahin auff gehangen hette / da von ers vor hin weg genommen hette. Ich habe mich zu etlichē mahlen drüber bekümmert / wer doch diese Heydnische Jungfrau seyn müsse? und wie sie geheissen habe? aber auff den rechten Grund / habe ich noch niemals kommen können / Libussa die Regentin in Böhmen / welche Anno Christi 710. ungefehr gelebet hat / hatte noch [214] zwey Gespenst aber thut niemand etwas / dem es erscheinet und vorkömpt / es sey denn / daß jemand spöttisch und hönisch von ihr redet / sie provociret, oder ihr Haar gedencket weg zunehmen / so wird er vom Gespenst geplaget / und zum höchsten verunruhiget: Wie man denn saget / daß einsmals diß Gespenst zu einen Soldaten / auff der Schildwach kommen sey /und ihm einen Backenstreich mit einer kalten Hand gegeben habe / weil er dergleichen gethan / sie provociret, und hönisch von ihr geredet hatte. Ich erinnere mich auch allhier / daß ich Anno 1621. zu einen Soldaten ihn in seiner Kranckheit zu communiciren bin erfordert worden / und weil er unter seinem Angesicht gantz übel zugerichtet war / fragte ich ihn / wannen her ihm solche heßliche Gestalt kommen were? darauff gab er mir diese Antwort / daß es alle anwesende Personen / [215] zwey andere Schwestern Kascha und Tetka genant / und diese drey Schwestern waren alle mit ein ander fürnehme Zäuberinnen: Die Circumstantien aber wollens nicht zugeben / wenn man ihre Historien lieset / daß aus denselben dreyen unser Heydnische Jungfrau / im Schlos zu Glatz eine gewesen sey. Venda eine Jungfrau in Pohlen und Regentin / die ohngefehr Anno Christi 728. gelebet und regieret hat / kans auch nicht seyn / denn die Umstände ihrer Geschichte bezeugens / daß sie ein andere Person von dieser gewesen sey. So ists auch nit Wiasta oder Valasca gewest / (wie wol etliche für gewiß meinen /daß sie es solle gewest seyn) die ein Zäuberisch Jungfrau in Böhmen war / auch ihr einen grossen Anhang von andern Jungfrauen mehr machte / greulich tyrannisirete / und Regentin zu seyn begehrete zur Zeit Primislai als Libussa [216] verstorben war / denn die Umbstände wollen sich nicht alle hieher reimen. In Summa auff den rechten Grund kan ich nicht kommen: Nichst destoweniger ist die Geschichte / der Heydnischen Jungfrauen im Schlosse zu Glatz / gewiß ergangen /wie die monumenta und das Gespenst biß auff den heutigen Tag bezeugen und ausweisen. In etlichen Stücken / kompt einem die Historia dieser Heydnischen Jungfrauen für / wie die Geschicht des Riebenzahls / eines Gespenstes auffm Riesengebirge etc.

7. Nunmehr folget die Historie von der Schlangen Jungffer zu Basel / darvon voriger Autor vom Gespensten part. 1. p.m. 21. also schwatzet:

Eine wunderliche Historie / von einem / so nicht weit von Basel in ein Schlauffloch gegangen.

[217] Umb das Jahr Christi 1520. war einer zu Basel im Schweitzerlande / mit Nahmen Leonhardus, sonstenLienunannus gemeinigliches genant / eines Schneiders Sohn / ein alber und einfeltiger Mensch / und dem darzu das Reden / weiler stammerte / übel abgieng. Derselbige / dieweil er / (nicht weiß ich / durch wafferley Kunst oder Mittel) in das Schlauf-Gewelbe /oder Gang / so zu Angst über Basel unter der Erden hingehet / gegangen / und in demselbigen viel weiter /als jemals einem Menschen müglich gewesen / fort gegangen / und hienein kommen / hat von wunderbarlichen Händeln und Geschichten zu reden wissen. Denn er sagte: Er hette ein geweyhet Wachsliecht genommen und angezündet / mit demselbigen were er in die Höle oder Schlaufloch gegangen. Da hette er erstlich durch ein eyserne Pforten / und darnach [218] aus einem Gewelbe in das and' endlich auch durch etzliche gar schöne und lustige grünende Gärten gehen müssen. In der mitten aber stunde ein herrlich und wohl gebauetes Schlos oder Fürsten Hoff / darinnen were eine gar schöne Jungfrau / mit menschlichen Leibe biß auff die Schā / die truge auff ihrem Haupte eine Crone von Golde / ihre Haar aber hette sie zu Felde geschlagen / unten aber von der Scham an were sie eine greuliche Schlange / von d' selbigen Jungfrauen wurde er bey der Hand zu einem eyssern Kasten geführet. Auff den Kasten aber liegen zwey schwartze bellende Hunde / also / daß für dem selbigen niemand zum Kasten gehen dorffte. Die Jungfrau aber hette ihm dieselbigen gestillet und im Zaum gehalten / daß er ohn alle Hinderung hin zu gehen dürffen. Darnach hette sie ein Bund Schlüssel / welches sie [219] an ihrem Halse truge / ab genommen / und den Kasten aus geschlossen und allerley güldene / silberne / und andere Müntze daraus genommen. Davon ihm dann die Jungfrau nicht wenig aus sonderlicher Mildigkeit geschenckt / welche er auch mit sich aus der Schlufft gebracht / wie er dann auch dieselbige geweiset / und sehen lassen. Er zeigte auch an / es hette die Jungfrau pflegen zu sagen: Sie were aus Königlichem Stamm und Geschlechte geboren / und aber also verwündscht und verflucht / daß sie in ein solch monstrum und Ungeheuer were verwandelt worden / sie hette auch keine andere Hoffnung / daß sie könte oder möchte erlöset werden / als wann sie von einem Jünglinge / der seiner Keuschheit / und Jungfrauschafft rein und unverletzt were / dreymal geküsset würde / als dann würde sie ihre vorige Form und Gestalt wieder [220] überkommen / dargegen wolte sie ihren Erlöser denselbigen gantzen Schatz / so an dem Orte verborgen gehalten würde / geben und überantworten. Er sagte auch er hette die Jungfrau allbereit zweymal geküst / da sie sich dann allebeyde mal / für grosser Freude / der verhofften Erlösung / mit so freulichen Geberden erzeigt / daß er sich gefürcht und nicht anders gemeint / sie würde ihn lebendig zerreissen. Es hat sich aber mitler Zeit begeben / daß ihn etzliche in ein frey Hauß mit sich genommen haben / da er sich dann mit einem unzüchtigen Weibe in fleischliche Vermischung eingelassen. Demnach er sich dann nun mit solchem Laster befleckt / so hette er nunmehr von dem an niemals dē Eingang solcher Hölen od' Schlaufflochs finden / viel weniger darein wieder kommen können / welches er dann zum öfftern mal mit weinen beklagt. [221] Wer wolte aber nicht gleuben / daß diß nur ein lauter Teuffels Gespenst gewesen sey. Und gibt aber doch die gar uhralten Müntze / welche er aus der Hölen mit sich gebracht / und auch vielen Bürgern bey uns geweiset hat / so viel Nachrichtung und Anzeigung daß ohne Zweiffel in den selbigen Gewelbe unter der Erden ein trefflicher Schatz verborgen liege / welchen ein Geitzteuffel besitzet und verwahret. Gleich wie in Berg-Städten in den Fundgruben zum öfftern mal die Bergleute solche Würgteuffel mit ihrem grossen Schaden erfahren und inne werden und damit dieses niemand für ein Gedicht oder Fabel halte / so seynd noch lebendige Zeugen vorhanden / welche dieses alles aus des obgedachten Lienimanni Munde gehöret haben. Nach diesem hat auch ein Bürger zu Basel damit er sich und die seinen / in vorgefallenen [222] geschwinden Theurung desto besser erhalten möchte / in Hoffnung / etwas von der vorgedachten Müntze hinweg zubringen / eben in die selbige Gewelbte Höle unter der Erden begeben. Aber als er eine Ecke hinein kommen und nichts als etzliche todte Menschen Beine gefunden / ist ihn ein trefflich Grausen und Entsetzen an kommen / und ist stracks lauffens wiederumb aus der Hölen heraus gelauffen kommen / wie solches bezeuget Johannes Stumpffius in Chronico Helvetiæ.

8. Biß hieher von der Basilischen Schlangen Junpffer: jetzo solte billich zum achten / eins und das andere vom treuē Eckart vor gebracht werden; Doch ist zuwissen / daß solches alles in meinem andern Tractatu vom Blocksberge specificiret sey: woraus es der gönstige Leser zu borgen hat.

[223] 9. Vom dreybeinigten Leipzischen Esel / vermeldet D. Heidenreich in seiner Leipzigen Chronicke / dieses: daß nemlich in der Catharinē Strasse / fast in Mittel / an dem Orte / da an ietzo D. Eichholds Hauß ist / vor Zeiten ein Kloster gewesen sey; solches wie man es eingerissen hat / hat in sich auch einen Brunnen gehabt / in welchen Brunnen die Handwercks-Leute ein Glas gefunden / in welchen der böse Geist vermachet und verbannet gewesen: damit aber solches Ding keinen irren oder Schaden möchte; so hat man solches Glaß tieff in die Erden vergraben / vor dem Hällischē Thor an der Ecken der Pasteyen / welchesfundament damahln gleich ist gemachet worden. Von dannenhero saget man / daß sich solcher dreybeinigter Esel umb die Gegend zu Zeiten sehen lasse.

[224] 10. Doch gnug von allen diesen Gespenstern / welche sich von langer Zeit her / bißweilen / an gewissen Oertern verspüren lassen; wie es denn eben auch solche Beschaffenheit hat mit dem Schlesischen Rübezahl / der von etlichen hundert Jahren her / auff den Riesen-Gebirge / wie wir schon aus etlichen Autoribus vernommen haben / hat sehen und hören lassen: wie allhier zu beweisen war.

Woher Rübezahl gekommen sey: und wie sein Anfang sey

VII.
Woher Rübezahl gekommen sey: und wie sein Anfang sey?

In diesem Stücke variiren die Autores gar sehr: In dem etliche sagen / daß er gewesen sey entweder ein


1. Riese Monychus.
2. Uornehmster Hussit.
3. Berg Gott / oder Genius montis
4. Enceladus.
[225] 5. Münch.
6. Zauberer.
7. Ædelman.
8. Lang öhrigter Eselsfresser

1.

Unter den jenigen / welche vorgeben / daß Rübezahl etwan der Monychus sey / (entweder einer von den fürtrefflichsten alten Riesen / oder gar der tapfferste unter den Centauris, welcher solche Leibes Stärcke gehabt / daß er auch die grössesten und höhsten Bäumen aus der Erdē hat reissen können / und solche für ein Gewehr wieder seine Feinde brauchen / etc. vide Carolum Stephanum in dictionario pag. m. 739.) ist gehörig der Fechnerus in seinem poemate de monte Giganteo.

2. Daß etliche ferner in den Gedancken stehen / als wenn Rübezahl ein verbanneter von den vornehmsten Hussiten sey / haben wir schon oben [226] vernommen; wo die derivation des Nahmens Riebezahl vorfiel.

3. Etliche halten gar darfür / daß dieser Riebezal ein sonderlicher Genius montis sey / oder ein Schutz-Engel desselben: wie man denn hin und wieder von dergleichen Diis tutelaribus, oder Præstitibus, so wohl bey Geistlichen als weltlichen Schribenten viel dings lieset: und sonderlich das Scriptum D. Dorsii von dieser materi mit mehren kan nach geschlagen werden.

4. Wie man auch in die Gedancken gerathen könte /als wenn Riebezal der Enceladus were / ist gleichesfalls oben in der Etymologia berühret worden.

5. Daß Rübezahl ein Mönch solle gewesen seyn; daß ist die allermeiste Meinung und Vorgeben: und zwar will man dieses beweisen / erstlich aus den Sciptoribus, davon wir allbereits [227] viele angezogen. Zum andern wollen es etliche confirmiren mit der Gestalt die Rübezahl meisten theils immer / oder doch offte haben soll / wenn er sich sehen lässet: da von hernach was mehres folgen wird.

Was zwar erstlich dennoch zum Uberfluß die authoritatēm Scriptorum betrifft so ist auch ein Ort verhanden bey dem Ælurio d.l.p.m. 129 da D. Casparus Schwenckfeld in 4ten Theile seiner Beschreibung des Hirschbergischen warmen Bades in Schlesien also redet: Er soll von einem Mönche dahin (nemlich auffn Riesen-Gebirge /) hin gebannet seyn wurden. Eben dieses hat auch Schickfusius l. 4. der Schlesischen Cronicke p.m. 11.

6. Daß etliche in der Meinung begriffen seyn / als wenn Rübezahl ein verfluchter oder verschworener Zäuberer sey; solches ist oben allegiret geworden.

[228] 7. Daß dieser Rübezahl ferner / nach anderer Leute Wahn / ein Edelman solle gewesen seyn: davon ist dieses zu lesen beym Schickfusio d.l.p. 11. Montanus (saget er der vortreffliche Chymicus zu Striegaw /dessen unten in diesem Lapitel ferner soll gedacht werden; hat berichtet / daß ein geborner Frantzose /Adelichen Geschlechts / derer von Ron se fal, wegen seines unersättigen Geitzes / soll dahin religiret seyn.

8. Daß Rübezahl / nach etlicher Schertze / soll einer von den Eselsfressern seyn; ist allbereit vor her bey gefüget: darzu noch etwan dieses kan gesetzet werden; daß aus Riebentsal per anagramma kompt er brat ein Esel. Doch gnugsam von dieser Schnackerey welche ich habe hie und vor her mit inspergiren wollen zum Schertze: weil nach dem Horatio:


[229]

Omne tulit punctum, qui miscuit utile dulci.


Umb dieser Ursachen / wiederhole ich noch einmal /habe ich gedachten Schertz de Onophagis vor bringen wollen: und sonsten keinen damit beleidigen; welches ich fürwar von Hertzen hier exprimire, damit ja keiner etwan eine Feindschafft oder Groll auff mich werffen mögte.


Vita verecunda est: musa jocosa mihi!


Was in übrigen aber endlich daß Herkommen / und eigentlichen Ursprung des Rübezahls anlanget; so werde ich wol die meisten Meinungen allhier freylich zusammen gesetzet haben; aber daß ich die rechte und beste Meinung solte hervor ziehen können / solches unterstehe ich mich kaum. Dieses kan ich zwar sagen / daß sie fast alle dahin zielen / wie Rübezal einMönch solle gewesen seyn / und wegen [230] seiner Zauberey bey Gott nicht zu Gnaden könne kommen; sondern immer und ohn unterlaß auff dem Riesengebirge zur Straffe müsse herumb irren. Doch wie dem allen: so vermeine ich gleichwohl hierbey / daß dieses Fürgeben eine tradition aus dem Pabstthumb noch übrig sey / und zum Beweißthumb nicht viel schaffe. Von der Wahrheit aber recht zureden / so ist solches spectrum wohl nicht anders als ein individuum von den leibhafften Teuffeln / so mit dem Lucifer, wegen ihres Hochmuths (welchen dieser Geist noch heutiges Tages affectiret,) vor weilen aus dem Himmel verstossen seyn.

In was für Gestalt sich Rübezahl zeige und anschauen lasse

IIX.
In was für Gestalt sich Rübezahl zeige und anschauen lasse?

Allhier möchte zwar einer sich erstlich umb die quæstio an sit? od' ob Rübezahl / [231] als ein Geist / der kein Fleisch und Bein hat einen Leib ane habe / oder Gestalt zeigen könne / bekümmern: Da denn vor allen Dingen billich dieser ersten Frage Gnüge geschehen muß / und solche erste difficultät über wunden werde / oder das gröste Scandalum semoviret werde / damit niemand in limine impingire oder im ersten Antrit das fundament übel befinden möge. Es hat aber die gantze Sache geschlichtet; wie nemlich / und ob die bösen Geister einem Leib annehmen können / der Autor der Hundstägig. Erquick stund: part. i.p.m. 434. etc. 'Philosophus: Dieweil man dann so tieff ins Gespräch kommen / daraus ab zunehmen / daß sich auch der Teuffel verstorbener Cörper an sich zunehmen nicht scheuet / dieselbige zur Unkeuschheit zu gebrauchen. Als wil ich zum Beschlus / dieser Materi kürtzlich bey bringen / was die Gelehrten / [232] und Philosophi davon discuriren / ist derowegen sein zweiffel / daß der Teuffel zu weilen einen rechten ElementarischenLeib annehme / und solches also aus bilde vereinige und belebige / nicht anders / gleich wie sonsten einer ein bewegēdes lebloses Ding annimbt / und solches rühret und beweget / und demnach einen wahrhafftigen Cörper ähnlich lasse. Ob er aber solches aus der Lufft allein an nehme und ausfertige / wird in Zweiffel gezogen: meine Meinung ist / daß die blose Lufft nicht also könne zusammen gefüget werden / daß es eine Dicke abbilde / sondern der Teuffel / nehme die Lufft / (derer er doch das gröste Theil gebraucht) und vermenge die mit Erde / Wasser / Wolcken und andern aus der Erden auffsteigenden Dünsten / alles darumb / damit er so wohl die Farben der Natur ähnlich möge abbilden / durch die Glieder und [233] theil desto baß zusammen bringe. Derer Einwurff aber / die da wollen / daß er den Leib aus blosser Lufft annehme /schließ nicht weiter / ohne daß damit erwiesen wird /daß der meiste Theil aus der Lufft bestehe / welches ich willig und gern gestehe Sprengerus bezeuget /daß man habe auff eine Zeit mit Kleidern angethane Weiber gesehen auff dem Ancker tantzen und springen / daß auch der Teufel daselbst erschienen / welcher in einer schwartzen Wolcken / und mit dicken Dünsten seinen Abschied genommen. Mirabèllius der Zauberer / welcher mit seinen Mitgespanen zu Pariß verbraut ist / hat unter andern auff der Peinbanck aus bekennet / daß der Teuffel zur Annehmung der Leiber / zwey Ding nothwendig sich müste gebrauchen: Ein mal / guten Wind: Hernach auch die Fülle des Monds: Dann wann der Wind entgegen wehe / [234] könne der Leib seine vollkommene Zusammenverführung nicht erreichē: Wann aber der Mond abnehme / oder halb und hörnicht sey / könne der Leib seine natürliche Grösse nit erlangen / sondern werde gar klein / welches sich nach dem Wachsthumb des Monds vergrössere. Diese Meinung gefället etlichen / mir aber kombt sie gantz närrisch und lächerlich für. Dann solte d' Teuffe auff zustattung Gottes / nicht dem Wind einhalten und hemmen / auch den Mangel des Einflusses / am Mond ersetzen / oder ergäntzen können? Die Lufft und die Gewölcke haben eine Meerschneckichte Purpur Art /welche mit dem Mond ab- und wieder zunimbt. Mittlerweil bleibet diese Regul gewiß: Bey den Erscheinungen der Heyden und Verdambten (als die seinen Glauben gehabt hat sich nicht gefunden (es sey dann eine sonderliche Zulassung Gottes) [235] die Seelen solcher verstorbenen / sondern dessen Stelle bekleidet einer unter den Teuffeln. Als deute ich aus allen Erscheinungen derer Geister / welche viel unnütze und faul Geschwätz mit den Menschen gehalten / wie man derselbigen unterschiedene Exempel könte hinbey setzen / wann es die Noth dörffte erheischen. Mit 3. Worten zusagen: Es gehören hieher alle Gespenste / welche in geschwinder Eylt sich / nach dem sie erschienen / wieder verlieren. Dann er kan durch geschwind fertiger zerstaub- und gleich zumalmung der Elementarischen Cörper / sich eyligst den Augen der Menschen enthelen. Einen Unterscheid aber muß ich hie bemercken /welcher fürlauft / bey Erscheinung des Teuffels in einem todt verstorbenen Cörper / und wann er erscheint in einem Elementarischen. Ist er mit jenem bekleidet / so kan er solches [236] einem andern nicht umbthun / auch sie können kein anders / so lange sie also beschaffen / an nehmen: Dann es hindert solches die Eigenschafft des Leibes / denn wahre Leiber können nicht mit ihrer Dicke andere durch dringen / es geschehe dann durch Göttliche Krafft und Macht. Aber erschienen sie in einem Elementarischen Leibe / so können sie dasselbige einem andern Lebendigen umbthun / daß also ein Mensch einem andern Thier / oder einem grossen abscheuslichen Riesen ähnlich siehet. Solches bekräfftiget die Natur der Elementarischen Sachen / welche sich aus dehnen und zu sammen ziehen lassen. Hernach hat es sich auch befunden / wiewohl gantz seltz- und sparsam / daß der Teuffel in erdichteten Phantaseyen / und eingebildeten Verblendungen sich sehen lassen. Dieses zubeweisen / kan uns dienen / das Exempel / welches man [237] bey dem Thomas von Braband auff gezeichnet befindet. Derselbig zeuget / daß in Braband auff dem Günerhenischen Meyerhoff ein Jungergesell sich auffgehalten /welcher eine aus d' Nachbarschafft bekante Jungfrau lieb gewonnen / hat auch umb sie werben lassen: Wie aber ihre Eltern ihm dieselbige zu geben sich geweigert / ist die Jungfrau bald hernach in eine gefährlicht hitzige Fieber-Schwachheit gefallen / welche ihr auch so hart zugesetzet / daß sie daran todtes verfahren. Es entstehet hierüber bey den Eltern und Anverwandten eine grosse Trauer / die Todtes Glockē / werden den alt üblichen Gebrauch nach / geleutet. Der verstorbene ihr Liebhaber gieng eben umb dieselbige Zeit bey nächtlicher Schimmerung von demselbigen Hoff / und wolte sich zu einer andern machen / wie er nun immer für sich weg / durch ein dicks Gesträuch [238] gehen will /stöst ihm ein Weiblich wehmüthig winselende Stimme an die Ohren: Er lauffet und eylet derselbigen in grosser und sorgfältiger Emsigkeit nach / biß er zu letzt diese Jungfraue / die er vermeinete todt zu seyn /daselbsten liegen fand / hebet demnach zu ihr an (sich ermanet) und spricht: Die deinigen beweinen und betrauren dich / als eine todverblichene / wie kömstu dann hieher? Siehe / spricht sie: da gehet mein Wegweiser / der hat mich hieher geführet. Der Jüngling erstarret über diese Rede fast sehr / denn er sahe niemanden / denn sie gantz alleine / doch ermuntert er sich bald / nimbt sie getrost an / und führet sie bey Seite ins Hauß hinein. Hernach kombt er wieder heraus / redet mit seinen Freunden / gehet auch zu deren Eltern hinein / findet sie sambt beywesenden Freun den / bei dem Grabe traurig sitzen; nach abgelegten[239] Nachtgruß / hebet er zu ihnen an / und fraget: Ob sie ihm ihre Töchter zugeben gesonnen weren / wann er sie ihnen lebendig darstellete. Der Vater antwortet mit grosser Verwunderung / und spricht: Er werde ja kein Gott seyn / daß er sich unterwinde / seine verstorbene Tochter zuerwecken / und sie ihm zum Weibe nehmen. Der Jüngling spricht: Er solte hierinn unbekümmert seyn / und nur dürr heraus sagen: Ob er ihm seine Tochter nicht vorenthalten / wann er sie lebendig darstelle? Der Vater williget des Jüngling begehren / welcher auch alsobald / was er ausgelobet / zuwercke setzet. Dann / wie sie die leinen Tücher auffheben / darinnen sie vermeinten / daß die todte Tochter ruhete / haben sie ein solches Phantastisches Bild daselbst gefunden / sie aber / die Tochter / ist auch alsobald lebendig dem Vater zugeführet / [240] welcher sie frisch und gesund / nach wenig Tagen / dem Jüngling zugestellet / der auch in Ruh und Fried / mit ihr gelebet und zu gebracht hat. Wann ich aber mein hierüber tragendes Bedencken soll an den Tag gebē / unn aussagen / so vermeine ich / daß zwar / auff Gottes Zustattung / der Teuffel könne zubringen / aber ich halte dafür / der Jüngling sey des Teuffels Genoßschafft und Zunfftbruder gewesen / doch laß ich andern ihre freye Meinung.

Biß hieher gnugsam und zur Satsamkeit / von der Frage / ob die bösen Geister / und per consequens, der Rübezahl / mügligkeit habe einen Leib an zunehmen / und sich unsern Augen erkäntlich darzu stellen?

Jetzt folget weiter: In was für Gestalt sich denn Rübezahl anschauen lasse? So haben wir zwar oben hin und wieder schon allbereit. Davon [241] eines und das ander eingenommen: Damit aber die abgelassene Frage noch klärer möge beantwortet werdē / so wollen wir weiter vernehmen / was Henelius in Silesiogr. p.m. 6. davon redet: nostratibus saget er /) der Riebenzahl vulgo dicitur, qui variâ formâ & specie modò monachi Cuculli geri modò senecionis metallicorum more vestiti, mox equi generosi, iterum galli, corvi, ululæ, aut bufonis maximi secum conspiciendum offert, mirisque sæpè gestibus ea loca perlustrantibus illadere solet: tamen nulli unquam noxam aut damnum intulisse nisi prius cachinno, aut maledicto provocatus fuerit certo constat etc. Eadem habet quoque Schvvenckfeld in Siles. ante stirpes.

Bey dem Ælurio d.l. redet Schwenckfeld von warmen Bade etc. d.l. es also deutsch aus: Er lest sich [242] daselbsten vielmal in mancherley Gestalt sehen: jetzt als ein Bergmännlein / bald als ein Mönch (in einer Kutten) bißweilen als ein schön Roß / zu Zeiten als eine grosse Kröte oder Puhuy / und dergleichen mehr; wie die Bewohner für geben. ibid. Er thut niemands kein Leid; es sey denn / daß man seiner lache / spotte / und ihn zu sehen begere: da er sich denn in seiner schönen Gestalt prælentiren / und ihnen die Lust mit plötzlichen und unversehenen / erschrecklichen Wettern /Donner und Blitzen Hagel und Platzregen / manchmal ziemlich büssen solle. Biß hieher SchwenckfeldSchickfusius d.l. cap. 3. l. 4. pag. 12. saget fast eben dieses wiewol er noch eines und das ander hinzu thut /also: Es erscheinet aber dieser Hüter des Schatzes auff mancherley Art und Gestalt: einmal als ein Mönch in der Kutten / bald als ein altfressendes Bergmänlein [243] mit einer Bergkappen angethan / bißweilen als ein schönes Roß / zu Zeiten als ein sehr grosser Frosch und Kröte / oder aber wie ein Puh / Hahn oder Rabe / und füget keinem ein Leid / oder Schaben an; es sey denn / daß man seiner lache / ihm spotte / oder ja ihn zusehen begehre: Da præsentiret er sich in angenommener Gestalt / erreget bey hellen Himmel und stillen Wetter mit schrecklichen Donner und Blitzen /Hagel / Regen / Schnee / Frost: und büsset manchen seine Lust und Vorwitz; baß kein trockener Faden an ihm bleibet. Confer Opitium d.l.

Aus diesen allen erhellet / daß sich Rübezahl mehrentheils darstelle / entweder als ein

Rabe.
Uergifftete Kröte.
Bergmänlein.
Esel.
[244] Nacht Eule.
Zötigter Beer.
Alter Münch.
Hahn.
Geiß- oder Bockmann / s. Satyrus.
Edel Pferd.
Lasttragende Kuhe.

Von allen ist / wie gedacht / schon vorgelauffen: ohne von der Satyrischen Gestalt / da er oben wie ein Mann / unn unten wie ein Bock formiret sich darweisen soll; hievon ist zuwissen / daß dergleichen Gestalt zu finden ist in der neuen Schlesischen Landkarte / so vom Martino Helwigio Nissense auff gesetzet worden. Es kan auch allhier stat finden / was Fechnerus eben in seinen poemate de monte Giganteo gesaget /da er nemlich den Rübezahl gleichsam Monychum nennet / davon wir vorher etwas gesaget haben: Es ist aber noch weiter zu erinnern / [245] daß Monychus her kommen soll von μόνυξ, welches eben so viel ist / als lateinisch Solungulus: welches ein eigentliches Epitheton ist der Pferde; welche einen einigen und gantzen Huff haben so nicht gespalten ist: Danenhero es denn geschehen / daß sie denn Centauris solches Epitheton attribuiret haben; weil die Poeten in ihren fabulen ihnen Pferde-Füsse zueignen. Besiehe Carolum Stephanum in dictionario Georg. pag. m. 739.

Was sonst die Mönches Gestalt des Rübezahls anlanget / so zeuget davon auch unter andern Autor Magic oder der wunderbarlichen Historien von Gespenstern pag. m. 45. B. part. 1. edit. Dips. welchen wir in den folgenden Historien aus schreiben wollen. Es ist aber notabel, und sonderlich zugedencken daß dergleichen Mönches Gestalt / als wie dieser Rübezahl auch an sich nehmen [246] soll / in vielen Geschöpffen und Sachen habe befinden lassen / und noch heutiges Tages wohl vielleicht antreffen lasse. Als ist bewust / daß man Mönche gehabt haben an

1. Rupe.
2. Uegetabilibus etc.
3. Pisce.
4. Embryonibus.
5. Spectris.
6. Animalibus.
7. Lapide fissili.

1.

Daß Rupes monachi figuram habe / wie Scaliger de Subt. Exerc. 120. p.m. 377. redet bezeuget unter andern / aus dem Olao Magno l. 2. 6. 5. de gent. Sept. Henricus Korumannus in mente Veneris part. 76. p. 377. 378.


De Monte Monachô Norwegia.

Von dem Mönchs-Berg in Norwegen.


[247] Nicht fast weit von der Insel Fare / so der Stadtbergen gegen Westen liegt / ist ein grosser hoher Berg gelegen / heist der Mönch / denn er hat eins Mönchs Form und Gestalt: daselbsten ist ein sehr guter Meerhaffe / und alle so in solchen Ungewitter zu diesen Mönch kommen mit ihren Schiffen; werden von ihm tröstlich und sicher auffenthalten / und wehe denselbigen / so vom Gewalt des Ungewitters umb getrieben /diesen Mönch nicht erreichen mag: Darumb müssen die Schiffleute so der ungestümigkeit entfliehen wollen; allen Augenblick auff sehen und wachē / und allen ihren Fleiß / Kunst / Krafft / Arbeit und höchste Erfahrung dahin wenden; daß sie zu diesen Mönch /zu einen sichern Gestade / kommen mögen.

2. Ich weiß mich auch zu entsinnen / daß ich anderswo gelesen habe / [248] wie nemlich theils ein Fisch gefangen sey / theils ein Meer-Mann aus dem Wasser hervor geschwummen sey in Gestalt eins Mönchs.

3. Ferner habe ich auch nicht alleine gehöret / sondern auch gelesen daß an unterschiedlichen Gewächsen die Leute Mönchs Gestalten gefunden und gesehen haben.

4. Noch weiter ist auch nicht unbekant / daß irgendwo ein Weib ein monstrum geboren habe / in rechter Gestalt eines Mönches mit seiner Kutten angethan.

5. Daß ferner über Rübenzahlen / auch andere Gespenster manchmal sich in Münchs-Gestalt præsentiren; ist gleiches Falls kein unerhörtes zu dem so lieset man beym Agricola / und vielen andern aus ihn /daß in Bergwercken zu Anneberg einsmals sich dergleichen Mönch hervor gethā habe.

[249] 6. Noch weiter ist auch aus dem monstrographis bewust daß einsmals ein Mönch mit der Kuhe zu thun gehabt habe / welche hernach einen leibhafften Mönchen zur Welt getragen.

7. Endlich lieset man heuffig / wie daß zu Manßfeld im Schieffersteine nicht allein Fische / Lutheri Bildnüß / Johannes der Täuffer / Cruzifixe etc. sondern auch eines Pabstes und gar eines Münchs Gestalt aus Steinen von Mater gemacht angetroffen sey worden. Daß also die Mönche weit an mehren Orten anzutreffen seyn / als etwan die Westphaler oder Schwaben. Ja was mehr ist es giebt unter den Thieren und allen Geschöpffen Mönchs-Larven / und das zu keiner Verwunderung; est enim Monachus.

[250] Moribus simia.
Oculis asper.
Nidore corvus
Arte vulpes
Corde lupus.
Hæresi polypus.
Voce asinus.
Superbia pavo.

Besiehe hievon den Rudolphum Hospinianum de orig. & progress. monach. & ord. monast. etc.

Bieß hieher von solcher Materie / nach welcher auch Rübezahl sich zum öfftern wie ein Mönch solle sehen lassen.

Daß er sich über den auch wie ein Rabe erzeuge; bezeuget nicht allein der Riebenzahl selbst / in dem er per anagramma ist ein Raben-Ziel: sondern auch die Historien: Als wie sich dergleichen vor drey Jahren begeben / da etliche Knaben auff dem Riesengebirge gewesen seyn / und dem [251] Rübezahl mit vielen Worten angeschrien und herfür gelocket haben: worauff alsbald sich ein Hauffen Raben über solche Knaden haben sehen lassen / so immer geschrien und hinter sie her geflogen seyn.

Und biß hieher von Mannigfaltigkeit der Gestalt des Rübezahls; welche auch andern unreinē Geistern nicht seltzam ist: Sintemal / nach Ignatium Martyrem, varius est & multiformis Dux ille omnis mali etc. vide ejus Epistolā ad Philipp, citatam apud Camerariū in op. succ. part. 1. c. 73. p.m. 38. was ist aber die Ursache / mögte einer fragen? hierauff antwortet Lutherus tom. 4. Jen. Ger. in cap. 1. Zach. p. 239. b. apud Waldschmitten in Pythonissa Enconc. 4. von Gespensten p.m. 507. Wie die Hertzen stehen; darnach schicken sich auch die Gesichte unn Offenbahrung.

[252] Es ist unter andern auch oben vorgefallen / daß etliche so lüstern gewesen / und noch seyn / daß sie den Rübezahl in seiner Gestalt zu sehen begehret haben /und noch wohl begehren: diese sollen wissen / oder von solchen ist zuwissen / daß ihr votum lange nit mit dem Augustino über ein stimme / oder solche Richtigkeit habe; als welcher aus bessern Grunde / und honesti desiderio zusehen gewünscht hat: Romam in flore, Paulum in ore & Christum in carne: Ja die Rübezahl Schauer sollen dieses vielmehr wissen und in acht nehmen was Scherertzius in libello consolatorio de spectris adm. 7. saget. Niemand soll die Gespenster des Teuffels zusehen begehren. Diese Vermahnung ist den Muthwilligen Leuten und fürwitzigen Gemüthern hoch nöthig; absonderlich aber den jungen Leuten so wohl Knaben als Mägdgen von welchen [253] etliche in der Nachtwache des Apostels Andre / des Herrn Christi Geburths / und Beschneidungs Festes / mitten in der Nacht zusammen / kommen / und bißweilen auch wohl ohne Liecht in finstern in einem gemache sich niedersetzen / und auff ein Gespenste warten: da sie etliche Gebetlein her zu murmeln pflegen / und da mit den Teuffel zu locken: Auch darneben entweder in Gottes oder des Heyligen Andreæ Nahmen bitten /daß sich doch ihr Liebster oder Liebste / damit sie künfftig in Ehestande leben sollen / in seiner eigen Gestalt und Kleidung præsentiren möge. Ja sie pflegen sich auch gantz rücklings nieder auff die Erden zulegen und nach dem Thure auff gethan / mit aus gestreckten Fäusten auff die Erden herumb krappeln /und Haare suchen / die von ihrer Liebsten Kopffe seyn [254] solle: oder sie pflegen auch aus einem Handbecken die Stimme ihrer Buhlen abnehmen wollen / und was der Narrenbossen mehr seyn / welche sie so gottloß fürnehmen.

Dieser Greuel ob er wohl ziemlicher Massen von dem Pfarrherrn bey uns durch GOTTES Wort aus den Gemüthern der Zuhörer hinweg gethan; Dennoch höret man leider mit Schmertzen / daß etliche dem Teuffelischen Aberglauben / und gefehrlichen Verwegenheit noch so sehr ergeben seyn / daß sie keines weges darvon mögen gebracht werden.

Es sind fürwar gar unterschiedliche klägliche Exempel verhanden / da der gerechte Gott solche heydnische Leichtfertigkeit und Kühnheit billich gestrafft[255] hat. Vnd obschon der Sathan / auf Verhängnüß Gottes / zum öfftern dergleichen närrische Leute ohne Schaden gehen lässet / und die begehrten Gestalten / zuwege bringet / allerhand gefärbte Haare in den Händen giebet; so thut er doch dieses zu dem Ende / daß er seinen Teuffelsdienst und Höllenwerck iemehr und mehr stärcke und auff die Beine helffe / die Hertzen der Menschen von der Furcht Gottes zur ewigen Verdamnüß verleite; Denn er handelt sich nicht viel drümb / ob er durch List und Finte / oder rechtmäßige Wege seinen Feind fälle. Den Haußvätern und Müttern willens also obliegen / daß sie auf ihr Gesinde wachsahme Augen haben; damit der liebe Gott durch dergleichen Alfantzereyen nicht zum Zorn möge gereitzet werden. Vnd weil man gar leicht ermessen kan / daß die jenigen / sie mögen auch seyn was [256] für Geschlechte sie wollen / welche mit solchen Händeln zuthun haben / leichtfertige Leute seyn mögen / die weder über ihre Ehre noch Keuschheit oder Zucht halten so haben sich dafür zuhüten die unschuldigen und frommen Seelen; damit sie nicht verführet werden. Denn böse Gesellschafften / können auch bißweilen heylige Leute verderben:


Corrumpunt etiam sanctos commercia prava.


Wie Palingenius aus dem Apostel Paulo ermahnet. Wie seyd ihr aber selbsten / ihr Haußmütter so toll und thöricht / daß euerer etliche selbsten die Töchter und Gesinde zum gedachten Aberglauben anreitzet? Kompt dieses eurem Ampte zu / da ihr wachsam seyn sollet? Ist dieses euer GOTtes Furch? Ziehet ihr also euere Kinder in der Furcht des HERRN auff? [257] Fürwar der gerechte Richter der lebendigen und der Todten /wird das verführte Blut euerer untergebner von euren Händen fordern. Es wird euch / und sonst andern zu schwer für fallen / die einmal bestrickten und vom Teuffel verführten Seelen zurechte zubringen. Wie werdet ihr bestehen für dem Richterstuel unsers Heylandes? Thut buße / und gebet weiters kein Aergernüß. Damit ihr nicht mit den eurigen verderbet / und ewig untergehet. Biß hieher Scherertius.

[Wie das Ebenbild oder Conterfey des Rübezahls beschaffen sey]

[Wie das Ebenbild oder Conterfey des Rübezahls beschaffen sey?]

IX. Wie das Ebenbild oder Conterfey des Rübezahls beschaffen sey? Von dieser Frage ist schon vorher das seinige vorgebracht worden: Wer ein mehres begehret der kan in den Messen die Quacksalbers Buden begrüssen / und ihre gemahlten Taffeln ansehen; da in gemein auch der Rübezahl / [258] als ihr Patron / Spiritus familiaris, oder Haußgötze pfleget abgebildet zustehen.

10. [Was Rübezahl für Thaten und Possen gemachet]

Rübezahl zerschmettert eine Kuhe
[259] Rübezahl zerschmettert eine Kuhe.

Daß dieses Gespenste auch seine Wohnstätte wolle sauber und rein vor sich behalten oder auffs wenigste kein unvernünfftiges Vieh daselbsten leiden; Er scheinet aus folgender Historie: Da Anno 1656. Von dem Viehe eines Schencken (oder Kretzschmars / wie es die Schlesier nennen) so unter dem Gebirge seine Wohnung hat / im weiden ohnegefehr eine Kuhe von den andern abgeirret / und allgemehlich auff die Felsen hinauff geklettert / und auff die Schneeköppe gerathen / woselbsten der Rübezahl sonderlich solle haußiren. Da ist der Rübezahl also auff das arme Thier erbittert geworden / daß er sie flugs in die höhe gehaben / vom Berge herunter gestürtzet unn zu etliche 1000. stücklein zerworffen hat. Ob nun [260] endlich dieser Schlesischer Cacus sich an der Kuhe in dem falle hat rechen wollen / weil sie / wie vorhergedacht /ihme gleichsam ins Land gefallen / die Herberge beschimpffet / und wohl gar ein wenig drauff hoffieret hat: Oder ob der Wirth / und Herr der Kuhe / den Rübezahl einmal unwissen nicht nach Wunsch gastieret hat: weiß ich eigentlich nicht zu sagen.


Certant caupones, & adhuc subjudice lis est,
Interim
Alba ligustra cadunt: vaccinia nigra leguntur.

Doch wie dem allen: Rübezahl hat in diesem Falle sich gantz anders verhalten mit der Kuhe auff seinem Berge / wie etwan S. Michael mit einer andern Kuhe auff dem Berge Gargano in Apulia, davon Kornman kan angehöret werden / aus der Fr. Veneris Berg 5. 72. p.m. 309. etc.

[261]
Von dem Berg Garganô in Apuliâ
De Monte Garganô in Apuliâ.
Von dem Berg Garganô in Apuliâ.

Es erzehlet Peregrinus Prediger ordens in seinem sermo. Alphabetô. 13. nach folgende Histoiren. Es ist in Apuliâ nahe bey d' Stadt Siponto ein Berg mit Nahmen Garganus / so ward Anno 40. in gemelder Stad ein Mann mit Nahmen Garganus von welchem der Berg genant ist / welcher sehr reich war an Vieh /Schaffen und Rindern / als aber die Heerde umb den Berg weydeten / trug sichs zu / daß ein Ochß auff den Berg gestiegē / unn mit den anderen nicht wieder nach Hauß kommen / da hat ihn der HErr mit seinen Knechten gesuchet / und ihn auff der Höhe des Berges gefunden / ward erzürnet / schiesset einen Pfeyl in ihn / aber welcher so bald / als wan er von Winde zurück getrieben / in ihn [262] selbst gangen und darnieder geworffen / darüber die Bürger erschrocken / sind zum Bischoff gangen / welcher ein dreytägig Fasten ihnen aufferlegt / und also von Gott solches zuerfahren /welches als es geschehen / ist S. Michael dem Bischoff erschienen / sagende / wisset daß dieser Mann durch meinen Willen ist erschlagen worden / dann ich hab mir diesen Ort erwehlet im Himmel und auff Erden / und hat befohlen / daß an dem Ort eine Kirche in der Ehre S. Michael auff gerichtet werde. Als auff eine Zeit die Heyden wieder diese Bürger streiten und kriegen wollen / haben sie aus Rath des Bischoffs 3. Tage Anstant begehret / daß sie ihren Patron S. Michael umb Hülffe anruffen möchten / was geschicht /in der dritten Nacht erscheinet der Heilige Ertz-Engel Michael dem Bischoff / und sagt / seine Bitte würde erhört / und [263] den Sieg zu erhalten verheisset und heisset sie die vierdte Stunde des Tages den Feinden zu begegnen / welches als es geschehen / fieng der Berg Garganus an zurauchen / die Donner-Strahlen schiessen / der Berg ward erschüttert / und seynd die Feind von den Pfeylen umb kommen / die andere aber haben die Krafft des Engels erfahren / haben dz Heydenthumb verlassen / und sind Christen worden. Als die vō Siponto nach Hauß kommē / haben sie gezweiffelt / ob sie bemelten Ort besuchen und weyhen solten /haben also ihr Gebet an den heiligen Ertz-Engel Michael gethan / drey Tage fastende / allda ist S. Michael dem Bischoff erschienen / sagend / es ist nicht von nöthen die Kirche so ich gebawet zu weyhen / dann ich habe selber gbawet und geweyhet / und hat befohlen / nach folgende Tag / daß sie den Ort besuchen /ihnen mit Gebeth anlangeten / [264] und ihn vor ihren Patron halten sollen / und hat der Wetzhung ein Zeichen geben / daß sie nemlich vom Auffgang hinauff steigen / allda werden sie Fustapffen eines Menschen in Marmorstein eingetruckt finden / deßwegen befahl der Bischoff / daß alles Volck zu sammen kommen soll an das Ort / und als sie in ein tieffe und grosse Höle ein gangen / haben sie allda drey Altar funden / nach dem sie das Ampt verrichtet / hat der Bischoff Priester dahin verordnet / so da täglich das heilige Ampt verrichteten / wird heutiges Tags genent Mons S. Angeli, als solches Papa Felix II. Vernommen / daß S. Michael auff dem Berg erschienen / und daß er den Sipontinern den Sieg verliehen / und daß er die Kirche durch sich geweyhet / hat er das Fest S. Michaelis zu Ehren des Ertz-Engels und aller Heiligen [265] ein Gesetz /und in der gantzen Welt zu celebriren geboten.Eandē historiam haber Anonymus autor der wunderbaren Historien von Gespenst: part. 2. pag. m. 226.b. etc. ex Pontanô lib. 2. belli Neapolitani.

Rübezahl verwandelt sich in einen Esel
Rübezahl verwandelt sich in einen Esel.

Ich weiß mich zuentsinnen / daß ich einsmals mit einem Manne geredet habe / welcher aus der Frembde gekommen / und sonderlich in Ost-Indien sich lange auff gehalten hatte: Dieser sagte / daß er einsmals des Nachtes gereiset hette / und nach dem er müde gewesen / sich beym Monden Scheine nach etwas umb gesehen / drauff er sitzen und ruhen möchte; da habe er gemeinet / es lege nicht ferne [266] von ihm ein Klotz oder Block worrauff er sich alsbald nieder gelassen. Doch ist er hernach inne geworden / daß es eine greuliche dicke Schlange gewesen / in dem es sich gereget / und fort gekrochen. Diesem Betruge soll auch der Rübenzahl einmal ziemlich nach gekommen seyn: in dem etwan ein Glaser / so über das Gebirge gegangen /und über die schwere Last des Glases / so er auffn Puckel gehabt / müde geworden / und sich ebenmessig nach einen Sessel umb geschauet / worauff er ein wenig aus ruhen mögte. Was geschicht? der Rübezahl / als ein schlauer Geist und Gedancken-Kündiger Gast / verstehet des Glasers Verlangen / und verwandlet sich drauff in einen rundten Klotz; denn der Glaser im Wege nicht lange hernach antrifft / und mit frohen Muthe auff solchen sitzen gehet. Doch weret[267] diese Freude auch mit den ermüdeten Glaser nicht lange; Sintemal / da er in besten Ruhen ist / und auff kein arges oder Hinterlist Besorgung trägt / der runde Klotz sich freywillig unter dem Glaser so geschwinde weg weltzet / daß der arme Kerl mit sampt dem Glase zu boden schläget / und alle Scheiben in etzliche tausend Stücklein zerbricht. Nach diesem Fall hat sich der Mann wieder in die Höhe gericht / und zwar nach dem Blocke sich weiter nicht umb gesehen / als welcher sich schleunig aus dem Staube gemacht und in etwas anders verwandelt hat / wie wir hernach hören werden: doch hat selbiger betrübter Glaser bitterlich angefangen zu weinen / und seinen Schaden / den er ungefehr erlitten beseufftzet; ja er ist auch zu gleich in etwas mit weiter fort gegangen. Da ist ihm bald der verstellete [268] Rübezahl in eines Menschen / und zwar reisenden Gestalt erschienen / fragende: was er doch so weine / und worüber er Leid trage? drauff hat der befragte Glaser den gantzen Handel von forne an erzehlet; wie er nemlich allhier auff einem Blocke gesessen / in willens habend / etwas aus zu ruhen / da were er von solchen mit sampt den Glase herunter geschlagen / und hette alles Glaß / daß ihme wohl acht Thaler kostete / zerbrochen; ja er wüste nicht / wo er sich wieder erholen solte und diesen Schaden aus wetzen oder ersetzen. Hierauff hat der mitleidente Rübezahl ihme erstlich zu gered / er solle sich zufrieden geben: Er wolle selber helffen / daß er in kurtzen zu allen Verlust wiederumb gerathe / und auch noch wohl profit erhalte. Nemlich er hat weiter gesagt / und den Possen entdecket / daß er es gewesen: [269] als welcher sich zu erste in Bloche verwandelt / und hernach fort geweltzet hette. Doch solle er nur guts Muths sein. Er (der Rübezahl) wolle sich ferner in einen Esel verwandlen; solchen solte der Glaser mit sich führen /und unter dem Gebirge einem Müller verkauffen /doch nach überkommenē Gelde sich bald davon machen. Was geschicht? in Eyle wird Rübezahl zumApulejum oder Creutz-Thier / das ist / auff gut deutsch / in einen Esel verwandlet: drauff setzt sich der Glaser nach überkommene Parol, getrost / reitet solchen vom Gebirge hinunter / und præsentiret ihn einem Müller / bietet ihn auch feil vor zehen Thaler /und bekömpt darauff bald neune / weil der Esel den Müller so sehr wohl gefallen / welcher doch nie gewust / quid serus vesper veheret. Der Glaser aber hat solches Geld ohne [270] Seumung eingestecket / und ist seines Weges fort gegangen. Was den Calvinischen oder reformirten Esel weiter belanget; so ist solcher domaln in einen Stall gethan oder gesperret worden: in welchen des Müllers Knecht ihn hernach besuchet /und Heu zufressen vorgeleget: darzu er auff Bileamsche Esels Weise an gefangen zu reden / und gesprochen: Ich fresse kein Heu; sondern lauter Gebratens und Gebackens. Wie der Knappe pro ruditu diesen eruditum asinum so ungewöhnlich Apuleisiren mit Bestürtzung gehöret / ist er flugs davon gelauffen / als wie ihm der Kopff und der Arsch brente: Und hat seinem Herrn diese neue Post gebracht; daß er einen Sprachkundigen Esell hette. Solches nimpt den Müller auch nunmehr Wunder und eylet flugs zum Stalle zu dem Gesellen [271] zu hören: Aber so bald er auff sichet / ïst er verschwunden; und hat den guten Müller umb neun Thaler betrogen; Doch welcher zu vor vielleicht anderer Leuten so viel werths Mehl abgestolen hat. Hat also der Rübezahl hierinne Abrechnung gehalten.

Rübezahl kaufft einem Bauern Korn ab
Rübezahl kaufft einem Bauern Korn ab.

Es hat unlängst ein Bauer seinen Wagen ziemlich mit Korn beladen / und solches über das Gebirge führen wollen / etwan in Böhmen es zu verkauffen. Unterwegens aber / nemlich auff dem Gebirge / kömpt der Rübezahl zu ihm in Gestalt eines Hauß-Wirts. Fraget was er auff geladen. Der Bauers-Mann antwortet: Ich habe Korn / solches gedencke ich loß [272] zuschlagen und Geld darfür zu machen. Rübezahl fragt weiter; ob ers ihme nit verkauffen wolle / so wolle er ihm geben was er begehre / darauff antwortet der Bauer (welcher flugs verspürete es müsse Rübezahl seyn / ließ sich aber nichts darbey mercken / weil er wohl wüste / daß ihm nichtes wiederfahren würde / wenn er es gut würde meinen und machen: ja er bildte sich bald ein; daß er noch wohl einen grossen Schatz darvon bringen möchte.) Er wolle es ihme gar gerne überlassen /und begehrte auch nichts zu fordern; er mögte bekommen was es seyn würde. Drauff heist der Rübezahl ihn mit fahren: Und nach dem sie ein wenig fürter gekommen / presentiret der tausendkünstliche Rübezahl etwan eine Behausung: darinn muß der Bauer hinein fahren und das Korn abwerffen: hernach führete [273] er ihn in einen tieffen Keller, woraus er mit diesem Bauern alle Korn-Säcke voll (so der Rübezahl geschwinde /ich weiß nicht mit was angefüllet hatte /) hielff tragen / und auff den Wagen laden / welche er zum recompens liefferte / darbey sagende; Er solte damit nach Hausse fahren / doch solle er nicht etwan einen Sack aus Vorwitz aufflösen: Er solle vielmehr / wenn er nicht auffn Wege könte fort kommen / einen gantzen Sack / unauff gebunden / abwerffen, was geschicht? der Bauer fähret in frohen Muthe fort / und der Rübezahl hilfft auch eine weile fort schieben; weil die Last allgemehlich sich bezeigete schwer zu seyn. Doch gehet endlich der Rübezahl darvon / und lest den Bauer alleine fahren: welcher zwar eine weile kan fort kommen / hernach aber bestecken bleybet / in dem die Pferde [274] durchaus nicht aus der Stelle des Wagen vor Schwerheit bringen mögen. Da fänget der Bauer an abzuladen / und wirfft nach empfangenen Befehl gehorsamlich einen Sack herunter / und fährt mit den andern fort. Doch ist er abermal kaum einen Steinwurff förter gerahten; da wird er nochmahln genöthiget / weil das Vieh anfänget zu schwitzen einen neuen Sack hinweg zu räumen. Worauff er denn wiederbefindet / daß der Wagen in etwas erleuchtert gewordē: Fähret allso von dannen. Doch geschiehet es abermahl nicht lange hernach / daß er den dritten / vierdten und fünfften Sack nach einander von Wagen stürtzen muß / und zuletzte nur einen behelt: Womit er denn gewisse gedencket nach hausse zukommen. Aber es geräth auff die vorige Art auch mit diesen Sack; sintemal er [275] ebenmessig dem Viehe zuschwer wird / daß er auch feste auffn wege stecken blieb; drüber ergrimmete endlich der gute unn also geitzige Bauer und fluchte aus Ungedult etliche tausend Teuffel auff den Rübezahl los / daß er ihn nun mer so sehr betrogen hette. Steiget auch auffm Wagen / unn will gleichwol endlich wissen was im Sacke ist; läset ihn auch auff / und findet lauter schwartz zeug / das etwa wie Kohlen aus gesehen hat. Solches schüttet er alles mit einander auff die Erde und fähret mit dem einen ledigen Sacke nach Hausse / wie er aber daheime ist / und ihm die Grillen im Kopff kommen wegen Verlusts des Korns und der Säcke; da nimpt er diesen letzten Sack noch einmal für / und will ihn recht aus stauben / damit er nicht schwartz bleibe. Aber was geschicht? da fallen aus solchem Sacke Hauffen [276] weisse viel Körner gediegen Goldes darüber der Bauer lustig wir / die Körner zusammen samlet / und nach den Werth gar viel über den Verlust prosperiret befunden / bedaurende / daß er es alles aus den letzten Sacke geschüttet / und nicht etwan ein halb Maaß drinne behalten habe; welches vielleicht ietzo lauter Gold were. Aber in diesen Gedancken ist der einfeltige Schöps wohl betrogen geworden; Sintemal ich meines Achtens darfür halte /daß wohl nichtes mehr in allen Säcken als diese vermeinete über gebliebene Körnlein gewesē seyn: In dem den übrigen Raum zweiffels ohne der Rübezahl mit seinen Gesellen wird auffgeblasen und beschweret haben: ja welcher Rübezahl auch biß zu letzte in den eussersten Sacke kan verharret / und das eingeladene Gold richtig verwahret haben / damit es der Bauer nicht verschütte.

[277]
Rübezahl verehret einem einen Kegel
Rübezahl verehret einem einen Kegel.

Es hat sich einmal begeben daß ein Handwercks Geselle auff dem Gebirge spatzieren gehet / und ohngefehr andere seiner Pursche nicht weit davon boseln siehet: Zu solchen hat er sich geschwinde hingemachet / und erstlich zusehen wollen: Doch ist er alsobald von der gantzen Compagnie (welche von Rübezahlns Zunffts-Gesellen bestanden) angeredet worden: Er solle doch ein wenig versuchen und mitspielen: Vielleicht könte er was gewinnen: Auff diese Ermahnung lest sich der albere Tropff belieben und gesellet sich zu einer Parthey / und spielet auch ein Zeitlang mit / ja er gewinnet auch einen hübschen Pfennig: Doch besinnet er sich [278] mittlerweile / daß dieß Ding oder Spiel müsse unrichtig seyn / und (weil ihm mehr dergleichen Possen bewust waren /) bringet seine Worte vor gegen die Mittspieler: Er habe nun Zeit zugehen; weil er nicht länger verziehen können /wegen wichtige Gescheffte / so er in bevorstehenden Stunden verrichten solle / nach Befehl seines Meisters. Drauff / weil er sich nicht wil nöthigen und weiter verzägern lassen: wird er dimittiret: Doch redet ihn einer (vielleicht der Rübezahl / der die Possen mit der Ausflucht und absentirung vermerckete) zu er solte doch einen Kegel aus dem Spiele zum Gedächtnüß mitnehmen: Er wüste gewiß / es würde ihn nicht gereuen. Was thut der Handwercks-Knecht? Er steckt solchen Kegel zu sich in Schiebesack / und wandert damit den Berg hinunter nach Hause [279] zu / und ist in starcken Glauben begriffen / er werde noch über den Gewinst eine köstliche Beuthe erworben habē. Aber wie er in seinen Schubesack greifft / und nach seinen Wahn / für den höltzern einen gülden Kegel herausziehen will; ergreifft er einen alten Kühefladen. Er wird hierüber erhitzet / und flucht unwissend den gute Rübezahl alle hencker auf dem Kopff; zeucht auch zugleich seinen Schubesack heraus / damit er ihn vollends ausleere / und den Mist ausschütte: Da findet er erstlich wieder verhoffen von gedachteter Außbeuthe einen ziemlichen Vorschmack; in dem er eine gute Summa Goldkörner mit untermischet befindet: Welche ihm die Mühe erstlich den Kegel zutragen / unddarnach in den Kühedreck zugreiffen / zur gnüge belohnet hat.

Doch ist hiebey zugedencken / [280] daß etliche darinnevariiren; in dem auch gesaget wird daß dieser Handwercks-Pursch / er mag nun ein Schneider oder Schuster gewest seyn / solle auff den Berge in Kegeln verspielet / und eine Anzahl etlicher Groschen verlohren haben worüber (weil er sonsten immer andern hat können abgewinnen / und unverhoffter weise diesesmahl solchen Schiffbruch des leidigen Glücks erfahren) er erstlich in sich geschlagen und gedacht daß das Ding nicht recht möge zugehen. Ja er solle hier auff seinen Abtrit begehret haben / und sich bey zeite aus dem Staube wollen machen. Doch sey dieses wie ihm wolle: In übrigen bleibet es darbey / daß der Handwercks-Kerl in Außräumung des Kuhfladens /des Virgilii Apophthegmati od' nachdencklichē Spruche nachgekommen; in dem er zu einen [281] heran nahenden / da er den Poeten Ennium gelesen und innitiret, gesaget / nach geschehene Befragung: Aurumex stercore lego, das ist / ich suche Gold aus Koth. Doch ist es beyderseits in diesem Fall noch so weit gut gewesen / daß der Koth oder Dreck nicht so gar schmürig sondern dürre gewesen: Sonsten würde es geheissen haben.


Hoc scio pro certo quòd si cum stercore certo;
Aut vincam, aut vincar: seu maculem aut maculer.

Doch wie auch endlich diesen wenn der Dreck schon were weich gewesen; so hette sich dennoch wohl /nicht mit sonderlichen Wiederwillen / Gold oder Geld drauß suchen lassen. Haben es doch die Römer gar gerne [282] gethan / da sie nach den Josephum Gold / so die Juden verschlucket / aus ihren Mist und Gedärme / mit begierde gesucht haben. Gnug ists gewesen / daß sie es gefunden / und das gefundene sich der mühe verlohnet hat.

Rübezahl agiret einen Lautenisten
Rübezahl agiret einen Lautenisten.

Es hat sich / Anno 1642. begeben / daß ein Studiosus Quasimodogenitus lustes halben über das Riesen-Gebirge hat reisen und gehen wollen: Unterwegs aber /hat er / damit er die Zeit verkürtzete / mit Fleiß die Laute zur Hand genommen / und eines und das andere Buhl-Liedgen (seiner verlassenen Kammer-Kätzgen zugefallen) drauff gespielet oder geschlagen / [283] und ist in solchen guten Gedancken eine ziemliche Weile fortgegangen. Was geschicht aber? In dem er so einsam fortschleichet / da kömpt ihm der Rübezahl in gestalt eines andern Studenten entgegen: Und bittet ihn / daß er doch die Laute ein wenig übergebe er solte auch hören / was seine Music vermögte. Hierauff giebt voriger Student dem unerkandten Rübezahl das Instrument über. Der Rübezahl in gegen spielet anfänglich gar lieblich und anmuthig: Doch wie sie im gehen zu einen an den Wege stehenden Baume nahe / da lässet er seine Stückgen sehen / in dem er mit sampt der Laute in geschwinder Eyl / more Empusæ / sich auff solchen Baum schwinget / und zugleich im Spielen zwar fortfähret / doch unverschämpte Lieder anstimmet: worüber der arme Studente nicht allein [284] erschrocken / betrübet / sondern auch bald in Zorn ist erhitzt geworden / und dem Rübezahl alle Schlappermänt an Hals gewünschet / sagende; er solle ihm die Laute wieder herunter geben / oder er wolle anders mit ihme spielen. Darauff soll der Rübezahl die begehrte Laute herunter geworffen / und darneben einen greulichen Knall mit angefüget / welcher vorgekommen / als wenn die Laute in tausend Stücken zerfiele / da sie doch wie der Studente zugesehen / ist unversehrt befunden worden. Hier hat es also geheissen mit dē bestürtzten Studenten.


Grata superveniet, quæ non sperabitur, hora.


Es ist aber alsobald bey dieser Begebnüsse der schnackische Rübezahl [285] verschwunden: Und der Studente hat lernen bescheidener reisen: Da er hernach für ein Buhlen-Lied / einen Christlichen Gesang hat begonnen auff seiner Laute zuschlagen.

Rübezahl verführet die Reisenden
Rübezahl verführet die Reisenden.

Hie von kan vernommen werden was der Autor der wunderbarlichen Historien von Gespensten / part. 1.pag. 45. 8.

Man sagt daß auffm Böhmischen Gebirge zum öffternmahl den Leuten ein Mönch erschiene / welchen den Rübezahl nennen / der dann auch offtmals in warmen Bade gesehen wird. Und wenn die Leute über den Wald reisen wöllen / und [286] [289]aber den Weg nicht wohl wissen / gesellet er sich zu ihnen / als wolte er mit ihnen wandern / und spricht zu ihnen: Sie sollen unbekümmert seyn / der Weg sey ihm gar wohl bekandt / er wolle sie einen gar richtigen Fußsteig durch den Waldt führen. Wann er sie dann nun im Walde auff Irrwege geführt / also daß sie nicht wissen / wo sie zu sollen / so springet er alsbalde auff einen Baum / und hebt dermassen mit heller Stimm anzulachen / daß es in dem gantzen weiten Walde erschallet. Dieser Mönch oder Rübezahl ist niemands anders als der Teuffel selbst / welcher sich in eines Münchs Gestalt verkleidet / und solche Sachen fürnimpt und treibet.

Biß hieher der unbekandte / und also unbenandte / Autor. Zu solchen gehöret auch gleichsam ferner[289] [298] hin / was man sonsten hin und wieder in den Scriptoribus liesset. Daß nemlich etlicher Geister Manier ist die Leute auff den Wege zu verführen / und sie wohl gar ins Verderben stürtzen: Wie denn dergleichen Exempel / leider Gottes! nicht wenig seyn / da sich die Menschen aus Vorwitz alleine auff den Wegen gemacht / und hernachmals von solchen verführischen Gespenste sind in die euserste Noth versetzet worden. Weil / sage ich solcher Historien eben viel seyn /halte ich nit für groß nöthig ein mehres zum Beweißthumb an zuführen. Doch kan ich gleichwohl nicht unterlassen / folgende Geschichte mit bey zufügen; welche sich so verhält / nach dē Andr. Hondorffium in part. 1. prompt. Exemplor. ad. 2. præcept. p.m. 286. Es hatte mir / spricht Johannes Wierûs, einMönch / mit Nahmen Bruder Thomas, ein einfältiger Mensch / dessen [298] Trew und Frömmigkeit ich in vielen Dingen gespüret habe / gläublich angezeiget / als er auff eine Zeit in einem Kloster / so auff Lucanischen Bergen gelegen / mit ihrer etlichen gezancket / und nach vielen Scheltworten / so auff beyden Theilen vorgelauffen mit entrüstetem Gemüth gar allein durch einen Wald gespatzieret / sey ihm eines Menschen Gestalt mit traurigem scheußlichen und grimmigen Angesicht begegnet / und als er ihm gefraget /warümb er allein also in dem ungebähnten Gestrüpp ümher gienge / hat er geantworet: Er habe sein Pferd /auff welchem er pflege zu reiten / verlohren / und nach seinem bedüncken sey es ihm auff die nechsten Felder hienaus gelauffen. Als sie nun beyde mit einander durch unwegsahme Oerter das Pferd zu suchen giengen / sind sie zu letzt zu einem Bächlein / in welchem [299] grausame Würbel wahren / kommen. Und da der Mönch / damit er desto bequemer unn füglicher da durch wadē möchte / seine Schuch aus ziehen wolte /hat der ander gesaget / er solte es bleyben lassen / und nur allein ihm auff die Achsel sitzen / so sey er der Gröse und Stärcke / daß er ihn wohl wölle durch das Wasser hinüber tragen / dessen ist der Mönch sehr wohl zu frieden gewesen / hat derhalben auff ihn gehockt / die Arme umb seinen Halß geschlagen und sich also dahin tragen lassen. Im tragen aber / als er eben auff den Boden und Grund des Wassers die Augen richtet / wird er der Füsse seines Trägers gewar / und siehet / daß sie gar nicht eine Form haben / wie andere Menschen Füsse / erschrickt derhalben bey sich selbst hefftig / und sehet an GOTT den Herrn umb Hülffe an zuruffen / welches / alsbald es der Teüffel gehöret / [300] hat er angefangen zu murren und zu brummen / und mit einem ungestümmen starcken Windsbrauß so balde die Flucht genommen also / daß er den nechsten Eichbaum zerspalten / die Aeste zerbrochen / und ihm aus der Wurtzel heraus gerissen hat. Er aber / der gute Bruder / ist in seiner Kutten eine gute Weile / als ob er todt were / gelegen / gentzlich vermeinet / da er die Sachen nicht bey Zeiten vermerckt / würde ihn das Gespenst in den Wirbeln gar erseufft haben.

Bißher Handorff confer autorem der wunderbarlich Histor. von Gespenst; welcher eben diese Historie vorbringet ( aus dem Alexandrô ab Alexand.) part. 1. p.m. 33. 6. 34. a. und pag. m. 32. 6. hat er folgende / der vorigen materi nicht unehnliche Erzehlung.

Eben dieser Alexander ab Alexandri meldet / und beschreibet eben [301] an denselbigen Orte / (nemlich lib. 2. Genial. dier. Cap. 9.) ein ander dergleichen Histori / mit diesen Worten 4. Es hat mir Gordianus mein guter Freund / und ein wolgeglaubter Mann gesagt /als er mit einen seiner guten Freunde / nach Aretium /oder wie es die Itali nennen / nach Arezo / welches eine Stadt ist in Thuscia gelegen / gereiset / und sie sich verirret / und wie es denn offtmals geschicht /weit von der rechten Strassen kommen / waren / und aber eitel unbendige und unweglahme Oerter gehen müssen / da sie nichts als eitel Berge / Holtz und Heide mit Schnee dermassen bedeckt / daß sie nirgends wohl fortkommen können / für sich gesehn /darzu auch die wüste und weite Einöde ihnen ein grausam und entsetzen brachte / und nun die Sonne sich auch zum Untergang geneigt / haben sie sich für grosser Müdigkeit an ein Ort zusammen niedergesatzt.

[302] Endlich aber hat sie gedaucht / als höreten sie von ferne eines Menschen Stimme / derwegen seynd sie auff gestanden / und seynd der Stimme nach gegangen. Als sie aber ein wenig auff die Höhe des Berges kommen / haben sie drey Männer gesehen / welche erschrecklich und abscheulich / und viel grösser als andere Menschen an zusehen gewesen / in langen schwartzen Mänteln als wenn sie Leide trügen / mit langen Haaren und Bärten / mit grausamen heßlichen Gesichte / die haben sie mit schreyen und wincken zu sich geruffen / sie hatten sie auch beredt / daß sie gar nahe zu ihnen kommen waren / dieweil sie ihn aber viel grösser als sonsten andere Menschen zu seyn pflegen / für kommen / und sonderlich auch noch einer welcher diesen dreyen nicht gar ungleich / allein daß er nacket gewesen / herfür wischt / und mit ungewöhnlichen springen / gumpen [303] und dantzen / und anderer unflätiger / und leichtfertiger Geberligkeit seiner seltzam Begunt / seynd sie durch solch Spectakel erschreckt worden / daß sie wiederumb zurückgelauffen / und seynd auff ihren unbedingten und unwegsahmē Wege fortgegangen / da sie denn mit Mühe und Noth kümmerlich eine gar geringe Herberge bey einen Bawren angetroffen / bey demselbigen seynd sie eingekehret / und die Nacht geblieben.

Biß hieher aus vorgem eldeten Anonymo; zu welchen sich ietzt weiter und gar wacker findet Sigismundus Scheretius in lib. Consolat. de spectris lit. G. seu part. 3. adm. 2. da er abermahl so wohl in genere von Verführung der Gespenster redet / und die schüchtern Leute von einsahmen wandern abmahnet: Als in specie von unsern Rübezahl gedencket / beydes auff folgenden Schlag.


[304]

Timidi, & qui sciunt se, spectris turbari, solitudinem fugiant.


Consultum etiam est, eos, qui his Satanæ telis præ aliis peti solent, aut naturâ timidiores existunt, solitudinem singulari studio devitare, ne noctu soli in tenebris aut in locis angulisvè ædium hoc nomine suspectis obambulent. Quapropter antiqui Monachos semper binos incedere jubebant in monasteriis, aliam etiam ob cussam, quia experiebantur, spectra uni & soli maximè infidias struere. Sic tales ubi itinera susceperint, si poterunt ab ignotorum ac inusitatorum hospitiorum conclavibus caveant, ne soli pernoctent non taurùm propter hoc, sed & propter alia pericula, quæ ex historiis nota sunt. Ita Satan Christum redemptorem nostrū accedebat in eremo, cum solus esset Matth. 4. Sic cum Evâ, primâ [305] matre nostrà, solus loquebatur, & eam seducebat Gen. 2.Unde & Christus in agone secum sumebat quos dam ex Apostolis Matth. 26. Si verò soli cogentur esse Deus est à dextris ipsorum huic sidant, & non commovebuntur Multi prætere èspectris sunt seducti aut variis modistentati, qui soli insilvis, aut aliis solititudinibus crebriùs fuerunt, & cum ante aliquod annos in Marchiâ quædam incantatrices cremarentur fassæ sunt ex iis plurimæ, quod solæ in silvis à Diabolo apparente ad ejusmodi impietatem essent seductæ, quotiés ligna collegissent. Ac ex historiis constat, quædam loca deferta spectris Dæmonum semper inquietari, cujus exemplum habemus in nostrâ bohemia in montibus Gigantum ad fines Silesiæ, ubi Albis fluvius oritur (incolæ nominant Rübezal) isti [306] montes sunt valdè horridi peregrinantibus, propter spectrorum copiā & turbas, quas pentolanter movent, quin & miranda de aliis vulgò recensentur. Rationem itaque nostri habeamus, præsertim tentati, & aliquoties hâc Dæmonum petulantiâ probati. Novi quendam ministrum verbi in Domino, qui cum aliquando Musæo uteretur, quod hoc in casu suspectum admodum esset, & nocte imminente crebriùs illusionibus his peteretur, dolum Satanæ advertens ad familiam se conferre solitus est, & canticis piis Deo sacrificium obtulit.


Das ist auff deutsch so viel


Die furchtsamen / welche vorher wissen daß sie von Gespenstern angefochten werden; sollen die Einöden meiden.

Es ist auch rathsam / daß die jenigen / welche mit dergleichen Satans Pfeilen [307] angefochten werden / oder von Natur zag und blöde seyn; die Einsamkeit und Wüsteneyen mit sonderbahren Fleiße fliehen sollen: Damit sie nicht alleine in finstern / oder sonst in geheimen Winckeln des Hauses / so von Betragnüsse berüchtiget seyn / gehen. Vnd aus dieser Vrsach ist es vor Alters geschehen / daß allezeit zwey Mönche zugleich in den Klöstern haben gehen müssen: Nemlich darumb; Weil die Alten ans Erfahrung gelernet hatten; Daß die Gespenster sich fürnemlich an einsahme Menschen machen. Solche blöde Leute nun / wenn sie irgends eine Reise vorgenommen haben / und in unbekanten Herbergen oder Zimmern eingelogiret werden; Sollen mit allen Fleiß sich hüten / damit sie nicht gantz alleine schlaffen gehen: Nicht allein üm diese /sondern auch wegen andere Gefahren; So aus den Historien bekand [308] seyn. Also machte sich der Satan an unsern Herrn und Heyland Jesum Christum in der Wüsten / wie er eintzeln war / Matth 4. Ja also redete er auch betrüglich mit Eva / die aller erste Mutter und verführte sie auch. Gen. 3. derenthalben nahm Christus in seinem todes Kampffe etliche von den Aposteln zu sich Matth. 26. Solte es aber geschehen / daß einer allein aus Nothwendigkeit seyn müste; so kan er zwar gedencken / daß Gott zu seiner rechten stehe: Dem solle er als denn vertrauen: so wird er wohl unangefochten bleyben.

Sonsten ist zugedencken / daß viel Leute von Gespensten auf Irrwege seynd gebracht worden / oder an unterschiedlichen Orten versuchet / nemlich solche /so für allen andern zur Einsamkeit oder Gebüsche öfftermahl Beliebung getragen. Vnd wie vor etlichen Jahren / in der [309] Marck / etliche Zauberhexen verbrand worden; haben die meisten von ihnen bekand / daß sie vom bösen Feinde / wie sie alleine in Wäldern gewesen / zu solcher Gottlosigkeit weren verleidet worden / so offte sie hetten wollen Holtz lesen.

Ja es ist noch ferner aus den Geschichten bekand /daß etliche wüste Oerter immerdar von Gespenstern verunruhiget oder besessen seyn; dessen merckliches Exempel wir in unsern Böhmen haben / an den Riesen-Gebirge / gegen die Schlesischen Gräntzen wo die Elbe entspringet. Da lest sich ein Gespenst ohn unterlaß verspüren / welches die Einwohner Rubenzahl nennen. Diese Berge seynd den Reisenden sehr grausam / wegen grosser Menge der Poltergeister /welche allerhand Unheil und Lerm erregen pflegen /ja etliche schwatzen gar verwunderliche [310] Sachen darvon. Ein iedweder soll sich also billich in acht nehmen / fürnemlich ein solcher / der schon etliche mal von dem muthwilligen böse Geiste ist gezwacket oder geängstiget worden. Ich kenne einen Priester / welcher / wie er einsmals solche studier Stube ein hatte / welche auf diese Art berüchtiget war / und auch offtermahln gegen die heran brechende Nacht vom Gespenste genarret ward; sich nachdem er des Satans bolsen vermercket / zum Haußgesinde bald hin gemacht und Gott dem Herrn ein wohlgefälliges Lied gesungen hat. Biß hieher Schererz. Hieher gehöret auch letzlich der Unterricht vom Irrwische / worhinter der Teuffel auch mannichmahl stecket / und die Reysenden auff Unwege führet. Doch kan vollständig davon angehöret werden der fürnehme Naturkündiger M. Albertus Linemannus in Deliciis Calendariograph. [311] Lit. Uui. Es wird gefraget / was es doch für eine richtige Beschaffenheit mit den Irrwisch oder Kobelt habe.

Da einsten in conversatione musicali bey pausirung oder Ruhe der Singer ein Donnerwetter entstand / und bey solcher Gelegenheit / nach dem von Donner und Blitzen unterrede gefallen / von andern meteoris gefragt ward / begehret einer von meinen guten Freunden zuwissen / was man den von Irrwisch oder Kobolt / welches er in seinen reifen / zum öfftern gesehen machen oder halten solte / denn er hette befunden / daß es wie ein starckes Liecht geschienen / da ers aber verfolget / sey es hüpffend gesehen / und were dardurch in ein Morrast nicht ohne Lebens- Gefahr gerathen: Könt dahero nicht absehen / wie solcher Irrwisch ein meteorum oder natürliches Feuer seyn solte / sondern hielt den Irrwisch [312] für ein Gespenst oder Teuffel / welcher ihm hette den Hals brechen wollen. Was nun auff solches eigentlich zuantworten sey /habe ich andern und insonderheit meinen obgedachten guten Freunde zugefallen durchgegenwertige Calender Frage erörtern sollen. Anfänglich ist anzudeuten / daß der Irrwisch oder wie es etliche nennen / der Kobolt / sey ein warhafftiges feuriges meteorum oder in der Lufft schwermentes Feuer / so bey den feuchten und subtiel aus dünstigen Schweffel-hafftigen Oertern /zur Zeit des Sommers und Herbstes erhaben wird /welches / so es in der Höhe gesehen wird / ists in vielerley hüpffender Bewegung / da es dann bißweilen fürwarts bißweilen rückwarts getrieben wird / bey welchē man zu Zeiten einen Thon oder Schall mag hören. Dieses were eine gemeine Historische [313] Beschreibung / wordurch die Natur oder Eigenschafft des Irrwischs od' Kobolts mag verstanden wordē: Wenn aber ein natürlicher Dinge genauer Liebhaber solches höret / so ists ihm mit gnug gesaget / denn ein solches etwas bejahet / welches bey etliche hoch nasenden Magisteriis mehr als gnug thut; sonder physische Liebhaber begehren über voriges die Ursachen woraus sie wissen mögen / ob auch das jenige was geredet oder asseriret worden / wahr sey. Welches in folgenden angezeigt wird werden. Erstlich daß es ein Feuer sey / gibt die experientz / in dem der Irrwisch nicht mag gemercket werden es sey denn ein Feuer oder in Gestalt eines starcken brennenden Liechts; daß es aber ein meteorum sey / zeiget theils die Erhabenheit des Irrwisches in der Lufft / theils weil es nicht allezeit oder beständig dauret. Es fraget sich aber allhier [314] benebenst / was denn brennet / und woher es brenne / denn wenn ein Feuer der Irrwisch seyn soll / so wird er auch eine feuerfassende Materie bey sich haben / und welche muß angestecket werden? darauff wird geantwortet / daß die Materie des Irrwisches seye in subtieler / dünner und schwefelhaffter Dunst: Dieses wird bewiesen aus dem Orte worinnen die Irrwisch angetroffen werden / bey ihrer ersten Entstehung; solche Oerter aber sind ingemein sumpffige und morastige Plätze / Kirchhöffe / Schingruben oder wie unser Preussen es nennen / Schinkauden / Galgenplätze / Plätze da vormahln grosse Schlachten gehalten /welche pflegen genennet werden / der Grabenfüller /und Waghälse Kirchhöffe / denn da steigen die jenigen Dünste durch der Sonnen Wärme in die [315] Höhe /welche gar einen subtielen Schweffel bey sich haben /und dannenhero gar leicht mögen angestecket werden / und wird solche Schwefelhaffte Materie bey allen feurigen meteoris gefunden. Solche ausgedünste und erhabene Materie kan hernach gar behende auff folgende Manier angestecket werden; Es kan geschehen durch die Bewegung des schweffelichten Dunstes in der Lufft / in welcher Bewegung eine Reibung oderattrition entstehet / wodurch die feurige Atomi sich einiget und dardurch bekräfftiget werden zur Ansteckung / wie ein solches bey dem Stern schiessen geschicht; und daß durch solches reiben ein Feuersbrunst entstehen mag ist offenbahr / wann bey dem Noth-feuer-ziehen / durch vielen reiben die Pulver-und Schweffel-Materie angestecket wird. [316] Daß aber das Lufftreiben es auch thue / zeiget die Experientz /welche etliche Physici anbringen / daß das Bley am Boltzen in sehr schneller Bewegung durch das Lufftreiben geschmoltzen sey. Nicht anders gehets zu mit den feuer schlagen / so da nichts anders ist / als nur eine Reibung des Stahls und des Feuersteins: Was aber hie in grober Materie durch starckes reiben geschicht / das kan in subtiler Feuer-Materie mit kleinen reiben verrichtet werden. Daß aber ein reiben des Schweffel-Dunstes und der Lufft verhanden sey / wird an gezeiget / weil nemblich bey den entstandenen Irrwischen ein hüpffen ober springen gemercket wird /wovon hernacher. Darnach kan auch wol ein Irrwisch-Materie bey Tage von der Sonnen-Wärme angestecket seyn / welches Liecht nicht ehe als nur [317] bey seyn / welches Liecht nicht ehe als nur bey finsterer Zeit mag gewahr werden. Aber die beste Ursach ist die folgende: der schwefflichte Dunst / nach dem er in die höhe gezogen / ist anfangs ansgedöhnet / welcher hernacher mehr und mehr von der ümbstehenden Nacht-Kälte zusammen gepresset wird / biß die Wärme sehr starck concentriret und geeigniget wird / welche endlich die schwefelichte materie ansteckt / wie solches vor diesen in der Frage von entstehung des Donner Knals /zur gnüge ist dargethan worden. Das hüpffen und springen / und andere Bewegung des Irrwisches rühret her aus der unterschiedlichen Bewegung der Lufft /worinnen theils der Irrwisch / vorhanden / oder welche durch andere bewegende Dinge mit continuirung biß zum irrwisch kan erreget werden / [318] also tantzet ein Irrwisch / wenn die Lufft durch entstandenen Wind beweget wird. Daß dann ein Irrwisch weicht / wenn man sich nähert / ist selbige Ursach / denn man stösset die Lufft zum Irrwisch / weßhalben er weiter fleücht. Gehet man aber rückwerts so wird die hintegelassene Lufft nachn Rücken gezogen / wannenhero der Irrwisch auch mit nachn rücken gelanget und herzu nahet oder folget.

Warumb aber die Irrwische nicht in Winter / sondern bey sommerlichen oder anderen Jahres-Zeiten Bequemigkeiten entstehen / geschicht daher / weil die subtile Schweffelmaterie eine grosse Wärme bedarff /so sie soll heuffig aus der Erden oder andern schweffelichten Dingen gezogen werden / welches bey der Kälte des Winters nicht geschehen mag: [319] Daß auch bißweilen ein kleiner Thon / entstehen mag bey einem Irrwisch / ist nicht frembd / den wenn die Kälte gar zu starck zusammen treibet / kan der Irrwisch zerspringen / woraus ein Schall gehöret werden kan; daß auch ein Irrwisch / so er in der Ferne gesehen wird /gar stehet / ist die Ursach / weil unser Auge in die Ferne die kleine Bewegung nicht erkennen oder mercken kan. Daß aber endlich wohl ein Irrwisch könne ein bequem Mittel seyn / durch welches der böse Geist den Menschen zu Schaden bringen könne / gestehe ist gern; Da man aber nicht meinen soll / als wenn bey allen Irrwischen der Teuffel verhanden sey /welche den Menschen zu Fall bringen wolte / denn ihr natürlicher Ort ist zum meistentheil sumpfficht und morasticht / da ein Mensch [320] wenn er solches Liecht verfolget / in gefehrliche gequebbe und Morast gerathen kan / da der Teuffel wenig oder keine Schuld daran hat: Daß dann ein Irrwisch ein Mittel des bösen Geistes seyn könne / kan aus folgender Historien erwiesen und dargethan werden / Fromondus ein statlicher Physicus erzehlet / daß einsten sein Schwager bey Mastricht in Niederland in der Nacht reisete /siehe da entstehen umb ihn drey Irrwische / gar sehr nahe / der gute Mensch ist erschrocken und fället zur Erden / betet zu GOTT und ruffet ihn umb Hülffe und Rettung aus der Gefahr an / bald weichen die Irrwische von ihm über eine halbe Weilweges und kan eigentlich sehen / daß sie jenseit der Mosa / [321] so ein grösser Fluß in Niederland / gewichen sind: Darauff stehet er auff und gehet fort / als aus aller Gefahr entrissen; Aber im nun und Huy / oder wie Fromondus sagt /daß sein Schwager nicht mehr als 2. oder 3. Schritt gethan / sind die Irrwische abermal ümb ihn verhanden: Worauf er wieder gekniet und gebetet etc. solange biß die Irrwische nicht mehr vorhanden gewesen. Wenn der gute Schwager aus der Furcht im abmessenter distantz durchs Augenmaaß nicht geirret und die Gefahr durch einen Auffschnid nicht vergrössert /müste man traun nachgeben / daß die Irrwische bey sich Geister gehabt haben: Aber hievon vor diesesmahl gnug gesaget.

Rübezahl wird ein Drescher
Rübezahl wird ein Drescher.

Unterandern kurtzweiligen Beginnen / [322] so der Rübezahl vorgenommen / ist auch dieses vorgelauffen; Daß er nemblich auff eine Zeit sich in einen Drescher verstellet hat / und in dergleichen Habit zu einen Bauer in die Scheine gekommen ist / sagendt / ob er seiner bedürffe / so wolte er ihm helffen das Korn ausdreschen? was geschicht? sie dringen mit einander / und werden eins / daß der Bauer dem unbekandten Rübezahl vor die begehrte Mühe und Tages Lohn / zu Ende so viel Korn mit geben will / als er immer auff einmal aufsacken kan / drauß schlägt der Rübezal lustig mit auffs Korn loß und hilfft ein Tag oder etliche wacker dreschen / biß die bestimpte Zeit aus ist: da begehrt der Rübezal seinen Abscheid / und weil der Bauer ihm so viel mit zunehmen versprochen hatte /als er auff einmal tragen könte; so sackt er die gantze Scheine mit sampt den Bauer und Korn auff seinen[323] Puckel und etc. Bund-Schuch den so weit hab ich es nur gehöret / und hab es von Unterschiedlichen glaubwürdigen Personen nicht ausführlicher erfragen können; derentwegen ich es auch nicht als ein gewissenhafftiger Annalista oder Historicus, nicht länger habe zerren in andichtung wollen. Freylich kan sonsten gar wohl ein curioser Mensch anhalten / und fragen / was denn weiter draus geworden sey? ob der Rübezahl richtig ohne Betrug mit der Scheune darvon marschiret / und wohin er damit gerathen sey? ob er vielleicht nach seiner Schnekippe damit hingewandert / und des jenigen Baurens (von welcher wir oben gesagt /) Korn in solcher Habe abladen und schütten lassen? Doch sey diesen Verluste / (und unbewust) wie ihm wolle: Wo ferne es ohne Augen-Verblendung zu gegangen /und etwan recht geschehen; so ferne [324] hette sich traun dieser Rübezal bey dē vorzeitigen Momo gewünscht befunden; in dem er auch dieses unter andern dreyen Stücken hat zu tadeln pflegen / daß man nicht solche Häuser hette / die mann fortrollen könte / wenn man nemlich ungetreue Nachbarschafft verspürete / und sich mit seinen Vicino nicht wohl stallete. DiesenMomo, sage ich / were der Rübezal auff solchen Schlag dienlich gewesen / in dem er mit geringer Mühe die Häuser ohne Verletzung hette können anders wohin tragen und versetzen.

Rübezahl vexiret einen Junckern
Rübezahl vexiret einen Junckern.

Im Jahr 1532. hat einer von Adel / ein rechter Tyran und Wüterich / einem seiner Unterthanen oder Bauren aufferlegt / er solle ihm eine überaus grosse Eiche außm Walde mit seinen Pferden und Wagen heimführen / [325] mit hefftiger Betraubung höchster Straffe und Ungenade / da er solches nicht thun / und solchem Befehl nicht nachkommen werde. Der Bauer sahe /daß es ihm unmüglich war / seines Junckern Befehl zu verrichten / ist mit Seufftzen und grosser Klag in den Wald gangen. Da kömpt zu ihm der Rübezahl / in eines Menschen Gestalt / und fragt / was die Vrsache sey / solches seines Hertzeleids und Kümmernüß? Demselbigen erzehlet der Bauer den gantzen Handel nacheinander. Der Rübezahl spricht / er soll guts Muts und unbekümmert seyn / und nur wiederum heim zu Hause gehen / denn er wol die Eiche seinem Junckern oder Lehnherrn balde und ohne Verzug in seinē Hoff führen wolte. Als nun der Bauer kaum recht heim kommen war / nimpt der Rübezahl die grosse ungeheure schwere Eiche / sampt ihren [326] dicken und starcken Esten und wirfft sie dem Edelman für seinen Hoff / und vermacht unn versperret ihm beydes mit dem Stamme und grossen ungeheuren Esten dermassen das Thor / daß er weder aus noch ein hat kommen können und dieweil die Eiche härter als Stahl worden war / also / daß sie auff keinerley Weise noch Wege /auch mit galitzer Gewalt nicht könte zerhauen oder zerschlagen werden / hat der Edelman aus unvermeidlicher Noth an einem andern Orte / im Hoffe müssen durch die Mauren brechen / und ein neu Thor nicht ohne grosse Beschwerung und Vnkosten machen und zu richten lassen vide Fincelium l. 2. zu diesen Juncker / wie ich mich bedüncken laße / ist auch hingehörig / was die erneuerte und vermehrte lustige Gesellschafft schwatzet und schertzet p.m. 24. Da die Bauren / aus der Lytaney [327] singen: Vor allem Vbel; Vor Wasser und Feuersnoth. Vor unsers lieben Junckers Gesundheit; behüt uns lieber HErre GOTT. Ja es gehöret noch weiter auch hieher was ich sonsten wieder einen Bauerplacker auffgesetzet habe / und sich auff folgende Art verhelt:

Bauer /

Per Anagramma

Raub.


Ich glaube sicherlich / daß niemand auff der Erden /
Er sey auch / wer er woll' / mehr kan geplaget werden;
Als wie der Bauers-Mann: bald ängstet ihn der Schufft /
Bald wird er gar zum Raub in der Soldaten Klufft.
Confer ulterius die Abschickung der Esel in Parnassum.
[328]
Rübezahl betrieget einen Pferdekäuffer
Rübezahl betrieget einen Pferdekäuffer.

Etwan Auno 1631. Hat es sich begeben / daß Rübezahl einen Roßteuscher angetroffen / welcher übers Gebirge zu wandern vorgehabt. Solchem beut er einen stattlichen Gaul zuverkauffen: Vnd als er die Bezahlung empfangen / und der Keüffer nun auffgeseßen war / und seinen weg wiederümb anheimreiten wolt /hat ihn der Rübezahl gewarnet und vermahnet er sols bey leib nicht Abends ins Waßer reitē / darob sich dann der Keuffer verwunderte / und desto begieriger ward / die Vrsache zuerfahren / Warümb doch nur der Roßteutscher ihm verboten / das Pferd ins waßer zureiten / und hat darümb desto sehrer zum Wasser geeilet / den Gaulen zuträncken und zu schwemmen /nach dem er aber mitten ins Wasser kommen / wird er gewar / daß er auff eine Bündel [329] Stroh sitze. Derwegen er dann in grossem Zorn und Vngedult wiederumkehret / und seinen Vorkäuffer den betriegerischen Roßteuscher in seiner Herberge suchet. Der Roßteuscher als Rübezahl wird gewar / das sein Käuffer / den er so meisterlich betrogen hatte / herzu kömpt / und ihn suchē will / strecket sich derwegē die lenge lang auf die Banck / und thet als ob er schlieffe. De Käuffer /als er in die Stuben kömpt / und sihet seinen Verkäuffer auf der Banck liegen / und schlaffen / ergreifft er ihn bey einen Schenckel / und zuckt ihn / in dem er aber etwas desto serrer und ungestümmer rucket / daß er vom Schlaff soll auffwachen / hat er ihn den Schenckel / als ihn gedaucht ausm Hindeln gerissen: Dessen er dann gar sehr erschrocken / hat das Bein an die Erde geworffen / und ist zur Stuben hienaus gelauffen / und hat Pferd [330] und Geld fahren lassen / und entberen müssen.

Hie ist aber zu mercken / daß der Rübezal auff seinem gedachten Berge / eine Lofierung prælentiret hat / wohinein er den andern Roßteuscher geführet: welcher auch nicht anders gedacht / weil er unbekant / als wie es eine rechte Behausung were: derentwegen er auch wiederumb dahin gegangen. Mercke weiter / daß etliche diese Geschichte auch von D. Faust vorgegeben.

Rübezahl buhlet mit einem Weibe
Rübezahl buhlet mit einem Weibe.

Ein Kauffmans-Weib in Schlesien / hat es eine lange Zeit im Gebrauch gehabt; daß / wenn der Mann in seinem Handel und Geschefften über Landgereiset / und abwesend war; Sie einen besonderlichen Buhlen / unn Beyschläffer pflegte ein zulassen. Derowegen [331] hat sichs begeben / daß auf eine Zeit der Kaufman abermahl wegen seines Handels und Kauffmanschafft ferner über Land gezogen; Da ist der Rübezal in Gestalt ihres gewöhnlichen Buhlens bey Nacht zu ihr gekommen. Und als er nun der Wollust gnugsam gepflogen /und sich wohl ersettiget / hat er des Morgens frühe einer Elster Gestalt an sich genommen / hat sich auff den Keller gesetzt / und seine Betschlefferin mit diesen Worten gesegnet: Dieser ist dein Buhle und Beyschläffer gewesen / und ist also in einen Huy / ehe er kaum ausgeredet / verschwunden und hernach niemals wieder zu ihr gekommen Vierus l. 2. cap. 44.

Rübezahl leckt Wasser
Rübezahl leckt Wasser.

Aus Greiffenberg / hat unlengst ein vornehmer Man an einen Leipzigen Bürger / folgendes von Rübezal auffgesetzt / [332] und zur Nachricht über schicket: wie folget: hierbey berichte ich wegen des Rübezahls / daß ich von einen gelehrten Manne N.N. diese wenige Nachricht erhalten / daß vor dieser Zeit ein Welcher Münch / Nahmens Ron Ce vale sich auff dem Rüsengebirge bey uns in Schlesien unterschiedlich umb gesehen / wegen der Metallen / so daselbst zu befinden /und wird darfür gehalten / daß er ein Magus oder Schwartz Künstler gewesen / denselben haben unsre Bauren / weiln sie es nicht besser aussprechen können / Rübezahl genennet / und gleich wie sich sonsten üm die Bergwercke gern allerhand Bergmänlein sehen lassen / also lest sich auch / wie man sagt / auff dem Riesengebirge bißweilen dergleichen Gespenste sehen / welches sie nun / als ob es der Geist des gedachtenRon Ce vale sey / auch Rübezahl nennen. Auch berichtet mich ietzgedachter [333] N.N. daß als er einsten nebenst einen Boten über das Gebirge geritten / er zwar nichts gemercket / ausser einen Manne welcher in Thal gar langsam spatzieret / in Bauer-Kleidern / und weil aus selbigen Berge ein Brunn entspringet / so habe er sich zu demselben gembchet / darauß zu trincken / habe also mit dem Haupte sich biß zur Erden geleget / und die Beine hinter sich in die Höhe geworffen / zu welchen gedachter Herr gesaget; gesegn Gott: Darauff iener geantwortet: Danck hab: hab auch ob ihn sein Geferte wol zu schweigen vermahnet / gefraget: Ob er mit gehn wolte: Darauff der geantwortet: Ein Theil weges: Kurtz hernach als er sich umgesehen / hat er niemand weiter sehen können: Darauff endlich als sie nach Hause gelanget / der Bote den Herrn gefraget: Ob er auch wisse mit weme er hette geredet /als dieser solches [334] vermeinet / hat er geantwortet / mit Rübezahl: welches er unter Wegens nicht sagen wollen / sich befürchtende / es mögte ihm was begegnen.

Rübezahl verkaufft Schweine
Rübezahl verkaufft Schweine.

Es ist mir für gewisse erzehlet worden / wie daß Rübezal einmal etliche Schweine oder Seue ich weiß nicht aus was materie, zugerichtet habe / und solche in der Nähe zu Marckte getrieben / und einem Bauren verkaufft; Doch mit dem Bedinge / daß d' Käuffer die Schweine ja nicht solte ins Wasser treiben. Doch was geschicht? wie solche schweine einsmals sich sehr im Kote besudelt hatten / da hat dennoch der Bauer / ungeachtet des Verbotes / sie zur Schwemme getrieben: Da denn gedachte Schweine alle zu Strohwischen geworden seyn / und also auffn Wasser empor geschwommen. [335] Der Keuffer muste also mit den Schaden dahin gehen; den er wuste nicht / wie das zugegangen were oder wer ihm die Schweine zu kauffen geben hatte.

Rübezahl zaubert etlichen Küh- und Ochsen Köpffe an
Rübezahl zaubert etlichen Küh- und Ochsen Köpffe an.

Es soll sich auch auff eine Zeit begeben haben / daßRübezahl sich in eine verlassene Herberge gemachet / und sich wie ein statlicher Wirt erzeiget; in dem es sich begeben / daß unterschiedliche vornehme Leute vorbey gereiset / und sich über Nacht allda haben Gastiren lassen. Zwar anfänglich wie die Gäste angekommen / ist wenig köstliches zusehen gewesenn: Aber in kurtzer Zeit waren die Tische gedecket / und lagen auff den Bäncken herumb etliche Lehre fasse /und grosse Klötzer / drinnen stacken Hanen / wie [336] sie sonsten in den Fassen zu seyn pflegen. Noch ferner hat der Rübezahl das eine Fenster in den Saal hübsch wie ein Schranck vermachet; den that er auff / und nahm immer eine Schüssel nach der andern von Essen heraus / und fatzte sie auff den Tisch: Ein theil war kalt; Ein theil noch ein wenig warm und als er diß vorgetragen hatte; meinten die Gäste / es were nun alles geschehen: da gehet er abermals hin und bringet noch mehr Gerichte. Da fiengen sie erst an / sich zu verwundern / wo das herrliche Essen her kommē mögte / und wie er so viel drinnen beherbergen könte. Aber sie schwiegen doch stille / und hetten gerne getruncken: fragten; ob nicht was zutrincken verhanden were. Der unerkandte Rübezahl nahm einen Stab /schlug an die Wand: da, kam ein schöner Jüngling heraus / gantz wohl wie ein Deutscher gekleidet / [337] und gezieret; der hatte zweene güldene Becher in seiner Hand / darauff stunden des Türckischen Keysers Nahmen und Wapen: gieng hin zu dem einen leeren Fasse / und zapffte einen guten Spanischen Wein heraus /satzte den auff den Tisch / und ließ sie den versuchen. Bald schlug Rübezahl auff eine andere Seite der Wand: da kam herfür eine hüpsche Jungfrau / hatte einen gantzen Korb voller schöner kunstreicher / güldener und silberner trink Geschirr; darunter vieler Fürsten und Herren Nahmen und Wapen warē; und sonderlich des Königes in Franckreich und Spanien /und anderer fürnehmen Prælaten, daß sie gnug dran zusehen hatten. Diese Dahme gieng hin zu den dürren Klotz und Stock / zapfft einen guten und köstlichen Reinischen Wein heraus / und gab ihnen den Gästen. Oben über den Tische hieng [338] ein höltzern Rohr: Wenn einer ein wenig Wasser haben wolte; so hielt er sein Geschirr an das Rohr / da lieff das Wasser hinein / so lange biß er an das Rohr klopffet: Doch wuste niemand / wo das Wasser hienein keme; denn es hing oben an einen Zwirnsfaden. Uber das lagen auch noch andere Fasse darbey; Aus welchen allen Spanische /Vngarische / und andere Weine gelassen worden; dergleichen von den Gästen vor diesen niehmahlen gekostet worden. Nach diesen brachte der Rübezahl noch mehr Speise von seltzamen Vögeln und wunderlichen Fischen; deren in Schlesien nicht gefunden. Vnd als die Gäste nun frölich waren / kamen unschiedliche andere Geister / in Spielleuten Gestalt / mit einer lustigen Zunfft; hatten alte Fiedeln / und scharpten drauff etliche Grase Liedlein: Bald nahmen sie andere Instrumenta [339] und erzeigten sich frölich; Ja sie waren so lustig: und frölich; daß die wercklichen und kurtzweiligen Stücklein nicht alle können erzehlet werden. Wie sie nun das Gemahl gehalten hatten / da grieff Ribezahl wieder in seinen Schranck; unn brachte herfür allerley seltzame Früchte / so in Spanien / Franckreich / Niederland / Arabia / India / und Griechenland wachsen; von herrlicher frischer Würtze und anderen schönē Gewächsen / so man mit Lust und Liebligkeit essen und geniesen kan: Welche zum Theil den Gästen bekand / zum Theil aber unbekand gewesen. Auch waren dabey allerley Blumen / und wohlrichende schöne Kräuter / daß sich hoch zuverwundern. Vnd als sie eine gute weile frölich gewesen waren; fähet einer an unter ihnen / und spricht zu Rübezahlen: Herr Wirth! ich bitte freundlich / ihr wollet uns doch auch [340] ein hübsch kurtzweilig Bößigen sehen lassen. Der Rübezahl antwortet und saget; Es were gnug auff dießmal: Er (der Gast) hette neben andern Herrn gnug gesehen; welches sie sämptlich bekandten / und sagten: daß der Kurtzweil ein grosser Uberfluß gewesen. Aber er hilt weiter an / und wolte nicht nachlassen: bat nur noch umb eins zum Schlafftrunck. Da sprachRübezahl; es solte geschehen. Bald hernach in einem Huy bekömpt derselbe einen Ochsen-Kopff / mit grossen Hörnern; recht wie ein solch Thier: die andern Herrn fangen an seiner zulachen / und zu spotten. Diß verdreust ihn / und will sich verantworten mit schelten: fahet also greulich an zu brüllen und zu brummen / wie ein rechter natürlicher Ochse. Bald wolte er einem Becher ins Maul nehmen und trincken; da kont er sich auch nicht darzu schicken: die [341] Lappen an Maule waren ihm zu groß: da brachte Rübezahls sein Knecht Wein in einem Fasse; da thet er einen guten Suff. Also hatten die HErrn ihre Phantasey mit dem Ochsen und gönneten ihme diesen Schalcksbossen gar wohl. Vnterdessen kömpt das Geschrey an dieses Gastes Ehefrau: in deme sie auch nebenst andern Gefärten bey Rübezahl einkehrte / und ihren Mann nach reisete: Die erfähret; daß ihr Eheman einen Ochsen Kopff habe: Sie gehet geschwinde hinein / und findet es also. Da machte sie sich mit losen Worten an den Rübezahl / fluchte ihm sehr. Warümb er ihren Mann also verschimpffet hette? Rübezahl gab der Frauen gute Wort / hieß sie stille schweigen. Also theten auch die andern; aber es war ümbsonst. Da zauberte der Rübezahl der Frauen einen Kühe Kopff auff / mit feinen Hörnern: [342] Da ward das Gelächter noch grösser-und wolte die Frau viel Windes machen / hub an zu plarren / deßgleichen auch der Ochse: Da hette man lustige Geberden gesehen / wie sie sich stelleten / und wie ihnen die Kappen so lustig anstunden. Uber solches Wesen schlieffen endlich die Gäste mit einander ein / und schnarchten die gantze Nacht durch: wie sie aber endlich frühe gegen den andern Tag erwacheten; siehe / da lagen sie in einer Wüsteneyen: und nahmen die Begebnüsse des vorigen Tages nicht anders auff als einen Traum. Doch besonnen sich etliche; daß dieser Posse vielleicht ihnen von Rübezahl wiederfähre.


ENDE.

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TextGrid Repository (2012). Praetorius, Johannes. Prosa. DaeMonoLogia RVbInzaLII sILesII. DaeMonoLogia RVbInzaLII sILesII. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7D0D-A