[335] Die Flucht der Stunden

O daß ihr stille stündet, sel'ge Stunden!
Weil ihr verdient zu weilen, müßt ihr eilen,
Was euch vervielfacht, scheint euch zu zertheilen:
Endlos Entzücken macht euch zu Sekunden.
»Was klagst du? Wie gefunden, so verschwunden.
Befiedert trugen wir mit Amors Pfeilen
Dir Lust herbei, und süße Gunst, zu heilen
Die Wunden, die dein Herz kaum überwunden.«
So seid denn, Stunden, meiner Wonne Musen!
Lehrt mich, von eurem Flug nicht fortgerißen,
Ruhig die holde Gegenwart zu saugen.
»Lausch dem Sekundenschlag am schönsten Busen,
Und zähle jeden Odemzug nach Küßen;
Ein Augenblick blitzt manchen Blick der Augen.«

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TextGrid Repository (2012). Schlegel, August Wilhelm. Gedichte. Sonette. Die Flucht der Stunden. Die Flucht der Stunden. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D2EF-F