1805, 16. December.
Mit Ludwig Achim von Arnim
Meine Überkunft danke ich Goethe, der viel, sehr viel Güte für mich hat. Er grüßt Dich [Brentano], dankt für unsre Sammlung, [»Des Knaben Wunderhorn«] hat sie gegen viele in Weimar gelobt und wird vielleicht selbst einige Worte darüber in der Jenaer Literaturzeitung sagen. Er hat mich auf alle Tage eingeladen zum Mittagessen, fast über jedes Lied gesprochen, er läßt Dir viel Schönes über des »Schneiders Feierabend« [im I. Bande des »Wunderhorns«, gleich den folgenden Liedern] sagen. Die Fischpredigt, die Mißheirath, der [43] Stauffenberg, das von Procop [»Maria auf der Reise«], zwei Nachtigallen, der Lindenschmied, der Neidhard mit seinen Mönchen schienen ihm am besten. Er sagte mir, die Prinzen und Prinzessin hätten es mit Lust gelesen. Es war mir dabei, als wenn eine schöne Königin mit ihren Fingern durch meine Mähne striche und mir den Hals klatschte. Er wünschte unsre Sammlung auch über die ausländischen Romanzen, sowol die heiligen der Edda, als noch die andern altfranzösischen, englischen, schottischen, spanischen ausgedehnt.
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