1828, 7. Juli.
Mit Karl August Christian Sckell
Abends zwischen 7 und 8 Uhr kam Goethe [in Dornburg] an. Ich empfing und geleitete ihn auf sein Zimmer. Als ich mit ihm zu sprechen begann, konnte ich mich der Thränen nicht enthalten. »Ja, Sie weinen,« sprach er zu mir; »Ich weiß warum Sie weinen. Sie haben auch viel an unserm guten Großherzog Karl August verloren. Aber geben Sie sich zufrieden; denn auch der jetzige Großherzog Karl Friedrich ist ein liebenswürdiger, guter Fürst und wird Sie auch gewiß nicht verlassen.« Bei diesen Worten konnte aber auch Goethe die Thränen nicht zurückhalten. Er theilte mir dann mit, daß in Weimar seines Bleibens nicht mehr gewesen sei, und daß es ihm auch in Jena, wohin er gegangen, nicht behagt habe; da er nun von dem verstorbenen Großherzog Karl August wiederholt aufgefordert worden sei und ihn auch jetzt die verwittwete Frau Großherzogin Louise veranlaßt habe, seinen zeitweiligen Aufenthalt in Dornburg zu nehmen, so habe er von dem erneuerten Anerbieten Gebrauch gemacht. Seine Antwort auf die darauf von mir an ihn gerichtete Frage, ob er mit der von mir getroffenen Einrichtung seiner Wohnung zufrieden sei, war eine freundlich bejahende.
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