[Anonym]
Das Lalebuch

Das Lalebuch.

Wunderseltzame / Abentheurliche / vnerhörte / vnd bißher vnbeschriebene Geschichten vnd

Thaten der Lalen zu Laleburg.


Jetzund also frisch / Männiglichen zu Ehrlicher Zeitverkürtzung / auß vnbekanten Authoren zusammen getragen / vnd auß Rohtwelcher

in Deutsche Sprach gesetzt /

Durch:


A a b c d e f g h i k l m n o p q r s t u w x y z.


Die Buchstaben so zu viel sindt /

Nimb auß / wirff hinweg sie geschwindt /

Vnd was dir bleibt / setz recht zusammen:

So hastu deß Authors Namen.


Die newe Zeitungen auß der gantzen Welt /

findestu zu Ende dem Lalebuch

angehengt.

Eyngang in diese Histori - darinnen vermeldet

[5] Eyngang in diese Histori / darinnen vermeldet /auß was Vrsachen vnd Anlaß solche beschrieben worden.

Im Jahr von der Auffrichtung vnd Bestellung deß Großmächtigen vnnd weitläufftigen Königreichs Vtopien / 753. Als der grosse Reichstag zu Vthen in der Haupt-Statt angangen / vnnd derowegen auß allen vmbgelegenen Landt vnnd Herrschafften / so wol als auß dem gantzen Königreich / ein vnzahl Menschen /Geistlich vnd Weltlich / sich dahin verfüget hatten /bester Hoffnung / es würde da was mercklichs außgericht werden: Kame auch selbst eigner Person dahin /Vdeys der Vtopische Keyser / vorhabens dem Reichstag selbst bey zu wohnen / vnd mit seinem Beywesen Sicherheit zuverschaffen vnd gute Ordnung zu erhalten. Mit jm aber kam auch dahin ein grosse Meng / so wol Edel als Vnedel / hohes vnd nidern Standts: vnd vnter denselben war auch ein Aabcdef / etc. derwegen mitgereyset / so wol der Reichsversamlung bey zuwohnen / als wegen Diensten / damit ich meinem Herrn verpflichtet vnd verhafftet gewesen.

Wie sichs aber gemeiniglich begibt / wo solche grosse Menge Volcks zusammen kommen soll / daß es sich lange Zeit verweilet / ehe alle Stände so dazu beschrieben vnd erfordert / sich gerüstet vnd ankom men / vnd man deßhalben [5] etwan lang verziehen muß: so fanget vnterdessen das Hoffgesinde allerley Kurtzweil vnd Ritterspiel an / den Verdruß deß langwierigen wartens damit zu benemmen. Also sihet man jhrer viel / die sich hierzwischen mit dem Adelichen Ritterspiel deß Turniers belüstigen: Andere aber sich in ander wege. So findet man / welche sich auff der Jagt ergetzen: Andere legen sich auff das Beytzen / vnd was dergleichen mehr seyn mag. Diese pflegen deß Fechtens / vnd das in mehrerley ritterlichen Wehren: Jene / deß ringens vnd springens. Vnd welchs der gröste Hauff war / die namen sich an deß spilens vnd zechens / sampt allem daß daran henget. Mit einem Wort zu reden / es pflegt da solcher massen zu zugehen / als man in gemeinem Sprichwort saget: Viel Köpff viel Sinn. Dann je nach dem einer Lust vnd Anmuth etwazu bekame / demselben setzet er also baldt auffs gefliessenste nach / vorauß weil allda alles / was zu deß Menschen Ergetzlichkeit möchte dienlich seyn / vberflüssiglichen anzukommen gewesen. Da dann gewißlich / glaubt mir / deß Spiels der Edlen Lieb mit schönen Frawen / nit vergessen worden. Also hatte auch mich ein Lust eyngenommen / daß ich die lüstige Gelegenheit vmb den See / so nahe die Statt beschwemmet / erfahren vnd besehen / vnd etwan mit dem Fischfang mein Zeit vertreiben möchte. Darumb dann ich mich / wann etwan ein stillstandt sich begebe / vmb einen Schiffman bewarb / welcher mich in einem Nachen auffm Vthener See hin und her führen / vnd alle desselben Gelegenheit weisen solte. Solches beschahe nun / vnd empfieng ich sonderlich grosse Kurtzweil daran: Wann ich etwa die Wellen so von Winden getrieben ward / sahe sich vnter einander jagen vnd schlagen: oder auch / wann ich die einfältigen Fischlein mit meinem betrüglichem Angel oder Hacken betriegen kondte. Vber alle massen [6] aber gefielen mir wol / die lüstige vnd schöne Stätte / Flecken / Dörffer / vnd sonst andere Sitz vnd Wohnung /welche zu Rings vmb den See / gleich den lieblichen Blumen in einem schönen Krantz / gelegen.

Auff ein Zeit / als ich vnd mein Schiffman nach Gewonheit wider zu kurtzweilen vns auff den See hetten begeben / besahe ich die Gelegenheit der Bergen /der Wälden vnd Thälern / etwas eigentlicher: Vnd vnter andern ward ich gewar / in einem tunckeln /doch nicht gar vngelegenen Thal / in welches mitten ein kleiner Bühel auffgeworffen / dz etlichs altes mawrwerck daselbsten stunde / welches mir Anzeigung gab / als ob vor Jaren jergend ein Burg da gestanden were. Solches man zu erkundigen vnd zu erfahren / fragte ich meinen Fuhrman was es seye / oder was es gewest were: Wisse er was darvon / das solle er mir nicht verhalten. Der Schiffman / welcher die gantze Gegend durchauß wol bekannt / begunde zu sagen: Es were etwa ein Burg allda gewesen / Laleburg genannt / sampt einem Dörfflein zu nechst darbey / gleiches Namens. Ich fraget widerumb was dann jetzunder allda für ein Wesen seye / wer da wohne /vnd was für ein Gelegenheit da zu finden? Er aber antwortet / vnd sprach: Es seye jetzund anders nit da zu sehen / als ein alte Mawer / welche eines Gebewes / so vor Jaren da gestanden / Anzeigung gebe / sonst seye die Gegend öd vnd vnbewohnet / ob es schon zimliche Gelegenheit daselbst herumb habe / mit Holtz / mit Wasser / mit Feldern / vnd mit der Weyd für das Viehe.

Solcher Antwort verwundert ich mich nicht wenig /fragt derwegen nachmals / was doch wol möchte die gründliche Vrsach seyn. Das köndte ich euch so wol sagen / antwort der Schiffman / als jergendt einer: aber auff ein mal [7] könde es nit geschehen / müsten wol etlich Tag darzu haben. Dann es haben sich die abenthewrlichste vnd wunderbarlichste Geschichten mit den Eynwohnern daselbsten zugetragen / deßgleichen ich kaum glaube / daß jemals erhört worden / was in der Welt seltzames vnd wunderbares jemals fürgangen / ist alles / gegen diesem zu rechnen / gleichsam als todt / vnd für nichts zu schätzen: Vnd es ist jmmer Schad / daß nit etwan ein gelehrter sich vorlengst darüber gemacht / der Laleburger Thaten beschrieben /vnnd ans Liecht gegeben hat / männiglichen zu ehrlicher Kurtzweil vnd Zeitvertreibung / an statt der groben Zotten im Rollwagen / Gartengesellschafft /Cento Nouella, Katzipori, vnd andern vnreinen Scribenten / welche wol außschneidens bedörfften.

Weil dann die Sachen / sprach auff solches ich /solcher massen als du sagest beschaffen / so lasset vns Zeit vnd Weil darzu nemmen: Vnd was du mir heut nicht erzehlest / das sage mir ein andermal / je nach Gelegenheit. Das sol ich gern thun / sprach der Fuhrman: doch mit Bitt / wo ich es nicht so zierlich vnnd artlich fürbringen kan / als sichs wol gezimmete / solches meinem Vnuerstandt zu zumessen / als der ich bißher mehr Flegel / Bickel / Hawen / Schauffel Kärst vnd Pflüg in Händen / als Schreibfedern hindern Ohren gehabt.

Solcher massen ward ich vnd mein Schiffman der Sachen eins / also dz wir / so offt jmmer Gelegenheit sich begabe / [8] auff dem See herum spatzieren fuhren: da er mir dann allezeit etliche der obgemelten Historien vnd Geschichten / doch ohn alle Ordnung / nur wie sie jhm zugeflogen / erzehlet: Welche ich in Eyl auffgezwackt / etlicher massen in ein Ordnung gebracht / vnd folgender Massen verzeichnet hab. Ich hab aber nachmals in einer alten Bibliotheca von diesem Handel auch etwas verzeichnet gefunden: Da doch die Exemplaria so alt / vnd von Würmen also zurstochen gewesen / dz ich mehrertheils errahten müssen / etliches gar nit lesen können. Solches hab ich dir / günstiger Leser / nicht verhalten wöllen noch sollen.


Nun folget das Lalebuch. [9]

1. Kapitel

Das Lalebuch.
[1. Kapitel]
Von dem Vrsprung / herkommen vnd Namen der Lalen von Laleburg / im Königreich Vtopien gelegen.

Es haben die Alten vor viel hundert jaren disen herrlichen spruch / welcher auch noch zu disen vnseren zeiten warhafft / vnd deßhalben gelten soll / gehabt / da sie also gesprochen:


Eltern wie die geartet sind /
Also sind gmeinlich jhre Kind:
Sind sie mit Tugenden begabt /
An Kindern jhr deßgleichen habt.
Kein guter Baum gibt böse Frucht:
Der Mutter nach schlegt gern die Zucht.
Ein gutes Kalb / ein gute Kuh:
Das Jung thuts gern dem Vatter zu.
Hat auch der Adler hoch von Muht
Forchtsame Tauben je gebrut?
Doch merck mich recht / merck mich mit fleyß /
Was man nicht wescht wirdt selten weiß.

Eben dieses kan von den Lalen von Laleburg (welches ort hinder Kalecut / in dem großmechtigen Königreich Vtopien gelegen) mit grossem jhrem Rhum vnd Lob auch wol mit guten fugen gesagt werden. Dann auch sie in jhrer lieben [10] Vorältern fußstaffeln getretten / darinnen verharret / vnnd davon mit nichten abgewichen: biß sie die grosse noht / deren kein Gesetze fürgeschrieben worden / dieweil sie keins halten könte / deßgleichen auch die erhaltung vnd fürderung des lieben Vatterlandes vnnd gemeinen Nutzens /deme man alle Trewe vorauß zuleisten schuldig /davon abgetrieben / vnd dahin genötiget / daß sie einen andern weg für sich nemmen vnd tretten müssen / jnmassen jhr der lenge nach kurtzlich solt vernemmen. Vns allen zu einem augenscheynlichen Exempel / darauß zu lehrnen / welcher massen wir vnsern lieben vnd frommen Eltern in guten Sitten vnd Tugenden nachschlagen / vnnd etwan auß der Noth ein Tugend machen sollen.

Dann so wir dem gemeinen Geschrey vnd Reden /welche von jhnen im gantzen Land vnter den Leuten vmbgehen / wöllen glauben geben: welches wir wol thun müssen / in betrachtung / daß keine Schreybenten mehr vorhanden / die darvon geschrieben hetten /als welcher Geschrifften vnd Geschichtregister inn der vngehewren Brunst / da Laleburg sampt allem was darinnen / darunter auch jhre Chronicken gewesen /verbrunnen / als hernach auff seinem ort soll vermeldet werden: So wir / spriche ich nachmaln / dem gemeinen Geschrey / welches nicht allzeit lär vnd nichtig / sonder gemeinlich wa nicht gar / doch zum theil wahr ist / glauben geben / werden wir befinden / daß jre erste Vorältern auß Griechenland herkommen /vnnd von der weysen Meystern einem erbohren seyen. Welches dann / laut obgesetzten Spruchs / auß jhrer edlen art vnnd hohen Weyßheit leichtlich abzunemmen: als dann der Namen LALE / [11] welcher Griechisch ist / vnd einen Schwetzer (wie die Griechen gemeinlich sind / doch nicht alle) heisset / dessen auch etlicher massen zeugnuß gibt. Welcher aber vnter den gemeldten Weysen Meystern jhr Anherr gewesen / ist jhnen eben so vnbewußt / als dem Juden Schmoll vnbekant ist / von welchem Stammen der Kindern Israel er abgestiegen.

Doch kan man mutmassen / vnd ist auß bißher gesetzten Gründen glaublich / wie die Griechen mehrmahln gegen jre gutthäter vnd Vätter deß Vatterlands vndanckbar gewesen / vnd nach empfangenen Gutthaten dieselbige wa nit gar hingerichtet vnd getödt / wie den Miltiadem / Phocionem vnd andre /doch ins Ellend verwiesen vnd auß dem Land gejagt /als sie dem Lycurgo / Theseo / Soloni / Aristidi / Themistocli vnd andern mehrn gethan / welche auß jhrem Vatterland fliehen / vnd sich anderstwa inn frembden Landen auffenthalten / vnd jr Leben verzehren vnd beschliessen müssen / dz derselbigen einer / so ohne zweyfel nit der geringste vnnd schlechteste gewesen /inmassen das Wercke selberst zeuget / in die gemeldte Landsart ankommen / sich daselbsten mit Weib vnnd Kindern nider gelassen / vnd selbige nach seinem ableyben hinderlassen habe.

An denselbigen kindern ist war worden / was droben gemeldet / vnd sonst inn einem anderen Sprichwort vermeldet wirdt / welchs also lautet:


Der Apffel felt nicht weit vom Stammen:
Das Kind behelt deß Vatters Nammen.

[12] Dann sie schlugen jhrem Vatter nach / an Weyßheit vnd Verstand: wolten deßhalben / als Kinder die einmal gebrennt / vnnd mit frembdem schaden klug vnnd witzig worden / der Griechen Vndanckbarkeit / vmb deren willen sie Frembdlinge worden / nicht erfahren. Darumb wurden sie rhates / inn selbigen Landen zuverbleiben / gewisse vnd stete wohnunge zumachen /sich mit der Feldarbeit vnd dem Viehe zubegehn /damit sich zubenügen / bey einandern zu bleiben /vnnd frembder Geschefften sich gar nit / oder ja so wenig als jmmer müglich anzunemmen vnd zubeladen.

2. Kapitel

[2. Kapitel]
Von grosser Weyßheit / vnd hohem Verstand der Lalen: wie sie deßhalben von Fürsten vnd Herrn viel von Hause abgefordert vnd beschickt wurden / vnd dadurch daheymen in schaden gerhieten.

Demnach nun der erste Lale ein so hoch weiser vnd verstendiger Mann gewesen / ist gut zuerachten / daß er seine kinder nicht habe lassen wie das vnuernünfftige Viehe / welchs keinen Herrn oder Meyster hat /herumb lauffen / oder der Mutter (wie jhren viel zuthun pflegen) die sorge befohlen: sonder ohne zweyfel ist er ein sträfflicher Vatter gewesen / der jhnen nichts arges nachgelassen / die sorge vber sie / dieweil er gewust / welcher massen die Müttern jhre Kinder / so jhnen die sorge befohlen vnd vbergeben / verwahrlosen vnd Mutterwillig machen / selberst getragen / vnd sie zu allem guten angewiesen / gelehret vnd geführet.

[13] Daher sie / als die von jrem getrewen Vatter vnnd Lehrmeyster vnterwiesen worden / vnnd fleyssig gelehrnet hetten: wie dann die rechte Vnterweysung vnd Lehre / zu welcher die Natur den Grund vnd das Fundament in die Hände gibt vnd selberst legt / sehr viel thut / vnnd das ein mal angefangne Werck / welches sonst vnvolnkommen bliebe / ob es schon angefangen / zur volnkommenheit führet / vnnd jhme einen Namen gibt / wann das Lehren vnnd das Lehrnen (welche vbereins beysamen sein sollen vnnd müssen /so was gutes darauß soll werden) in dem Fundament /welches die Natur anfenglich gelegt / einandern ergreiffen / vnd sich eins mit dem andern vergleichen vnd vereinbaren: daher sie / sage ich / auch mit allen Gaaben vnd Tugenden / vornemlich mit Weyßheit /auff das eusserste vnd höchste also begabet vnd gezieret / ja vberschüttet wurden / daß jhnen damaln inn der Welt / wiewol sie so groß vnd weit / daß derselben noch kein ende gefunden / ob schon vnendlicher kosten vnd Arbeit durch die vnersettliche Hispanier vnd andre darauff gewendet worden / niemandt vorzusetzen (was? vorzusetzen? zuvergleichen sage vil mehr) gewesen. Dann die weyse Leute waren zu derselbigen zeit gar dünne gesäet / vnd war umb derselbigen einen / wann sie etwann einer herfür thete vnd sehen liesse / gar ein seltzames ding. Sie waren nicht so gemein / wie sie jetzunder sind vnter vns / da jeder / vnd gemeinlich die gröste Thoren vnnd Narren / wil weyse seyn / vnd für klug gehalten werden.

Der rhum vnd das lob von solchem jhrem hohen Verstand vnd vortrefflicher Weyßheit / erschalle bald inn allen vmbligenden Stätten / ja durch alle Lande breittet sich derselbigen scheyn vnd glantz auß / vnd ward Fürsten vnd Herrn bekant. Wie dann ein so herrliches Liecht sich nicht [14] leichtlich verbergen leßt / sondern allzeit herfür leuchtet / vnd seine straln von sich wirfft. Daher dann geschehen / daß offtmaln auß ferrngelegnen orten von Keysern / Königen / Fürsten /Herrn vnd Stätten / stattliche Botschafften zu jhnen abgefertigt wurden / bey jhrer Weyßheit in zweiffeligen vnd spännigen sachen sich Rahts zuerholen. Da dann allzeit guter Raht bey jhnen vberflüssig zufinden gewesen: als die da voller Weyßheit steckten. Man befande auch nimmer / daß jhre trewe Rhatschläge /so sie gegeben / weren ohne sonderbaren nutz vnd frucht abgangen / vnd daß nicht allzeit das darauff erfolget were / was man gesucht / so man denselbigen gefolget vnd nachgesetzt: welches dann geschehen soll vnnd muß / so man begeret etwas gutes außzurichten. Solches bracht jhnen erst ein rechtes Lob bey jedermeniglichem / vnd schöpffet jhnen einen grossen Namen durch die gantze Welt.

Daher sie dann auch zu mehrmaln höchlich begabet vnd verehret wurden / mit Gold / Silber / Edelgesteyn / vnnd andern köstlichen sachen vnd Kleynoten / wie sie wol währt waren: dann die Weißheit warde damaln weit höher geschetzet als jetzunder / da die Narrn herfür gezogen / vnnd oben an / etwan auch allein an der Herrn Tafeln gesetzt / die Weysen aber ring geschetzt / wa nit gar verachtet vnd verstossen werden. Welches sie doch alles / als weise vnd verstendige Leute gering schetzen: hieltens darfür (wie auch gewiß vnd wahr) daß die Weyßheit mit keinem Gut noch Gelde zubezahlen / als welche das andre alles [15] vmb so viel vbertreffe / als die helle liechte Sonne mit jhrer Klarheit die andern Sternen / welchen sie jhren scheyn gibt / vbertreffen thut. Dann /


Der höchst nach Gott der Weyse ist /
Dem nimmer an keim Gut gebrist:
Ist reich / frey / schön / vnd wirdt geehrt.
Trutz einem König ders jhm wehrt.

Endlich kam es darzu / daß Fürsten vnd Herrn / so jhrer in kein weg entrhaten können / nicht mehr wolten jhre Bottschafften zu jhnen / sie umb Rhat anzusuchen / senden: sonder es begeret jeder der Lalen einen selberst persönlich bey sich am Hofe vnd an seiner Tafeln zuhaben / damit er sich desselbigen zu fürfallenden Geschäfften täglich brauchen / vnnd auß seinen Reden / als auß einem vnerschöpfflichen Brunnen des besten Wassers / die Weyßheit lehrnen vnd schöpffen könte. Wie dann einem Fürsten nichts zierlichers ansteht / als er auch kein grösser vnnd thewrer Kleynot haben kan / als die einige Weyßheit: vmb welche / als dz höchste Gut / so der Mensch in diesem Leben erlangen kan / der König Salomon so jnniglichen Gott gebetten: die doch nicht besser zugewinnen / vnd so vil vns Menschen müglich durch mittel zuerlangen / als so man / inn betrachtung / daß


Nach dem sich einer gsellen thut /
Er gwißlich wirdt Böß oder Gut /

solche Leute / bey welchen solche hohe Gabe leuchtet vnd scheynet / vmb sich hat / dieselbige höret / vnd jhrer weysen [16] Reden warnimmet / selbige behelt / vnd zu nutz bringet. Wer Pech anrhüret / der wirdt darvon besudelt: warumb solte dann der / so sich zu Guten vnd Weysen gesellet / nicht auch Gut vnnd Weyse werden? Aber was were es / daß ich viel solte darvon sagen?

Vmb erstgemelter vrsachen willen / wurden täglich auß der Lalen zal jetzt einer / bald wider einer / jetzt dieser / bald jener beschickt / vnd von Hauß abgefordert / in weitgelegne Lande / da man jhrer zukunfft nötig vnd wartend. Vnd demnach jhrer nicht so viel gewesen / daß einer den andern hette können an sein stat stellen: wie etwan geschiehet / wa man deren / die den Alten auff die Seel warten / vnd sie mit dem Te Deum Laudimus zum Grab geleiten / solchen vberflusse hat / daß man nicht weist / wa man einem krummen Hafen einen krummen Deckel finden vnd außerlesen solle: kam es in kurtzer zeit dahin / daß schier keiner mehr anheymsch bliebe / sonder alle von Hauß abwesend wurden. Musten also die Weyber an der Männern stat stehen / vnd für sie alles verwesen vnd versehen / den Feldbaw / das Viehe / vnd anders das sonst einem Mann zustehet. Welchs sie doch nicht so gar vngern gethan: dieweil sie / die one diß den Männern allzeit begeren nach dem Bart zugreiffen / hierdurch den gewalt in die Hände bekommen / vnd Meyster Siemann daheymen worden.

Wie es aber noch heut diß tags pflegt zugeschehen / daß Weyber Arbeit vnd Gewinn / gegen dem so die Männer arbeitten vnnd gewinnen / sehr gering ist /vnd ob sie sich schon auffs hefftigste vnd müglichste bemühen vnnd zablen [17] / dennoch wenig damit außrichten / also gieng es zu Laleburg diß orts auch. Welches zuverstehn / wann die Weyber der Männern Arbeit verrichten sollen. Sonst sind die Arbeite der Weybern vnd Männern also vnterscheiden / daß alle Männer nit könten ein eintziges Kindlin / wie klein es auch were /geberen: sie wölten es dann außbruten / wie jener die Käse / auß welchen er meinet Kälber außzuhecken: wie man dargegen viel Weyber haben müste / so man durch sie die feste Stat Wien in Oesterreich (welche Gott der Christenheit zu schutz lange zeit schirmen vnd erhalten wölle) oder die namhaffte Statt Straßburg / mit gwalt gewinnen solte. Dann auß mangel des bawens / fiengen an die Güter des Feldes abzunemmen / vnd auß dem Bawe zukommen / sintemal des Herren Fußtritt / welche allein den Acker recht tüngen / darauff nicht gespürt wurden: das Viehe /welches sonst durch des Herren Aug recht fett wirdt /ward mager / verwildet vnd vnnutz: alle Werckzeug vnd geschirre wurde zurschlissen / nichts verbessert vnnd wider gemachet: vnd welchs das ärgste / das Gesinde / Kinder / Knecht vnd Mägde / wurden vngehorsam / vnnd wolten nichts gutes mehr thun. Dann sie beredeten sich selberst / weil jhre Herrn vnd Meyster nicht anheymsch weren / vnnd man aber derselben nicht entrhaten könte / so stünde es ja jhnen zu / daß sie in dessen Meyster weren. Welches alles kein wunder gewesen. Dann / wie schon zum theil vermeldet /


Des Herren Tritt den Acker tüngt /
Des Herren Aug das Viehe verjüngt.
[18]
Des Herren gegenwertigkeit
Helt in gehorsam Knecht vnd Meyd.
Wa der Herr nicht selbst kommet hin /
Da ist gewißlich schlecht der Gwinn.

Daß also / in summa zureden / weil die frommen Lalen jederman begerten zudienen / vnd alles richtig zumachen was vnrichtig war / nicht auß Geytz vnd vmb des lieben Gelds willen / sonder wegen der gemeinen wolfahrt vnd wolstandes / sie dadurch in verterblichen schaden gerhieten: vnd jhnen eben gieng /als denen / welche die balgenden begeren zuscheiden /vnd Friede zumachen. Dann:


Wer Balger gern verthediget
Am ersten wirdt beschediget.
Getrew Dienst / geben bösen Lohn:
Vndanck / sonst nichts / bringt man darvon.

3. Kapitel

[3. Kapitel]
Wie die Weiber zu Laleburg raht fassen / jhre Männer widerumb heymb zufordern / vnd deßhalben ein Schreiben an sie abgehn liessen.

Ein wunder ding ist es / daß weder die Männer ohne die Weyber / noch hergegen die Weyber ohne die Männer / können haußhalten: wegen des vbergrossen vngemachs vnnd schadens / so auß solcher absünderung entstehet. Dann wa kein Mann ist / da ist auch kein Meysterschafft: wa kein Meysterschafft ist / da ist kein Forcht: wa kein Forcht [19] ist / da thut jeder was er wil: wa jedes thut was es wil / da folget selten eins des andern rhat: wa keins dem andern folget / da wirt selten etwz rechts darauß. Es muß ja allzeit eins dem andern die Hand daher reichen / vnnd die Arbeit /damit sie gefürdert werde / abnemmen: wie in der wolbestelten Statt Nürmberg die Handwercker gegen einandern zuthun pflegen. Dargegen wa kein Weyb ist / da hat der Mann kein kleine Haußhaltung: vnd wa der Mann kein kleine Haußhaltunge hat / da ist er in der grossen Haußhaltung schon geschlagen. Dann wann der Hagel / als man spricht / in die Kuchen schlegt / so hat er allenthalben getroffen. Daß ich der Kinderzucht / vnnd andrer sachen / diß orts nit gedencke. Mag ich also sagen:


Wa ein Mann ist / aber kein Weyb /
Daselbst ist ein Haupt ohne Leyb.
Vnd wa ein Weyb ist ohne Mann /
Da ist der Leyb / kein Haupt daran.

Daher / weil keins ohne das ander gantz / vnd deßhalben eins ohn das ander nicht bestehn kan / geschiehet es / daß je eins des andern begeret / dasselbige suchet / vnd zu sich nimmet: vnangesehen daß sie offt mit einandern vneins werden / vnnd der Mann etwan das Weyb auß dem Hauß jagt / dargegen vilmaln das Weib den Mann in Krieg treibet.

Daß solchem also seye / vnd nicht anderst / ist auß dem so hernach folgt gnugsam abzunemmen. Dann in betrachtung des vnrhats vnd vngemachs / so auß der Lalen abwesen täglich vnd vielfaltiglich erfolget /kame die gantze weybliche Gemeinde / welche in dessn das Regiment führen / vnd desselben Empter verwalten müssen (wie meint jr dz es gangen seye?) zusamen / den gemeinen Nutz vnd desselbigen Wolstand [20] vnd wolfahrt zubehertzigen vnnd zubedencken /vnd dem obligenden verterblichen Schaden zubegegnen / zustewren vnd zuwehren: damit also jrer Gütern vnd Gewerben abgang / ja jhr aller endliches verterben vnd vntergang / vorkommen vnd verhütet wurde. Nach langem bedencken vnd vielem geschnatter vnnd geschwetz / wurden sie letztlich der sachen eins / daß sie wölten jhre Männer wider abfordern / vnnd heymb beruffen.

Solche Rhats Erkantnuß ins Wercke zurichten /liessen sie folgender massen einen Brieffe stellen vnd schreiben / vnd schickten durch gewisse Botten denselbigen in alle ort vnd ende / da sie wusten daß jhre Männer waren: der dann jhn allen / vnnd jederm jnsonderheit folgenden jnnhalts zulesen fürkommen.

4. Kapitel

[4. Kapitel]
Abschrifft des Brieffes / so die Weyber zu Laleburg an jre Männer die Lalen gesendet.

Wir die gantze Weybliche Gemeinde zu Laleburg /entbieten euch vnsern getrewen hertzlieben Ehemännern samptlich vnd sonderlich vnsern gruß / vnnd fügen hiemit zuwissen: Demnach (Gott Lob vnd Danck) vnser gantzes Geschlecht mit höchster Weyßheit vnd verstand solcher massen begabet vnnd vor andern gesegnet / daß auch weitgelegne Fürsten vnnd Herrn solche nicht allein zuhören / sonder auch derselbigen sich in zufallenden Geschäfften zugebrauchen sonderbaren lust haben vnd vorauß begeren /vnd deßnhalben euch alle zu sich von Hauß vnnd Hofe / von Weybern vnnd Kindern / abfordern / vnnd nun lange zeit bey sich behalten: da dann zubesorgen / daß sie euch nicht jrgend mit Gaben vnd Verheissungen / welche bey solchen Personen [21] sehr groß vnd gut sind / solcher massen verhefften vnd verstricken /daß jhr gar nicht mehr abkommen könnet / sonder in der Frembde / wiewol wir sonst auch Frembdlinge sind / ferne von Hauß vnd Hofe / ferne von vns vnd ewern lieben Kinderlin / ferne von allem was euch lieb ist vnd angenem / ewer Leben zubringen vnd beschliessen müsset: Vnd aber hierzwischen vnsern sachen zu Hause weder gerhaten noch geholffen ist /sintemal alle ding in abgang gerhaten / das Felde /auß welchem wir vnser Nahrung haben / auß mangel des bawens vertirbt / das Viehe verwildet / das Gesinde vngehorsam wirdt / die Kinder / welche wir arme Müttern gemeinlich gar zu sehr / vnnd mehr als offtmaln gut ist / lieben / mutwillig werden: daß wir anders vngemachs / so auß ewerm abwesen entsteht /jnmassen jhr nach ewerer Weißheit vnd hohen verstand selberst erachten könnet / geschweigen / vnd auch dessen nit gedencken / daß vnser Geschlecht der Lalen / welches nun so viel jar lang gewäret / dadurch in abgang kommet / vnd auß mangel der kleinen Haußhaltung zuletzt gantz ab vnnd vntergehet: Also haben wir / in betrachtung dieser vnd andrer vrsachen / nicht können vnterlassen / wie wir dann auch zuthun schuldig / euch hiemit ewers Beruffs vnd Ampts zuerjnnern / vnd widerumb heymb zumahnen.

Welches dann jhr vmb so viel desto mehr vnd eher annemmen vnnd thun werdet / in betrachtung vnnd zu hertzen führung / wie so gar vnbillicher weise wir arme Weiber von euch / die jhr vns nach ewerm zusagen vnnd versprechen Trew vnnd Glauben zuhalten vnd zuleisten schuldig vnnd verbunden / nun mehr ein lange zeit so gantz verlassen gewesen / gleichsam als hetten wir mit einandern nichts jemaln weder zuschicken noch zuschaffen gehabt / die wir doch ewer [22] eygen Fleisch vnnd Blut vnter vnserm Hertzen getragen haben. Ist es billich / vnd durch die Natur selberst eyngepflantzet / daß auch vnvernünfftige Thiere jhre Zuchte vnd Gesellschaffte nit vbergeben noch verlassen / dessen augenscheinliche Exempel euch täglich schamrhot machen solten: wie viel mehr gebürt sichs einer vernünfftigen Creatur / einem Menschen / so mit Weißheit vnd Verstand begabet / seiner Gesellin anzuhangen / vnd derselben getrewe hilff vnd beystand zuleisten. Wie so gar vnbillich vnd wider die Natur es seye / daß einer sich selberst versaume / das könnet jhr wol erachten. Wie könnt dann jhr vns / vnnd hiemit euch selberst / sintemal Wir vnd Jhr ein Fleysch sind / verlassen? Bedencket die Kinder / so wir mit einandern erzeuget vnnd erbohren / welche nun albereit anfangen zufragen: wer doch jhre Vätter seyen? Was meinet jhr / daß sie euch für grossen Danck sagen werden / wann sie erwachsen / vnd von vns vernemmen / wie sie von euch trost vnd hilffloß verlassen / vnd dem verterben vnd vntergang fürgelegt / ja fürgeworffen worden? Meinet jr nit / daß die natürliche Liebe vnd zuneygung / so sie zu euch tragen solten / hierdurch außgehe?

Fürwahr das Glück ist sinwel vnnd wanckelbar /verkehrt sich bald. Habt jhr nie gehört diesen alten Spruch?


Jungfrawen Lieb vnd Rosen Bletter /
Der Herrn Gunst / Aprellen Wetter /
Falsch Würffel / vnd ein Kartenspiel /
Verkehrn sich bald / wers glauben wil.

Vermeinet jhr / daß der Fürsten vnnd Herrn gunst bestendig / vnd allzeit gegen euch gleich werde geneyget sein? Die alte Hund / wann sie sich mit jagen abgearbeitet vnnd außgedienet haben / also daß sie mit jhren stumpffen Zänen die Hasen nicht mehr halten können / so pflegt sie der Jäger [23] an den nehesten Baum der jhnen gefellt / auffzuhencken / belohnet hiemit jhre trewe Dienste. Wie viel besser vnnd nutzlicher / ja rhümlicher vnd löblicher were es an euch / wann jr daheymen zu hauß / ewern selbst eygnen sachen vnd händlen nach gehende vnnd außwartende / in guter Freyheit / Ruhe vnd Frieden / lebeten / der Früchten ewerer Gütern geniessen theten / vnd euch mit ewern Weib vnd Kindern / Gefreundten vnd Verwandten /erlustigten vnd erfreweten / nicht besorgend / daß jemand euch von solcher Freyheit / die höher als alles Gold vnd Geld zuschetzen / tringe vnd verstosse. Vnd ob schon dem also / daß man fremben Leuten dienen vnd helffen soll vnd muß: so könt jhr solches wol thun / vnd dennoch beym Hause vnd bey den ewern bleiben. Wer ewer bedarff / der wirdt euch wol finden vnd suchen / oder es thut jhme nit sonderlich noht.

Solchs alles werdet jhr (liebe Männer) viel besser betrachten vnd erwegen / als wir es schreiben wöllen: daß namlich die sachen vorgemeldter massen beschaffen / ja daß noch viel mehr wichtige vnd tringende Vrsachen / deren wir allhie geschwiegen / euch darzu bewegen vnd treiben sollen. Hiemit disem Brieff end machende / bester Hoffnung / diese vnser erinnerung vnd ermahnung werde bey euch so viel platz vnd stat finden / daß jhr euch also bald vnd vnuerzogenlich auffmachen / vnd heim kehren werdet: wa jr nit bald frembde Vögel in euwerm eygnen Nest sehen wöllet /vnd hören daß sie zu euch sprechen: Vor der thür ist draussen. Darumb seyt für schaden gewarnet. Beschlossen vnd geben zu Laleburg / mit euwerm Sigel /welches euch vnnd mit nichten vns Weyberen zu verwahren stünde / versigelt vnd verwahrt / auff jar vnd tag etc.

[24]

5. Kapitel

[5. Kapitel]
Wie die Männer auff empfangnes Schreiben wider heym kehrten / vnd wie sie von jhren
Weybern empfangen wurden.

Sobald den Männern das gemeldte Schreyben behendigt vnd vberantwortet worden / vnd sie desselbigen innhalt gelesen vnd verstanden hetten / ward jnen also bald jr Hertz dadurch berührt / also daß sie in sich selberst schlugen / gedenckend / daß deme ja also /wie die Weyber geschrieben hetten / were deßhalben höchst notwendig / daß sie wider heym kehrten. Darumb begerten sie also bald von jhren Herrn ein gnediges Vrlaub / daß sie möchten heim kehren / vnnd jhre Haußgeschäffte recht bestellen vnnd wider auff vnd anrichten. Solches ward jhnen von den Herrn begünstiget vnd zugelassen: wiewol sie es vngern gethan. Dann wer wolt solche weyse Leuthe nicht gern allzeit vmb vnd bey sich haben? Musten doch jhnen verheissen / wa man jhrer ferner bedörffen wurde / sich zugebrauchen zulassen. Also kamen die Lalen / nach dem sie lang gnug auß gewesen / widerumb heym / ehrlich vnd wol begabet: als dann ein Weyser Mann aller Ehren vnnd alles Gutes wol währt ist / vnnd nicht zu viel were / wann man jhn schon mit Gold außwegen solte.

Sie funden aber in jrer widerkunfft solche vnrichtigkeit vnd vnordnung in allen sachen / daß sie sichs /wie weyse sie auch waren / nicht genug verwundern konten: wie es doch könte müglich sein / daß inn so kurtzer zeit jhres abwesens sich so viel hette sollen verkehren. Aber Rom / so inn vielen jaren kaum gebauwen worden / kan wol inn einem Tag gebrochen vnd zerstöret werden.

[25] Der Lalen Weyber wurden jhrer Männern zukunfft halben sehr frohe: empfiengen sie doch nicht eynerley massen. Dann wie sie der natur vnd complexion halber vngleich geartet vnd gesinnet / also empfiengen etliche jhre Männer gantz freundlich vnnd lieblich /als ein ehrliches Weyb billich thun soll / vermög der Tugenden / mit welchen das Weybliche Geschlecht sonderlich soll gezieret sein: andere aber fuhren jhre Männer mit harten / rauhen vnnd zweyspitzigen worten an / vnnd hiessen sie inn ALLER etc. Nammen solcher massen wilkommen sein / daß jhnen viel besser were gewesen / so sie mit dem Viehe weren heym kommen vnd eyngangen. Welches dann / leider / jetzunder viel Weyber im brauch haben: die doch daran selten anders gewinnen / als daß sie püffe darvon kriegen / vnd vnwillige Männer machen.

Sonst waren sie gemeinlich alle zumal frölich /fiengen an Frewdenfest / vnd waren die Weyber gut Mann mit jren Männern. Wie aber der Weybern art ist / daß wann sie ein mal angefangen zu bellen / sie nicht bald auffhören können / also hielten diese Weyber jhren Männern für / wie so hoch notwendig es gewesen / daß sie wider heymb kommen: so wol wegen deß Feldes / Viehes vnd Gesindes / als von wegen der kleinen Haußhaltung / welche schier zu lang still gelegen / vnd nicht were versorget worden. Was nun diß ort / als dann auch in anderm / bißher durch sie versaumet worden / daß bitten sie wöllen sie verbessern /widerumb eynbringen / vnd fürohin jhres Gewerbes besser warnemmen: welches zuthun die Männer jnen bey Trewen vnd Ehren zusageten.

Auff solches / traten die Lalen zusammen / Rhat zufassen: Wie doch den sachen jmmer zuthun / damit sie von Außländischen Herrn nit mehr solcher gstalten / wie bißher [26] / wurden geplagt vnd abgefordert / sonder bey dem jhren rhüwig vnd vnangefochten bleiben / vnd demselbigen in allem Frieden außwarten könten. Demnach aber es damaln spat am Tage / vnd der handel sehr wichtig / deßhalben eins eygenen Tages nohtwendig / sahe sie für gut an: daß man künfftigen tags zusamen kommen / von den sachen ernstlich handlen / vnd was zuthun were endlich schliessen solte.

Also giengen die Lalen / nach dem sie mit weysen Reden / welche süsser vnd lieblicher als Honig / vnd bey einer mahlzeit schöner als Gold vnd Silber stehen / deßgleichen auch mit Speyß vnd Tranck nach notdurfft (dann die Weysen vberfressen vnd vbersauffen sich nit wie die Thoren) sich gnugsamlich ergetzet hetten / ein jeder in sein Hauß / vnd welcher nit lenger wolte wachen / der verkroche sich in seine Federn / so gut er sie mit der Gabeln gestrewet fande.

6. Kapitel

[6. Kapitel]
Wie die weisen Lalen zu Laleburg Rhat hielten / vnd sich einer närrischen weise anzunemmen
endlich entschlossen.

Folgenden tages verfügten sich meine Herrn die Lalen rhat zuhalten vnter die Linden. Dann daselbsten pflegten sie sich allzeit zuversammeln / vnnd Gemeinde zuhalten / so offt solches die gemeine vnd sonderbare notturfft erforderte / [27] vnnd es Summer war: sonst im Winter war das Rhathauß vnd Wirtshauß ein Hauß / vnnd der hinder Ofen der Richterstul. Vnd als sich der Schultheß mit seinen Geschwornen zu Gericht nider gesetzt hetten / verrichteten sie in kurtzer zeit (dann sie / als weise vnd gerechte Leut / bedorfften nicht eines so langen Bedancks / wie jetzunder gemeinlich die Richter thun) vil streittige vnd spennige sachen / die sich in zeit jhres abwesens angespunnen hetten.

Nach dem das Gericht auffgestanden / wurden die von der Gemeinde auch darzu genommen / vnnd der haupthandel / darumb sie gemeinlich zusamen berufft worden / solcher gestalten fürgelegt: Wie doch den sachen jmmer zuthun / damit sie nicht mehr also von Hause abgefordert wurden / sonder bey dem jhren bleiben / vnd demselben außwarten könten?

Da sie dann erstlich den mercklichen grossen schaden vnd vngelegenheit aller sachen / so jnen / in dem sie gehörter massen von Hauß abwesend / entstehe vnd erwachse / ernstlich [28] erwegen thaten: verglichen vnd hielten nachmaln den gefundenen Schaden gegen dem Nutz / den sie von den außländischen Herrn /welchen sie dieneten / empfiengen: vnd befunden /daß der Nutz den Schaden bey weitem nicht könte verbesseren vnd ersetzen. Darumb ward ein vmbfrage gethan / wie doch den sachen zuthun were.

Da hette einer hören sollen / die weyse vnd hochverstendige Rhatschläge / so von fürgelegter Frage von allen theilen herfielen / vnd gantz vernünfftiglich fürgebracht wurden. Etliche vermeinten / man solte sich frembder Herrn eben gar nicht mehr annemmen /sich jhrer gemeinschafft abthun vnnd entschlagen: vmb wichtiger vrsachen willen / welche diß orts eynzuführen vil zu weitleuffig. Andre achteten besser sein / dz man sich wol jhrer nicht gantz vnd gar eins mals entschlüge vnnd abthete: sonder man solte jhnen so schlechtlich antworten / vnd so kalte Rhatschläge geben / dz sie von sich selberst abstünden / vnd sie vnbesucht vnd vnbekümmert liessen. Andre rhieten anders zun sachen / alles dem gemeinen nutz zum besten: warde doch / dieweil sich allzeit etwas fande / so sich inn keinen weg rheymen oder schicken wolte /nichts endlichs / darbey sie bleiben wolten / beschlossen.

Letztlich trat ein alter Lale herfür / der bracht sein bedencken folgenden innhalts für: Sintemal jhr aller hohe Weyßheit vnnd grosser verstand die einige vrsach were / vmb welcher willen sie von Hause abgefordert / vnnd hin vnd her beschickt wurden / damit man sich jhres Rhates gebrauchen könne: vnd aber in dem sie abwesend jhr Nutz nicht gefürdert wurde /jhnen auch kein speck (wie man sagt) darvon inn der Kuchen wachsen thete: So beduncke jhn (nach vermög vnd eygenschafft widerwertiger dingen) dz aller beste zusein: demnach die einige Weyßheit allein vrsach were jres abwesens / so wurde im gegentheil die Thorheit oder Narrey sie beschirmen / wider die so sie biß dahin von Hause abgefordert hetten. Wie man nun sie [29] zuvor jrer Weyßheit halben abgefordert / vnd in frembde Land berüfft hette: also wurde man sie von wegen der Aberwitz vnd Thorheit daheymen lassen. Contrariorum sind ja contraria consequentia. Seye derowegen sein meinung / daß sie alle einhelliglich /niemandt außgeschlossen / Weyb vnnd Kinder / Junge vnnd Alte auch darmit begriffen / die aller wunderbarnarrseltzamabenthewrlichsten bossen anfangen vnd reissen sollen / so jmmer müglich zuersinnen vnd zuerdencken / vnnd was einem jeden närrisches zusinn käme / das solte er thun. Welches dann jhnen vmb so viel deste leichter wurde zuthun sein /in betrachtung vnd angesehen jhr aller hohe Weyßheit. Dann man spreche ja gemeinlich / wann es darumb zuthun / daß man einen Narren haben müsse /als etwan in Comedien vnd sonst geschiehet / so seyen keine taugelicher / solche persone zuverwalten /als eben die weysesten vnd geschicktesten. Es ist ja nicht ein geringe Kunst / einen Narren recht verwesen können vnd vertretten. Geschiehet wol offt / daß es einem / so sichs vnterstehet / aber die rechte griff nicht weißt / also mißlinget / dz er gar zum Thoren wirt / vnd ein Narr bleibt sein lebenlang / weil der Guckug behelt sein Gesang / die Glock jren klang /vnd der Krebs seinen gang. Er vermeine auch nit / daß es jemanden nachtheilig oder schädlich / sonder verhoffe / es jn allen zumal erschießlich vnnd nutzlich sein werde. Solchen handel führet nun dieser Lale mit langer vnnd zierlicher Rede auß / vnnötig (als ich erachte) mit lengern worten außzuführen.

Diser erstgemeldte Rhat vnd gutbeduncken / ward von jhn allen mit höchstem fleyß vnd ernst erwegen /vnnd deßhalben manche vmbfrag gethan. Dann weil der handel sehr wichtig vnd schwer / vnd jr aller heyl vnd wolfart daran gelegen / wolt es sich damit nit eylen lassen.


[30]
Gut ding muß haben gute weil:
Ehe wigs / dann wags / so triffst das ziel.
Eylen zusehr thet niemaln gut:
Gmach gehn man auch weit kommen thut.

Demnach aber nichts vngerheymtes / so darauß entstehn vnd erfolgen möchte / befunden ward / ward mit einhelliger vrtheil erkant vnd geschlossen / solcher meynung in allen jren articuln vnd puncten auffs ernstfleyssigste nachzusetzen / vnnd auffs erste ins werck zurichten.

Hiemit gieng die Gemeinde von einandern / mit dieser endlichen abrede / dz ein jeder sich solte besinnen / was fürs erste zuthun were / oder bey welchem Zipffel man die Narrenkappen angreiffen solte.

Doch hat zweyffels ohn mancher ein heimliches betrawren / daß er erst jetzund in seinen alten tagen /nach dem er so vil Jare witzig gewesen / ein Narr solte werden: wie dann die Narrn selberst (ab weg /damit ich nicht Dich vnd Mich zu gleich treffe / dann es muß gewaget sein vnd gelten) nit vertragen können / daß jhnen jhr Thorheit / ab welcher jnen selberst eckelt / durch einen Narren fürgeworffen vnd auffgerupfft werde. Aber in betrachtung / daß es vmb den gemeinen Nutze / für welchen jeder auch sein Leben / vnd wanns jhme noch so lieb / vnd noch so viel daran gelegen were / gern / ja mit lust dargeben vnd auffopffern solte / zuthun gewesen / waren sie alle zumal willig / jhrer Weyßheit sich zubegeben vnd zuverzeyhen / vnd dem gemeinen Nutze zu gutem sich einer andern Geygen anzunemmen. Hat also hiemit der Laleburgern Weyßheit / als ein Vexordium dieser History / ein ende / vnnd folget die Narration.


[31]
Nun kommet her jhr liebe Knaben /
Die jhr begeret platz zu haben /
Zusehen folgends Lalespil:
Jedem ich ein ort geben wil /
Nach seiner Würde / nach sein Ehren:
Bitt wöll sich deßhalb keiner sperren.
Das Welsch kramantzen taugt hie nicht /
Nach Landes brauch sich jeder richt.
Wer sich nit schicket recht zun sachen /
Den wölln wir auch zum Lale machen.

7. Kapitel

[7. Kapitel]
Wie die Lalen sinnes vnd rhates wurden / ein neuwes Rhathauß zubawen / vnd was sich damit
begeben habe.

Als hernach folgender tagen vmb deß obgemelten wichtigen Handels willen nachmaln die Gemeinde zusamen berüfft / vnd rhat gehalten wurde / was sie jhrer Thorheit für einen löblichen namhafften anfang geben wölten / damit der Handel deste bälder außbreche vnnd kundtbar wurde / ward zu letzt abgerahten vnnd endtlich beschlossen: Demnach sie nun fürohin ein ander Regiment / wesen vnd Leben / an sich zunemmen vnd zubestellen bedacht vnd gesinnet / so solte zu einem guten glückhafften anfang erstlich ein newes Rhathauß / so jhr Narrey ertragen vnd leiden könte / dann sie im sinne schon damaln nit geringe Narrn gwesen / mit gemeiner hilff vnd kosten bawen vnd auffrichten solte.

[32] Welches dann noch nit so gar vngerheymt gwesen. Aber sie / als die sich jrer Weyßheit noch nit so gar verziegen hetten / musten es darbey angreiffen: dieweil es noch ein gestalt der Weyßheit gehabt / vnd es sich nit fügen wöllen / daß sie mit jrer Narrey hauffen weise herfür brechen / eins mals vnd auff einen stutz: dann jhr angelegte vnnd angenommene Thorheit dardurch leichtlich were verrhaten worden. Darumb wolten sie den Narren gantz weyßlich hindern Ohren (geht hinder mir weg) verbergen eine zeitlang / biß sie nach vnd nach gelegenheit hetten / jn allgemach herauß zulassen. Sie hatten aber auch solches jres gefaßten Rhatschlags / dz newe Rhathauß belangend / ein merckliches Exempel jres Pfaffen / welcher so eyferig gewesen / dz so offt er nur gehöret leuten / er allzeit meint / er müste mit seiner Postill auff die Cantzlen rumplen. Dieser / als er von den Lalen erstlich angenommen vnd gedinget worden / begeret er an sie / dz ehe er auffstünde zupredigen / sie jm ein newe Cantzel / von gutem starckem eychenen Holtz / mit Eysen wol beschlagen / damit sie seine starcke wort / die er jederzeit herfür bringen wölte / erdulden vnd ertragen könne.

Nun / wie gemeldt / diser rhat vnd endlicher beschluß / war jnen vber alle massen gefellig vnd angenem: erbotten sich alle / mit Leyb vnd Gut darzu beholffen zusein. Dann es liesse sich damaln ansehen /als wölte etwz anders drauß werden / als da jener Poet spricht: Parturiunt montes / nascetur ridiculus mus.


[33] Das ist:

Eins mals die Berge sich gestelten /
Als ob sie Junge machen wölten.
Die Menschen stunden in groß sorgen /
Sprachen / nun sind wir all verdorben:
Solln diese Berg thun Junge hecken /
So werden sie vns all bedecken.
Niemand wust / was wolt werden drauß /
Da wars nichts als ein kleine Mauß:
Dieselb schloff auß dem Berg herfür /
Nach dem sie het die Welt gmacht jrr.

Als nun die Glocken (wie man sagt) deß newen Rhathauß halben gegossen / die Aempter außgetheilt /vnnd alles abgeredt vnd geordnet war / so zu einem solchen wichtigen Werck notwendigklich erfordert wirdt: befande sichs / dz nichts mehr darzu mangeln thete / als ein pfeyffer oder Geyger / der mit seinem lieblichen Gesang vnd klang dem Holtz vnd Steynen gelocket hette / daß sie selberst herzu gelauffen weren / vnd sich hetten feyn ordenlich / wie zu einem solchen Baw notwendig / auff einandern gelegt. Welcher massen dann bey den alten Schreybenten gelesen wirdt / von dem Orpheo: daß wann er auff seiner Harpffen gespielet / so seyen jhme / sein liebliches Gesang zuhören / nicht nur die Vögel vnd wilde thier / sonder auch die Bäume vnd gantze Wälde / ja gantze Berge (ist vielleicht zu der zeit gewesen / da die Berge noch gehn vnd reden konten) nachgezogen: ja grosse Wasserflüsse habe er bewegt / daß sie still gestanden / jhme zugehört / vnd sich an seinem gesang ergetzet vnd erquicket haben. Also liset man auch vom Amphione: derselbe hat mit dem lieblichen Klang seiner Harpffen zuwegen gebracht / daß jhme die [34] Steyn nachgezogen / sich feyn ordenlich auff einandern gefügt / vnnd die Ringmauren der Statt Thebe / in Beotia gelegen / von sich selberst also gemachet /daß sie hundert Thor / vnd ohne zweiffel noch viel mehr Thürne bekommen hat.

Ein solchen Geyger hetten sie haben sollen / zubefürderung jhres vorhabenden Bawes / welchen sie dann vielmaln wünschen theten: dann derselb hette jhnen vil mühe vnd arbeit abgenommen / darzu wol etwas ersparet. Demnach aber ein solcher nirgend zufinden war / vereynbarten sie sich / mit einandern in gemein das Werck anzugr[e]iffen / vnd einer dem andern zuhelffen / auch nit eher auff zuhören / es were dann der Baw auffgeführt vnd vollendet / daß man jn brauchen vnd besitzen könte.

8. Kapitel

[8. Kapitel]
Wie die Lalen das Bawholtz zu jhrem newen Rhathauß fellen / vnd die Höltzer mit grosser
arbeit ab dem Berg bringen / vnnd wider
hinauff tragen.

Die Lalen waren gleichwol noch so weitsichtig (dann jhr Weißheit algemach als ein Liecht abnemmen vnd außgehn sollen) daß sie wusten / daß man zuvor Bawholtz vnd andre sachen mehr haben müste / eh man den Baw anfangen köndte: dann die rechte Narrn wurden one Holtz / Steyn / Kalch vnd Sand / zubawen sichs vnterstanden haben. Darumb zogen sie samptlich vnd eynmütiglich mit einandern gen Holtze / so jenseit des Berges in einem Thal gelegen / vnd [35] fiengen an das Bawholtz zufellen / nach jhres Bawmeisters rhat vnd angeben. Da es nun von den Aesten gesäubert vnd zubereittet gwesen / wünschten sie alle zumal / daß sie ein Armbrust hetten / auff dem sie es köndten heymb schiessen: vermeinten / sie wurden durch solches mittel vnsäglicher mühe vnd arbeit vberhaben werden. Aber /


Der Hettich vnd der Woltich /
Deßgleichen auch der Soltich /
Sind Brüder gwesen alle /
Gwannen doch nichts zumale.
Hettich vnd Woltich wenig hetten:
Des Soltichs Brüder gar nichts theten.

Darumb musten sie die Lalen die Arbeit selberst verrichten / welchs jnen gnug gethan: sintmal man den Narrn / vorauß den Willignarrn / mit Kolben lausen soll. Also [36] machten sie sich hinder die grossen Bawhöltzer / vnd mit auß der massen hartschwerer Arbeit / offt in die Hände gespeytzet / glaube mir nit ohne viel schnaufen vnd Athem fassen / brachten sie zuletzt dieselbigen den Berg hinauff / vnd jenseit wider hinab: alle / biß an eins / so nach jrem verstand das letzte gewesen.

Dasselbe fesseln sie zugleich den andern auch an /vnd bringens mit heben / lupffen / schieben / treyben /stossen / trollen / rollen / wallen / schleiffen / ketschen / tragen / legen / schalten / schürgen / rutschen /ziehen / kehren / stellen / winden vnd wenden / fürsich / hindersich / obsich / nidsich / nebensich linck vnd recht / in die breite / in die lenge vnd vberzwerch / den Berg hinauff / vnd auff der andern seiten halber hinab.

Ich kan aber nicht wissen / ob sie es vbersehen haben / vnd das Holtz nit recht angefesselt vnnd gebunden / oder ob die strick vnd Seyler zuschwach gewesen / vnd deßhalb gebrochen seyen: der Baum entgeht jhnen / also daß sie jhn nit mehr erhalten konten / vnd fanget an selberst feyn algemach den Berg hinab zulauffen / biß er zu den andern Höltzern hinab kommet / da er still ligt wie ein andrer Stock. Solchem Verstand dieses groben Holtzes sahen die Lalen biß zum ende zu / vnd verwunderten sich höchstlich darüber.

Nun sind wir alle (sprach ein Lale) ja grosse Narrn vnd doppelte Zwelffesel / daß wir so grosse mühe vnnd arbeit gehabt / ehe wir die Bäume den Berg hinab gebracht: vnd ist vnser keiner so witzig gewesen / daß er gedacht hette / dise Bäume könten selberst besser hinab gehn / dann wir sie hinab schleiffen /ketschen vnnd tragen. Aber mit vnserm selbst eygnen schaden müssen wir Narren klug werden. Diesem (sagt ein andrer Lale) ist rhat zuschaffen vnnd zuhelffen [37] / ehe ein blinde Katz ein Aug auffthut. Wer sie hinab gethan hat / der kan sie auch wider hinauff thun. Darumb / welcher mit mir daran ist / der mache ein Esel Ohr: wir wöllen die Lenden darhinder thun /vnd alle Höltzer widerumb hinauff schürgen / so können wir sie dann feyn algemach lassen durchnunder rollen: da dann wir mit zusehen vnsern lust haben /vnd also vnser gehabten mühe wider ergetzet werden.

Solcher rhat gefiel jhnen allen vber die massen sehr wol / machten alle Esels Ohren / vnd schämet sich je einer für dem andern / daß er nicht so witzig gewesen. Doch freweten sie sich gemeinlich alle / daß sie jhrer angelegten Thorheit vnd angenommener Narrey / eine anfengliche Proben solten thun.

Darumb machen sie sich wider an die Höltzer / thaten den Rucken darhinder / vnnd hatten sie zuvor / als sie solche den Berg hinab gebracht / vnsägliche mühe vnnd vngleubliche Arbeit gehabt / so haben sie es jetzunder gewißlich treyfach mehr / ehe sie die wider hinauff brachten: dann sie sich schon zuvor also abgearbeitet vnnd abgemattet gehabt / daß sie kaum mehr vermochten / weren lieber ins Wirtshauß gangen. Letztlich brachten sie die Höltzer wider zu oberst auff den Berg: ohne das eine nit / welches sie nur halb hinauff zogen / dieweil es schon zuvor halber hinab gelauffen gewesen: vnd nach dem sie ein weil verschnauffet / liessen sie dieselben feyn algemach hinab rogelen / je eins nach dem andern: sie aber stunden droben / sahen zu / vnd liessens jnen wol gefallen. Hiemit wurd jr Hertz vnd Muht zufrieden gesetzt /vnd das erste Muster oder Probstuck jhrer Narrey gegeben: welcher vrsach halben / dieweil es jhnen das erste mal so wol gelungen / sie gantz frölich heymb zogen / ins Wirtshauß sassen / vnd dieweil sie ein Gemeines Werck gethan / billich ein grosses Loch ins Gmeine Gut frassen.


[38]
Wann nur der solt das Gmeine Gut
Verzehren / ders Gmein Wercke thut /
Wie wurde er so köstlich leben /
Vnd dennoch keinen schaden geben.
Wa aber solch Gut wirdt verzehrt /
Durch die so es nicht haben gmehrt /
Viel minder helffen es erhalten /
Wie solt da nicht alls Vnglück walten?

9. Kapitel

[9. Kapitel]
Wie die Laleburger jr Rhathauß auffgeführt / vnnd der Fenstern vergessen haben.

Nach dem dz Bawholtz erstgehörter massen zugeführt vnd gezimmert worden / auch alle zu jhrem Rhathauß gehörige bereitschafft / von Steyn / Sand / Kalch vnd anderm / verhanden war / fiengen die Lalen jren Baw eynhelliglich mit solchem eyfer an / daß wer es nur jmmer gesehen / sagen muste / dz es jr bitterer ernst gewesen. Hatten also in wenig tagen / dann sie nach der Narrey verlangen getragen / die trey Hauptmauren / dieweil sie etwas besonders / vnd das Hauß treyeckicht wolten haben / auß dem grund geführt / die Träme gelegt / vnd folgends auffgeführt vnd vollendet. Doch haben sie neben zu an einer seyten ein grosses Thor gelassen / das Heuw / so der Gemeinde zustendig / vnd sie in gemein hetten zuvertrincken /hineyn zuführen. Welches dann jrem Herrn dem Schulthessen (darauff sie doch nit gedacht) auch wol kommen: dieweil er / wa solche Lucken nicht da gewesen / vnd er hette wöllen in Rhat gehn / hette müssen / sampt seinen Gerichts vnd Rhats Herrn / vber das Tach eynsteygen: welches zwar jhrer Narrey füglich gnug / aber sehr vnkomlich / vnd [39] wegen der Jüppen / so sie darüber zurissen / deßgleichen auch von wegen der Beynen / so sie etwan abfallen mögen (vorauß wann sie den nächtigen Schlamm oder Trunck noch nicht verdäwet vnnd außgeschlaffen) sehr schädlich were gewesen. Nach solchem machen sie sich an das Tach / welches nach des Bawes treyen ecken abgetheilt gewesen / vnd setzen desselbigen Stul auff seine Mauren: vermeinten hiemit das gantze Werck biß an das decken vollendet zuhaben. Dessn sie wolgemuht ins Hauß / da der Wiert den mit einem Glaß behengten Reiff außsteckt / vnd den Gesten offt trocken schiert / zogen / vnd auffs Gmeine Gut hin /dieweil es ein Gmeines Werck / abermaln auffs beste eynschencken liessen: gedachten das Tach / ob sie schon noch zeit gnug darzu gehabt / folgends Tags eynzudecken / damit sie wider ein gemeines Werck /vnd dessnhalben ein gemeines Gefräß hetten. Wiert schenck eyn / der Lale trinckt / der Lale trinckt.

Folgenden tags / als mit der Glocken das Zeichen /vor welchem niemand kommen vnd arbeiten dörffen /gegeben worden / kamen sie gemeinlich wider zusamen / stiegen auff den Tachstul / vnd fiengen an das Rhathauß eynzudecken. Zu solchem Werck / stunden sie alle nach einandern / etliche zu oberst auffm Tach / andre besser hinab auch auff den Latten: etliche zu oberst auff der Leittern / andre besser hinunter: etliche auff der Erden zunechst an der Leittern / andre weitter von jhnen / vnnd also fortan / biß zum Ziegelhauffen /welcher eines guten Steynwurffs weit vom Rhathause gewesen. Solcher gstalten gieng jeder Ziegel durch aller Lalen Hände / vom ersten der jhn auffhube / biß zum letzten / der jhn erst auff sein stat legte / damit ein Tach [40] darauß wurde. Da giengs nicht anderst / als wie bey den Ameyssen / wann sie im Sommer die Winterspeyß eyntragen.

Demnach man aber willige Roß nicht vbertreiben soll / hatten sie anordnunge gethan / daß zu gewisser stund die Lale Glocken geleutet wurde / zum zeichen des Abzugs von dem Werck / zum Eynzug ins Weynhauß. Deßhalben als der / so der neheste beym Ziegelhauffen gewesen / den ersten streich von der Glocken gehört hette / ließ er den Ziegel / den er schon auffgehaben / wider fallen / vnnd lauffest du nit so gewinstu nichts / dem Wiertshauß zu. Deßgleichen theten auch die andern alle / biß auff den letzten: lieffen all einandern nach / wie die Schneegänse wann sie fliegen / damit sich keiner etwan vmb einen Truck versaumete. Damaln geschahs / daß die / so zum letzten ans Werck kommen waren / die ersten im Wiertshauß / vnd die obersten hinderm Tisch wurden. Welches sie dann darumb gethan / damit sie / als welche vor den andern nicht kondten auffstehn / auch die letzten darvon weren.

Solches theten auch die Zimmerleute. Dann als jhrer einer den ersten Glockenstreich gehört / vnnd die Axt zum streich schon auffgehaben hette / thet er denselbigen nicht: sonder nam die Axt gleich auff die Achsel / vnd lauffstu nicht so trinckstu nicht. Warumb thaten sie aber solches / daß sie also vom Werck hinweg eyleten? Eintweders darumb / damit sie deste bälder widerumb darzu kämen: oder aber / damit sie deste lenger platz beym Tische hetten: welches das gleublichste.

Nach vollendetem Werck / wolten die Lalen in jhr Rhathauß gehn / dasselbige in aller Stultorum Ehre eynzuweyhen / vnd dann folgends in aller Narren Namen zuversuchen / wie es sich dz erste mal wölte darinnen rhaten [41] lassen: Aber als sie in aller Erbertet dareyn getretten kamen / Ecce vide schaw guck siehe lug botz Velte videte / da da war es gantz vnd gar finster / vnd so finster / daß einer den andern auch kaum konte hören. Ab welchem handel sie nit wenig erschracken / noch sich gnugsam verwundern könten /was doch die vrsach möchte sein / ob vielleicht etwas im bawen were verfehlet worden / dadurch das Liecht verschlagen wurde vnd auffgehalten.

Also giengen sie zu jhrem Heuwthor wider auß /zubesehen / wa der mangel were: befunden aber die trey Mauren gar gantz / vnd das Tach feyn ordenlich darauff stehen: also daß draussen / da es liecht gnug /nichts gemangelt. Sie giengen aber auch wider hineyn / auch jnnwendigen zubesehen / wa doch der mangel were / da sie dann noch viel weniger sehen konten /wegen mangel des Liechtes. Was sage ich nur vil: die vrsach war jhnen vnbekant vnd verborgen / konten selbige nicht erfinden noch errhaten / wie sehr sie auch jhre närrische Köpffe darob zerbrachen. Darumb sie in grossen ängsten stunden / vnd zu fürderung der sachen einen gemeinen Rhats Tag anschlugen.

10. Kapitel

[10. Kapitel]
Wie die Lalen rhatschlugen / das Liecht in jhr Rhathauß zu tragen.

Als nun der bestimmete Rhats Tag kommen / erschienen die Lalen fleissig / also das keiner außblieb /dann es jhnen allen gegolten / vnd setzten sich. Es hat aber jeder ein angezündten Liechtspan mit sich gebracht / vnd denselben / nach dem sie nider gesessen /auff sein Hut gesteckt / damit [42] sie in dem finstern Rhathauß einandern sehen / vnd der Schultheß einem jeden in der vmbfrag könte seinen Namen vnd Titul geben. Da nu die gemeine vmbfrag gethan wurde /wessen man sich in fürgefallenem handel zu verhalten / fielen viel widerwertige meinungen: wie gemeinlich in zweyffeligen Händeln pflegt zugeschehen.

Vnd als es sich schier ansehen ließ / als wölte das mehrste werden / daß man den gantzen Baw wider auff den boden ab brechen / auff ein newes auff führen / vnd besser sorge haben solte: trat einer / welcher wie er zuvor vnter allen der aller weyseste gewesen / also wolt er jetzund als der aller thorechtigste sich erzeigen / herfür / vnd sprach: Er habe in wärender seiner Weißheit / eh er sich derselben verziegen / offtmaln gehört / daß man durch Exempel vnd Beyspiel vil lehren / lehrnen vnd ergreiffen könne. Daher dann der Aesopus seine Lehren durch Fabeln / in gestalt kurtzer Historien / für Augen stellen wöllen. Solchem nach / [43] wolle er auch ein Geschicht erzellen / so sich mit seiner lieben Großmutter Großvatters Bruders Sons Frawen begeben vnd zugetragen habe.

Meiner Großmuter Großvatters Bruders Sohn /Vtis geheissen / höret auff ein zeit von einem / daß er sagt: Ey wie sind die Rephüner so gut. Hastu dann geessen / sprach meiner Großmuter Großvatters Bruders Sohn / dz du es so wol weist? Nein / sagt der ander: aber es hat mirs einer vor fünffzig jaren gesagt / deßn Großmutter Großvatter sie inn seiner Jugend hat sehen von einem Edelmann essen. Auß anlaß solcher rede / stieß meiner Großmuter Großvatters Bruders Sohn ein Kindbettern gelust an / daß er gern etwas gutes essen möchte / sagt deßhalben zu seinem Weybe / Vdena geheissen / sie solte jhm Küchlin bachen: dann Rephüner kont er nicht haben / so wuste er bessers nicht / als Küchlin. Sie aber / als deren was das Butterhäfelin vermögens were besser als jhme bewust gewesen / entschuldiget sich: sie könne jhm auß mangel des Butters / Anckens oder Schmaltzes (wie du wilt) auff diß mal keine Küchlin bachen / bate jhn derowegen biß auff ein andere zeit der Küchlin halb geduld zuhaben. Aber meiner Großmuter Großvatters Bruders Son hatte hiemit keine Küchlin geessen / vnd seinen Gelust nicht gebüsset / wolte sich mit so schlechtem / magerem / dürren / trockenem /vngesaltzenem vnd vngeschmaltzenem bescheid / nit also schlechtlich abweysen lassen / sprach derowegen nachmaln: Wie die sach jmmer beschaffen were / das Anckenhäfelin belangend / so solte sie sehen / daß sie jhm Küchlin bachete: vnd hette sie nit Butter oder schmaltz / so solte sie es mit [44] wasser versuchen. Es thuts nit / mein Vtis / sprach die Frau Vdena: ich selbst wolte sonst so lang nit ohne Küchlin geblieben sein / weil ich mich das Wasser nicht hette bedauren lassen. Du weist es nit / sprach meiner Großmuter Großvatters Bruders Sohn / weil du es niemaln versuchet hast. Versuche es erstlich: vnd so es nicht wil gerhaten / magst du als dann wol sprechen / es thue es nicht.

Mit einem wort zusagen / wolte meiner Großmuter Großvatters [Bruders] Sons Fraw ruhe haben vnd zu frieden sein / so muste sie dem Mann seines begerens halben willfahren: rhüret derowegen einen Küchlin teyg an / gantz dünn / als ob sie wölte Streublin bachen / setzt ein Pfannen mit Wasser vbers Fewer / vnd mit dem Teyg dareyn. Mit nichten aber wolt es sich schicken / es wolt sich eben gar nicht zusamen wallen / daß Küchlin darauß wurden / dieweil der Teyg im Wasser zerflosse / vnnd ein Muß oder Brey darauß wurde: darab die Fraw zornig / der Mann aber leidig ward. Dann sie sahe / daß die Arbeit / Holtz vnnd Mäl / deß Wasserbutters vngeachtet / verloren were: so stunde meiner Großmuter Großvatters seligen Bruders Son darbey / hielt einen Teller dar / vnd wolte das erstgebachene Küchlin also warm auß der Pfannen geessen haben / ward aber betrogen. Botz kramet schem dich / sprach meiner Großmutter Großvatters bruders Sohns Fraw / guck / habe ich dir nit gesagt /es thue es nicht? Allzeit wilt du recht haben / vnd weist doch nit ein dinglin darumb / wie man Küchlin bachen soll. Schweyg mein Vdena / sprach meiner Großmuter Großvatters Bruders Sohn / lasse dichs nicht gerewen / daß du es versuchet hast. Man versucht ein ding in so vil wege / biß es zu letzt gerahten muß. Ist es schon dißmals nicht gerhaten / so gerhatets etwan ein ander mal. Es were ja ein feine nutzliche kunst gewesen / wann es vngefehr gerhaten wer. Ich mein wol ja / sagt meiner [45] Großmuter Großvatters Bruders Sons Fraw: ich wolte selbs alle tag Küchlin geessen haben. Daß ich aber / sprach der obgemelt Lale / dise Geschieht auff vnser vorhaben ziehe: Wer weist / ob dz Liecht vnd der tag sich nit in einem Sack tragen liesse / gleich wie das Wasser in einem Eymer getragen wirt. Vnser keiner hats jemaln versucht: darumb wa es euch gefelt / so wölln wir dran stehen. Gerhatet es / so haben wir allzeit vmb so vil zum besten / vnd werden als erfindere diser kunst grosses Lob damit erjagen. Gehts aber nit ab / so ist es doch zu vnserm vorhaben der Narrey halben gantz dienstlich vnd bequem.

Diser Rhat gefiel allen Lalen solcher massen / dz sie beschlossen / solchem in aller eyle nachzukommen. Kamen derowegen nach mittag / da die Sonne am besten geschienen / bey dem Eyd gemahnet alle für das neuwe Rhathauß / jeder mit einem Geschirre /damit er vermeint den Tag zufassen vnd hineyn zutragen. Etliche brachten auch mit sich / Bickel / Schauffeln / Kärste / Gabeln vnd anders / auff ein fürsorg /damit ja gar kein fehler begangen wurde.

So bald nun die glocken eins geschlagen / da solte einer sein wunder gesehen haben / wie sie alle angefangen haben zuarbeitten. Etliche hatten lange Secke /liessen die Sonne dreyn scheynen biß auff den boden /knüfften jn dann eylends zu / vnnd lieffen damit ins Hauß / den Tag außzuschütten. Ja sie beredeten sich selberst / sie trügen an den Secken vil schwerer / als zuvor da sie lähr gewesen. Andre theten eben deßgleichen / mit anderen verdecketen Gefessen / als Häfen /Kesseln / Zubern / vnd was dergleichen ist. Einer lude den Tag eyn mit einer Strogabeln in ein Korb / der ander mit einer Schauffeln: etliche gruben jn auß der Erden herfür. Eines Lalen soll sonderlich nicht vergessen werden / welcher vermeint den Tag mit einer Maußfallen zufangen / vnd also mit gewalt zubezwingen / vnd ins Hause zubringen. Dz ichs kurtz mache: jeder hielte sich da / wie sein närrischer Kopff es jhme an vnnd eyngab.

[46] Solches trieben sie denselben gantzen tag / weil die Sonne geschienen / mit solchem eyfer vnnd ernst / daß sie alle darob ermüdeten / vnd von hitze schier verlechten vnnd erlagen. Aber sie richteten mit solcher arbeit eben so wenig auß / als vor zeiten die vngehewren Riesen / da sie viel grosse Berge zuhauffe trugen / vnd den Himmel zustürmen vermeinten. Darumb sie dann letztlich sprachen: Nun were es doch ein feyne Kunst gewesen / wans gerahten were. Also zogen sie ab / vnd hatten dennoch diß gewonnen / daß sie dorfften auffs gmeine Gut hin zum Weyn gehn / vnnd sich wider erquicken vnd erlaben.

11. Kapitel

[11. Kapitel]
Wie ein durchreisender Landstreicher den Lalen rhat gabe / den Tag in jhr Rhathauß zu bringen /
vnd sie betroge.

Wie die Lalen obgehörter massen an jhrer Arbeit gewesen / reiset vngefehr ein frembder Wandersmann daselbsten vorüber: der stunde still / sahe jhnen lang zu / vergasse das maul offen / vnd were bald auch zu einem Lale worden / inn dem er nicht konte wissen /was doch solches jmmer bedeuten thete. Deß abends aber in der Herberg / dann er vmb wunders willen da still gelegen / die Abenthewer zuerfahren / fragt er die vrsach / warumb er sie habe gesehen also an der Sonnen arbeiten / könne doch nicht wissen was sie gethan. Solches ward jm durch die herumbstehenden Lalen bald gesagt: daß es namlich darumb beschenen / [47] zuversuchen / ob sie die heitere deß Tages könten in jhr neuwgebawen Rhathauß tragen.

Der frembde Gsell war ein rechter Vogel / genetzt vnd geschoren wie er sein solte / ohn allein dz er weder Federn noch Wullen hette: gedacht derowegen /diß orts hette er einen Raub zuerjagen / welchen er außn Henden zulassen nit gesinnet: fraget sie deßhalben / ob sie mit jrer Arbeit etwas hetten außgerichtet. Nicht ein Dudinierlin / sagten die Lalen. Diß ist die vrsach / sagt der Gsell / daß jhr die sach nit solcher massen angegriffen / wie ich euch wol wolte gerhaten haben. Da die Lalen dises hörten / wurden sie so froh / als die Juden zu Franckfurt / da jhnen Propheten Beer feyl gebotten worden / gewesen: verhiessen jhme derowegen von wegen deß gantzen Fleckens vnd desselbigen aller Eynwohnern / ein namhaffte Verehrung / so er jhnen solchen Rhat mittheilen thete. Solches versprach er jnen auff morgen zu leisten: darumb sie jhn hiessen gut Männlin sein / vnd dem Wiert befahlen / jme tapffer auffzutragen vnd fürzustellen / vnd was er verzehre an der Gmeinde Kerffholz zu schneiden. Also war der gute Gesell dieselbe nacht gast /vnd zechet redlich ohne Geld: vnnd das billich / dieweil er fürohin jhr Bawmeyster sein solte.

Als folgends die liebe Sonne den Lalen von Laleburg (dann es sind sonst noch andre Lalen mehr) den hellen lieben liechten Tag hette wider gebracht vnd scheynen lassen / führten sie den Geselln zum Rhathauß / vnd besahen es mit allem fleiß oben vnd vnten / hinden vnnd vornher / jnnen vnd aussen. Da nun der frembde Künstler sich mit der Schalckheit /so er hierinnen rhats gepfleget / wie der sachen [48] zuthun were berhatschlagt hette / hieß er die Lalen hinauff steigen / vnd die Tachziegel wider auffheben / welchs also bald geschehen. Nun habt jhr / sprach er den Tag in ewerm Rhathause / den möget jr darinnen lassen /so lang euch gefellig: wann er euch erleidet / so könt jhr jn wol widerumb darauß jagen.

Aber die Lalen verstunden es nit / daß er gemeint /sie solten das Tach nicht wider darauff decken / sonst wurd es widerumb finster werden / wie es zuvor gewesen: liessens derowegen also ein gute sach sein /sassen zusamen / vnd hielten den gantzen Sommer Rhat darinnen. Sie verehrten dem Künstler auß dem gemeinen Seckel auch ein ehrliches / vnd liessen jn mit grossem Danck darvon ziehen. Der gute Gsell that wie ein anderer guter Schlucker auch gethan hette /nam die Verehrunge an / zellets nicht lang / sonder zoge hinweg / schawt offt hindersich / ob jhme niemand nacheylen thue / das Geld wider von jhme zunemmen / vnd kam also nit näher. Es weißt auch noch heut diß tags niemand / wer oder waher er gewesen /oder wahin er kommen seye; allein sagen die Lalen diß von jme / daß sie jhn am Rucken das letzte mal gesehen haben.

12. Kapitel

[12. Kapitel]
Wie die Lalen die vrsach der finstere in jhrem Rhathauß jnnen werden / vnd
selbige abschaffen.

Die Lalen frewet jhr neuwgebachen Rhathauß vber alle massen sehr / den gantzen Sommer lang / hielten stets Rhat darinnen / vnnd handelten von wichtigen sachen / den gemeinen Nutz / das Vatterland / vnd desselben verbesserung belangend. Sie hatten auch solches Glück / daß es denselben [49] gantzen Summer wann sie im Rhat gesessen nie geregnet hat. Hierzwischen aber begunte der liebliche Summer sein schönes lustiges Angesicht zuverbergen: dargegen strecket der leidige Winter seinen rauhen Schnabel herfür. Welches den Lalen ein sehr leidiger handel gewesen / dieweil sie nunmehr fürohin die Nasen in die schnaupen ziehen / vnnd jhnen selberst schnaufen musten. Darumb sie dann sich also bald bedachten / daß gleich wie einer vnter einem grossen breitten Hut (wie die sind / so die jungen Lalen oder Lappen gemeinlich auß frembden Landen mit sich bringen / wann sie so weit gewesen / daß sie in jhrem Heymet nicht mehr die Glocken hören leuten / vnd so lang außgeblieben /daß sie jhrer Muttersprach vergessen / jres Vatters Hauß nicht mehr wissen vnd darnach fragen müssen /vnd die alte Katzen nicht mehr kennen) wie einer (sprich ich) vnter einem grossen Wetterhut vor dem Regen sicher sein könne: also wurden auch sie vnterm Tach / welches dem Hauß gleich als ein Regenhut were / wider den schnee vnd ander Vngewitter beschirmet werden. Solcher vrsach halben / machen sie das Tach in aller eyl mit gemeiner hilff wider zu / willens vnd vorhabens / wie sie den gantzen Summer lang an der Sonnen (wie der Schäffer an der Leytten) dem Faullentzen gedienet hetten / also wölten sie denselben den Winter durch inn die Stuben zum Ofen setzen / vnd sich bey jme vmb hilff vnd rettung wider die erfrohrne Leute bewerben.

Als aber das Tach wider eyngedecket / vnd sie ins Rhathauß gehn wöllen / siehe zu / da war es (leider) eben so tunckel vnnd finster darinnen / als es gewesen war zuvor / ehe sie von dem Wanderer die taginshaußzutragenersparungskunsterfindung gelehrnet hetten. Da sie dann erst mercken theten / daß sie hinders Liecht geführt / vnnd heßlich betrogen weren: aber sie mustens also geschehen sein vnnd bleiben lassen /vnnd als zu einer geschehenen sach [50] das beste reden. Es war zuspat / den Beuttel zuzeziehen / da das Geld hinweg / oder den Stall zubeschliessen / nach dem die Kuhe schon allbereit darauß entführet gewesen. Solliches aber vnangesehen / sassen sie wider mit jhren Liechtspänen (welche zubrauchen so lang jhr Rhathauß stünde sie sich schon gantz vnd gar verwegen hetten) auff dem Hut zusammen / vnd hielten sehr geschwind ein engen Rhat darüber / so sich weit inn tag hineyn verzoge.

Vnd als die vmbfrag von einem an den andern gieng / kam es zuletzt auch an einen / so sich nicht der vngeschicktesten einer gedeuchte zusein (dessen Namen ich Ehrn halben bleiben lasse) derselbe stund auff / sagt er rhate eben das / so sein Vetter rhaten werde / gieng also mit Laub hinauß von der Versamlung: vielleicht sich zureuspern / wie dann die Bawrn offtmaln so bösen Husten haben / dz niemand vmb sie bleiben mag / oder aber dz Wasser vber die Berge hinab zurichten. In dem er also in der finstere an der Wand (dann sein Liechtspan jhme erloschen) hin vnd her groppet / wirdt er vngefehr eines kleinen Risses oder Spaltes in der Mauwrn / so nicht recht zugemaurt gewesen / gewar / dadurch er seinen schönen Bart etlicher massen sehen konte. Damaln erinnert er sich mit einem tieffen seufftzen seiner ersten Weyßheit /deren sie sich alle verziegen hetten / trit wider hineyn / vnd spricht: Na also / jr liebe Nachbawrn / mit laub ein wort zu reden. Als jhme solches vergunnet wurde /sprach er ferner also: Na / sind wir aber nit gedippeldoppelborte Narrn / ich frage euch alle darumb. Es bescheynt sich wol (daß ich auß vnserer alten hingeworffenen Weyßheit etwas diß orts eynflicke) wie ein krefftig ding es seye / wann einer ein andre gewonheit an sich nimmet / als er zuvor gehabt: daß namlich die gute [51] gewonheite / so er erstlich von der Natur empfangen / vntergetruckt vnnd abgethan / vnd die angenommene / vornemlich so sie böß ist / an die stat komme / vnd also consuetudo altera natura werde. Wir haben vns einer närrischen weyse angenommen /die wir doch von Natur her allzeit weyse vnd verstendige Leute gewesen: vnd nun siehe / solche angenommene weise schlegt vns recht in die art / vnd treibt die erste art auß: also daß wie wir zuvor von art vnd geburt her Weyse gewesen / also kompts darzu / daß wir von art vnd geburt her Thorn vnd Narren sein / vnnd solche vnart niemermehr werden fallen lassen. Wir haben so angstige vnnd vbele zeit mit vnserem Rhathauß / wenden kosten an / vnd gerhaten in grosse verachtung darzu / damit wir nur den mangel finden vnd verbessern können: vnd vnser keiner ist jemaln so witzig gewesen / daß er hette gesehen / daß wir an das Hause keine Fenster gemachet haben / dardurch das Liecht hereyn fallen möchte. Das ist doch gar zu grob: vorauß im anfang vnserer Thorheit / da wir nicht solten eins mals vnd auff ein stutz also hereyn plumpen vnd pletschen / daß es auch ein rechter gebohrner Narr mercken könte. Ab diser rede erschracken die andern Lalen alle nit anderst / als der sie an Hals ge schlagen hette / vnd erstummeten wie die blinden Götzen / die jr Lebenlang keinen Dägen wetzen. Sie sahen aber auch einandern an / vnd schämeten sich je einer vor dem andern (so er nit hinder jme gesessen) wegen solchen grossen Vnverstands vnd gar zu groben Narrey. Darumb fiengen sie an einhelliglich / der Vmbfrag vngewartet / zu allen orten deß Rhathauses Mauren durchzubrechen: vnd war kein Lale vnter allen Lalen / der da nit hette wöllen ein eygen Loch (wie diß tags die Schilt in den Stamm büchern vnd Glaßfenstern) haben / von dem er könte sagen: Diß ist mein Loch / vnd ist [52] mir ein fein Loch / vnd ein gut Loch / vnd wers nit glaubt der küß mirs Loch / so findt er doch / das jn frewet noch. Oh wie ein schweres Joch / vil herter als ein Ploch: verzeyhe mir die Kellerin vnd der Koch / so es gar zu räß gesaltzen /vnd deßhalb weniger geschmaltzen ist. Also ward das Rhathauß volnführet / biß auff das Eyngebäw / von welchem auffs bäldest Zeyttung zuvernemmen.

13. Kapitel

[13. Kapitel]
Wie die Lalen in jrer Rhatstuben das Eyngeweid gemacht / vnd deß Stuben Ofens
vergessen haben.

Nach dem die Lalen deß grossen Lastes der Fenstern halb abkommen / vnd nun ein jeder sein eygen fein gut Loch hette / fiengen sie an das Eyngeweid deß Hauses zumachen / vnd die Gemach zu vnterschlagen. Vnter andern Gemachen machten sie sonderlich trey Stuben / die Witzstuben / Schwitzstuben / vnd Bedenckstuben: welche zuvor derst musten außgemacht sein / damit die Lalen / wann sie von wichtigen sachen rhatschlagen solten / nicht gehindert noch gesaumet wurden. Ward also (wie sie vermeinten) dz gantze treyeckte Rhathauß / auffs fürderlichste außgemacht / vnd nachmaln in aller Narren Ehre eyngeweyhet.

Als sie aber folgends / da es kalt worden / einen Rhatstag haben / vnd Gericht halten wolten (darzu dann jnen der Kühirt mit seinem Horn die losung gegeben) vnd jeder (dann es also angesehen worden /damit der gmeine Nutz [53] nicht beschwert wurde) ein scheyt Holtz / die stuben zuwermen / mit sich gebracht hette: siehe zu / da hatten sie deß Ofens vergessen / auch nit raum gelassen / da man einen hinsetzen könte. Ab solchem handel erschracken sie abermaln bey sich selbest hefftig / mehr dann vber alle massen gantz grausam sehr / vnd sprachen vnter sich selberst zu sich selberst: Nun sollen wir ellende Eselsköpffe keinen fortgang noch glück zu vnserm newen Bauw haben. Wa setzen wir nun jetzunder den ofen hin? Nun stehen wir hie / als ob vns in die Hände geschmissen were: wa sollen wir abermaln mit dem Ofen hin?

Also theten sie den handel in bedencken ziehen vnd erwegen / vnd fielen mancherley meynungen. Etliche vermeinten / man solte jhn hinder die Thur setzen / da er am aller wenigsten jrren wurde. Aber solches wolt den andern nicht gefallen: dieweil der Schultheß müste hinderm Ofen seinen Sitz haben / welches spöttlich were / so er hinder der Thüren sässe. Zuletzt / nach dem sie die sache lang hin vnd her gewogen /vnd alle örter besehen vnd bedacht hetten / rhiet endlich einer / man solte den Ofen fürs Fenster hinauß setzen / vnnd jhn lassen zur Stuben hineyn gucken: mit dem anhang / daß zun zeiten / wanns noht wurde sein / er in abzellung der Stimmen auch könte mitgezellet werden. Dann / rede er schon nichts zun sachen / so seye er doch auch nicht darwider. Vnd ob es schon nicht könte anderst sein / als daß der Schultheß der neheste beym Ofen sein müste / damit jhme sein Weyßheit nicht erfriere / so solle man jhme den nehesten ort darbey eyngeben. Diesem Rhat ward von allen Bäncken her eynhelliglichen beyfall gethan.

Doch sagt ein alter Abermann vnter jhnen / welcher lenger Narr gewesen als die andern / auß lauterer witz / deren er so voll gestecket / wie ein Esel vol Fürtzen: Aber (sprach [54] er) ich wil der Stegen geschweigen /welche aber vnkomlich werde zum Ofen zumachen sein: aber diß gange hin: aber die Hitze / welche aber sonst in die Stuben gehört / wirdt aber alle zum Ofen außgehn / da sie aber sonst solte in die Stuben gehn /vnd aber also zu nutze kommen: welchs aber besser were / als so sie aber verlohren wurde.

Du gehest in die Aberwitz / wie man spricht (sagt ein anderer zum Abernarrn hierauff) eben als gähe /wie man spricht / die Hitz / welche wie man sprechen möchte in der Kuchen zum Ofenloch außschlegt /auch in die Stuben / möcht man sprechen. Du meinst wol ja / möcht man sprechen / ich aber meine neyn /wie man spricht / nit in die Stuben / sonder neben hin / als man sprechen möchte. Damit aber / wie man spricht / nichts zu vnnutz abgehe / wie man spricht /vnnd du deßhalben ohne sorge seyest / als man spricht / so hab ich daheymen ein altes Hasengarn / wie man sprechen möcht / dz wil ich der gantzen Gmein zum besten geben / wie man spricht / meiner darbey zugedencken / wie man spricht: das wöllen wir für das Ofenthürlin hencken / wie man spricht / die Hitz in dem Ofen zubehalten / wie man spricht. Haben wir vns also diß orts / als wie man spricht / nichts arges zubesorgen: sonder gelt mein lieber Lale / wie man spricht / wir wollen darbey dapffer sieden vnnd braten / als man spricht / vnnd die Epffel in der Kacheln vmbkehren / wie man sprechen möchte.

Für solchen wol beschlagenen Rhat / ward der Lale hoch gepriesen / vnd für sein Freygebigkeit jhme höchlich gedancket / mit anerbietung alles guten. Es ward auch jme / vnd allen seinen nachkommenden Lalen / der neheste Sitz hinderm Ofen bey der Apffelkacheln vergunnet. Also warde zuletzt der gantze handel beschlossen / der Ofen gemacht / also das Rhathauß vollendet / vnnd auffs newe [55] mit Narrn besetzt. Oh wie hab ich so vbel geförchtet / man nemme mich auch dareyn / vnd gebe mir ein Narrn Ampt: dann jederman sagt / ich seye nicht verterbt zu solchem Ehrndienst.

14. Kapitel

[14. Kapitel]
Wie die Lalen einen Acker mit Saltz gesäet / daß es wachsen solte / vnd was sich damit
zugetragen habe.

Wie nun das Rhathauß vorgehörter massen volnführt / vnnd mit Narrn besetzet ward / fiengen die Lalen an alle tag zusamen zukommen / vnnd sich zubekümmern vnd zuzermartern / vber die sachen zum gemeinen Nutz vnnd Regiment gehörig: dessen sie sich dann mit allgantzjmmereyferigstemüglichsten ernst annamen / jnmassen sie zuthun schuldig vnnd verpflichtet waren. Nun hat jhr E.W. witz sie auff ein zeit dahin getrieben / daß sie an die Prouiand gedachten / vnd rhat hielten / wie man einen Vorrhat möchte hinderlegen / dessen man sich zu fürfallender Thewrung zugebrauchen hette / damit man nicht müste bey den Wucherern vnd Kornwürmen zu Gnaden kommen. Welches sie dann gar weißlich bedacht. Dann es steht ja einer hoch verständigen Oberkeit zu / mit solchem Vorrhat versehen zusein / den Vnterthanen / so mangel eynfiele / zuhelffen / vnd den Wucherern / die den Armen / so ohne das betrengt vnd genötiget gnug / nicht anderst als die Zecken auch das Blut auß dem Leyb / ja das Marg auß den Beynen saugen / jhre vnzimliche vnredliche Gewerbe abzustricken.

Sonderlich aber ward vom Saltz / (dessen feiler kauff jhnen [56] wegen schwebender Kriegsleuffen abgestrickt war deßhalben sie solches or[t]s grossen mangel litten) geredt: wie man doch die sachen so weit bringen könte / daß sie auch eygen Saltz hetten /dieweil sie ja des Saltzes eben so wenig manglen könten in der Kuchen / als des Mistes auff dem Acker. Solcher handel ward nu der lenge nach / nach eines jeden gut beduncken / erwegen / vnd das in viel wege: dann es wurden allerley Mittel / die man zuhanden nemmen vnd brauchen möchte / fürgebracht / vnd nach jr E.W. bedacht. Endlich wurden sie rhates /vnnd beschlossen eynhelliglich: Sintemal kund vnd offenbar / daß der Zukker / welcher dem Saltz nicht vnänlich / auch wachse / so müsse ja folgen / daß dz Saltz gleicher massen auff dem Feld herfür wachse: welchs dann darauß abzunemmen / dieweil das Saltz auch Körnlin habe / also daß man sage / Ein Körnlin Saltz / etc. Demnach auch kund vnd offenbar / daß andre sachen wachsen / als Kälber so man Käß setzet / vnd Hüner wann man Eyer in Boden stecket: So seye auff diß mal bessers nicht / als daß man ein grosses stuck Feldes / so der Gemeinde zustendig /vmbbrechen vnd bawen solte / vnnd als dann das Saltz (welches sie so nötig haben musten / daß sie viel eher der Narren entrhaten / als des Saltzes manglen können) in Gottes Namen dareyn säen / so hetten sie auch eygen Saltz / vnd dörfften nicht andern darumb nachlauffen vnnd zufüssen fallen.

Das ward nun erstgemeldter massen an die hand genommen / das gemeine Werck bestellet / der Acker gepflüget / vnd in Gottes Namen / wie jhr E.W. erkennt / mit Saltz besäet: bester hoffnung / es wurde jhnen reichlich lohnen / vnd Gott zu jhrer Arbeit auch den Segen vberflüssig geben: vorauß dieweil sie es in seinem Namen gesäet hetten. Sie trösteten sich auch dessen / daß ob sie schon etwas Gewinns darvon hetten / so seye doch solcher Gewinn / als ein Erdwucher / nit schandlich / sonder von Gott gegeben vnd gesegnet / vnd von meniglichem gebillichet. In solchem vertrawen [57] / haben sie auch deste fleissiger sorg zum selbigen Acker getragen / vnd zu allen vier ecken (dann er nit treyecket gwesen wie dz Rhathauß) Hüter oder Bannwarten gesetzt / jeden mit einem langen Vogelrhor in der Hand / die Vogel / wann sie das gesäete Saltz wie andre Samen vielleicht wolten aufflecken / darab zuschiessen.

Es stunde nicht lang an / der Acker fieng an auffs aller schönste zugrünen: ab welchem die Lalen vnsägliche Frewde gewunnen / vermeinten die sach wer jhnen ein mal gerhaten: giengen alle tag hinauß /zubesehen wie das Saltz wuchse / vnd beredten sich selberst / sie hören es wachsen / wie jener das Graß. Vnnd je mehr es wuchse / je mehr wuchse auch in jhnen die Hoffnung: vnd es war keiner vnter jhnen allen / welcher nicht schon albereit in seinem Sinn einen gantzen Sester Saltz gefressen hette.

Zu mehrer versicherung vnd besserer verwahrung jhres Saltzfeldes / welches sie gern grösser genommen hetten / setzen sie / in betrachtung daß nicht nur allein die Vögel / sonder auch andre Thiere / dem Samen möchten schaden zufügen / zu den vorigen Hütern noch einen andern Bannwarten / zuverhüten / daß nicht etwan das ander Viehe / als Roß / Kühe / Schaffe / vnnd sonderlich die leydigen Geyssen / welche dem Saltz ohne das sonst gefehr / vnnd es für jhren Käse gemeinlich brauchen / dareyn lüffen. Damit nun das herwachsende Saltz nicht zertretten wurde / oder sonst abgeetzet / befahlen sie jhrem Bannwarten erstgemeldt / wann etwan ein Kuhe / Pferd / Geyß oder Schaff / auff den Acker käme / so solte er sie /wa jhme müglich / darab stossen / treiben / jagen /schlagen / puffen / klepffen / zwicken / scheuchen /wie er nur jmmer köndte / welches er gantz getrewlich zuleisten versprach / als er auch gethan hat / jnmassen zuvernemmen.

[58]

15. Kapitel

[15. Kapitel]
Wie etliches Viehe auff den Saltz Acker kommen /vnd wie der Bannwart selbiges darab
getrieben habe.

Ich weiß bey S. Velten nicht / wie es der lose Tropff der Bannwart vbersehen / daß vil frembdes vnvernünfftigen Viehes auff den so wol gebaweten vnnd besäeten Saltz Acker kommen / denselben sehr geschendet / vnd so heßlich zertretten hat / daß es schad war beydes vmb dz herrliche Saltz / so daselbsten versäet worden / vnnd vmb das / so noch hette sollen wachsen. Der Bannwart der lose Tropff / wuste wol / was jme des Ackers halben aufferlegt vnd befohlen war / vnd wie hoch er selbigem nachzukommen verheissen hette / ersahe den schaden / vnd förchtet doch der lose Tropff / weil ohne diß das Viehe nur zu vil schaden gethan hette / solte er sie noch erst darzu darauß treiben / so wurde er der lose Tropff das herwachsende Saltz noch mehr beschedigen vnd verwüsten.

[59] Darumb gieng er in grossem vnmuht / zum theil von wegen der gefahr so jhme darauff stunde / zum theil wegen des verterblichen augenscheynlichen wachsenden schadens / heimet zu gen Laleburg / zeigt solches dem Schulthessen vnd der gantzen E.W. an: dieselben wusten eben so wenig / wie den sachen zurhaten vnnd zuhelffen were. Brachten derowegen den handel also für / daß sie vmbfragten: Wie man jhm thun solte / damit nur dem Saltz nicht mehr schadens geschehe / vnnd dennoch der Bannwart / welcher in so gefahrlicher sache für sich selberst nichts thun wöllen / damit er sich nicht jrgend noch ferner vergriffe / das lose Viehe darauß triebe? Dann die mit den Vogelrhoren dorfften nicht wehren / dieweil es nicht Vögel /sonder ander Viehe / darvon jnen nichts befohlen war / gewesen.

Als nun diser schwere handel also lang hin vnd her gewannet / vnd vberzwerch / hindersich / fürsich / obsich / nidsich / in die breitte / in die lenge vnnd schmäle / auch krumbs vnd grades / ebens vnd vnebens / darinn erwegen worden / vnd man sich so lang hierüber zurrhaten hette / daß jr E.W. die Köpffe darüber schier zurbrochen weren / warde zuletzt von jnen befunden / vnd eynhelliglich beschlossen vnd außgesprochen: Es solten jrer vier von dem E. Gericht / ab welchen die Thiere sich vielleicht mehr als ab schlechten Leuten schewen wurden / den Bannwarten auff ein Hurt setzen / jhm ein lange Rhuten oder Gerten in die Hand geben / vnd jhn zu dem leidigen losen Viehe in dem Saltz Acker herumb tragen / biß er es hette herauß getrieben: er aber der Bannwart solte nicht auff den Acker gehen / damit durch jhn kein schaden / welchen abzuwenden er geschworen / geschehe. Solcher gnedigen Vrtheil war der Banwart wol zufrieden / liesse sich auff der Hurt nicht anderst als der Papst zu Rom / gegen welchem er sich dißmals [60] wenig minder schetzet / herumb tragen / biß er das lose leidige Viehe ab dem Saltz Acker getrieben. Wann ich were Bannwart gewesen / so hette ich mögen leiden / daß es durchs gantze jar alle tag auffs wenigste nur zwey mal geschehen were.

Also geschahe dem herwachsenden Saltz von den Vieren / so den Bannwarten getragen / kein schaden: dann sie waren des E.W. Gerichts / vnd wusten mit jhren Trackenfüssen so subtil hereyn zugehn / daß durch sie / demnach jnen der gemeine Nutz viel höher angelegen / kein schaden geschahe.

16. Kapitel

[16. Kapitel]
Wie das Lalesaltz gewachsen vnd zeitig worden /vnnd es die Lalen nicht abschneiden konten.

Das Saltzkraut (wie es die Lalen darfür hielten) wuchse daher blühet vnd zeitiget nit anderst / als ob es Vnkraut gewesen were / von welchem man sagt: Daß eher ein Regen darauff falle / ehe es vertärbe. In dessen begabe sichs / daß einer von der Gemein de durch die notturfft / welche den Bawrn die Nestel aufflöset /getrieben / auß eyngebung der vorigen Weyßheit /welche nicht so leichtlich zu demmen vnd zuerstecken gewesen / sonder allzeit wie ein alter Weydenbaum /so er abgestümmelt wirdt / außgeschlagen / vnd sich erzeiget hat / gedachte / es were jmmer schad / daß ein solcher Schatz / welchen er bey sich getragen /solte verlohren werden / vnd niemand zu nutze kommen. Darumb wölle er jhn viel mehr auff den Saltz Acker tragen / so komme er der gantzen Gemeynde zum besten [61] vnnd zu nutz / jedem der jhn brauchen wölte vngewehret. Welches er dann gethan / entweders guter meinung / dieweil er begeret / mit solchem seinem Kleynot den gemeinen Nutz / so vil als an jhme gelegen / jnmassen jeder thun soll / zufürdern /vnd damit nichts verlohren werde / auch das geringste Bißlin auffzuheben: oder aber etwas Danckes darfür zuempfahen vermeinet / wie der vorige Lale mit dem Hasengarn / so er der gantzen Gemeinde verehret /vnnd deßhalben / wie alt vnnd zurissen es auch gewesen / grossen Danck erlanget: in dem sie / als weise verständige Leute / so von jhrer Weißheit einen zimlichen particul hindersich behalten hetten / des Gebers Willen / Hertz vnd Gemühte / vil mehr / als die Gaabe angesehen.

Darumb eylet dieser fromme Lale behend / eylends vnd geschwind / one verzug / als fluge er darvon /auff den Acker / vnd war jhm tausent mal angst / ehe er dahin kam. Dann er besorget jmmer / er müste des gemeinen Nutzes Eynkommen fallen lassen / ehe er es dahin lieffern könte / wahin er es verordnet hette. Doch verbiß er eß so hart / daß er nichts verzettelt /biß er auff den Acker kam: da er dann nider hocket /vnd einen Marchsteyn setzet / wie die Bawren zuthun pflegen: vorauß wann die Kirschen / wie zu derselbigen zeit / wol gerhaten sind.

Als er nun sein sächlin eben gut gemacht hette /also daß er vermeint sein bestes gethan / vnd nichts dahinden gelassen / erwischet er / von vngefehr ein Hand voll des Saltzkrautes (gedenckend / der Nutz /so von jhme dahin kommen / vbertreffe den Schaden weit) dem Cuntzen Vnflat zum hindern Sternen dz Maul zuwischen / vnd die Nasen / in deren er ein lange Schrammen gehabt / außzubutzen. Aber dasselbe Kraut war so räß / in des Bauren Gsäß / es war auch so hitzig / dieweil er nicht gar witzig / daß es jhn solcher massen / in dem er das Maul zuweit auffgethan [62] / auff die Zungen brent / daß er / als ob er recht töricht were / auff vnd ab lieffe / vnd mit vollhälsiger Stimme schrye: Es ist Leckerwerck / Leckerwerck ist eß.

Doch besinnet er sich eines bessern / vnd gedachte / das Saltzkraut were vielleicht also räß / daß es jhn /nicht anderst als das Senffkraut / hette in die Augen gebissen / wölte deßnhalben der Gemeynde das Bottenbrot angewinnen. Darumb laufft er gantz eylends /damit jhm nicht jemand das Bottenbrot absteche /dem Flecken Laleburg (dann nach dem [die] Lalen angefangen Narrn zusein / wolten sie jhr Dorff nicht mehr ein Dorff heissen lassen / vnd warffen den / so es ein Dorff genennet / inn Brunnen / so er sich nicht wolte in die Fläschen lassen stossen) zu / an die grosse Glocken stürmend / damit alle Lalen zusamen kämen / vnd die gute mähr vernämen. Da sie zusamen geroßlet waren / zeiget er jhnen gantz von Frewde zitterend an / mit vermahnung frölich vnd gutes muhtes zusein / wie das Saltz schon albereit so räß were / daß es jhn auff die Zungen ins Loch gebissen habe / darauß dann abzunemmen / daß es wurde sehr gutes Saltz werden.

Hiemit beredt er die Lalen / daß sie alle zugleich mit einandern / vnd er mit jhnen / hinauß auff den Acker giengen / vnd / nach dem er wie er jme gethan an seiner rauhen Tafeln jhnen gezeiget / das jenige /so sie von jhme gesehen hetten / in aller Erbertet nachtheten: der Schultheiß vor allen andern / seine Geschwornen hernach / vnd nach jnen die andern / je nach dem einer ein kleinere oder grössere Scham hette. Vnd demnach sie alle gleichmässiges erfuhren /wurden sie sehr frohe / also daß jhrer keiner gewesen [63] /welcher nicht jetzund schon allbereit inn seinem Sinn ein mechtiger Saltzherr gewesen were.

Als aber die zeit nahe herbey kommen / daß man das auffgewachsene Saltz / damit es nicht abreisse /abschneyden / vnd eynsamlen solte / rüsteten sie sich alle / vnd bereitteten alles auffs beste vnd fleyssigste /was zu solchem vorhabenden wichtigen Werck notwendiglichen erfordert zu werden sie vermeinten. Etliche hatten sich mit Sicheln / das Saltz abzuschneyden / gfaßt gemachet: andere hatten Pferde vnd Wagen mit sich gebracht / selbiges als Hanff heym zuführen: etliche Pflegel aber hatten jre Flegel gerüst vnd hin gebracht / selbiges außzutröschen.

Wie sie aber hand anlegen / vnnd jhr gewachsen Saltz abschneyden wöllen / siehe / da war es also räß / herb vnd hitzig / daß es jhnen die Händ aller dingen verbrennet vnd verwüstet. So waren die Lalen auch nit so weit bedacht / dz sie hetten Hendschuch angezogen: dann sie vermeinten / dieweil es Summer vnd sehr heiß wer / wurde man jrer spotten / so sie sich deren gebrauchten. Etlich waren der meinung / man solte es abmäyen / wie das Graß: das widerrhieten andre / dieweil zubesorgen / der Samen möchte vielleicht abfallen. Andre meinten / es were wol gut / so man es mit einem Armbrust abschiessen könte: dieweil sie aber keine Schützen vnter jhnen gehabt / vnd sich besorgten / die Kunst käme auß / wa sie nach frembden schicken solten / bliebe solches auch vnterwegen. In summa summarum / die Lalen konten eben nicht fort kommen mit jhrem Saltz / vnd mustens auff dem Felde stehn lassen / biß das sie wie jhme zuthun bessern rhat fünden. Vnd haben sie zuvor wenig Saltz gehabt / so hatten sie jetzunder noch weniger: dann was sie nicht verbraucht / dz hatten sie versäyet: litten derowegen vbergrossen mangel an Saltz: [64] vorauß am Saltz der Weyßheit / welches bey jnen gantz dumm war worden.

Vnd hie hette sich wol bedörffen / daß etwan einer sie die Kunst gelehrt hette / wie sie solten den Schnee deß Winters hinderm Ofen dörren / vnd für Saltz gebrauchen. Welches dann auff ein zeit einer gethan /dem es doch / dieweil er dieselbige Kunst mißbrauchte / vbel außgeschlitzet / als vns die Newe Zeittungen auß der gantzen Welt / so noch nit außkommen / dessen berichten.

Was sage ich aber viel / der Lalen keiner konte wissen / die Vrsach / warumb jhr Saltz also scharff were / gedachten / dz Feld were vielleicht nicht recht gebawen gewesen / zuwenig oder zu viel / wöllen derowegen den sachen einander mal besser thun / vnd jhre Hobsewasioneß darüber halten vnd auffzeichnen. Ich zwar wuste wol / daß es brennende Nesseln weren gewesen / welche die Lalen vermeinten Saltzkraut zusein / dieweil sie also scharff gebrennet / wolt es jhnen doch nit sagen / sonder sie in jrer Thorheit lassen fürfahren: damit sie die Belohnung derselbigen empfiengen / so wol als etwan Ich vnd Du. Auch gedachte ich in meinem närrschen Kopff / es seye den Lalen eben zu muht / wie Mir vnd Dir / die wir nit wol leiden mögen / daß man vns vnsern Kolben zeige / vnnd vnsere mängel vnd fehler offenbare: oder daß ein Esel den andern Langohr nenne.

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17. Kapitel

[17. Kapitel]
Wie der König inn Vtopien den Laleburgern sein ankunfft zu jnen kund gethan / vnd sie in eyl
einen Schultheissen erwehlen.

Der Laleburgern erste Weyßheit war zwar weit vnnd breit durch die gantze Welt bekannt worden / also daß jedermann wußte darvon zusagen / doch geschahe solches inn langer zeit: aber das Geschrey von jrer Thorheit / deren sie sich angemasset / erschalle inn kurtzer zeit noch weitter / also daß bald niemand gewesen /der da nicht hette gewust / was sich bey jhnen zugetragen. Welches doch / so wir Menschen vns selberst recht erkennen / kein wunder gewesen. Dann dieweil wir alle zu Lalen worden sind / in dem wir die rechte Weyßheit verlohren haben / vnd das mutwilliger weise / so pflegen wir allzeit mehr der Narrey nachzufragen / vnnd der Thorheit nachzuforschen / als aber der Weyßheit. Also gieng es hie diß orts auch. Dann der Laleburgern Weyßheit ward in vil jaren bekant /da dargegen jr Thorheit durch die Welt erschallet /ehe sie kaum recht angefangen gwesen.

Wie nun der Keyser in Vtopien (welchem etliche nur eins Königs Titul geben) Reychs geschäfften halb in dieselbe gegne seines Reychs ankommen / ward jhme viel gesagt / von den Lalen zu Laleburg / vnd von jren seltzamen abenthewrlichen närrschen Bossen. Ab solchem handel verwundert sich der Keyser sehr / vnd das vmb so viel deste mehr / dieweil er sich zuvor auch jrer Weyßheit in wichtigen sachen gebraucht / vnd jhres Rhates gepflegt hette: begert derowegen / dieweil er ohne dz verziehen müssen / biß die Stände deß Reychs / so er beschrieben / versamlet weren / selberst zu jnen / in der that zuerkundigen /ob sich die sachen gentzlich also hielten / wie von jnen gesagt [66] ward / oder ob es ein nichtiges Geschrey /oder die sach sonst gefidert vnd verbessert seye: wie dann gemeinlich pflegt zugeschehen / jnmassen ein guter Gesell / so solches erfahren wöllen / wol befunden. Dann als er sein[em] Weyb von seinem Nachbawren doch mit dem geding daß sie es keinem Menschen sagen wölte / gesagt hette / er habe ein Ey gelegt: sagt sie es / ehe ein halbe stund vorüber gewesen / jhrer Gespielen / die jren gleicher massen still zuschweigen versprechen müssen / machet aber zwey Eyer darauß. Diese sagt es gleicher gstalten einer andern / so noch ein Ey darzu legt: vnd also gieng es fortan / biß daß er / ehe es Nacht worden / mehr als ein dotzet Eyer gelegt hette / da es doch anfenglich nur eins gewesen.

Vmb solcher vrsachen willen / fertigt der Keyser als bald seine Gesandten zu jnen ab / sie von seiner ankunfft zuverstendigen / damit sie sich wüßten drauff zu rüsten vnd gefaßt zumachen. Er ließ jnen auch darbey anzeigen vnnd vermelden (ohne zweyffel sie zu versuchen / vnd ob sie recht närrsch seyen zuerfahren) er wolle sie bey allen jren von altem hergebrachten Privilegien / Freyheiten vnd Gnaden / nit nur schirmen vnnd handhaben / sonder auch / wa es die Notdurfft also erfordern thete / noch ferner befreyen vnd begnaden / wann sie jhme auff sein rede / so er erstlich zu jhnen sprechen werde / könten also antworten / daß sein Gruß vnd jhr Antwort sich auff einandern rheyme. Darauff solten sie bedacht sein / vnd jhme / wann er käme / halb geritten vnd halb gegangen entgegen kommen / wann sie jhn empfahen wölten.

Den armen Lalen warde mit solcher Bottschafft der Angster [67] inn Busen geschoben (welchen sie lieber beym Wiert sonst außgeleppelt hetten) also dz sie nit anderst erschracken / als ein mauwende Katz vor dem Kürschner / oder ein arme mäckelnde Geyß vor einem schneyder / so sie sich vnuersehener dingen vor jhme befindet. Dann ob sie schon Bawrsleute waren / welche gemeinlich für simpele / schlechte eynfaltige Leute gehalten werden / so beförchteten sie sich dennoch / daß nicht etwan der Keyser (als welcher mit seinen Augen / ob sie schon nicht grösser als andrer Leuten Augen / vil weiter als andre siehet: wie dann die Herrn auch lange Hände haben / vnd einen vber vil Meyln weges beym Haar erwischen vnd greiffen können) jhr vnter sich angelegte Narrey mercken thete: dadurch sie dann mit nur in höchste Vngnad vnd Straffe fallen / sonder auch vielleicht möchten gezwungen werden / widerumb witzig vnd verstendig zuwerden / vnd es da anzufangen / wa sie es zuvor gelassen hetten.

Vnd zwar / sie hatten sich billich zubeförchten vnd zubesorgen. Dann es ja nit ein geringes / sich selberst zum Narren zumachen: sintemal hierdurch dem allgemeinen Nutz / welchem wir auch vnser Leben schuldig / so fern sich dasselbige erstrecken mag / das seine geraubet wirdt vnd entzogen. Man solte viel mehr der zeit erwarten / daß einer eintweders selberst ein Narr / oder durch andre zu einem Narrn gezimmert / abgemessen / gesäget / gehobelt / gebohret / genetzet vnd geschoren wirt. In welchem fall sich einer ohne forcht vnd schewen / auch ohne alles verweisen vnnd auffrupffen / einen Narrn mag schelten lassen: von jedem / vnd wer er schon ein so grosser oder höherer Narr als du bist.

In solchem schrecken obgemelt / suchten die arme Laleburger bey jrer E.W. alten hingelegten Weyßheitte rhat vnd hilffe: da sie dann also bald funden / wie den sachen zuthun were. Darumb ordneten sie alles so nötig / im Stall für die Pferde / [68] vnd in der Kuchen für jr E.W. vnd den Keyser / auffs fleissigste /damit nichts / nix vergessen würde / daß sie den Keyser auff das stattlichste in jhr Dorff empfahen möchten.

Demnach aber ein Herd Schweyn ohne Hirten eben so wenig anfangen kan / als ein gantzer Leyb ohne Haupt: vnnd sie eben damaln zu allem vnglück keinen Schultheissen gehabt / weil jnen der erste / so sie zum anfang jrer Thorheite gewehlet / M.O.R.O.S. (schaw zu daß du es nit seyest) genant / als jme die kunst vnd Weyßheit gar zu vil zuleid gethan / gar zum Narrn / vnd deßnhalben zu solchem Ampt vntaugelich worden war / sie aber nach jrem hohen Verstand wol erkennen vnd erachten konten / daß notwendiglichen sie einen müsten haben / auff welchen sie alle nit anderst sehen / als die lose Mucken auff einen geschornen Apffelschnitz: Also giengen sie zu rhat / vnd liessen herumb rhaten / welcher massen einer zuwehlen were / damit dennoch kein vnwill erregt wurde: wie sonst gemeinlich pfleget zugeschehen / wa man Aempter / sonderlich den Adel / außtheilet / daß jeder gern der erste vnnd vorderste were. Solchem vngemach / darauß gemeinlich nichts gutes erfolget / zubegegnen vnnd vorzukommen / ward abgerhaten vnd erkant: Sintemal man dem Keyser müsse auff sein erstes wort Rheymen weise antworten / so wolle das beste sein / dz diser Schultheiß werde / welcher auff folgen den tag den besten Rheymen wurde herfür bringen: darauff solten sie sich nun wol bedencken / vnd die Nacht vber drauff schlaffen. Also giengen die Lalen von einandern / vnd war keiner vnter allen / welcher nicht gedacht hette Schultheiß zuwerden: zerdisputierten vnd zerstudierten also die E.W. sich die gantze liebe lange Nacht / dz sie morgens kaum wüßten / wa jhnen der Kopff stünde.

Nun war der Schweynhirt / als welcher auch ein gut Gesell / eben auch vnter jhr E.W. zale gerechnet. Dieser / ob er [69] schon sonst Schultheiß gewesen / vnnd mit seinem Stab vnter die Schweyn geworffen (gedenckend / vnter sie ein rechte Ordnunge zubringen / oder seiner Herrn Amptman nit zusein) were er doch gern höher gestiegen / vnd hette gern sein Propstey vmb ein Abtey vertauschet: darumb studiert er auch auff vorgemeldten fürgelegten handel / vnd gieng mit schweren gedancken solcher massen vmb / daß er die gantze Nacht vber vnrhüwig gewesen / vnd in dem er hin vnd her getrollet / sein Weyb nicht nur ein mal in solchem ort entblößt / da ich nit gern hin blasen wölte. Auß welchem dann sie / als die in hinwerffung der alten Weyßheit etwas / so sonst were verlohrn worden / hindersich gelegt (wie dann dz Weyblich Gschlecht gemeinlich sparsam ist / vnd allzeit gern in der Kuchen sparen / damit sie nur zur zeit der Notdurfft ins Weynhauß haben) leichtlich vermerckt / daß jm etwas hartes vnd beschwerliches angelegen were /fragt jn derowegen: warumb er also vnrhüwig seye /das solte er jhren sagen / ob sie jhme vielleicht darinnen könte beholffen vnd berhaten sein. Aber er wolts jhren nit sagen / dieweil er vnzimlich zusein achtet /so er auß dem Rhat solt schwetzen. Sie lag aber jhme so hart an (wie dann die Weyber so wunderwitzig sind / daß sie gern alles wüsten / was allenthalben geredt vnd gehandelt wirdt) daß er / so er was Gutes von jhren haben wolte / es jhren nicht lenger dorffte verhalten / sonder wie die sachen beschaffen weren /vnnd wie er darauff vmbgienge daß er Schultheß würde / alles offenbarte: doch mit dem bescheid / daß sie niemand solte sagen / das er außm Rhat geschwetzt habe.

Da die Lalin solches gehört / were sie eben so gern Fraw Schultheissin gewesen / als jr Mann Schultheiß / fand derowegen bald / wie sie jme thun wölte. Ach mein lieber Mann / sprach sie / bekümmere dich mit disem handel nicht so sehr / vnd lasse dir nicht grawe Haar im Arm darumb wachsen. Was wilt du mir geben / so ich dich einen Rheymen lehre / [70] daß du Schultheiß wirst? Wann du das thust / sprach der Lale Sawhirt / vnd ich Schultheiß wird / so wil ich dir einen schönen newen Beltz kauffen. Die Fraw / so in jhrem sinne schon allbereit Fraw Schultheissin gwesen / war der sach wol zu frieden / fieng derowegen an jme dise Rheymen fürzusprechen.


Jhr liebe Herrn / ich tritt hereyn /
Mein Haußfraw heisset Katharin /
Sie hat ein Maul wüst als ein Schweyn /
Vnd trinckt gern guten kühlen Weyn.

Diesen Rheymen sprach sie jm neun vnd neuntzig mal für / vnd er noch so offt jren nach / biß er endlich vermeint / er hette jn gar gefressen vnd verschluckt: käwet jn derowegen die gantze Nacht / wie jener Bäwrin sohn seinen Stolprion / biß dz es tag wurde /dessen er kaum erwarten konte / also groß schwanger gieng er mit einem Schultheissen. Deßgleichen geschahe auch den andern Lalen. Dann sie bekamen alle grössere Köpffe / vnd war jhrer keiner / so nit die gantze Nacht were Schultheiß gewesen.

Als nun der angesetzte tag erschienen / an welchem jhr E.W. zusamen kommen / vnd zu der Wahl eines Schultheissen schreitten vnd greiffen solten: da solt einer wunder vber alle wunder gehört haben / was zierlicher / vnd wie viel wolgeschlossener vnd volgestossener Rheymen von jnen damaln fürgebracht wurden: also daß sichs wol höchlich zuverwundern gewesen / waher doch jhnen solche Kunst hergeflogen seye: wa sie die nit vielleicht bey jrer alten hingelegten Weyßheit wider gesucht / vnd herfür gelanget haben. Vnd es ist jmmer schad / daß die gemeldte Rheymen nit alle auffgefangen / vnd in die Federn verfasset worden: müssen vns aber dieser nachfolgenden / so noch vorhanden / trösten vnd behelffen.

[71] Der Vierdte (dann der andern Rheymen sind verlohren) trate hineyn / vnd rheymet nach gethaner reuerentz also:


Ich bin ein rechtgeschaffner Bawr /
Vnd lähne mein Spieß an die Wand.

Oho / sprach der Fünffte / kanstu es nit besser / so bleibstu wol draussen wie pletz. Laß mich Schultheiß werden. Vide.


Ich heisse Meyster Hildebrand /
Vnd lähn mein spieß wol an die Mawr.

Ey ja (sprach der Siebende / dann der Sechste mangelt im Rhotwelschen Exemplar) du müstest eben Schultheiß sein. Wie were jm wann ichs besser mächte /vnd dich abstäche? Audi:


Ich bin genannt der Hänslin Stoltz /
Vnd führ ein Wagen mit Scheytter.

Wie wer diser / sagt der Achte / so gern Schultheß /wann ers nur werden könte. Aber ists müglich / daß ichs werden kan / so soll es jenem nit werden. Audi conueni:


Man sagt ich hab ein letzen Kopff /
Vnd sey ein arger loser Schelm.
So bald were ich nicht Schultheiß / sprach der Zehende: aber lasset hören was ich könne:
Mit Namen heiß ich Hänslin Beck /
Dort steht mein Hauß an jenem ort.

[72] Du müstests grad werden / sagt der Elffte: ja hindersich tragen wir Bawrn die Spiesse. Wie aber wenn ichs wurde?


Was soll ich viel rheymen oder sagen /
Ehe ich hab einen vollen Hals.
Noch hat mirs keiner vorgethan / sprach der Treyzehende: mercket auff was ich wil sagen:
Wer nicht wol kan rheymen vnd rencken /
Den solt man an den Galgen knüpffen.

Nebensich mit allen disen Rheymen / nebensich /sprach der Vierzehende. Ich wolte daß es ein guten Käß gelten solte / wa ich nicht Schultheß wirdt: wer wil wetten?


Jhr Herrn ich möcht gern Schulthes sein.
Drumb bin ich zu euch kommen hieher.

Viel andre Rheymen wurden da fürgebracht / welche doch in dem Original / so von Würmen vnd Buchschaben gar verfressen / nicht zulesen gewesen. So vil aber ist jhme / daß weil sich diese bißher gemeldte /vnnd noch andre viel mehr / erstgedachter massen hören vnd vernemmen liessen / in dessen der arme Säwhirt in höchsten ängsten nicht weit darvon stunde jmmer förchtend / daß nicht etwan ein andrer seinen Rheymen herfür brächte / dardurch Schultheiß wurde /und jhn hiemit verkürtzte. Vnnd so offt der andern einer nur ein eintziges Wörtlein sagte / welches er in seinem Rheymen (welchen er biß dahin wol tausent mal repetiert vnnd widerholet) auch gehabt / erschrack er solcher massen / daß jhme das Hertz hette mögen biß in die Hosen entfallen. Da nun die ehre oder die ordnung auch an jhn kam / daß er rheymen solte / stund er herfür / vnnd sprach:


[73]
Jhr liebe Herrn / ich tritt hieher /
Mein Haußfraw die heist Katharin /
Sie hat ein Goschen wie ein Saw /
Vnd trinckt gern guten Külen Most.

Diß lautet etwas / das möchts geben vnd was außrichten / sprachen die Rhatsherrn. Da nun die vmbfrag gethan worden / fiel die Vrtheil auff den Säwhirten / der ward eynhelliglichen zum Schultheissen erwehlet vnnd angenommen. Dann sie hieltens gäntzlich darfür / er wurde dem Keyser wol können rheymenweis antworten / vnd gute Gesellschafft leisten. Zu dem / so seye er ein Handwercks Mann / da sonst die andern alle Bauren weren. Also nam dieser Lale Säwhirt solche Ehre gern an / dann er lange zeit darmit schwanger gegangen / vnd erfuhr in der that selberst / wie weit Glück vnd Vnglück von einandern weren: namlich nur so weit / als Tag vnd Nacht. Dann welcher die vergangne Nacht ein Säwhirt gewesen / warde jetzunder ein gewaltiger Schultheß Lale zu Laleburg.

18. Kapitel

[18. Kapitel]
Wie der Schultheyß zu Laleburg ins Bad gieng / vnd was sich mit jhme zutruge.

Die Ehr vnd Würde des Schultheissen Ampts thete dem Säwhirten so wol / daß er sich stets damit kützelt / vnd wol zehen mal in einer stund zu seiner Frawen sagt: Geld Fraw / es ist mir ein mal gerhaten. Nu gedachte er wol / er müste notwendiglichen den Säwschweyß / staub vnd vnflat / abweschen: vnd weil er einen newen Stand an sich genommen / vermeint er / jhm wolle gepühren vnd gezimmen / sich mit geberden / reden / kleydung vnd anderm / in handel zuschicken. [74] Darauff wolt er also bald am Sambstag in die Statt ins Bad gehn / vnd als jhme vnterwegen ein andrer Lale / welcher vor etlichen jaren der Säw mit jhme gehütet / begegnet / vnwissend daß es der Schultheyß were / jhn deßhalben als einen alten Säwhirten vnnd guten Geselln dautzet / sagt der Schultheiß zu jm: Du solt Vns jetzunder nicht mehr dautzen / dann Wir sind nimmer der Wir zuvor waren / Wir sind jetzunder vnser Herr der Schultheiß Lale zu Laleburg. Botz tausent Teufel / sagt der ander Lale / das hab ich nicht gewust / mein Herr Schultheß /verzeihet mir / glück zu in ewerm Regiment gegen E.W. Vnterthanen. Danck hab / sagt mein Herr der Schultheß: es ist ein vngezogen Volck vmb die Lalen zu Laleburg. Die andern Schultheissen / vnsere Vorfahrn am ehrn Regiment / haben sie lassen machen was sie nur jmmer gewölt / dadurch viel Vnordnungen eyngeschlichen / die müssen wir jetzunder wenden / mit so grosser mühe vnd arbeit / daß wir nit schlaffen können / vnd vns der Kopff darüber zurbricht. Aber wir wollen ein Ordnung vnter sie bringen (wie jener Bettelvogt vnter die Hünde) oder nicht jhr Amptmann sein.

Also zog mein Herr Schultheyß Lale fort / vnd kam in das Bad: Daselbsten stellet er sich gar witzig /sasse in sehr schweren tieffen gedancken / zellet vnterweiln seine Finger ab / redet mit sich selberst /vnd sonst mit niemand: also dz sich die / so jn zuvor gekennt / vber solche gähe Veränderung verwunderten / vermeinten er were vielleicht Melancolisch / wusten aber nit / daß er Schultheß were / vnd jhme die Ehre also wehe thete. In dessen fragt er einen / so zunechst bey jhme gesessen / ob dieses der Banck seye / auff welchem die Herrn pflegen zusitzen? Jhm ward geantwort / Ja. Wie hab ichs dann so fein getroffen / sagt der Schultheiß: Ich glaube gentzlich / der Banck habe mirs angeschmeckt / daß ich zu Laleburg Schultheiß seye.

[75] Wie er nun lang also sitzet / vnd tapffer schwitzet /so kompt der Bader (etliche Exemplaria haben / die Baderin) zu jhm / vnd sagt: Guter Freund / habt jr den Kopff gewaschen / vnd euch reiben vnd kratzen lassen / so sagt es: ist es dann nit geschehen / so wil ich Laugen herlangen / vnnd euch außreiben. Der Schultheß /so in tieffen gedancken geschwitzet / antwortet: Lieber Bader / ich weiß warlich nit eygentlich / ob ich gezwagen hab vnd gerieben bin / oder nicht. Dann vnser einer hat so vil zusinnen / zugedencken vnd zutrachten / damit der gemeine Nutz nit jrgend schaden leide / vnd Gericht vnd Recht gehandhabet vnd gefürdert werde / dz wir solcher schlechten sachen nit warnemmen: vnd sonderlich ich / der ich dahin sinnen vnd trachten soll vnd muß / wie ich dem Keyser Rheymenweis antworte. Dann verstehe mich recht /ich bin der Schultheiß Lale von Laleburg. Ab solcher seiner rede / so doch sein bitterer ernst gewesen / fiengen alle die im Bade waren an wie die andern Narrn zulachen: liessen jhn doch bey seinen Ehrn bleiben /vnd noch eins darauff schwitzen.

19. Kapitel

[19. Kapitel]
Wie der Schultheiß Lale seiner Schultheissin einen newen Beltz kramet / vnnd was jhm damit widerfahren seye.

Vnser gnedige Fraw die Schultheissin / vergasse nit jren verheissenen Beltz offt zufordern. Welches dann nichts vnbilliches gewesen / in betrachtung / daß wa sie nicht gewesen / er noch viel jar lang hette der Säwen hüten müssen: wie sie dann auch eben so lang hette müssen Säwhirtin bleiben. [76] So wolte sichs gepühren in all wege / daß er / als welcher fürohin die Gerechtigkeit fürdern sollen / sein Verheissen halten /vnd seiner Frawen das / so jhren von Rechts wegen gepührt / widerfahren lassen.

Deßhalben als mein Herr der Schultheiß bald nach antrettung seines Dienstes / wider ein mal / nach dem er schon im Bad gewesen / wichtiger geschefften halb in die Statt wolt gehn / vergasse mein Fraw die Schultheissin (wie vorgemelt) nicht / jhn fleissig an den Beltz zumahnen / dieweil er jhren denselben verheissen hette zukramen / so sie jhm hülffe daß er Schultheiß wurde / inmassen sie gethan. Auß welchem dann zusehen / daß es viel besser seye / den Weybern zukramen / damit man jhres gutzelns vnnd bettelns ledig werde: als jhnen etwas verheissen. Dann sie haben ein sehr gu gu gute Gedächtnuß: wie jener Lale / welcher begeret Schreyber zu werden / konte doch weder schreyben noch lesen / sonder sagt / er hette ein sehr gutes Marmorium oder Gedächtnuß. Aber verzeihet mir jhr liebe Lalen / ich hab den Hu hu husten / vnd fahret im lesen fort.

Ehe der Schultheiß gar in die Stat kam / fraget er also bald vnterm Thor den Thorwarten / wa eines Kürßners Hauß seye? Der Thorwart weiset jhn. Mein Herr der Schultheiß fragt weiter: Ob es der seye / bey welchem die Schultheissen jhren Frawen newe Beltze kauffen: dann er seye Schultheiß zu Laleburg worden / erst gestern. Da vermercket erst der Thorwechter /daß er etwas zu viel oder zu wenig gebachen / vnd in dem er durch ein Mülen geloffen vielleicht mit dem Sack geschlagen were: gedacht derowegen er wurde gut sein / nach der Holtzschär / wie man sagt /vmbzujagen. Darumb weiset er jhn an das eusserste ende der Statt / zu einem Kübler / so ein rechter [77] Fatzmann gewesen / bey demselben solt er nach Schultheiß Beltzen fragen.

Der gute Schultheiß gieng in aller Erbertet / dahin er gewiesen worden / fragt bey dem Kübler nach Schultheiß Beltzen / er seye der Schultheiß Lale von Laleburg. Der Kübler mercket bald was die Kreyden gelte / sagt deßhalben zu jhm: es seye jhme sehr leid /daß er jhr E.W. nicht fürdern vnnd wie er gern wölte versehen könne / dann er eben den tag zuvor / so ein Marckt tag gewesen / alle die er gehabt hinweg gegeben. Damit aber jhme geholffen wurde / weiset er jhne in ein andre Vorstat / zu einem Wagner / daselbsten verhoffe er werde er Beltz finden nach seinem begeren.

Mein Herr der Schultheiß Lale kam zum Wagner /fragt ob er kein Beltz hette / er were der Schultheiß von Laleburg. Der Wagner / so auch ein Spottvogel /weiset jn zu einem Schreyner: der Schreyner / zu einem Sporer: der Sporer / zu einem Sattler: der Satler / zu einem Organisten: der Organist / zu einem Staudenten: der Staudent / zu einem Stubenkautzen: der Stubenkautz / zu einem Buchbinder: der Buchbinder /zu einem Fischer: der Fischer / zu einer alten Vettel: die alte Vettel / zu den Truckergselln / da er recht empfangen worden: die Truckergselln / zum Buchführer / vor welchs Laden offt mancher Lale zufinden: der Buchführer / zu einem Leckzeltner / da finde er sie / dz ers fressen möchte / wie ers nur haben wölte.

Als mein Herr der Lale Schultheiß auch daselbsten nach Beltzen gefragt hette / antwort jhme der Lebküchler: Er habe zwar dißmals keine: wann er aber wolle ein kleine zeit geduld haben / wölle er jhm von Lebkuchen einen anmessen / anschneyden vnd bachen / den könne er / wann er [78] seinem Weib nicht gefiele /mit jhren fressen / alle morgen ein mümpffelin darvon. Dessn bedancket sich der Herr Schultheiß auffs höchste: sagt doch / er were nun so lang nach dem Beltz herumb gelauffen / daß er zuwarten nicht zeit gnug habe / er müsse wider heymb zu / sein Ampt zuverrichten / dann er seye Schultheiß zu Laleburg. Der Leckzeltner / so etwz frummer gewesen als die obgemeldten / vnnd gedacht der Herr Schultheiß were lang gnug nach der Holtzschär herumb geloffen / erbarmet sich vber sein Eynfalt / weiset jhn derowegen recht /zu einem Kürßner / da er Beltz fande aller gattung /wie er die nur begeret.

Der Kürßner fragt jhn bald / was er für einen Beltz begere / wie / wie groß / wie lang er sein solle? Der H. Schultheiß antwortet: Wann er mir gerecht ist / so gibt er meinem Weyb / der Frau Schultheissin zu Laleburg / auch warm. Dann mein Hut ist jhren auch recht / vnd der jhre mir: ist deßhalben der Beltz / so mir gerecht / auch jren recht. Daselbsten kauffet er gewißlich einen stattlichen Beltz auffs Dorff hinauß /dessen sich auch ein Fraw Schultheissin in der Statt nicht hette beschämen dörffen / denselbigen zutragen.

Da nun mein Herr der Schultheiß heimb kame /empfieng denselben Beltz die Fraw Schultheissin mit Frewden (wer weist wie der Herr Schultheiß empfangen worden) versuchet jhn gleich / vnd ließ sich darinnen besehen / hinden / vornher / vnd neben zu auff beiden seiten / oben vnd vnden / jnnen vnd aussen. Vnd als sie jhn gnugsamlichen probiert vnd approbiert oder gut geheissen hette / begeret der Herr Schultheiß an sie / sie solte jm Küchlin bachen / so wölle er ein Wurst darzu geben / vnd ein Maß Wein bezahlen: welches geding anzunemmen sie jhme zusagte. Da sie jhm aber wolte grobe dicke Schnitten bachen / wie sie jhm vor zeiten / da er noch ein Säwhirt gewesen / gebachen [79] hatte / sagt er gantz vnwürß: Wafür hastu mich angesehen? meinstu ich seye ein Säwhirt? weistu dann nicht / daß ich nicht der Schnittenbacher / sondern der Herr Schultheiß Lale allhie zu Laleburg bin? Also muste sie jhme Sträublin bachen: die zecheten sie mit einandern auff /schmeckten jhnen wol / vnnd theten vnterweiln auß der Weynkrausen einen guten schlaputz darzu.

Die Fraw Schulthessin hette gern öffter getruncken / muste sich doch etwas schämen vor jhrem Herrn dem Schultheissen: darumb erdacht sie folgenden list. Du glaubst nicht / sagt sie / wie mich dieser Beltz frewet. Ist es wahr / sagt er? Ja / sagt sie / wans nicht wahr ist / so stosse mir diser Trunck das Hertz ab. Hiemit trancke sie ein guten schluck. Bald sagt sie wider: Vnsers Nachbawrn Knecht ist bey der Magd gelegen. Ey ja wol / sagt der Schultheiß / ist es müglich? Ja / sagt die Schultheissin / wanns nicht wahr ist / so stosse mir dieser Trunck das Hertz ab. Hiemit gab sie der Fleschen ein truck. Abermaln sagt sie: Vnser Greta vnds Clausen Tochter haben einandern geschlagen. Ey / sagt der Schultheiß / was sagst? Ja /sagt sie / wanns nicht wahr ist / so soll diser Trunck Gifft werden in mir. Hiemit trancke sie aber ein / daß jhren das Wasser zun Augen außlieffe. Solches triebe sie so lang / biß sie der Fleschen alle Rhiemen abgetretten hette / hatte auch nicht ruhe / biß sie gantz lähr ware. Were ich darbey gewesen / ich hette gewißlich auch mit geessen: vnd du Gauch gewißlich auch / hettest ehe zu beiden Backen eyngeschoben / damit du deiner rechnung zukämest / vnd dein gut Geld nicht vergebens außgebest.

[80]

20. Kapitel

[20. Kapitel]
Wie die Fraw Schultheissin mit jhrem newen Beltz zur Kirchen pranget / Predigt zuhören / vnnd
was sich da begeben habe.

Die folgende gantze lange Nacht / lag mein E.W. Fraw die newe Schultheissin in schweren tieffsinnigen Gedancken / welcher massen sie doch den newgeweschenen Beltz anlegen / vnd darinnen prangen möchte: damit sie jhres Mans E.W. nicht geschendete nach verkleinerte / wann sie sich nicht grauitetisch gnug /als sichs einer Dorffschultheissin gepühret / gestellete. Welches dann gemeinlich aller Weybern art ist /daß sie nur allein darauff gedencken / wie sie sich rechtschaffen auffmutzen / schmucken / zieren / malen / auffthun / eynbreysen / schnüren / köpffen / häublen / vmb den Ars fütern vnnd beharnischen / bereyffen /bestreichen / etc. können: damit sie nur jhren Männern ein Ehr (pfuch der Ehren) seyen (wie dise Schultheissin) ja damit sie nur jhnen gefallen / vnd offt vmbs Dinglin angesprochen werden.

In dem sie sich nun also hin vnd her wendet / vnd vngefehr mit dem Elnbogen jhren Herrn den Schultheissen / welcher auch mit einem rechtgeschaffnen Narrn / der jm wenig ruhe liesse / schwanger gieng /vnd die gantze Nacht vber damit zuschaffen hette / in ein seiten also vngestümmiglich stiesse / daß er darab erwachet / sprach er zu jren: Bey wem ligst du? Sie that dergleichen als ob sie schlieffe / vnnd antwortet wie ein Hund / wann er gefragt wirt. Vber ein halbe stundt fragt er wider: Fraw Schultheissin / bey wem[81] liget jr? Da er jhr jren Ehrntitul gab / gedacht sie / da kanstu ein Aug zuthun / wie jener bettelvogt sagt: welcher so er nur ein Aug zugethan / gantz blind gewesen: sagt deßhalben gantz fäuliglich: Bey dir. Der gute Schultheiß / welcher seinen Ehrntitul noch nicht recht gehabt / war deßn nit zu frieden / daß sie jn so schlechtlich empfieng / stieß sie derowegen bald wider / fragend: Gnedige Fraw Schultheissin / bey wem ligt E.W.? Die Fraw Schultheissin ward vnwillig vber dem fragen / dann sie sonst mit jhrem Beltz anders zuschaffen gehabt / sagt deßhalben inn rechtem keyb: Was fragst vnd plagst doch eins lang? Beym Narrn lige ich. Ey neyn / mein Fraw / sprach der Schultheiß / das sage bey leyb nicht / dz du bey einem Narrn ligest: dann der / bey dem du ligst / ist der Schultheiß Lale zu Laleburg. Auß solchem vermerckt die Fraw / daß jhr E.W. etwas höhn vnd erzürnt were / kehrt sich derowegen vmb / gienet / strecket vnd gestellet sich / als ob jhren gedrummelet hette / vnd sie deßhalben vom Schlaff erwachet were / sagt: Was / was ists? Hiemit ward es tag / vnd kam ein Saw / vnd biß jme ein Ohr ab.

Die gute Fraw Schulthessin förchtet jmmer / die gantze Nacht were zu lang / vnd es wurde nimmer tag werden / daß man hette können jren Beltz sehen: freuwet sich deßhalben deste mehr / da sie gesehen den lieben tag hereyn brechen. Also stunde sie sehr frühe auff / vnnd fienge an sich zumutzen vnd zu butzen /vorhabens / dieweil es eben Sonntag / vnd die Nachbawrn alle in der Kirchen bey einandern versammelt weren / sich alda zubeschawen lassen: damit sie nicht etwan müste von Hauß zu Hauß / vnd von einem Lale zum andern gehn / vnd sich lassen besehen: welches dann gar zuviel zeit wurde gekostet haben / dann sie auch zu Mir vnd zu Dir hette kommen müssen.

[82] Mit diesen gedancken / war sie gantz vnd gar verhaspelt / verjrret vnd verwirret / also daß sie auch deß Leutens inn die Predigt nit wargenommen. Vnd als sie zuletzt / nit ohne grosse mühe vnd arbeit / fertig wurde / vnnd meinen Herrn den Schultheissen / welcher vor jren stunde / vnd den Spiegel hielte / wol hundert mal gefragt hette / ob sie hinden vnd vornher were / wie ein Frauw Schultheissin sein solte / vnd er ja darzu gesagt hette / gieng sie auß dem Hauß der Kirchen zu. Gewißlich hat sie vber die Gassen her gepranget / wie ein Geyß an einem strick.

Nun weiß ich nit / welches die schuld ist: ob mein G.F. die Schultheissin zu lang geschlaffen / oder ob der Meßner zu früh geleutet / oder aber / welches vil eher zuglauben / ob der Pfaff deß abends zu ladridang beym weyn gesessen / deßhalben nit auff die Predig gestudirt / vnd es also kudridurtz gemacht habe: je /als sie mit jrem newen Beltz zur Kirchen hineyn gerauschet / war eben die Predigt auß / also daß jedermann auffstunde. Die gute Fraw verstunde den handel nit / sonder vermeinet vnd beredt sich selbs / dieweil jr Mann Herr Schultheiß / vnd sie deßhalben Fraw Schultheissin were / zu dem dz sie einen nagelnewen Beltz anhette / so besehene solches jr E.W. zugefallen / vnd stünden die Nachbawrn jren vnd jhrem Beltz zu ehrn auff: sprach deßhalben gantz sittiglich vnnd tugendlich (dann sie es schon gelehrnet) sich auff beide seitten kehrend / zu jnen: Liebe Nachbäwrnen / ich bitte wöllet still sitzen: dann ich den tag noch wol gedencke / daß ich eben so arm gewesen / vnd so zerlumpet vnd zurissen hereyn gegangen / als jhr: darumb setzet euch nur auffs Loch wider nider.

Bald auff sie / kam auch mein Herr der Schultheiß /welcher so lang an seinem Bart gestrelet vnd gestrigelt / hineyn getretten / vnd als er gesehen / daß etliche Hund in der Kirchen herumb lieffen / vnd Hochzeit machen wolten / sprach er auß rechtem schultheißlichem eyfer vnd bitterm ernst: Nun wil ich auch ein Ordnung vnter die Hund bringen / so wol [83] als vnter meine vnterthanen / welches ich bißher nie können zuwegen bringen / damit man auch von mir zusagen habe / oder ich will nicht jhr Schultheiß vnd Amptman sein.

Dz aber die Predigt so kurtz gewesen / war die vrsach: der Pfaff hatte nur von vier stucken geprediget. Dz erste / sprach er / weiß ich / aber jhr wissets nit / sprach er: das ander / sprach er / wisset jhr / aber ich weiß es nicht / sprach er: das tritte / sprach er /wissen wir beide nicht / sprach er: das vierte / sprach er / wissen wir beide nur gar zu wol / sprach er. Böse Hosen hab ich / das weiß leider ich / aber der lange Rock decket mich / daß so ichs nit sage / jhr es nicht wisset / sprach er. Dargegen wisset jhr / ob jhr mir wöllet newe machen / welches mir nicht zuwissen ist /sprach er. Jch solt euch sagen / sprach er / was heut für ein Euangelion fellt / das weiß ich sammer botz Kerbholtz nicht / vnd jhr viel minder / sprach er: aber das Wiertshauß wissen wir allesamen nur gar zu wol. Hiemit nemme jeder sein Häfelin / vnnd laßt vns alle mit ein andern daselbsthin ziehen / vnd hinderm Tisch rhatschlagen / wie man den Keyser empfahen wölle /sprach er.

21. Kapitel

[21. Kapitel]
Wie der Keyser gen Laleburg reiset / vnd vnterwegen einen Lale fand / der Käß vnd Brot asse: auch
wie er seye empfangen worden.

Als der Keyser auff dem weg nach Laleburg gewesen / vnd nahe darzu kommen war / fand er auff dem Feld einen Schäffer / an seinen Stab sich lähnend / der hat in der einen [84] hand ein stuck Brot / das war gantz schwartz vnd grob / von rauhen Kleyen gebachen /welches da es der Keyser gesehen / sagt er zu jhm: Du hast rauhes schwartzes Brot. Ja / antwortet der Lale /wanns besser were / so näme ichs auch an. Wie kanstu es essen / sagt der Keyser / vnd darvon geleben. Da muß ichs / antwortet der Lale widerumb / mit diesem Käß (den er inn der andern Hand zeiget) vbertuyfflen. Also zog der Keyser fort / vnd hatte gelehrnt / wie man das schwartze Brot solt wolgeschmackt machen.

Nun habt jhr / liebe Herrn / zuvor gehört vnd verstanden / welcher massen der Keyser den Laleburgern durch sein Gesandten zuentboten / wann sie jme könten auff seine ersten Wort / so er zu jnen sprechen wurde / rheymenweis antworten / vnd jme halb geritten vnd halb gegangen entgegen kämen / so wölte er jnen jr altes herkommen bestetigen / vnd noch viel mehr Freyheiten dar zu geben. Solches hat die gantze Gemein bey dem Weyn / zu welchem sie der Pfaff /als obsteht / geführt / wol erwegen / vnd fleissig bedacht / wie die sach wurde anzugreiffen sein.

[85] Nun hatten sie die Frag / vber welche sie rhatschlagen solten / in zwen theil abgetheilet / damit sie deste besser könten darauß kommen: sintemal wer recht vnd wol vnterscheidet vnd abtheilet / auch allzeit besser lehret. Dann sie handelten erstlich darvon /wie man dem Keyser solte rheymenweis antworten: darnach / welcher massen sie jhme halb geritten vnd halb gegangen entgegen ziehen / vnd jhn empfahen solten.

Von dem ersten warde abgerhaten vnd beschlossen / sie wölten dem Keyser vorkommen / jn eyntreiben /dz er müßte mit antwort begegnen wie sie wölten: solt jhn derowegen der Schultheiß von ersten anreden /vnnd mit diesen worten / Nund seyt vns willkommen /empfahen. Dann auff solches wurde der Keyser necessario müssen antworten: Vnnd du mir auch. So das beschehe / hetten sie schon gewunnen / dann der Schultheiß müste darauff sprechen: Der witzigst vnter vns ist ein Gauch. Das wurde sich wol rheymen / in Figura, Forma vnd Materia.

Von dem andern aber / wie man dem Keyser solte entgegen ziehen / fielen vnter andern sonderlich dise meinung. Etliche meinten / man solte sich abtheilen inn zwen gleiche hauffen / vnnd der eine Hauffen reitten / der ander zu Fuß gehn / je ein Reutter vnd Fußgenger in einem Glied. Andre vermeinten / es solte ein jeder den einen Fuß im Stegreiff haben vnd reitten /vnnd mit dem andern auff dem Boden gehn: diß were ja auch halb geritten vnd halb gegangen. Aber andre waren der meinung / daß man dem Keyser solte auff höltzern Pferden entgegen kommen: dann darvon pflege man im Sprichwort zusagen: Stecken reitten sey halb gegangen. Zu dem / so seyen solche Pferd auch fertiger / hurtiger / musterlicher / vnnd bald gezäumet vnd gestrigelt.

Dieser letzten meinung ward von allen theilen beyfall gethan [86] / vnnd anordnung geben / daß sich jeder mit einem Roß solte gefaßt machen: welches dann fleissig beschehen. Dann es war keiner so arm nicht /der jhme nit vmb ein weisses / grawes / braunes /schwartzes / rhotes / gespreckeltes Pferd / je nach dem einer gern were beritten gwesen / gesehen hette: dieselben dummelten sie / vnd richteten sie auffs meisterlichste ab.

Als nun der angesetzte tag herbey kommen / vnd der Keyser mit seinem Hofe herzu rucket / sprengten die Lale herauß mit jhren Steckenpferden / jhme entgegen. Auff dem weg ward jhrem Herrn Schultheissen (welcher den abendt zuvor saure Buttermilch gfressen) in den Hosen von hinden her zu eng / darumb er beyseits hinder einen Misthauffen sprenget / vom Pferd abstiege / dasselbige anbunde / vnd bey glauben (wers nicht glauben wil mags selberst erfahren / wie jener seinen Esel) sein sächlin eben gut machet.

In dessen war der Keiser nahe herbey kommen /vnd die gantze Lalische Ritterschafft sahe sich vmb nach jrem Schultheissen / welcher hinderm Mist gehockt / vnd scheitter gehawen hette: als er solchs gesehen / name er nit so viel zeit vnd weil (auß forcht dz er die gelegenheit versaumen vnd verschütten möchte) daß er die Hosen eyngenestelt / seinen Gaul abgelößt vnd darauff sich geschwungen het: sonder seine Hosen / so er nur bloß auffgezogen / in der Hand haltend / sprang er auff den Mist / den Keyser deste förmlicher vnd gestaltlicher zuempfahen.

Da nun der Keyser herzu kam / wuste mein Herr der Schultheiß wol / daß er müste den Hut vor jm abziehen: weil er aber mit der einen Hand die Hosen / so noch nit eyngenestelt / gehalten / die ander Hand aber dem Keyser darreichen must / fasset er kurtzen rhat /nimpt den Filtzhut ins Maul / vnd mit der einen Hand die Hosen haltend / bot er dem Keyser die andre dar /sprach: Nu seyt vns willkommen auff vnserem grund vnd boden / [87] Vester Juncker Keyser. Der Keyser sahe auß den Federn bald / was für Vögel weren / vnd dz das Gschrey von der Lalen thorheit nit nichtig vnd lär wer: reichet derowegen dem Schultheissen auch die hand / vnd sprach: Danck hab / du mein lieber Schultheiß / vnd du mir auch. Da solt nun der Schultheiß rheymenweiß antworten / wie zuvor vnter den Lalen war beschlossen worden / wolt doch solchs vnbedachter weise nicht thun / damit er sich nit etwan verschnappete: darumb alsbald ein anderer / welcher vermeinet der Schultheiß were verstummet / herfür wischet / rheymenweiß antwortet / vnd sprach: Der Schultheiß ist ein rechter Narr. Dann es war inn jhrem versammelten Rhat abgerhaten vnd beschlossen worden / man solte antworten: Der witzigst vnter vns ist ein Gauch: so gedachte diser / Gauch vnd Narr weren ja eins / so seye der witzigst vnter jnen eben der Schultheiß selberst / den er deßwegen Ehrn halben wol nennen dörffe. Also sind / Tölpel / vnd durch ein Metaphoram Esel / auch eins: deßgleichen / Vnser liebe Fraw / vnd vnsers Herrngots Mutter. Solcher gstalten gedacht dieser Lale / es gelte gleich / ob er schon eins für das ander nemme: rheyme es sich schon in worten nicht so gar wol / so seye doch nicht so gar vil daran gelegen / wann es sich nur inn der wörtern bedeutung vnnd außlegung / daran am meisten gelegen / rheyme vnd schicke.

Solcher massen ward der Keyser empfangen / vor demselbigen ritten sie her / biß gehn Laleburg / da sie jn erst auff ein newes empfiengen. Dann der Schultheiß saß ab von seinem höltzenen Klepper / stieg auff einen Misthauffen / vnnd reicht dem Keyser nachmaln die Hand. Es sagt aber der Keyser zu jhm: Was thust du hie auff dem Mist? Ach vester Juncker Keyser / antwortet der Schultheiß / da bin ich armer Lale nicht wärth / daß mich der Erdboden vor Euch trage.

[88] Also führten sie den Keyser inn sein Losament /auffs Rhathauß / dahin sie jhn gelosiert hetten. Sie erzelleten jhm auch alle Geschichte / so sich damit zugetragen / daran er ein gnedigstes kurtzweiligstes wolgefallen geschöpfft hat. Auch zeigten sie jhm an (jhn biß das Essen fertig were auffzuhalten) die Geschicht mit dem Saltzgewächs / mit vnterthenigster bitte vnd begeren / wa ferr jhnen solche Kunst gerhaten solte / sie darüber gnediglich zupriuilegiren vnd zubefreyen / damit nicht jemandt jhnen solche nachthun / jnen zu vnwiderbringlichem schaden / wie er der Juncker Keyser selbs wol erachten könne. Der Keyser erzeiget jhnen hierinn / dieweil jhr begeren nit vnzimlich / gnedigsten Willen / mit erlaubung vnd gestattung alles deßn / darumb sie an jhn gelangt / vnd noch mehrers / so es die noth erfordern wurde.

22. Kapitel

[22. Kapitel]
Wie die Lalen dem Keyser einen grossen Hafen mit Senff verehren.

Nun stunden abermals die Lalen in zweyffel vnd inn grossen ängsten / was man dem Keyser verehren vnd schencken solte: dann sie sich auch als andre rechtgschaffne Leut wolten erzeigen / gedachten aber bey sich selberst: Sollen sie jme Silber oder Gold schencken / dz seye bey jnen sehr thewr / so habe er desselben sonst die völle: sollen sie jhm aber essende Speyse schencken / als Kraut / Rüben / Speck / Bonen / Gersten / etc. deßn bedörffe er nichts / dann er sey ohne das jhr Gast: wie er dann allenthalben Gast seye / wa [89] er nur hin komme. Endlich vereynbaren sie sich /jhme einen grossen Hafen mit saurem Senff zupresentieren vnd zuverehren / den könne er brauchen / jm dz Essen damit wolgeschmackt zumachen.

Also liessen sie den Senff also bald anrhüren vnd rüsten / inn einem nagelnewen Hafen: denselben trugen zwen Buben an einer stangen für den Keyser / vor welchem der Schultheß Lale die rede gethan / vnd gesagt: Vester Juncker Senff / da verehren wir euch disen Keyser / vnd betten jhr wöllet also für gut vnd zu danck annemmen. Als der Keyser solche stattliche Rede höret / lachet er / zoge seinen Hut ab / sich zubedancken: aber der Schultheiß fiel jhm inn die rede / sagend: Setzet auff / thund auff Juncker Keyser / seyt bedeckt. Setze du auch auff / sagt der Keyser zum Schulthessen. Nun so wöllen wir / antwortet der Schultheiß zum Keyser / zugleich mit einanderen auffsetzen.

Als aber die Buben den Hafen niderstellen wöllen /weiß ich nicht wie sie jme gethan / sie setzten jhn so hart nider / [90] daß er zu stucken brach / vnd der Senff aller auff der Erden lag. Nun habt euch S. Vix plag /sagt der Schultheiß ganz erzürnt / jhr Buben / jhr Schelmen / jhr Dieben / jhr Mörder / jhr Ketzer / jhr Landsverrhäter: ist das nicht Leckerwerck? kontet jhr nicht gmach thun / jhr Bößwicht / jhr Leckern? Au au Juncker Keyser / wie ist es doch so ein gutter Senff gewesen / er solt einem vber das vierte Hauß in die Nasen gerochen haben / nun ligt er da im Dreck: ach versuchet jhn nur / Juncker Keyser. Hiemit fuhr er mit der Hand in den Senff / vnd wolt jhne dem Keyser zuversuchen geben: aber der Keyser wolt nicht kosten /sonder sprach / er rieche genugsam daß er sehr gut gewesen were / bedaure jhn derowegen der schaden: wölle doch den gutgeneigten willen zu danck annemmen. Das thund Juncker Keyser / sprach der Schultheß / daran werdet jhr vns gefallen thun.

23. Kapitel

[23. Kapitel]
Wie der Schultheß mit dem Keyser das Imbismal genommen / vnd was sich alda für reden
verloffen haben.

Es hatte der Keyser den Schulthessen vnd seine Vnterthanen geladen / bey jme die Malzeit zunemmen: welcher sich dann vmb so viel demütiget / vnd jhme zu willen ward. Als sie nun zutische sassen / niemand ob des Keysers Tafeln / dann mein Herr der Schultheß / verlieffen sich zwischen jhnen viel zierlicher reden /von sehr hohen vnd wichtigen sachen / welche hie zuerzellen viel zulang / darumb ich sie dann fürvber gehn / vnd nur etliche eynführen wil. Der Schultheß sahe des Keysers Son / so ob einem andern Tische sasse / gantz fleissig vnnd starck an / das mercket der[91] Keyser / sprach derowegen zu jhm: Was beduncket dich von disem? Der Schultheß antwortet: Juncker Keyser / ist es nit ewer Sohn? Ja / antwortet der Keyser. Fürwar / sprach der Schultheiß / ich habe es jhme an der Nasen angesehen. Aber sagt mir eins / hat er noch kein Weyb? Nein / sagt der Keyser / er hat noch keine: weistu nicht etwan eine die für jhn were? ich wuste wol eine / sprach der Schultheß / aber es müste in stille zugehen / vnnd ich nicht vermeldet werden. Es ist ein zumal fein handfestes Mensch. Wann sie der Juncker Keyser nur ein mal sehen solt / wie sie alle morgen im Dreck biß vber die Knie stehet vnd arbeittet / ich weiß jhr wurdet sagen sie gefalle euch auch / vnnd ich habe recht daran: doch mit bit mich nicht zuvermelden.

Wie wer dann der sachen zuthun / sagt der Keyser /wie meinstu dz wir es angreiffen sollen? Es gilt zuvor eins / Juncker Keyser / sprach der Schultheß / darnach wil ich es sagen. Der Schultheß trinckt: der Schultheß trinckt. Wann jr mir ein par Hosen geben wolt / vnd meiner Frawen biß vber die Knie auff rote Bein machen / wie die Storcken haben / so wil ich euch verschaffen / daß sie jhme zusehen / ja so bald gar zu eygen werden soll. Das versprach jhm nun der Keyser / vnnd ward die Glock allerdings gegossen / die sach abgeredt vnd beschlossen: doch mit verheissung des stillschweigens. Dann / sagt der Schultheß / wann es andere Bursch solten jnnen werden / es wurde von stund an einer kommen / vnd sie ewerm Sohn abstechen.

Doch möchte ich wol wissen / sprach jhr E.W. ferner / was er für ein Handthierung könne / damit ich jhren Eltern könte anzeigen / was er treyben wolte: so wirdt die sach ein desto bessern fortgang haben / Juncker Keyser. Nichts hat er gelehrnet / sprach der Keyser: was meinstu aber / [92] daß er noch lehrnen könne? er ist noch jung vnnd starck / wazu meinstu daß er taugenlich were: oder was treibt der Jungfrawen Vatter /ob er jm vielleicht helffen könte? Es ist wol wahr Juncker Keyser / sprach der Schultheß / er hat noch einen jungen starcken Rucken: es ist aber zubesorgen / daß jhm nicht etwan ein faul schelmenbein darinnen gewachsen sey / dann das pflegt gern zubeschehen /wann sie also auff der Berenhaut erzogen werden. Darumb wird wol so bald nichts darauß mit der Hochzeit / weil er nichts gelehrnet hat. Doch möcht man jne zuvor ein halb jar zu der Jungfrawen Vatter verdingen / damit man sehen möge / wie er die faule Lende darhinder thun / vnd sich anlassen wolle: als dann ists noch zeit genug / daß man weitter handle /Juncker Keyser.

Wer ist aber / sprach der Keyser / der Jungfrawen Vatter? Das wil ich euch sagen / sagt der Schultheß /wann ich getruncken hab: (Der Schultheß trinckt: Der Schultheß trinckt) doch heimlich in ein Ohr / damit es niemand höre. Als jm nun der Keyser ein Ohr geneigt / sagt er: Es ist der Säwhirt alhie / welchem Wir erst vorgestern zu diesem Ampt / als Wir jhme platz gemacht / geholffen / von welchem zu hoffen / weil er ein feiner bescheidner Mann / darzu fromb / er werde noch dermaln eins auch Schultheß werden / wie dann ich auch auß einem Schweynhirten zu solchen Eheren bin erhaben worden. So ist sein Tochter gar ein redlich hurtig Mensch / vnd were gar wol für jn / wann er etwas lehrnen wolte / damit er sein Muß vnnd Brot gewinnen / vnnd Weyb vnd Kind (dann sie hat ein starckes Leder / wird den Rucken tapffer darhinder thun) ernehren könne / Juncker Keyser. Der Keyser dancket jhm des freundlichen anerbiettens / mit vermeldung / er wolle solches ferner bedencken / vnd wessn er gesinnet jne schrifftlich wissen lassen / welches noch beschehen soll.

[93]

24. Kapitel

[24. Kapitel]
Wie die Bawrn den Keyser zugast gebetten / vnd jhme eine sawre Buttermilch auffgesetzt / auch was sich darbey zugetragen habe.

Als nun die Bawrn mit dem Keyser die Malzeit eyngenommen / vnd obgemeldte reden sich verlauffen hatten / trate der Schultheß auff für den Keyser / vnd in namen sein selbest vnd der gantzen Gemeind / als seiner Vnterthanen / hub er an vngefohrlich folgender massen zureden: Ehrsamer Juncker Keyser / wir haben euch das ewer abgefressen vnd abgesoffen /darumb ist es billich / daß wir euch auch widerumb etwas nach vnserm vermögen erzeigen. Bitten derowegen euch Juncker Keyser / vns nicht zu verschmehen zu vns zukommen / vnd ein Abendtrunck mit vns thun / da müst jhr vnser Gast sein / vnnd wollen wir einandern gut geschirr machen / doch müst jhr für gut nemmen / Juncker Keyser.

Der Keyser / welchem die guten schwencke vnnd bossen wolgefielen / war willig / vmb der Kurtzweil willen: doch mit dem bescheid / daß sie jhn mit dem Trincken nicht nötigen wolten. Seyt ohne sorg / Juncker Keyser / sagt der Schultheiß / wir wollen euch gnedig halten. Also gieng der Keyser / nach dem sie jhn herumb geführt / vnd jhm jhre Misthäuffen gezeigt hetten / mit jhnen auff das newgebachen Rhathauß / da dann frische Tisch dargelegt wurden.

Als man Wasser genommen / vnd sich zu Tische gesetzt hette / vnd man jetzt anfienge aufftragen / da ward für das erste auffgesetzt / ein Platten vol Karpffen / die waren in Erbs oder Muß gekocht / vnd mit dem Löffel zu einem Brey gerhüret. Darnach ward vffgesetzt ein andre Platten voller Karpffen auff ein andere manier zugericht / namlich mit der Lalerin Brühen. Da dann der Schultheß zum [94] Keyser sagt: Er solle nur dapffer in die Brühe duncken / wann nicht genug da sey / müsse man mehr anrichten / dann sie haben noch ein halben Kübel vol behalten.

Nach den Fischen / vnter welchen auch etliche am Spiß gebraten gewesen / bracht man einen Brey: vnd als die ob dem andern Tisch / da des Keysers Son gesessen / noch nicht außgeessen hetten / schrey mein Herr der Schultheß vberlaut: Na / jhr Knaben / esset tapffer auß was jr habt / so wöllen wir die Bappen oder Brey auch beym Loch oder Gsäß (dz ich nit gröber sage) nemmen. Aber vester Juncker Keiser esset jhr fort / jr dörfft nit auff sie harren. Dann /


Es steht geschrieben /
Sex oder sieben /
Sollen nicht harren
Auff einen Narren /
Sonder essen /
Vnd des Narren vergessen.

Letztlich ward auffgesetzt ein frische / kalte saure /weisse Buttermilch. Nun hatten sie den Keyser hinter den Tisch gesetzet / vnd der Schultheß sasse neben jhm / vnd leistet Gesellschafft: die vbrige Bawren aber stunden vor dem Tisch herumb. An eim andern Tisch saß des Keysers Son / dem sie Gesellschafft halben etliche Companen zugeben hetten. Sie hatten aber zweyerley Brot inn die Milch gebrocket. Vor des Keysers ort / hatten sie weisse Semelwecken eyngeworffen: vor der Bawrn ort / lage schwartz Brot: Haberstro het es jhnen auch gnug gethan.

In dem sie also essen / der Juncker Keyser das weisse / die Bawrn Knebel aber das Habernbrot /siehe vnglück / da erwischet vngefehr der Bengeln einer einen Brocken von dem weissen Brot / vnnd schobe den hineyn: solchs hatte der [95] Schult heß wargenommen / schlug jhn derowegen / als er wider in die Platten fahren wöllen / auff die Hende / vnd sagt: Solstu des Juncker Keysers Brot essen. Der Flegel erschracke sehr / vnd weil er denselbigen bissen noch gantz in dem Mund hatte / zog er in fein wider herauß / legt jn in die Platten / vnd stieß jn heimlich für des Keysers ort. Solchs hat der Keyser auch wargenommen / wischet derowegen seinen Leffel / vnd schencket den Bawrn die noch vberige Milch / zusampt dem Weißbrot darinnen: welche die Verehrung zu grossem Danck angenommen / die Milch mit einandern vollends gefressen / vnnd des Juncker Keysers Freygebigkeit lobeten.

Es trug sich aber zu / daß der Lalen einer / damit jm die Milch allein wurde / als noch ein zimlichs im Napff gewesen / mit einem heimlichen bissen Brots dergleichen that / als ob er einen schnüpfferling auß der nasen dareyn schleuderte / dz es etlichen ins gesicht sprützet. Da fresse der Fäfe / sagten die andern Lalen, wüschtens maul / vnd liessen jn die milch allein außlappen / den Lappen.

25. Kapitel

[25. Kapitel]
Wie der Schultheß Lale abdancket / vnd die andern Lalen nach solchem einandern Rhäterschen auffgaben: wie sie auch den Keyser
jhrn Burgerlust sehen liessen.

Nach dem die Malzeit volnbracht war / war es zeit /als es sich auch zimmen wolte / daß man abdancken solte. Deßhalben stunden die vornemesten Lale auff /wurffen jhre [96] Wölff (also nennet Eulnspiegel die Münchskutten / im 46. Capitul) vmb sich / vnnd tratten ab. Der Schultheß / als welcher die rede solte thun / trate auch ab / vnd gieng nebensich / nebensich von den andern: vielleicht sich zubedencken / wie er abdancken wölte / oder wz anders zuthun. Geht jr nur fort (sprach er) hineyn / vnd wartet mein / ich wil von stundan bey euch sein / trinck jeder in dessn ein Gläßlin mit Weyn. Als sie nun also in aller Erbertet samentlich hineyn traten / klopffet der Pfaff mit einem Teller zum Abdanck. Vnd als man Silentium gehalten hette so lang / als einer ein teyge Birn außsaugen möchte / war mein Herr Schultheß noch nicht da: darumb sich die andern alle vmbsahen / vnd zu einandern sprachen: Wie kombt er so hübsch? Zuletzt kam er daher gerosselt / danckt ab / sprach: Also jr liebe nachbawrn vnd Freund / all die jr hie versammelt sind / wir sagen euch danck für ewer erscheynen / mit bitt für gut zu nemmen: der Spiß vnd der Hafen konts nicht besser geben / noch der Koch besser anrichten. Was jr geessen vnnd truncken habt / das gsegne euch der liebe Gott: er wöls euch gsegnen / er hats euch gsegnet / er segnets euch noch / er wirdts euch gsegnen / er solls euch gsegnen / er muß es euch gsegnen: es gibt jeder für sich selbs / einer in andern / vnd mit einandern / vnd durch einandern / vnd neben einandern / auch vor vnd nach einandern / vnd ob vnnd vnter / auch hinder vnd vor einandern / trey Batzen: so vil habt jr verschliecket. Aber jhr / Juncker Keyser / seyt vnser Gast gwesen: jhr solt nichts geben.

Nach solchem / als sich die Lale wider nider gesetzt hetten / [97] vnd anfiengen truncken werden / fiengen sie an einandern Rhäterschen auffzugeben. Der Schultheiß / so neben dem Keyser wider sasse / raumet jm heimlich in ein Ohr: Er wisse alles / was sie fürbringen wurden / habe es auch gewust / ehe er auff Spänlin hofieren können: wölle jhm derowegen allzeit solchs sagen / doch heimlich / damit die sachen nicht gar zu gemein / vnd dardurch veracht wurden.

Da fiengen sie an zurhäterschen / also daß der eine sagt: Nun rhate mir einer diß / vnd rhat mir das:


Ich gieng zu meiner Guatter / vnnd bate sie vmb jhr Arßloch.
Sie gab mirs nicht / vnd liehe mirs doch.
Sie sprach / es ist viel zu klein.
Sie sprach / oh wehe neyn.
Ich wils netzen vnd reiben /
Mit gwalt hineyn treiben /
Doch mit gelimpff vnd fug /
Ist Faden vnd Lochs genug.

Vester Juncker Keyser / sagt der Schultheiß dem Keyser in ein Ohr / es ist ein Nadeln. Aber sagets niemand.

Nach diesem war die ordnung am andern / der sagt:


Das Lange hanget /
Die Härin belanget:
Die Härin wett /
Daß sie die Lange in jhr het.

Vester Juncker Keyser / sagt der Schultheiß zum Keyser / doch in ein Ohr / es ist ein Wurst / auff welche ein Katz wartet / biß sie außm Kamin herunter falle.

[98] Nach disem sprach der neheste so trincken solte: dann sie solche ordnunge gehalten / daß an welchem der Trunck were / derselbe auch das Rhäterschen auffgeben solte. Vnd er sprach / besinnet sich vnd sprach:


Von aussen Haar /
Vnd jnnen Haar /
Ein Zapff von Haar dareyn:
Rhat was mag das wol sein.

Vester Juncker Keyser / sprache der Schultheiß zum Keyser / doch in ein Ohr / es ist ein Instrument / mit welchem die Bawrnbengel jhre Köpffe bedecken.

Auff diesen sprach aber ein anderer Lale.


Ich saß auff dem Plöchlin /
Vnd sahe mir selbs ins Löchlin:
Ach Löchlin wie bist so vngehewr /
Wie sind vmb dich die stich so thewr.

Vester Juncker Keyser / sagt der Schultheß zum Keyser. Was er aber gesagt habe / daß dieses Rhäterschen bedeute / hab ich im Exemplar / so von Würmen zerstochen gewesen / nicht können lesen.

Nach diesem / gab ein andrer auff zurhaten / sprechend:


Loch gegen Loch /
Haar vmbs Loch /
Knappet manchem das Arsloch.
Vester Juncker Keyser / sprache der Schultheß zum Keyser / es ist ein Pfeyffer mit seiner Pfeyffen.
Ein andrer Lale sagt / da die ordnung zu rheymen an jhn kommen:

[99]
Ich gieng durch ein Gäßlin /
Begegnet mir ein schwartz Pfäfflin:
Ehe ich kont sagen och /
War er mir schon im Loch.

Vester Juncker Keyser / sprache der Schultheß zum Keyser / lasset euchs nit jrren / sonder gedencket an einen Dorn / der einem in den Fuß gehet.

Noch einer kam herfür / welcher nit der geringste wolte sein / der sprach:


Loch auffs Loch /
Zapff ins Loch /
Tetsch für den Arß.
Rhat was ist das.

Vester Juncker Keyser / sprach der Schultheß zum Keyser / so bald ich meiner Mutter Euter gesogen hab / ist diese Rhäterschen wahr worden. Nun wil ich auch eins sagen / vnd allen auffgegeben haben. Losa dahinden:


Frisch Leder / frisch Häut /
Der Zipffel ghört in d' Leut:
Wann der Zipffel thut hangen /
So ist der Meydlin frewd vergangen.

Auff diese des Herrn Schultheissen Rhäterschen konte niemand antwort geben / vnd daß es ein Sackpfeyff were errhaten: gaben jhms derowegen gewunnen / vnd huben Tisch auff.

Nach auffgehabener Tafeln / fragten sie den Keyser / ob er nicht wölte flötzlen / vnd darnach jr Burgerlust sehen. Der Keyser sagt / des flötzlens bedörffte er nichts / wölte aber jrn Burgerlust gern sehen. Darauff giengen sie hin / [100] schlossen alle jhre Zäune zu / vnd hielten jhren Burgerlust vnd Kurtzweil.

In deßn kam ein durchreisender für Laleburg / vnd als er nicht konte hineyn kommen / fragt er einen vber den Zaun / warumb diß geschehe. Die Burger / sagt der gefragte Lale / halten jhren Burgerlust. Vnd was ist das / sagt der frembde. Sie haben / sagt der Lale /einem Hund eine Blasen mit Erbsen angehengt / vnd lassen denselben / dem Keyser zu Ehren / im Flecken (wer Dorff sagte / wurde gestrafft) herumb lauffen. Diß war der Burgerlust: thue es jhnen nach / hast du nie deßgleichen gethan.

26. Kapitel

[26. Kapitel]
Wie der Keyser begert / die Bawren solten ein
Vrtheil vber einen todten Wolffe fellen /
vnd wiedieselb gefiel.

Der Keyser verwundert sich vber jhren närrschen Bossen / wuste nit wie ers verstehn vnnd außlegen solt /weil sie zuvor wegen grosses verstands vnd Weißheit so berümt gewesen / vnd aber jetzt so grobe vnnd thörichte zotten vnd bossierliche Bossen reissen: wolt derwegen recht erfahren / ob jnen auch ernst darzu sey / oder ob sie es nur auß angelegter Thorheite thüen /vnd gab jnen / solches zuerfahren / eine Frag auff /darüber sie das Gericht besitzen / vnd jhme jhres Rhats Abscheid sagen solten. Die Frag aber war diese: Als er nehermalen bey jhrem Dorff durch den Wald gereiset / hab er einen todten Wolff / welcher gestorben gewesen / gefunden ligen: da solten sie jhme nun sagen / was da möchte vrsach seines tods gewesen sein? [101] Als hierüber das Gericht besetzt / vnd der Keyser / durch sein nach Recht erlaubten Fürsprechen / die Frag hatte fürbringen lassen / fielen endlich viererley meinung darvon / deren jede jren Anhang gehabt. Die erste saget: Der Wolff wer in der grossen Kelte vnd tieffen Schnee barfuß gegangen / hab jhme derowegen die Kelt also zum Hertzen geschlagen /vnd jne so hart angriffen / daß er davon habe sterben müssen. Die ander meinunge vermeint / seit einmal der Wolff mehr zufuß gelauffen / dann aber geritten were / sey er vielleicht gejagt worden / vnd als er nicht mehr Athem gehabt / sey er ersticket. Die tritte Vrtheil war diese: Der grausam grosse schmertz vnd wehtumb / den er gehabt / habe jhn vmbs Leben gebracht: Dann jme sey alle sein tag niemaln so wehe gewesen / als eben inn der stund da er gestorben. In deß Schulthessen Kropff stecket die vierte Vrtheil /die lautet zu Teutsch also: Wir haben / liebe Nachbarn / an vnserm Viehe wol innen worden / waran der Wolff gestorben sey / dann wir haben sein wol so viel verlohren / welchs er alles gefressen hat. Nun ist wol zuerachten / demnach er kein Haußhaltung gehabt /vnd niemand der sein gewartet / auch kein Kellerin dörffen halten / wie vnser Pfaff eine helt / er habe mehr rohes Fleisch geessen / dann gesottens / gebachens oder gebratens. So seind die alten Kühe / welche er je zur zeit offt Hungers halben hat fressen müssen / auch nicht allwegen für seinen vndäuwigen magen gewesen / zuvor inn vergangener grossen kelte. Zu dem / so hat er alles verzehrt was er nur ankommen / auch das selbgestorbene Viehe: dann meinem Gevattern starb kurtzlich eine alte Kuh die war siech /die hat er auch also rohe inn dieser kelte verschluckt (er hette sie doch auff das wenigest inn ein Pastet mögen lassen backen) vnnd kalt wasser darauff gesoffen / das habe jhm nun den Magen erkeltet (deßn zum warzeichen hab er einen hart gefrornen Wolffsdreck neuwlich gefunden / welcher gnugsame anzeigung[102] gebe eins gar erkalten Magens) vndäwig gemachet /vnnd sich daher viel schleyms vnd vnrahts jhme an die Lebern gehenget / daher jhm grosse Grimmen vnd wehetage entstanden. Solts dann ein wunder sein /daß er endlich daran gestorben ist? Vnser einer müste wol daran erworgen.

Auff diese rede ward ein vmbfrag gethan / vnd einhelliglich beschlossen / der Schultheß hette die beste vrsach angezeigt: welches dann noch zum vberfluß an deß todten Wolffs Zänen zusehen were / weil sie also weiß seyen / die doch sonst ab der heissen speise pflegen schwartz zuwerden. Vnd diese jre Rhatserkantnuß vnd vrtheil lesset jhr E.W. an den Keyser gelangen /welcher sprach / sie hetten recht vnd wol hierinnen gevrtheilt / were dauon nicht zu appellieren.

27. Kapitel

[27. Kapitel]
Wie die Lalen ein bitt an den Keiser theten / vnd derselbigen gewärt wurden.

Dieweil aber der Keyser lenger bey jhn geblieben /dann er sonst willens gewesen / derowegen die zeit kam / daß er wider von jnen abscheiden / vnd deß Reychs geschäffte verrichten solte / fügt er jhnen solches zuwissen: mit erbiettung / hetten sie etwas beschwerden / das solten sie jhm anzeigen / so wolte er fürsehung thun / daß sie ein gnedigsten Herrn an jme hetten. Ab solchem frewten sich die Lalen nicht wenig / liessen jhm derowegen durch jren Schulthessen / in namen vnd von wegen jhr E.W. jhr begeren folgender massen fürtragen.

Demnach vnd sie für etwas zeitten von frembdaußländischen Fürsten vnd Herrn viel vnd offtmals beschickt / vnnd [103] von Hauß abgefordert seyen worden / vnd aber hiezwischen an dem jhren grossen schaden vnd versaumnuß erlitten haben / dann jhnen (wie jener Schmid saget) vnter deßn nicht Speck in jrer Kuche gewachsen: seyen sie auß obvermelter vrsach veranlasset vnnd gezwungen worden / grossem vngemach fürzukommen / vnd hochschädlichen abgang jhrer Güttern zuvermeyden / solche närrsche weise an sich zunemmen / ob man sie etwann deß abforderns erliesse / vnd sie bey Hauß vnd Hofe bleiben möchten. Vnd dieweil sie gespüren vnd befinden /daß jnen solches bißher erschießlich vnd nutzlich gewesen / derowegen bedacht also fortzufahren: aber sich besorgen müssen / dieweil die Welt boßhafftig /daß sie an solchem jhrem fürhaben möchten auffgehalten / verhindert / verlacht vnd außgeatzelt werden /wie dann heutigs tags kein Narr sicher sey / daß jn nit jedermann für ein Narren halten wölle: Als lange jr E.W. bitt vnd begeren / an den Juncker Keyser / solch jhr fürhaben nicht nur zubestetigen / sonder auch sie darüber zubefreyen / daß sie von meniglichen daran vngehindert / vnbekümmert / vnd vngevexirt sollen seyn / etc.

Als der Keyser solche jhr bitt angehört / vnd die gantz zimlich sein erachtete / erleubt er jnen gnediglich / versichert sie auch noch darüber mit darzu gehörigen Sigilln vnd Brieffen / welcher außzug hienach folget.

Also zog der Keyser / nach dem er sein kurtzweil gnug gehabt / hinweg: da dann die Lalen jn mit jrer Ritterschafft / darvon obsteht / geleitteten: für welches der Keyser jnen ein gute Verehrung geben / vnd abdancken ließ. Dieselben haben sie folgender massen verzehret.

[104]

28. Kapitel

[28. Kapitel]
Außzug deß Freyheit Brieues / welchen die Lalen bey dem Keyser außgebracht haben.

Wir etc. Keyser etc. fügen hiemit zuwissen / vnd thun kund menniglichen / daß vor vns in aller vnterthenigkeit erschienen seind / vnsere liebe vnd getrewe /Schultheß vnd gantze Gemeinde zu Laleburg / vnd vns bitlichen fürgebracht: Demnach vnnd sie rhats worden / vmb besserung jhres Nutzes willen / ein newes Leben fürohin anzufangen / jnmassen sie vns dessen berichtet vnd verstendiget / vnnd aber zu solch jhrem fürhaben jhnen vnser Keyserliche Gnaden vnd Priuilegia hoch notwendig sein wöllen: Als wöllen sie vns auff das trungenlichste darumb angesuchet haben / mit bitt / jhnen jhr fürhaben zubestetigen / vnd gnugsamlich zu verwahren. Solch jhr bitte haben wir als zimlich geachtet / vnd demnach wir meniglichem zudienen / Schaden zuwenden / vnnd Nutze zufürderen bereit sein sollen: so setzen wir vnd wöllen / daß jetzund obvermeldte Laleburger / vnser liebe / getrew vnd kurtzweilige vnterthanen / inn solchem jrem fürhaben vnd newen weise zuleben / fürohin also fortfahren / vnd daran von niemanden gehindert werden sollen / weder mit worten noch mit wercken / ohne gefehrde / auff kein weise noch wege: Bey vermeydung vnser vnd deß Reychs vngnad vnd straffe hiebey vermeldet / deme / so gefehrlicher weise darüber fahren wurde. Auch haben wir jhn zum vberfluß / angesehen all jr kurtzweilige dienst vnd gefallen / so sie vns in vnserm beywesen erzeigt vnd geleistet / diese Gnad vnd Freyheitte gethan / [105] wöllen die auch von meniglichen gehalten haben / daß sie namlich darumb / was sie ja anfangen vnd treiben werden / oder auch schon getrieben haben / von keinem / wer ja der were /hohes oder nider standes / sollen angetastet / verlacht / veracht / außgepfiffen / außgerauschet / außgeatzlet oder gevexirt werden / weder hinderwerts noch fürwerts / weder mit worten noch mit wercken / in kein weiß noch wege / bey vermeidung abermals vnser vnd deß Reychs Vngnad vnd vnnachlässiger Peen vnd straff / hernach vermeldet. Wir wöllen auch endlich vnd setzen / dz vnser lieb vnnd getrewe / der Schulthes vnd gantze Gemeinde zu Laleburg / jrem begeren nach / jnner vnd ausser dem Vtopischen Reych /vnsers kurtzweiligen Rhates sein vnd bleiben sollen /zu ewigen zeitten / in allen orten / vnd in was form /weiß vnd weg jhn gelieben vnd gefellig sein wirdt /von meniglichem daran vngehindert vnd vnangefochten / bey Peen vnd straff einer Narrenkapp / daran eine / zwo / trey / oder mehr Schellen gehangen / je nach grösse der vberfahrung vnd schuld / welche dem Vbertrettere / so offt vnd dick er daran ergriffen wirdt / auffgesetzt / vnd nicht eher wider abgenommen werden soll / biß er sich mit dem beleidigten vertragen /vnnd noch zum vberfluß zwen Gulden bey einem Wiert zur straffe verzehrt habe. Solches ist vnser wille vnnd endliche meinung / welcher zu vrkundt wir jhnen dieser vnser Keyserlichen Bullen außzug vergunt vnd erlaubt haben / so beschehen im jar / etc.

[106]

29. Kapitel

[29. Kapitel]
Wie die Lalen / als sie deß Keysers Letze verzehreten / jhre Füsse verwechßleten / vnd dieselbe nicht
mehr kenneten / doch zuletzt jeder
die seinen wider funde.

Nach dem nun der Keyser hinweg gewesen / vnd den Lalen ein gute Letze hinderlassen hette / wurden sie rhats / dieselbige auff einem Dorff / ehe sie wider heim kehrten / zuverzehren. Also sprengten sie mit jhren Steckenpferden in das nechste Dorff / vnnd zechten redlichs dings. Vnd als sie satt vnd truncken waren / vnd dennoch noch etwz zum besten verhanden war / welchs auch muste verzecht sein / kam sie ein gelust an / auff ein grüne lustige Auw hinauß zuspatzieren / wie andre Junckern / sich zu erlustigen / das fressen außzudäuwen / vnd sich auff ein andere Malzeit zuschicken. Also giengen sie hinauß / samptlich vnd jeder besonders für sich selbest (vergassen doch nit / ein gute Fleschen mit [107] Weyn / vnd etliche Mütschen Brots mit sich zunemmen / damit in solcher hitz jnen die Mägen nit verlächten / vnd der Wein hernach aller außlüffe) vnd lägerten sich in dz grüne Graß /zechten zu abend / vnnd hatten einen guten Burgermut / ob sie schon nur Bawren waren.

Als sie aber alle einer Farb hosen angehabt / vnd im zechen die Beyn durcheinander geschrenckt hatten / wie dann pflegt zugeschehen / vnd jetzund an dem war / daß sie heimgehn wöllen / schaw zu / da konte keiner seine Füsse oder Beyne kennen / weil sie alle gleich geferbt waren / sassen da / gucket je einer den andern an / vnd förcht jeder / ein anderer nemme jm seine Füsse / oder er einem anderen seine Beyn: waren derowegen in grosser angst. Da sie nun einandern also angaffen / nit wusten wie sie jhme thun solten: sihe zu / da reit einer vngfehr fürüber auff einem Pferd (sonst möcht man meinen es wer ein Esel gewesen) dem rüfften sie herzu / vnd klagen jhme jhren jamer / mit bitt / könne er etwas / dadurch jhr jeder seine Füsse widerumb bekomme / das soll er brauchen / vnnd nit sparen / so wöllen sie es jhme beyneben gröster dancksagung wol bezahlen. Er sprach /das könne er wol / steig hiemit ab / vnd nach dem er einen starcken guten Bengel gehauwen / tritt er vnter die Bawren / vnd fangt an bey dem besten auff die Beyne zuschlagen / vnd welchen er traff / der sprang geschwind auff / hat seine Bein wider / dann der Gesell hatte sie jhm gefunden.

Einer allein bleib sitzen / der sprach: Lieber Herr /soll ich meine Beyn nicht auch haben? wolt jhr das Gelde nit an mir auch verdienen? oder seind diese mein? Er aber sprach: Harr / laß besehen / gab jm hie mit auch eins dz es flammet. Also sprang dieser letzte auch auff: vnd hatten also die Bawren jeder seine Füsse wider bekommen / waren fro / schencketen dem Mann ein trinckgelt / zogen heim / vnd gedachten sich ein ander mal zu hüten.

[108]

30. Kapitel

[30. Kapitel]
Wie zwen Lale mit einander die Häuser vertauschen.

Die Lale waren handlich daran mit jhrer Narrey /vnnd trieben solche so viel / daß sie es in Gewonheit brachten. Vnd wie sie am ersten auß zeittigem vnnd wolbedachtem rhat die Thorheit angefangen hatten /also schlug sie jhn hernach in jr Natur vnd Art / also daß sie fürohin nicht mehr auß Weyßheit Narrey trieben / sonder auß rechter erblicher angeborner Thorheit. Vnd wer hie diesen spruch / Consuetudo est altera Natura (dz ist: Was gwohnet ward / Schlegt in die Art) nit glauben wölte / der wurde von disen Bauren vberzeugt worden / daß ers glauben müste / oder er wer wol ein Sch. Dann sie nichts mehr thun könten /es war alles närrsch / es war alles lauter Narrey vnd Thorheit / was sie gedachten / geschweig erst was sie anfiengen.

Also waren zwen vnter jnen / die hatten etwan gehört / dz die Leut zun zeitten mit tauschen viel gewonnen hatten / daher sie bewegt / wolten jhr Heil auch an einandern versuchen vnd wagen / werden also eins / vmb jre Häuser mit einandern zutauschen. Solches aber geschahe beym Weyn / als sie deß Keysers Letze verzechten. Wie dann solche sachen gerne pflegen zugeschehen / wann der Wein eyngeschlichen /vnd die Witz außgewichen ist.

Als nun jeder dem andern sein Hauß eynraumen solt / nam der eine / der wohnet zu oberst im Dorff /sein Hauß (dann dazumal hatten die Bawren noch nicht so grosse Palläst / als sie jetzund haben) führt dasselbige stuckweiß in das Dorff hinab: der ander aber / welcher zu vnterst im Dorff gewohnet / das seine dargegen hinauff / hatten also einandern [109] den tausch gehalten vnd geliffert. Wer lachet doch? Ey lieber lachet. Oder ist es nit lachens wert / so saltzt es mit dem nachfolgenden / so wirds wolgeschmackt werden. Man muß ja eins mit dem anderen verkauffen / vnd also böses mit gutem vertreiben.

31. Kapitel

[31. Kapitel]
Wie der Schultheß Lale seinem Sohn Hochzeit machet / vnd was sich mit dem Breutigam
vnd Braut zugetragen habe.

Nun hatte der Schultheiß Lale einen erwachsenen Sohn / dem er ein Weyb geben wolte. Deßhalben sagt er zu jhme / er solte zu Nacht auff die Rocken oder Spinnstuben gehen / ob etwann ein schönes Meydlin da were das jhm gefiele. Ja / sagt der Son / was soll ich aber sagen? Fragst du / sagt die Mutter? es gibt ein wort das ander. Also zog der gute junge Lale deß abends auff die Spinnstuben / da viel hüpscher Meydlein vorhanden waren / gestellt sich wie ein rechter Lale / vnnd redet nichts anders denselbigen gantzen abendt / was man jhn auch fragete / als daß er sagt: Es gibt ein wort das ander: es gibt ein wort das ander.

Dessen ward seiner gnug gelacht / von allen die zugegen waren: gedachten / wz ist das für ein Schlampe? welche möcht jhn nemmen? Allein deß Schweynhirten Tochter / so der Schultheiß kurtz zuvor deß Keysers Sohne verschaffen wöllen / hatte ein Aug auff jhn geworffen: als dann auch er auff sie. Deßhalben als sie zu nacht heim giengen / ließ sie sich / als er jren / so sie es drey tag verschweigen könte / die Ehe zuhalten / vnd sie zur Kirchen zuführen versprochen / leichtlich bereden / daß sie jhn mit[110] jhren heim name / vnd dieselbe Nacht zwischen zweyen Leynlachen mit jme verschlisse.

Deß morgens früh vor tag solte sie die Kühe zumelcken auffstehen / dieweil jren aber solch glück zuhanden gestossen / damit sie es nit irgend verschütte / stunde sie heimlich auff / vermeint der gutte Gesell schlieffe / befahle dz Melcken der Muter: dann deß Schultheissen Son lige bey jren / der wölle sie ehelichen. Der Lale höret solches alles / thate doch nicht dergleichen.

Am andern tag darnach / gieng er hin / vnd nam ein andere / die etwas hochgeschorner war als die Schweynhirtin / welche jhme zuschlecht. Da war nun anders nicht verhanden / als daß man auff die Hochzeit zurichtete. Deßhalben als der Schultheß ein liebe Geyß gehabt / so er von jugend auff gezogen / vnd wol zehen jar gehabt hette / wolt er dieselbe auff die Hochzeit metzgen / damit sie nicht etwan gar zu alt wurde. Als er aber sie auff den Schragen gelegt / vnnd jhren den Hals vmbgedrähet hette / gieng es jhme so tieff zuhertzen / daß er seiner Frawen rüfft / sagt: Ach lug da / wie mich die arme Geiß so gleublich ansicht /ich mag sie nicht töden. Die Fraw Schultheissin sagt auch: Ach töde sie nicht: sie erbarmet mich so vbel /als ob sie mein leyblich eygen Kind were. Also bliebe sie bey leben: vnnd lugt man sonst vmb zeug zur Hochzeit.

Da nun der Kirchgang geschehen solte / vnd man in aller Erbertet wie bräuchlich je par vnd par daher zoge / die Braut mit den Weybern vor / vnd die Männer hernach mit dem Bräutigam: siehe / da kam des Schweynhirten Tochter / bey deren er schon zuvor ein Nacht gewesen / an jhn / griff jhn mit herben scharpffen worten an / schalte jn wie ein todtes Roß / vnd begeret er solte jhren halten [111] was er verheissen. Er aber thediget sie ab auffs best er konte / sagt sie hette jm auch nit gehalten / was sie jhm des treytägigen stillschweigens halben zugesagt. Also ward zuletzt die gute Tochter nach langem getümmel abgewiesen / vnd gieng der Kirchgang fort. Es hatte aber die Braut / so vornher gangen / vnd an die sach muste / das hadern wol gehört / dörffte doch / dieweil sie als ein Geyß am strick prangen müssen / nicht vmbschawen / was es were.

Es hat aber der Hochzeitterin Muter jhr Tochter fein vnterricht / wessn sie sich ob dem Tisch verhalten solte / vnd vnter andern jhren auch diese Lehren geben:

Sie solt fein züchtig sein / nur mit halbem Munde reden: die Speyse mit zweyen Fingern angreiffen: die Finger nicht beschlecken: vnd wann sie geessen /solle sie die Beyn fein auff den Tisch neben den Teller legen: Die Tochter versprach / solchs alles also zuthun: darumb als man vber Tisch gesessen / gestellet sie sich so best sie konte / war züchtig wie jren jr Mutter befohlen: aber wann sie etwas reden wolt / so verhebt sie den Mund auff der einen seitten mit der Hand biß auff das halbe / vnd redt / nach der Lehr jrer Mutter / nur mit halbem Mund. Das vergieng sich nun wol: als man aber das Essen auffsetzet / ward vnter andern Trachten ein Platten voll außgemachter Erbis auffgetragen: da gedacht die Braut abermals an jrer Muter Lehre / daß sie nur mit zweyen Fingern essen solte / fieng derowegen an die Erbis mit beyden Fingern / so man die Schleckfinger an der Lincken vnd Rechten Hand nennet / herauß zuklauben / vnnd eins nach dem andern zuessen. Vnnd als sie schmutzige Finger gemacht het / aber nach der Muter Lehr nit schlecken dorffte / strecket sie beide hend auff / vnd schrey zur Muter: Muter / [112] wer beschlecket mir jetzt die Finger? Schweig du Sack / sagt die Muter / wische sie ans Tischthuch. Das hieß ja mit zweyen Fingern geessen / komme einer her ders anderst sage / er muß es erlogen haben / dann ich liege nicht. Das gehet nun auch hin: aber das folgende bezieret erst die Braut recht.

Dann sie gedacht abermals an jhrer Mutter Lehre /hiesse derowegen den Tisch etwas hindersich rucken /welches als es beschehen war / lupffet sie fein algemach vnd seuberlich jhre Beyn (nicht die vom Gebratens warn vberblieben / sonder die zwo Säulen / darauff jhr gantzer Leib gebawt vnd befestiget war) auff den Tisch / vnd legt sie neben jhren Teller / auff jede seitten eins / dann anderst wolt sichs nicht schicken. Was meinet jhr / ob sie nicht gepranget hab / da man jhren weiß schier nicht was gesehen hat? Hie sage ich nit / daß sie auß vnkomlichkeit des sitzens / vnd daß sie sich voll gefressen hat / einen solchen Wind vber den Tisch macht / daß davon die Liechter außgiengen / etlichen die Hüte von den Köpffen flogen / allen aber die Nasen so voll wurden / als hetten sie Bisem gerochen.

Nach volnbrachter Malzeit / trat der neheste Lale nach dem Schultheissen herfür / den Gesten abzudancken / vnd nach gethaner reuerentz sprach er: Ehrnveste / ehrsame vnd weise Frawen vnnd Töchtern / deßgleichen auch züchtige vnnd tugendreiche Männer vnnd Gsellen / was jhr gessen vnd truncken habt /das gesegne euch Gott. Der Braut Vatter / Braut Muter / Braut Tochter / Braut Schwester / Braut Schwieger / Braut gantze ehrn Freundschafft / lassen euch alle freundlich dancken / etc. Das ander hat er recht gemacht.

Nachgehends wurden die zwey newe Eheleut zusamen gelegt (sie hetten wol selberst können zusamen steigen) vnd der Bentzenawer vor der Thüren gesungen. Als sie nun in [113] frewden mit einandern dz Betthe zerbrachen / fragt die Braut jhren Lale / was doch des Säwhirten Tochter am Kirchgang seiner gewölt hette? Aber er wolts jhren lang nicht sagen: biß zuletzt / da er sich zubesorgen / daß sie jhm nicht etwan ein Gänglin abschlüge / ers jhren sagen muste. Vnnd hat sie es nicht können trey tag verschwigen / sagt die braut? Neyn / sagt der Bräutigam. Oh wie ein Närrin /daß sie es nur nicht trey tag verschweigen können. Ich bin wol zwey jar bey meines Vatters Knechten gelegen / vnd habs keinem Menschen / als jetzund dir /gesagt. Also hat dieser Bräutigam wol gewunnen /vnd wol ein Roß vmb ein Pfeyffen geben: musts doch vertrucken vnd verschlucken / ob schon wider seines Hertzens willen.

32. Kapitel

[32. Kapitel]
Wie die Lalen das Graß auff einer alten Mawern durch jr Viehe wöllen lassen abätzen.

Die Lalen waren ernsthafft in jhrem thun / sonderlich in betrachtung des gemeinen Nutzes / damit derselb allenthalb auffgieng vnd zuneme / vnd nirgend schaden litte. Auff ein zeit giengen sie hinauß / ein alte Mawern zubesehen / welche von einem alten Gebäwe noch vberblieben war / ob sie vielleicht die Stein davon zunutz anwenden könten. Nu war auff der Mawrn schön lang Gras gewachsen / das bedaurt die Bawren / daß es solte verlohren werden / vnd niemand zunutz kommen / hielten derowegen rhat / wie man es solte zuehren ziehen. Davon fielen nun vielerley meinungen: die einen vermeinten man solt es abmäyen /aber niemand wolt sich eins solchen vnterstehn / vnd sich auff die Mawern wagen: andere vermeinten /wann [114] Schützen vnter jhn weren / so were am besten /daß man es mit einem Pfeyl abschusse. Endlich wischet der Schultheß herfür / vnd rieth / man solt Viehe darauff lassen gehn / das wurde es abetzen / so dörffte man es weder abmäyen noch abschiessen.

Solchem rhat / als dem besten / fiel die gantze Gemeinde zu / vnnd zur dancksagung ward ferner erkant / des Schulthessen Kuh solt die erste des guten Rhates geniessen: welches der Schultheß gern gestattet. Also machten sie der Kuh ein starckes Seil vmb den halß /werffens vber die Mawren / vnd fangen sie [an] am andern orte zuziehen. Als aber der strick zugieng /fieng die Kuh an zuerworgen / vnnd wie sie schier hinauff kam / streckt sie die Zunge herauß. Solches sahe ein grosser Lale / der schrey: Zieht liebe Lalen zieht / Leib vnd Seel hangt an einander. Zieht noch ein mal / zieht / sprach der Schultheß / sie hat das Gras schon geschmeckt / vnnd die Zungen darnach außgestreckt. Zieht / zieht / sie ist bald droben: sie ist so tölpisch vnnd vngeschickt / daß sie jhren selberst nicht helffen kan: es solt sie ewer einer zu vollem hinauff stossen.

Aber vergebens wars / die Lalen konten die Kuh nicht hinauffbringen / liessen sie herab / da war sie todt. Deß waren die Lalen froh / nur daß sie etwas zuschinden vnd zumetzgen hetten.

[115]

33. Kapitel

[33. Kapitel]
Von einer Lalin / welche mit Eyern gen Marckt gieng / vor sich her ein wunderliche rechnung machet /
vnnd wie es jhrn ergangen.

Es ist ein altes / aber gemeines Sprichwort / da man sagt:
Das Hoffen vnd das lange Harren /
Gewißlich machet manchen Narren.
Wer vor dem Wiert die Zech wil machen /
Der rhatet vbel seinen sachen.
Macht er zuwenig oder zuviel /
So hat er schon verterbt das Spiel.
Doch muß man lassen gelten das:
Wer wol wähnt dem ist deste baß.

Also gieng es diser Fraw Lalin auch. Dann als sie nur ein eintzige Hennen gehabt / die jhren alle tag ein Ey gelegt / sammelt sie derselben so viel / biß sie vermeint für trey Batzen zuhaben / nam sie in ein Körblin / vnd zoge damit gen Marckt. Vnterwegen / als sie kein Gfehrten hette / fieln jren allerley gedancken eyn: vnter anderm gedacht sie auch an jhren Kram den sie gen Marckt truge / redt lang mit sich selberst / den gantzen weg durch / vnd macht darvon folgende rechnung.

Sihe / sagt sie bey sich selberst / du lösest am Marckt trey Batzen. Was wiltu damit thun? Du wilt darumb zwo Leghennen kauffen. Dieselben zwo /sampt deren die du hast / legen dir in so vil vnd so vieln tagen / so vil Eyer: welche so du sie verkauffst /wiltu noch trey Hennen kauffen / das vbrige ist schon gewinn. Also hastu sex Hennen: die legen dir in einem Monat so viel Eyer / die wiltu verkauffen (kanst dennoch wol vnterweiln ein halbes essen) vnd das Geld zusamen legen. Also kanstu nutz haben /von den Hennen: die alten / so nit mehr legen / verkauffstu / [116] ist eins: die jungen legen dir Eyer / ist das ander: sie bruten die Junge auß / die du zum theil ziehen / vnd dein Hauffen mehren / zum theil verkauffen / vnd Geld darauß machen kanst / ist das tritte: so kanstu sie rupffen wie die Gänse / ist das vierte. Auß dem zusamen gelegten Geld wilt du darnach etliche Gänß kauffen / die tragen dir auch nutz / mit Eyern /mit Jungen / mit Federn. Also hastu nutz von Hennen vnd Gänsen / vnd kombst in acht Tagen so vnd so weit. Nach solchem wiltu ein Geiß kauffen / die gibt dir milch vnd junge Kitzlin: Also hastu junge vnd alte Hüner / junge vnd alte Gänß / Eyer / Federn / Milch /Kitzlin vnd Wulln: dann du wilt versuchen ob sich die Geiß villeicht scheren lasse. Nach solchem wilt du ein Schweinmutter kauffen: so hastu nutz zum vorigen nutz / mit jungen Ferckeln / speck / würsten / vnd anderm. Nach solchem wilt du ein Kuh kauffen / die gibt dir Milch / Kälber vnd Baw. Was wilt du mit dem Baw thun / so du kein Acker hast? Du wilt ein Acker kauffen: der gibt dir Korn / daß keins mehr kauffen darffst. Darnach wilt du Roß kauffen vnd Knecht dingen / die dir dein Viehe versehen / vnd den Acker bawen. Darnach wiltu Schaaff kauffen. Darnach wilt du dein Hauß grösser machen / damit du könnest etwan Haußgsind vmbs Geld bey dir haben. Darnach wilt du mehr güter kauffen. Also kans nit felen. Dann du hast nutz / von jungen vnd alten Hünern vnd Hanen / von jungen vnd alten Gänsen / von Eyern / von Geißmilch / von Wulln / von jungen Kitzlin vnd Lämlin / von jungen Säwlin / von Kühen (denen du auch etwan die Horn absägen / vnd den Messerschmiden zukauffen geben wilt) von Kälbern /von Ackern / von Matten / von Haußzinß / anderm. Darnach wiltu ein jungen Mann nemmen / mit dem wiltu in Frewden leben / vnd ein Gnad Fraw sein. Oh wie wilt du dir lassen so wol sein / vnd keinem kein gut wort geben. Juho / juheyaho / hopffas / trey Finger im Saltzfaß / ist der Bauren Wapen / das wil ich als dann nicht mehr führen.

[117] Mit solchen gedancken verstiege sich die gute Lalin so tieff / daß sie gleichsam als gantz vnempfindlich wurde / vnd war jhren nicht anderst als einem Trunckenen: darumb als sie ju hopffas schrey /wolte sie auch ein Arm darzu auffwerffen / vnnd einen sprung thun. Ich weiß aber bey S. Grix nicht / wie sie jhme gethan. Als sie den Arm auffschwung / vnd darzu jauchtzete / stiesse sie mit solchem den Korb mit den Eyern / daß er sich gantz vngestüm hernider begab / vnd die Eyer alle zerbrache. Hiemit lag all jhr Gnadfrawschafft im Dreck: wer lust darzu hat / mags erlesen / vnnd ein Gnad Herr sampt jhren damit werden.

34. Kapitel

[34. Kapitel]
Wie die Lalen ein lange Wurst machen / vnnd sie nicht kochen konten.

Die Lalen hatten auff eine zeit ein gute schweynine Saw / die wolten sie behalten vnnd mesten: als aber dieselb in einer Schewer vber den Habern kam / frasse sie auß trieb des hungers etwas zuviel / darumb sie dann verklagt / vnd von der gantzen Gemein vom Leben / als ein Dieb zum Tod / vervrtheilet warde. Als nun ceter geschryen / vnnd der Stab vber sie gebrochen ward / warde sie also bald mit dem Messer /wie das Recht mit sich gebracht hatte / vom Leben zum Tod gerichtet / vnnd fiel alles jhr Haab vnd Gut /Haut vnnd Haar / den Richtern heymb zuverfressen. Dann dieweil sie mit Fressen das Leben verwürcket /were auch billich / daß sie mit gleicher straffe gestrafft / vnnd auch solt gefressen werden. Nun wolten die Bawrn alles zu ehren ziehen / vnnd damit nichts zu vnnutz abgienge / auch Würste machen: nemmen derowegen das Gedärm also [118] gantz / weschen es auß /vnnd füllen es so lang es war mit Speck / Blut / Lebern / Lungen / Hirn / kleinen Beynlin / vnnd anderm was man pflegt zu einer Wurst zubrauchen / vnd machen ein einige Wurst die war so lang als der gantze Darm.

Als nun der Tag kam / daß sie die Vrtheil vollenden / vnd die Saw auffressen solten / da wolten sie die lange Wurst zu einem Voressen haben / konten aber keinen Hafen finden / welcher lang gnug were gewesen / die Wurst der lenge nach darinnen zukochen. Dann sie meinten gentzlich / der Hafen müste so lang sein / als die Wurst. Wußten also nit wie den sachen zuthun were. Dann zu dem dz sie kein solchen langen Hafen beyhanden gehabt / wolt auch kein Töpffer oder Haffner vnterstehn / jn einen solchen zumachen.

In solchem zweiffel vnd vnmuht geht der Lalen einer durch das Dorffe ab / vnd als er für etliche Gänse fürüber gehet / fiengen dieselben an zuschreyen / Gigag / gigag (etliche Scribenten vermeinen es sey ein Esel gwesen / vnnd habe geschryen (machs nicht zulaut / daß ich jn nicht höre) Ia / Ia / Ia / Ia: welchs wol mag sein). Das höret der Lale / kehret sich vmb /hatte die Gänse nicht recht verstanden / vnd vermeint / sie haben gsagt / zwyfach / zwyfach: gieng derowegen widervmb zur Gemeinde / vnnd sprach: Es sey jhn allen wol ein schand / daß sie erst jetzund von den Gänsen sollen lehrnen / daß man die Wurst müsse zwifach in Hafen thun. Als die Gemein solches gehört / namen sie es ferner zubedencken / vnd ward alda geschlossen (dann sie waren gute Lechmici) kenne man die Wurst zwifach kochen so lasse sie sich auch treyfach kochen (dann was sich zweye / das treye sich auch gern) derowegen auch vierfach / vnd noch mehrfach. Also legen sie die Wurst so offtfach zusamen /biß sie nahe zusamen kam / daß sie in einen gemeinen Hafen konte gelegt werden (dann sie kont nicht selberst dareyn springen) ward also gekocht / vnd außgetheilt [119] / vnd jederm ein stuck davon geben / welchs jm treymal vmb dz Maul gieng. Dann es muste jeder den einen Zipffel von der Wurst ins Maul nemmen / vnd heben / mit dem andern theil fuhren sie jhm vmb den Kopff / vnnd wann sie das tritte mal zum Maul kamen / so bisse er es ab / das war als dann sein theil. Darvon ist dz Sprichwort noch heut diß tags verhanden /da die Lalen sprechen: Man muß dir ein Wurst braten / die dir trey mal vmbs Maul geht.

35. Kapitel

[35. Kapitel]
Wie die Lalen einen Mühlestein gruben / vnd einer damit hin weg lieffe.

Es hatten die Bawrn ein Mühle gebawet / zu welcher sie mit algemeinem Werck auff einem hohen Berg in einer Steingruben einen Stein gehawen / vnd den mit grosser mühe [120] vnd arbeit den Berg herab gebracht. Als sie jn drunden hatten / fiel jnen eyn / wie sie die bawhöltzer / so sie zu jrem Rhathauß gebraucht / so ring den Berg hinab gebracht / als sie dieselben selberst den Berg hinab haben lauffen lassen / sagten derowegen vntereinander: Nun seind wir doch grosse Narrn / daß wir so vbele zeit haben hinab zubringen /da wirs doch wol könten mit geringerer arbeit außrichten. Wir wöllen jhn widerumb hinauff tragen /vnd selberst den Berg herab lauffen lassen / wie wir mit vnserm Bawholtz auch haben gethan.

Solchs gefiel jhn allen: trugen also den Steyn mit viel grösserer mühe widerumb hin auff den Berg / vnd wie sie jhn eben wider abstossen wöllen / sprach einer vnter jnen: Wie wöllen wir aber wissen / wa er hingelauffen sey? wer will es vns daniden sagen? Ey /sagt der Schultheiß / welcher den rhat gegeben hatte /diesem ist sehr wol zuthun: dann es muß einer auß vns seinen Kopff inn diß Loch stecken (wie dann die Mühlstein in der mitt ein grosses Loch haben) vnd mit hinab lauffen. Das ward nun für gut angesehen /vnd also bald einer erwehlet / welcher den Kopff inn das Loch gestossen / vnnd mit dem Stein den Berg hinab gelauffen ist.

Nun ware zu vnterst am Berg ein Fischweyer / in denselbigen fiel der stein / sampt dem Lale / also daß die Lalen beide den Steyn vnd den Mann verlohren /vnnd keiner wußte / wa sie hinkommen möchten sein. Also fiel ein argwon auff den Gesellen / welcher mit dem Steyn gelauffen / als were derselbige mit dem Mühlstein entlauffen / vnd wolt jhn also das jhre entfrembden: liessen derowegen in allen vmbligenden Stetten / Dörffern vnd Flecken / offentliche Brieffe anschlagen: Wa einer wurde kommen / mit einem Mühlstein am Hals / den solte man eynziehen / vnnd jhm /als einem so vom gemeinen Gut gestolen / seine Recht lassen ergehn. Aber der arme Teuffel lag im Weyer / war todt: hette er aber reden können / so were er willens gewesen [121] jn anzusagen / daß sie seinthalb ohne sorg weren / er wölle jhn das jhre widervmb zustellen. Aber der Last hat jhn dermassen getrucket /vnd so tieff hinunter gezogen / daß er / nach dem er gnug Wasser gesoffen / ja mehr als jhm gut war / zu tod starb / vnnd noch heut deß tages todt ist / vnnd todt bleiben wirdt / soll / vnnd muß.

36. Kapitel

[36. Kapitel]
Die Lalen haben mitleiden mit einem armen Nußbaum / vnd was sie mit jme
fürgenommen haben.

Nicht ferne von Laleburg flosse ein Wasser fürüber /an welches Gestade ein grosser Nußbaum haußhielt: demselbigen hienge ein grosser Ast hinab biß vber das Wasser / vnd fehlet wenig / daß ers nicht berührt. Die Lalen sahen [122] eins mals solches / vnd dieweil sie einfeltige / liebe fromme Lale waren / deßgleichen Bawren man diß tags wenig findt / hetten sie hertzliches erbarmen vber den guten Nußbaum / vnnd grosses mitleiden mit jme: giengen deßhalben darumb zu rhat / zubedencken / was doch dem guten Nußbaum möchte angelegen sein / daß er sich also zum Wasser neige?

Als nun hiervon mancherley meynungen gefielen /sagt letztlich mein Herr der Schultheiß: Ob sie nicht närrsche Leute weren? sie sehen doch wol / daß der Baum an einem dürren ort stünde / vnd sich darumb auff das Wasser neige / daß er gern trincken wolt: er gedencke auch nicht anderst / dann daß derselbig niderste Ast des Baums Schnabel were / welchen er nach dem Trunck außstrecke. Die Lalen faßten kurtzen raht / gedachten ein Werck der Barmhertzigkeit zuthun / wann sie jhme zutrincken geben: legen derowegen ein grosses Seil oben an den Baum / stellen sich jenseit deß Wassers / vnd ziehen den Baum mit gewalt herab / vermeinten jhm also zutrincken geben. Als sie jn schier gar bey dem wasser hatten / befahlen sie einem auff den Baum zu steigen / jme den Schnabel vollends inn das wasser zutuncken. In dem nun derselb hinauff steiget / vnd den Ast hinunter in das wasser tuncket / so bricht den Bawren das Seil / vnnd schnellet der Baum wider vbersich / vnd schlegt ein harter Ast dem Bawren den Kopff ab / der fiel in das Wasser / daß jn die Bawrn nicht sahen / der Cörper aber fellt vom Baum herab / vnd hat keinen Kopff mehr.

Deßn erschracken die Bawrn sehr / besassen das Gericht auff der stett also stendlingen / vnd fragten vmb: Ob er auch ein Kopff gehabt hette / da er auff den Baum gestiegen sey? Aber es konte solches jren keiner wissen. Der Schultheiß sagt / er glaubte gentzlich / er het keinen gehabt / als er mit jhnen hinauß gegangen: dann er habe jm trey oder viermal geruffen / aber nie kein antwort von jhme gehört. Darauß er dann (als ein guter Lechmicus) schliesse: Habe er nichts [123] gehört / so hab er auch keine Ohren gehabt. Hab er keine Ohrn gehabt / so habe er auch keinen Kopff gehabt: dann die Ohren müssen ja am Kopff stehn. Doch wisse er es nit so gar eigentlich: darumb were sein rhat / man solte jemand heim zu seinem Weybe schicken / vnd sie fragen lassen: Ob jhr Mann auch heut morgens den Kopff hette gehabt / als er auffgestanden / vnd mit jhn hinauß gegangen sey?

Die Frawe sagt / sie wisse es nicht: aber das sey jhren noch wol bewußt / als sie verschienen Sambstags jme gezwagen / da hab er den Kopff noch gehabt / vnd vil vnflats hinder den Ohren: seidher habe sie nie so gutte achtung darauff gegeben. Dort an jener Wand / sagt sie / hengt sein alter Hut / wann der Kopff nicht darinnen stecket / so wirdt er jhn ja mit sich hinauß genommen / oder aber anderstwa hingelegt haben / das ich nit wissen mag. Also lugten sie vnter dem Hut an der Wand / aber da war nichts: vnd kan noch heut diß tages im gantzen flecken niemand sagen / wie es doch dem Lale mit dem Kopff ergangen seye: ob er jhn habe daheim gelassen / oder mit sich hinauß getragen.

37. Kapitel

[37. Kapitel]
Ein Lale wolt von dem andern ein Wagen entlehnen.

Zwen Bawren zu Laleburg waren Nachbaurn / hatten jre Häuser nahe an einander. Auff ein morgen gar frühe / etwan vmb die achte stund / kam der eine für deß andern Fenster / vnd klopffet mit einem Finger dran / damit man nit meine es sey mit einem Stieffel beschehen. Der ander lag noch hinder dem Ofen in der Hell (wie sie es nennen) [124] im Nest / mocht für faulkeit nit auß dem Straw / sonder schrey mit lautter stimme herfür: wer klopfft da so frühe? Ich bins Nachbawr /sprach der ander Lale / was thut jhr? Der in der Stuben antwortet: hie lige ich vnd schlaffe: wz wer euch lieb / Nachbawr? Der vor dem Fenster sprach: Wann jr nit schlieffet / wolt ich euch vmb ewern wagen gebetten haben: aber ich wil vber ein guten schier hin /wann jr erwacht / widerkommen. Das thund / sprach der inn den Strofedern. Vermeinten also diese beide /wann einer im Bett lige / so schlaffe er auch.

38. Kapitel

[38. Kapitel]
Wie ein Lale seines Pferds schonet / aber dasselbige verlohre / inn dem er begeret der Laleburgern
Ehre zuerretten.

Ein Laleburger hette gehört / daß man niemand zuviel zumuhten / vnd keinem mehr als er ertragen möge auffladen solle. Deßhalben pflegt er allzeit / wann er das Mäl solte heim führen (dann er war ein Müller /gewißlich frömmer als sie sonst gmeinlich sind) auffs Roß zusitzen / vnd die volle Seck mit Korn oder Mäl auff die Achseln zunemmen / damit er das arme Thier nit zuviel beschwerete. Mancher Herr vnd Fraw theten solchs nit mit jhren Diensten: welche wann sie sie gar zu Eseln könten machen / wurden sie sich nit lang saumen.

Dieser Müller Lale / reit auff ein zeit ab dem Felde heim zu / vnnd siehet vnd hört einen frembden Gauch auff einem Baum mit jhrem Gauch einen scharmutz halten: dann [125] sie zuvor ein gutte weil ab zweyen Bäumen wider einander gekucket hatten. Wie aber der Lale sahe / daß der frembde Gauch seinem Gauchen mit kucken vberlegen war / etwann fünfftzehen oder mehr Kuckguck mehr kucket / dann aber der seine /stieg er zornig von seinem Roß ab / vnnd auff den Baum zu seinem Gauch hinauff / vnd halff jhm so viel vnd so lang kucken / biß der frembde Gauch vberwunden war / vnd Haar lassen must.

Hierzwischen kompt ein Wolff / vnd frisset jhm sein Pferd vnterm Baum: noch wolt der Lale nicht herab / biß der frembde Gauch gar verjagt were: darumb must er hernach zu Fusse heim reitten / auff seiner Mutter Füllin.

So bald er aber heimkommen / erzellet jhr E.W. was er von wegen deß gemeinen Nutzes für Ehr vnd Rhum habe eyngelegt / in dem er jrem Gauch gegen dem frembden Gauch hilff vnd beystand geleistet: dargegen aber habe er ein kleinen schaden erlitten. Dann dieweil er im grösten ernst vnd treffen mit dem frembden Gauch gewesen / habe jm vnter deßn ein Wolff sein Roß gefressen: daß jhms der Teuffel gesegne. Solches wölle er jnen also guter meinung angezeigt haben / ob sie jhm zu einem andern Pferd behülfflich wolten sein. Als der Schultheß vnnd die Gemeinde jhres Mitburgers rede vernommen / haben sie vnbillich geachtet / daß einer / der so fleissig vnnd ernstlich der gantzen Gemein Ehr vnnd Namen bedacht hette / darob schaden solte leiden: beschlossen derowegen / daß jhme auß dem gemeinen Seckel ein ander Roß gekaufft / und noch ein verehrung darzu gegeben werden solte. Das beschahe auch.

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39. Kapitel

[39. Kapitel]
Die Laleburger verbergen jhr Glocken in den See.

Auff ein zeit als Kriegs geschrey eynfiele / forchten die Lalen jhrer Haab vnd Gütern sehr / daß jhnen die von den Feinden nicht geraubt vnd hinweg geführt wurden: sonderlich aber war jnen angst für ein Glocken / welche auff jrem Rhathauß hienge / gedachten man wurd jn dieselb hinweg nemmen / vnd Büchsen darauß giessen. Also warden sie nach langem rhatschlag eins / dieselb biß zu ende deß Kriegs in den See zuversencken / vnd sie alsdann / wann der Krieg fürüber / vnnd der Feynd hinweg were / widerumb herauß zuziehen / vnnd wider auffzuhencken: tragen sie derowegen in ein Schiff / vnd führens auff den See.

Als sie aber die Glocke wöllen hinein werffen /sagt einer vngefehr: Wie wöllen wir aber dz ort wider finden / da wir sie außgeworffen haben / wann wir sie gern wider hetten? Da lasse dir / sprach der Schultheß / kein graw Har [127] im etc. wachsen: gieng damit hinzu /vnd mit einem messer schneid er eine kerff in dem schiff an daß ort / da sie die hinauß geworffen / sprechende: Hie bey diesem schnitt wöllen wir sie wider finden. Ward also die Glocke hinauß geworffen / vnd versenckt. Nach dem aber der Krieg auß war / fuhren sie wider vff den see / jr Glocken zu holen / vnd fanden den kerffschnit an dem Schiffe wol / aber die Glock konten sie darumb nicht finden / noch den ort im Wasser / da sie solche hineyn gesenckt. Manglen sie also noch heut diß tages jhrer guten Glocken.

40. Kapitel

[40. Kapitel]
Von einem Reutter zu Laleburg.

Ein Laleburger ritte mit andern hinweg / vnd alweg wa die anderen abstigen / da stige er auch mit jhn ab: wann sie aber widerumb auffsassen / blieb er alle zeit stehen / biß sich die andern alle zu Roß gesetzt hatten / alsdann saß er auch auff / vnd reit fort mit jhnen. Einer thet jn fragen / warumb er solchs thete? Dem antwortet er: Er thüe es darumb: Dieweil er sein Roß nicht könne vnterscheiden / von den andern Rossen /so förchte er / daß er nicht etwan einem andern auff das seine sitze. Wann sie aber alle auffgesessen / so wisse er / daß das vbereintzige sein seye. He he he hem.

Eins mals ritten sie durch ein Dorff / da warffen die bösen buben auff der Gassen mit Steinen / vnd traffe einer vngefehr diesen Lale Reutter hinden an den Kopff. Er nit vnbehend / steigt von seinem Roß ab /vnd bittet einen andern mit jme zuverwechßlen: das beschahe. Hernach fragt jn der ander / warumb er verwechselt habe? da sagt er [128] jhm: Als er durch das Dorff geritten seye / da habe sein Pferd angefangen zugumpen / vnd jhn von hindenzu an den Kopff geschlagen /darumb wölle er nicht mehr darauff reitten. Dann er hatte deß buben nicht wargenommen welcher jhn geworffen: darumb meint er / das Pferd / auff welchem er gesessen / habe jn hinder die Ohren geschlagen. Der Esel hats vielleicht gethan gehabt.

41. Kapitel

[41. Kapitel]
Ein merckliche geschicht / so sich mit einem Krebs zu Laleburg zugetragen.

Ein vnschuldiger armer Krebs / hat sich auff ein zeit jrre gegangen / vnd als er vermeint in sein Loch zu kriechen / kam er zu allem vnglück gehn Laleburg in das Dorff. Als jhn etliche Lale gesehen hatten / daß er so viel füsse gehabt / hintersich vnd fürsich gehen kont / vnd was dergleichen tugenden mehr ein ehrlicher redlicher Krebs an sich hat / erschracken sie vber die massen sehr drab / dann sie vormals keinen nie mehr gesehen: schlugen derowegen sturm an / kamen alle vber das vngehewr Thiere zusamen / zerriethen sich was es doch sein möchte. Niemand konts wissen / biß letztlich der Schultheiß sagt: Es werde gewißlich ein Schneider sein / dieweil er zwo Schären bey sich habe. Solchs zuerkundigen / legten jn die Bawrn auff ein stuck Lündisches thuch / wie die Bawrn jre Wölffe darauß machen / vnd wa der Krebs darauff hin vnd her kroche / da schneid jhm einer mit der Schär hinden nach. Dann sie vermeinten [129] nit anderst / dann der Krebs / als ein rechtgeschaffner Meisterschneider /entwerffe ein muster eins newen Kleides / welches sie / inmassen vnsere Lalen auch thund / nach äffen wöllen. Zerschnitten also endlich das Thuch gantz / daß es nirgend zu mehr nutz war.

Als sie nun gesehen / daß sie sich selbs betrogen hetten / da trittet einer vnter jhnen auff / vnd spricht: Er hab einen sehr wolerfahrnen Son / der sey in treyen tagen zwo meyln weges weit vnd breit gewandert /habe vil gesehen vnd erfahren / es zweiffle jm nit dran / er werd deßgleichen Thier mehr gesehen haben / vnd wissen was es seye. Also ward der Sohn beruffen: derselbige besahe dz Thier lang / hinden vnd vornen /wußte nit wa ers angreiffen solt / oder wa es den Kopff hette. Dann wann der Krebs hindersich kroch /so meint er / er het den kopff beim schwantz: kont sich also gar nicht drein richten / sprach doch endlich: Nun hab ich doch mein tag hin vnd her viel wunders gesehen / aber deßgleichen ist mir nit fürkommen. Doch wann ich sagen soll was es für ein Thier sey / so sprich [ich] nach mein hohen verstand: Wann es nicht ein Taube ist / oder ein Storck / so ist es gwißlich ein Hirtz: vnter disen muß es eins sein.

Die Lalen wußten jetzt eben so viel / als vor / vnd als jn einer angreiffen wolt / erwischet er jhn mit der Schär dermassen / daß er anfieng vmb hilff zurüffen /vnd zuschreyen / Es ist ein Mörder / ein Mörder. Als solchs die andern gesehen / hatten sie schon gnug: besetzten derowegen also bald gleich ohne verzug von stund an auff der stett eylends alda am selbigen ort auff dem platz da der Bawr gebissen worden / das Gericht / vnd liessen ein Vrtheil vber den Krebs ergehn /die lautet vngefehrlich solcher massen: Sintemal niemandt wisse / was dieses für ein Thier sey / vnnd aber sichs befinde / dieweil es sie betrogen / in dem es sich für ein [130] Schneider außgeben / vnds doch nit seye / daß es ein Leutbetriegendes vnd schädliches Thier seye /ja ein Mörder: so erkennen sie / dz es solle gerichtet werden / als ein Leutbetrieger vnd ein Mörder / mit dem Wasser vnd was darzu gehört.

Solcher Vrtheil statt zuthun / ward einem vnter jnen befohlen: derselb nam den Krebs auff ein Brett /trug jhn dem Wasser zu / vnd gieng die gantze Gemein mit: da ward er / in beyseyn vnnd zusehen jedermeniglichens / hineyn geworffen. Als aber der Krebs in das Wasser kommen / sich widerumb empfunde /zabelt er / vnd kroch hindersich. Solches ersahen die Bawren / deren huben etliche an zuweinen / vnd sprachen: Nun solt eins wol fromb sein: schawet doch /wie thut der Tod so wehe.

42. Kapitel

[42. Kapitel]
Wie die Lalen jhrem Keyser Volck zuschicken / vnd wie es jhrer Soldaten einem ergienge.

Das Geschrey von dem Krieg / vmb welchs willen die Lalen obgehörter massen jhr Glocken in tieffen See versencket / war nicht so gar nichtig / daß sie es nicht auch in der that selberst empfunden. Dann jnnerhalb wenig tagen kam befelch an sie / etliche Knecht zur Besatzung in die Statt zuschicken / welches sie gethan.

Derselbigen Lalen einer / nicht der geringste / als er in die Statt eynzoge / begegnet jme der Kuhirt /welcher seine vnterthanen / Küh / Kälber / vnd Ochsen / eben außtreiben wöllen: vnnd als der Lale sich nit anderst zerspreittet vnd geragelt / als trey Eyer in einer Hutten [131] oder Krätzen / berhüret jn ein Kuh mit dem Horn nur ein wenig. Ab solchem erzürnet gemeldter Lale / solcher massen / daß er seinen Dolchen außzoge / seine Fochteln in die Hand name / gegen die Kuh eyntrat / vnd sprach: Bistu ein ehrliche vnnd redliche Kuh / so stosse mich noch ein mal. Aber die Kuh war nicht so Erlin vnd Redlin / daß sie hette dörffen ein gixlin sagen.

Auff ein zeit theten sie auß der Stat einen außfall /auff die Feynde zustreiffen / vnd der bawrn Hüner vnd Gänse zubeuten. Nun hatte der gemelte Lale kurtz darvor einen Pantzer pletz / einer Handbreit gefunden / vnd als er eben damaln ein newes Kleyd machen lassen / dem Schneider befohlen / selbigen vnter dz Futer ins Wammeß zuvernäyen / vnd für das Hertze zusetzen: damit er desto sicherer were. Vnd etwan ein puff außhalten möchte. Wie dann jhme auff ein zeit auch ein solches glück widerfahren / daß als er ein halbes Roß Eysen gefunden / vnnd selbiges vntern Gürtel gesteckt hette / er damit einen schuß [132] auff fienge / welchs jn sonst sein Leben gekost hette. Darumb er dann sich vmb den Gürtel nachmaln mit roß eysen gantz behenget / vnd solches an stat eines Harnischs gebrauchet.

Als nun dieser Lale auch mit hinauß lieff / ein Beut zuerjagen / vnd sich vbersahe / dz die Bawrn kamen /vnd jn jagten: wolt er vber einen Zaun springen /behieng mit den Hosen / welche durchzogen gwesen /an einem Zaunstecken. Da stach der Baurn einer nach jm / mit einer Hellnparten / dz er vollends hinüber fiele / vnd dar von lieffe / also dz jme nichts geschahe. Vber solches verwundert er sich sehr / beschawet seine Hosen / zusehen wz es doch were / dz jhme den stich auffgehalten: vnnd befunde / daß der Schneyder jhm den Pantzerpletz für den Arß gesetzt / vnd ins Futer vernäet hette. Ey nun dancke Gott / sprache er /diesem Schneyder / so mir diß Kleyd gemachet: wie hat er so wol gewust / besser als ich selberst / wa mir das Hertz lige.

43. Kapitel

[43. Kapitel]
Wie ein Lale seinen Sohn in die Schuln führet / vnnd was sich daselbsten verlieffe.

Demnach man aber die Jugend keines wegs versaumen / sonder zeitlich als einen jungen Baum biegen vnd lehren soll: also wolt ein namhaffter Lale auch seinen Sohn sein Jugend lassen wol anlegen. Deßhalben nam er jhn mit sich / führet jhn bey der hand in die Statt / vnd kaufft jhme zuvorderst ein par Schuch /darumb er achtzehen Batzen gegeben. Als er jhn also zum Schulmeister brachte / vnnd jhn jhme befehlen wolte / fragt der Schulmeister vnter anderm: Ob er noch nichts könne? Neyn / sagt der Vatter. Wie alt [133] ist er? fragt der Schulmeister. Er ist erst treyssig jar alt /sagt der Lale. Ist er so alt / sagt der Schulmeister /vnnd hat noch nichts gelehrnet? Wett der Knyfel /sagt der Vatter Lale / was solt einer in treyssig jaren lehren. Ich bin nun fünff vnd sechtzig jar vnd ein tag alt / vnd kan dennoch nit daß eins Drecks wärth seye. Soll er etwas lehrnen / sagt der Schulmeister / so wirdt es schwerlich zugehn.

Vnnd als in dessen die Schulstuben thür auffgangen war / vnd der Lale vngefehr gesehen / wie der Prouisor einen Knaben mit Rhuten geschwungen /sagt er: Dieser mein Sohn darff eben nicht so gar gelehrt vnnd geschickt werden: dann vnser geschlecht gibt es nicht. Wann er nur mag ein solcher Schwinger (den Prouisorn vermeinend) werden / so hat er schon so genug / als ob er vol geschmissen were. Wir wöllen vnser bestes mit jm thun / sagt der Schulmeister: hieß hiemit dz treyssig järige Hänselin hineyn gehn. Ja / sagt der Vatter Lale / jhr müsset es kurtz mit jhme machen / vmb mein gut Geld: dann ich wolt jhn gern wider mit mir heymb nemmen. Ich wil nur zum Hufschmid / vnd beschlagen lassen / wil jn darnach wider holen / vnd euch ewer gut Geld geben. So nimb jhn recht / sagt der Schulmeister / jetzt mit dir: dann in so kurtzer zeit könte ich nichts mit jm außrichten. Also nam der Lale sein Söhnlin bey der Hand / vnd führt jhn heimb wider zu der Mutter.

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44. Kapitel

[44. Kapitel]
Wie die Lalen einen Maußhund / vnd hiemit jhr endliches verterben kauffen.

Nun hetten die Lalen zu Laleburg keine Katzen / vnd aber so vil Mäuse / dz jnen auch im Brotkorb nichts sicher war / was sie nur neben sich stelleten / das ward jhn gefressen oder zernaget: deß sie dann sehr angsthafft waren. Es begab sich auff ein zeit / daß ein Wandersmann durch jhr Dorff zoge / der trug ein Katzen auff dem Arm / vnd kehret bey dem Wierte eyn. Der Wiert fraget jhn / was doch dieses für ein Thier seye: er sprach / es sey ein Mäußhund. Nun waren die Mäuse zu Laleburg so heimlich vnnd zam / daß sie auch vor den Leutten nicht mehr flohen / luffen bey tag hin vnd her ohne alles schewen: darumb ließ der Wandersmann die Katze lauffen / die erlegt also bald / in beysein des Wiertes / der Mäusen gar viel.

Als solches der Gemein durch den Wiert angezeiget ward / fragten sie den Mann / ob der Maußhund feil were / sie wolten jhm den wol bezahlen. Er antwortet / er sey jhme zwar nicht feil: dieweil sie aber sein so notwendig / so wolle er jhn jhnen recht werden lassen / wann sie wolten darumb geben was recht seye: fordert derowegen hundert Gulden darfür. Die Bawren waren froh / daß er nicht mehr gefordert hette / warden mit jhme des Kauffes eins / jhme das halbe also par zuerlegen / das vbrige Geld solte er vber ein halbes jar kommen holen. Also ward von beyden theilen der kauff eyngeschlagen / diesem das halbe Geld gegeben / so truge er jhnen den Maußhund in jhr Burg: darinnen sie jhr Getreide hatten ligen / da auch am mehrsten Mäuse gewesen. Der Wanderer zog eylends mit dem Geld hinweg / förchtet sich / daß nicht etwan die Lalen der kauff gerewen / vnd sie jhm das Geld wider nemmen möchten: [135] vnd jhm gehen lugt er offt hindersich / ob jhm nicht jemand nacheyle.

Nun hatten die Bawren vergessen zufragen / was der Maußhund esse: darumb schicken sie dem Wandersmann in eyl einen nach / der jn deßhalben solte fragen. Als der mit dem Geld sahe / daß jhm jemand nacheylet / eylt er desto mehr / also daß jhn der Bawr nicht ereylen mocht / darumb schrey er jhm von ferne zu: Was jsset er? was jsset er? Jener antwortet / Was man jhm gibt / was man jhm gibt. Der Bawr hatte verstanden / er habe gesagt / Vieh vnd Leut / Vieh vnd leut: kehret derowegen inn grossem vnmuht wider heimb / vnd zeigt solches seinen gnedigen Herrn an: welche darab sehr erschracken / vnnd sprachen: Wann er keine Mäuse mehr zufressen hat / so wirt er darnach vnser Viehe fressen / vnd endlich vns selbs / ob wir jhn schon mit vnserm guten Geld an vns kaufft haben. Rhatschlugen derowegen / die Katz zutöden: aber keiner wolt sie angreiffen. Darumb wurden sie rhats / sie in dem Schloß mit Fewer zuverbrennen: dann es were besser / ein geringer schaden / [136] als daß sie alle solten vmb Leyb vnd Leben kommen. Also zündeten sie das Schloß an.

Da aber die Katz das Fewr schmecket / sprange sie zu einem Fänster auß / kam darvon / vnd flohe in eines Lalen Hauß: das Schloß aber verbran biß auff den boden hinweg.

Niemand war je ängstiger / als die Lalen / die des Maußhunds nicht konten abkommen: hielten derowegen ferner rhat / vnd kaufften das Hause / darinn die Katze war / auch an sich / vnd zündten es auch an. Aber die Katz entsprang auff das Tach / saß da ein weil / vnd mutzet sich wie die Rurrentzen pflegen zuthun / mit dem Täplein vber den Kopff: das verstunden die Bawren / als die Katz ein Hand auffhübe /vnnd einen Eyd schwure / daß sie solches nicht wolt vngerochen lassen. Alda wolt einer mit einem langen Spieß nach der Katzen gestochen haben / sie aber ergreiffe den Spieß / vnd fieng an daran herab zulauffen / dessen der Lale vnd die gantze Gmein erschracken /davon luffen / vnd das Fewer brennen liessen. Vnd dieweil dem Fewer niemand gewehret / noch dasselb geloschen hat / verbrennet das gantze Dorff biß auff ein Hauß / vnnd kam gleichwol die Katz darvon: die Bauren aber waren mit Weyb vnd Kind in einen Wald geflohen. Damaln verbrennet auch jhr Cantzley: also daß von jhren Geschichten nichts ordenliches mehr verzeichnet zufinden.

45. Kapitel

[45. Kapitel]
Wie die Lalen rhatschlugen / andere wohnungen zu suchen / vnnd alle hinweg zogen.

Die Lale waren angsthafft / wußten nicht was hierin zuthun das beste were. Jhre Häuser waren verbrent /Haab [137] vnd Gut damit: so musten sie sich für dem leidigen Rurrentz besorgen / als welcher einen Eyd geschworen hette / sich an jhnen zurechen: suchen derowegen rhat / vnnd finden nichts bessers / dann daß sie andere Wohnungen suchten / da sie für dem Maußhund sicher wohnen möchten. Also verliessen sie jhr Vatterland / vnd zogen von einandern / einer hie mit Weyb vnd Kind / der ander dort hinauß / liessen sich an vil orten nider / vnd pflantzten jhre Zucht weit vnd breit auß.

Vnnd es gieng eben damaln mit den Lalen / wie man von einer Stat pflegt zusagen: darinnen sey das Hurnhauß verbrunnen / aber die Funcken in alle Häuser gestoben. Also gieng es mit disen auch. Dann wa sie sich niderliessen / da zeugeten sie Narren gleich wie sie Narren waren. Daher sagt man heutigs tages von so viel närrischen Bawren / welche hin vnd wider wohnen / vnd viel wunderlicher Bossen reissen: welche alle eintweders von disen Lalen abkommen / oder aber solche närrsche Bossen von denen gelernt vnd ererbt haben / welche sich bey jhnen haben haußhäblich nidergelassen.

Bey welchem dann augenscheinlich zusehen / wie ein so erblich ding es seye / vmb die Narrey vnd Thorheit: vnd wie so bald einer / so sich jhrer annimmet / darüber zum Lale werde / vnnd sich nicht anderst damit besudle / als wann er Kat angerhüret hette. Welches dann meniglichem zur warnung dienen soll / damit er sich wisse darfür / als vor einem lachenden Gifft zuhüten.


Wem Gott gibt daß er ist klug vnd weys /
Weys vnd klug z'bleiben sich befleiß.
Wer sich selbs thut zum Narren machen /
Desselben soll man billich lachen.
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Wart biß das Alter kombt mit fug /
Du wirst als dann noch kindtlich gnug

Ist also der Namen vnnd Stammen der Lalen zu Laleburg hiemit abgangen / vnd gar außgeloschen: doch ist jhr Thorheit vnd Narrey (welches das beste) vbergeblieben / vnnd vielleicht mir vnnd dir auch ein guter theil darvon worden. Wer weist obs nicht wahr ist?


Ende der Historien von den Lalen zu Laleburg [139]

Bilderverzeichnis

  • 6. Kapitel, Seite 28.

  • 8. Kapitel, Seite 36.

  • 10. Kapitel, Seite 43.

  • 15. Kapitel, Seite 59.

  • 21. Kapitel, Seite 85.

  • 22. Kapitel, Seite 90.

  • 29. Kapitel, Seite 107.

  • 35. Kapitel, Seite 120.

  • 36. Kapitel, Seite 122.

  • 39. Kapitel, Seite 127.

  • 42. Kapitel, Seite 132.

  • 44. Kapitel, Seite 136.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Anonym. Erzählungen. Das Lalebuch. Das Lalebuch. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-DED1-A