12.

Hebe mich empor zu dir,
Der die kindliche Begier
Mir im tiefsten Busen zündet,
Daß mein Herz die Wahrheit findet,
Die dein heil'ges Wort verkündet:
Suchet mich, so findet ihr.
O verheißungsvolles Wort!
Sei mein Schild und sei mein Hort!
Sei mein Licht im finstern Staube!
In Verzweiflung sei mein Glaube:
Daß mir nichts die Wahrheit raube:
Gott ist hier und Gott ist dort.
Ach! Ich bin ein schwaches Kind,
Sehe viel und bin doch blind,
[50]
Wähne viel und kann nichts wissen,
Suche Licht in Finsternissen,
Wanke, tausendfach gerissen,
Hin und her vom Erdenwind.
Du, der einzig helfen kann,
Vater, nimm dich meiner an,
Helle mir Verstand und Augen,
Daß sie dich zu sehen taugen
Und aus deiner Liebe saugen,
Was die Bien' aus Blumen kann.
O mein Gott, ich fühle dich
Freundlich und herzinniglich.
O wie wohl wird mir von innen!
Erd' und Erdenqual zerrinnen,
Und mit allen meinen Sinnen
Fühle, habe, lieb' ich dich.
Fahre hin, du Erdental!
Schon bin ich im Himmelssaal,
Schwebe auf den sel'gen Höhen,
Wo die Zehnmaltausend stehen
Und den Lobgesang erhöhen
Mit den Frommen allzumal.

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TextGrid Repository (2011). Arndt, Ernst Moritz. Gedichte. Gedichte. Reime aus einem Gebetbuche. 12. [Hebe mich empor zu dir]. 12. [Hebe mich empor zu dir]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-03F1-2