[396] Anmerkungen.

[397][399]

Einleitung

Einleitung.

Ueber Volkssagen, ihre Wichtigkeit in Hinsicht auf historische Erörterungen, dann aber auch wieder zur Kenntniß des Charakters der Völker und Völkerstämme, der sich fest und bestimmt, oft tief bedeutend, in ihnen ausspricht, ist schon in der Einleitung zu den Volkssagen von Otmar (Bremen 1800.), S. 3-70. mit so vieler Umsicht gesprochen worden, daß ich etwas Vergebliches unternehmen würde, wenn ich von neuem etwas schon bewährt Ausgesprochenes wiederhohlen wollte.

Die Quellen, aus denen mir diese Sagen und Mährchen geworden, sind folgende:


1) mündliche Ueberlieferung. An einer solchen bin ich nur sehr arm. Wie überhaupt jetzt Sagen, Mährchen, Lieder immer mehr in dem flachen Lande nicht allein, sondern auch in den Gebirgen, wo sie sonst einen freundlichen Aufenthaltsort fanden, verschwinden, und es Mühe kostet, alte Männer und Frauen, die oft reich an denselben sind, zum Erzählen zu bringen, da sie fürchten, verspottet zu werden, so verschwinden besonders auch noch andere [399] Sagen, die an Orte, Ruinen u. dergl. geknüpft sind, da die Zeit die alten Mauern immer mehr abflacht, sie ihr schauerliches Ansehen verlieren und nicht von selbst dringend dazu einladen, daß ein jeder wünscht, nähere Kunde von ihnen zu haben, und am liebsten ein Mährchen hört. Auch die Kindermährchen nehmen immer mehr und mehr Abschied, die schwankende Pädagogik weiß nicht, ob sie dergleichen erzählen lassen darf, oder nicht, und die alten Kindermuhmen werden daher zu anderem, wohl weit schädlicherem, Geschwätz angehalten. Für die wenigen Kindermährchen, die ich habe, bin ich daher den freundlichen Mittheilern nicht wenig verbunden, und ich glaube gewiß, daß sie auch meine Leser mit Lust und Behagen aufnehmen und gern in jene Zeit zurückgehen werden, wo diese Erzählungen einen weit tiefern Eindruck machen, als oft selbst kaum die größten Epochen der Weltgeschichte den Erwachsenern hervorzubringen vermögen.

2) Reicher strömte mir die Quelle alter Chroniken, und es hat oft nicht geringe Mühe gekostet, aus dicken Folianten ein oder zwei Sagen und Mährchen herauszufinden. Sie erscheinen aber oft als die wichtigsten, da sie, von den alten Chronikenschreibern in die historische Darstellung mit verflochten sind, oder so von ihnen hingestellt [400] werden, daß man wohl sieht, sie glauben daran, wagen aber doch nicht recht, das entscheidende Urtheil darüber auszusprechen. Wann und wie Chroniken benutzt worden sind, wird immer genau in den nachfolgenden Anmerkungen angegeben.

3) Länder und Ortsbeschreibungen, historische Untersuchungen über einzelne Familien, Gegenden, Städte, Burgen u. dergl., so wie Reisebeschreibungen, Sammlungen anderer Personen zu beinahe gleichem Zwecke und solcher Bücher mehrere, waren die dritte Quelle, aus der ich schöpfte und die mir eine reichliche Ausbeute gewährte. Nicht fürchte ich, in den übeln Ruf eines Plagiarius zu fallen, indem ich auch viele neue und ganz neue Bücher benutzte. Alle diese Schriften berühren nur zufällig den Punkt, der mein Hauptzweck war, und indem ich wünschte, alles in einem Brennpunkte zu versammeln, mußte ich auch von dorther etwas entlehnen, was uns und unsrer jetzigen Zeit so nahe steht, ja mit uns selbst in einerlei Treiben befangen ist. Getreulich ist auch diese Quelle jederzeit bemerkt worden.

4) Volkslieder auf Sagen gegründet. Hier findet sich auch nur wenig; wo etwas aufzuspüren war, ist das Lied immer neben die Sage gestellt worden, um zu zeigen, wie theils beide in einander übergegangen[401] sind, theils sich wieder von einander entfernen und auf verschiedene Weise die Sage umfassen. Es gab auch andere, längere Gedichte, die man nicht Volkslieder nennen kann, welche der Aufnahme nicht unwerth erschienen, z.B. bei Nr. 16. 26. Von größern Liedern, in welchen Volkssagen bearbeitet worden sind, ward nur diesmal der merkwürdige Heinrich der Löwe aufgenommen, ein Gedicht, das noch einen wahrhaft alten, männlichen, tüchtigen Charakter trägt, dabei in vielen Stellen, wie nicht zu läugnen, etwas unbeholfen und holzschnittartig ist, aber in andern wieder so treu, mild und bieder, daß wohl ein jeder, der es aus einem richtigen Gesichtspunkt betrachtet, davon eingenommen werden muß. Eine andere poetisch bearbeitete, noch etwas längere Sage, wird in dem zweiten Bande erscheinen.

5) Legenden wurden, so viele auch vor mir lagen, nur wenig benutzt, theils da ihr Zuschnitt im Ganzen sehr einförmig ist, bei allen derselbe Grund unter leicht aufgetragenem Kolorit durchschimmert und so eine gewisse Eintönigkeit nicht zu vermeiden gewesen wäre, die man schon bei den aufgenommenen bemerken wird. Gerade aber so viel, als aufgenommen sind, schienen zur Rundung des Ganzen zu dienen.


[402] Betrachtet man alle diese Quellen und übersieht das Resultat, was daraus gezogen ist, so findet man doch, daß die Masse des Gewonnenen der Masse des Bodens, aus der geschöpft werden konnte, nicht entspricht, aber der meiste Theil desselben ist unfruchtbar und in vielen Landen sind jene alten Schätze versunken, wie die Gold- und Silberkisten in den bezauberten Bergen, mit denen uns alle Mährchenerzähler überschütten. An vielen, sonst goldreichen Stellen, will die Wünschelruthe nicht mehr anschlagen. So lautet z.B. in der Vorrede zum Froschmäuseler eine Stelle also: »was auch der alten Deutschen Heidnischen Lehre gewesen, vernimmt man aus den wunderbarlichen Hausmährlein, von dem verachteten frommen Aschenbößel (Aschenbrödel) und seinen stolzen spöttischen Brüdern. Vom albernen und faulen Heinzen, vom eisernen Heinrich, vom alten Steidthardin und dergl.« Wo finden wir noch Kunde dieser Mähren? Aschenbrödel, denn diese ist doch wahrscheinlich gemeint, wenn gleich die Brüder auf eine andere Geschichte zu deuten scheinen, müssen wir nur in Französischen Mährchen suchen und von den anderen wissen wir gar nichts. So könnte ich noch eine Menge nachweisen, unter denen indessen viele sein mögen, die mir nur allein fehlen, anderen wohl bekannt sind.

[403] Wie nun manches Land viel, ein anderes wenig, ein drittes noch weniger und endlich gar nichts anbietet, so trete denn auch ich mit meiner Gabe hervor und erscheine bei weiten, großen und gewiß an Mährchen überreichen Ländern sehr armselig. Hätte ich meine Sagen unter einander geworfen und nicht die Länder von einander, mit gutem Vorbedachte, trennen wollen, so hätte ich diese Armuth verdecken und ganz stattlich mit der Summe derselben einherprunken können, aber dies war ganz gegen meinen Zweck. Möchten daher Männer in solchen vernachlässigten Gegenden, denen es um Aufhellung vaterländischer Alterthümer zu thun ist und die mich gerne in diese Jugendpfade begleitet haben, recht böse darüber werden und diese Vernachlässigung dadurch zu rächen suchen, daß sie mir recht viel Sagen ihrer Gegend mittheilen; mein und vieler Leser warmer Dank ist ihnen dafür gewiß. Nur bitte ich dabei, die Sage so rein und unverschönert zu erzählen, wie sie das Land und die Gegend giebt, da sie sonst hier nicht in diesen Kreis passend sein würden. Vorzüglich arm sind meine Sammlungen in Hinsicht auf die Oestreichischen Staaten, mit Ausnahme Böhmens, auf Tyrol, Baiern, Schwaben, die Schweiz, Franken, Gegenden, in denen allen gerade diese Quellen recht reichlich strömen müssen. Diese Gegenden sind daher [404] auch ganz von mir übergangen! denn für die Schweiz hatte ich z.B. nur zwei Mährchen: den Pilatussee und die Jungfrau zu Basel. Eine bedeutende Masse Sagen, als z.B. alle Rheinsagen, wurden zurückbehalten, da dieser erste Band die ihm bestimmte Stärke vor der Zeit erreichte und erwarten nun ihre Bekanntmachung in einem zweiten Theile.

Die Anmerkungen sollten eigentlich für sich selbst sprechen, um so mehr, da schon oben davon im kurzen die Rede gewesen ist, aber es bedarf wohl doch noch eines Wortes, besonders da es später hinzu kommt. So viel Mühe ich mir auch gegeben habe, die Anmerkungen nur auf das Nothwendigste zu beschränken, so traten doch so mancherlei Umstände ein, welche erforderten, daß sie doch mehr anschwollen, als erst der Wille war, indem nur wenige Blätter dafür ausgesetzt wurden. Mit aller Sorgfalt ist indessen alles üppig Wuchernde weggeschnitten worden, insofern es nicht geradezu auf das Mährchen und seine verschiedenen Verflechtungen und Verzweigungen Bezug hat. Hier traten aber an einzelnen Orten merkwürdige Verwandtschaftsverhältnisse ein, die es nothwendig zu machen schienen, daß selbst Sagen aufgenommen wurden, die an einem andern Orte weit würdiger stehen, als ich ihnen hier einen Platz geben konnte, ich meine die Harzmährchen aus dem Otmar. Die [405] Historien von versunkenen Schlössern, Ruinen mit alten Schätzen in ihrer Tiefe, diese ziehen sich durch alle Länder hindurch und wollte man alle dergleichen Sagen aufnehmen, so gäben sie allein schon ein eigenes Buch. Dagegen ist es wohl sehr merkwürdig, mehrere derselben aufzustellen, um zu zeigen, wie dieselbe Grundidee da ist, wie sie sich wiederhohlt und bisweilen, der Bemerkung werth, nach der Eigenthümlichkeit des Landes sich verändert.

Desto wichtiger ist es aber wohl, zu sehen, wie selbst ferne Länder sich in der Sagen- und Mährchenwelt mit einander zu verknüpfen bemüht sind, ein Streben, das zu enthüllen mir bei diesen Sagen nur ein paarmal hat gelingen wollen, dagegen bedeutender hervortreten wird, wenn es mir einmal erlaubt sein wird, eine Vergleichung der Altdeutschen Erzählungen mit den Englischen, Italiänischen, Französischen und vor allen den Orientalischen darzulegen, ein Reich, in welches schon ein paar meiner Sagen ganz fallen und anderer Seits sich demselben bedeutend nähern.

Die angehängte literarische Uebersicht der Deutschen Volkssagen ist sehr mager und dürftig und bittet besonders um Nachsicht, da mir, in meiner jetzigen Lage, gerade die Hülssmittel hierzu abgingen, doch wird sie nicht ganz nichtig erscheinen.

Anmerkungen

1. Schlesische Sagen.
I. Schlesische Sagen.

1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda. Wir können mit Recht wohl diese Sage voranstellen, da sie ganz das Gepräge alter Zeit trägt und mit Anklängen an ältere Romanzen durchwebt ist. Sie hat durchaus noch das Kecke, Derbe der Ritterzeit und gründet sich auch auf einen alten Gesang. Noch in christlichen Zeiten zeigte man das Grab der Helgunda auf dem Schloß zu Wislicz in Felsen gehauen. Ein Chronikenschreiber Polens, Boguphalus, Bischof zu Posen (starb 1253.), der in lateinischer Sprache schrieb, erzählt diese Geschichte. Seine Chronik steht gedruckt in Sommersberg Script. Siles. Tom. II. p. 18-78. und diese Geschichte. p. 37-39. Eine Deutsche, nicht wörtliche, Uebersetzung lieferte schon Klose in der dokumentirten Geschichte und Beschreibung von Breslau (Breslau 1781.) Theil 1. [407] S. 254-261. Auf den letzten Seiten vermuthet Klose, diese Geschichte sei Erfindung eines Slaven, da sie ganz den Charakter dieser Nazion trage, nicht aber eine Deutsche. Mir erschien sie aber immer ganz Deutsch, da das Ueberfahren über den Rhein, das Nachsetzen des Ritters, der Kampf, heimischen Boden in Sinn und Wort bezeichnet; und so fand es sich dann auch bei näherer Untersuchung, da es keine andere Geschichte, als die des Walter von Aquitanien ist, über die wir ein großes Gedicht in lateinischer Sprache besitzen, und das zum Kreise der Nibelungen gehört. Siehe mehr darüber in unserem Grundriß zur Geschichte der Deutschen Poesie (Berlin 1811. 8.) S. XXII.-XXIV.


2. Die Heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz. Aelurius in seiner Glaziographie (Leipzig 1625.) S. 125-29 erzählt von dieser Jungfrau nach alten Sagen. Eine jede Erwähnung derjenigen Dinge, die man noch heutiges Tages sieht und die Bezug auf diese Jungfrau haben, geht auf die Zeit des Aelurius. Im Breslau'schen Erzähler Jahrgang 4. (Breslau 1803.) S. 100-5, 115-19, 135-40 finden sich drei Sagen von der Jungfrau im Schlosse zu Glatz, von Fülleborn erzählt. Da es indessen zweifelhaft, ob sie nicht eigene Erfindungen Fülleborn's, oder, [408] wie er häufig that, Uebertragungen fremder Sagen auf heimischen Boden sind, so hat man sie für jetzt nicht aufgenommen. Gleiche Bewandniß hat es mit mehrern Sagen im Breslau'schen Erzähler, besonders hat Rübezahl manches fremde, sogar Orientalische Mährchen auf sich nehmen müssen.


3. Die große Linde bei Eisersdorf, auch aus Aelurius Glaziographie. S. 125. 26.


4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge. AusGothofr. Henr. Burgharti Iter Sabothicum, Breslau und Leipzig 1736. 8. S. 103-4. In Stein roh gehauen, vom Regen abgewaschen, mit Moos zum Theil bedeckt, findet man noch dies Frauenbild mit dem Fisch und dem dabei sitzenden sehr unkenntlichen Bären auf dem Wege zum Gipfel des Zobten. Das Bild der Frau hat eine Länge von 5 Ellen (nach der angeführten Reisebeschreibung), ungeachtet die Füße und der Kopf fehlen, und vermuthlich abgebrochen sind. Der Bär, welcher neben ihr sitzt, ist drei Ellen ungefähr hoch und scheint die rechte Tatze gegen ihre rechte Achsel auszustrecken. Beide Statuen waren mit Moos sehr bewachsen, als sie Burghart zeichnen wollte, welches derselbe erst vorher abputzen mußte. Dieser erzählt in dem angeführten Buche, wo auch ein [409] doppeltes Bild dieser Merkwürdigkeit ist, S. 101-2 weiter: Der Stein, woraus sie bestehen, ist der hier gewöhnliche dunkel graue, doch etwas grobe Marmor und bei der Figur selbst konnte man die Ueberbleibsel des Halses gar deutlich gewahr werden. Die Brust ist nach Proporzion des übrigen Körpers breit genug, aber ganz flach und scheint nackend zu sein. Den linken Arm kann man neben der Brust deutlich liegen sehen. Am Unterleibe bis auf die Füße scheint sie bekleidet. Auf dem Schooße hat sie einen annoch sichtbaren und fast drei Ellen langen, etwas linker Seits gekrümmten Fisch liegen, der ihr noch weit bis über das Gelenk des linken Ellenbogens mit dem Kopfe reicht. Von den Händen, womit sie den Fisch ohngefähr in der Mitte umfaßt, sind nur Erhöhungen, aber keine Finger mehr zu sehen, wie ihr dann auch vom linken Ellenbogen ein Stück abgesprungen oder abgeschlagen worden. Der neben ihr sitzende Bär sieht sehr plump aus und kann man nichts deutlicher, als die Spuren der Ohren an ihm sehen, das eine davon schien vor noch nicht gar zu langer Zeit abgebrochen zu sein, weil der Stein daselbst, in Ansehung des andern, noch ganz frisch und von der Witterung noch nicht sehr befleckt war. Auf der andern Seite ließen sich von den Vordertatzen, eben sowohl wie von den Hinterfüßen, worauf er, als [410] ein dienender Hund, sitzet, genugsame Anzeigungen, wie auch der rund erhabene Bauch deutlich spüren.

Ob die Geschichte wahr sei, oder bloß durch die Zeit unbekannt gewordenen Steinfiguren ihre Entstehung verdankt, ist nicht zu bestimmen. An mehrern Orten wird sie erzählt, auch angedeutet in Kunowsky's Beschreibung des Zobtenberges. Schles. Provinzialblätter 1810. St. 8. S. 108-9.


5. Das Bild des Mönchs und Wolfs. Schles. Provinzialblätter 1810. St. 8. S. 109-110. Der Wolf, der sonst links am Wege von Floriansdorf nach Rogau auf Marxdorfer Gebiete lag, soll jetzt im Gehöfte des Bauers Wolf zu Marxdorf stehen, der ihn mit Musik hohlte, als er um und in den Fahrweg geworfen worden war. Der aus Granit gehauene Mönch steht noch unweit des Kieferndorfer Busches, links von der Straße nach Breslau, tausend Schritt hinter Kieferndorf. Kunowsky, ebendas. S. 109. – Das im Anfange erwähnte Kloster waren Augustinermönche, denen von Grafen Peter Wlast 1110 dort oben ein Kloster gebaut ward, was sie später nach Gorkau, dann auf die Sandinsel nach Breslau verlegten.


6. Wie das Kloster Trebnitz erbaut worden. Die Sage ist allgemein bekannt. Das Volkslied steht in einer handschriftlichen Sammlung,[411] die der verstorbene Fülleborn besaß, und woraus es im Breslau'schen Erzähler Jahrgang 2. Thl. 3. S. 434-35. abgedruckt steht. Man findet es auch im Wunderhorne II. S. 260. 61.


7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt. Die Eizählung steht in der Legende der heiligen Hedwig, welche im Jahre 1504 in Deutscher Sprache zu Breslau in Folio gedruckt erschienen ist, Bogen Jij und iij, da es unfoliirt ist. Es ist historisch erwiesen, daß das Ganze nur ein Mährchen des Vols ist, welches aber sehr geliebt ward, da auch ein Volkslied darüber vorhanden, welches wir angefügt haben, und das aus jener eben erwähnten Sammlung herstammt. Es stand ebenfalls im Erzähler, am angeführten Ort, Thl. I.S. 63. 64 und im Wunderhorne II. S. 258-60.


8. Fräulein Kunigunde von Kynast. Nach der Geschichte in einem kleinen Hefte, das in Breslau und auf dem Kynast verkauft wird. Der Kynast bei Hermsdorf. 4te Auflage 1808. Hirschberg. S. 9-13. – Eine Bearbeitung von Fischer, mit ganz verändertem Schlusse, steht in dem Taschenbuche für Freunde des Riesengebirges. Nicht allein der Kommendant des Kynasts erzählt noch stets die Geschichte, sondern die Kinder desselben bringen auch dem zum erstenmale hinaufkommenden [412] Freunden einen Haubenstock, dessen Kopf mit einer Igelhaut überzogen ist, als Bild der schönen Kunigunde, die einen Kuß verlange. Eine Gabe beschwichtigt die Kinder; denn sie ist ihr Zweck.


9. Das Innere des Zobtenberges. Die erste Geschichte aus Gothofr. Henr. Burgharti Iter Sabothicum s. oben S. 99-100. Die zweite aus dem Schlesischen historischen Labyrinth. Breslau und Leipzig. 8. 1737. S. 731. Wenn ich nicht irre, giebt's auch noch ein eigenes, weit gesponnenes Mährchen von Kotzebue, von der Wunderhöle im Zobten.


10. Rübezahl, der spukende Berggeist der Sudeten, ist zu bekannt, als daß noch viel von ihm angeführt werden sollte. Es würde eine wenig dankbare, für diesen Zweck selbst undankbare Arbeit sein, die weitläuftigen literarischen Nachweisungen über diesen Berggeist zu geben, wo Geschichten von ihm gefunden werden und wie sie gestaltet sind. Eine nicht minder undankbare Arbeit wäre es gewesen, mehr als die gewählten Geschichten von ihm zu erzählen. Alle sind in dem Munde des Volkes von einem Schlage und Zuschnitt und nur in dem Munde liebreicher Mährchenerzähler erhielten sie den Farbenschmelz, die sie der Jugend und dem Alter so lieb machen. Wir[413] konnten und wollten uns, unserm Zwecke nach, nicht an diese zu reihen versuchen. Besonders lieblich erschien uns immer das Mährchen in den neuen Volksmährchen der Deutschen von Erdmund und Maria, welches traulich und reitzend, ohne störende Anmerkungen zum Leser spricht. Eben so hat Musäus Rübezahl verherrlicht und auch Friedrich August Schuster hat in seinen Volksmährchen der Schlesier (Breslau 1801.) S. 85-159 ein unbedeutendes Mährchen geschickt benutzt. Die Bearbeitung mit weiser Mäßigung, wie sie den Mährchen-Dichtern geziemt, bleibt auch die einzige Art, wie Rübezahl geschickt aufgeführt werden kann; bloß nacherzählt, hat er etwas Langweiliges, Trocknes. Wir haben uns daher mit wenigen, zur Urkunde der Art und Weise, wie man ihn findet, begnügt. Vieles Fremdartige, das auch andern Geistern und Zauberern zugeschrieben wird, trug die Zeit und die Laune der Erzähler auf ihn über. Es bleibt nur noch anzuzeigen, woher diese Geschichten genommen sind. 1. Aus Daemonologia Rubinzalii Silesii, das ist, ein ausführlicher Bericht von dem Rübezahl. Durch Praetorius. Die dritte Edizion. Leipzig. 12. 1668. Thl. I.S. 232-37. – 2. Ebendaher S. 275-77. Diese Geschichte wird auch, in andern Sagen, dem Teufel beigelegt, der mit dem armen Bauer Mitleiden gehabt [414] haben soll. – 3. Ebend. S. 284-85. Dieser Scherz wird auch dem Böhmischen Zauberer Zesthen beigelegt, von dem weiter unten siehe, wo dieselbe Geschichte kurz noch einmal steht. Um zu zeigen, wie solche Sagen von dem einen Zauberer zum andern übergegangen sind, hat man die nehmliche unter beiden Personen beigebracht. Künftighin, in gleichen Fällen, nur Hinweisungen. – 4. Daselbst S. 285-92. Dies Mährchen ist noch eines der unterhaltendsten und angenehmsten und möchte wohl den Vorrang vor allen andern verdienen. 5. Aus demselben Buche, aber dem zweiten Theile (Leipzig 12. 1671.) S. 20-26. Liebenthal war ein Jungfrauenkloster Benediktiner Ordens, dicht an dem Gebirge; nahe daran und dazu gehörend ein Städtlein gleiches Namens. 6. Eben daher S. 42-45. 7. Ebendaselbst S. 183-88. 8. Daselbst S. 248-54.


11. Der diebische Rathsherr zu Schweidnitz, genommen aus Phoenix redivivus ducatuum Svidinicensis et Jauroviensis, autore E.I. Nasone. Breslau 1667 4. S. 91-94. Es ist der gemeine Ruf, sagt Naso S. 93, daß diese Geschichte kein erdichtetes Wesen, sondern in Wahrheit also gründlich bewandt sei, wiewohl in dem Rathsarchive hiervon nichts verzeichnet anzutreffen, in Erwägung, daß man solche ungewöhnliche [415] That und erschreckliche Geschichte, aus erheblichem Bedenken, sintemalen ohne dies das Gedächtniß in Stein ausgehauen bleiben würde, denen Stadtbüchern nicht einverleiben wollen; dannenhero der Name des unglückseligen Rathmannes, wie auch der Tag und Jahr des vorgeloffenen Trauerspiels in dem Alterthum verborgen liegt. – Anstatt des entseelten Körpers hat man ein steinernes Bild, so dessen Gestalt vorgewiesen, zum ewigen Gedächtniß begangener Missethat, auf das steinerne Thurmgeländer gesetzt, welches im Jahre 1642 ein mächtiger Sturmwind herunter geworfen, davon auf dem Rathhause annoch der Kopf zu befinden sein wird. – Im Jahre 1811 wollte man von diesem Kopfe, der, wie Naso S. 92 sagt; »einen großen, runden Bart geführt,« nichts mehr wissen, wie das Ganze auch als Mährchen verworfen wird. S. 94 erzählt Naso noch: »Altbetagte Leute, so von ihren Vorältern solchen Verlauf vernommen, berichten, daß noch zu ihrer Zeit, ohne voriges Bildniß, gemeldter büßender Rathsherr nebst der Dohle, in Stein ausgehauen, über dem Thore seines Hauses gestanden, welches steinerne Bild, so ich deswegen selbst eigentlich betrachtet, in dem Hofe der Wohnung bis auf diese Stunde eingemauert zu befinden ist.« – Obgleich man nichts über seinen Namen weiß, legt ihm [416] Naso doch S. 93. 5. Kinder bei. Man findet auch diese Geschichte im Breslauer Erzähler, Breslau 1802. Jahrgang III. S. 626-28.


12. Die beiden steinernen Bilder beim alten Rathhause zu Breslau. Nach einer mündlichen Ueberlieferung.


13. Die Gott geweihte Nonne zu Löwenberg, ebenfalls aus dem phoenix redivivus s. oben S. 153-155. Dort, wo sie oben abgebrochen, fährt Naso fort: »welche zum ewigen Gedächtniß solcher wunderlichen Geschicht (woraus zu lernen, daß man die Gott geheiligten geistlichen Jungfrauen in ihrer Reinigkeit nicht anfechten, noch mit Gewalt aus dem Kloster-Leben ziehen solle) nicht ferne von dem Eingange der Kirche, an einer steinernen Säule, in einem erhabenen Grabe zusammen vereinigt und darauf beider Bildniß, der Bräutigam in weltlichem und die Jungfrau in geistlichem Kleide in Stein ausgehauen worden, wie denn solches Grabmahl noch heutiges Tages daselbst unversehrt anzutreffen. Man meldet, daß der Braut geistlicher Habit lange Zeit an der Säule, über dem Leichsteine gehangen haben solle. Ich aber habe mehr nicht, als ein Stück von ihrem Franziskanergürtel oben angeknüpft befunden.« – So weit Naso, der den [417] Vater des Jünglings einen Präfekten der Maltheser Kommende (welche zu Löwenberg war) nennt. – Auch Sutorius in seiner Geschichte von Löwenberg (Bunzlau 1784.) erzählt Thl. 2. S. 312-14 diese Geschichte und verweis't sie unter die Mährchen, so wie mehrere andere Schlesische Historiker. Ganz zu verwerfen ist sie, wie alle diese Sagen des Volks, gewiß nicht.

Die jetzige Klosteraufhebung gab mir Gelegenheit, auch dieses Grabmahl, wiewohl ohne hinlänglichen und genügenden Erfolg, zu untersuchen. Es fand sich noch an der Seite der Kirche, bei einem Pfeiler, woran ein Nebenaltar. Die Platte ist Sandstein. Rechts liegt ein Frauenzimmer darauf, in langem, faltigem Gewande, oben über den Kopf einen Schleier geworfen, mit eng anliegenden, langen Aermeln, die aber oben, am Oberarm, weiter werden. Die rechte Hand reicht sie einem neben ihr stehenden Ritter, die linke hat sie mit zwei Fingern auf die rechte Brust gelegt, in der Hand einen Rosenkranz haltend. Der Ritter ist in leichtem Harnisch, mit bloßem, lockigtem Haupte, reicht ihr die rechte Hand ohne Handschuh, in der linken, mit Handschuh, hält er einen Schild und sein Schwerdt, rechts hängt ein kleiner Dolch an der Hüfte. Oben, zwischen den Köpfen, schwebt ein [418] leichter Helm. Unten, an der Seitenfläche des Steins, wo die Füße der abgebildeten Personen stehen, unter ihr ein Drache, unter ihm ein Löwe. Auf dem Schilde steht nichts, einige scheinbare Buchstaben sind gewiß später eingekratzt. Sonst findet sich auch durchaus keine Inschrift.

Es ward die Hoffnung gehegt, daß beide Personen vielleicht in einen metallnen Sarg gelegt sein möchten und diese denkwürdige Geschichte durch irgend eine in denselben gelegte alte Schrift verewigt sein könnte, da sie, wenn die Sage wahr erzählt, den Zeitgenossen zu wichtig sein mußte. Es wurde daher, da überdies der Grabstein wohl in eine andere Kirche zu bringen sein wird, mit Erbrechung des Grabes vorgeschritten. Nach Abreißung des obern Aufsatzes, der von Quadersteinen gemauert war, kam leichte Erde, mit Bruchsteinen untermischt, dann bald eine Menge auf einander gebauter Quadersteine, die eigends behauen schienen. So kamen die Arbeiter drei Ellen tief, ohne etwas anders als Steine, mit Erde gemischt, oft von beträchtlicher Größe, zu finden. Bisweilen erschienen kleine Knochen, Ribben, Armknochen und dergleichen, aber kein Kopf. Als die Arbeit auf dieser Seite vergeblich war, ward rechts hinüber, gegen den Gang zu, gearbeitet; hier fand sich leichte [419] Erde, bald auch verwitterte Pflanzenerde, von dem zerfallenen Sarge, und in kurzem nicht allein die Beinknochen, sondern auch die Rippen, Armknochen und der ganze Schädel, eines Mannes, mit Ober und Unter-Kinnlade und schönen, zwar lose neben einander stehenden, aber noch ganz vollständigen Zähnen, die einen Mann in der Blüte seiner Jahre anzuzeigen schienen. Von dem weiblichen Körper war, rechter Hand von dem männlichen, wo er, dem Grabsteine nach, liegen mußte, durchaus nichts zu entdecken, so wie auch keine Spur von Bekleidung, ritterlichem Schmucke und dergleichen bei dem Gerippe übrig geblieben war. Es wäre nun noch möglich gewesen, daß der weibliche Körper links gelegen hätte; hier waren aber auch die Untersuchungen, die nur oberflächlich angestellt werden konnten, da es zu finster ward und der nicht aufgehobene steinerne Estricht der Kirche nachzustürzen drohte, vergeblich. Bieten nun leider diese Nachgrabungen kein sicheres und festes Resultat dar, so scheint es doch beinahe ausgemacht, daß nur ein Leichnam unter dem Steine gelegen und mit höherem Rechte tritt diese Geschichte in das Reich der Mährchen über.


14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau. Dies Mährchen gründet sich[420] auf mündliche Ueberlieferung. In dem Steinbruche bei Warthau befindet sich noch die verhängnißvolle, sehr große Braupfanne, die ich selbst gesehen. Sie ist über 26 Fuß lang und wohl 3 Fuß breit, aus einem mächtigen Steine gemeißelt und das Kunststück irgend eines Arbeiters im Steinbruche. Ihre Größe, und daß sie in der Tiefe steht, macht, daß sie noch nicht von ihrer Stelle hat bewegt werden können. Sie hat seit einigen Jahren einen Sprung, da sich im Herbste Wasser darin gesammelt, dies gefroren war und die Pfanne gesprengt hatte. Die zwölf kleinen Gefäße dienen jetzt im Dorfe Warthau dem Vieh zu Krippen. Warthau liegt zwischen Bunzlau und dem Gröditzberge, auch finden sich dabei die Ruinen eines alten Raubschlosses, in dem die geldbegierige Menge einen Schatz ahndet, der auch nicht weichen kann, da das Schloß mit Wasser rund umgeben ist. Ein Mann hat ihn schon einst gehoben gehabt, da reitet ein possierliches Männlein auf einem Ziegenbocke vorbei, er bricht das Geistern durchaus angenehme Schweigen und der Schatz versinkt wieder. Noch war niemand wieder so glücklich, ihn so hoch über den Erdboden zu erheben.


15. Rechenberg's Knecht, fand ich in dem Breslauischen Erzähler, von Fülleborn, im dritten Jahrgange, im zweiten Quartal. (Breslau [421] 1802) S. 402-4. Es hat mit dieser Geschichte ebenfalls die bei Nr. 2. erwähnte Bewandniß, daß ich unschlüssig bin, ob sie wirkliche Sage ist, oder bloß eine Uebertragung Fülleborn's auf vaterländischen Boden. Die Sage selbst hat aber so etwas Frommes und Liebliches, daß ich sie ungern ausgelassen hätte.


16. Der schwarze Friedrich zu Liegnitz. Auch diese Geschichte erzählte uns Fülleborn in dem oben angeführten Jahrgang des Erzählers, im ersten Quartale S. 74-76 und S. 82-84. In allen historischen Werken heißt er der schwarze Christoph und er kommt in Chroniken sowohl, als ältern und neueren Geschichtsbüchern häufig vor. Ein Aufsatz über ihn steht in den Schlesischen Provinzialblättern Jahrg. 1791. S. 35-51 und S. 139-150. Im Jahre 1513 ward er gehängt. Auch Thebesius spricht von ihm, so wie in den Schlesischen Analekten, Schmiedeberg 1790. Juni, ein Aussatz über ihn stehen soll, den ich wohl gewünscht hätte zu lesen; ich habe aber nicht diese Zeitschrift erhalten können. Das angeführte Gedicht ist aus Wahrendorf's Liegnitz'schen Merkwürdigkeiten, Budissin 1724. S. 290-91. – Auf dem Zeughause zu Liegnitz befand sich noch bis zum Jahr 1740 der große Bogen des Christoph, sein sammtenes, [422] rothes Kappel, in welchem er den Teufel beherbergt haben sollte, weil ein Mensch nicht im Stande gewesen sein konnte, ohne Teufelshülfe den gewaltigen Bogen zu spannen, sein ledernes Kollet von Elendshaut, durch welches keine Kugel geben konnte, und sein Halstuch. In dem gedachten Jahre ward das ganze Zeughaus verkauft. Ein Geistlicher aus Leubus kaufte diese und andere Rüstungen für eine äußerst geringe Summe und so kam der Bogen und ein Pfeil des Christoph noch jetzt mit nach Breslau. Kappel, Kollet und Halstuch sind nicht gefunden worden.

Was aber diese Sage am merkwürdigsten macht, ist die Uebereinstimmung mit einer Harzsage die Danneelshöle, die unter diesen sich auch, in unsrer Sammlung, des merkwürdigen Zusammenhanges wegen, befindet. Da die Historiker allgemein als bloße Sage alles dasjenige verwerfen, was wir vom schwarzen Friedrich erzählt haben, so mag wohl jenes Harzmährchen hierher verpflanzt und heimisch geworden sein.

2. Sagen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich
[423] II. Sagen aus Böhmen, Mähren, Ungarn und Oesterreich.

17. Libussa. Wem ist diese Sage nicht in der Bearbeitung des Musäus bekannt, wo sie Thl. 3. S. 5 bis 130. der neuen Ausgabe (Leipzig 1804) erzählt wird? Wie sie hier gegeben worden, findet sie sich in Martin Boregk's eines Breslauer's, Behmischen Cronica etc. im ersten Theile, (Wittenberg 1587. Fol.) S. 5-8, dem ich diesmal lieber als dem Hagek folgte, der bei andern Geschichten mein Geleitsmann war. Dabei sind noch einige Prophezeihungen der Libussa und des Primislaus, die nicht hierher gehören.

In Betreff der gepflanzten Haselruthe erzählt, nach Boregk, S. 6. 7, Aenas Sylvius in seiner Geschichte von Böhmen, daß er unter den Privilegien des Königreichs Böhmen selbst Kaiser Karls des 4ten Briefe gefunden, in welchen solches für eine ganze Wahrheit angezogen worden. So sollen auch die Bauern dieses Dorfs sein befreiet worden, daß sie keinen Tribut, denn etliche Haselnüsse von denselbigen Sträuchen, den Böhmischen Königen geben dürfen, doch vermeldet er, daß Anno 1513 allein drei Bauern solche gegebene Freiheit genossen. Ob solche Sitte noch herrscht, ist mir unbekannt, wäre aber zu erforschen und bekannt zu machen wichtig.

[424] Aus der Böhmischen Chronik von Wenzeslaus Hagecius, vom Ursprung der Böhmen etc. aus dem Böhmischen in das Deutsche übersetzt von Johann Sandel, gedruckt zu Prag, im Verlag zu Brür. 1596 Fol., soll nun noch einiges nachgetragen werden. S. 4 wird die Gemahlin des Krokus, die wir im Musäus eine so liebliche Rolle spielen sehen, die dem Mährchen eben einen leichten, farbigten Schein giebt, Brezena genannt und ihr die Kraft der Zauberei beigelegt, wie denn dieselbe auch Krokus besitzt. S. 7 heißt sie Niva, und es wird von ihr gesagt, sie sei schön vom Ansehen und einer großen Gestalt gewesen. Sonst von der lieblichen Sage, die Musäus hat, nichts. Hagek nennt Bl. 7 die älteste Tochter Kascha (vgl. oben), die aller Zauberei und Klugheit voll gewesen sein soll, so daß die Böhmen ein Sprichwort von ihr hatten, wenn etwas, ohne Hoffnung es wieder zu finden, verloren ging: wo dies hinkommen, oder wer es gestohlen, könnte auch kaum die Kascha errathen. Die andern beiden Schwestern nennt er gleich.

Nach Hagek (Bl. 8.) entscheidet das Loos unter den Schwestern. Viele Prophezeihungen der Libussa sollen auf birkene Rinde, die dazu bereitet, geschrieben worden sein, die sie ihrer Dienerin Wlasta in Verwahrung gab. (Bl. 10.) Auch wird erzählt, die Libussa sei darum zur Ehe so schnell geschritten, [425] da ihre Edelleute sie genöthigt, einen von ihnen zu nehmen und ihr Regiment verachtet hätte. (Bl. 10. b.) Von den Stieren wird erzählt: Die Ochsen erhoben sich, gleichsam fliegend und begaben sich unter die Wolken, doch senkten sie sich wieder und ein großer Fels, unter dem Dorfe, erzeigte sich, als ob er sich aufgethan. Daselbst hinein fuhren sie und der Felsen thät sich wieder zu, aus welchem ein Wässerlein fließt, gleich aus einem Kuhstalle und behält solchen Geruch bis auf den heutigen Tag (Bl. 11.). So erzählt wird auch dieser einzelne Theil der Sage in Frau Veneris Berg. S 398-99. Die Schuh des Primislaus, die er selbst aus Bast und lindener Rinde gemacht hatte, sind lange Zeit von der Priesterschaft der Kirchen auf dem Wischerad, neben andern Kleinodien, in großen Ehren gehalten und bei Krönung eines jeglichen Königs demselben allezeit, sowohl als dem Volke gezeigt worden. Als aber nachmals König Sigismund Wischerad gewonnen, da sind sie verloren worden. (Bl. 13. b.)

Boregk behauptet: Libussa habe immer regiert und den Primislaus von der Regierung entfernt; das Gegentheil sagt Hagek, daß er mit ihr in vieler Einigkeit geherrscht und viele Gesetze, die er und Libussa gegeben, lange noch in Böhmen gebraucht [426] worden. Im Jahre 735 starb, nach Hagek, die Libussa. (Bl. 18.)


18. Wlasta. Die Sage dieser Böhmischen Amazone, mit ihrem furchtbaren Heere, schließt sich unmittelbar an die Geschichte der Libussa. Boregk erzählt sie daher auch am angeführten Orte S. 9 bis 15. Dem Hagek ist diese Erzählung keinesweges fremd, auch bei ihm schließt sie sich an die Geschichte der Libussa, mit mehrern andern Umständen, wie denn in den Sagen immer, durch die ältesten Chronikenschreiber, oder durch den Mund, einzelne Verschiedenheiten herrschen; das Grundgebäu ist dasselbe, doch werden sie im ehrlichen Kampfe, nach wüthender Gegenwehr, überwunden und die List des Primislaus, einen Theil der Jungfrauen durch Verrath zu tödten, wird schon vor der Ermordung des Stiradius erzählt. Im Hagek werden auch alle die Anreden erzählt, die Wlasta an ihre Jungfrauen hielt, und die trüglichen Liste beigebracht, womit sie die Jünglinge in ihr Mordschloß zu ziehen suchte, um sie dem Tode zu übergeben. Hagek erzählt die Sage von Bl. 18 a. bis Bl. 25 b. – Auch ist sie als ein eigener Roman behandelt worden, den ich aber nicht kenne, indem ich nur in einem Kataloge diesen Titel fand: Wlasta und Scharka, oder der Mädchenkrieg in Böhmen, m. illum. K. 8. Prag 1794.


[427] 19. Das Roß des Horymirz. Die Mähre von einem mächtigen, weitspringenden Rosse finden wir an vielen Orten, man erinnere sich nur des berühmten Roßtrapps, von dem Otmar in den Volkssagen S. 181-86 die Sage erzählt, die sich tief in die heidnische Zeit hineinzieht und das Hünengeschlecht Schlesiens mit dem fernen Harze in eine wunderbare Berührung bringt. Auch erinnere ich mich auf der alten, trefflichen Burg Nürnbergs, auf einem hocherhabenen Gemäuer, das einen, am Rande eines sehr tiefen und breiten Grabens liegenden, Erdfleck umschloß, zween stark in den Felsenstein eingeschlagene Pferdehufe gesehen zu haben. Damals ward mir auch, von dem alten Küster, der mich herumführte, eine Sage erzählt, die ich leider vergessen habe. Einem jeden, der die Güte haben will, sie in meinem Gedächtniß aufzufrischen, sage ich schon jetzt zum voraus meinen Dank. – Das vorliegende Mährchen ist aus dem Hagek entlehnt, der es Bl. 53. a. bis 54. b. seiner historischen Beschreibung Böhmens erzählt.


20. Die verrätherischen Weiberohren. Aus dem Hagek Bl. 61. a – 63 a. Diese Erzählung erschien mir in mehr als einer Hinsicht merkwürdig, theils wegen der märchenhaften Geschichte, die dem Ganzen die Ueberschrift gegeben und sie daher schon in diesen Kreis zog, theils [428] aber auch wegen der vielen merkwürdigen alterthümlichen Andeutungen, die darin liegen. So erinnere ich mich noch nicht irgend anderswo gefunden zu haben, daß die abgerichteten Vögel, Habichte, Sperber u. dgl., deren sich die Völker des Mittelalters zur Jagd bedienten, ja mit in die Schlacht genommen wurden, um, wie hier, die Luft zu verfinstern und den Feinden ein Schrecken einzuflößen, indem diese Raubvögel, dürstend nach ihrem Blute, über ihnen schwebten. Nicht minder erinnert die Bitte des Stiers, ihm ein Grabmahl zu geben, daß auch längere Zeit sein Andenken fortpflanzte, an Slavische Sitten, Todte auf erhabenen Hügeln in Urnen beizusetzen, und hat überdies einen entfernten Anstrich Ossianischer Heldenkraft. Das Ganze hat ächte Züge des Mittelalters. Merkwürdig erscheint noch die Opferung der Eselin, ihre Verzehrung und die dadurch im Heere erhöhte Mannskraft. War diese Art Opferung häufiger und vielleicht auch in Schlesien gebräuchlich? Hierüber wünschte ich sehr, näher belehrt zu sein, um vielleicht einige, hier nur hingeworfene, Andeutungen zur Gewißheit zu bringen.

Die meisten Völker machen sich eine Freude daraus, ihren Nachbaren einen Spitznamen anzuhängen. So hatten in früheren Zeiten die Schlesier den Namen: Eselsfresser. Es ist darüber ein [429] eigenes Büchlein geschrieben, welches ich einmal in Händen gehabt habe, jetzt aber nicht gleich finden kann. Darin wird die Mähre erzählt, es wären einmal mehrere Schlesier auf die Jagd gegangen und hätten einen Esel für einen Hasen geschossen und verzehrt. Wie aber, wenn dieser Name weit tiefer läge? Wenn die Böhmen und Schlesier, in der heidnischen Vorzeit, die Gewohnheit, vor dem Kampf eine Eselin zu schlachten und zu verzehren, gemeinsam gehabt hätten, und spätere Zeit der verschwundenen geschichtlichen Kunde das obige Mährchen von der Jagd untergeschoben hätte? Es scheint mir dies wohl eine Berücksichtigung zu verdienen, und ich werde mich über jede Belehrung deshalb erfreuen. Man sehe auch darüber den Breslau'schen Erzähler 1800. S. 518. 19., wo drei Deutungen stehen.


21. Der ungetreue Vormund. Es kann auffallend erscheinen, daß ich diese Geschichte, die ein ganz historisches Ansehen hat und den Sagen und Mährchen keinesweges anheim fallen könnte, hier mit hineingezogen habe. Noch geringfügiger erscheint vielleicht der Grund, der mich dazu bewegte und der alleinig im Schlusse liegt. During soll sich eine Todesart wählen, und nimmt die des Stranges an einem Baume, der ihm beliebt. Lange sucht er, ehe er einen ihm anständigen Baum [430] findet. Diese List kommt mannichfach in unsern Altdeutschen komischen Romanen vor, am ausgeführtesten in dem Morolf, der sich dadurch sogar sein Leben rettet, da er gar keinen Baum finden kann. (S. die Deutschen Gedichte des Mittelalters nach von der Hagen und mir. Thl. I. Salomon und Morolf. V. 1588 bis 1573. Berlin 1809.) Der Italiänische Morolf (siehe die Einleitung zu dem eben genannten Gedichte S. XIX., wo die Stelle im Auszuge erwähnt wird), der dort Bertoldo heißt, hat denselben Spaß, der hier aus der Narrenwelt in die historische Welt tritt. Auch in von der Hagens Narrenbuch (Halle 1811.) findet man Seite 166-67 diese Geschichte von Morolf. Hagek erzählt uns übrigens diese Geschichte Bl. 63 a.b. Bl. 64 a.b. und sie ist bloß aus dem angegebenen Grunde von mir aufgenommen worden. – Johann Klipta schreibt in seiner Chronik, daß die Erle, woran sich During erhing, an dem Orte gestanden sei, wo jetzo, unter dem Wischerad, St. Adalbert Kirche ist. Hagek Bl. 64. b. –


22. Der Heilige im Walde. Diese Geschichte, so Hagek Bl. 78. b. bis Bl. 79. b. erzählt, möchte mit vollem Rechte zu der Legende gezählt werden können, indem sie in die ersten Zeiten des in Böhmen eingeführten Christenthums fällt. Der Name Iwan, Slavischer Name für Johann, erinnert [431] merkwürdig an den noch in Rußland gebräuchlichen Namen, an den Spanischen Namen Juan und an den in den Altdeutschen Gedichten, bei dem Roman der Tafelrunde, so oft auftretenden Namen Iwain, der gewiß nichts anders, als Johann sagen will. Das heutige englische John erinnert mehr an Juan und Johann selbst. – Mit dieser Legende treten mehrere Erzählungen religiösen Inhalts, von wunderbarer Gründung der Klöster u. dgl. ein, die alle mit Recht einer völligen Uebergehung würdig scheinen. Die wichtigste und nächste ist die Heiligsprechung des Wenzeslaus, die gleichfalls übergangen wird, nur eine Sage, die darauf Bezug hat und jetzt folgt, scheint zum Erzählen wichtig, so wie eine andere Legende, die auf die Thaten der Wlasta sich bezieht und bald folgt. Der erste Theil des Hagek ist reich an Sagen, Mährchen und Legenden und es wird bisweilen schwer, sie zu umgehen. Mehr würde indessen doch zu weit führen, was vielleicht schon geschehen ist.


23. Die Strafe des Gottesläugners bei Altbunzlau. Hagek 92. a. – 92. b. Diese Geschichte trägt den völligen Charakter der Sage an sich und tritt daher wieder mit Recht hier ein. Sie findet sich auch in Frau Veneris Berg S. 417 und 418. (Da bei dem vor mir liegenden Exemplare [432] der Titel fehlt, kann ich keine nähere Bestimmung desselben angeben.)


24. Die Erscheinung des heiligen Mathias. Boleslaus der erste hatte seinen Bruder Wenzeslaus ermordet. Wunder geschahen bei seinem Tode und ob seinem Grabe, er ward in die Zahl der Heiligen aufgenommen. Da diese Legende im Ganzen wenig Erfreuliches hat, ist sie hier wohl mit Recht übergangen worden. Gewissensangst quälten erst seinen Sohn, Boleslaus den zweiten, und er suchte an Kirchen und Priestern zu vergüten, dasjenige, was durch einen Verwandtenmord auf ihn geladen war. Hierhin hat auch diese Sage Bezug, die sich an die früheren Geschichten der Männin Wlasta anschließt und die Heidenzeit mit dem Christenthum in Verbindung bringt, so wie man dies häufig in den Altfranzösischen Sagen vom heiligen Grabe, Medin und anderen findet, die es sogar mit einem eigenen Vergnügen thun. Hagek erzählt diese Geschichte Bl. 104. b. bis Bl. 105. a. Die Begebenheit fällt in das Jahr 971.


25. Das verborgene Schloß im Walde. Hagek Bl. 130. a. bis Bl. 132. a. Ich erinnere mich, diese Geschichte auch schon an einem anderen Orte gelesen zu haben, bin aber in diesem Augenblicke nicht im Stande, nähere Auskunft darüber[433] zu geben. Kaiser Heinrich der Vogelsteller ist derjenige, den die Sage meint, aber, wie bekannt, hatte dieser mit seiner trefflichen Gemalin Mechtildis eine Tochter, Gerburg, die an den Herzog von Lothringen verheirathet ward; die zweite, Mechtild, ward Aebtissin zu Quedlinburg, Hedwig, Graf Hugo's zu Paris Gemalin, Richsa, Herzogs Rudolf von Baiern Gemalin. Eine Tochter, die einem Grafen von Eberstein vermählt sein soll, verwerfen die Chronisten. Spangenberg's Mansfeldische Chronik. 1572. Fol. Thl. I. Bl. 123. So fällt, wie auch das Gepräge des Ganzen schon zeigt, diese Erzählung einig der Sage anheim.


26. Die entführte Nonne. Hagek Bl. 136. a. bis 137. a. Dies Gedicht ist aus Frau Veneris Berg. S. 352-55, wo ein Lateinisches und dies Deutsche Lied stehen, welches wohl der Annahme würdig erschien. Der Dichter weicht von der Geschichte in Hinsicht des Namens ab. – Was sich im Hagek noch ferner an diese Sage historisch anschließt, gehört nicht hierher und ward daher übergangen. Diese Geschichte, verbunden mit der vorigen, ward zu einem Volksroman bearbeitet, dessen frühsten Ursprung wir noch nicht kennen. Der Titel ist: Riesengeschichte, oder kurzweilige und nützliche Historie vom König Eginhard aus Böhmen etc. Der Herausgeber sagt: er habe dies Buch [434] auf einer Reise in einem einsamen Schlößlein an der Nabe aufgefunden. Mehr darüber in dem trefflichen Werke von Görres, über die deutschen Volksbücher etc. (Heidelberg, 1807.) S. 86-90. Dort steht auch S. 86-89 die Sage No. 29. aus dem Hagek abgedruckt und Nr. 30. ist angedeutet. Mehreres ist indessen in der Riesengeschichte geändert, z.B. heißt der Kaiser Otto, der aus dem Grafen Otto von Nr. 26. geworden ist.


27. Der Böhmische Zauberer Zython. Dubravii histor. Bohem. Hagek weiß von ihm nichts. Harsdörfer's Geschichtspiegel. S 390. Remigii daemonolatria. Thl. 2. (Hamburg 8. 1703.) S. 163. Vgl. oben die Schlesischen Volksmährchen, in der zehnten Rubrik die dritte Erzählung und die dazu gehörige Anmerkung, woraus hervorgeht, daß man dem Rübezahl auch dieses Mährchen beilegt.


28. Junker Ludwig bei Eger. Aus Er. Franziszi höllischem Proteus. S. 422-23. Die Sage ist unbedeutend und zeigt bloß von dem an mehrern Orten gewöhnlichen und übereinstimmenden Glauben, daß Menschen, die im Leben ruchlos gewesen, auch noch nach dem Tode die Leute quälen. Die Geschichte von wildem Jäger und andere mehr haben einen gleichen Grund.


[435] 29. Die weiße Frau. Diese Sagen sind von mehreren Orten her zusammen getragen und wird dies an den einzelnen Stellen bemerkt werden. Wem ist nicht die Sage von der weißen Frau bekannt, die an einzelnen Höfen, welche mit der Familie verwandt sind, aus der sie herstammt, der Sage nach, noch bei traurigen Vorfällen eine erschütternde Vorerscheinung ist. Merkwürdig bleibt es immer, daß die hochselige Königin von Preußen, Gemalin Friedrichs des zweiten, wie ich aus glaubwürdigen Quellen weiß, mit ihrer Oberhofdame, der Frau von Kannewurf (?), völlig überzeugt gewesen sein soll, vor einem Todesfalle, den ich nicht genau anzugeben weiß, die weiße Frau gesehen zu haben, die in ihrem eigenen Nebenzimmer gewesen und durch eine verschlossene Thür ver schwunden ist. Selbst Historiker nahmen Erzählungen von ihr in die Geschichte der Mark Brandenburg auf, wie die oben erzählte Geschichte beweis't.

Das Taschenbuch Alruna, Jahrg. 1. (1805.) S. VI. bringt Altdeutsche Göttinnen, die Alrunen, mit der weißen Frau in Verbindung, so daß letztere eine Abkömmlingin von einer dieser sein soll. Welche Beläge dazu vorhanden sind, ist nicht angeführt, mir auch durchaus nicht klar. Zwischen beiden ist nur der Zusammenhang, daß sie die Zukunft verkündeten.

[436] Den ersten Theil nahm ich aus Remigii daemonolatria (s. ob.) S. 371-74. Dort werden noch, als Gewährsmänner, angeführt: Richterus in axiomat. oeconom. Der Jesuit Balbinus in seinen Werken. – Die Geschichte von Peter Rok ist aus des Erasmus Franziszi höll. Proteus. S. 81-84. Es findet sich daselbst viel über die weiße Frau, unter mehrern Kapiteln, als: S. 59 bis 74 unter der Ueberschrift: die weiße Frau;. S. 74 bis 84 die Ueberschrift: der weißen Frauen Ursprung und S. 84-92 von dem süßen Breie. Da hier manches durchaus Fremde mit verflochten ist, so ward nur dasjenige genommen, was hier brauchbar erschien. Ueber das Fest des süßen Breies sind S. 84. 85. 86 – 89. 90. 91. benutzt worden. Ihr sittiges Wesen, dann aber auch ihren Zorn, wenn nicht das Fest des süßen Breies gehalten wird, lesen wir an d.a.O. S. 70-72. – Eine sehr wohl ausgeführte schauerliche Bearbeitung der Sagen von der weißen Frau, ihrem Erscheinen und dem Feste des süßen Breies, durch Mdme. Naubert, findet sich in den neuen Volksmährchen der Deutschen Bd. 3. S. 141-211. In dem zur Alterthumszeitung Idunna und Hermode, herausg. von Gräter, gehörigen Almanach auf den Januar des Jahres 1812 finde ich, beim 6. Jan. die heil. Prechta von Rosenberg, in Schwaben die Prechtölterin [437] genannt und zur Erklärung darüber, unter den Volksfesten, nur kurz die Materialien des Vaterlandes, München 1782, ein mir unbekanntes Buch, angezogen. Das Lexikon der Heiligen kennt keine heilige Bertha von Rosenberg.


30. Die Jungfrau auf Schloß Parenstein in Mähren. Die Sagen aus Mähren, Ungarn und Oesterreich fallen hier bei mir sehr gering aus und kann ich sie nur als Vorläufer einer größeren Sammlung betrachten. Gerade in jenen gebirgigen Gegenden müssen noch eine Menge Sagen im Gange sein, die mir leider bis jetzt nur sparsam zugekommen sind. Ich wünsche sehr in dem zweiten Bande diesen Mangel recht aus dem Grunde heben zu können.

Das oben bezeichnete Mährchen ist aus dem höllischen Proteus des Er. Franziscus genommen, wo die erste Erzählung S. 90-95, die letztere S. 462-63 steht.


31. Die Braut Christi zu Großwar dein in Ungarn. Dies Gedicht ist noch als fliegendes Blatt bekannt und dergleichen Sagen, daß an himmlischen Orten Personen nur Stunden lang zu verweilen glauben und dennoch Jahre, ja oft Jahrhunderte lang, sich aufhalten und dann mit einemmale in die ihnen ganz fremd gewordene Welt zurückkehren, finden wir an vielen Orten [438] gleichmäßig, oft mit denselben, bisweilen mit an deren Umständen wieder. Man sehe z.B. die Legende von dem Wälschen Herzoge im Paradiese, die, aus einer Handschrift des fünfzehnten Jahrhunderts, in dem Journal Kuriositäten (Weimar 1811) Bd. 1. Heft. 2. S. 180-89 abgedruckt steht, und durchaus einen gleichen Ideengang mit dem mitgetheilten Gedichte hat. Auch in dem Breslauer Erzähler, im sechsten Jahrgange S. 585-89 findet sich eine ähnliche Erzählung, unter der Ueberschrift Mariane. Ist sie wirkliche Sage oder Uebertragung fremdes Stoffs auf vaterländischen Boden? ich weiß es nicht, vermuthe aber beinahe letzteres, und habe sie daher auch nicht unter die Schlesischen Sagen aufgenommen, ehe ich darüber nicht in Gewißheit bin. – In des Knaben Wunderhorn, alte Deutsche Lieder von A.v. Arnim und Cl. Brentano. (Heidelberg 1806.). Thl. r.S. 64 bis 69 findet sich auch dieses Lied, aus einem fliegenden Blatte mitgetheilt, jedoch in vielem verändert, wobei es zweifelhaft ist, ob dies durch die Herausgeber geschehen, oder ob es wirklich noch eine an dere Dichtung davon giebt.


32. Schloß Greifenstein. Entlehnt aus den Ritterburgen und Bergschlössern Deutschlands v. Fr. Gottschalk. (Halle 1811.) Bd. 2. S. 103 bis 5. Dort wird diese Sage bei einer Schilderung [439] der Burg Greifenstein, die von einem Freiherrn von Boyneburg dem Verfasser mitgetheilt ist, angeführt, der sie aus den Wanderungen und Spazierfahrten in die Gegenden um Wien, von Fr. von Geheis, 2s Heft 1803, genommen.


33. Die Gründung des Klosters Schlägel. Aus den eben angeführten Ritterburgen etc. II. Seite 140-43. Erst besetzte Kaliogus das Kloster mit grauen Mönchen, als es diesen zu rauh und kalt ward, mit Prämonstratensern, und machte es zu einer der reichsten Abteien Oesterreichs. Im Kloster selbst waren noch vier alte Gemälde, welche die Begebenheiten des Grafen Kaliogus, in Ansehung der Stiftung, enthielten. Die Verse waren noch im Jahre 1727 an einer Mauer angeschrieben, jetzt sind sie verwischt und aus einer alten Chronik genommen. – Zum ewigen Gedächtniß der Stiftung mußten vor alten Zeiten die Geistlichen des Klosters Schlägel monatlich den Gottesdienst in diesem Schlosse halten, welches aber nachgehends, wegen der Weite des Weges und weil sich einer todt gefallen hatte, dahin verändert ward, daß dieser Gottesdienst in dem Kloster gehalten werden konnte, wie ebenfalls folgendes Gedicht diese Anekdote an der Mauer verewigt hatte.


Zur ewigen Gedächtniß dieser Fundazion

Jeder Bruder im Kloster, eigener Person.

[440]

Monatlich den Gottesdienst zu Falkenstein

Andächtig zu verrichten schuldig allein.

Daselbst in ein Zimmer auf der Wehr

Die Klosterbrüder hätten ihr Einkehr.

Die Münch kommen ohn' alle Gefahr,

Die Schlagbrücken vor dem Zimmer aufgezogen war,

Fielen unversehen hinunter zu todt;

Der helfe zur Seligkeit der ewige Gott.

Anno 1480.


Der Freiherr von Boyneburg ist auch, an dem genannten Orte, der Mittheiler und nahm sie aus den genealogischen und historischen Beschreibungen von den adelichen Familien derer Herrschaften, Schlösser, Klöster und Städte des Erzherzogthums Oesterreich, von Johann Freiherr von Hohenede. Passau 1732. Fol., einem Buche, das mir noch nicht vorgekommen ist.

Der Anfang des oben, im Text, angeführten Liedes scheint gar nicht hierher zu passen, und gehört auch nicht hierher, sondern ist der Anfang eines andern Liedes, das noch als Volkslied im Gange ist. Wir finden es, aus einem fliegenden Blatte abgedruckt, im Wunderhorne, Thl. 1. S. 255 bis 56. Die erste Strophe heißt dort:


Es reit der Herr von Falkenstein

Wohl über ein' breite Haide.

Was sieht er an dem Wege steh'n?

Ein Mädel mit weißem Kleide.


In Herder's Volksliedern findet man es auch Thl. 1. S. 232. So wie im Deutschen Museum, [441] mit einer vorhergehenden Abhandlung, die ich leider jetzt nicht zur Hand habe.


34. Der wandelnde Geist zu Rauhenek. Aus den Ritterburgen etc. (s. oben) II. S. 269-70.

3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen
III. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen.

35. Der große Stein bei Görlitz. Lausitz'sche Merkwürdigkeiten etc. von Samuel Großer. Leipzig und Budissin, 1714. Bl. Thl. V.S. 12. Solcher Sagen giebt es gar viele, an manchen Orten. Sie stimmen häufig im Kleinsten mit einander überein und sind daher oft nur anzudeuten nöthig. – Im Protschberge bei Budissin (s. den eben a.O. S. 16) soll eine geld- und schatzreiche Höhle sein, aber die Sage ist dort nur zu kurz und unvollkommen angedeutet.


36. Jakob Böhme sieht den Schatz in der Landeskrone. Aus Abraham's von Frankenberg Leben des Jakob Böhme, hinter seinen Schriften. In der Amsterdamer Ausgabe in zwei Quartbänden vom Jahre 1715. S. 3. 4. Frankenberg legt diesen Eingang in die schatzreiche Höhle so aus: welches eine Vorbedeutung auf seinen [442] geistlichen Eingang in die verborgene Schatzkammer der göttlichen und menschlichen Weisheit und Geheimnisse wohl sein können.


37. Der Mädchensprung auf dem Oybin. Nicht einer Hünin, wie auf dem Harze, (s. Otmar S. 197. 98.) mächtigen Sprung über das Thal erzählt hier die Sage, sondern nur den Sprung eines gewöhnlichen Mädchens in eine grausenvolle Tiefe hinab, um sich vor verfolgender Unbill zu retten. Alle drei Sagen stehen in dem Werke: Der Oybin bei Zittau von D. Pescheck. Zweite Auflage. Zittau und Leipzig 1804. S. 33. 34. Es giebt eine eigene Sammlung der Sagen von Oybin, die ich indessen nur dem Titel nach kenne, über den Inhalt nicht zu urtheilen vermag. Sie zeigen hier deutlich den ältern und jüngern Ursprung und wie die Zeit selbst bemüht war, der Sage ein neues Gewand umzuhängen, sie näher zu bringen.


38. Der Tod des heiligen Beneda. Von der Legende abweichend, schwebt die hier aufgenommene Erzählung zwischen Sage und Legende, hat indessen doch mehr den Charakter der ersteren gewonnen. So wie sie hier steht, mit Ausnahme des Schlusses, fand ich sie in des Theatri Saxonici anderem Theile, durch Laurentium Peccenstein. Jena, 1608. Fol. S. 5. 6. Schon der Name ist entstellt und wer diesen Heiligen unter dem gegebenen [443] Namen suchen wollte, würde ihn nie finden. Das ausführliche Heiligenlexikon (Kölln und Frankfurt 1719. gr. 8.) S. 243-45, lehrt uns, daß der heilige Benno, der Slaven Apostel und Bischof zu Meißen gemeint sei, der 1010 zu Hildesheim geboren ward und 1106 zu Meißen starb, aber nicht ermordet wurde. Das angeführte Lexikon giebt darüber nähere Auskunft. Den Schluß der Sage, welche Wunder bei seinem Grabe geschehen sind, lieferte das Heiligenlexikon.


39. Wie das Bergwerk zu St. Annaberg gefunden ward. Aus der eleganten Zeitung für das Jahr 1811. Nr. 200. S. 1597-98.


40. Ursprung der Burg Hohen Schwarm oder der Sorbenburg bei Salfeld. Diese unbedeutende Sage wurde aus dem erneuerten Alterthum, oder der Beschreibung der der Bergschlösser in Deutschland, von Melissantes, Frankfurt u. Leipzig 1713. 8. S. 356. 57. genommen.


41. Der Hörselberg bei Eisenach. Aus Frau Veneris Berg. S. 374. 75. Eine Bearbeitung findet sich in den Volksmährchen aus Thüringen von F.W. Möller. 1794. 8. S. 1-100. Die Hörselbergsspende. In wie fern diese mit der gegenwärtigen zusammenhängt, weiß ich nicht mehr genau, nur erinnere ich mich, daß die Bearbeitung keinesweges genügend war.


[444] 42. Landgraf Ludwig der Eiserne und der Schmidt. Aus dem jetzt florirenden Thüringen v.J.G. Gregorius. Erfurt 1711. 8. S. 95. steht aber auch einigemale in dem schon angeführten erneuerten Alterthum des Melissantes.


43. Die Frau von Weissenburg. Meißner's und Kanzler's Quartalschrift. Jahrg. I. St. 2. S. 102. ff. Dort ist die Einleitung aus einem alten Manuscripte genommen, das mit der Brühl'schen Bibliothek in die öffentliche königl. Bibliothek zu Dresden gekommen ist. 4. Nr. 412. Die Rechtschreibung ist geändert. Das Lied hat Brotuf in seiner Chronik aufbewahrt. Lib. 2. c. 12. Im Wunderhorne Th. 1. S. 242-45 findet man es auch. – Die Geschichte wird erzählt in: den königl. und kaiserl. Jagdgeschichten etc. (Kölln am Rhein 1749.) S. 389-95. – Ziegler's täglichem Schauplatz der Zeit etc., 8. Januar. p. 15. – Spangenberg's Mansfeld. Chronik. p. 181-82. – Struthiomanti Jägerhörnlein und in dem erneuerten Alterthum des Melissantes an mehrern Orten.

Merkwürdig ist, daß in einem alten französischen Ritterromane: Histoire et chronique de Gui d'Hantone, chevalier du sacre et de l'Herbolotte, nouvellement refaicte de rimes en prose Françoise. Par Pierre Desrey Champenois. Lyon 1579. 8. sich die Mutter des Gui auf eine [445] gleiche Art von ihrem Gatten befreit. Man findet einen Auszug dieses Romans in der Bibliothek der Romane Bd. 16. 17., und im ersteren S. 15 die hierher gehörige Stelle. – In der Titania, oder dem Reiche der Mährchen, von Benzel Sternau, kommt S. (?) ein Mährchen vor, worein eine der Frau von Weissenburg gleiche Geschichte verflochten ist.


44. Ludwig der Springer. Die Worte der bekannten, auch dramatisch von Hagemann bearbeiteten Sage, sind aus dem erneuerten Alterthum etc. des Melissantes. S. 144. 45.


45. Der Schatz zu Kloster Walkenried. Jetzt florirendes Thüringen a.a.O. S. 153. 54.Dr. Georg Henning Behrens, Hercynia curiosa. Cap. IX. p. 193.

4. Märkische, Pommer'sche und Mecklenburgische Mährchen
IV. Märkische, Pommer'sche und Mecklenburgische Mährchen.

46. Das Wunderblut zu Belitz. Annales marchiae Brandenburgicae durch. M. Andreas Angelus. Frankfurt a.d. Oder. Fol. 1598. S. 101.


47. Der Wunderring im Hause derer von Alvensleben. Oldenburgisch Chronikon[446] etc. durch Hermann Hammelmann. 1599. Fol. S. 21.


48. Vom Wunderblut zu Zehdenick. Angelus a.a.O. S. 102. 3.


49. Die Teufelsmauer zu Lieberose. Lausitz'sche Monatsschrift. 1798. Thl. 2. 7-12s Stück. Görlitz. S. 323-24. Der geworfene Stein ward um das Jahr 1790 zu einem Grundsteine verbraucht. – Finden wir irgendwo einen Wunderbau, aus großen, kaum beweglichen Massen aufgethürmt, Werke, die man sonst den Cyklopen, in der romantischen Zeit den Riesen, Hünen, beimaß, finden wir irgend ein künstliches Werk, das in eine Zeit fällt, in welcher die Kunstfertigkeit, die sich darin offenbaret, Staunen erregt, so können wir auch gewiß sein, daß das Volk eine Sage damit verbunden hat und was sonst die Hünen gethan hatten, muß, in der späteren Zeit, der Teufel übernehmen, der dann auch gewöhnlich den Werkkünstler, oder denjenigen, der ihn bedung, in tausend Stücken zerreißt, oder betrogen wird und wüthend seinen Zorn durch ein übermächtiges Werk bezeugt und seine Krallen in den Gegenstand einbrennt. Schon oben ist die Hülfe des Teufels in einigen Sagen berührt worden und wir werden von manchen Orten auf diese Bemerkungen noch zurückweisen können. Die meisten dieser Sagen haben indessen [447] einerlei Guß und fallen größtentheils in einander.


50. Die tugendhafte Nonne. Angelus S. 135. Diese Sage ist allgemein bekannt und vielfach erzählt und dargestellt worden.


51. Das Wunderblut zu Wilsnack in der Priegnitz. Angelus S. 167.


52. Der bestrafte Mönchsgeitz. Joh. Mikrelii erstes Buch des alten Pommerlandes. Alt-Stettin 1639. 4. S. 299.


53. Der durch einen Poltergeist getödtete Knabe. Mikrelius, Buch III. S. 405. Man vergleiche mit dieser Geschichte die Sage von dem Hildesheim'schen Gespenst Hütchen oder Hudchen und man wird finden, daß beide wohl nahe mit einander verwandt sein mögen.


54. Die wunderthätige Hostie zu Doberan. Aus dem Mikrelius.


55. Wundervolle Entdeckung eines Mordbrenners. Lübeckische Chronik etc. zusammengetragen durch Hans Reykam, herausgegeben von J.F. Faust von Aschaffenburg. 1619. Fol. S. 23.

5. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig
[448] V. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig

56. Heinrich der Löwe, Herzog von Braunschweig.

Die Geschichte Heinrichs des Löwen, wie sie oben besungen worden ist, fällt alleinig dem Sagenkreise anheim, die Geschichte weiß nur, daß er im gelobten Lande war und ruhig heimkehrte. Der tapfere und viel besprochene Held, lebend in der Zeit, wo die Sagen leicht emporwuchsen (1129 bis 1195), der eines Löwen Muth besaß und in dem Vaterlande der Mährchen, im Orient gewesen war, konnte gar leicht zu dem Helden einer solchen Mähre werden und ward es, da seinen in Erz gegossenen Leichenstein ein Löwe schmückte, in dem die Sage den treuen Begleiter, der auf seinem Grabe gestorben war, erblickte, nicht mehr an die sinnbildliche Bedeutung denkend.

Die Erzählung dieser Sage blieb nur in dem mitgetheilten Gedichte, das alten Ursprung in dem kernhaften, treuen Ausdrucke, in den mehrfach verwandelten, und auf alte Worte zurückführenden Reimen, wenn die Reime nicht gänzlich übergangen werden sollen, bewährt, übrig. Görres in seinen Volksbüchern S. 91-93 würdiget es treffend, mit wenigen, durchgreifenden Zügen. Eine Handschrift blieb uns nicht übrig, nur als Volksbuch wandelt es noch umher und geht hier [449] unverstümmelt von Generazion zu Generazion, wie zwei vor mir liegende Drücke, ein älterer und ein neuerer, beweisen. Ueber das wenig Literarische verweise ich auf den Grundriß der Altdeutschen Poesie, von von der Hagen und mir. (Berlin 1811.) S. 185. Dort fehlen indessen, durch ein Versehen, ein paar Notizen, die ich hier nachbringen will. Hans Sachs hat Buch IV. Th. 2. Bl. 57. a. bis 59. a. eine Historia, von ihm am 23sten Mai 1562 verfertiget. Dramatische Bearbeitungen finde ich: eine Oper von 1696. Gottsched's nöthiger Vorrath zur dram. Dichtkunst. (Leipzig 1757.) Vorr. I. 263. Vom Jahre 1697 eine Oper von Fiedler, gedruckt zu Braunschweig. Gottsched a.a.O.I. 265. Vom Jahre 1716 ebenfalls eine Oper zu Braunschweig gedruckt (vielleicht eine neue Auflage der vorigen.) Gottsched a.a.a.O.I. 290. Im zweiten Theile S. 264 erwähnt Gottsched: Herzog Heinrich der Löwe, in einem Hochdeutschen Singspiel, mit großg. Erlaubnis eines Hochedelen Raths d.R.R. freyen Stadt Augspurg, aufgeführet Anno 1698. Gedruckt allda bey Joh. Christ. Wagnern. 8.

Deutlich und unverkennbar ist es, daß andere Sagen auf dieses Gedicht einen großen Einfluß gehabt haben, ja daß es eigentlich aus dreien Sagen zusammengesetzt ist. Der Greif, welcher den Ritter [450] ins Nest führt, erinnert an Herzog Ernst, dem ein Gleiches geschah. Ritter Iwain, dessen Thaten Hartmann von der Aun besang, erschlug einen Lindwurm, der mit einem Löwen kämpfte, und der Löwe ward nun sein treuer, unwandelbarer Begleiter. Wie aber der Teufel den Herzog durch die Lüfte führt, werden wir an den edlen Möringer erinnert, dessen Schicksale auch ein Lied besingt, das in den Volksliedern von mir und von der Hagen (Berlin 1807.) S. 102-115 steht. Der Möringer wird durch einen Engel herübergeführt, Heinrich der Löwe muß aber selbst siegreich des Teufels Macht niederkämpfen. – Die Erkennung durch den in den Becher geworfenen Ring ist allgemeines Eigenthum jener Zeit und mehreren Sagen, Volksliedern, Romanen gemein, gleich wie es mehrere solch übereinstimmende Anklänge im Mittelalter giebt, so wie Worte und Reden, die vielfach wiederkehren.

6. Kindermährchen
VI. Kindermährchen.

57. Von den Mahandelboom. Ein Kindermährchen in der Pommer'schen Volkssprache und nacherzählt von Ph D. Runge. Stand zuerst in der Zeitung für Einsiedler. (Heidelberg 1808. 4.) S. 229-37. Hieraus ist es entlehnt worden.


58. Von dem Fischer und syne Fru. [451] Soll auch aus der Erzählung des verstorbenen Mahlers Runge aufgenommen sein und ward mir handschriftlich durch meinen Freund von der Hagen mitgetheilt.


59. Das Mährchen vom Popanz und


60. Das Mährchen von der Padde verdanke ich freundlicher mündlicher Mittheilung und eine gleiche Bewandniß hat es mit


61. Der Geschichte des Bauer Kiebitz.

Die vier letztern Mährchen werden, hoffe ich, meinen Lesern größtentheils unbekannt sein, und mögen, wie ich wünsche, nicht wenig zu ihrer Erheiterung beitragen.

7. Harz-Sagen und Mährchen
VII. Harz-Sagen und Mährchen.

Ueber die Aufnahme der meisten dieser Mährchen bedarf ich eine Entschuldigung, da ich sie aus einem Buche nehme, in welchem sie an einem weit ziemlicheren und ihnen gebührenderen Platze stehen. Aber es waren einige Ideen, die ich über diese Mährchen gefaßt hatte, Nachrichten, die ich mitzutheilen wünschte, die mich vermochten, sie hier mit einzuschieben, da ich so einiges Neue hinzufügen konnte. Ich habe nur genommen, was gerade meinem Zwecke nahe [452] lag und werde darüber bei den einzelnen Sagen ausführlicher sprechen.


62. Vom König Laurin. Dieser und der in der folgenden Nummer betrachtete Ilsung sind Helden des überaus merkwürdigen Heldenbuches und von Spangenberg in seiner Mansfeldischen Chronika, Th. 1. (1572.) auf die vorliegende Weise in die Historie gezogen und zu Bewohnern des Harzes gemacht worden. Laurin steht daselbst Bl. 16. a.b. und ist diese ganze Art, wie Spangenberg diese Sagen betrachtet, ein leeres Phantom, was jedem Kundigen sich von selbst ergiebt. Indessen ist dieser Gebrauch uralter Sagen immer eine nicht unmerkwürdige Erscheinung und schien daher wohl werth, einmal mitgetheilt zu werden und die Sagen vom Harze zu eröffnen. Wer sich übrigens über das Gedicht von Laurin unterrichten will, findet alles dahin gehörige in dem literarischen Grundrisse der Altdeutschen Poesie (Berlin 1811.), herausgegeben von von der Hagen und mir. S. 64-71. Das Gedicht selbst muß man noch im alten Heldenbuche nachlesen.


63. Vom Ilsung. Auch aus dem Spangenberg, a.a.O. Bl. 17. Mit der Anwendung und Auslegung dieser Sage hat es eine gleiche Bewandniß, wie mit dem König Laurin. Daran schließen sich bequem einige Riesen- und Zwerg-Sagen [453] des Harzes, die ganz in jene frühste Zeit fallen.


64. Die Zwerghöhlen. Entlehnt aus Hercynia curiosa oder curiöser Harzwald etc. von Georg Heinrich Behrends. Nordhausen 4. 1703. S. 74. 75. Hiermit ist zu vergleichen, was Otmar S. 325-31 von den Zwergsagen und ihren Höhlen beibringt. Der Grund dieser Sagen liegt tief, in unergründlicher Vorzeit und keine der vielen Hypothesen möchte ihn aufhellen. In den Volksmährchen aus Thüringen S. 101-223 beruht die Erzählung von der silbernen Braupfanne auf gleichen Sagen.


65. Der Creful. Ebenfalls aus Hercynia curiosa etc. S. 121-22. Anders erzählt Otmar S. 185. 86. die Sage. Die Geschichte vom Taucher bringt er aber auch bei.


66. Roßtrapp. Hercyn. curiosa. S. 130 zu vergleichen mit Otmar S. 181-85. Der Grund ist derselbe, nur anders gewendet und mit dem Creful in Verbindung gebracht. Vom Mägdesprung, den Ottmar 197-98 erzählt, scheint auch der Verfasser der Hercyn. cur. eine andere Mähre gehabt zu haben, die er aber blos S. 131 andeutet, indem er sagt: obschon die Einwohner da herum auch eine Fabel von einem Schäfer, einer Bauernmagd und einem Ziegenbock erzählen und [454] vorgeben, daß dieser Fußtritt von dem Sprunge gedachter Magd entstanden sei.


67. Das Nadelöhr bei Kloster Ilefeld. Eine kurze, aber derbe Sage, von der Größe und Stärke der Hünen, die Felsen mit sich führen und aufthürmen konnten. Hercyn. cur. S 126-27. Die Sitte mag noch geübt werden, denn eine so vortheilhafte Gewohnheit läßt man nicht fahren.


68. Der Hochstädtische See und die schwimmende Insel. Hercyn. cur. S. 85. 86. Solche Versenkungsgeschichten hat man an mehrern Orten. Unter den Böhmischen Volkssagen findet sich eine dergleichen und man vergleiche damit die schauerliche Mähre vom Grundlos in Otmar's Volksagen S. 253-66.


69. Der Kyffhäuser, ist ein merkwürdiger Berg, auf den mannichfache Sagen gehäuft sind. Die wichtigste aber ist wohl, daß Kaiser Friedrich mit dem rothen Barte verzaubert in ihm sitze und seine Erlösung erwarte. Wie kommt Kaiser Friedrich dazu? Man erlaube mir hier eine Vermuthung, die ich übrigens auf keine Weise mit irgend einem Belege unterstützen kann. In frühsten Zeiten glaubte man häufig, daß welthistorisch wichtige Herrscher, besonders diejenigen, deren Thaten in die romantischen Dichtungen übergingen, nicht [455] stürben, sondern in Bergen und Höhlen fortlebten, um dermaleinst, wenn das Vaterland bedrängt wäre, wieder hervorzutreten. So lebt Artus noch auf einer von der Morgane bezauberten Insel und Kaiser Karl der Große wird als Bewohner des tiefen Brunnens auf der Burg zu Nürnberg angenommen. (Hercyn. cur. S. 151.) Die Vorrede des Heldenbuchs berichtet uns, daß Dietrich von Bern nicht gestorben sei, ein Zwerg habe ihn fortgeführt, und er sei nicht wieder gekehrt. Zwerge werden immer als Bewohner der Berge angeführt und so glaubten die frühsten Altväter vielleicht, in Sagen, die nicht mehr unter uns sind, daß Dietrich von Bern in dem Kyffhäuser wohne. Allmälig verloren sich die Sagen, es war nur noch ein unbestimmtes Mährchen, als Kaiser Friedrich der erste gen Jerusalem zog, und durch diesen Zug, so wie durch seinen rothen Bart, ein fabelhaftes Ansehen unter dem Volke erhielt, das nun den so ähnlich klingenden Namen Dietrich mit Friedrich, der ihm weit näher lag, vertauschte und so die älteste Sage gänzlich in Vergessenheit brachte. Die späteren Jahrhunderte wußten ja gar fast nichts von Dietrich und blieben daher leicht bei dem Kaiser Friedrich. Ich glaube diesen Uebergang darum besonders annehmen zu müssen, da der Zug ins heilige Land, der rothe Bart mir doch zu geringe Motive für das Volk erscheinen, [456] um ihn in ihre Sagen aufzunehmen, um so mehr, da über seinen Tod und die Gewißheit seines Todes keine Streitigkeiten und Ungewißheit waren.

Auch den Propheten Jonas hat man in einen Berg gebracht, aber es ist ein bloßer Scherz reisender Personen, der sich von einem auf den andern verpflanzte. Zwischen Naumburg und Meißen liegt das Schloß Schönburg, das Ludwig der Springer 1062 zu bauen anfing; jetzt ist es eine Ruine. Die vorbei nach der Leipziger Messe reisenden Personen haben oft ihren Possen mit diesem Schlosse, indem sie den jungen Leuten, welche zum erstenmale auf die Messe ziehen und sich umsehen wollen, zu erzählen wissen, es sitze Jonas oben an einem steinernen Tische, und sei ihm der Bart durch diesen Tisch bis auf die Erde gewachsen. Wenn nun die neugierigen Einfältigen solches glauben, und solches Lügen-Wunder gerne sehen wollen, so werden solche von etlichen dahin begleitet. Sobald sie aber in die Mauern eingetreten, so verschließen die anderen die Thür und lassen keinen wieder heraus, bis sie der Gesellschaft etwas zu verschmausen versprechen. Neu eröffneter Schauplatz denkwürdiger Geschichte etc. von Melissantes. Frankfurt und Leipzig 1715. 8. S. 60.

Der Eingang ist aus Frau Veneris Berg Seite 376-77. entlehnt.

[457] 1. Der Ritterkeller auf dem Kyff häuser, aus dem Otmar S. 134-40. Dieses und die folgenden Mährchen nahm ich darum daher, da ich eine vollständige Sammlung zu geben wünschte, indem ich ein paar, noch von Otmar nicht erzählte, lieferte. Die lieblichen Erzählungen selbst, mögen mich entschuldigen.

2. Die goldnen Flachsknoten. Otmar S. 443-44. Daraus entlehnt von Gottschalk, in den Ritterburgen Deutschlands 8. 1811. Th. 2. S. 237-38.

3. Die Wunderblume. Die Erzählungen von solchen Wunderblumen sind nichts Seltenes, man findet sie an mehrern Orten, wo sie Berge eröffneten, in denen Schätze ruhen. Dies Mährchen erzählt Otmar S. 147-50. Daraus Gottschalk a.a.O. S. 238-40.

4. Der Ziegenhirt. Otmar S. 153-58. Auch solche Geschichten wiederhohlen sich oft, wir finden sie gleich nachher an selbigem Orte. Ihr Zusammenhang, wenigstens ihr Ursprung aus gleicher Quelle, mit den religiösen, die Braut Christi aus Großwardein und andern, ist unverkennbar. So erzählen auch die Chroniken, es habe einmal [458] einer sieben Jahr lang in einer Luke auf dem Dom zu Lübeck geschlafen, daß es niemand gewußt, und dann erst sei er wieder, wohl und gesund, zum Vorschein gekommen. Hier ward List eines Betrügers Sage.

5. Das gealterte Brautpaar. Ist von gleichem Schlage wie das vorige Mährlein, aus gleichem Grundstoff entsprungen. Es findet sich in den Ritterburgen Deutschlands von Gottschalk. Th. 2. S. 242-44.

6. Der verzauberte Kaiser. Aus derHercyn. curios. S. 151. Der Verfasser läßt sich Seite 152-53 in eine Untersuchung ein, welcher Kaiser Friedrich wohl dort sein könnte, wobei er entdeckt, es könne geschichtlich auf keinen gedeutet werden, das Ganze sei Mährchen. Dies zugegeben, deutet der rothe Bart, der so besonders hervortritt, wohl sicher denjenigen an, der gemeint ist.

a. Der Schäfer und der Kaiser. Ebendaher. Gottschalk erzählt sie am a.O. S. 240-41 so, daß der Schäfer nichts bekommen habe. Das ist aber ganz gegen die dankbaren Gesinnungen der Geister in den Mährchen, wenn ihnen ein Vergnügen gemacht ist.

[459] b. Der Kaiser und die Musikanten. Gottschalk a.a.O. S. 241-42. Die Prinzessin beweis't hier ihre Großmuth gleich dem Rübezahl, der auch immer Unbedeutendes, wohl gar etwas Unsauberes, schenkt, das daheim immer klares, gediegenes Gold ist.


70. Das Lied vom Blocksberg. Venusberg S. 380-83. Ich habe lieber das Gedicht, das alle den Zaubertand zusammenfaßt, dessen Tummelplatz der Brocken ist, hier geben wollen, als einige oder mehrere von den schlechten Geschichten zu erzählen, die von diesen Hexentänzen herumgehen, die ihren Ursprung im 16. und 17. Jahrhundert zu deutlich beurkunden und wohl wenigen Freude gewähren möchten. Dies ist die einige Masse von Volkssagen, die auch noch unter den Vornehmen herumwandert, aber wir möchten ihnen gerne andere dafür zur allgemeinen Ergötzung geben, da diese nur zu sehr zeigen, wie häufig die vornehmen Stände, wenn sie mit den niedern theilten, das Schlimmere nahmen, ohne es freilich zu wollen.


71. Der treue Burggeist zu Scharzfeld am Harz. Gottschalk a.a.O. Bd. I.S. 51-54. Auch Behrens, in der Hercynia curiosa S. 196 erzählt von diesem Thurme, auf dem ein [460] Geist nie ein Dach leiden wolle und daher in der Nacht immer wieder hinunter würfe, was am Tage gebaut worden. Drum sei der Thurm auch ohne Dach.


72. Die Dummburg. Otmar S. 235-38. Dieses Mährchen ist nicht gering merkwürdig, da es Orientalischen Ursprungs wohl unbedenklich, bis auf Kleinigkeiten, ist. Es ist nehmlich der Anfang der Geschichte von den vierzig Räubern, deren Uebersetzung man, wenn ich nicht irre, in der neuen tausend und einen Nacht findet. Dieser Anfang ist durchaus allgemein, kann an jeglichem Orte einheimisch gemacht werden und ist daher ein allgemeines Eigenthum der Mährchenwelt. Es möchte eine wohl belohnende Untersuchung sein, zu erforschen, um welche Zeit dieses Mährlein im Harze zuerst erzählt ward. Was in dem Orientalischen Mährchen darauf folgt, fällt schon in die Sitten und Gewohnheiten des Landes, in dem die Sage entstand, und war daher nicht auf Deutschen Boden zu verpflanzen. In meiner Jugend habe ich dies Mährchen, mit sonderlichem Vergnügen, auch oft erzählen hören.


73. Mönch und Nonne zu Schloß Mansfeld. Gottschalk, a.a.O. II. S. 299-300. Man vergleiche damit die Schlesische Sage oben, No. 12.


[461] 74. Die Tidianshöhle bei Schloß Falkenstein am Harz. Gottschalk a.a.O. II. S. 207.-12. Auch hier spielt die Wunderblume eine bedeutende Rolle.


75. Die Daneelshöhle. Otmar, S. 279-292. Schon oben bei No. 16. habe ich die merkwürdige Verwandtschaft dieser Sage mit der Schlesischen vom schwarzen Friedrich berührt und die Vergleichung wird dies bestätigen, wenn auch diese Sage weit ausgeführter ist.


76. Der Engel Gottes leitet aus der Baumannshöhle. Eine Erzählung, die unbedenklich neueren Ursprung beurkundet. Sie fand sich in der Hercynia. curiosa. etc. S. 23.

8. Sagen und Mährchen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands
VIII. Sagen und Mährchen aus verschiedenen Gegenden Deutschlands.

77. Das wüthende Heer und Frau Venus Berg. Das Lied ist genommen aus Frau Veneris Berg S. 127-32. Steht auch im Wunderhorne I. 86-90. so wie in den Blocksbergsverrichtungen von Prätorius. Die darauf folgende Erzählung gab ebenfalls Frau Veneris Berg S. 132-34. Von dem wüthenden Heer steht vieles im höllischen Proteus S. 527-44, so wie man ein langes Mährchen [462] in den Volkssagen (Eisenach 1795.) Th. 1. S. 3-60 findet. Eben so ist dabei zu vergleichen Otmar, der wilde Jäger Hackelberg und die Tut-Ursel, S. 241-250. Neue Volksmährchen der Deutschen, Th. 1. S. 361-444. Die Sagen gehen aber hier etwas bunt durch einander, da sie bald hier, bald dort, wo einmal ein wilder Jäger aufstand und das Land quälte, einheimisch geworden sind.


78. Das Oldenburger Horn. Oldenburgisch Chronikon etc. durch Hermannum Hammelmann. 1599. Fol. S. 19. 21. S. 20 ist eine Abbildung des Horns, so wie auch das Titelblatt des ersten Bandes vom Wunderhorn ein Bild dieses Horns zeigt, das lange Zeit aufbewahrt und viel betrachtet worden ist. Dies Mährchen schließt sich an das vorige an; man möchte dafür halten, daß auch hier eine Art von Venusberg gewesen sei, der sich dem Grafen geöffnet habe. Eine Bearbeitung findet man in den neuen Volksmährchen der Deutschen, Bd. 2. S. 221-352, so wie in den Volkssagen, Th. I.S. 63-124.


79. Die Tanzenden zu Kolbeck bei Magdeburg. Aus dem Breslau'schen Erzähler. Hagek S. 128 erzählt auch die Geschichte, und setzt sie ins Jahr 1005. Otmar spricht S. 29. davon, nennt aber das Dorf Dannstedt, eigentlich Tanzstadt, bei[463] Wernigerode. Der Graben, den die Tanzenden im langen Umschwunge in die Erde gestampft, soll noch zu sehen sein, nach dieser Angabe.


80. Kobold Hütchen zu Hildesheim. Aus dem höllischen Proteus S. 792-98. Eine lange Erzählung von diesem Geiste findet man in den Volkssagen etc. Th. I.S. 127-170. Dort heißt er Hudchen. Ich erinnere mich auch, vor vielen Jahren eine andere Erzählung, Freund Hütchen, gelesen zu haben, wo aber, weiß ich nicht.


81. Das stille Volk. Hammelmann a.a.O. S. 21. 22. Ein Stamm des Völkchens, von dem uns die neuen Volksmährchen der Deutschen, Bd. 1. S. 3-109 ein so überaus liebliches Mährchen erzählen.


82. Der Wink Gottes. Mündlich. In Italiänischen Novellen, in Deutschen Erzählungen finden wir die Geschichte, von einer auf die erzählte Art im Grabe wieder erweckten Scheintodten, oftmals wiederhohlt, aber nirgends erinnere ich mich, sie bis zur Legende gesteigert gefunden zu haben, wie hier.


83. Vorbedeutungen des Todes.

1. Zu Kloster Corvey. Bucelinius in Germania sacra. Tom. II. f. 163. Notitiae S. Rom. Germanici imperii proc. Lib. [464] Lib. III. c. 19. p. 334. Höllischer Proteus S. 1054-55.

2. In der Stiftskirche zu Merseburg. Höllischer Proteus S. 1056.

3. In der Domkirche zu Lübeck. Mart. Zeillerus Friedlieb in medulla theologica. Höllischer Proteus S. 1060. 1063. In den neusten Zeiten brachte Langbein, unter dem Titel: die weiße Rose, diese Geschichte in eine Ballade, die in dem Taschenbuche Minerva, auf 1812. S. 265-72 steht. Er hat sie etwas verändert und nach seiner Laune gemodelt. Der Domherr wird von ihm Raimundus genannt.

4. Im Dom zu Breslau. Breslau'scher Erzähler Jahrg. II. S. 319.

84. Kleinere Sagen.
1. Warum die Kreuzschnäbel kreuzförmige Schnäbel haben?
2. Es fliegt ein Engel durchs Zimmer. Mündlich.
3. Die Sage vom Rothkehlchen. Shakespeare im Cymbeline.

Literarische Uebersicht der Bücher

[465] Literarische Uebersicht der Bücher, welche Deutsche Volkssagen und Mährchen ausschließend enthalten.

1. Deutsche Volksmährchen von Johann August Musäus, herausgegeben von C.M. Wieland. Gotha, bei C.W. Ettinger. Bd. 1. von 1804, die übrigen von 1805. Das Jahr der ersten Ausgabe ist mir nicht gegenwärtig.

Diese erweckten erst die Lust und Liebe an dieser Kinder- und Männerfreude, und man wußte es Musäus nicht wenig Dank, daß er sich von einem Invaliden diese Mährchen hatte erzählen lassen, der ihm mit seiner kurzen Tabakspfeife das Zimmer verpestete. Viele dieser Mährchen sind von einer bewunderungswürdigen Frische und Lieblichkeit und manchen hängt nur der eine, oft gerügte, Fehler an, daß der Ton durch Abhandlung von Dingen und Hinweisung darauf verfehlt ist, die gerade hierhin am wenigsten gehören.

Th. 1. a. Die Bücher der Chroniken der drei Schwestern. S. 1-98. Ein liebliches Mahrchen.

b. Richilde. S. 99-178.
c. Rolands Knappen. S. 179-266. Lustig und keck.
[466] Th. 2. a. Legenden vom Rübezahl. S. 5-216. Lustig und ergötzlich.
b. Die Nymphe des Brunnens. S. 217-312.
Th. 3. a. Libussa. S. 5-130.
b. Der geraubte Schleier. S. 131-254.
c. Liebestreue. S. 255-328.
Th. 4. a. Stumme Liebe. S. 5-174. Sehr ergötzlich.
b. Ulrich mit dem Bühel. S. 175-272.
c. Dämon Amor. S. 273-318.
Th. 5. a. Melechsala. S. 5-188.
b. Der Schatzgräber S. 189-289.
c. Die Entführung. S. 290-320.

Mehr dieser Sagen und Mährchen sind, in der Bearbeitung des Musäus, schon wieder Volksbücher geworden, als z.B. Ulrich mit dem Bühel, Libussa u.s.w. Sie würden sich dazu noch mehr eigenen, wenn nicht der allgemein ihnen gemachte Vorwurf unzeitiger Anspielungen sie dem Volke entzöge.

2. Kindermährchen aus mündlichen Erzählungen gesammelt. Erfurt, 1787.

a. Das Vögelchen mit dem goldenen Ei. S. 1-57.
b. Weistäubchen. S. 58-93.
[467] c. Der neue Fuchs. S. 94-150.
d. Die Königin Wilonitte mit ihren zwei Töchtern. S. 151-186. Zweckmäßig erzählt.
3. Neue Volksmährchen der Deutschen. Leipzig, 1789. 8. von Madame Naubert.
Erstes Bändchen.

a. Das stille Volk. S. 3-109.

b. Der kurze Mantel. S. 110-275. Die bekannte Erzählung vom kurzen Mantel (court manteau) am Hofe des Artus, in Verbindung gebracht mit einer lieblichen Deutschen Sage von einer Blumennymphe.

c. Ottilie. S. 276-360.

d. Die Legende von St. Julian, worin die Geschichte vom wüthenden Heere und zum Schluß eine Andeutung des getreuen Ekard's sich befindet. S. 361-444.

Zweites Bändchen. 1791.

a. Erdmann und Maria, ein Nachtrag zu den Legenden vom Rübezahl. S. 2-220.
b. Das Oldenburgische Horn. S. 222-352.
c. Die Hamelschen Kinder, oder das Mährchen vom Ritter St. George. S. 353-480.

Drittes Bändchen. 1792.

a. Die Fischer. S. 1-140. Bearbeitung eines [468] Mährchens, das in meinen Rheinsagen folgen wird, und in der Gegend bei Speier am Rheine geschehen sein soll, von Madame Naubert aber an die Donau verpflanzt wird.

b. Die weiße Frau. S. 141-211.

c. Jungfernsprung und Roßtrapp, zwei Harzsagen in eines verbunden mit zwei Französischen Fabliaux, die in den Contes et fabliaux p. Barbasan stehen. Die beiden Geschichten sind der zum Ritter gewordene Bauer, an welche sich wieder eine Deutsche Sage anschließt, von einem wunderthätigen Bilde, das nur an einem bestimmten Tage ein Wunder thut und dann le palefrois verd, der Grauschimmel, eine Erzählung, die auch Nicolai in seinen Gedichten bearbeitet hat. So sind eigentlich, sehr sinnreich, fünf Sagen in eine Geschichte verwebet.

d. Der Müller von Eisenbüttel. S. 323-398. Erinnert auch an den treuen Eckard und möchte vielleicht die schwächste sein.

e. Erlkönigstochter. S. 399-494.

Viertes Bändchen. 1792.

a. Genoveva oder die Träume. S. 1-152. Die bekannte schöne Legende.
b. Die zwölf Ritter von Bern, oder das Mährchen vom Hort der Nibelungen. S. 153-293.
[469] Eine eigene und ganz wunderbare Erzählung dieser großen Sage.
c. Ottbert. S. 294-412.

Schon diese Uebersicht lehrt, daß wir hier und in der ersten Sammlung nicht rein Deutsche Sagen allein finden, sondern daß sie mit manchen andern untermischt sind, wie wir dies noch in der Folge bedeutend bemerken werden, bei fast allen Sagensammlungen.

4. Volkserzählungen der Deutschen und des Auslandes, aus der wirklichen und Ideenwelt, von A.F. Wismar. 1. Bd. Halberstadt, 1791. Scheint gottlob nicht fortgesetzt worden zu sein.

a. Die Verlobung vor der Geburt. S. 3-108.
b. Eduard der Siedler. S. 111-120.

5. Volksmährchen aus Thüringen, von Friedrich Wilhelm Möller. 1794. Zwei unbedeutende Sagen, deren Bearbeitungsart mir keinesweges gefallen will.

a. Die Hörselbergsspende. S. 1-100.
b. Die silberne Braupfanne. S. 101-223.
6. Volkssagen. Eisenach. Th. 1. 1795.
a. Das wüthende Heer. S. 3-60.
b. Das Oldenburgische Horn. S. 63-124.
c. Hudchen. S. 127-170.
d. Das Bergschloß. S. 173-188.
[470] Zweiter Theil.
a. Das Kiefhäuserschloß. S. 3-80.
b. Die Nixe S. 83-136.
c. Das verfluchte Jungfernloch bei Eisenach. S. 134-182.
d. Rübezahl. S. 185-208.
Manches sehr gut erzählt.

7. Oestreichische Volksmährchen, vom Verfasser der Sagen Oestreichischer Vorzeit. Wien, 1800. Th 1. Ist mir unbekannt.

Th. 2.

a. Die Brüder am Donaustrome. S. 3-41.

b. Die Spinnerin am Kreuze. S. 45-106.

c. Die Ruinen von Petersdorf. S. 109-157. Ob die Sagen Oestreichischer Vorzeit hieher gehören, weiß ich nicht, da sie mir ganz unbekannt sind.

8. Volkssagen, nacherzählt von Otmar. (Nachtigall) Bremen, 1800.

a. Die Sage vom Lügensteine. S. 27-28.
b. Die Sage vom Gürgenholze. S. 30-34.
c. Die Sage vom Staufenberge. S. 37-38.
d. Die Sage von dem Teufel in der Kirche. S. 38-39.
I. Oertliche Volkssagen auf der Südseite des Harzes.
A. Hohensteinische Volkssagen.
e. Lora. S. 75-78.
[471] f. Jakob Nimmernüchtern. S. 81-112.
g. Die Hufeisen an der Kirchthüre. S. 115-18.
B. Volkssagen in der goldenen Aue.
h. Die Quäste. S. 123-30.
i. Der Ritterkeller. S. 133-40.
k. Die goldenen Flachsknoten. S. 143-44.
l. Die Wunderblume. S. 147-50.
m. Der Ziegenhirt. S. 153-58.
n. Der verzauberte Kaiser. S. 161-66.
II. Oertliche Volkssagen auf der Nordseite des Harzes.
o. Ilse. S. 171-74.
p. Die Teufelsmauer. S. 177-78.
q. Die Roßtrappe. S. 181-86.
r. Die Teufelsmühle. S. 189-94.
s. Der Mägdesprung. S. 197-98.
t. Das Mannesfeld. S. 201-2.
u. Der Thomaspfennig. S. 205-22.
v. Die Dummburg. S. 225-38.
w. Hackelnberg. S. 241-50.
x. Das Grundlos. S. 253-66.
y. Das Hünenblut. S. 269-70. 2. Sagen.
z. Der Wolfstein. S. 273-76.
aa. Daneel (Daneels-Höhle) S. 279-92.
bb. Ehrlich währt am längsten. S. 295-310.
[472] III. Ueber die Hünen und Zwergsagen. S. 313-58.
A. Zwergsagen auf der Südseite des Harzes. S. 325-29.
B. Zwergsagen auf der Nordseite des Harzes. S. 329-31.

9. Volksmährchen der Schlesier, ein Taschenbuch auf das Jahr 1801. Von Fr. Aug. Schuster. Breslau. 12.

a. Der Vogel Greif. S. 1.
b. Der Wurzelmann. S. 85.
c. Die Krötenkönigin. S. 160.

a. erzählt die Gründung der Burg Greifenstein. b. ist ein Mährchen vom Rübezahl und c. eine Sage von den Hausberge bei Hirschberg. Wie viel davon alte Sage ist, ward mir nicht bekannt. Es ist nicht mehr, als dies eine Bändchen erschienen.

10. Volkssagen von Gustav. Leipzig, 1806. 8. Kenne ich ebenfalls nicht.

11. Kindermährchen von Grimm. Heidelberg, 1809. Sind mir auch unbekannt und soll nicht viel daraus zu nehmen sein.

Die Volksmährchen von Peter Lebrecht, die romantischen Dichtungen von Tieck, können auch von mir hier nicht angeführt, sondern nur berührt werden, da ihr Inhalt nicht sowohl die Volkssagen, [473] als vielmehr die Volksromane begreift, denen in unserem Buche der Liebe ein Platz verschafft worden ist. Manche Sage ward freilich, in dem Gange der Zeit, zu einem großen Roman ausgesponnen, wenn ihr Beginnen auch so gering war, wie die meisten hier dargebotenen Sagen.

Nachschrift

[474] Nachschrift.

Mein Sagenbüchlein liegt jetzt vollendet vor mir. Machte es mir auch manche Freude, wie ich es einzeln sammelte, hier und dort neuen Stoff fand, der mir theils ganz unbekannt, theils nur gering bekannt war, schien es sich mir auch da weit auszudehnen und viel zu umfassen, so treten mir doch jetzt, da alles gesammelt und geordnet steht, die vielen Lücken nur zu sehr entgegen und vermehren den Wunsch in mir, daß diese Blätter mir einige Freunde gewinnen mögen, die mich gütigst unterstützen, um diese vielen Lücken auszufüllen und zu bewirken, daß alles sich mehr rundet und schließt. Sie werden mich höchlich verbinden, wenn sie ihre Zusätze entweder geradezu an mich, zur Zeit in Breslau, oder an die Verlagshandlung, unter meiner Adresse, schicken wollen.

Betrachte ich manche Abtheilung, so erscheinen die darin erzählten Sagen etwas flach und nüchtern, [475] aber diese Schuld liegt in dem Lande selbst, in dem sie entstanden, das nicht ein volles, saftiges, üppiges Gewächs, wie andere Länder und Theile Deutschlands, zu treiben vermochte. So ist diese Nüchternheit wieder karakteristisch und wenn manche Leser mir dafür nicht Dank wissen möchten, daß ich diese Sagen mittheile, so hoffe ich dagegen mir den Dank derjenigen zu gewinnen, die diese Sagen verschiedener Gegenden gegen einander stellen wollen, um das sich schon früher entworfene karakteristische Bild der Nazion daran zu bewähren, oder es sich erst neu zu entwickeln. Die Gestalt, in welcher die Natur in einem Lande erscheint und auf das Gemüth der Einwohner Eindruck macht, bildet sich auch in ihren Volksdichtungen mehrentheils nach, und so liefern uns die Gebirgsgegenden die schönsten und kräftigsten Sagen, so wie auch die ältesten, da noch nicht der wandelbare Geist so sehr in ihnen die Oberhand genommen, der die Ebenen beherrscht.

Möge dies Büchlein meinen Lesern und mir nur Freude bereiten. Im Januar 1812.


B. [476]

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TextGrid Repository (2012). Büsching, Johann Gustav. Märchen und Sagen. Volkssagen, Märchen und Legenden. Anmerkungen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-492A-0