Klage

Ich hab manch Lied geschrieben,
Die Seele war voll Lust,
Von treuem Tun und Lieben,
Das Beste, was ich wußt.
Was mir das Herz bewogen,
Das sagte treu mein Mund,
[209]
Und das ist nicht erlogen,
Was kommt aus Herzensgrund.
Liebchen wußt's nicht zu deuten
Und lacht' mir ins Gesicht,
Dreht' sich zu andern Leuten
Und achtet's weiter nicht.
Und spielt mit manchem Tropfe,
Weil ich so tief betrübt.
Mir ist so dumm im Kopfe,
Als wär ich nicht verliebt.
Ach Gott, wem soll ich trauen?
Will Sie mich nicht verstehn,
Tun all so fremde schauen,
Und alles muß vergehn.
Und alles irrt zerstreuet –
Sie ist so schön und rot –
Ich hab nichts, was mich freuet,
Wär ich viel lieber tot!

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TextGrid Repository (2012). Eichendorff, Joseph von. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1841). 4. Frühling und Liebe. Klage. Klage. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-9B75-E