Georg Forster
Ein Blick in das Ganze der Natur

Einleitung zu Anfangsgründen der Thiergeschichte

[11] Da Wissenschaft und Kunst noch in der Wiege lagen, und der Trieb des Menschen, seine physische Bestimmung zu erfüllen, fast allein sein Forschen beseelte: da faßte noch ein einziger Kopf alles menschliche Wissen, da konnte derselbe Mann zu gleicher Zeit ein Priester Gottes, ein König, ein Hausvater, ein Arzt, ein Ackermann und ein Schäfer seyn. Drey bis vier Jahrtausende haben alles verändert. Wir sind Aufbewahrer der unzähligen Begebenheiten, der Erfahrungen, der Erfindungen und der Werke des menschlichen Geistes, welche jener große Zeitraum beschließt. Ungeheuer ist die Summe dieser Kenntnisse; sie wächst noch immer fort, und bleibt in keinem Ebenmaße mit den engen Schranken dieses Lebens. Zwar erwacht zuweilen noch ein vielfassender Kopf, der, in mehreren Wissenschaften gleich groß, nicht an ihrer Fläche dahinschwebt, sondern ihre Tiefen versucht und ergründet. Allein wie selten wird der Welt ein solches Göttergeschenk? Oft ist ausgebreitete Gelehrsamkeit dieser Art ein bloßes Gedächtnißwerk, welches die Urtheils- und Anschauungskräfte entnervt. Der Heiligenschein (nimbus) unserer Polyhistoren zerflattert leicht, und läßt uns sodann nur lebendige Register oder Wörterbücher zurück. Statt des Verstandes gilt noch öfter Witz, der nicht nach strengen und bewährten Regeln schließt, der Resultate ahnden und errathen will, sich aber übereilt und die Wahrheit öfter verfehlen als treffen kann 1. Nur wahres Genie dringt in das finstre Chaos der Gelehrsamkeit, und schafft es zur organischen Gestalt um: es verdauet gleichsam das Ganze, und bereitet aus seiner heterogenen Mischung gesunden, gleichartigen Lebenssaft. Mit kühnen aber sichern Schritten nahet es sich der Wahrheit, als seinem Ruhepunkte, und verschwendet, um dahin zu gelangen, keine Kraft umsonst: mit eigenthümlichem Scharfsinn verkettet es Erfahrungen, und ergreift die entferntesten Resultate eines geprüften Satzes, fast in dem Augenblicke des Anschauens; ja, es fühlt schon sympathetisch die neue Wahrheit am Ende einer Reihe von Schlüssen, ehe noch der Fleiß des alltäglichen Denkers ein Glied dieser Schlußfolge berichtigen kann. Allein ächtes Genie ist am litterarischen Horizonte noch seltener als Kometen und neue Irrsterne an der Bühne des Himmels: [11] Jahrhunderte können verfließen, ohne daß ein so wohlthätiges Phänomen sie der Vergessenheit entreißt, und die Nationen mit seinem bleibenden Lichte beglückt.

Man zerstückte also die Wissenschaft, und glaubte, nun sey jede Schwierigkeit besiegt. Es entstanden Facultäten, und in diesen fast unzählige Unterabtheilungen und Fächer. Jeder einzelne Theil der menschlichen Kenntnisse erhielt eigne Beobachter, die auf das ganze Verzicht thun, sich nur dem Theile widmen sollten. Da entwich dem schönen Körper die schönere Seele, und jedes erstarrte, abgeschnittene Glied wuchs durch innerliche Gährung zum Unholde von eigner Art. Jeder schätzte nur die Wissenschaft, die er gewählt, und schien zu vergessen, daß sie nur in Verbindung mit den andern das Glück der Menschheit befördert. So ergötzt sich das Kind noch an den Trümmern seiner künstlichen Spielsachen, die es muthwillig zerschlug. Die Folgen dieser Sünde blieben nicht aus: sie hemmte die Aufklärung und den Wachsthum desnützlichen Wissens; sie erschwerte die Anwendung neuer Erfindungen zum Besten des Staats, und streute eine reiche Saat von Vorurtheilen aus.

Der unentbehrliche Zweig unserer Erkenntniß, auf dem die Erhaltung und Pflege des physischen Lebens, und großentheils auch die Bildung des Geistes und Herzens für die Zukunft, beruhet, die Kenntniß der Natur, entging keinesweges einem ähnlichen Schicksal. Allmählich entriß man ihr jede Hülfswissenschaft, schränkte sie auf die äußerlichen Gestalten der Körper ein, und machte sie zu einem leeren Gewäsch von Namenverzeichnissen, Kunstwörtern und Systemen. Physik – die Entwickelung der allgemeinen Gesetze, nach welchen sich das Weltall in ungestörter Harmonie bewegt, und die Lehre von den lebenden, regen, wirksamen Kräften der Natur; dann Physiologie, die Kenntniß der Ernährung, Ausbildung und Verrichtungen eines jeden Theils, kurz die Lebensgeschichte des organischen Körpers; – Zergliederungskunst, der einzige sichere Weg, den inneren Bau der Körper, und mit ihm den wundervollen Mechanismus des Ganzen, so wie den Sitz und Grund der Krankheiten zu enthüllen; – endlich Chymie, das Mittel, dem Grundstoff eines jeden Dinges nachzuspähen, und dessen Anwendung zu entdecken: – dies sind [12] lauter Wissenschaften, die so mancher Naturalienmäkler nicht kennt, der gleichwohl keck auf den ehrwürdigen Namen des Naturforschers Anspruch macht. Ihm ist Naturkunde eine Wissenschaft für die Sinne allein. Ihr glänzendes Äußeres bestimmt sie in der That zum Spielzeuge der Weiber und Kinder, und solcher Männer, deren Gedächtniß für die Namen vieler Schneckenhäuser und Schmetterlinge Raum genug enthält. Ich eifere nicht wider den Liebhaber der Natur, der, ohne Kenner zu seyn, dennoch an der Beschauung ihrer Produkte Wohlgefallen hat. Mag der Fleiß des arbeitsamen Bürgers sich immer mit selbstgewähltem Genusse belohnen, wenn er unschuldig wie dieser ist! Mag der Redliche, der alle Kräfte zum Flor des Vaterlandes angestrengt, in Erholungsstunden, im häuslichen Kreise der Seinen, oder bey stiller Einsamkeit 2 immerhin so glücklich seyn, als der Anblick einer endlosen Mannigfaltigkeit der Geschöpfe, und der dabey erwachende Gedanke an des Schöpfers Allmacht, Weisheit und Liebe ihn machen kann! Verächtlich ist nur der Prahler, der seine Unwissenheit für baare Gelehrsamkeit verkauft, und dadurch dienützlichste Wissenschaft um ihr Ansehen bringt.

Daß der fleißigste Forscher der Natur alles mit eigenen Augen sehen, jede Beobachtung wiederholen, und dennoch die Wissenschaft mit eigenem Scharfsinn erweitern, und in Anwendung auf das physische und sittliche Glück der Menschheit benutzen könne, ist nach dem Maße unserer Kräfte und Lebensjahre nicht zu erwarten. Allein die zuverlässigen Entdeckungen Anderer zu benutzen, und den ganzen gegenwärtigen Zustand der Wissenschaft inne zu haben, Wahrheit und Thatsache von Irrthum und Betrug zu unterscheiden, die wesentlichen Grundlehren ganz zu verdauen, und dann den einzelnen Theil, den Punkt der Wissenschaft, dessen Aufklärung uns näher liegt, mit steter Rücksicht auf jene Grundlage genauer zu sichten und zu kultiviren: dazu ist das Leben nicht nur, sondern selbst die Zeit der Bildung, unsere Jugend, lang genug. Mit Recht fordert man daher diese Vorkenntnisse von jedem, der sich um die Unsterblichkeit des Ruhms bewirbt, und etwas mehr als eigene Ergötzung, nämlich das Beste seiner Mitbürger, am Herzen zu haben vorgiebt.

[13] Die ächte Naturkunde in ihrem ganzen Umfange verdient aber billig das Lob der Gemeinnützigkeit. Ihre Werke umgeben den Menschen überall; er selbst ist das größte ihrer Wunder; das einzige sichtbare Geschöpf, dem ein innerer Trieb beständig zuruft: sich selbst zu erkennen, in dieser Erkenntniß nirgends stille zu stehen, sondern die Räthsel seines Daseyns von einer Auflösung zur andern zu verfolgen und zu entwickeln. Dieser heilige Trieb macht ihm alles wichtig und seiner Aufmerksamkeit würdig. Er kann sich selbst die Wahrheit nicht verschweigen: was auf ihn wirke, stehe mit ihm in Verhältniß, habe eine bestimmte Beziehung auch auf ihn; ohne Prüfung dieser Verhältnisse könne seine Erkenntniß nicht vollkommen seyn, und seinem Verlangen nach Weisheit und Vollendung kein Genüge geschehen!

Die Untersuchung des Thierreichs – eines Tropfens aus jenem großen Meere geschöpft – ist zum Geschäfte dieser Stunden bestimmt. Ehe wir aber diesen Theil herausheben, für sich betrachten, und seinen Inhalt zergliedern, wollen wir ihn zuvor im Zusammenhange mit dem ganzen großen Weltenbau sehen. Dieser Blick ins Ganze der Natur, der für unser Vorhaben seinen vielfältigen Nutzen hat, ist zugleich Entschädigung für die Einförmigkeit, welche bey speciellen Erörterungen unvermeidlich ist, wo alles auf kaltblütige Geduld, und Anstrengung der Verstandeskräfte ankommt, und nichts dem kühnen Schwunge der Phantasie gestattet wird. An Büffons Hand sey uns denn heute ein Blick ins Heiligthum vergönnt! Dann erst empfinden wir die Würde unserer Wissenschaft, wenn der ganze Reichthum der Natur und ihres größern Schöpfers sich unserm innern Sinne majestätisch entfaltet!

Wem fällt hier nicht zuerst die Frage ein: Was istNatur? was ist diese plastische Bildnerin, die alles verändern, umbilden, auflösen, entwickeln, erneuern, nur nichts erschaffen und vernichten kann? Ist sie, wie Plato und seine spätern Schüler es sich dachten, ein verständiges Wesen, eine Intelligenz, eine Seele der Welt? oder gar unmittelbares Wirken Gottes, seine lebendige Kraft, die alles umfaßt und belebt, und die Materie umstaltet? – Wie schwer diese Frage zu entscheiden sey, wird derjenige am besten empfinden, der auch die Frage: was [14] ist Gott? oft und reiflich erwogen hat, und dem dieses Nachdenken das Bekenntniß des Syrakusers ablockt: je mehr er die Tiefen dieses erhabensten Wesens zu ergründen versuche, je unmöglicher finde er es, zu sagen, was es sey. Wir überlassen speculativen Köpfen, geübten Metaphysikern beyde Aufgaben zur Entscheidung, und, falls sie dieselbe nicht lösen könnten, zur Übung ihrer Urtheils-und Einbildungskraft. Uns genügt nichts Geringeres als Wahrheit, und diese bietet uns die Betrachtung der Schöpfung in überschwenglichem Maße dar. Je weniger wir im Stande sind, eine einzige Kraft in der Natur ganz zu begreifen, um so viel mehr finden wir zur ehrfurchtsvollesten Anbetung, zur feurigsten Dankbarkeit, zur kindlichsten Gegenliebe, die dringendste Veranlassung. Die Natur, es sey als Wirkung oder wirkende Kraft, bleibt allezeit die erste unmittelbare Offenbarung Gottes an einem jeden unter uns. »Sie ist ein offenes Buch,« sagt der beredte Büffon, »in welchem wir lesen, als in einem Exemplare oder Abdruck der Gottheit.« Was wissen wir anders von unserm unsichtbaren, unerforschlichen Urheber, als was uns die laute Stimme dieser Offenbarung durch so unendlich viele bewundernswerthe Kräfte verkündigt? Eben das Unbegreifliche, nicht bloß im Kreislaufe der Gestirne, sondern in der Entwickelung eines jeden Dinges aus seinem unsichtbaren Keime; das Unerschöpfliche so vieler Millionen Zeugungen, die stets dem Urbilde ähnlich sind; kurz, dieses beständige, jedoch fast unerkannte Wunder, das nun seit einigen Jahrtausenden währt und immer wieder vor unsern Augen sich erneuert, – ist Vorbereitung unseres Geistes zu Wundern anderer Art, zum Glauben an jene nachfolgenden Offenbarungen, welche das Heil des Menschengeschlechtes näher betrafen, und die Hoffnungen der Vorwelt erfüllten.

Wohin wir uns wenden, sehen wir überall nur Wirkung in der Welt; den Wirker selbst erblicken wir nie. Die thätige, lebendige Kraft, die alles in der uns bekannten Schöpfung wirkt, ist geistig und unsichtbar. Eine erstaunlich große körperliche Masse ist der Stoff, den sie bearbeitet, und den sie, anstatt ihn zu erschöpfen, unerschöpflich macht. Zeit, Raum und diese Materie sind ihre Mittel, das Weltall ihr Schauplatz, Bewegung und Leben ihre Endzwecke.

[15] Alle Erscheinungen in der Körperwelt sind Wirkungen dieser Kraft. Alle Kräfte und Triebfedern in dieser Welt entstammen von ihr, und führen wieder auf sie zurück. Vielleicht sind Anziehen, Fortstoßen, Wärme und Formen der Körper überall nur Modificationen jener allgemeinen, ursprünglichen Kraft, wodurch sie alles durchdringt und alles erfüllt. Könnte sie vernichten und schaffen, alles würde sie vermögen; allein Gott hat sich dieser beyden Endpunkte der Macht nicht entäußert. Erschaffen und Vernichten sind Eigenschaften der Allmacht. Das Erschaffene umgestalten, auflösen und wieder einkleiden: so weit gehen die Veränderungen, denen es unterworfen ist. Die Natur, als eine Dienerin der unwiderruflichen Befehle Gottes, und als Bewahrerin seiner unwandelbaren Rathschlüsse, entfernt sich nie aus diesen Gränzen, ändert nichts an den ihr vorgezeichneten Entwürfen, und trägt das Siegel des Höchsten allen ihren Werken aufgedrückt. Dieses göttliche Gepräge, das unwandelbare Urbild von dem was ist, ist das Muster, nach welchem die Natur arbeitet, dessen Züge alle mit unauslöschlichen Merkmahlen ein für allemal ausgedrückt sind: ein Muster, welches durch die unzähligen Nachbildungen beständig erneuert wird. Wir wollen versuchen, die Natur in einigen Punkten jenes unbestimmten Raumes, wo sie bloß zwischen Erschaffen und Vernichten schon seit Jahrtausenden schwebt, zu fassen und zu betrachten.

Welche Gegenstände! Welche Zurüstungen den leblosen Stoff zu beseelen, und in seine kleinsten Theile Lebenskraft zu legen! Millionen leuchtender Kugeln in unbegreiflichen Entfernungen, als Grundfesten des Weltgebäudes hingestellt die Sonne mit ihrem Heere von Irrsternen und Kometen, gehorchen allzumal den allgemeinen Gesetzen der Bewegung. Zwey Urkräfte sind es, welche diese großen Massen fortwälzen, und nie aufhören zu wirken, sondern mit einer Genauigkeit und Bestimmtheit, die wir uns kaum denken können, ihre Bahnen unabänderlich im leichten Äther beschreiben. So entspringt selbst aus der Bewegung das Gleichgewicht der Himmelskörper, die Sicherheit und Ruhe des Weltalls. Die Anziehungskraft, die erste dieser beyden Kräfte, ist überall gleichförmig vertheilt; die andere, die fortstoßende Kraft, in ungleichem Maaße. Auch giebt es Fixsterne, und Planeten; [16] Sphären die bloß zum Anziehen, und wieder andere, die nur gemacht zu seyn scheinen fortzustoßen, oder fortgestoßen zu werden; Weltkörper, die zu gleicher Zeit einen gemeinschaftlichen, und andre, die einen besonderen Schwung erhalten zu haben scheinen; einsame Gestirne, und solche die mit Trabanten begleitet sind; Lichtkörper und finstre Körper; Planeten, die in ihren verschiedenen Theilen nur nach und nach erborgtes Licht genießen; Kometen, welche sich in die dunkeln Tiefen des Raums verlieren und nach Jahrhunderten zurückkehren, um sich mit frischem Feuer zu schmücken; Sonnen, die zum Vorschein kommen und verschwinden, vielleicht wechselsweise sich entflammen und verlöschen; andere, die sich nur einmal zeigen, und hernach auf immer unsichtbar werden. Der Himmel ist der Schauplatz großer Begebenheiten, die aber dem menschlichen Auge kaum bemerkbar sind. Eine verlöschende Sonne, die den Umsturz einer Welt oder eines Weltsystems verursacht, thut auf unsere Augen keine andere Wirkung, als ein glänzendes und bald verschwundenes Irrlicht. Der Mensch klebt an dem irdischen Atom, auf dem er pflanzenähnlich lebt, und sieht ihn für eine Welt an, da hingegen er Welten als Atome betrachtet.

Lambert, der große Lambert, wagte den Gedanken, daß sich jene ungeheure Menge von Fixsternen, und unsere Sonne mit ihnen, vielleicht alle mit einer Geschwindigkeit, die sich unsern Gedanken entzieht, um einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt wälzen; er ging noch weiter, und hielt es für möglich, daß die Milchstraße, welche durch gute Fernröhre als ein unermeßliches Sternenheer erscheint, ein anderes dem unsrigen ähnliches System von Fixsternen seyn, und daß jene entfernten Wölkchen von Sternen, welche man am Himmel noch außerdem erblickt, noch mehrere große Systeme dieser Art bilden könnten, denen dieselbe Kraft Bewegung und Gesetze gäbe. Die Gründe, auf welchen diese Muthmaßung beruhet, gehören nicht hierher; genug für uns, daß der menschliche Verstand Kraft gehabt hat, sie zu fassen. Wir kehren in den kleineren Raum zurück, worin die Sonne als Regent erscheint, und sieben, oder, wie man jetzt will, acht Planeten, nebst ihren Trabanten und einigen hundert Kometen, im Gleichgewicht erhält.

[17] Welch ein bewundernswürdiger Körper ist diese Sonne! Welch eine unerschöpfliche, stets von sich strömende, und gleichwohl nie verringerte Quelle des Lichtes! Und dieses Licht, dieses subtilste Wesen, das wir nur an seiner Wirkung erkennen, das alles durchdringt, und überall Bewegung und Leben schafft: was ist es für eine uns unbekannte Substanz? Ist es vielleicht eins und dasselbe mit jener Anziehungskraft, der Urkraft des Weltalls? Wie unerklärbar ist dieses Bestreben so vieler großer dunkler Körper, sich der Quelle des Lichtes zu nähern, sodann jener heftige Schwung, der sie stets aus eben diesem Mittelpunkte entfernt, und jene, aus beyden gegen einander wirkenden Kräften entstandene, schnelle kreisähnliche Bewegung! Wie auffallend, und wichtig ist es nicht, daß eben dieses Phänomen sich auf jeder dieser Himmelskugeln, welche sich um die Sonne drehen, im Kleinen wieder darstellt! Hier finden wir ebenfalls eine anziehende Kraft gegen den Mittelpunkt zu, welche alle Theile der Kugel fest an sich reißt, und eine schwingende aus diesem Mittelpunkte hervor gehende Centripetalkraft, wodurch die Kugel sich um ihre Achse bewegt, und ein Bestreben zeigt, alle ihre Theile aus einander zu sprengen, dem die Centripetalkraft der Schwere oder Anziehung das Gleichgewicht hält. Die Sonne selbst schwingt sich in fünf und zwanzig Tagen um ihre Achse, und vielleicht ist die Bewegung der Planeten in ihren Laufbahnen nur eine Fortsetzung jener Sonnenschwingungen.

In einem Systeme, wo alles wechselseitig anzieht, und angezogen wird, kann nichts verloren gehen; die Menge des vorhandenen Stoffes bleibt immer dieselbe, und folglich erlischt auch nie die wohlthätige Quelle des Lichts. Inzwischen gehen überall in diesem Stoff Veränderungen vor, welche zwar, wie es scheint, auf das Ganze keinen merklichen Einfluß haben, aber gleichwohl ansehnlich genug sind, die Oberflächen der Weltkugeln auf eine sehr sichtbare Art umzugestalten. Die Anziehungskraft des Lichtkörpers verursacht eine Veränderung, eine Auflösung in dem angezogenen dunklen Körper, welche stärker, auffallender, sichtbarer, in dem Verhältnisse wird, in welchem beyde Körper sich einander nähern. Diese Auflösung nennen wir Wärme; in stärkern GradenHitze, [18] und im heftigsten, wo sie sichtbar ist, Feuer. Diese Veränderungen würden aber nicht Statt finden, wofern die Bahnen der Planeten immer in gleicher Entfernung von ihrem Mittelpunkte, nämlich der Sonne, blieben. Allein diese Bahnen bilden nicht völlige Kreise, sondern längliche Figuren oder Ellipsen. Überdies steht die Achse eines Planeten nicht senkrecht auf seiner Bahn, sondern ihre schiefe Richtung verursacht, daß bald die eine, bald die andere Halbkugel der Sonne näher ist. Es kann demnach, so oft der Planet auf seiner Bahn der Sonne näher kommt, jene Auflösung Statt finden, welche die größere Wärme des Frühlings und Sommers verursacht. So oft das Sonnenlicht mit vermehrter Kraft in die Körper dringt, so oft erneuert es das Leben ihrer eigenthümlichen Kräfte. Nicht nur die Schwungkraft des Planeten selbst wird stärker, er bewegt sich schneller als sonst in der ihm vorgeschriebenen Bahn; sondern auch die unendlich vielen Theile, aus welchen er besteht, erhalten neue Kraft, und gewinnen andre Gestalten. Denn eine unermeßliche Menge von Geschöpfen verschiedener Art, bilden das Ganze eines großen Erdkörpers. Mehr oder weniger Wirksamkeit ihrer Anziehungs-und Stoßkräfte bringen wahrscheinlich das Phänomen ihrer großen Mannigfaltigkeit hervor. Die Gränzen, wo das Mineralreich aufhört, und die organische Bildungskraft den Anfang nimmt, die Gränzen wo bloße Pflanzenempfindlichkeit, und thierisches Wollen sich scheiden, sind unsern Sinnen und Verstandeskräften schwerlich offenbar. So viel scheint indessen gewiß, daß, wo die Anziehungskräfte der Körper nicht organische Gestalten bilden, daß da alles ins Mineralreich gehört; daß Organisation und Leben zwar Pflanzen und Thieren, willkührliche Bewegung der Theile aber den letztern ausschließlich eigen sey. Der Chymiker, der sie zerlegt, findet überall nur ähnliche Grundstoffe, überall nur Licht und Luft und Wasser und Erde, woraus alle Körper bestehen. Wie die unzählig verschiedenen Mischungen aus diesen Elementen alle entstanden sind, begreift er anders nicht, als indem er eine, jeder Art von Geschöpfen eigenthümliche, wesentliche Kraft annimmt, welche sich die Elemente aneignet, und nach ihrer jedesmaligen Beschaffenheit bildet. Dies ist derjenige Bildungstrieb, den Blumenbach beschreibt. Auch [19] diese wesentliche Kraft, dieser jedem Geschöpfe eingepflanzte, und in jedem ganz verschiedene Bildungstrieb, erwacht gleichsam bey der Rückkehr des Sonnenlichtes.

Wie prächtig glänzt nicht alsdann die Natur auf unserer Erde! Ein reines Licht ergießt sich vom Morgen bis gen Abend, und vergoldet nach und nach beyde Halbkugeln; ein durchsichtiges und leichtes Element umgiebt sie; eine sanfte, fruchtbare Wärme belebt und entwickelt alle Keime des Lebens. Frisches Wasser dient zu ihrem Unterhalt und Wachsthum. Mitten durch die Länder gezogene Gebirgsketten halten die Dünste der Luft auf, und versehen jene nie versiegenden, immer neuen Quellen; unermeßliche Höhlungen zu ihrer Aufnahme bereitet, theilen das feste Land. Das Meer erstreckt sich eben so weit als das Land; es ist kein todtes, unfruchtbares Element; ein neues Reich ist es, eben so ergiebig und volkreich als jenes. Beyder Gränzen hat Gottes Finger gesteckt; tritt das Meer über seine westlichen Gestade, so werden die östlichen Küsten entblößt. Zwar ist dieser ungeheure Zusammenfluß der Wasser an sich unthätig; allein er folgt den Eindrücken, welche die Bewegung der Himmelskörper ihm ertheilt, und regelmäßig abwechselnde Ebbe und Fluth erhalten ihn im Gleichgewicht. Er steigt und fällt mit dem Monde; noch mehr erhebt er sich, wenn Mond und Sonne zusammentreffen und zur Zeit der Tag- und Nacht-Gleichen ihre Kräfte vereinigen. Wie auffallend, wie deutlich ist nicht dieses Zeugniß unserer Gemeinschaft mit dem übrigen Sonnensystem. Aus diesen allgemeinen und beständigern Bewegungen entspringen wieder andere, welche veränderlich und eingeschränkter sind. Versetzungen des Erdreiches, Erhöhungen im Grunde des Meeres, die denen auf der Erdfläche ähnlich sind; Strömungen, welche jenen Anhöhen folgen, sie noch mehr vertiefen, und im Meere das, was auf dem Lande die Flüsse, sind.

Die Luft, welche noch leichter und flüssiger als das Wasser ist gehorcht einer größern Anzahl von Kräften. Der entfernte Einfluß der Sonne und des Mondes, die unmittelbare Wirkung des Meeres, verursachen in ihr beständige Bewegungen; aufgelöset und verdünnt wird sie durch die Wärme, und verdickt durch die Abwesenheit der Lichtkraft. Die Winde sind [20] ihre Ströme: sie treiben die Wolken zusammen, sie bringen die Lufterscheinungen zuwege, und führen die aus dem Meer aufsteigenden feuchten Dünste über die trockne Oberfläche der Länder; sie bestimmen das Ungewitter, sie verbreiten fruchtbare Regengüsse und wohlthätigen Thau; sie verwirren die Bewegung des Meeres, und erschüttern seine bewegliche Fläche; sie hemmen und beschleunigen wechselsweise den Lauf der Ströme, und zwingen sie, eine ungewohnte Richtung zu nehmen; sie thürmen die Wellen himmelan, die sich mit fürchterlichem Getöse an jenen unerschütterlichen Felsendämmen brechen, ohne sie je zu überwältigen.

Die Erdoberfläche ist vermöge ihrer höhern Lage vor den Ausbrüchen des Meeres gesichert. Ihre Oberfläche ist mit Blumen bestreuet, mit einem sich stets verjüngenden Grün geschmückt, mit vielen tausend Thierarten bevölkert; sie ist ein schöner freudiger Aufenthalt, wo der Mensch, hingestellt um der Natur zu Hülfe zu kommen, vor allen Wesen den Vorrang hat. Gott machte ihn allein fähig, ein Beschauer seiner Werke, ein Zeuge seiner Wunder zu seyn. Der göttliche Funke, der in ihm lebt, macht ihn dieser Geheimnisse theilhaftig. Indem der Mensch die Natur, den Vorhof des Thrones göttlicher Herrlichkeit, betrachtet und ermißt, erhebt er sich stufenweise zum inwendigen Sitze der Allmacht und Allgegenwart.

Doch ist hienieden keine Gestalt, so wenig als der Mensch selbst, beständig. Unsterblichkeit gab die Natur keinem zusammengesetzten, zerbrechlichen Körper. Der Stoff, aus welchem sie bestehen, ist in beständiger Bewegung. So ist zum Beyspiel in allen organisirten Geschöpfen das Wirken ihrer ihnen eingepflanzten Grundkraft, wodurch immer einige Theile abgesondert, neue dem Körper angeeignet werden, zugleich die erste Ursache ihrer endlichen Auflösung. Allein unaufhörlich vererben diese Grundkräfte ihre Wirksamkeit auf neue Keime, welche das ältere Geschlecht überall ersetzen, und den ganzen Schmuck der Erde erneuern. Wie groß und prächtig ist nicht das Schauspiel dieses immerwährenden Cirkels! Schön heit und Vollkommenheit des Ganzen sind dabey der allgemeine Endzweck der Natur. Umsonst widersetzt sich die Zerbrechlichkeit der Geschöpfe dieser weisen Einrichtung. [21] Die Natur erhält sie nicht; aber sie ruft unzählige neue Gestalten an ihrer Stelle ins Daseyn. Die Erde muß sich mit neuen Kräften schmücken, die veralternden, entkräfteten Körper müssen vollends verschwinden, und Überfluß und Schönheit herrschen wieder wie zuvor. Wen ergötzt nicht dieser Sieg der Natur in der blumenreichen Jahreszeit? Sie spottet alsdann des Todes, indem sie ihm von ihren Schätzen freygebig einen großen Antheil überläßt. Millionen und aber Millionen neuer Blüthen und Keime mag er immerhin verschlingen; es bleiben noch mehr als genug, um jeden Verlust zu ersetzen und überall neues Leben zu verbreiten.

Leben und Empfindung – sie sind es, die großen Zwecke der Natur, womit sie überall beschäftigt des Schöpfers Willen verrichtet, und seine Güte verherrlicht. In der ganzen Anlage dieser Welt, die wir zwar mit Ehrfurcht beschauen, wovon aber kein endlicher Geist das Warum? begreifen kann in der ganzen Anlage dieser Welt ist alles auf Beweglichkeit, Veränderlichkeit, nicht auf Dauer und Unzerstörbarkeit, eingerichtet. Auf der Erde, in der Luft, im Wasser, überall giebt es lebendige Keime, welche sich die sichtbare Materie aneignen, sie in ihr eignes Wesen verkehren, sich in neue Keime von gleicher Art fortpflanzen oder abzweigen, und den andern zur Nahrung dienen. Eben die Materie erscheint immerfort unter einer andern Gestalt. Das Thier, von Pflanzen genährt, die es in seine eigne Substanz verwandelte, stirbt hin, wird aufgelöst, und sein Stoff wird wieder begierig von Pflanzenwurzeln eingesogen; eben dieselben Grundstoffe sind mineralisch im Steine, vegetabilisch in der Pflanze, animalisch im Thiere. Die Anzahl dieser plastischen Kräfte ist der Menge des Grundstoffes angemessen: veränderlich zwar in jeder Gattung, im Ganzen genommen aber immer dieselbe. Durch dieses sich immer gleiche Verhältniß bekommt die Natur selbst ihre Gestalt; und da ihre Anordnung, was die Anzahl, Erhaltung und das Gleichgewicht der Gattungen betrifft, unwandelbar ist, so würde sie sich immer unter einerley Gestalt zeigen, sie würde zu allen Zeiten, und unter allen Himmelsstrichen, durchaus und auch beziehungsweise dieselbe seyn, wenn sie nicht in allen einzelnen Bildungen so viel als möglich Veränderung und Abwechselung liebte. Das Gepräge einer[22] jeden Gattung ist ein Urbild, dessen vornehmste Züge mit unauslöschlichen und ewig bleibenden Merkmahlen eingegraben sind; aber alle hinzugekommenen Pinselstriche sind verschieden. Kein Individuum gleicht dem andern vollkommen; es ist keine einzige Gattung ohne eine ziemliche Anzahl von Abänderungen. Der Menschengattung ward das Siegel der Gottheit am sichtbarsten aufgedrückt; gleichwohl ändert sich dieses Gepräge vom Weißen ins Schwarze, vom Kleinen ins Große, &c. Der Lappländer, der Patagonier, der Hottentot, der Europäer, der Amerikaner, der Neger, stammen zwar alle von Einem Vater her, sind aber doch weit entfernt sich als Brüder zu gleichen. Alle Gattungen sind demnach dergleichen bloß individuellen Verschiedenheiten unterworfen; aber die beständigen Abweichungen, die sich durch die Zeugungen fortpflanzen, kommen nicht allen Gattungen in gleichem Grade zu. Je höher die Gattung ist, desto weniger Verschiedenheiten wird man darin gewahr. Da die Ordnung in der Vermehrung der Thiere ein umgekehrtes Verhältniß zur Ordnung in ihrer Größe hat, und die Möglichkeit der Verschiedenheiten sich gerade so verhält wie die Anzahl der Zeugungen, so mußten nothwendig mehr Abweichungen bey den kleinen als bey den großen Thieren seyn. Aus eben der Ursache giebt es auch bey den kleinen Thieren mehr unter einander nahe verwandte Gattungen. Der Abstand, der die großen Thiere von einander trennt, ist weit größer. Wie viele Mannigfaltigkeiten und verwandte Gattungen haben nicht das Eichhorn, die Ratze, und die andern kleinen Thiere zur Begleitung, als Gefolge oder Vortrab; indeß der Elephant allein, und ohne seines gleichen, an der Spitze von allen einhertritt.

Ein Individuum, zu welcher Gattung es auch gehören mag, ist in dem Weltalle gleichsam für nichts zu rechnen. Hundert solche einzelne Geschöpfe, ja tausend, sind noch nichts. Die Gattungen selbst (collective), sind die einzigen Wesen der Natur: immerwährende, der Natur an Alter und an Dauer gleiche Kräfte. Um sie richtiger zu beurtheilen, müssen wir eine jede Gattung nicht mehr als eine Sammlung oder auf einander folgende Reihe einzelner ähnlicher Dinge, sondern als ein Ganzes, unabhängig von Zahl und Zeit, immer lebend, nimmer dasselbe, betrachten: ein Ganzes, das unter den [23] Schöpfungswerken für Eins gezählt worden ist, und also auch in der Natur nicht für mehr gelten kann. Die Menschengattung ist die erste von allen diesen Einheiten; die andern, vom Elephanten bis zur Milbe, von der Ceder bis an den Ysop, sind in der zweyten und dritten Linie: und wiewohl jede verschieden gestaltet und von verschiedener Beschaffenheit ist, ja selbst eine eigne Lebensart hat, so nimmt sie doch ihren Platz ein, besteht für sich, wehrt sich gegen andre, und macht zusammen mit den andern die lebende Natur aus, die sich erhält, und wie bisher noch ferner erhalten wird, so lange die gegenwärtige Einrichtung der Welt den Absichten des Schöpfers gemäß ist. Ein Tag, ein Jahrhundert, ein Menschenalter, alle Zeitabschnitte machen keinen Theil von ihrer Dauer aus. Die Zeit selbst hat nur ein Verhältniß zu den einzelnen Geschöpfen, das ist, zu solchen Wesen, deren Daseyn vorüber gehend ist. Das Daseyn der Gattungen aber währt ununterbrochen fort; folglich macht dies ihre Dauer, und ihre Verschiedenheit ihre Anzahl aus. Jede Gattung hat ein gleiches Recht an den Gütern der Natur; alle sind ihr gleich lieb: denn eine jede erhielt die Mittel von ihr, so lange als sie selbst, zu seyn und fortzudauern.

Wir wollen nun einmal die Gattung an die Stelle des Individuums setzen, uns den ganzen Schauplatz der Natur, und zugleich den überschauenden Blick eines Wesens denken, das die ganze Menschengattung vorstellte. – Wenn wir an einem schönen Frühlingstage alles grünen sehen; sehen, wie Blumen sich öffnen, alle Keime hervorbrechen, wie die Bienen wieder aufleben, und die Schwalbe wiederkehrt; wenn die liebeflötende Nachtigall sich hören läßt; wenn Liebe in den Sprüngen des Widders, und in der Stimme des Stiers sich äußert, wenn alles was lebt, sich sucht und paart, um neue Wesen hervorzubringen; – so herrscht in dieser ganzen Scene die Vorstellung einer neuen Belebung, Hervorbringung und Entstehung. Sehen wir hingegen in der finstern Jahrszeit, wenn Frost und Reif die Oberhand gewinnen, daß die Geschlechter gleichgültig werden, einander fliehen, anstatt sich wie vorher zu suchen; daß die Luftbewohner unser Klima verlassen, die Wasserthiere unter Gewölben von Eis ihre Freyheit verlieren; daß alle Insekten entweder verschwinden oder umkommen; [24] daß die meisten Thiere träge und schläfrig werden, und sich Löcher graben, wohin sie ihre Zuflucht nehmen; daß die Erde sich verhärtet, die Pflanzen verdorren, die entlaubten Bäume sich unter der Last des Schnees krümmen und niedersenken: so dringt sich uns überall der Begriff von Entkräftung und Vernichtung auf. Allein diese Ideen von Zerstörung und Erneuerung, oder vielmehr die Bilder von Tod und Leben, sie mögen uns noch so groß und allgemein vorkommen, sind doch nur individuell und einzeln. Der Mensch ist ja selbst ein Individuum, und so beurtheilt er auch die Natur; da hingegen das Wesen, welches nach unserer obigen Voraussetzung die Stelle der ganzen Gattung verträte, ein allgemeineres und vollständigeres Urtheil fällen würde. Es sieht in dieser Zerstörung, so wie in der Erneuerung – in allen diesen Abwechselungen und Folgen sieht es nichts als Bleiben und Dauer. Die eine Jahrszeit ist für ein solches Wesen mit der im vorhergehenden Jahre einerley; einerley mit den Jahrszeiten aller Jahrhunderte. In seinen Augen sind das tausendste Thier in der Reihe der Geschlechter, und das erste, eins und dasselbe Thier. In der That auch; wenn wir immer so wie jetzt fortlebten, und dazu alle Wesen um uns her, so wie sie jetzt sind, beständig blieben; wenn alles beständig so wäre wie heute: so würde der Begriff, den wir uns von der Zeit machen, verschwinden, und das Individuum zur Gattung werden. Warum sollten wir uns das Vergnügen nicht gönnen, die Natur einige Augenblicke aus diesem neuen Gesichtspunkte zu betrachten? Wahrlich, der Mensch, wenn er in die Welt tritt, kommt aus der Finsterniß. Seine Seele ist so nackt wie sein Körper; er wird ohne Kenntniß, so wie ohne Schutzwehr geboren; bringt nur leidende Eigenschaften zur Welt; kann bloß die Eindrücke der äußerlichen Gegenstände empfangen, und seine Sinneswerkzeuge rühren lassen. Das Licht schimmert lange vor seinen Augen, ehe er davon erleuchtet wird. Im Anfange empfängt er alles von der Natur, und giebt ihr nichts zurück; sobald aber seine Sinne mehr Festigkeit erlangt haben, sobald er seine Gefühle mit einander vergleichen kann: so gehet er mit seinen Betrachtungen in die weite Welt; er macht sich Begriffe, er behält sie, erweitert und verbindet sie mit einander. Der Mensch, und besonders der unterrichtete Mensch, [25] ist kein bloßes Individuum mehr; er ist, einem großen Theile nach, der Repräsentant der ganzen Menschengattung. Anfänglich theilten ihm seine Eltern die ihnen von ihren Voreltern überlieferten Kenntnisse mit. Diese hatten die göttliche Kunst erfunden, Gedanken zu zeichnen, und sie auf die Nachwelt zu bringen; dadurch sind sie gleichsam in ihren Enkeln wieder aufgelebt, und unsere Enkel werden einst auf eben diese Art mit uns sich vereinbaren. Diese in einem einzigen Menschen vereinigte Erfahrung mehrerer Jahrhunderte, erweitert die Schranken seines Wesens unendlich. Nun ist er kein bloßes Individuum mehr, nicht mehr gleich den übrigen, auf die Gefühle des gegenwärtigen Augenblicks, noch auf die Erfahrungen eines von ihm selbst durchlebten Tages eingeschränkt; er ist beynahe jenes Wesen, welches wir uns vorhin an die Stelle der ganzen Gattung dachten. Er liest im Vergangenen, sieht das Gegenwärtige, urtheilt über das Zukünftige; und in dem Strome der Zeiten, der alle einzelne Dinge in der Welt herbeyführt, fortzieht und verschlingt, sieht er die Gattungen beständig, und die Natur unwandelbar. Da das Verhältniß der Dinge immer dasselbe bleibt, so übersieht er alle Zeitordnung: die Gesetze, nach welchen die Dinge sich erneuern, sind in seinen Augen bloß ein Ersatz für dasjenige, was den Gesetzen ihrer Fortdauer fehlt; und eine stete Folge von Wesen, die alle einander gleich sind, gilt in der That gerade so viel, als das immerwährende Daseyn eines einzigen von diesen Wesen.

Was bedeutet aber dieses große Gepränge immer wiederholter Zeugungen, dieser fast verschwenderische Aufwand, wenn gegen tausend Keime, die verunglücken, kaum Einer fortkommt und seine ganze Bestimmung erfüllt? Wozu diese Fortpflanzung und Vervielfältigung der Wesen, die sich doch unaufhörlich zerstören und wieder erneuern, die immer nur einerley Schauspiel machen, und die Natur weder mehr noch weniger bevölkern? Woher kommen diese Abwechselungen von Tod und Leben, diese Gesetze des Wachsthums und Ersterbens, alle diese Veränderungen in einzelnen Dingen? woher alle diese erneuerten Vorstellungen von einer und derselben Sache? Ich antworte: alles dieses gehört mit zum Wesen der Natur, und hängt von der ersten Einrichtung der Weltmaschine [26] ab. Das Ganze dieser Maschine ist fest; alle ihre Theile sind beweglich. Die allgemeinen Bewegungen der Himmelskörper sind die Ursachen von den besondern Bewegungen der Erdkugel. Die durchdringenden Kräfte, welche diese großen Körper beleben, wodurch sie auf entfernte Gegenstände, und wechselsweise auf einander wirken, beleben auch jedes Atom der Materie; und diese gegenseitige Zuneigung aller Theile unter einander ist das erste Band der Wesen, der Grund vom Bestande der Dinge, und die Stütze der Harmonie im Weltall. Die großen Verbindungen haben alle kleinere, untergeordnete Verhältnisse hervorgebracht. Die Umdrehung der Erde um ihre Achse verursacht die Abtheilung der Zeiträume in Tage und Nächte. Daher haben alle lebendige Bewohner der Erde ihre gewissen Zeiten des Lichts und der Finsterniß, des Wachens und Schlafens. Ein großer Theil von der Einrichtung der thierischen Natur, die Wirksamkeit der Sinne, und die Bewegung der Gliedmaßen beruhet auf dieser ersten Verbindung. In einer Welt, die in immerwährende Nacht verhüllet wäre, öffnete sich schwerlich ein Sinn für das Licht.

Da die schiefe Richtung der Erdachse bey der jährlichen Bewegung der Erde um die Sonne, stete Abwechselungen von Wärme und Kälte, nämlich die Jahrszeiten, hervorbringt; so hat auch alles was lebt und wächst, im Ganzen genommen, und in einzelnen Fällen, seine bestimmte Zeit des Lebens und des Todes. Das Abfallen der Blätter und Früchte, das Vertrocknen der Kräuter, der Tod der Insekten hängt gänzlich von dieser zweyten Verbindung ab. In den Erdstrichen, wo diese Verbindung nicht Statt findet, wird das Leben der Gewächse niemals unterbrochen; jedes Insekt durchlebt sein Alter. Und sehen wir nicht aus eben diesem Grunde unter der Linie, wo die vier Jahreszeiten in Eine zusammen schmelzen, die Erde zu aller Zeit mit Blumen geschmückt, die Bäume immer grün, und die Natur in beständigem Frühlinge?

Die besondre Einrichtung in dem Bau der Thiere und der Pflanzen steht mit der Beschaffenheit der Luft auf dem Erdboden überhaupt in Verhältniß, und diese letztere hängt von der Lage der Erde, oder ihrem Abstande von der Sonne ab.

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In einer größeren Entfernung würden unsere Thiere und Pflanzen weder leben noch wachsen können. Das Wasser, der Nahrungssaft, das Blut, kurz alle anderen Säfte würden ihre Flüssigkeit verlieren. Wäre die Erde weniger von der Sonne entfernt, so würden diese Säfte verschwinden und in Dünste verfliegen. Das Eis und das Feuer sind die Elemente des Todes, die gemäßigte Wärme ist der erste Keim des Lebens. Thiere und Pflanzen haben außerdem noch ein eignes Verhältnis zur Luft. Die reinste Luft, welche zur Respiration der Thiere am besten taugt, ist den Pflanzen tödtlich; im Gegentheil wachsen sie am besten in der von Thieren ausgehauchten verdorbenen Luft. Noch mehr. Im Sonnenlichte, und überhaupt bey Tage, geben die Pflanzen aus ihren Blättern jene reine Luft in größrer Menge als eine Ausdünstung von sich. Abermals eine weise Einrichtung der Natur, welche die Atmosphäre gerade zu der Jahrszeit, wo sie von phlogistischen und brennbaren Dämpfen, welche häufig aus der Erde aufsteigen, und sie für Thiere tödtlich machen würden, durch dieses Mittel wieder reinigen, oder wenigstens mit respirablen Theilen mischen läßt.

Die in allen organischen Körpern befindlichen Lebenskräfte, stehen mit dem Licht in genauem Verhältniß. Überall, wo die Sonnenstralen die Erde erwärmen können, wird die Oberfläche lebendig, mit Grün bekleidet, mit Thieren bevölkert. Das Wasser ist noch fruchtbarer als die Erde. Es empfängt mit der Wärme Bewegung und Leben. Das Meer bringt in jeder Jahrszeit mehr Thiere hervor, als die Erde ernährt, aber weniger Pflanzen; und da alle Thiere, die auf der Oberfläche des Wassers schwimmen, oder dessen Tiefen bewohnen, nicht, wie die Landthiere, zu einem hinlänglichen Vorrathe von Gewächsen angewiesen sind: so sind sie gezwungen, unter sich, das eine auf Unkosten des andern zu leben; und in dieser Verbindung liegt der Grund ihrer ungeheuren Vermehrung. Allein auch auf dem Lande sind die Gattungen der Thiere ungleich zahlreicher, als die Gattungen der Pflanzen: so getreu ist die Natur sich selbst in allen ihren Werken, so sicher erreicht sie auch in diesem Verhältniß ihren Endzweck, und verbreitet nicht nur überall lebendige Geschöpfe, sondern auch solche, die eines höhern Grades von Empfindung, eines [28] willkührlichen Triebes, kurz des thierischen Lebens fähig sind. Unzählige Insektenarten nähren sich oft von einer einzigen Pflanzengattung; ihre zahlreichen Heere, die in der Luft, auf der Erde, im Wasser umherziehen, sind eine Nahrung der Vögel, Fische und kriechenden Thiere. Bey diesem Kriege der Thierarten unter einander ist für ihre Erhaltung dennoch gesorgt. Bald muß eine unzählbare Menge von Zeugungen, eine unbeschreibliche Fruchtbarkeit, die Fortdauer der Gattung sichern; bald hat die Natur so viele künstliche Triebe in das Thier gelegt, die alle auf seine Beschützung und Erhaltung zwecken, daß es sicherlich so lange seinen Feinden entgeht, bis es für die Fortpflanzung seiner Gattung gesorgt, und seine Nachkommenschaft im Keime hinterlassen hat. Der Vermehrungstrieb, der so heftig und unwiderstehlich ist, daß er die Natur der Thiere auf eine Zeitlang umändert, und die furchtsamsten grimmig macht; der Trieb der mütterlichen Zärtlichkeit, der bis zum Heldenmuthe, bis zur Aufopferung für die Jungen geht, sind kräftige und sichere Mittel zur Erhaltung der Gattungen, und entstammen vielleicht der ersten Urkraft, der wechselseitigen Anziehungskraft gleichartiger Wesen, so wunderbar, so nahe gränzend an Vernunft ihre Wirkungen sind.

Doch dieser Vorzug ist dem Menschen ausschließend eigen. Zur Anbetung des Schöpfers gemacht, gebietet er über alle Geschöpfe; als Vasall des Himmels, und König der Erde, veredelt, bevölkert, und bereichert er sie: er zwingt die lebenden Geschöpfe zur Ordnung, Unterwürfigkeit und Eintracht; er selbst verschönert die Natur; er bauet, erweitert und verfeinert sie. Er rottet Disteln und Dornen aus, pflanzt Weinstöcke und Rosen an ihre Stätte. Dort liegt ein wüster Erdstrich, eine traurige, von Menschen nie bewohnte Gegend, deren Höhen mit dichten schwarzen Wäldern überzogen sind. Bäume ohne Rinde, ohne Wipfel, gekrümmt, oder vor Alter hinfällig und zerbrochen; andere in noch weit größrer Zahl, an ihrem Fuße hingestreckt, um auf bereits verfaulten Holzhaufen zu modern, – ersticken und vergraben die Keime, die schon im Begriff waren, hervorzubrechen. Die Natur, die sonst überall so jugendlich glänzt, scheint hier schon abgelebt; die Erde, mit den Trümmern ihrer eigenen Produkte belastet, [29] trägt Schutthaufen, anstatt des blumigen Grüns, und abgelebte Bäume, die mit Schmarotzerpflanzen, Moosen und Schwämmen, den unreinen Früchten der Fäulniß, beladen sind. In allen niedrigen Theilen dieser Gegend stockt todtes Wasser, weil es weder Abfluß noch Richtung erhält; das schlammige Erdreich, das weder fest noch flüssig, und deshalb unzugänglich ist, bleibt den Bewohnern der Erde und des Wassers unbrauchbar. Sümpfe, die mit übel riechenden Wasserpflanzen bedeckt sind, ernähren nur giftige Insekten, und dienen unreinen Thieren zum Aufenthalt. Zwischen diesen Morästen und den verjährten Wäldern auf der Höhe, liegt eine Art Heiden und Gräsereyen, die unsern Wiesen in nichts ähnlich sind. Die schlechten Kräuter wachsen dort über die guten weg, und ersticken sie. Es ist nicht der feine Rasen, den man den Flaum der Erde nennen könnte, nicht eine beblümte Aue, die ihren glänzenden Reichthum von fernher verkündigt; es sind rauhe Gewächse, harte stachlichte, durch ein ander geschlungene Kräuter, die nicht sowohl fest gewurzelt als unter sich verwirrt zu seyn scheinen, nach und nach verdorren, einander verdrängen, und eine grobe, dichte, und mehrere Schuhe dicke Watte bilden. Keine Straße, keine Gemeinschaft, nicht einmal die Spur von einem verständigen Wesen zeigt sich in dieser Wüsteney. Will der Mensch sie durchwandern so muß er den Gängen wilder Thiere nachspüren, und stets auf seiner Hut seyn, wenn er ihnen nicht zum Raube werden soll. Ihr Gebrüll erschreckt ihn; ein Schauder überfällt ihn selbst bey dem Stillschweigen dieser tiefen Einöde. Plötzlich kehrt er um, und spricht: die Natur ist scheußlich, und liegt in ihren letzten Zügen; ich, nur ich allein, kann ihr Anmuth und Leben schenken. Auf! laßt uns jene Moräste trocknen, jenes todte Wasser beleben, fließend machen, Bäche und Kanäle damit anlegen! Laßt uns von jenem wirksamen, und verzehrenden, vorher verborgenen und bloß durch unser Nachforschen entdeckten Elemente Gebrauch machen! Laßt uns diesen überflüssigen Unrath, jene schon halb vergangenen Wälder mit Feuer verbrennen, und, was das Feuer nicht aufreibt, vollends mit der Axt zerstören. Bald werden wir, anstatt der Binsen und Wasserlilien, unter denen die Kröte wohnte, Ranunkeln und Klee nebst andern süßen und heilsamen [30] Kräutern hervorkommen sehen. Hüpfende Heerden sollen diesen vormals unwegsamen Boden betreten, dort reichlichen Unterhalt, eine immergrüne Weide finden, und sich immer stärker vermehren. Diese neuen Hülfsmittel nutzen wir zur Vollendung unseres Werkes; wir beugen den Ochsen unter das Joch, und lassen ihn das Land mit Furchen beziehen; bald grünt die neue Saat auf unsern Äckern, und eine neue, verjüngte Natur geht aus unsern Händen hervor!

Wie schön ist sie nicht, diese gebaute Natur! Wie hat die Sorgfalt des Menschen sie so glänzend und prächtig geschmückt! Er selbst, der Mensch, gereicht ihr zur vornehmsten Zierde; er ist das edelste Erdengeschöpf; er pflanzt ihre kostbarsten Keime fort, indem er sich selbst vermehrt. Auch sie, die Erde scheint mit ihm sich zu vermehren. Alles, was sie in ihrem Schooße verbarg, bringt er durch seine Kunst an das Licht. Wie viele Schätze, die man sonst nicht kannte! Welche neue Reichthümer! Blumen, Früchte, Getreide, alles wird zur Vollkommenheit gebracht, und bis ins Unendliche vervielfältigt. Die nützlichen Gattungen von Thieren werden vermehrt, die schädlichen vermindert, eingeschränkt und verwiesen. Gold, und Eisen, das noch unentbehrlicher ist als Gold, wird aus dem Innersten der Erde hervorgeholt. Ströme werden in ihren Ufern gehalten, Flüsse geleitet oder eingeschränkt; selbst das Meer hat man sich unterwürfig gemacht, ausgekundschaftet, und von einer Halbkugel zur andern durchsegelt. Das Erdreich ist überall zugänglich, überall so belebt als fruchtbar geworden; in den Thälern findet man lachende Wiesen, auf den Ebenen fette Weiden und noch fettere Äcker; die Hügel sind mit Reben und Obstbäumen, und ihre Gipfel mit nützlichen Forsten bekränzt. Aus Wüsteneyen sind volkreiche Städte geworden, deren Einwohner sich in einem beständigen Kreislaufe aus diesen Mittelpunkten in die entferntesten Gegenden verbreiten. Die Landstraßen, und das Verkehr mit den Nachbarn, sind Zeugen von der Stärke und Vereinigung der Gesellschaft. Tausend andere Denkmähler der Macht und des Ruhms beweisen zur Genüge, daß der Mensch als Eigenthumsherr der Erde ihre ganze Oberfläche verwandelt und erneuert, ja daß er von jeher die Herrschaft mit der Natur getheilt hat.

[31] Indessen giebt ihm nur die Eroberung ein Recht zu regieren. Seine Regierung ist mehr Genuß als Besitz; er muß seine Sorgfalt beständig erneuern, wenn er das Seinige behalten will: sobald diese aufhört, so schmachtet, verdirbt und verwandelt sich alles; alles kehrt in das Gebiet der Natur zurück: sie tritt wieder in ihre Rechte, löscht die Werke des Menschen aus, bedeckt seine stolzesten Denkmähler mit Staub und Moos, zerstört sie vollends mit der Zeit, und läßt ihm nichts übrig, als den quälenden Verdruß, das mühsam erworbene Gut seiner Vorfahren durch seine Schuld verloren zu haben.

Diese Zeiten, wo der Mensch sein Eigenthum verliert, die Jahrhunderte der Barbarey, da alles zu Grunde geht, werden immer durch Kriege vorbereitet und bringen in ihrem Gefolge Hungersnoth und Entvölkerung. Der Mensch, der nichts vermag, als durch seine Anzahl, der ohne Vereinigung mit andern keine Stärke besitzt, und nur durch den Frieden glücklich lebt, – der Mensch ist unsinnig genug, zu seinem Unglück die Waffen zu ergreifen, sich seinen Untergang zu erkämpfen. Gereitzt von unersättlicher Begierde, und geblendet von dem noch unersättlicheren Ehrgeitz, entsagt er den Empfindungen der Menschheit, gebraucht alle seine Kräfte gegen sich selbst, sucht sich gegenseitig zu zerstören, und zerstört sich in der That. Wenn nun die Tage des Mordens und Blutvergießens vorüber sind, und der Dunst von Ehre zerflattert ist so, sieht er mit traurigen Blicken die Erde verwüstet, die Künste begraben, die Völker geschwächt und zerstreuet, sein eignes Glück zu Grunde gerichtet und seine wirkliche Macht zerstört.

Wer kann eine unendliche Menge von Gegenständen ordnen? wer kann ihre Beschreibung in wenige Worte zusammendrängen? wer vermag es, einen Blick in das Weltall zu thun, und gerade das Merkwürdigste da herauszuheben, wo alles gleich wichtig und gleich wunderbar, wo der Schöpfer im ganzen Sonnen- und Sternensystem nicht bewundernswürdiger als im kleinsten Stäubchen ist? Wo ist Anfang, wo ist Ende eines solchen Blickes? Einige Punkte, einige stärker ins Auge fallende Gegenstände versprach ich zu haschen, und vorzutragen. Dies und mehr nicht habe ich geleistet.

Fußnoten

1 S. Hemsterhuis Lettre sur l'homme etc. p. 9.

2 Natuurkundige Verhandlingen van Petrus Camper, etc. p. 131.

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TextGrid Repository (2012). Forster, Georg. Essays und Reden. Ein Blick in das Ganze der Natur. Ein Blick in das Ganze der Natur. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-B1BB-4