13.

Viel zu wissen geziemt und viel zu lernen dem Dichter,
Ach, für seinen Beruf deucht mir das Leben so kurz.
[100]
Denn er kenne die Welt und ihre Geschichten, er gehe
Bei den Alten mit Lust wie bei den Neuen zu Gast.
Fremde Länder und Sprachen erforsch' er mit willigem Eifer,
Sei im Norden und sei unter den Palmen zu Haus.
Aber vor allem versteh' er das Herz und die ewige Leiter
Seiner Gefühle: die Lust kenn' er und kenne den Schmerz.
Was aus Säul' und Gemälde dich anspricht, wiss' er zu deuten,
Was dir des Waldes Geräusch flüstert, er fass' es ins Wort.
Kunst und Natur und Welt und Gemüt, er beherrsche sie alle:
Aber der Tor nur verlangt, daß ein Gelehrter er sei.

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. 13. [Viel zu wissen geziemt und viel zu lernen dem Dichter]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-BCE8-4