Fünfter Akt.
Schauplatz wie im ersten Akt.
ELPENOR
aus dem Hause Myrons tretend und zurück sprechend.
Was säumst du, Myron? Komm, sie warten dein'!
MYRON
auf der Stufe des Hauses erscheinend.
Da bin ich schon und gleich, gleich folg' ich dir;
Mein rußig Werktagkleid nur legt' ich ab,
Geziemend vor dem Rate zu erscheinen.
Ins Haus rufend.
Den Gürtel her, Actäa, und den Mantel.
[133]ELPENOR.
Ich will voraus und melden, daß du kommst –
MYRON.
Nein, bleib und sprich noch einmal, ist es Wahrheit,
Was schreckensbleich du mir ins Ohr geraunt? –
ELPENOR.
Die Höhen wimmeln rings von Tectosagen,
Und in den Rat berufen dich die Väter!
Es ist so, wie ich sagte!
ACTÄA
die indes mit Parthenia, Myrons Gürtel und Mantel tragend, aus dem Haufe getreten.
Große Götter,
Was sagt ihr? – Wie –
MYRON.
Was kümmert das euch Weiber?
Den Mantel her, Parthenia!
ACTÄA.
Myron, sprich!
Die Tectosagen, sagt ihr, vor den Toren?
MYRON.
Ei, still doch, still! Sie sind noch nicht herin,
Und wenn Verrat nicht Schloß und Riegel öffnet –
ACTÄA.
Er wird sie öffnen! Allerorten wohnt
Verrat; auch jene werden Helfer finden –
Gewiß, sie werden's – Ja, sie sind vielleicht
Bereits gefunden –
MYRON.
Wie – bereits gefunden –
Verräter sagst du –?
ACTÄA.
Nicht umsonst begann's
Zu knistern in des Herdes Flammen, als
Er unser Haus betrat! Sie warnten; doch
Vergebens –
ELPENOR.
Ei, sie meint den Ingomar,
Den Tectosagen, deinen Lehrling –
MYRON.
So,
Den meinst du? Nun, dann ist kein Sorgen!
PARTHENIA.
Nein;
Er ist kein Späher, kein Verräter!
MYRON.
Recht,
Der Ingomar ist echt und haltet Farbe;
Wer ihn am Pflug, wer ihn am Amboß sah,
Der weiß das! Er ist stark, und falsch sind nur
Die Schwachen; drum sei getrost –
ELPENOR.
Komm endlich;
Sie harren dein!
MYRON
halb von Elpenor fortgezogen.
Sei ruhig! Laß nicht Angst
Mit Schrecken, die nicht sind, den Sinn dir trüben!
Die Väter, wisse, ziehen mich zu Rat
[134] Als einen, der verkehrt' mit jenen Wilden;
Drum sei getrost! Jedweder Hammer fand
Noch seinen Stiel, es wird auch hier sich Griff
Und Handhab' finden! Ich, zum mindesten,
Ich fürcht' die Tectosagen nicht, ich nicht –
Ich hab's bewiesen –
ELPENOR
ihn fortziehend.
Komm doch, sag' ich, komm!
Beide links im Hintergrunde ab.
ACTÄA.
Da geht er hin, und mich verzehrt die Angst!
Die Feinde vor dem Tor! Er vor den Rat
Beschieden! Wenn sie nun, anstatt zu Rat,
Für seine Torheit ihn zur Rechenschaft,
Vielleicht zur Strafe zögen –
PARTHENIA.
Quäl' dich nicht!
Die Väter wissen ja von Ingomar
Und billigten, daß er ihn aufgenommen.
ACTÄA.
O, daß er's tat, daß er ihn aufgenommen,
Der Unheil, weiß ich, unserm Hause bringt!
PARTHENIA.
Er brachte, denk' ich, dir dein Kind zurück.
ACTÄA.
So tat er, aber zückt' er einst nicht auch
Das Schwert auf dich und schleppt' er nicht den Vater
Als Sklaven mit sich fort? Und Gutes soll
Von ihm uns kommen? Nein, sein Anblick schon,
Das lange Haar, der struppicht wirre Bart
Beklemmte mir das Herz.
PARTHENIA.
Jetzt trägt er beide
Gekürzt nach Griechenbrauch –
ACTÄA.
Die Kinder riefen
Ihm auf der Straße Faun und Satyr nach,
Denn zott'ge Felle bargen ihm die Glieder –
PARTHENIA.
Du weißt, er geht wie andre jetzt gekleidet.
ACTÄA.
Ja, griechisch ist sein Leibrock und sein Mantel;
Doch Haltung, Gang, der Stimme rauher Schall,
Der starre Trotz in Mienen, Blick und Wort,
Die sind und bleiben des Barbaren! Legte
Er auch das Tierfell ab, er bleibt ein Wilder,
Und ewig haftet Waldgeruch ihm an.
PARTHENIA.
Das muß wohl sein, denn Freiheit, Mut und Kraft,
Wie seine Wälder, atmet seine Seele.
ACTÄA.
Des Bären rohe Kraft! Erwürgte nicht
Im Kampfspiel jüngst, beim Fest der Artemis,
[135] Der Wilde fast im Ringen seinen Gegner,
Und schlug den andern mit dem Cästus tot!
PARTHENIA.
Doch schlug er nicht den Wolf auch, der so lang
Das Land verheert, und als letzthin im Hafen
Lysippus' Nachen mit dem Sturme rang,
Wer wagte sich hinan, um ihn zu retten?
Wer überhebt, als er, am Amboß wie
Am Pflug, den greisen Vater seiner Mühen?
ACTÄA.
Das tut er, ja! Ich weiß das, und er auch
Und pocht darauf und achtet meiner kaum!
Ich aber, stellt er sich auch an, als wäre
Er treu wie Gold, ich bleib' dabei, ich fürchte,
Des Feindes Späher ist er, ein Verräter,
Und ihm ins Antlitz will ich es behaupten!
Wo steckt er –
Gegen das Haus hinrufend.
Ingomar!
PARTHENIA.
Nein, Mutter, laß!
Bei allen Göttern, ehr' des Gastes Rechte;
Sein Herz weiß nichts von Arglist und Verrat!
ACTÄA.
Nein, sag' ich –
Rufend.
Ingomar! Du sollst es sehen,
Wie er erschrickt, zusammenfährt, errötet;
Geschehe dann, was wolle! Ingomar!
PARTHENIA.
O wie verkennst du diese Kinderseele,
Dies treue Herz –
INGOMAR
aus dem Hause tretend und die Stufen hinabsteigend.
Da bin ich! Riefst du mich?
ACTÄA.
Jetzt endlich kommst du! Dreimal mußt' ich rufen.
INGOMAR.
Ich hämmerte und sang ein Lied dazu –
Und so mag's sein –
ACTÄA.
Ein Lied – Nun ja, ganz recht,
Des Wiedersehens Freude macht dich singen;
Wie, oder weißt du nicht? die Tectosagen
Umlagern rings die Stadt.
INGOMAR.
Die Tectosagen!
Wie, nehmen hier sie ihren Weg vorbei
Ins Allobrogenland; denn dorthin war
Ein Fehdezug beschlossen –
ACTÄA.
In der Tat!
Ein Fehdezug ins Allobrogenland!
[136] Du aber nützest wohl des Zufalls Laune,
Um deine Freunde heimzusuchen –
INGOMAR.
Nein!
Was sollt' ich auch? Sie ziehen ihres Weges,
Ich geh' den meinen.
ACTÄA.
So! Doch gibt es Leute,
Die meinen, die vermuten, die behaupten,
Dein Weg und ihrer sei derselbe!
INGOMAR.
ACTÄA.
Ja, man sagt sogar,
Du hättest hier dich eingeschlichen, bloß
Um jenen Tür und Tor zu öffnen –
INGOMAR.
ACTÄA.
Ich, ich sag' dir's in den Bart,
Daß du ein Späher bist und ein Verräter!
Das bist du –
INGOMAR
rasch auf Actäa zuschreitend.
Weib, ich aber sag' dir –
Nein!
Dir sag' ich nichts!
Er geht ins Haus ab.
ACTÄA.
Er geht – Er schweigt und geht,
Und spottet meines Zorns! Er achtet es
Der Müh' nicht wert, nur Rede mir zu stehen!
Er wagt es – Muß ich das mir bieten lassen,
Ich, Myrons Hausfrau, eine Bürgerin
Massalias –
PARTHENIA
gegen das Haus zuschreitend und hinein rufend.
Ingomar!
ACTÄA.
Du rufst ihn – Soll
Zum zweitenmal mich seine Roheit kränken?
PARTHENIA.
Nein, Antwort geben, Rede stehen soll
Er dir –
ACTÄA.
Jetzt will ich keine Antwort mehr,
Und wär' es – doch wo denk' ich hin? Gefahr
Bedroht vielleicht des Vaters Haupt und ich –
Mich treibt's ihm nach zur Burg – du hör' indessen
Den Ingomar, und glaub' ihm, wie du pflegst,
Und mögen es zum Heil die Götter wenden!
Ich kenn' ihn, mich, mich soll er nicht verblenden!
Sie geht links im Hintergrunde ab.
[137]PARTHENIA
unmutig einige Schritte auf und nieder gehend.
Sie geht und zürnt, und er trägt Schuld daran,
Er ganz allein, denn hat sie unrecht auch –
Ingomar tritt aus dem Hause und steigt langsam, gesenkten Hauptes die Stufen herab.
PARTHENIA.
Da ist er – Tritt heran! Sprich, weißt du nicht,
Daß unsre Sitte längst des Sklavenjoches
Das Weib entband, dem Mann es gleich zu stellen
Als Freundin, als Genossin seiner Rechte?
INGOMAR.
Ich weiß, so haltet ihr's!
PARTHENIA.
Und hieß ich dir
Drum nicht, der Hausfrau Myrons, meiner Mutter,
In Ehrfurcht stets zu nahen? Oder nennst
Du's Ehrfurcht, trotzig ihr den Rücken kehren?
Sprich, rede! Mahnt' ich so nicht oft, und wenn
Ich's tat, was tatest du nicht, wie ich sagte?
INGOMAR.
Du sagtest so; du sagtest aber auch,
Wenn deine Mutter, wie das Alter pflegt,
In Unmut grundlos hadernd mich verletze,
So sollt' ich schweigen und von hinnen gehen!
So ging ich denn und schwieg! –
PARTHENIA.
Und konntest du
Nicht still und heiter ihr ins Auge schauen
Und ruhig sprechen: Nein, du irrst; ich bin
Kein Späher, kein Verräter! Doch du ließest
Wie immer deiner Laune Zaum und Zügel
Und gabst auch mich nun ihrem Unmut preis!
INGOMAR.
So zürnst auch du mir?
PARTHENIA.
Wirst du nie denn lernen,
Nach ihrer Art die Menschen nehmen; eh' du sprichst,
Der Worte Maß und ihr Gewicht erwägen?
INGOMAR.
Nie lern' ich's, nie! Was gab ich mir nicht Mühe
Und prägte deine Worte mir ins Herz
Und wiederholte sie beim Schlafengehen;
Beim Amboß und am Pfluge kaut' ich dran,
Recht bald mir euer Wesen anzueignen,
Gewandtheit, Artigkeit und feine Sitte!
Ich werd' es niemals lernen!
PARTHENIA.
Fass' nur Mut,
Du hast schon zugelernt!
INGOMAR.
O meine Wälder!
Da prägt das Herz vollwichtig aus die Worte,
Und echt, wie der Gedanke, ist die Tat;
[138] Ihr aber preßt in Formeln euer Leben,
In: Guten Tag! Schön Dank! und: Darf ich bitten!
Ihr nennt das fein, gefällig, edel, schön! –
Ich kann das nicht und werd' es niemals lernen;
Was mich bewegt, sei's Liebe, sei es Haß,
Lust oder Leid, das strömt von meinen Lippen,
Das zuckt im Antlitz mir, das funkelt mir
Im Blick! Ich muß! Ich bin der, der ich bin,
Ich kann nicht anders!
PARTHENIA.
Und du sollst auch nicht;
Ich wollte dich nicht anders, als du bist;
Mir tut es wohl, zu wissen, was dein Blick,
Dein Antlitz, deine Lippe spricht, ist wahr,
Ist alles echt, ist alles tief empfunden;
Doch auch die Offenheit der edlen Seele
Bedarf Beschränkung! Sieh, du hast so viel
Gelernt, du ehrst Gesetz und Ordnung, hast
Dich losgesagt vom Dienst der blut'gen Götter
Für meines Volkes kunstgeschmückten Glauben;
Du bist ein Grieche schon dem Herzen nach,
Nur Anmut fehlt und Ebenmaß der Sitte,
Und das wird kommen! Wer aus rohem Stein
Ein Götterbild ins Leben rief, gewiß,
Der muß auch noch den Marmor glätten lernen!
INGOMAR
sich Parthenien nähernd.
Und wenn ich's lernte, wenn auch das gelänge,
Parthenia, wenn ich dann –
PARTHENIA
einen Schritt zurücktretend.
Noch hast du's nicht
Gelernt, wirst nicht so schnell es lernen –
INGOMAR.
Sieh,
So bist du! Statt des Schülers Fleiß zu lohnen,
Rückst ferner stets das Ziel du mir hinaus;
Ja, du entziehst mir, was du schon gewährt!
Sonst suchtest du mich auf, sprachst Trost mir zu,
Erzähltest Märchen, sangst mir Lieder vor;
Jetzt meidest du, jetzt fliehst du meine Nähe –
PARTHENIA.
Und sprech' ich denn nicht eben jetzt zu dir?
Auch das noch mußt du lernen, dankbar froh
Den guten Augenblick genießen –
INGOMAR.
Ja,
Du sprichst zu mir, dein Auge blickt mich an;
Fahr' hin, was war, und komm', was kommen kann!
[139] Nicht rückwärts mehr, noch vorwärts will ich schauen.
Nur trunken dir ins Auge tauch' mein Blick!
MYRON
außer der Bühne.
Parthenia, Parthenia!
PARTHENIA.
Horch', der Vater!
MYRON
anfangs außer der Bühne, dann hastig mit der ängstlich nacheilenden Actäa auftretend.
Herbei! Parthenia!
PARTHENIA.
Da bin ich, Vater!
MYRON.
Recht so! Und Ingomar? Auch hier! Nun wohl –
ACTÄA.
Was hast du? Sprich! Was treibt wie sinnverwirrt
Dich durch die Straßen? Soll ich's endlich hören?
MYRON.
Luft! Laßt zu Atem erst mich kommen! Wißt,
Er wird gleich hier sein –
ACTÄA.
Wer? der Feind?
MYRON.
Was Feind!
Der Feind nicht, Seine Gnaden der Timarch
Kommt wegen Ingomar –
ACTÄA.
Da seht nun selbst;
Ich sagt' es ja, er würd' uns Unheil bringen!
MYRON.
Da sprachst du tolles Zeug; denn Ansehn bringt
Er uns und Ehre! Doch, da sind sie schon;
Ihr tretet dort ans Haus; ich schreit' indes
Begrüßend ihm entgegen –
ACTÄA.
Ansehn! Ehre!
Mir pocht das Herz, als wär's ein Schmiedehammer!
DER TIMARCH
der indes in Begleitung einiger Diener aufgetreten, zu Myron, der ihn mit tiefen Bücklingen empfangen hat.
Genug! Laß, Myron, uns zur Sache kommen!
Wo ist dein Lehrling?
MYRON.
Hier, erlauchter Herr;
Gefällt dir's, tritt mit ihm ins Haus!
TIMARCH
indem er seinem Gefolge einen Wink gibt, zurückzutreten.
Wozu?
Dies sind die Deinen, und wir sind allein!
Tritt denn heran! – Du nennst dich Ingomar?
INGOMAR.
Du sagst es! –
MYRON
halblaut zu Ingomar.
Sag' doch: Herr! – Verstehst du: Herr!
ACTÄA
halblaut zu Myron.
Ja, lehr' du den, was Sitte heischt und Brauch!
TIMARCH.
Du willst hier, hör' ich, Griechensitte lernen;
Ja, hast sie schon gelernt und willst nun ganz
Der unsre, ganz Massalias Bürger werden?
[140]INGOMAR.
So wünsch' ich –
TIMARCH.
Und Massalia gewährt
Den Wunsch! Ein Haus im Umkreis seiner Mauern
Erbaut es dir und fügt drei Hufen Landes
Und volles Stimm- und Bürgerrecht dazu –
INGOMAR.
Wie, mir?
PARTHENIA
für sich.
Ihr guten Götter!
MYRON
zu Actäa.
Siehst du, Frau!
TIMARCH.
Noch mehr; denn dreißig Unzen Silber soll
Als Mitgift hier des Myron Kind empfangen
Und soll dein eigen, deine Hausfrau sein.
INGOMAR.
Parthenia!
TIMARCH.
Dies alles nennst du dein,
Wenn erst uns deine Tat bewährt, es liege
Massalias Wohlfahrt wahrhaft dir am Herzen!
INGOMAR.
Was soll ich tun? Sprich! Wollt ihr anders nicht,
Ich soll die Erd' aus ihren Angeln heben,
Das Meer ausschöpfen, Stern' vom Himmel reißen,
Das andre tu' ich alles, was es sei!
TIMARCH.
So hör' mich an! Du weißt, die Tectosagen
Umlagern rings die Stadt; du selber, einst
Der Ihren einer, kennst dies Volk am besten
In seiner Kühnheit, seiner Beutegier,
Und treten sie uns feindlich nun entgegen –
INGOMAR.
Den Allobrogen gilt ihr Fehdezug,
Euch nicht, gewiß euch nicht –
TIMARCH.
Wie dem auch sei,
Sie sind gefährlich, und Massalia
Gedenkt für lange Zeit mit deiner Hilfe
So schlimme Nachbarn ferne sich zu halten,
Und so vernimm denn, was dein Auftrag ist:
Ingomar einige Schritte beiseite führend.
Du sollst hinaus ins Tectosagenlager,
Als kämst du, deine Freunde heimzusuchen
Und Botschaft von der Heimat zu vernehmen;
Und so erkundend die Gelegenheit,
Des Lagers Wall und Tor, der Wachen Ordnung
Und Feldgeschrei, kehrst abends du zurück,
Bei Nacht Massalias waffenfähig Volk
Hinauszuführen, daß ein gleiches Los,
Wie jene vielen räuberisch bereitet,
In raschem Anfall rächend sie ereile!
Sieh, das ist alles; wenn du das getan –
[141]INGOMAR.
Das tu' ich nicht –
TIMARCH.
Was sagst du? –
MYRON.
Ingomar!
INGOMAR.
Ich tu's nicht, sag' ich! Sendet, wen ihr wollt
Hinaus, um jene zu berücken; ich –
Ich will Vertrauende nicht hintergehn,
Nicht Schlafende verraten, nicht ans Messer liefern,
Die meiner Heimat Sprache sprechen! Ich tu's nicht!
TIMARCH.
Du wirst es tun, bedenkst du recht den Preis,
Den Myron, den Massalia dir bietet.
INGOMAR.
Fahr' alles hin, denn sie – sie ist mir alles;
An ihr mit tausend Wurzeln hing mein Leben,
Und blühen sollt' es, dacht' ich, wenn der Frühling käme!
Und dennoch fahr' sie hin, denn hätt' ich sie,
Und hätt' in ihr ich alles Glück der Erde,
Mir wär's Verzweiflung, hätt' ich's so erkauft,
Hinwürgend schnöd im Schlafe meine Brüder!
TIMARCH.
Wie, trägst du der Barbaren Wohl im Herzen,
Und willst ein Grieche sein?
INGOMAR.
Ich wollt' es werden;
Ich sagte mich von meinem Volke los,
In ihrer Heimat meine zu begründen,
Und mir war's Ernst damit, und treulich stünde
Ich euch zur Seite, gält' es offnen Streit;
Ihr aber sinnt Verrat und schnöde Ränke,
Und eure Waffen sind Betrug und List!
O schämt euch, schämt euch!
TIMARCH.
Zähm' die rasche Zunge
Und wisse, bis die Sonn' im Mittag steht,
Gewähr' ich dir Bedenkzeit, zu erwägen,
Ob Hilfe nicht du unserm Anschlag leihst.
Versagst du sie, so soll dein Hauch nicht mehr,
Treubrüchiger, die Lüfte hier verpesten!
Verbannung und noch Schlimmres sei das Los
Des Spähers, des Verräters! Wähle denn!
Du aber, Myron, der so übel uns
Beriet, daß diesem Mann wir rückhaltslos
Vertrauten, sieh dich vor; denn zeigte je
Sich deine Treue von der seinen Art,
Die rühmend du zum Himmel wolltest heben,
Wir fänden zu gering vielleicht ihr Maß
Und machten's voll mit deinem Blut und Leben! –
Er geht mit seinem Gefolge ab.
[142]ACTÄA
nach einer Pause.
Wer hat nun recht? Wo ist das Ansehn nun,
Die Ehre, die dein Ingomar uns brachte?
In üblen Leumund bringt er unser Kind,
Dich bringt er in Verdacht und mag vielleicht
Noch Schlimmres, mag noch um den Kopf dich bringen!
MYRON.
Um meinen Kopf mich bringen! Fahr' er hin!
Ich will nichts wissen mehr von ihm! Ich schließe
Dir meine Türe! Fort! Sie sollen sehen,
Ich sei Massalias treuer Sohn und Bürger!
Hinein mit dir ins Haus, Parthenia!
Zu Ingomar.
Fort, sag' ich –
INGOMAR.
Myron!
MYRON
während Actäa und Parthenia ins Haus treten.
Nichts! Kein Wort mehr, schweig! –
Wir sind allein zwar, und so sag' ich dir,
Wie sehr du in die Klemme mich gebracht,
Der Himmel weiß es, hätte ich zwei Köpfe,
Den einen wollt' ich gern für dich verlieren;
Ich aber hab' nur einen! Drum hinweg!
Mit erhöhter Stimme.
Ich bin ein treuer Mann und guter Bürger,
Und so fahr hin, ich sag' mich los von dir!
Er tritt ebenfalls ins Haus und schließt hinter sich die Tür.
INGOMAR.
Es ist vorbei; dahin ist alles, alles!
Die Zukunft lag so hell, so licht vor mir;
Denn hätt' ich sie auch niemals mir verdient,
Ich hätt' sie doch vielleicht mir einst errungen!
Doch nun fuhr alles, alles hin! Nie wird
Sie mein sein, nie! Selbst sehen werd' ich sie,
Selbst ihrer Stimme Klang nicht mehr vernehmen!
Nie mehr! –
Nur ja zu sagen braucht' ich! Aber hätte
Ich tausend Jahr' auch Frist mich zu bedenken,
Nein müßt' ich sagen, nein und wieder nein! –
Mag sein, zu derb und rauh war meine Rede,
Wo gleichen Dienst auch mildre Worte taten!
Ich fand sie aber nicht; ich kann nicht fälschen,
Was echt und wahr mir aus der Seele quillt!
Das eben ist's! Und lernt' ich jahrelang,
Ich lernt' es nicht und werd' es niemals lernen!
Ich bin ein Wilder, und hinaus zum Tier des Waldes,
[143] Zu meinesgleichen stößt mich das Geschick!
Was säum' ich noch? Hinweg denn, fort, hinaus!
Und sperrt ihr feiger Argwohn mir das Tor,
Daß nicht mein Volk zur Rache ich bewehre,
Ich sterbe oder brech' durch ihre Speere!
Ich will, muß fort –
PARTHENIA
die während der letzten Worte Ingomars aus dem Hause getreten ist und sich ihm unbemerkt genähert hat.
Fort willst du, Ingomar?
INGOMAR.
Die Götter wollen's so! Wir müssen scheiden,
Und gegen Götter ist kein Widerstand!
PARTHENIA.
Du gehst und wohin gehst du?
INGOMAR.
Frag' mich nicht,
Wohin ich gehe? Sind auf Erden doch
Zwei Orte nur für mich! Ein Himmel, wo
Du bist, und wo du nicht bist, eine Wüste,
Und dahin geht mein Weg; der Sohn der Wildnis,
Zurück zur Mutter lenk' ich meinen Schritt;
Sie gab mir Treue als mein Erbteil mit,
Und schützend will ich jenen sie bewahren,
Die meine Brüder sind, wenn auch Barbaren!
Denn ohne Treue schwankt, ein Kahn im Meer,
Ein Rohr im Wind, die Seele hin und her,
Und dacht' ich anders einst, ich hab's empfunden
Fürs ganze Leben, seit ich dich gefunden,
Denn wie kann lieben, wer nicht Treue hält!
PARTHENIA.
Und du willst fort –
INGOMAR.
Ich muß. Ich dank' dir vieles!
War rohe Kraft mir sonst der Größe Maß,
Und schien das Leben mir ein voller Krug,
Nur lockender, je mehr er überschäumte,
Du flochtest mir den Kranz um seine Ränder;
Du lehrtest an der Kraft mich Mäßigung,
Am reichen Stoff die edlen Formen ehren;
Du lehrtest mich der Liebe Zauber kennen,
Der Liebe, deren Glück das Los der Götter,
Und deren Schmerz selbst noch Entzücken ist!
Dies alles dank' ich dir, und zu vergelten
Gedacht' ich's einst mit solchem Maß des Glückes,
Wie keinem Weib noch zugemessen ward!
Doch das ist nun vorbei, und im Verluste
All meines Glückes, jeder Hoffnung bar,
Ist nur ein Trost, ich tat so, wie ich mußte!
[144] Und so leb' wohl! Dein Bild begleitet mich,
Bewahre meins! Parthenia, leb' wohl!
PARTHENIA.
Und jetzt gleich willst du fort! Du sollst nicht – Nein,
Nicht jetzt gleich –
INGOMAR.
Jäher Tod hilft sanft hinüber;
Wer langsam stirbt, der stirbt zehntausendmal!
Ich weiß, du siehst mich ohne Schmerz nicht gehen,
Und das genügt! Leb' wohl!
PARTHENIA.
Du willst es so;
Ich halte dich nicht länger! – Doch dein Schwert,
Das, kommend, du dem Vater anvertraut,
Du hast dein Schwert vergessen!
INGOMAR.
Fahr' es hin!
Die Hoffnung wand es einst mir aus den Händen,
Und jetzt, jetzt –
PARTHENIA.
Nein, du sollst dein Schwert nicht missen;
Du gabst es mir, ich geb' es dir zurück!
Sie geht rasch ins Haus ab.
INGOMAR.
Du sollst nicht, sag' ich – bleib – Umsonst, sie geht!
So dehnt zu Jahren sich die herbe Stunde,
Und immer heißer quillt mein Schmerz empor,
Als wollt' er töten, und er tötet nicht!
O Schmach und Hohn! Ein Stückchen Stahl zersägt
Des Lebens Band, dem schärfern Stahle aber,
Dem tiefen Weh der Seele, hält es stand!
PARTHENIA
mit dem Schwerte zurückkehrend.
Hier ist dein Schwert, und blank, wie du's gegeben,
Bewahrt' ich dir's! –
INGOMAR
nach dem Schwerte langend.
Hab' Dank!
PARTHENIA.
Nein, laß, ich will
Dir's tragen –
INGOMAR.
Wie, was sagst du?
PARTHENIA.
Trug ich einst
Dir Speer und Schild, warum nicht jetzt das Schwert?
INGOMAR.
O damals – Nein, du sollst nicht das Geleit
Mir geben – Hier gleich, laß gleich hier uns scheiden!
PARTHENIA.
Nein, Ingomar, ich will dein Schwert dir tragen!
INGOMAR.
Wohlan denn – bis zum Markte –
PARTHENIA.
Bis zum Markt –
Nein, noch ein Stückchen weiter – bis ans Tor –
Noch weiter, bis zum Meer und übers Meer
Hinaus und über Berg und Tal und Ströme,
[145] Nach Ost und West, wohin dein Lauf sich kehrt,
Wohin dich irrend deine Schritte tragen,
Solang mein Herz pocht, meine Pulse schlagen,
Solang ich atme, trag' ich dir dein Schwert!
INGOMAR.
Parthenia, du willst –
PARTHENIA
das Schwert fallen lassend und Ingomar umschlingend.
Dir folgen, folgen,
Wohin du gehst; dein Weg soll meiner sein,
Dein Ziel sei meines; wo du Hütten baust,
Da sei mein Vaterland; die Sprache, die
Von deinen Lippen tönet, will ich reden;
Was dich beglückt, das soll mir Wonne sein,
Und was dich schmerzt, das will ich mit erleiden!
Dein bin ich, dein, und nichts von Scheiden mehr! –
INGOMAR.
Ihr ew'gen Götter! Täuscht mich Traumeswahn?
Du liegst an meiner Brust, du liebst mich, du,
Massalias Kind, den Fremdling, den Barbaren?
PARTHENIA.
O nenn' dich mir mit diesem Namen nicht!
Was sind wir gegen dich? Wie starrten sie
Beschämt, verstummt dich an, die stolzen Griechen,
Als du, der Sitte hier zu lernen kam,
Sie ihnen lehrtest, jene heil'ge Sitte,
Die uns die Götter in das Herz geprägt!
Wie groß, wie herrlich standest du vor mir,
Als du, um recht zu tun, mehr als dein Leben,
Die Hoffnung deines Lebens, aufgegeben!
Wie schämt' ich mich, daß ich dich lehren wollte,
Und was denn lehren? Was sie selbst mir erst
Durch lange Jahre mühsam angelernt,
Ohnmächt'ge Formen, Worte, Flittertand;
Du aber hattest aus der Götter Hand
Unmittelbar das echte Gold empfangen,
Den Drang der Seele, der das Gute muß!
Und ich – ich hatte töricht mich vermessen,
In Lügenform dein wahrhaft Herz zu pressen!
Vergib, vergib mir! Jetzt erkenn' ich's klar,
Ein Grieche sein ist nichts, und alles, alles,
Ein wahrhaft menschlich Herz im Busen tragen!
INGOMAR.
Parthenia mein, die Sinne schwinden mir,
Mein, mein –
PARTHENIA.
Ich war ja längst schon dein! Ich war's
Seitdem du weinen lerntest und dich fürchten;
Seit deiner Hand, die meinem Leben drohte,
[146] Das nackte Schwert entsank; seit jenem Tag
Belebte ein Gedanke unsre Seelen,
Ein Wunsch, ein Hoffen unsrer Herzen Schlag,
Und strebt' ich mädchenhaft, dir's zu verhehlen,
Ich liebte mehr nur, mehr dich jeden Tag;
Ich liebte dich, heut lernt' ich dich verstehen,
Und meint' ich sonst zu dir herabzusehen,
Und wähnt' ich stolz, du solltest mich verdienen,
Und legt' ich dir so harte Prüfung auf,
Laß dienend mich so blinden Stolz nun büßen,
Denn, lieberkauft und dein in jedem Sinn,
Als Weib, als Magd, als Sklavin sink' ich hin
Und beuge mich im Staub zu deinen Füßen!
INGOMAR
sie rasch aufhebend.
Zu meinen Füßen, meine Sklavin! Nein;
Zwei Stämme einer Wurzel laß uns sein,
Empor in eines Himmels Wölbung dringend,
Unlösbar fest in eins die Zweige schlingend.
Während Ingomar und Parthenia sich eng umschlungen halten, treten Myron und Actäa aus dem Hause.
ACTÄA.
Da sieh nun selbst!
MYRON.
So schlag' das Wetter drein!
Was soll das? Willst du um den Hals mich bringen,
Du ungeratne Dirne? Fort mit dir ins Haus!
PARTHENIA
Ingomar umschlungen haltend.
Nicht ohne ihn!
ACTÄA.
Mir lähmt's die Glieder!
MYRON
zu Ingomar.
Wie,
Hab' nicht das Gastrecht ich dir aufgekündet,
Und hieß ich dich nicht, andre Herberg' suchen?
So mach' dich auf den Weg!
INGOMAR.
Nicht ohne sie!
Sie hat gewählt, ihr werdet uns nicht trennen;
Mein ist sie, mein, fürs ganze Leben mein!
MYRON.
Wie, rast ihr, seid ihr toll?
ACTÄA.
Und sieh nur, dorten
Naht eben der Timarch –
MYRON.
Gerade jetzt!
Das fehlte noch –
ACTÄA.
Und sieh nur, sieh, Barbaren
An seiner Seite –
MYRON.
Wie, es wird doch nicht –
[147] Doch nein, sie tragen grüne Zweige ja;
Gesandte, denk' ich, sind's der Tectosagen!
ACTÄA.
Was wird nun werden –
MYRON.
Still, da kommen sie!
Der Timarch mit seinem Gefolge tritt auf in Begleitung Alastors und Novios, die grüne Zweige in den Händen tragen.
TIMARCH.
Hier ist der Mann, nach dem ihr ausgesendet,
Und gebt nun, bitt' ich, eure Botschaft kund!
NOVIO.
Er ist's!
ALASTOR.
Fürwahr, er ist es!
Auf Ingomar zugehend.
Ingomar!
INGOMAR.
Wie, seh' ich recht? Ihr seid es –
ALASTOR.
Sei gegrüßt
Im Namen unser aller, Ingomar!
INGOMAR.
Habt Dank dafür und sagt, was führt euch –
ALASTOR.
Höre!
Uns führt der lang beschloßne Fehdezug
Ins Land der Allobrogen hier vorbei,
Und Kunde ward uns, einer unsres Stammes
Wohn' dienstbar hier bei diesem Griechenvolk –
NOVIO.
Da dachten wir, es hätten unterweges
Massalias Männer lauernd dich im Busch
Gefangen und als Sklaven fortgeschleppt –
ALASTOR.
Darob ergrimmten alle, Volk und Führer,
Und sandten uns zu diesen Griechen her,
Zu sehen, ob sie dich als Sklaven halten,
Der unsers Namens Ruhm und Zierde war;
Und wär' es so, so wollen sie, statt Krieg,
Dem Allobrogenvolk ein Bündnis bieten,
Und so den Äduern und den Helvetern
Und, mit gesamter Macht die Stadt belagernd,
Nicht ruhen, bis sie solche Schmach gerächt!
TIMARCH.
Nein, wackre Boten eines edlen Volkes,
Da sei die Huld der ew'gen Götter vor,
Daß eitler Wahn und nichtiges Vermuten
Bewaffne Galliens tapfre Völker alle
Zum blut'gen Krieg mit dieser armen Stadt!
Es ist nicht, wie ihr denkt; der Mann dort –
ALASTOR.
Halt!
Wir sind an ihn gesandt, und er soll reden!
NOVIO.
Sprich ohne Scheu und sag's heraus, sie führten
Als Sklaven dich hinweg!
[148]INGOMAR.
Ich bin ein Freier,
Und freie Wahl hat mich hierher geführt;
Und war ich dienstbar hier, so war's mein Wille,
Der Joch und Zügel selbst sich auferlegt!
ALASTOR.
Dein freier Wille war es! Nun, mag sein;
Wie aber, rede, wie erging dir's hier?
Denn besser dünkt dies Volk sich als wir andern
Und schilt Barbaren uns! So sprich denn, hielten
Sie freundlich dich, gleich einem werten Gast?
NOVIO.
Verletzten dich nicht Hohn und Stachelreden,
Und gaben sie dir gleiches Recht und Ehren,
Wie andern hierzulande –
ALASTOR.
Sprich! In Schutt
Und Trümmer soll Massalia liegen, wenn
Ein Wort, ein Blick nur dich gekränkt!
TIMARCH
geschmeidig.
Laßt, Freunde,
Hier auch mein Zeugnis gelten –
ALASTOR.
Laß ihn reden!
TIMARCH
ängstlich.
Ihr müßt mich hören –
INGOMAR
zum Timarchen.
Sei doch ruhig nur;
Ich brauch' den beiden ja nicht mehr zu sagen,
Als daß du heut das Bürgerrecht mir botest,
Und Haus und Hof und ihre Hand dazu,
Parthenias Hand –
NOVIO.
Die unsre Sklavin war!
ALASTOR.
Die also hat dein Herz von uns gewendet!
Wenn das ist, nun so sei's! Lebt wohl; wir brechen
Noch heute auf ins Allobrogenland;
Massalia habe Frieden!
TIMARCH.
Laßt noch mehr
Als Frieden, laßt uns eure Freundschaft haben,
Und ward der euren einer gleich geachtet
Dem eingeboren Volke dieser Stadt,
Gewährt auch unsern Bürgern frei Geleite
Und heilig Gastesrecht in euren Bergen;
Wir bieten euch ein Bündnis, geht es ein!
ALASTOR.
Uns ward dazu nicht Vollmacht! Kommt hinaus
Und pfleget Rat mit unsers Volkes Führern
Und hört, was sie beschließen –
TIMARCH.
Wohl, es sei;
Ich folge euch, und leih' der Götter Huld
[149] Dem Werk Gedeihen! Komm denn – doch zuvor
Ein Wort zu dir noch, wackrer Ingomar!
Er tritt mit Ingomar einige Schritte in den Vordergrund, während Alastor und Novio sich dem Hintergrund der Bühne zuwenden.
Wenn erst zur Tat du deine Hand verweigert,
Uns beßres Spiel, als wir gehofft, bereitend,
Hast treu du dich in klugem Wort bewährt;
Und also geben wir, wie wir's verhießen,
Dir Myrons Kind, ein stattlich Haus dazu
Und dreißig Unzen Silber, und gewähren
Die jedes Vorrecht, andern Bürgern gleich!
Zu Myron.
Hier steht dein Eidam! Alles Glück mit euch!
Er geht mit den Tectosagen und seinem Gefolge im Hintergrunde der Bühne ab.
MYRON.
Nun, Alte, sieh, wer hat nun recht gehabt?
Das ist ein Eidam! Haus und Hof, dazu
Das Bürgerrecht und dreißig Unzen Silber!
ACTÄA.
Ein Tectosage bleibt er aber doch!
INGOMAR.
Parthenia mein, auf ewig mir errungen!
Ich fass' es kaum! Erfüllt des Herzens Triebe,
Gelöst der Knoten, der sich wirr verschlang,
Versöhnt die Götter, der Geschicke Drang
So mild ans Ziel geführt –
PARTHENIA.
So führt die Liebe!
Während sich die Liebenden umschlingen, und Myron und Actäa hinzutreten, fällt der Vorhang.
[150]