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Den Wäldern ist zu Füßen tief
Das dürre Laub geblieben;
Am Himmel steht ein Scheidebrief
Ins Abendrot geschrieben.
Die Wasser glänzen still und kühl,
Ein Herbst ist drin ertrunken;
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Mir ist ein schauernd Grabgefühl
Ins warme Herz gesunken.
Du schöne Welt! muß ich wohl bald
In diese Blätter sinken,
Daß andres Herz und andrer Wald
Die Lebenslüfte trinken?
Wenn du für dieses Herzens Raum
Ein Beßres weißt zu finden,
Laß mich aus deinem Lebenstraum
Rasch und auf ewig schwinden!

Notes
Entstanden 1849. Erstdruck 1851.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. 12. [Den Wäldern ist zu Füßen tief]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9DBA-4