An den Erzherzog Karl

Als der Krieg im März 1809 auszubrechen zögerte


Schauerlich ins Rad des Weltgeschickes
Greifst du am Entscheidungstage ein,
Und dein Volk lauscht, angsterfüllten Blickes,
Welch ein Los ihm wird gefallen sein.
Aber leicht, o Herr, gleich deinem Leben
Wage du das heilge Vaterland!
Sein Panier wirf, wenn die Scharen beben,
In der Feinde dichtsten Lanzenstand.
Nicht der Sieg ists, den der Deutsche fodert,
Hülflos, wie er schon am Abgrund steht;
Wenn der Kampf nur, fackelgleich, entlodert,
Wert der Leiche, die zu Grabe geht.
Mag er dann in finstre Nacht auch sinken,
Von dem Gipfel, halb bereits erklimmt;
Herr! Die Träne wird noch Dank dir blinken,
Wenn dein Schwert dafür nur Rache nimmt.

Notes
Entstanden 1809. Erstdruck in: Heinrich von Kleists hinterlassene Schriften, hg. Von Ludwig Tieck, Berlin (Reimer) 1821. Erstdruck in: Heinrich von Kleists hinterlassene Schriften, hg. Von Ludwig Tieck, Berlin (Reimer) 1821.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Kleist, Heinrich von. An den Erzherzog Karl. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-B194-9