1866

Horch! Klingt das nicht wie ferner Donnerschall?
Das Schicksal sprüht aus blitzendem Gewitter.
Der Hagel wirft vernichtendes Metall,
Und tief im Blute stehn die tapfern Schnitter.
Da, wo im Süden hoch die Heimath ragt,
Beginnt das Reich, auf morschem Grund zu wanken,
Und weil die Faust es ist, die eisern fragt,
Hat auch die Antwort eiserne Gedanken.
Es fällt der Schlag mit nie geahnter Wucht;
Zertrümmert und in Scherben liegt das Alte.
Nur Einer steht, der mitten in der Flucht
Wohl ahnt, wie es sich wieder neu gestalte.
Die Fahne weht. Den Degen in der Hand,
Schaut stolz er nieder auf die braven Seinen.
In seinem Herzen liegt ihr Vaterland;
Er ist ein Deutscher, will es nicht blos scheinen.
Da klingt ein Horn. Die andern fallen ein,
Und ringsum schmettern jubelnde Fanfaren.
Wer ist der Held? Wer mögen sie wohl sein?
Der Löwe Sachsens ist's mit seinen Schaaren!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). May, Karl. Gedichte. »Der Löwe Sachsens«. 1866. 1866. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-30AC-C