Die Zeugen

Du grün bewachs'nes Tal
Voll klarer, frischer Quellen,
Du Bach, der du so sanft
Hinrieselst deine Wellen,
Du wilder Wasserfall,
Umflort von Silberweiden,
O du geliebter Hain,
Bei euch nur wohnen Freuden,
Wohnt Friede nur allein!
Euch einen Tag zu meiden,
Wär' meinem Herzen Pein!
Denn wenn ich von ihr träume,
So träum' ich auch von euch!
Wenn ihrer ich gedenke,
Gedenk' ich eurer gleich.
Denn hier in diesem Tal
Traf mich zum erstenmal
Aus ihrem Aug' ein Strahl,
Der tief ins Herz mir drang,
Der sie zu lieben mich
Für Ewigkeiten zwang.
Hier lächelte sie mir,
Hier hielt ich ihre Hand,
Hier ihrer Lippe sich
Das süße Ja entwand.
Ihr sahet all mein Glück,
War't Zeugen meiner Lust;
Zu euch, zu euch zurück
Zieht es mich unbewußt.
Hier lausch' ich, ob ihr Tritt
Nicht in den Büschen rausche –
Und – ach, ich weiß es doch,
Daß ich vergebens lausche!
Deckt nicht das kühle Grab,
Was ich so heiß geliebt?
Nacht, senke dich herab,
Die keinen Morgen gibt.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Müller, Friedrich (Maler Müller). Gedichte. Gedichte. Die Zeugen. Die Zeugen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-509B-0