Madonnengesichter

Schwer zu ertragen
Ist Dummheit, wenn sie verschlagen
Ist oder sich überhebt.
Aber im Grunde der Dummheit lebt
Das wehrlos Naive.
Der Dummheit schöne Tiefe
Ist kein Loch.
Hat sie doch
Keinen richtigen Rand
Wie etwa Löcher in Strumpf, Flöte, Sand.
Huren, sich einsam zur Weihnacht berauschend;
Wassermädchen, den Gästen lauschend;
Mägde, die wartend vorm Haus stehn,
Können ergreifend schön aussehn.
Je mehr Verzicht
Aus der Dummheit spricht,
Desto tiefer neigt,
Desto höher steigt
Sie. – Warum zagte der Dichter
Vor dem Titel »Madonnengesichter«?

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TextGrid Repository (2012). Ringelnatz, Joachim. Gedichte. Flugzeuggedanken. Madonnengesichter. Madonnengesichter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-9621-1