[315] Die italiänischen Dichter

1.
Dante

Wes ist das Lied, das mit geweihten Zungen
Des Weltalls Höhn und Tiefen ernst verkündet;
Erst langsam durch des Abgrunds Nacht sich windet,
Der Prüfung Gipfel kühner schon errungen;
Dann, neu gekräftigt, himmelan gedrungen,
Daß Religion und Poesie verbündet
Noch nie so Cherubinen-gleich entzündet
Sich mit den Sphären schwungen und erklungen?
Zugleich der Tempel und des Baues Meister,
Schuf dieß lebend'ge Grabmal seiner Liebe,
Die er, beseligt, Beatrice nannte,
Verbannt hier, Bürger nur im Reich der Geister,
Wo in der Gottheit Schaun die Kraft dem Triebe
Nicht mehr erliegen muß, der große Dante.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schlegel, August Wilhelm. Gedichte. Sonette. Die italiänischen Dichter. 1. Dante. 1. Dante. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-D276-0