282b.

Der Sonntag ist der heilige Tag, welcher Gott gehört. Er darf nicht durch Arbeit, durch Jagd, durch rauschende Vergnügungen gestört werden; wer dieses Verbot übertritt, dem widerfährt Übles; nur der Teufel hat sein Vergnügen daran, Sonntagsruhe und Sonntagsgottesdienst zu verwirren. Wer Sonntags die Nägel beschneidet, muß die ganze Woche in Trauern gehn (Holle), bekommt Bei- und Notnägel (Schönemoor); wenn ein Kind es tut, so stirbt in Bälde sein Vater (Wildeshsn). In Kleidern, die an einem Sonntage gefertigt sind, kann man nicht gesund bleiben; man hat schon erlebt, daß Menschen, die fortwährend kränkelten und denen kein Arzt helfen konnte, genasen, als man ihnen ihre am Sonntage genähten Kleidungsstücke wegnahm und zerschnitt. Wenn Bäume an einem Sonntage beschnitten werden, so gehen sie aus (Mooriem). Dagegen ist Sonntag ein guter Hochzeitstag, und wer am Sonntag geboren ist, hat mehr Glück, findet und erwirbt leichter Schätze, tritt leichter mit der Geisterwelt in Verbindung als andere Menschen. »Sonntagskinder Glückskinder.«


Wenn't Sonndags rägent vor de Miß,
dann rägent de heele Wäke wiß
(Saterld.) Andere Vorbedeutungen, die nur Sonntags vorkommen können: 21, 32.

a.

Um die Nußzeit, also im September, begab sich ein Mann von Neuenkruge, Ksp. Wiefelstede, an einem Sonntagmorgen hinaus ins Feld, um Nüsse zu pflücken. Da er die Stellen kannte, wo viele zu finden waren, so wurde seine Ernte eine ergiebige. Und sie wurde immer reicher, denn bald hängen alle Nußgesträuche brechend voll; ja alles scheint zum Nußstrauche geworden zu sein, Birken, Erlen, Eschen, Buchen, Eichen – alles hängt voll von Nüssen. Da bleibt er betroffen stehen, um sich zu besinnen, und es fällt ihm ein, es sei ja Sonntagmorgen, und offenbar habe hier der Teufel seine Hand im Spiele, um ihm vom Gottesdienste abzuhalten. Er wirft alle Nüsse sogleich weg, eilt zu Hause, zieht sich an und begibt sich zur Kirche.


Vgl. 176h, 192d, e, 194 u. 204e, 521i.

[23] b.

Ein Prediger wurde nach einem Dorfe geholt, und als die Leute ihn wieder nach Hause brachten, sprang zu mehreren Malen ein großer schwarzer Hund zu ihm auf den Wagen. Er stieß ihn zurück und sagte: »Was will der Hund?« aber der Hund ließ nicht ab. Als der Prediger nach Hause kam und in die Studierstube ging, folgte ihm der Hund nach. Da dachte der Prediger: »das muß der Teufel sein«. Denn es fiel ihm ein, daß er am Sonntagmorgen seinen Chorrock hatte flicken lassen. Da betete er so lange, bis der Hund ihn wieder verließ. (Jeverld.)


Vgl. 204dd, 249 u. a, b, k.

c.

In Astrup, Ksp. Visbek, war früher ein Jäger, welcher fast alles liegen ließ, um nur auf die Jagd zu gehen. Einst im Winter, als Schnee gefallen war, fand er an einem Sonntagmorgen eine Spur, welche nach seiner Ansicht eine Marderspur war, und verfolgte dieselbe. Nach vielem Hin- und Herlaufen ging dieselbe in die Gegend von Visbek und zwischen Visbek und Erlte durch. Als er nun Visbek vorbei wollte und hinter Luessen Kamp war, wurde zum Hochamte geläutet. Erst dachte er noch, er müsse doch in die Kirche; allein er fürchtete auch, daß während der Kirchzeit ein anderer kommen könne, welcher der Spur nachgehe. Er beschloß daher, Kirche und Messe für diesmal aufzugeben und nur erst die Spur zu verfolgen. Diese brachte ihn zuletzt bis zu der Visbeker Braut, wo sie unter einen Stein ging. Unter dem Steine war ein ziemlich großes Loch, und er bückte sich, um hineinzusehen; aber da blickte ihm eine Gestalt entgegen, die so häßlich war und ihn so erschreckte, daß er nachher nie wieder an einem Sonntage auf die Jagd gegangen ist.


Vgl. 186n.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Strackerjan, Ludwig. 282b.[Der Sonntag ist der heilige Tag, welcher Gott gehört. Er darf nicht]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-25CF-A