Gegen Leibschmerzen der Tiere:
a.
Liebes Tier, du bist verfangen, Christus hat gehangen. Dabei legt man die Hände in Kreuzform auf das Rückgrat des kranken Tieres.
Gegen Verrenkungen: Petrus und Maria ritten zusammen auf ein Pferd und ritten über eine Brücke, da vertritt das Pferd den einen Fuß. Petrus sprang herunter und bat zu Gott den Vater, daß er möchte geben, daß alle Litt (Glieder) bei Litt, Sehnen bei Sehnen, Aders bei Aders, Knochen bei Knochen – – – und dasselbige begehre ich hier auch (Handschriftl. aus dem Saterld.).
[76]Liebes Tier, du bist verfangen, Christus hat gehangen. Dabei legt man die Hände in Kreuzform auf das Rückgrat des kranken Tieres.
die hl. Maria und ihr Gotteskind. Im Namen des Vaters usw. Ein Vater unser. Drei Kreuze über den Rücken des Tieres machen.
Beim Verfangen der Schweine sagt man in den Marschen:
Mein Schweinchen hast du dich verfangen, Jesus ist ans Kreuz gehangen. (Der Besitzer des Schweines darf um diesen Segen nicht wissen, darf nachher auch nicht dafür danken.)
Christus und Petrus, die beiden gingen über Land. Was fanden sie da? Addern und Schlangen und Ützen. Und was taten sie da? Pußen. Im Namen des Vaters usw. Drei Vater unser.
Du böse Adder, du liegst dahier im Sand mit deinen 9 Jungen, und ich segne dich, daß du nicht mehr schwellen und nicht mehr kellen und nicht mehr stechen kannst (drei Kreuze machen). – Ich sah einst, wie ein Schäferhund von einer Kreuzotter gebissen wurde. Die Wunde schwoll faustdick an. Der Schäfer segnete die Stelle, murmelte dabei Worte, die ich nicht verstand, und bald ging die Schwellung zurück und der Hund war gerettet, nach Meinung des Schäfers infolge des Segnens (Altenoythe).
Gegen das kalte Fieber ist aus den Marschen folgender Spruch eingesandt:
»Unsere Alte hat das Kalte, holt der Teufel die Alte nicht, holt er auch das Kalte nicht,« mit dem Beifügen, daß der Spruch wirklich in Anwendung komme.
Gegen Kopfweh: Im Namen Jesu! Moses schlug mit seiner heiligen Rute in das Meer, das Wasser [77] zerteilte sich, und so sollen sich diese Schmerzen im Kopfe zerteilen. Drei Kreuze machen.
Gegen Wunden durch Metalle: Im Namen Jesu! Ich beschwöre alle Iser und Stahl, Kopper, Messing und Metaal, daß diese keinen Schaden tun an deinem Fleisch und Blut. Kreuze um die verletzte Stelle machen.
Gegen Verstauchungen: Eine Frau heilte den verstauchten Fuß eines Tieres durch Gebet und kreuzweises Drücken. Das Gebet lautete: Der Herr Jesus ritt mit seinem Esel über die Brücke. Auf der Brücke verstauchte sich der Esel den Fuß. Der Herr Jesus stieg ab und heilte den Fuß. Durch jene Kraft wolle der Herr Jesus bewirken, daß dies Tier nicht mehr lahme und hinke (Bösel).
Ihr Bienen und Mörs, wo kommt ihr her? Kommt ihr aus einer Hürbe oder aus dem Paradies? Ich will euch beschwören, ihr sollt euch setzen an Büsche und Gras, an Tacken und Teuger (Zweige), ihr sollt tragen Honig und Wachs, das in allen Kirchen wird gebraucht. Drei Vater unser (Friesoythe).
Imme-Mauer (Mutter) sette di, Gott däi Heer verlette di, dräg Hönnig und Waß, dat brennt so kloar vör Gottes Altoar. Dies ist 3 mal zu sprechen. (Friesoythe) (146).
Im Amte Cloppenburg lebte vor Jahren ein Besprecher, der zur Zeit des Mondbruches (wenn der Mond voll war), großen Zulauf hatte. Er schärfte dem Kranken ein, daß er fest an die Kraft des Besprechens glauben müsse, segnete ihn dann unter Segensprüchen, lief fort, sprang durch's Fenster und kam durchs Fenster wieder herein. So verfuhr er dreimal: beim Aufgang des Mondes, um Mitternacht und kurz vor Sonnenaufgang. – Ein Verwandter dieses Heilkünstlers betete bei Kranken, bediente sich aber dabei zugleich eines in die Augen fallenden äußeren Mittels, nämlich Erde aus einem neuen Grabe auf dem Kirchhof. – Wo Frauen die Kunst ausübten, bestand das Besprechen oder Beten oder Segnen gewöhnlich darin, daß die Beterin die rechte Hand auf die kranke Stelle legte und betete, oder daß sie, nachdem sie die[78] kranke Stelle berührt hatte, hinausging und draußen betend auf und ab wandelte.
In Oldenburg erzählt man, es habe jemand einer alten Frau, die arg am Fieber litt, ein Stückchen Papier in einem kleinen Beutelchen gegeben, sie solle dasselbe in dem Beutelchen ein Jahr lang am Halse tragen und dann wegwerfen, aber niemals nachsehen, was auf dem Papiere stehe. Die Alte, heißt es, trug das Beutelchen eine Zeit lang und wurde gesund. Nach etwa einem halben Jahre glaubte sie sicher zu sein, legte das Beutelchen ab, öffnete das Papier und las jenen Spruch. Aber in demselben Augenblicke wurde sie von einem heftigen Fieberfrost befallen und soll die Krankheit auch nicht wieder los geworden sein.
Die Oldenb. luth. Kirchenordnung von 1573 mußte die Küster mit Absetzung bedrohen, »so sie noch mit gottlosen Teufelssagen oder Arzney umbgingen und wie auf etlichen Dörfern geschehe, St. Johannesevangelium schreiben, den Leuten um die Hälse hingen gegen allerley Krankheit und Zauberey.« Man ließ nämlich das Johannesevangelium hübsch sauber auf Papier schreiben, brachte es heimlich unter die Altardecke einer katholischen Kirche, wartete, bis der Priester 3 Messen darüber gelesen hatte, steckte es in einen Federkiel oder in eine ausgehöhlte Haselnuß, verkittete die Öffnung mit Lack oder Wachs oder ließ solche in Kapseln oder Silber fassen und hing sie um den Hals. (Schauenburg a.a.O. IV, 121.)