[93] An Friedrich Schlegel

Im Centro liegt das ew'ge Feu'r verhüllet,
Dem großen Vater ringt es stets entgegen
Mit süßen sehnsuchtsvollen Pulsesschlägen,
Daß Baum und Blum' zum blauen Aether quillet.
Doch wird ihm oft nicht so die Brunst gestillet,
Dann muß dem wild zerstör'nden Flammen-Seegen
Sich Blume, Flur und Waldberg seitwärts legen,
Dann klopft der Erde Herz hoch lusterfüllet.
In's alte Chaos will die Welt zerrinnen,
Die heil'ge Furcht kann sie zurück nur halten,
Die Braut entzieht sich noch der Hochzeitsfeyer.
Die Geister woll'n die lichte Nacht gewinnen,
Und sänft'gen sich in tausendfach Gestalten,
Im reinen Zorn glänzt oft das Liebesfeuer.

Notes
Erstdruck in: Poetisches Journal, Jena (Frommann) 1800.
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TextGrid Repository (2012). Tieck, Ludwig. An Friedrich Schlegel. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-548E-1